01.03.2013 Aufrufe

Sonderuntersuchung Heuschrecken - LIK NORD

Sonderuntersuchung Heuschrecken - LIK NORD

Sonderuntersuchung Heuschrecken - LIK NORD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PEPL <strong>LIK</strong>.Nord<br />

Pflege- und Entwicklungsplan zum<br />

Naturschutzgroßprojekt „Landschaft der Industriekultur Nord“<br />

<strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong>


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord<br />

Pflege- und Entwicklungsplan zum<br />

Naturschutzgroßprojekt „Landschaft der Industriekultur Nord“<br />

<strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Auftraggeber:<br />

Auftragnehmer:<br />

Bearbeitung:<br />

Datum:<br />

Zweckverband <strong>LIK</strong>.Nord<br />

Alexander-von-Humboldt-Straße 6<br />

66528 Schiffweiler<br />

Kontakt: Detlef Reinhard<br />

agl<br />

angewandte geographie,<br />

landschafts-, stadt- und raumplanung<br />

Hartz Saad Wendl<br />

Großherzog-Friedrich-Straße 47<br />

66111 Saarbrücken<br />

Projektleitung: Andrea Hartz<br />

Technische Projektleitung: Peter Wendl<br />

ecorat - Umweltberatung &<br />

Freilandforschung<br />

Auf Drei Eichen 3<br />

66679 Losheim am See<br />

Dipl.-Geograph Günter Süßmilch<br />

Dipl.-Ing. Martin Buchheit<br />

11. November 2011


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

1. Veranlassung und Zielsetzung<br />

Seite<br />

4<br />

2. Methodik 4<br />

3. Ergebnisse 6<br />

3.1 Arteninventar 6<br />

3.2 Charakterisierung der Artengemeinschaften 8<br />

4. Bestandsbeschreibung und Charakterisierung der wertgebenden Arten 11<br />

4.1 Zielarten der Halden, Abgrabungen und Aufschüttungen 11<br />

4.1.1 Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) 11<br />

4.1.2 Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) 12<br />

4.2 Weitere wertgebende Arten 13<br />

4.2.1 Kurzflügelige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) 13<br />

4.2.2 Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) 14<br />

4.2.3 Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata) 16<br />

4.2.4 Feldgrille (Gryllus campestris) 17<br />

4.2.5 Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) 18<br />

4.2.6 Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus) 19<br />

4.2.7 Langfühler-Dornschrecke (Tetrix tenuicornis) 20<br />

4.3 Verbreitung der Zielarten in den Landschaftslaboren 21<br />

5. Ableitung von Handlungsfeldern 24<br />

6. Literatur 28<br />

7. Anhang 30<br />

7.1 Tabellen und Abbildungen 30<br />

7.2 Fotodokumentation (Auswahl) 34<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Übersicht der Probeflächen zur Erfassung der Individuendichte von<br />

<strong>Heuschrecken</strong> 5<br />

Tab. 2: Schema zur Einstufung der Individuendichte der <strong>Heuschrecken</strong> 6<br />

Tab. 3: Liste der nachgewiesenen <strong>Heuschrecken</strong> 6<br />

Tab. 4: Einstufung der nachgewiesenen <strong>Heuschrecken</strong> entsprechend ihrer Häufigkeit<br />

und Biotopbindung 9<br />

Tab. 5: Schema zur Bewertung der Kerngebiete als Lebensraum von <strong>Heuschrecken</strong> 10<br />

Tab. 6: Handlungsempfehlungen für die Zielarten bzw. gebietstypische Arten in den<br />

Kerngebieten 24<br />

Tab. 7: Verbreitung der nachgewiesenen <strong>Heuschrecken</strong> in den Kerngebieten 30<br />

Tab. 8: Ergebnisse der Probeflächenuntersuchungen 32<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 3


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

1. Veranlassung und Zielsetzung<br />

Das Naturschutzgroßvorhaben „Landschaft der Industriekultur Nord“ (<strong>LIK</strong>.Nord) liegt im mittleren Saarland<br />

und umfasst einen urban-industriellen Raum, dessen Landschaft in charakteristischer Weise von der<br />

Montanindustrie geprägt wurde. Während der südliche Teil durch einen hohen Waldanteil mit zahlreichen<br />

Landschaftsprägenden Bergbaurelikten gekennzeichnet ist, dominieren im nördlichen Teil Offenlandflächen,<br />

in denen die Entwicklung des Arbeiterbauerntums eine kleinparzellierte Nutzung gefördert hat (PLA-<br />

NUNGSGRUPPE AGL 2008). Die sehr unterschiedlichen, meist jedoch eng verzahnten Strukturen haben dadurch<br />

eine Vielzahl an Ökozonen und Übergangsbereichen hervorgebracht, die von besonderem ökologischem<br />

Interesse sind.<br />

Der Projektraum zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt an sehr verschiedenen Standortvoraussetzungen,<br />

Ökosystemen und Arten aus. Für die Landschaft der Industriekultur Nord sind zahlreiche repräsentative<br />

Arten und Lebensräume dokumentiert, die aufgrund ihres Rote-Liste-Status als gefährdet gelten oder für<br />

die das Saarland eine besondere Schutzverantwortung trägt (vgl. ZfB 2005, PLANUNGSGRUPPE AGL 2008).<br />

Aus diesem Pool sowie einem projektbedingten Entwicklungspotenzial wurden im Zuge des Projektantrages<br />

Zielarten und -biotope abgeleitet, die vorrangig geschützt und entwickelt werden sollen.<br />

Als Grundlage zur Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplans für das Naturschutzgroßvorhaben erfolgte<br />

im Sommer 2011 eine aktuelle Erhebung der <strong>Heuschrecken</strong> auf ausgewählten Probeflächen, ergänzt<br />

durch Übersichtsbegehungen in bevorzugten <strong>Heuschrecken</strong>-Lebensräumen innerhalb der Kerngebiete.<br />

Im Vordergrund steht die Erfassung von wertgebenden bzw. gebietstypischen <strong>Heuschrecken</strong>arten,<br />

anhand derer sich die naturschutzfachlichen Ziele im Projektraum beispielhaft definieren und evaluieren<br />

lassen.<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen der aktuellen Erfassung soll die <strong>Heuschrecken</strong>fauna des Projektraumes<br />

charakterisiert und bewertet werden. Hieraus werden konkrete Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen<br />

für Zielarten abgeleitet und konkretisiert.<br />

2. Methodik<br />

Die Angaben zur <strong>Heuschrecken</strong>fauna resultieren aus der jeweils zweimaligen Begehung aller 18 Kerngebiete<br />

im Juli und August 2011. Der Nachweis phänologisch früher Arten (v. a. Feldgrille, Dornschrecken)<br />

erfolgte durch zusätzliche Kontrollen entsprechender Habitate im Mai und Juni (im Rahmen der avifaunistischen<br />

Erhebungen, ECORAT 2011).<br />

Die Sommerbegehungen wurden nur an warmen, trockenen Tagen zu Zeiten maximaler <strong>Heuschrecken</strong>aktivität<br />

zwischen 10.30 und 17.00 Uhr durchgeführt. Während auf den Halden- und Abgrabungsflächen<br />

eine weitgehend flächendeckende Kontrolle erfolgte, wurden innerhalb der übrigen Offenlandschaft (z. B.<br />

in den Kerngebieten 10, 14 oder 15) die für <strong>Heuschrecken</strong> besonders geeignet erscheinenden Teilflächen<br />

gezielt aufgesucht. Waldflächen bzw. Waldsäume wurden dagegen nur stichprobenartig untersucht.<br />

Neben dem Handfang und dem gezielten Keschern einzelner <strong>Heuschrecken</strong> erfolgte die qualitative Erfassung<br />

im Wesentlichen anhand der artspezifischen Gesänge. Zum Nachweis nicht singender <strong>Heuschrecken</strong>,<br />

etwa den Arten der Gattung Tetrix, wurde direkt in von ihnen bevorzugten Strukturen (Rohbodenstandorte,<br />

Ufersäume etc.) nachgesucht.<br />

Zur Erfassung möglicher dämmerungs- und nachtaktiver Arten wurden zwei Begehungen unter Einsatz<br />

eines Detektors (SSF BAT 2) in die späten Abendstunden ausgedehnt. Neben dem etwaigen Nachweis von<br />

Arten der Gattung Barbitistes wurde der Detektor auch zum Aufspüren von Schwertschrecken (insbesondere<br />

von Conocephalus dorsalis) eingesetzt.<br />

Mit Ausnahme stichpunktartiger Kontrollen (Umdrehen von Steinen) wurde aus Naturschutzgründen auf<br />

die gezielte Suche nach der Ameisengrille Myrmecophilus acervorum, die vorwiegend in Nestern von Ameisen<br />

der Gattung Lasius lebt, verzichtet, zumal keine Hinweise auf ein etwaiges Vorkommen der Art im<br />

Projektgebiet vorlagen (S. Maas, pers. Mittl.).<br />

Als semiquantitative Erfassungsmethode fand eine Abschätzung der Individuendichte auf insgesamt 17<br />

ausgesuchten Probeflächen statt, die entweder für das Untersuchungsgebiet charakteristische Biotoptypen<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 4


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

oder aber für <strong>Heuschrecken</strong> wichtige Habitatstrukturen repräsentieren (Tab. 2). Es waren dies in erster<br />

Linie vegetationsarme Stellen bzw. Sukzessionsflächen im Bereich von Halden und Abgrabungen, magere<br />

Wiesen und Brachen sowie in wenigen Fällen feuchte Grünlandflächen bzw. Uferzonen.<br />

Tab. 1: Übersicht der Probeflächen zur Erfassung der Individuendichte von <strong>Heuschrecken</strong><br />

Landschaftslabor Lfd. Nr. Lage und Kurzbezeichnung der Probefläche<br />

Waldwirtschaft und natürliche<br />

Prozesse<br />

1.1 Kerngebiet 1: weitgehend bodenoffene Schlackenhalde, randlich<br />

kleinere Gebüsche, im vorderen Teil wechselfeuchte Zone/Kleingewässer<br />

mit geringem Bewuchs<br />

1.2 Kerngebiet 1: Waldsaum und Uferzone (Röhricht, Hochstauden) entlang<br />

des Kohlbachweihers<br />

Vogelzug und Wilde Weiden 2.1 Kerngebiet 2: ruderale Wiese/Brache entlang der Dammböschung des<br />

Hahnwiesweihers<br />

2.2 Kerngebiet 2: zweischürige Mähwiese nördlich des Hahnwiesweihers<br />

2.3 Kerngebiet 2: frische bis feuchte Mähwiese entlang der Merch<br />

2.4 Kerngebiet 2: seggenreiche Mähwiese/Quellflur im Hangbereich des<br />

Merchtals<br />

Bergbaufolgelandschaft 6.1 Kerngebiet 6: weitgehend vegetationsfreie, ebene Schlackenfläche<br />

Neuerfindung der Bergmannskuh<br />

6.2 Kerngebiet 6: Sukzessionsfläche aus Gräsern und Stauden auf Abraumfläche,<br />

randlich Gehölze eindringend, nur noch einzelne (wenige)<br />

bodenoffenen Bereiche<br />

6.3 Kerngebiet 6: zweischürige Mähwiese innerhalb des Waldbestandes,<br />

Flächen im Tagesverlauf teilweise beschattet, kleinere wechselfeuchte<br />

Stellen (mit geringem Bestand an Flatterbinse)<br />

6.4 Kerngebiet 6: süd- bis südwestexponierte Böschung der Halde Geisheck,<br />

im unteren Teil bereits zunehmende Verbuschung (Birken), im<br />

oberen Abschnitt nur spärlicher Bewuchs aus Gräsern und Moosen,<br />

teilweise bodenoffene Bereiche<br />

6.5 Kerngebiet 6: nasse, staufeuchte Hochstauden und Röhrichte entlang<br />

des Binsentals, randlich Gehölze eindringend<br />

6.6 Kerngebiet 6: süd- bis ostexponierte Böschung der Halde Dechen,<br />

weitgehend bodenoffen, nur randlich Gehölze bzw. Grassäume<br />

6.7 Kerngebiet 6: lichter Stauden und Ufersaum am Rande eines kleinen,<br />

naturnahen Teiches südlich der Halde Dechen<br />

10.1 Kerngebiet 10 (Graulheck): magere, zweischürige Mähwiese im unteren<br />

Hangbereich nordwestlich des Graulheckweiher<br />

13.1 Kerngebiet 13 (Fahrbach): magere, südexponierte Mähwiese mit<br />

Obstbaumreihe am Hang des Fahrbachtals<br />

14.1 Kerngebiet 14 (Eisenhümes): frische bis feuchte (einschürige) Wiese<br />

am Oberlauf des Fahrbachs<br />

15.1 Kerngebiet 15 (Mühlbachtal): magere, zweischürige Mähwiese auf der<br />

Kuppe einer kleinen Anhöhe südwestlich von Stennweiler<br />

Den Angaben zur Individuendichte (Abundanz) wird ein für den Biotoptyp repräsentativer und homogener<br />

Teilausschnitt von ca. 200 bis 500 m² zugrunde gelegt. Die einzelnen Probeflächen wurden einmal im<br />

Frühjahr (Ende Mai) sowie zwei Mal im Sommer (Juli/August) begangen, wobei der jeweils maximale Abundanzwert<br />

zur Auswertung herangezogen wird (Tab. 2).<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 5


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Tab. 2: Schema zur Einstufung der Individuendichte der <strong>Heuschrecken</strong><br />

Individuendichte<br />

Beschreibung<br />

III häufig auf der gesamten Fläche<br />

II zwischen III und I (oder nur stellenweise häufig)<br />

I wenige Exemplare<br />

R Einzelexemplar(e)<br />

Die Nomenklatur richtet sich nach CORAY & LEHMANN (1998) sowie HELLER et al. (1998); die deutschen Namen<br />

orientieren sich an DETZEL (1995).<br />

3. Ergebnisse<br />

3. 1 Arteninventar<br />

Innerhalb der Kerngebiete wurden 29 <strong>Heuschrecken</strong>arten nachgewiesen, davon mindestens 27 Arten mit<br />

bodenständigem Vorkommen (Tab. 3 bzw. Tab. 6, Anhang). Dies sind mehr als zwei Drittel der im Saarland<br />

bisher festgestellten 40 Arten (DORDA et al. 1996, DELATTINA).<br />

Insgesamt fünf Arten (Kurzflügelige Schwertschrecke, Warzenbeißer, Westliche Beißschrecke, Feldgrille<br />

und Heidegrashüpfer) gelten als bestandsgefährdet nach der “Roten Liste der <strong>Heuschrecken</strong> des Saarlandes“<br />

(DORDA et al. 1996). Warzenbeißer, Feldgrille sowie die Blauflügelige Ödlandschrecke und Blauflügelige<br />

Sandschrecke werden ebenfalls in der bundesweiten Roten Liste geführt (MAAS et al. 2002). Blauflügelige<br />

Ödlandschrecke sowie die Blauflügelige Sandschrecke gelten zugleich als besonders geschützt nach<br />

der Bundesartenschutzverordnung.<br />

Tab. 3: Liste der nachgewiesenen <strong>Heuschrecken</strong><br />

deutscher Artname wissenschaftlicher Artname besiedelte<br />

Struktur<br />

Langfühlerschrecken Ensifera<br />

Rote<br />

Liste SL<br />

Punktierte Zartschrecke Leptophyes punctatissima G (O) D **<br />

Gemeine Sichelschrecke Phaneroptera falcata G (O) ** *<br />

Gemeine Eichenschrecke Meconema thalassinum G (W) D *<br />

Kurzflügelige Schwertschrecke Conocephalus dorsalis O 2 V<br />

Langflügelige Schwertschrecke Conocephalus fuscus O * *<br />

Grünes Heupferd Tettigonia viridissima G (W,O) ** *<br />

Warzenbeißer Decticus verrucivorus O 3 3<br />

Westliche Beißschrecke Platycleis albopunctata O 2 V<br />

Roesels Beißschrecke Metrioptera roeselii O ** *<br />

Zweifarbige Beißschrecke Metrioptera bicolor O ** *<br />

Gewöhnliche Strauchschrecke Pholidoptera griseoaptera G (WO) ** *<br />

Feldgrille Gryllus campestris B 3 3<br />

Waldgrille Nemobius sylvestris B (W) ** *<br />

Weinhähnchen Oecanthus pellucens G (O) R *<br />

Kurzfühlerschrecken Caelifera<br />

Säbeldornschrecke Tetrix subulata B (O) * *<br />

Gemeine Dornschrecke Tetrix undulata B (O,W) * *<br />

Rote<br />

Liste D<br />

Schutzstatus<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 6


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

deutscher Artname wissenschaftlicher Artname besiedelte<br />

Struktur<br />

Rote<br />

Liste SL<br />

Rote<br />

Liste D<br />

Langfühler-Dornschrecke Tetrix tenuicornis B (O,W) D *<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens B (O) * 3 §<br />

Blauflügelige Sandschrecke Sphingonotus caerulans B (O) R 2 §<br />

Sumpfschrecke Stethophyma grossum O * *<br />

Große Goldschrecke Chrysochraon dispar O ** *<br />

Bunter Grashüpfer Omocestus viridulus O * *<br />

Heidegrashüpfer Stenobothrus lineatus O 3 V<br />

Rote Keulenschrecke Gomphocerippus rufus O (G) ** *<br />

Weißrandiger Grashüpfer Chorthippus albomarginatus O * *<br />

Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus O ** *<br />

Brauner Grashüpfer Chorthippus brunneus B (O) ** *<br />

Wiesengrashüpfer Chorthippus dorsatus O * *<br />

Gemeiner Grashüpfer Chorthippus parallelus O ** *<br />

Erläuterungen:<br />

Schutzstatus<br />

besiedelte Struktur: B Boden<br />

G Gebüsch, Einzelbäume<br />

O Offenland / Grünland<br />

(O) Nebenvorkommen im Offenland<br />

(O,W) Nebenvorkommen im Offenland und/oder im Wald<br />

Gefährdungskategorien: 0 ausgestorben oder verschollen<br />

1 vom Aussterben bedroht<br />

2 stark gefährdet<br />

3 gefährdet<br />

V Vorwarnstufe<br />

R extrem selten<br />

D Daten mangelhaft<br />

** mit Sicherheit ungefährdet<br />

* derzeit nicht gefährdet<br />

Schutzstatus: § besonders geschützte Art nach BNatSchG / Bundesartenschutzverordnung<br />

Quellen: DORDA et al. (1996), MAAS et al. (2002)<br />

Die Ergebnisse der semiquantitativen <strong>Heuschrecken</strong>erfassung sind für jede Probefläche einzeln dargestellt<br />

(Tab. 7, Anhang). Die Probeflächen spiegeln mit Ausnahme von 3 Arten (Gemeine Eichenschrecke, Weinhähnchen,<br />

Langfühler-Dornschrecke) das gesamte Artenspektrum der Kerngebiete wider.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 7


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

3.2 Charakterisierung der Artengemeinschaften<br />

Die <strong>Heuschrecken</strong>fauna des Projektraumes weist mit 29 nachgewiesenen Arten eine - bezogen auf das<br />

Saarland - vergleichsweise hohe Artenzahl bei zugleich mittleren bis hohen Individuendichten auf. Die<br />

höchsten Artenzahlen weisen erwartungsgemäß die Kerngebiete mit größeren und strukturreichen Offenlandschaften<br />

auf. Durch artenreichere Zönosen mit mehr als 20 Arten sind neben dem Kerngebiet 2<br />

(Hahnwiesweiher und umliegendes Grünland) insbesondere die Offenlandgebiete „Grauheck“ (Kerngebiet<br />

10), Fahrbach (Kerngebiet 13), Eisenhümes (Kerngebiet 14) und Mühlbachtal (Kerngebiet 15) gekennzeichnet<br />

(vgl. Tab. 6 und 7, Anhang). Trotz eines vergleichsweise geringen Offenlandanteils weist<br />

auch die Bergbaufolgelandschaft (Kerngebiet 6) eine hohe Gesamtartenzahl auf, was in erster Linie auf<br />

den kleinräumigen Wechseln von Sonderstandorten und Ökotonen innerhalb der vom Bergbau stark überformten<br />

Waldlandschaft zurückzuführen ist.<br />

Die festgestellten <strong>Heuschrecken</strong>gemeinschaften sind charakteristisch und für den Naturraum weitgehend<br />

vollständig ausgebildet. Die Zönosen des Grünlandes setzen sich aus gebietstypischen, wenn auch überwiegend<br />

häufigen und kommunen Arten zusammen. Die höchsten Artenzahlen innerhalb der Probeflächen<br />

(11 bis 13 Arten) finden sich auf extensiv bewirtschafteten Wiesen, die zumeist randlich schmale<br />

Säume aus Altgras oder Brachen aufweisen. Vereinzelt finden sich im Artenspektrum wertgebende bzw.<br />

bestandsgefährdeten Arten der Roten Liste (Feldgrille Gryllus campestris, Heidegrashüpfer Stenobothrus<br />

lineatus, Warzenbeißer Decticus verrucivorus), meist jedoch nur in mittleren bis geringen Populationsgrößen.<br />

Als weitere naturraumtypische und ungefährdete Begleitarten treten im Grünland der Wiesengrashüpfer<br />

Chorthippus dorsatus sowie der Bunte Grashüpfer Omocestus viridulus mit hoher Stetigkeit auf.<br />

Die Gemeine Sichelschrecke Phaneroptera falcata kennzeichnet die bereits leicht verbuschten Übergangsbereiche<br />

von Wiesenbrachen zu angrenzenden, sonnenexponierten Waldsäumen; daneben ist die Art im<br />

Projektraum auch in den feuchten Hochstaudenfluren der Tallagen verbreitet. Als Charakterart der mageren<br />

Halbtrockenrasen ist das Weinhähnchen Oecanthus pellucens mit Einzelfunden in zwei mageren, gering<br />

verbuschten Wiesen belegt. Frühere, bodenständige Vorkommen der Art fehlen aus den untersuchten<br />

Naturräumen; die Nachweise kennzeichnen vielmehr die anhaltende Arealexpansion des Weinhähnchens.<br />

Auf den mehrschürigen, frischen bis nur mäßig feuchten Grünlandflächen sind vergleichsweise arten- und<br />

individuenarme <strong>Heuschrecken</strong>gemeinschaften ausgebildet (5 bis 8 Arten). Im Bereich des Wirtschaftsgrünlandes<br />

dominieren allgemein häufige „Allerweltsarten“ wie der Gemeine Grashüpfer Chorthippus<br />

parallelus, Roesels Beißschrecke Metrioptera roeselii sowie die Große Goldschrecke Chrysochraon dispar.<br />

Typische Begleitart ist der Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus, der oft erst nach der Mahd von<br />

angrenzenden Flächen in die Intensivwiesen eindringt.<br />

Als Charakterarten des Feuchtgrünlandes treten Sumpfschrecke Stethophyma grossum sowie Kurzflügelige<br />

Schwertschrecke Conocephalus dorsalis in mehrere Kerngebieten auf. Während letztere nur in extensiv<br />

bewirtschafteten Wiesen und Weiden mit zumindest kleinflächigen Binsen- bzw. Waldsimsenbeständen<br />

nachgewiesen werden kann, tritt die Sumpfschrecke selbst auf mehrschürigen Wiesen auf, sofern zumindest<br />

kleinflächig (meist nur wenige Quadratmeter große) staufeuchte Stellen existieren. Die Art ist in den<br />

Auenwiesen des Projektraumes weit verbreitet und besitzt hier teils sehr individuenreiche Populationen<br />

(SÜßMILCH 1993).<br />

Von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind die <strong>Heuschrecken</strong>zönosen der Sekundärstandorte,<br />

insbesondere der offenen Halden und Schlackenflächen. Hier sind artenarme, jedoch charakteristische<br />

<strong>Heuschrecken</strong>gemeinschaften mit wärmeliebenden und wertgebenden Arten ausgebildet. Die Blauflügelige<br />

Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens ist auf allen offenen Halden und Abraumflächen in überaus<br />

hohen Dichten verbreitet und dringt von hier in umliegende Biotope des Siedlungsraumes, aber auch in<br />

die Wälder vor (etwa über besonnte, geschotterte Wege). Die Blauflügelige Sandschrecke Sphingonotus<br />

caerulans besitzt im Projektraum ein Schwerpunktvorkommen innerhalb des Saarlandes; ihr Auftreten<br />

kennzeichnet zumeist größere, stark besonnte und nur sehr gering bewachsene Abraumflächen.<br />

Die bereits durch etwas dichtere, krautige Fluren gekennzeichneten Sukzessionsstadien der Halden und<br />

Abraumflächen werden vereinzelt von der Westlichen Beißschrecke Platycleis albopunctata oder der Feldgrille<br />

Gryllus campestris besiedelt. Zu den typischen, noch häufigen und weit verbreiteten Begleitarten der<br />

Halden zählen die Gemeine Dornschrecke Tetrix undulata, der Braune Grashüpfer Chorthippus brunneus<br />

sowie der Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus. An den offenen Uferzonen der Schlammweiher,<br />

aber auch an kleineren, wechselfeuchten Pfützen und Gräben innerhalb der Bergbauflächen ist die Säbeldornschrecke<br />

Tetrix subulata in teils hoher Dichte anzutreffen.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 8


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Die natürlicherweise artenarmen Hecken und Gebüsche werden im Projektraum von wenigen, wenn auch<br />

typischen und allgemein ungefährdeten Arten besiedelt, wie etwa der häufigen Gewöhnliche Strauchschrecke<br />

Pholidoptera griseoaptera, der Eichenschrecke Meconema thalassinum oder der Punktierten Zartschrecke<br />

Leptophyes punctatissima. Die Waldgrille Nemobius sylvestris ist in beiden Naturräumen zahlreich<br />

entlang von trockenen Waldsäumen vertreten; mit zunehmendem Gehölzaufwuchs werden auch die<br />

Haldenstandorte besiedelt, insbesondere Bereiche mit hohem Kiefernanteil. Demgegenüber liegen die<br />

Schwerpunktvorkommen der Roten Keulenschrecke Gomphocerippus rufus in den Kerngebieten außerhalb<br />

des Saarkohlewaldes, wo besonnte Waldsäume, aber auch ältere Brachen (z. B. mit Ginstersukzession)<br />

besiedelt werden.<br />

Die im Untersuchungsraum nachgewiesenen <strong>Heuschrecken</strong>arten sind in Tab. 4 in Bezug auf ihre Biotopbindung,<br />

spezielle Habitatansprüche sowie ihr Auftreten innerhalb der Kerngebiete gruppiert. Die wertgebenden<br />

bzw. gebietstypischen Arten werden in Kapitel 4 anhand ihrer ökologischen Ansprüche sowie<br />

ihrer Vorkommen innerhalb der Kerngebiete näher beschrieben.<br />

Tab. 4: Einstufung der nachgewiesenen <strong>Heuschrecken</strong> entsprechend ihrer Häufigkeit und Biotopbindung<br />

Gruppe Beschreibung In den Kerngebieten<br />

vorhandene Vertreter<br />

Einzelfunde Arten, die im Rahmen der Erfassung nur einmal als<br />

Einzelindividuum nachgewiesen werden konnten und<br />

sich deshalb nur eingeschränkt zur Interpretation<br />

heranziehen lassen (z. B. sehr versteckt lebende <strong>Heuschrecken</strong><br />

mit einer jedoch allgemein weiten Verbreitung<br />

oder kurzfristig zugewanderte Arten).<br />

Häufige Arten Vertreter dieser Gruppe besitzen meist wenig differenzierte<br />

Habitatansprüche oder sind aufgrund der<br />

Häufigkeit ihrer Habitatstrukturen im Untersuchungsraum<br />

allgemein als weit verbreitete Arten anzusehen.<br />

Charakteristische bzw.<br />

wertgebende Arten<br />

Arten, die entweder gefährdet bzw. selten sind oder<br />

charakteristische Arten mit mittlerer Häufigkeit, die<br />

aufgrund ihrer räumlichen Verteilung eine eindeutige<br />

Bindung an bestimmte Biotoptypen erkennen lassen:<br />

Diese Arten oder auch Artengefüge können als wertbestimmend<br />

für das Untersuchungsgebiet angesehen<br />

werden; sie lassen sich daher allgemein auch als Leit-<br />

bzw. Zielarten zur naturschutzfachlichen Bewertung<br />

heranziehen.<br />

Tetrix tenuicornis<br />

Oecanthus pellucens<br />

Chorthippus albomarginatus<br />

Chorthippus biguttulus<br />

Chorthippus brunneus<br />

Chorthippus dorsatus<br />

Chorthippus parallelus<br />

Chrysochraon dispar<br />

Conocephalus fuscus<br />

Gomphocerippus rufus<br />

Leptophyes punctatissima<br />

Meconema thalassinum<br />

Metrioptera bicolor<br />

Metrioptera roeselii<br />

Nemobius sylvestris<br />

Omocestus viridulus<br />

Phaneroptera falcata<br />

Pholidoptera griseoaptera<br />

Stethophyma grossum<br />

Tetrix subulata<br />

Tetrix undulata<br />

Tettigonia viridissima<br />

Conocephalus dorsalis<br />

Decticus verrucivorus<br />

Gryllus campestris<br />

Oedipoda caerulescens<br />

Platycleis albopunctata<br />

Sphingonotus caerulans<br />

Stenobothrus lineatus<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen der Bestandserhebung erfolgt eine Bewertung der Kerngebiete als Lebensraum<br />

für <strong>Heuschrecken</strong>. Die Bewertung bezieht sich ausschließlich auf Offen- bzw. Halboffenlandbereiche,<br />

die im Rahmen der Erfassungen durch Probeflächenuntersuchungen oder aber durch Übersichtsbegehungen<br />

kontrolliert wurden. Waldflächen bleiben grundsätzlich unberücksichtigt, da hier mit Ausnahme<br />

stichprobenartiger Kontrollen keine weiteren flächenbezogenen Kontrollen erfolgten. Zudem fehlen<br />

im Naturraum für diesen Lebensraumtyp wertgebende Charakterarten.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 9


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Zur Beurteilung wird ein fünfstufiger Bewertungsrahmen zugrunde gelegt, in Anlehnung an RECK (1996)<br />

sowie modifiziert nach weiteren faunistischen Kriterien (vgl. BRINKMANN 1998, PLACHTER et al. 2002).<br />

Die Bewertung erfolgt vor dem Hintergrund der Gefährdungssituation, in Kombination mit Art und Zustand<br />

der vorgefundenen Tierlebensräume (Tab. 5). Kriterien sind hierbei vor allem die Populationsgröße<br />

sowie Standortpotential oder -qualität (z. B. Mindestgröße, Zustand und Vernetzung von Teilgebieten).<br />

Erfüllt ein Lebensraum mehrere Funktionen gleichzeitig (z. B. bedeutsamer Lebensraum und zugleich Vernetzungskorridor),<br />

so erhöht sich dessen Wertigkeit.<br />

Tab. 5: Schema zur Bewertung der Kerngebiete als Lebensraum von <strong>Heuschrecken</strong><br />

Wertstufe Definition / Kriterium<br />

sehr hoch Ein Vorkommen einer vom Aussterben bedrohten Tierart.<br />

Vorkommen mehrerer stark gefährdeter Tierarten in überdurchschnittlichen Bestandsgrößen.<br />

Vorkommen zahlreicher gefährdeter Tierarten in überdurchschnittlichen Bestandsgrößen.<br />

Vorkommen stenotoper Tierarten mit Anpassung an sehr stark gefährdete Lebensräume.<br />

Biotope oder Biotoptypen mit sehr hoher tierökologischer Bedeutung.<br />

- nicht vergeben -<br />

hoch Ein Vorkommen einer stark gefährdeten Tierart.<br />

Vorkommen mehrerer gefährdeter Tierarten in überdurchschnittlichen Bestandsgrößen.<br />

Vorkommen stenotoper Tierarten mit Anpassung an stark gefährdete Lebensräume.<br />

Biotope oder Biotoptypen mit mindestens hoher tierökologischer Bedeutung.<br />

mittel Vorkommen von gefährdeten Tierarten.<br />

Allgemein hohe Tierartenzahlen bezogen auf den biotoptypischen Erwartungswert.<br />

Vorkommen stenotoper Arten mit Anpassung an gefährdete Lebensräume.<br />

Biotope oder Biotoptypen mit mindestens mittlerer tierökologischer Bedeutung.<br />

gering<br />

Gefährdete Tierarten fehlen, bezogen auf die biotopspezifischen Erwartungswerte stark unterdurchschnittliche<br />

Artenzahlen (nahezu ausschließlich verbreitete und häufige Tierarten).<br />

- nicht vergeben -<br />

sehr gering Anspruchsvollere Tierarten kommen nicht vor.<br />

- nicht vergeben -<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 10


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

4. Bestandsbeschreibung und Charakterisierung der wertgebenden<br />

Arten<br />

4.1 Zielarten der Halden, Abgrabungen und Aufschüttungen<br />

4.1.1 Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - ungefährdet<br />

RL Deutschland - Kategorie 3: gefährdet<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Die Blauflügelige Ödlandschrecke gilt als trockenheitsliebende Art, die bevorzugt auf bodenoffenen Sandflächen<br />

und vegetationsarmen Trockenrasen, aber auch auf Felsflächen und Felsschutthalden oder Binnendünen<br />

lebt. Gerne werden auch offene „Sekundärbiotope“ wie Sandgruben, Steinbrüche, sandige<br />

Feld- und Waldwege bis hin zu Bahnschotter und Bergehalden besiedelt, vorübergehend auch Windwurfflächen.<br />

Wesentliche Parameter für die Besiedlung sind trockene bis sehr trockene Böden, eine hohe Sonneneinstrahlung,<br />

eine lichte, kurzrasige Vegetationsbedeckung sowie das zumindest kleinflächige Vorhandensein<br />

vegetationsfreier Stellen (INGRISCH & KÖHLER 1998).<br />

Die Nahrung besteht zum größten Teil aus Kräutern, zu einem geringeren Teil auch aus Gräsern und Aas.<br />

Die Eiablage erfolgt in erdige oder sandige Stellen zwischen Gräsern und Kräutern; diese sind durchaus<br />

empfindlich gegenüber hohen Temperaturen und weisen eine mäßige Trockenresistenz aus (KALTENBACH<br />

1963). Für die Entwicklung der Larven ist daher zumindest kleinflächig eine Krautschicht mit genügend<br />

Feuchtigkeit nötig, weshalb völlig kahle Flächen nicht besiedelt werden (INGRISCH & KÖHLER 1998). Die Art<br />

kann mitunter bereits auf sehr kleinen Flächen vorkommen (unter 100 m²), die für den Erhalt über einen<br />

längeren Zeitraum dann jedoch zumeist mit weiteren Standorten vernetzt sein müssen (MERKEL 1980,<br />

KUHN & KLEYER 2000).<br />

Während die Art in Südwestdeutschland regional noch häufig auftritt, ist in anderen Gebieten Deutschlands,<br />

insbesondere nördlich der Mittelgebirge in den vergangenen Jahrzehnten ein z. T. stärkerer Rückgang<br />

zu verzeichnen, weshalb die Art bundesweit als „gefährdet“ eingestuft wird (INGRISCH & KÖHLER<br />

1998). Im Saarland ist die Blauflügelige Ödlandschrecke auf Rohbodenstandorten in den wärmebegünstigten<br />

Landesteilen noch weit verbreitet. Individuenreiche Vorkommen finden sich u. a. auf stark anthropogen<br />

beeinflussten Standorten im Bereich von Industriebrachen und Bergbaufolgeflächen im mittleren und<br />

südlichen Saarland.<br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist in allen Kerngebieten mit Bergehalden vertreten, darüber hinaus<br />

werden Abgrabungen (z. B. Kerngebiet 9: Tongrube Neunkircher Ziegelwerk) sowie die Randbereiche von<br />

Schlammweihern besiedelt, sofern hier die Sukzession nicht zu weit fortgeschritten ist und noch größere,<br />

bodenoffene und trockene Uferpartien bestehen (z. B. Kerngebiet 1: Schlammweiher Hahnwies). Besonders<br />

individuenreiche Populationen mit mehr als 1000 Individuen bestehen in den vom Bergbau großflächig<br />

überformten Landschaften der Kerngebiete 1 (Halde Göttelborn) und 6 (Bergbaufolgelandschaft, hier<br />

mehr als 10.000 Indiv.). In allen Kerngebieten gelangen Funde von Larven und damit der Nachweis einer<br />

bodenständigen Besiedlung.<br />

Im Umfeld der Halden und Abgrabungen sind kleinere Vorkommen, teils jedoch auch nur umherwandernde<br />

Einzeltiere regelmäßig auch in größerer Entfernung von mehr als 500 m auf sandigen bzw. schotterigen<br />

Wegen und Plätzen nachzuweisen, ebenso entlang gering verbuschter Industriebrachen sowie<br />

entlang von Bahnlinien (außerhalb der Kerngebiete).<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 11


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Innerhalb der besiedelten Habitate toleriert die Blauflügelige Ödlandschrecke in den Haldenbereichen eine<br />

aufkommende Sukzession durch Gebüsche und Gehölze, sofern ausreichend große Offenflächen (ab etwa<br />

50 m²) mit bodenoffenen oder nur schütter mit Gräsern bewachsende Stellen in deren Umfeld bestehen,<br />

die im Tagesverlauf überwiegend besonnt sind. Die gute Wärmespeicherfähigkeit der dunklen Halde- und<br />

Abraumflächen bedingt offenkundig, dass die Tiere selbst suboptimale Standorte (mit Beschattung im<br />

Tagesverlauf) noch zur Reproduktion (Larvenfunde) nutzen. Selbst kleine bodenoffene Abschnitte, etwa<br />

zwischen aufkommenden Birken und Kiefern dienen zumindest zur Ausbreitung bzw. Wanderung von<br />

Imagines.<br />

Mit zunehmender Vergrasung verschlechtern sich hingegen die Habitatbedingungen für die Art. So wurde<br />

die Ödlandschrecke im AHA-Gelände (Kerngebiet 8) nur noch mit Einzeltieren auf einer kleinen, wenige<br />

Quadratmeter großen, bodenoffenen Störstelle nachgewiesen. Auf den übrigen Flächen des Geländes<br />

verhindert eine dichte und meist über 30 cm hohe krautige Vegetationsstruktur die Besiedlung durch die<br />

Ödlandschrecke. Das festgestellte Vorkommen stellt damit die Restpopulation eines in früheren Jahren<br />

noch individuenreichen Vorkommens im gesamten Aufschüttungsareal dar (eig. Beob.).<br />

4.1.2 Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie R: extrem selten<br />

RL Deutschland - Kategorie 2: stark gefährdet<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Die Blauflügelige Sandschrecke ist sehr wärme- und trockenheitsliebend und nur in offenen, trockenen<br />

Lebensräumen mit einem Deckungsgrad von weniger als 20 % anzutreffen. Zu den primären Standorten<br />

zählen in Mitteleuropa Sand- und Kiesbänke entlang von natürlichen Flussläufen sowie Felsenheiden und<br />

Binnendünen. Als sekundäre Lebensräume werden jedoch auch Sand- und Kiesgruben, Truppenübungsplätze<br />

sowie Bahnanlagen und Industriebrachen besiedelt (MAAS et al. 2002, SCHLUMPRECHT & WAEBER<br />

2003). Als xerothermes Steppenrelikt ist sie unter den einheimischen <strong>Heuschrecken</strong>arten diejenige, die am<br />

weitesten in die vegetationsarmen Bereiche vordringt, bei fortschreitender Sukzession aber auch als erste<br />

wieder verschwindet (HARZ 1957, WALLASCHEK 1995).<br />

Die Art frisst Kräuter, Gräser, Moos, zum Teil auch tote Insekten und Spinnen. Die Eiablage erfolgt in feinkörnigen<br />

Boden, teils auch oberirdisch (DETZEL 1998, BORNHALM 1991). Die Blauflügelige Sandschrecke<br />

zählt zu den wendigsten Fliegern unter den einheimischen <strong>Heuschrecken</strong>; beide Geschlechter sind sehr<br />

mobil. Die bei Markierungsversuchen festgestellte tägliche Wegstrecke liegt zwischen 10 und 50 m pro<br />

Tag, der Aktionsradius bis zu 500 m (ALTMOOS 2000, HOLDEREGGER & ZETTEL 2004); Hindernisse wie Baumreihen<br />

von bis 20 m Höhe können überwunden werden (MAAS et al. 2002). Damit kann die Blauflügelige<br />

Sandschrecke neu entstandene Lebensräume vergleichsweise rasch besiedeln, etwa entlang von Bahngleisen<br />

als Ausbreitungskorridor. Die Angaben zu Minimalarealen variieren zwischen 150 und 200 m² (DETZEL<br />

1991) bzw. über 200 m² (MERKEL 1980), die jedoch wahrscheinlich nur im Verbund mit weiteren geeigneten<br />

Habitaten dauerhaft besiedelbar sind.<br />

Aufgrund der Seltenheit und Gefährdung der Primärstandorte einerseits sowie der hohen Dynamik und<br />

Sukzession der Sekundärstandorte andererseits gilt die Blauflügelige Sandschrecke bundesweit als stark<br />

gefährdet. Die Vorkommen im Saarland liegen ausschließlich auf Sekundarstandorten wie Bahnanlagen,<br />

Abraumhalden und Kohlelagerflächen sowie Industriebrachen (und nur selten in Sandgruben, DORDA et al.<br />

1996); wenn auch hier mitunter noch größere Populationen existieren, wird die Art in der Roten Liste<br />

landesweit doch als „extrem selten“ eingestuft.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 12


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Die Blauflügelige Sandschrecke ist mit aktuellen Vorkommen in vier Kerngebieten nachgewiesen; besiedelt<br />

werden neben großen Bergbauflächen (Kerngebiet 1: Halde Göttelborn, Kerngebiet 6: Bergbaufolgelandschaft<br />

sowie Kerngebiet 12: Halde Kohlwald) auch eine Tongrube am Stadtrand von Neunkirchen (Kerngebiet<br />

9: Tongrube Neunkircher Ziegelwerk). Weitere Fundorte außerhalb der Kerngebiete gelangen auf<br />

größeren, schütter bewachsenen Industriebrachen (um Neunkirchen und Göttelborn), entlang von Bahnanlagen<br />

(z. B. im Raum Neunkirchen, Stennweiler und Merchweiler) sowie auf weiteren Haldenarealen<br />

(z. B. Landsweiler-Reeden, Halde Maybach). Damit ist die Art im Projektraum weit verbreitet und besitzt<br />

hier ein Schwerpunktvorkommen innerhalb des Saarlandes.<br />

An allen Nachweisorten tritt die Art vergesellschaftet mit der Blauflügeligen Ödlandschrecke auf. Im Gegensatz<br />

zu dieser ist die Blauflügelige Sandschrecke jedoch in der Regel in geringerer Individuendichte<br />

vertreten (mit mittleren Abundanzen). Nur an einem Standort innerhalb der Bergbaufolgelandschaft (auf<br />

einer weitgehend vegetationsfreien, ebenen Schlackenfläche) dominiert sie gegenüber der Blauflügeligen<br />

Ödlandschrecke.<br />

Larvenfunde als Nachweis der Bodenständigkeit erfolgten in den Kerngebieten 2, 6 und 9. Im Bereich der<br />

Halde Kohlwald (Kerngebiet 12) gelang lediglich der Nachweis von drei Imagines Mitte und Ende August.<br />

Auch an diesem Haldenstandort ist aufgrund früherer Nachweise eine Bodenständigkeit zu erwarten,<br />

wenngleich sich die Habitatbedingungen hier für die Sandschrecke infolge der stark fortgeschrittenen<br />

Sukzession erheblich verschlechtert haben. Nur noch wenige Bereiche des Haldenareals weisen größere,<br />

bodenoffene und im Tagesverlauf vollständig besonnte Abschnitte auf (insbesondere entlang der Hochspannungstrasse);<br />

ansonsten sind die Haldenbereiche durch einen zumeist dichten Gehölzaufwuchs gekennzeichnet<br />

und daher als Lebensraum für die Art nicht mehr geeignet.<br />

4.2 Weitere wertgebende Arten<br />

4.2.1 Kurzflügelige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie 2: stark gefährdet<br />

RL Deutschland - Vorwarnliste<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Die Kurzflügelige Schwertschrecke ist ein Bewohner feuchter bis staunasser, gut besonnter Standorte.<br />

Dies sind insbesondere Feuchtwiesen und Moore aller Art, aber auch Staudenfluren und krautreiche Staudenfluren<br />

entlang von nassen Gräben und Uferzonen. Dabei werden Pflanzenbestände von etwa 30-60<br />

cm Wuchshöhe bevorzugt. Während verschiedene Autoren die Feuchte der Standorte als ausschlaggebend<br />

herausstellen, heben andere die enge Bindung an die bevorzugten Eiablagepflanzen (in Juncus- und<br />

Phragmites-Arten, Glyzeria maxima, Phalaris oder Carex gracilis) hervor (HARZ 1957, INGRISCH 1979, DETZEL<br />

1991, KLEINERT 1991).<br />

Die Nahrung besteht aus Pflanzen und kleinen Insekten (z. B. Blattläuse). Die Eier werden einzeln oder in<br />

Gruppen in die markreichen Stängel von Binsen, Rohrkolben und Schilf abgelegt (gelegentlich auch in<br />

morsches Birkenholz, Erlen- oder Weidenstümpfe). Eine extensive Bewirtschaftung durch Mahd oder Beweidung<br />

von Feuchtwiesen wird von der Art toleriert, hier kann sie mit teils hohen Dichten (z. B. bis zu<br />

1,4 Individuen pro m², INGRISCH & KÖHLER 1998) nachgewiesen werden. Eine zunehmende Nutzungsintensität<br />

wirkt sich dagegen nachteilig auf die Vorkommen der Kurzflügeligen Schwertschrecke aus (FRICKE &<br />

<strong>NORD</strong>HEIM 1992, SÜßMILCH 1993).<br />

Während die Kurzflügelige Schwertschrecke in Deutschland in der nord- und ostdeutschen Tiefebene<br />

noch weit verbreitet ist, wird die Art nach Süden hin deutlich seltener, teils mit größeren Verbreitungslü-<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 13


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

cken, etwa in den Mittelgebirgen (MAAS et al. 2002). Als Folge der Abnahme geeigneter Feuchtgebiet ist<br />

bundesweit ein Rückgang der Bestände zu verzeichnen, weshalb die Art in der Vorwarnliste geführt wird.<br />

Auch im Saarland ist sie selten, wenn auch ohne auffällige Verbreitungslücken. Aufgrund der engen Bindung<br />

an sehr nasse Habitate und dem Rückgang derartiger Flächen wird die Art jedoch in der Roten Liste<br />

des Saarlandes als stark gefährdet aufgeführt (DORDA et al. 1996).<br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Von der Kurzflügeligen Schwertschrecke liegen Funde aus drei Kerngebieten vor: Nachweise gelangen in<br />

mit Binsen und Stauden bestandenen Quellfluren am Rande des Merchtales (Kerngebiet 2) und im Gebiet<br />

Graulheck (Kerngebiet 10) sowie in Feuchtgrünland am Oberlauf des „Fahrbachs“ („Wildbrunnen“, Kerngebiet<br />

14). Damit zählt die Art zu den selteneren <strong>Heuschrecken</strong>, die offenkundig nur in den von Offenland<br />

dominierten Kerngebieten auftritt.<br />

Von allen Fundorten liegen Beobachtungen sowohl von Imagines als auch von Larvenstadien vor. Die Art<br />

tritt in den besiedelten Habitaten jeweils gemeinsam mit der langflügeligen Schwesterart Conocephalus<br />

fuscus auf, ist jedoch im Vergleich zu dieser merklich seltener. Alle Habitate weisen zumindest kleinere<br />

Stauden- bzw. Altgrasstrukturen ohne Nutzung auf bzw. unterliegen nur teilweise einer extensiven Bewirtschaftung<br />

durch ein bis zweischürige Mahd bzw. eine Beweidung. Auffallend ist das Fehlen in den<br />

Ufersäumen und Röhrichten im Umfeld der untersuchten Schlammweiher; diese Habitattypen werden im<br />

Projektraum offenkundig ausschließlich von der Schwesterart Conocephalus fuscus besiedelt, hier teils mit<br />

hoher Individuendichte.<br />

Die Kurzflügelige Schwertschrecke ist auch im Projektraum eine Zeigerart des extensiv bewirtschafteten<br />

Feuchtgrünlandes. Als wichtiges Habitatelement sind zumindest schmale randliche Saumstrukturen innerhalb<br />

des ansonsten bewirtschafteten Grünlandes erforderlich. In den Auen entlang des Gewässersystems<br />

der ILL ist die Kurzflügelige Schwertschrecke eine noch verbreitete und stellenweise häufige Art der<br />

Feuchtwiesen, feuchten Hochstauden- und Quellfluren (SÜßMILCH 1993, S. Maas mdl. Mittl.).<br />

4.2.2 Warzenbeißer (Decticus verrucivorus)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie 3: gefährdet<br />

RL Deutschland - Kategorie 3: gefährdet<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Der Warzenbeißer besiedelt verschiedene Wiesen und Weiden; das Spektrum reicht von trockenen Magerrasen<br />

und Heiden, Saum- und Wegrändern mit geringer Vegetationsdichte bis hin zu kurzgrasigen Bergwiesen<br />

sowie Feuchtwiesen und Mooren (BELLMANN 1993). Zumeist sind die Habitate gekennzeichnet<br />

durch ein Mosaik aus offenen, oft mit Steinen besetzten Stellen sowie solchen mit dichterer Vegetation,<br />

welche den Tieren Unterschlupf bietet. Mit zunehmender Höhe sind die Habitate meist südwestexponiert<br />

(SCHLUMPRECHT & WAEBER 2003).<br />

Die Nahrung besteht zu zwei Dritteln aus tierischer sowie zu einem Drittel aus pflanzlicher Kost (HARZ<br />

1957). Die Eiablage erfolgt in offenen Stellen an Böden mit wenigstens zeitweise hoher Feuchte; in der<br />

Regel verläuft die Entwicklung über zwei Jahre mit Überwinterung in Eiruhe. Die Larven benötigen aufgrund<br />

ihres hohen Wärmebedarfs eine kurzrasige Vegetation mit hoher Sonneneinstrahlung (unter 20 cm;<br />

INGRISCH 1978, 1979).<br />

Als Mindestareal wurden Größen zwischen 3,1 ha (für Feuchtflächen) sowie 8,3 bis 33 ha für Magerrasen<br />

ermittelt (SACHLEBEN & RIESS 1997). DETZEL (1998) schätzt die Größe der benötigten Habitatfläche auf 10<br />

ha. Adulte Tiere treten zumeist nur mit wenigen Tieren pro 100 m² und damit in geringer Dichte auf;<br />

große Bestände sind ausgesprochen selten. In Zusammenhang mit der zwei bis dreijährigen Embryonal-<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 14


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

entwicklung treten jährlich teils größere Schwankungen der Imaginal-Populationsgrößen auf (INGRISCH<br />

1986).<br />

Die Art wandert entlang von Saumstrukturen und kann so neue Habitate, mitunter auch größere Strecken<br />

besiedeln (Schuhmacher & Fartmann 2003); zudem ist sie gut flugfähig. Trotz des relativ weiten Besiedlungsspektrums<br />

ist der Warzenbeißer infolge der Intensivierung der Landwirtschaft, aber auch der Nutzungsaufgabe<br />

(z.B. Verbuschung von Trockenrasen) mittlerweile bedroht und wird in den Roten Listen<br />

aller Bundesländer als gefährdete Art aufgeführt. Auch im Saarland ist der Warzenbeißer eine seltene und<br />

nur lokal verbreitete Art (DORDA et al. 1996, MAAS et al. 2002). Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in<br />

den Muschelkalkgebieten, in Teilen des Saargaus sowie dem Saarlouiser Becken, hier vorzugsweise in<br />

Magerrasen, auf Ackerbrachen oder an Wegrändern mit geringer Vegetationsdichte. Dagegen fehlt die<br />

Art im mittleren Saarland weitgehend.<br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Der Warzenbeißer ist mit einer kleinen Population ausschließlich aus dem Umfeld des Hahnwiesweihers<br />

(Kerngebiet 2) belegt. Jeweils im Juli und August gelangen Nachweise aus dem ruderalen Saum entlang<br />

des Weges auf dem Damm des Hahnwiesweihers (max. 2 Ex.) sowie auf einer Magerwiese im Hangbereich<br />

des obereren Merchtals (NSG „Oberes Merchtal“; max. 3 Tiere gleichzeitig). Die singenden Tiere<br />

bevorzugten dabei ungemähte Säume, die durch einen kleinräumigen Wechsel von kurzrasigen sowie<br />

etwas längeren Altgrasbeständen gekennzeichnet waren. Beide Fundflächen weisen eine zumindest kleinräumige<br />

Böschungsneigung auf, die möglicherweise eine erhöhte Sonneneinstrahlung bedingt (Hangbereich<br />

des Merchtals, Dammböschung am Hahnwiesweiher).<br />

Die Fundorte liegen weniger als 500 m voneinander entfernt und sind als Teil einer Population um den<br />

Hahnwiesweiher zu betrachten. Auch wenn keine Larvenfunde gelangen, ist für beide Teilflächen aufgrund<br />

geeigneter Habitatstrukturen eine Reproduktion möglich und zu erwarten.<br />

Der Warzenbeißer ist im mittleren Saarland eine äußerst seltene Art. DORDA et al. (1996) führen im gesamten<br />

MTB 6608 Illingen lediglich einen Fundort an den ausgedehnten Böschungen des Autobahnkreuzes<br />

Saarbrücken an (mdl. Mittl. S. Maas, Saarlouis). Auch in den umliegenden Messtischblättern fehlen aktuelle<br />

Nachweise. Da der Warzenbeißer aufgrund des weithin hörbaren Gesanges vergleichsweise leicht zu<br />

erfassen ist, muss davon ausgegangen werden, dass die wenigen bekannten Nachweise das tatsächliche<br />

Verbreitungsgebiet gut wiedergeben. Das Vorkommen um den Hahnwiesweiher stellt den einzigen<br />

Nachweis innerhalb des gesamten Projektraumes dar; die kleine Population liegt damit weitgehend isoliert<br />

innerhalb des mittleren Saarlandes.<br />

Größere, magere Wiesen und Brachen sowie ruderale Böschungen und Säume als potenzielle Habitate<br />

bestehen auch im Kerngebiet 10 (Graulheck), den Kerngebieten 13/14 (Fahrbach/Eisenhümes) sowie im<br />

Kerngebiet 15 (Mühlbachtal); trotz augenscheinlich gut geeigneter Lebensräume gelangen hier jedoch<br />

keinerlei aktuellen Funde; ebenso fehlen hier frühere Nachweise.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 15


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

4.2.3 Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie 2: stark gefährdet<br />

RL Deutschland - Vorwarnliste<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Die Westliche Beißschrecke lebt an trockenwarmen, mageren Standorten. Bevorzugt besiedelt werden<br />

schwach bis schütter bewachsene, südexponierte Hangbereiche von Magerrasen oder die Umgebung von<br />

Felsen bzw. Schotterflächen. Als Sekundärstandorte werden - wenn auch in geringerem Umfang - Steinbrüche<br />

und andere Abbaustellen besiedelt. Innerhalb dieser Lebensräume ist die Art bevorzugt an Standorten<br />

mit hoher Sonneneinstrahlung sowie lückiger bis bodenoffener Vegetationsstruktur anzutreffen<br />

(BELLMANN 1993). Kleinere Gebüsche oder Sträucher innerhalb der ansonsten offenen Habitate werden bei<br />

der Flucht gezielt angeflogen, mitunter auch an besonders heißen Tagen aufgesucht (DEMUTH in<br />

SCHLUMPRECHT & WAEBER 2003).<br />

Die Weibchen legen die Eier in den Boden bzw. die Laubstreu, gelegentlich auch in Moospolster oder<br />

trockene Stängel. Als Nahrung dienen in erster Linie Samen von Gräsern und Kräutern. Aufgrund einer<br />

guten Flugfähigkeit kann für die Art eine relativ hohe Mobilität zugrunde gelegt werden. So konnte WAL-<br />

TER (1994) auf der Schwäbischen Alb für ein Tier eine Wanderung über 350 m Luftlinie (und 60 Höhenmeter)<br />

durch einen Wald nachweisen. Populationen können jedoch auch auf kleineren Flächen (unter 5 ha)<br />

über einen längeren Zeitraum existieren, sofern die Habitatbedingungen weiterhin bestehen<br />

(SCHLUMPRECHT & WAEBER 2003).<br />

Die Westliche Beißschrecke ist vor allem in Süddeutschland verbreitet und dort gebietsweise häufiger;<br />

nach Norden wird die Art jedoch rasch seltener und fehlt in weiten Teilen; insbesondere hier sind die Bestände<br />

rückläufig, weshalb die Art bundesweit in der Vorwarnliste geführt wird (MAAS et al. 2002). Im<br />

Saarland hat die Westliche Beißschrecke ihren Verbreitungsschwerpunkt in den kurzrasigen Halttrockenrasen<br />

des Bliesgaus und der Schichtstufen entlang des Saartals. Außerhalb der Muschelkalkgebiete ist die<br />

Art nur vereinzelt an Sekundärstandorten wie Sandgruben, Abraumhalden oder entlang von Bahnanlagen<br />

anzutreffen und wird daher als stark gefährdet in der Roten Liste geführt (DORDA et al. 1996).<br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Von der Westlichen Beißschrecke bestehen aktuelle Nachweise lediglich aus dem Kerngebiet 6, der Bergbaufolgelandschaft.<br />

Gesang- und Fundnachweise gelangen von wenigen Tieren (max. 3 Imagines gleichzeitig)<br />

auf einer Haldenfläche südlich angrenzend an den Geisheckweiher. Hier ist die Westliche Beißschrecke<br />

mit der Feldgrille sowie dem Nachtigallgrashüpfer vergesellschaftet.<br />

Der Fundort der Westlichen Beißschrecke stellt eine weitgehend ebene Abraumfläche dar, die inzwischen<br />

jedoch mit Staudenfluren dicht bewachsen ist und nur noch an wenigen Stellen etwas lückigere, teils<br />

bodenoffenere Bereiche aufweist. Von den Randbereichen aus ist eine fortschreitende Verbuschung der<br />

Abraumfläche zu verzeichnen. Damit bietet der Fundort gegenwärtig nur noch vergleichsweise ungünstige<br />

Standortbedingungen für die sehr wärmeliebende Art, was die geringe Populationsgröße erklärt. Bei<br />

fortschreitender Sukzession ist in naher Zukunft mit dem Verschwinden der Art an diesem Standort zu<br />

rechnen.<br />

Aus den Vorjahren ist ein weiteres Vorkommen auf einer Industriebrache am Rande der Siedlung Heinitz<br />

bekannt, in geringer Entfernung zur Halde Geisheck (eig. Beob., 2007). Weitere aktuelle Nachweise aus<br />

dem Landschaftslabor fehlen, sind jedoch vor dem Hintergrund potenziell geeigneter Habitate und der<br />

schwierigen Nachweisbarkeit der Art durchaus möglich. Dies gilt für größere, sonnenexponierte Hangbereiche<br />

von weiteren Halden, auf denen sich zumindest teilweise eine lückige Krautschicht entwickelt hat<br />

(z. B. der Halde Göttelborn, Kerngebiet 1).<br />

Innerhalb des Naturraumes ist das Vorkommen der Westliche Beißschrecke auf Sekundärstandorte des<br />

Bergbaus (ggf. auch auf Bahnanlagen) beschränkt. DORDA et al. (1996) führen lediglich einen Fundort bei<br />

Sulzbach-Altenwald an, ansonsten fehlen aus dem gesamten Projektraum weitere Nachweise.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 16


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

4.2.4 Feldgrille (Gryllus campestris)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie 3: gefährdet<br />

RL Deutschland - Kategorie 3: gefährdet<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Als wärmeliebende Art ist die Feldgrille auf trockenen Wiesen, Magerrasen und Heiden sowie auf Brachen<br />

verbreitet. Besonders gerne werden aufgrund der stärkeren Sonneneinstrahlung exponierte Böschungen<br />

und Hanglagen besiedelt (wo zudem das Wasser rasch abfließt und nicht in die Höhlen eindringt), wobei<br />

eine nur schüttere Vegetation bis hin zu Stellen mit bodenoffenen Bereichen bevorzugt wird.<br />

Die Imagines und älteren Larven leben in selbstgegrabenen Erdhöhlen von ca. 20-40 cm Länge (BELLMANN<br />

1993). Für die Art typisch sind Populationsschwankungen, die die jährliche Populationsgröße um das 100fache<br />

des Vorjahres übersteigen können (REMMERT 1989). Die Imagines treten hauptsächlich von April bis<br />

Juni auf, in günstigen Jahren sind Individuen einer zweiten Generation ab August nachzuweisen. Als Minimalareal<br />

für eine langfristig überlebensfähige Feldgrillen-Population wurden 2,6 bis 3 ha errechnet<br />

(SACHTLEBEN & RIESS 1997, REMMERT 1978), dies insbesondere mit Blick auf das ausgeprägte Territorialverhalten<br />

sowie die starken Bestandsschwankungen der Art. Die flugunfähige Feldgrille gilt als sehr ortstreu;<br />

die Larven siedeln sich zumeist in nahen Umfeld um ihres Schlüpfortes an. Entscheidend für die Ausbreitung<br />

(v. a. „durch Wanderer“ bei hoher Siedlungsdichte in guten Grillen-Jahren) sind zusammenhängende<br />

Lebensräume.<br />

Im Saarland ist die Feldgrille insbesondere in den Muschelkalkgebieten des Bliesgau eine noch häufige und<br />

nahezu flächendeckend verbreitete Art. Dagegen ist die in den mittleren und nordwestlichen Landesteilen<br />

deutlich seltener. Auch in den intensiv landwirtschaftlich genutzten Saargau fehlt sie oder ist nur auf kleinere,<br />

oft isolierte Vorkommen beschränkt. In den vergangen Jahren ist lokal jedoch auch eine Zunahme<br />

der Populationsdichte sowie eine Neubesiedlung von Standorten zu verzeichnen (ggf. aufgrund klimatischer<br />

Aspekte).<br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Die Feldgrille ist aus mehreren Kerngebieten mit mittelgroßen Populationen nachgewiesen. Es sind dies in<br />

erster Linie die grünlandreichen Offenlandschaften in den Kerngebieten 10 (Graulheck), 13 (Fahrbach), 14<br />

(Eisenhümes) sowie 15 (Mühlbachtal). Hier ist die Art auf mageren, trockenen bis frischen Mähwiesen<br />

entlang der Talhänge verbreitet, vorzugsweise an Standorten mit südlicher bzw. südwestlicher Exposition.<br />

Daneben besiedelt die Art die Deponie Geisheck sowie angrenzende, weitgehend ebene Abraumflächen<br />

in der Bergbaufolgelandschaft (Kerngebiet 6). Während die Vorkommen in den Offenlandbereichen des<br />

Prims-Blies-Hügellandes ein weitgehend zusammenhängendes Verbreitungsgebiet kennzeichnen, liegt das<br />

Vorkommen im Umfeld der Halde Geisheck isoliert innerhalb des umliegenden, geschlossenen Waldgebietes<br />

des Saarkohlenwaldes.<br />

Aufgrund des außergewöhnlich trocken-warmen Frühjahres und damit günstiger Entwicklungsmöglichkeiten<br />

wurde die Feldgrille im Kerngebiet 6 mit einer zweiten Generation nachgewiesen; so wurden Ende<br />

August südlich des Geisheckweihers nach längerer „Pause“ von Ende Juni bis Mitte August erneut singende<br />

Feldgrillen verhört.<br />

Die Feldgrille besiedelt das Projektgebiet erst seit einigen Jahren. DORDA et al. (1996) führen für das gesamte<br />

Messtischblatt MTB 6608 Illingen noch keinerlei Vorkommen auf, trotz Kontrollen geeigneter Habitate<br />

(mdl. Mittl. A. Staudt). Offenkundig erfolgte im Zuge der allgemeinen Ausbreitung der Art im Saarland<br />

in den zurückliegenden Jahren eine (Wieder?)Besiedlung geeigneter Habitate im Projektraum, ausgehend<br />

von angrenzenden, bereits länger bestehenden Populationen (etwa aus dem Raum Hirzweiler). Dagegen<br />

fehlen im Umfeld der Halde Geisheck angrenzende Besiedlungsquellen; möglicherweise wurde die<br />

Art hier im Zuge der (laufenden) Deponierung von Erdmassen eingeschleppt.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 17


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

4.2.5 Weinhähnchen (Oecanthus pellucens)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie R: extrem selten<br />

RL Deutschland - ungefährdet<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Das Weinhähnchen besiedelt als thermophile Art die Kraut- und Strauchschicht von wärmebegünstigten<br />

Standorten wie Kalk-Halbtrockenrasen, Sandrasen, Sand- und Kiesgruben oder brachgefallene Weinberge.<br />

In Deutschland verläuft die nordwestliche Verbreitungsgrenze des Weinhähnchens, wobei derzeit eine<br />

Arealausdehnung entlang der größeren Flusstäler (Rhein, Mosel, Main, Lahn) zu beobachten ist (MAAS et<br />

al. 2002).<br />

Die Eiablage erfolgt in die markhaltigen Stängel verschiedener krautiger Pflanzen; während die Larven<br />

vorwiegend im Gras leben, halten sich die Imagines bevorzugt in der höheren Kraut- und Strauchschicht<br />

auf (die Imagines im Saarland vorzugsweise an Hauhechel Ononis spinosa als Nahrungspflanze). Unter<br />

günstigen Bedingungen können hohe Populationsdichten erreicht werden (mit mehr als 100 Individuen<br />

pro 25 m², DORDA 1995, 1998). Als Minimalareal für eine überlebensfähige Population werden Flächen<br />

von 0,5-1 ha (NIEHUIS 1991) bzw. 3 ha (DORDA 1995) angegeben.<br />

Im Saarland liegen die Schwerpunktvorkommen des Weinhähnchens in den Kalk-Halbtrockenrasen des<br />

südöstlichen Landesteils. Seit mehreren Jahren ist auch hier eine anhaltende Arealexpansion festzustellen,<br />

die zu zahlreichen neuen Nachweisen vor allem in den Muschelkalkgebieten des Saargaues und den<br />

Sandgebieten des Saarlouiser Raumes geführt haben (DORDA et al. 1996, eigene Beob.). Begünstigt wird<br />

dies durch das Auftreten von langflügeligen (makropteren) Formen, wodurch eine hohe Wanderfähigkeit<br />

mit Flugstrecken von bis zu 100 m resultiert (DORDA 1995). Im Zuge der allgemeinen Arealausweitung ist<br />

das Weinhähnchen neuerdings auch an Standorten wie trockenen Säumen und Böschungen, entlang von<br />

Bahnanlagen oder Industriebrachen, nachzuweisen. Aufgrund der anhaltenden Ausbreitung ist der Gefährdungsstatus<br />

der gültigen Roten Liste des Saarlandes („extrem selten“, DORDA et al. 1996) nicht mehr<br />

zutreffend ist.<br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Vom Weinhähnchen bestehen aktuelle Nachweise aus den Kerngebieten 2 (Hahnwiesweiher) und 14<br />

(Eisenhümes). Südwestlich des Hahnwiesweihers wurde Ende August ein männliches makropteres Imago<br />

in einem potenziellen Habitat, einer mageren Wiese am Talhang des Merchtals (NSG „Oberes Merchtal“)<br />

gekeschert. Ebenfalls durch Kescherfang gelang ein Einzelnachweis ( ) im krautigen Saum einer Hecke am<br />

südwestexponierten Hang des Fahrbachtals (Kerngebiet 14, Eisenhümes). Im Rahmen von zwei nachfolgenden<br />

Abendbegehungen gelangen jedoch an keinen der beiden Standorte Nachweise singender Tiere.<br />

Die vorliegenden Funde erlauben derzeit weder eine Einschätzung der Populationsgröße, noch eine Bewertung<br />

der Bodenständigkeit der Art an den beiden Fundorten. Durch eine massive und anhaltende<br />

Arealausbreitung kann das Weinhähnchen inzwischen in annähernd allen Landesteilen des Saarlandes<br />

nachgewiesen werden, entlang von Bahnlinien dringt die Art selbst bis in nördliche, höher gelegene Landesteile<br />

vor (eig. Beob.), wenn auch hier dauerhafte Ansiedlungen außerhalb von wärmebegünstigten<br />

Sonderstandorten bislang nicht belegt sind. Bis Mitte der 1990er Jahre fehlen jegliche Hinweise aus dem<br />

Projektraum (DORDA et al. 1996).<br />

An beiden Fundorten bieten sich der Art durchaus geeignete Reproduktionsmöglichkeiten, neben einer<br />

wärmebegünstigen Exposition bestehen an den Standorten geeignete Habitatstrukturen (magere Wiesen<br />

mit Altgrassäumen bzw. geringer Verbuschung) sowie Nahrungspflanzen (u. a. Hauhechel). Auch andere<br />

Kerngebiete weisen grundsätzlich geeignete Lebensräume für das Weinhähnchen auf, etwa verschiedene<br />

Bergehalten bzw. vergraste Schlackenhalden (z. B. die Halde Göttelborn) und sonstige Abbaugebiete (z. B.<br />

die Tongrube Tongrube Neunkircher Ziegelwerk, Kerngebiet 9). Von den genannten Sekundärstandorten<br />

fehlen (bislang) jedoch konkrete Nachweise; möglicherweise erschwert die isolierte Lage innerhalb des von<br />

ausgedehnten Waldflächen dominierten Naturraumes eine rasche Besiedlung der meisten Bergbauflächen.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 18


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

4.2.6 Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie 3: gefährdet<br />

RL Deutschland - Vorwarnliste<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Der Heidegrashüpfer ist eine typische Art der Magerrasen und Heidegebiete; diese besiedelt er von Sandrasen<br />

und Halbtrockenrasen bis zu hin Schotterrasen, wo er zu den dominierenden Arten zählen kann.<br />

Vereinzelt ist er auch in Sandabbauflächen, an Wegrändern und Böschungen sowie in mäßig feuchtem<br />

Grünland anzutreffen. Bevorzugt werden kurzgrasige, niedrigwüchsige Wiesen und Weiden mit einer fast<br />

geschlossenen Grasnarbe, wie sie vor allem auf schafbeweideten Flächen anzutreffen sind (BELLMANN<br />

1993, MAAS et al. 2002). Ausgedehnte langgrasige Flächen werden dagegen gemieden.<br />

Am Tag hält sich der Heidegrashüpfer zumeist am Boden auf; von Bedeutung ist daher eine nicht zu dichte<br />

Vegetationsstruktur, wenngleich die Art einen gewissen Anteil an etwas höheren und dichterwüchsigen<br />

Strukturen (teils auch Gebüsche) in seinem Habitat toleriert. Wie bei den meisten Feldheuschrecken zählen<br />

Gräser zur Hauptnahrung des Heidegrashüpfers (INGRISCH & KÖHLER 1998). Abhängig von Biotopstruktur,<br />

Exposition und Jahr schwanken die Abundanzen in den Habitaten mitunter erheblich; KÖHLER & INGRISCH<br />

(1998) geben in einer Zusammenstellung für Deutschland Dichten von 1,8 und 32,5 Imagines pro 25 m²<br />

an. Die Fortbewegung der Tiere erfolgt in der Regel laufend. Auch wenn die Männchen im Durchschnitt<br />

eine etwas größere Mobilität zeigen, so ist diese insgesamt jedoch gering; nach Untersuchungen von<br />

SAMIETZ et al. (1996) lagen die maximalen Aktionsradien nur bei 54 m ( ) bzw. 88 m ( ). Als zoochore<br />

Verbreitung ist ein Transport von Heidegrashüpfern auf dem Rücken von Schafen belegt (DETZEL 1998).<br />

Im Saarland liegen die Verbreitungsschwerpunkte in den Muschelkalkgebieten, insbesondere in den kurzgrasigen<br />

Halbtrockenrasen von Blies- und Saargau. In den übrigen Landesteilen besitzt der Heidegrashüpfer<br />

dagegen nur vereinzelte Vorkommen, so etwa in Magerrasen auf Sand und Vulkanit (DORDA et al.<br />

1996). Aufgrund der Bindung an extensiv bewirtschaftete, magere Grünlandflächen ist die Art bundesweit<br />

in der Vorwarnliste, im Saarland sogar als „gefährdet“ eingestuft (MAAS et al. 2002).<br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Der Heidegrashüpfer ist nur aus dem Kerngebiet 15 (Mühlbachtal) mit einem Fundort belegt. Im Rahmen<br />

einer Übersichtsbegehung gelang ein zufälliger Nachweis eines nur wenige Individuen umfassenden Vorkommens<br />

auf einer offenen Bergkuppe westlich von Stennweiler. Mitte sowie Ende August wurden Zentrum<br />

einer trockenen und mageren Wiese bis zu max. 6 singende Individuen sowie 3 Larven gezählt (auf<br />

einer Gesamtfläche von ca. 500 m).<br />

Das Vorkommen auf der Bergkuppe liegt augenscheinlich isoliert innerhalb der offenen Feldflur. Da derart<br />

kleine Vorkommen allgemein nur schwer nachweisbar sind, ist mit weiteren, ähnlichen Vorkommen in der<br />

Umgebung bzw. dem Naturraum zu rechnen; für eine langfristige, dauerhafte Existenz erscheint das Vorkommen<br />

ansonsten zu klein bzw. isoliert. Weitere Angaben oder Hinweise zu dem entdeckten Vorkommen<br />

fehlen bislang; aber auch aus dem gesamten übrigen Projektraum fehlen bislang Hinweise auf weitere<br />

Vorkommen der Art. Auch wenn der Naturraum zu den orthopterologisch bislang nur gering bearbeiteten<br />

Landschaftsräumen des Saarlandes zählt, so sind Vorkommen des Heidegrashüpfers im mittleren Saarland<br />

ausgesprochen selten.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 19


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

4.2.7 Langfühler-Dornschrecke (Tetrix tenuicornis)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie D: Datenlage mangelhaft<br />

RL Deutschland - ungefährdet<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Die Langfühler-Dornschrecke kommt in Deutschland in allen Bundesländern vor, allerdings mit deutlichem<br />

Schwerpunkt in Mittel- und Süddeutschland (MAAS et al. 2002). Besiedelt werden insbesondere kleinflächig<br />

offene Bodenstellen in Magerrasen und Extensivweiden, aber auch Sand- und Kiesgruben, sonnenexponierte<br />

Raine, Weinberge sowie Kahlschläge (MAAS et al. 2002). Die Art gilt hinsichtlich ihres Feuchteund<br />

Temperaturanspruches als xerophil bzw. meso-thermophil, die Eiablage erfolgt direkt in den Boden<br />

bzw. in Laubstreu oder Wurzelfilz (DETZEL 1999).<br />

Aus dem Saarland existieren bislang nur wenige Nachweise der Langfühler-Dornschrecke, die eine genaue<br />

Gefährdungseinschätzung erschweren. Die Schwerpunkte liegen offensichtlich in den Muschelkalkgebieten,<br />

aufgrund der schwierigen Nachweisbarkeit der Art ist jedoch eine weitere Verbreitung zu vermuten<br />

(DORDA et al. 1996). Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit den nahe verwandten Arten Gemeine<br />

Dornschrecke Tetrix undulata und Zweipunkt-Dornschrecke Tetrix bipunctata (letztere ist im Saarland<br />

bislang noch nicht nachgewiesen).<br />

Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten<br />

Von der Langfühler-Dornschrecke gelang im Verlauf der Untersuchungen ein Einzelfund im Kerngebiet 2<br />

(Hahnwies); Anfang Juni wurde hier ein Imago am Rande des geschotterten Weges über den Dammkuppe<br />

nachgewiesen. Trotz intensiver Nachsuche entlang des gesamten Weges konnten in der Folgezeit hier<br />

keine weiteren Funde der Art erbracht werden, weder von Imagines noch von Larven. Als weiterer Vertreter<br />

der Gattung wurde die Gemeine Dorschrecke Tetrix undulata mehrfach entlang des Weges nachgewiesen;<br />

in den Uferzonen des Hahnwiesweihers ist zudem die Säbeldornschrecke Tetrix subulata stellenweise<br />

häufig.<br />

Aufgrund fehlender weiterer Nachweise bleibt unklar, ob es sich bei dem Fund um ein Individuum einer<br />

(kleinen) bodenständigen Population oder aber um ein eingewandertes bzw. eingewandertes Tier handelt.<br />

Grundsätzlich bieten die im Kerngebiet vorhandenen Strukturen zumindest kleinflächig geeignete Habitate<br />

für die Art, so dass mit Blick auf das geringe Wandervermögen der Dornschrecke ein Vorkommen im<br />

Umfeld des Kerngebietes zu erwarten ist. Über weitere Vorkommen der Langfühler-Dornschrecke in der<br />

Umgebung bzw. im weiteren Naturraum liegen jedoch bislang keine Informationen vor.<br />

Entsprechend ihrer Habitatansprüche wäre die Art auch auf Bergehalden sowie Abgrabungsflächen innerhalb<br />

des Projektraumes zu erwarten, hier fehlen bislang jegliche Nachweise. Gleichwohl ist aufgrund der<br />

schwierigen Nachweisbarkeit der Art ein übersehenes Vorkommen an diesen Standorten nicht ausgeschlossen.<br />

ecor a t – Umweltberatung & Freilandforschung 20


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

4.3 Verbreitung der Zielarten in den Landschaftslaboren<br />

Tabelle 7 fasst die Vorkommen der Zielarten sowie weiterer wertgebender Arten in den Landschaftslaboren<br />

zusammen. Zudem sind Kerngebiete vermerkt, in denen arten- und individuenreiche <strong>Heuschrecken</strong>zönosen<br />

des Grünlandes bestehen, die von gebietstypischen, wenn auch noch überwiegend häufigen und<br />

ungefährdeten Arten gebildet werden.<br />

Tab. 7: Vorkommen von Zielarten bzw. wertgebenden Arten in den Landschaftslaboren<br />

Nr. und Name des<br />

Kerngebietes<br />

Waldwirtschaft und natürliche Prozesse<br />

1 Prozessschutzwald, Halde/<br />

Schlammweiher Göttelborn<br />

Kurzflügelige Schwertschrecke<br />

Warzenbeißer<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 21<br />

Westliche<br />

Beißschrecke<br />

Feldgrille<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Blauflügelige Sandschrecke<br />

� �<br />

Vogelzug und Wilde Weiden<br />

2 Schlammweiher Hahnwies � � � � � �<br />

Bergbaufolgelandschaft<br />

3 Schafwald<br />

4 Saufangweiher<br />

5 Itzenplitz<br />

6 Heinitz � � � �<br />

7 Östlich B41 �<br />

8 AHA-Gelände �<br />

9 Tongrube Neunkircher Ziegelwerk � �<br />

11 Östlich Bauershaus<br />

12 Halde Kohlwald � �<br />

Neuerfindung der Bergmannskuh<br />

10 Graulheck � � �<br />

13 Fahrbach � �<br />

14 Eisenhümes � � � �<br />

15 Mühlbachtal � � �<br />

16 Auf der Kutt �<br />

17 Weiher Zeisweilerhof<br />

18 Stockberg/Alter Roth �<br />

Erläuterungen:<br />

Status � bodenständiges Vorkommen<br />

� unklarer Status<br />

Weinhähnchen<br />

Heidegrashüpfer<br />

Langfühler-<br />

Dornschrecke<br />

artenreiche Grünlandzönosen


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Landschaftslabor „Waldwirtschaft und natürliche Prozesse“<br />

Innerhalb des Landschaftslabors dominieren Waldflächen, die natürlicherweise von artenarmen <strong>Heuschrecken</strong>zönosen<br />

mit allgemein noch ungefährdeten Arten besiedelt werden.<br />

Naturschutzfachlich bedeutsame <strong>Heuschrecken</strong>vorkommen bestehen demgegenüber auf dem Gelände<br />

der Halde Göttelborn. Mit der Blauflügeligen Ödlandschrecke und der Blauflügeligen Sandschrecke treten<br />

hier zwei wärmeliebende <strong>Heuschrecken</strong>arten, die bundesweit als gefährdet gelten, mit mittleren bis hohen<br />

Bestandsdichten auf. Besiedelt werden vorzugsweise süd- bis ostexponierte Hangbereiche der Halde<br />

mit weitgehend offener oder nur spärlicher Bodenvegetation. Während die Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

auch in die Randzonen von kleineren Gebüschen und Gehölzen vordringt, ist die Blauflügeligen Sandschrecke<br />

ausschließlich im Bereich von weithin offenen, unbeschatteten Flächen zu finden, vorzugsweise<br />

jedoch auf ebeneren Flächen (Bermen). Die steileren Hänge der Halde werden offenkundig nur spärlich<br />

besiedelt, trotz augenscheinlich guter Habitatbedingungen.<br />

Kleinere wechselfeuchte Zonen entlang von Entwässerungsgräben im Haldenbereich sind Lebensraum der<br />

Säbeldornschrecke sowie potenzielles Habitat der Langfühler-Dornschrecke. Auch für die Westliche Beißschrecke<br />

bestehen geeignete Lebensräume auf dem Haldenareal, obwohl einzelne Böschungsabschnitt<br />

mit etwas krautreicherem Bewuchs bereits durch aufkommende Gehölze (Birken, Kiefern) wieder beschattet<br />

werden.<br />

Landschaftslabor „Vogelzug und Wilde Weiden“<br />

Die Mehrzahl der Grünlandflächen innerhalb des Landschaftslabors sind durch arten- und individuenreiche<br />

<strong>Heuschrecken</strong>gemeinschaften gekennzeichnet, wenn auch hier zumeist häufige und ungefährdete Arten<br />

dominieren. Mit dem Warzenbeißer besteht im Umfeld des Hahnwiesweihers ein Vorkommen einer bestandsgefährdeten<br />

<strong>Heuschrecken</strong>art; die Art besiedelt die offenen, besonnten Böschungen und Säume auf<br />

dem Damm des Hahnwiesweihers sowie an den Hängen des oberen Merchtals. Als eines der wenigen<br />

Vorkommen innerhalb des gesamten mittleren Saarlandes ist die festgestellte Population von besonderer<br />

naturschutzfachlicher Bedeutung.<br />

Mit der Blauflügeligen Ödlandschrecke, der Langfühler-Dornschrecke sowie dem Weinhähnchen sind aus<br />

dem weiteren Umfeld des Hahnwiesweihers weitere bemerkenswerte Arten mit Nachweisen belegt. Während<br />

sich das Vorkommen der Ödlandschrecke auf die frühere Nutzung als Schlamm- und Absinkweiher<br />

zurückführen lässt, erlauben die Einzelfunde der der Langfühler-Dornschrecke (entlang eines Schotterweges)<br />

sowie des Weinhähnchens (an den Hängen des oberen Merchtals) derzeit noch keine sichere Einschätzung<br />

einer Bodenständigkeit innerhalb des Landschaftslabors.<br />

Als Charakterarten des Feuchtgrünlandes treten die Kurzflügelige Schwertschrecke sowie die Sumpfschrecke<br />

im Bereich von feuchten Senken und Quellfluren innerhalb des Landschaftslabors auf. Während die<br />

Sumpfschrecke auch noch auf mehrschürigen Wiesen anzutreffen ist, beschränkt sich das Vorkommen der<br />

Kurzflügeligen Schwertschrecke auf ungemähte oder nur gering beweidete, feuchte Binsen- und Staudenfluren.<br />

Landschaftslabor „Bergbaufolgelandschaft“<br />

Die Bergbaufolgelandschaft ist trotz eines vergleichsweise geringen Offenlandanteils durch eine hohe<br />

Gesamtartenzahl sowie mehrere wertgebenden <strong>Heuschrecken</strong>arten charakterisiert.<br />

Von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind die <strong>Heuschrecken</strong>zönosen der Sekundärstandorte,<br />

auf denen artenarme, jedoch charakteristische Zönosen mit wärmeliebenden und zugleich wertgebenden<br />

Arten ausgebildet sind. Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist auf allen offenen Halden und Abraumflächen<br />

in überaus hohen Dichten verbreitet; von hier dringt die Art in umliegende Biotope des Siedlungsraumes,<br />

aber auch in die Wälder vor, etwa über geschotterte Wege. Innerhalb des Landschaftslabors existieren<br />

mehrere Standorte mit teils individuenreichen Vorkommen der bundesweit gefährdeten Blauflügelige<br />

Sandschrecke, die hier ein Schwerpunktvorkommen innerhalb des Saarlandes besitzt; ihr Auftreten kennzeichnet<br />

zumeist größere, stark besonnte und nur sehr gering bewachsene Abraumflächen.<br />

Im Umfeld des Geisheckweihers existiert ein kleines, isoliertes Vorkommen der wärmeliebenden Westlichen<br />

Beißschrecke. Die landesweit gefährdete Art gilt innerhalb des Naturraumes als äußerst selten und ist<br />

hier ansonsten nur mit einem einzigen weiteren Fundort belegt. Die Westliche Beißschrecke besiedelt im<br />

Kerngebiet 6 eine krautige Staudenflur, die sich auf einer ehemaligen Schlackenfläche entwickelt hat.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 22


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Durch die fortschreitende Sukzession verschlechtern sich hier jedoch die Habitatbedingungen für die Art<br />

zunehmend.<br />

Das Vorkommen der Feldgrille um die Halde Heinitz ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Einschleppung<br />

der Art im Zuge der Deponierung von Erdmassen zurückzuführen; aus dem weiterem Umkreis der<br />

von Waldflächen dominierten Bergbaufolgelandschaft fehlen aktuelle oder frühere Nachweise der Feldgrille.<br />

Landschaftslabor „Neuerfindung der Bergmannskuh“<br />

In den Kerngebieten des Landschaftslabors sind individuenreiche <strong>Heuschrecken</strong>gemeinschaften mit gebiets-<br />

und naturraumtypischen Arten ausgebildet. Artenreiche Zönosen (mit mehr als 20 Arten) bestehen<br />

auf ein- bis zweischürig bewirtschafteten Wiesen, die noch kleinflächig parzelliert sind oder zumindest<br />

randlich schmale Säume aus Altgras oder Brachen aufweisen. In den Kerngebieten Graulheck, Fahrbach,<br />

Eisenhümes und Mühlbachtal hat die bestandsgefährdete Feldgrille ihr Areal in den zurückliegenden Jahren<br />

deutlich erweitert. Während die Vorkommen innerhalb des Naturraums noch vor 10 Jahren auf wenige,<br />

isolierte Standorte beschränkt waren, ist die Art in diesen Kerngebieten inzwischen mit teils individuenreichen<br />

Vorkommen vertreten.<br />

Von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung ist der Nachweis des Heidegrashüpfers, der mit einer<br />

kleinen Population auf einer Bergkuppe im Kerngebiet Mühlbachtal nachgewiesen wurde. Der Fundort im<br />

Bereich einer mageren Mähwiese stellt das einzige bekannte Vorkommen der Art im Projektraum sowie<br />

eines der wenigen innerhalb des gesamten Naturraumes dar. Ein Einzelfund des Weinhähnchens weist auf<br />

die anhaltende Arealexpansion der Art hin, kennzeichnet jedoch zugleich potenziell geeignete Lebensräume<br />

im Bereich von besonnten, nur gering verbuschten Brachen und Wiesen an den Talhängen. Als<br />

bestandsgefährdete Art ist die Kurzflügelige Schwertschrecke im Landschaftslabor auf Feuchtwiesen und<br />

feuchten Hochstaudenfluren vertreten, begleitet von weiteren Charakterarten wie Sumpfschrecke oder<br />

Säbeldornschrecke.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 23


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

5. Ableitung von Handlungsempfehlungen<br />

Vor dem Hintergrund der Bestandssituation, der ökologischen Ansprüche sowie der regionalen Verbreitung<br />

werden für die einzelnen Kerngebiete gebietstypische Zielarten benannt, auf die spezielle Maßnahmenvorschläge<br />

ausgerichtet sind (Tab. 6). Lediglich in Kerngebieten, in denen besondere <strong>Heuschrecken</strong>lebensräume,<br />

wertende Arten oder ein besonderes Entwicklungspotenzial fehlen (vor allem in den Waldgebieten)<br />

wird auf die Ableitung von Handlungsempfehlungen verzichtet.<br />

Für jede Maßnahme erfolgt eine Einstufung nach zwei Prioritätsklassen: Maßnahmen der Klasse „1“ sind<br />

sofort, der Klasse „2“ mittelfristig (3-10 Jahre) umzusetzen. Eine Einstufung in die Prioritätenklasse 1<br />

wurde dann vergeben, wenn sich durch aktuelle Beeinträchtigungen (z. B Habitatverschlechterung infolge<br />

fortschreitender Sukzession) eine nachteilige Entwicklung auf die Populationen der Zielarten abzeichnet.<br />

Allgemeine Behandlungsgrundsätze gelten dagegen dauerhaft ohne gesonderte Priorität.<br />

Tab. 6: Handlungsempfehlungen für die Zielarten bzw. gebietstypische Arten in den Kerngebieten<br />

Maßnahmen<br />

Landschaftslabor Waldwirtschaft und natürliche Prozesse<br />

Kerngebiet Prozessschutzwald Quierschied, Schlammweiher, Göttelborn<br />

Ost und Halde Göttelborn<br />

Zielart Priorität<br />

Langfristige Offenhaltung der Halde Göttelborn auf mindestens 30 % Blauflügelige Sandschrecke D<br />

der Fläche (insbesondere im Bereich der sonnenexponierten Süd- und Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Ostflanke), Entbuschung der Kernzonen in mehrjährigem Rhythmus,<br />

unter Entnahme v. a. von Birken und Pappeln (Entnahme des Schnittgutes)<br />

Westliche Beißschrecke<br />

Verzicht auf Bepflanzung von Haldenflächen bzw. den Eintrag von Blauflügelige Sandschrecke 2<br />

nährstoffreichen Substraten, Erhalt und ggf. Gestaltung eines kleinräumigen<br />

Wechsels von ebenen und steileren Haldenflächen<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Landschaftslabor Vogelzug und Wilde Weiden<br />

Kerngebiet Schlammweiher Hahnwies<br />

Erhalt und Pflege der mageren Wiese auf dem Damm des Hahnwiesweihers:<br />

Mahd der Wiese in zwei- bis dreijährigem Rhythmus unter<br />

Entnahme des Mahdgutes; keine vollständige, sondern partielle Mahd<br />

der Wiesenfläche in wechselseitigem Turnus (jeweils auf einer Seite<br />

des Schotterweges)<br />

Verhinderung einer Verbuschung der Fläche sowie Vermeidung der<br />

zunehmenden Beschattung durch aufkommende Gehölze in den<br />

Randbereichen: partieller Rückschnitt von hohen Gehölzen beiderseits<br />

der Wiesenfläche (insbesondere entlang der Uferseite)<br />

Erhalt des Weges auf der Dammkuppe als offener, breiter Schotterweg<br />

Schaffung von Lebensraum und Vernetzungsstrukturen für Dornschrecken<br />

durch langfristiger Rückbau von asphaltierten Feldwegen innerhalb<br />

der Kernfläche: Gestaltung als geschotterte Wegen mit zumindest<br />

randlich gröberen Schotteranteilen sowie grasigen Säumen<br />

Schaffung von Flutmulden und wechselfeuchten Zonen in den Uferrandbereichen<br />

um den Hahnwiesweiher sowie innerhalb des umliegenden<br />

Grünlandes, Förderung von Binsen- und Staudenbeständen<br />

mit extensiver Nutzung (durch extensive Beweidung bzw. Mahd in<br />

mehrjährigem Turnus)<br />

Anlage und Entwicklung von mageren Säumen aus Altgras und Stauden<br />

entlang von Wegen, Parzellengrenzen oder Böschungen zur<br />

Schaffung von Lebensraum sowie Ausbreitungskorridoren (Vernetzung<br />

von Vorkommen des Warzenbeißers, mind. 2 m breit), Mahd der<br />

Säume in dreijährigem Rhythmus unter Entnahme des Mahdgutes<br />

Erhalt und Förderung der extensiven Grünlandbewirtschaftung durch<br />

ein- bis zweischürige Mahd oder extensive Beweidung, Verzicht auf<br />

Düngemitteleinsatz<br />

Landschaftslabor Waldwirtschaft und natürliche Prozesse<br />

Warzenbeißer 1<br />

Warzenbeißer 2<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Langfühler-Dornschrecke<br />

D<br />

Langfühler-Dornschrecke 2<br />

Kurzflügelige Schwertschrecke 1<br />

Warzenbeißer 1<br />

Kurzflügelige Schwertschrecke 2<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 24


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Maßnahmen Zielart Priorität<br />

Kerngebiet Bergbaufolgelandschaft Heinitz<br />

Erhalt und Förderung von offenen und besonnten Röhrichten, Stauden-<br />

und Binsenfluren in den Tallagen (z. B. Binsental, Weiherbachtal),<br />

partielle Entnahme von aufkommenden Gehölzen in den Staudenfluren<br />

(insbesondere Birken, Pappeln)<br />

Erhalt und Förderung von Rohbodenstandorten im Umfeld des<br />

Schlammweihers Geisheck<br />

Schaffung und langfristiger Erhalt von gebietstypischen Sonderstandorten<br />

für wärmeliebende <strong>Heuschrecken</strong>: Überdeckung der süd- und<br />

südwestexponierten Böschung sowie der Kuppe der Deponie Geisheck<br />

mit gebietstypischem Schlackenmaterial nach Abschluss der Deponiephase<br />

(derzeit überwiegend standortfremde Massen), flächige Überdeckung<br />

bzw. Anschüttung von Schlackenmaterial als „Bermen“ (mit<br />

einer Breite von mindestens 20 m), Verzicht auf die Bepflanzung der<br />

Halde<br />

Sicherung von großflächigen, vegetationsarmen und überwiegend<br />

bodenoffenen Standorten im Bereich von ebenen Schlackenflächen<br />

(z. B. Fläche östlich des Geisheckweihers) und Halden (z. B. Halde<br />

Dechen, Halde Geisheck), frühzeitige Entnahme von eindringenden<br />

Gehölzen (insbesondere Birken und Staudenknöterisch in den Randbereichen),<br />

langfristiger Erhalt von Rohbodenstandorten durch teilweisen<br />

Bodenabtrag bzw. Umlagerung von Massen in mehrjährigem Rhythmus<br />

Verhinderung der Verbuschung auf einer Sukzessionsfläche südlich<br />

des Geisheckweihers durch Mahd (unter Entnahme des Mahdgutes)<br />

Kerngebiet AHA-Gelände<br />

Sicherung von vegetationsarmen, teilweise bodenoffenen Flächen im<br />

Zentrum des Geländes: Verhinderung der Verbuschung und Beschattung<br />

durch Entnahme von Gehölzen (in Umkreis von mind. 20 m)<br />

sowie Mahd angrenzender Flächen in mehrjährigem Turnus<br />

Schaffung von Rohbodenstandorten durch teilweisen Bodenabtrag<br />

bzw. Massenumlagerung in mehrjährigem Rhythmus (mehrere Teilflächen<br />

mit einer Größe von jeweils mind. 100 m²); alternativ Überdeckung<br />

mit neuen, nährstoffarmen Schlackenmaterial auf mehreren<br />

Teilflächen im Zentrum des Geländes (jeweils ca. 100 m²)<br />

Kerngebiet Tongrube Neunkircher Ziegelwerk<br />

Schaffung von Rohbodenstandorten durch teilweisen Bodenabtrag<br />

bzw. Umlagerung von autochtonen Massen in mehrjährigem Rhythmus<br />

(mehrere Teilflächen mit einer Größe von jeweils mind. 100 m²)<br />

Sicherung von großflächigen, vegetationsarmen und teils bodenoffenen<br />

Flächen innerhalb der Tongrube durch frühzeitige Entnahme von<br />

eindringenden Gehölzen (insbesondere Birken in den Randbereichen)<br />

Kerngebiet Halde Kohlwald<br />

Erhaltung und Förderung von Habitaten der Blauflügelige Sandschrecke<br />

und der Blauflügeligen Ödlandschrecke durch großflächige Freistellung<br />

der ebenen Abraumfläche nordwestlich der Halde: weitgehend<br />

vollständige Entnahme aller Gehölze im Zentrum der Flächen,<br />

Entnahme des Schnittgutes aus der Fläche<br />

Langfristige Sicherung einer offenen, besonnte Schlackenfläche durch<br />

Pflege in mehrjährigem Rhythmus (unter Entnahme der Gehölze sowie<br />

Schaffung von Rohbodenflächen durch Bodenabtrag bzw. Massenumlagerung)<br />

Landschaftslabor Waldwirtschaft und natürliche Prozesse<br />

Kerngebiet Graulheck<br />

Erhalt und Förderung einer extensiven Bewirtschaftung von Grünlandflächen<br />

durch ein- bis zweischürige Mahd, Verzicht auf Düngung,<br />

Sicherung von mageren Grünlandflächen an sonnenexponierten<br />

Hangflächen (z. B. nordwestlich des Graulheckweihers)<br />

Kurzflügelige Schwertschrecke 2<br />

Blauflügelige Sandschrecke 1<br />

Blauflügelige Sandschrecke<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Blauflügelige Sandschrecke<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Westliche Beißschrecke<br />

Feldgrille<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke 1<br />

Blauflügelige Sandschrecke<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Blauflügelige Sandschrecke<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Westliche Beißschrecke<br />

Blauflügelige Sandschrecke<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Westliche Beißschrecke<br />

Blauflügelige Sandschrecke<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

Westliche Beißschrecke<br />

Feldgrille 2<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 25<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

D


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Maßnahmen Zielart Priorität<br />

Erhalt und Entwicklung von mageren Säumen und Brachen aus Altgras<br />

und Stauden (z. B. entlang von Wegen oder Parzellengrenzen,<br />

mind. 2 m breit) zur Schaffung von Lebensraum sowie Ausbreitungskorridoren<br />

Warzenbeißer 2<br />

Erhalt und Förderung von offenen und besonnten Röhrichten, Stauden-<br />

und Binsenbeständen in der Aue des Schwambachs, um den<br />

Graulheckweiher bzw. an Quellfluren im Offenland nördlich von Heiligenwald<br />

Kurzflügelige Schwertschrecke 2<br />

Kerngebiet Fahrbach<br />

Erhalt und Förderung der extensiven Grünlandbewirtschaftung mit<br />

ein- bis zweischüriger Mahd bzw. extensiver Beweidung, ohne Düngemitteleinsatz,<br />

insbesondere im Bereich der sonnenexponierten Talhänge<br />

Offenhalten der Landschaft durch Freistellung von verbuschten Obstwiesen,<br />

Verzicht auf Aufforstungen<br />

Kerngebiet Eisenhümes<br />

Extensivierung der Grünlandnutzung im Quellbereich des Fahrbachs /<br />

„Wildbrunnen“ (keine Dünung, ein- bis zweischürige Mahd der Grünlandflächen),<br />

Anlage von kleineren Flutmulden bzw. feuchten Senken<br />

(ca. 10-20 m²) in den Grünlandflächen, Erhalt von Staudensäumen<br />

und Binsenfluren entlang des Bachlaufes<br />

Erhalt und Förderung der extensiven Grünlandbewirtschaftung mit<br />

ein- bis zweischüriger Mahd bzw. extensiver Beweidung, ohne Düngemitteleinsatz<br />

Offenhalten der Landschaft durch Freistellung von verbuschten Obstwiesen,<br />

Verzicht auf Aufforstungen<br />

Kerngebiet Mühlbachtal<br />

Sicherung der extensiven Bewirtschaftung auf der Wiesenfläche mit<br />

dem Vorkommen des Heidegrashüpfers: ein- bis zweischürige Mahd,<br />

Verzicht auf Düngung<br />

Sicherung und Entwicklung von trockenen, mageren Grünlandflächen<br />

sowie Grassäumen in einem Umkreis von bis zu 500 m um das Vorkommen<br />

des Heidegrashüpfers, zur Schaffung von weiteren Lebensräumen<br />

bzw. zur Vernetzung von Teilpopulationen: ein- bis zweischürige<br />

Mahd, ohne Düngung, Grassäume mit einer Breit von mind. 2 m<br />

(Mahd der Säume in mehrjährigem Turnus)<br />

Erhalt und Förderung der extensiven Grünlandbewirtschaftung mit<br />

ein- bis zweischüriger Mahd bzw. extensiver Beweidung, ohne Düngemitteleinsatz<br />

Schaffung von Flutmulden und wechselfeuchten Zonen in den Grünlandflächen<br />

der Mühlbachaue, Förderung von Binsen- und Staudenbeständen<br />

Kerngebiet Auf der Kutt<br />

Erhalt und Förderung der extensiven Grünlandbewirtschaftung (mit<br />

ein- bis zweischüriger Mahd bzw. extensiver Beweidung), partielle<br />

Mahd der Wiesenfläche<br />

Erhalt und Förderung von Altgrassäumen und Brachestreifen entlang<br />

der Weg- und Waldsäume<br />

Kerngebiet Stockberg/Alter Roth<br />

Erhalt und Förderung der extensiven Grünlandbewirtschaftung (mit<br />

ein- bis zweischüriger Mahd bzw. extensiver Beweidung)<br />

Erhalt und Förderung von Altgrassäumen und Brachestreifen entlang<br />

der Weg- und Waldsäume<br />

Erhalt von wechselfeuchten Senken innerhalb des Grünlandes, Aufrechterhaltung<br />

einer extensiven Grünlandnutzung<br />

Feldgrille 2<br />

Feldgrille 2<br />

Kurzflügelige Schwertschrecke 1<br />

Feldgrille 2<br />

artenreiche Grünlandzönose 2<br />

Heidegrashüpfer 1<br />

Feldgrille 1<br />

Feldgrille 2<br />

Kurzflügelige Schwertschrecke 2<br />

Feldgrille 2<br />

artenreiche Grünlandzönose 2<br />

Feldgrille 2<br />

artenreiche Grünlandzönose 2<br />

artenreiche Grünlandzönose 2<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 26


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Erläuterungen<br />

Zielarten: Heidegrashüpfer........................................................... Zielart mit aktuelles Vorkommen<br />

Feldgrille (kursiv)........................................................... potenzielles Vorkommen/Entwicklungspotenzial<br />

Priorität: 1 Umsetzung 1-3 Jahre<br />

2 Umsetzung 3-10 Jahre<br />

D dauerhaft<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 27


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

6. Literatur<br />

Altmoos, M. (2000): Habitat, Mobilität und Schutz der <strong>Heuschrecken</strong> Sphingonotus caerulans (L. 1767)<br />

und Oedipoda caerulescens (L. 1758) in unrekultivierten Folgelandschaften des Braunkohletagebergbaus<br />

im Südraum Leipzig. Articulata 15 (1): 65-85.<br />

Bellmann, H. (1993): <strong>Heuschrecken</strong>: beobachten - bestimmen. Augsburg.<br />

Brinkmann, R. (1998): Berücksichtigung tierökologischer Belange in der Landschaftsplanung. Niedersächsisches<br />

Landesamt für Ökologie (Hrsg.): Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 4.<br />

Coray A. & A.W. Lehmann (1998): Taxonomie der <strong>Heuschrecken</strong> Deutschlands (Orthoptera): Formale<br />

Aspekte der wissenschaftlichen Namen. Articulata (8) 2: 41-53.<br />

Detzel, P. (1991): Ökofaunistische Analyse der <strong>Heuschrecken</strong>fauna Baden-Württembergs (Orthopthera).<br />

Dissertation, Universität Tübingen, 365. S.<br />

Detzel, P. (1995): Zur Nomenklatur der <strong>Heuschrecken</strong> und Fangschrecken Deutschlands. Articulata 10 (1):<br />

3-10, Erlangen.<br />

Detzel, P. (1998): Die <strong>Heuschrecken</strong> Baden-Württembergs. Ulmer, Stuttgart.<br />

Dorda, D. (1995a): <strong>Heuschrecken</strong>zönosen als Bioindikatoren auf Sand- und submediterranen Kalk-<br />

Magerrasen des saarländisch-lothringischen Schichtstufenlandes. Dissertation, Universität des Saarlandes,<br />

253 S.<br />

Dorda, D. (1995b): Bemerkungen zur Isolation, Ausbreitungsstrategie und zum Auftreten makropterer<br />

Formen beim Weinhähnchen (Oecanthus pellucens, Scop. 1763) im Saarland. Zt.Schr. Ökologie u. Naturschutz<br />

4: 125-133.<br />

Dorda, D. (1998): Arealexpansion und Zunahme des Weinhähnchens – Witterungsbedingte Populationsdynamik<br />

im Bliesgau (Saarland). Naturschutz und Landschaftsplanung 30 (3): 89-93.<br />

Dorda, D., S. Maas & A. Staudt (1996): Atlas der <strong>Heuschrecken</strong> des Saarlandes. Aus Natur und Landschaft<br />

im Saarland, Sonderband 6, Saarbrücken.<br />

ECORAT (2011): <strong>LIK</strong>.Nord - Erfassung der Brutvögel in ausgewählten Kerngebieten. Unveröffl. Gutachten<br />

im Auftrag der Planungsgruppe AGL, Stand Oktober.<br />

Fricke, M. & H. von Nordheim (1992): Auswirkungen unterschiedlicher landwirtschaftlicher Bewirtschaftungsweisen<br />

des Grünlandes auf <strong>Heuschrecken</strong> (Orthoptera, Saltatoria) in der Ockeraue (Niedersachsen)<br />

sowie Bewirtschaftungsempfehlungen aus Naturschutzsicht. Braunschw. naturkdl. Schr. 4, Heft 1, S.<br />

59-89, Braunschweig.<br />

Holderegger, B. & J. Zettel (2004): Autökologie von Sphingonotus caerulans (Latereille, 1804) und Oedipoda<br />

caerulescens (Linné 1758) in zwei unterschiedlichen Zonationstypen im Rottensand (VS, Schweiz); I.<br />

Ansprüche an die Vegetationsbedeckung und Mobilität. II Die Pflanzliche und tierische Nahrung. Universität<br />

Bern.<br />

Ingrisch, S. & G. Köhler (1998): Die <strong>Heuschrecken</strong> Mitteleuropas. Neue Brehm Bücherei, Bd. 629. Magdeburg,<br />

460 Seiten.<br />

Köhler, G. & K. Reinhardt (1992): Beitrag zur Kenntnis der Feldgrille (Gryllus campestris L.) in Thüringen.<br />

Articulata 7: 63-76.<br />

Kuhn, W. & M. Kleyer (2000): A statistical habitat model fort he blue Winged Grasshopper (Oedipoda<br />

caerulescens) considering the habitat connectivity. Z. Ökologie u. Naturschutz 8: 207-218.<br />

Maas, S, Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der <strong>Heuschrecken</strong> Deutschlands. Verbreitungsatlas,<br />

Gefährdungseinstufung uns Schutzkonzepte. Ergebnisse aus dem F+E-Vorhaben 89886015.<br />

Bundesamtes für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg.<br />

Merkel, E. (1980): Sandtrockenstandorte und ihre Bedeutung für zwei „Ödland“-Schrecken der Roten<br />

Liste, Oedipoda caerulescens und Sphingonotus caerulans. Schr.R. Naturschutz und Landschaftspflege des<br />

Bayer. Landesamtes f. Umweltschutz 12: 63-69.<br />

Niehuis, M. (1991): Ergebnisse aus drei Artenschutzprojekte „<strong>Heuschrecken</strong>“ (Orthoptera: Saltatoria). In:<br />

Fauna Flora Rheinland-Pfalz 6 (2): 335-551.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 28


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Oschmann, M. (1973): Untersuchungen zur Biotopbindung der Orthopteren. Faunist. Abh. staatl. Mus.<br />

Tierkunde Dresden, 4 (21): 177-206.<br />

Pfeifer, R. & Brandl, R. (1991): Der Einfluß des Wiesenmahdtermins auf die Vogelwelt. - Orn. Anz. 30:<br />

159-171.<br />

Plachter, H., Jebram, J., Müssner, R. & Riecken, U. (2002): Standards für Methoden und Verfahren im<br />

Naturschutz. In: Plachter, H., Bernotat, D., Müssner, R. & Riecken, U. (Hrsg.): Entwicklung und Festlegung<br />

von Methodenstandards im Naturschutz, pp. 23 - 34; Schr.R. Landschaftspfl. Naturschutz 70; Bonn (Bundesamt<br />

für Naturschutz).<br />

Polloczek, K. (1993): Abhängigkeit der <strong>Heuschrecken</strong>besiedlung (Ensifera, Caelifera) von Vegetation und<br />

Nutzungsform - Anwendungsmöglichkeiten der <strong>Heuschrecken</strong>erfassung in der Landschaftsplanung. Diplomarbeit<br />

an der Universität des Saarlandes (Biogeographie), Saarbrücken.<br />

Reck, H. (1996): Flächenbewertung für die Belange des Arten- und Biotopschutzes. Beiträge der Akademie<br />

für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, 23: 71-112.<br />

Remmert, H. (1978): Ökologie. Springer, Berlin.<br />

Sachtleben, J. & W. Ries (1997): Flächenanforderungen im Naturschutz – Ableitung unter Berücksichtigung<br />

von Inzuchteffekten. 1. Teil: Das Modell. Naturschutz und Landschaftsplanung 29 (11): 336-344.<br />

Sachtleben, J. & W. Ries (1997b): Flächenanforderungen im Naturschutz – Ableitung unter Berücksichtigung<br />

von Inzuchteffekten. 2. Teil: Bayern als Beispiel. Naturschutz und Landschaftsplanung 29 (12): 373-<br />

377.<br />

Schlumprecht, H. & G. Waeber (2003): <strong>Heuschrecken</strong> in Bayern. Ulmer.<br />

Süßmilch, G. (1993): Vergleichende Untersuchungen zum Einfluß der Grünlandnutzung auf <strong>Heuschrecken</strong><br />

(Orthoptera), dargestellt am Beispiel der Illaue. Diplomarbeit Fachrichtung Biogeographie der Universität<br />

des Saarlandes.<br />

Walter, R. (1994): Zur Mobilität und zum Habitat von Platycleis albopunctata. Articulata 9 (1): 1-23.<br />

Zentrum für Biodokumentation (2005) ABSP-Datenpool: Datensammlung zum Arten- und Biotopschutzprogramm<br />

des Saarlandes – Ergänzungen 2005, Selbstverlag.<br />

Zentrum für Biodokumentation (2008) Grünlandkartierung und Waldbiotopkartierung zum Natura 2000-<br />

Gebiet Saarkohlenwald (Biotopkartierung III).<br />

Internetquellen<br />

www.delattinia.de, zuletzt aufgerufen am 10.10.2011<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 29


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

7. Anhang<br />

7.1 Tabellen und Abbildungen<br />

Tab. 7: Verbreitung der nachgewiesenen <strong>Heuschrecken</strong> in den Kerngebieten<br />

Nummer des Kerngebietes<br />

Art 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 S<br />

Langfühlerschrecken<br />

Punktierte Zartschrecke � � � � � � � � � � � 11<br />

Gemeine Sichelschrecke � � � � � � � � 8<br />

Gemeine Eichenschrecke � � � � � � � � � � � 11<br />

Kurzfl. Schwertschrecke � � � 3<br />

Langfl. Schwertschrecke � � � � � � � � � � � � � � � 15<br />

Grünes Heupferd � � � � � � � � � � � � � � � � � � 18<br />

Warzenbeißer � 1<br />

Westliche Beißschrecke � 1<br />

Roesels Beißschrecke � � � � � � � � � � � � � � 14<br />

Zweifarbige Beißschrecke � � � � � � 6<br />

Gewöhnliche Strauchschrecke � � � � � � � � � � � � � � � � � � 18<br />

Feldgrille � � � � � 5<br />

Waldgrille � � � � � � � � � � � � � � � � 16<br />

Weinhähnchen � � 2<br />

Kurzfühlerschrecken<br />

Säbeldornschrecke � � � � � � 6<br />

Gemeine Dornschrecke � � � � � � � � � � � � � � � � 16<br />

Langfühler Dornschrecke � 1<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke � � � � � � � 7<br />

Blauflügelige Sandschrecke � � � (�) 4<br />

Sumpfschrecke � � � � � � � 7<br />

Große Goldschrecke � � � � � � � � � � � � � � � � � � 18<br />

Bunter Grashüpfer � � � � � � � � 8<br />

Heidegrashüpfer � 1<br />

Rote Keulenschrecke � � � � � � � � � � 10<br />

Weißrandiger Grashüpfer � � � � � � 6<br />

Nachtigall-Grashüpfer � � � � � � � � � � � � � � � � 16<br />

Brauner Grashüpfer � � � � � � � � � � � � � � 14<br />

Wiesengrashüpfer � � � � � � � � � � � � 11<br />

Gemeiner Grashüpfer � � � � � � � � � � � � � � � � � � 18<br />

Artenzahl 16 25 14 8 6 22 8 15 16 21 8 14 20 22 20 14 7 16<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 30


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Erläuterungen:<br />

Status: � Nachweis 2011<br />

(�) Nachweis in den Vorjahren (2000-2010)<br />

S Stetigkeit (2011)<br />

Kerngebiete: 1 Prozessschutzwald Quierschied, Schlammweiher, Göttelborn Ost und<br />

Halde Göttelborn<br />

2 Schlammweiher Hahnwies<br />

3 Schafwald<br />

4 Saufangweiher<br />

5 Itzenplitz<br />

6 Bergbaufolgelandschaft<br />

7 Östlich B41<br />

8 AHA-Gelände<br />

9 Tongrube Neunkircher Ziegelwerk<br />

10 Graulheck<br />

11 Östlich Bauershaus<br />

12 Halde Kohlwald<br />

13 Fahrbach<br />

14 Eisenhümes<br />

15 Mühlbachtal<br />

16 Auf der Kutt<br />

17 Weiher Zeisweilerhof<br />

18 Stockberg/Alter Roth<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 31


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Tab. 8: Ergebnisse der Probeflächenuntersuchungen<br />

............................................................... Nummer der Probefläche<br />

Art 1.1 1.2 2.1 2.2 2.3 2.4 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 10.1 13.1 14.1 15.1<br />

Langfühlerschrecken<br />

Punktierte Zartschrecke I<br />

Gemeine Sichelschrecke I I I<br />

Kurzfl. Schwertschrecke II I<br />

Langfl. Schwertschrecke I II I I II II I I<br />

Grünes Heupferd II II I II I II I I I I<br />

Warzenbeißer I<br />

Westliche Beißschrecke II<br />

Roesels Beißschrecke I II II I I II II II I I III II II<br />

Zweifarbige Beißschrecke II I I<br />

Gewöhnliche Strauchschrecke I II I I I II I I<br />

Feldgrille I II II<br />

Waldgrille II II I<br />

Kurzfühlerschrecken<br />

Säbeldornschrecke I II II I<br />

Gemeine Dornschrecke I I I II I I II I<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke III II II III<br />

Blauflügelige Sandschrecke II II II<br />

Sumpfschrecke I III II II<br />

Große Goldschrecke I II III I II II III I II II II II I II I<br />

Bunter Grashüpfer I II II I I I I<br />

Heidegrashüpfer II<br />

Rote Keulenschrecke II I I I<br />

Weißrandiger Grashüpfer II I<br />

Nachtigall-Grashüpfer I II II II I I II II II II II II I II III<br />

Brauner Grashüpfer II II I I I II II II I I<br />

Wiesengrashüpfer II II II II II I II I III II<br />

Gemeiner Grashüpfer I III III II III II III II II III II II II<br />

Artenzahl 11 6 14 10 7 12 3 13 8 12 6 6 9 11 8 12 8<br />

Erläuterungen:<br />

Angaben zur<br />

Populationsgröße:<br />

III<br />

II<br />

I<br />

r<br />

häufig auf der gesamten Fläche<br />

zwischen III und I (oder nur stellenweise häufig)<br />

wenige Exemplare<br />

Einzelexemplar(e)<br />

Bezeichnung der 1.1 Schlammweiher und Halde Göttelborn (Abraumhalde)<br />

Probeflächen: 1.2 Schlammweiher und Halde Göttelborn (Waldsaum und Uferzone)<br />

2.1 Schlammweiher Hahnwies (ruderale Wiese/Brache)<br />

2.2 Schlammweiher Hahnwies (Mähwiese, trocken)<br />

2.3 Schlammweiher Hahnwies (Mähwiese, trocken)<br />

2.4 Schlammweiher Hahnwies (Mähwiese, feucht/Quellflur)<br />

6.1 Bergbaufolgelandschaft (Schlackenfläche)<br />

6.2 Bergbaufolgelandschaft (Sukzessionsfläche)<br />

6.3 Bergbaufolgelandschaft (Mähwiese, frisch)<br />

6.4 Bergbaufolgelandschaft (Haldenböschung)<br />

6.5 Bergbaufolgelandschaft (Hochstaudenflur)<br />

6.6 Bergbaufolgelandschaft (Haldenböschung)<br />

6.7 Bergbaufolgelandschaft (Hochstaudenflur)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 32


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

10.1 Graulheck (Mähwiese, trocken)<br />

13.1 Fahrbach (Mähwiese, trocken)<br />

14.1 Eisenhümes (Mähwiese, feucht)<br />

15.1 Mühlbachtal (Mähwiese, trocken)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 33


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

7.2 Fotodokumentation (Auswahl)<br />

Die Blauflügelige Sandschrecke<br />

gilt bundesweit als stark gefährdet.<br />

Im Projektraum besitzt<br />

sie einen Verbreitungsschwerpunkt<br />

innerhalb des Saarlandes<br />

und ist lokal noch häufig.<br />

(Kerngebiet 9)<br />

Die Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

ist auf annähernd allen<br />

Bergbaufolgeflächen mit zumindest<br />

kleineren, bodenoffenen<br />

Bereichen verbreitet. Hier<br />

tritt sie mit teils sehr individuenreichen<br />

Populationen auf.<br />

(Kerngebiet 9)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 34


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Auf weitgehend offenen Haldenflächen<br />

mit günstiger Sonnenexposition<br />

treten beide<br />

blauflügligen „Ödlandschrecken“<br />

vergesellschaftet auf.<br />

Typische Begleitarten sind der<br />

Braune Grashüpfer oder die<br />

Gemeinde Dornschrecke (Halde<br />

Dechen).<br />

(Kerngebiet 6)<br />

Mit zunehmendem Gehölzaufwuchs<br />

verschwindet die<br />

Blauflügelige Sandschrecke<br />

wieder; dagegen toleriert die<br />

Blauflügelige Ödlandschrecke<br />

selbst eine im Tagesverlauf<br />

teilweise Beschattung, sofern<br />

noch ausreichend große, bodenoffene<br />

(wärmebegünstigte)<br />

Rohbodenstandorte verbleiben.<br />

(Kerngebiet 12)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 35


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Im Umfeld der Deponie Geisheck<br />

existiert eine kleine Feldgrille-Population.<br />

Das innerhalb<br />

des Waldgebietes weitgehend<br />

isolierte Vorkommen ist wahrscheinlich<br />

auf Einschleppung<br />

durch die Deponierung von<br />

Erdmassen zurückzuführen.<br />

(Kerngebiet 6)<br />

Bergehalden bieten kleinräumig<br />

oft sehr unterschiedliche<br />

Heuchrecken-Lebensräume:<br />

Gebüsch- und Waldflächen<br />

wechseln mit vegetationsfreien<br />

Böschungen sowie ebenen<br />

Schlackenflächen und Schotterwegen<br />

ab; entlang von<br />

Entwässerungsgräben existieren<br />

vielfach wechselfeuchte<br />

Standortbedingungen.<br />

(Kerngebiet 6)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 36


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

In der ehemaligen Tongrube<br />

des Kerngebietes „Tongrube<br />

Neunkircher Ziegelwerk“ ist<br />

eine artenreiche <strong>Heuschrecken</strong>fauna<br />

vorzufinden, u a. mit<br />

wärmeliebenden Arten wie den<br />

beiden Blauflügeligen „Ödlandschrecken“<br />

oder der Zweifarbigen<br />

Beißschrecke. Von den<br />

Randzonen dringen zunehmend<br />

Gehölze (v. a. Birken) in<br />

die Fläche ein.<br />

(K bi 9)<br />

In den offenen Uferzonen von<br />

Schlammweihern, aber auch an<br />

kleineren wechselfeuchten<br />

Pfützen und Gräben im Haldenbereich<br />

ist die Säbeldornschrecke<br />

verbreitet und stellenweise<br />

häufig.<br />

(Kerngebiet 2)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 37


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Sukzessionsfläche südlich des<br />

Geisheckweihers: Lebensraum<br />

der Westlichen Beißschrecke<br />

und der Feldgrille (mit jeweils<br />

kleinen Populationen): Durch<br />

fortschreitende Sukzession<br />

haben sich die Habitatbedingungen<br />

für beide Arten deutlich<br />

verschlechtert.<br />

(Kerngebiet 6)<br />

Die offene, grünlandreiche<br />

Feldflur zwischen Schiffweiler<br />

und Heiligenwald wird von<br />

einer gebietstypischen<br />

<strong>Heuschrecken</strong>zönose besiedelt;<br />

zu den charakteristischen Arten<br />

zählen Wiesengrashüpfer,<br />

Weißrandiger Grashüpfer oder<br />

die Feldgrille.<br />

(Kerngebiet 10)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 38


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Auf einer trockenen Mähwiese<br />

auf der Anhöhe südöstlich von<br />

Stennweiler wurde der Heidegrashüpfer<br />

mit einer kleinen,<br />

weitgehend isolierten Population<br />

nachgewiesen.<br />

Das Vorkommen ist das einzige<br />

bekannte innerhalb der Kerngebiete<br />

sowie im gesamten<br />

übrigen Projektraum.<br />

(Kerngebiet 15)<br />

In den Wiesenflächen im Gebiet<br />

„Alter Roth“ bei Wustweiler<br />

hat sich eine typische, artenreiche<br />

<strong>Heuschrecken</strong>zönose<br />

entwickelt, wenn auch ohne<br />

bestandsgefährdete Arten der<br />

Roten Liste.<br />

(Kerngebiet 18)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 39


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Entlang der besonnten Waldsäume<br />

treten als typische Arten<br />

die Rote Keulenschrecke sowie<br />

die Waldgrille zahlreich auf.<br />

(Kerngebiet 18)<br />

Die überwiegend mageren,<br />

sonnenexponierten Wiesen an<br />

den Hängen des Fahrbachtals<br />

werden von der Feldgrille besiedelt.<br />

Verbuschte oder im<br />

Tagesverlauf länger beschattete<br />

Flächen werden dagegen gemieden.<br />

(Kerngebiet 13)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 40


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Die extensive Grünlandbewirtschaftung<br />

in den Hanglagen<br />

begünstigt das Vorkommen der<br />

Feldgrille, die sich im Projektraum<br />

derzeit ausbreitet.<br />

(Kerngebiet 14)<br />

In den frischen bis wechselfeuchten<br />

Wiesen im Oberlauf<br />

des Fahrbachs treten charakteristische,Feuchtigkeitsliebenden<br />

<strong>Heuschrecken</strong> wie die<br />

Sumpfschrecke oder die<br />

Kurzflügelige Schwertschecke<br />

auf.<br />

(Kerngebiet 14)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 41


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Auch feuchte Binsen- und<br />

Staudenbestände entlang von<br />

Quellfluren und Bachauen<br />

werden - ebenso wie der Ufersaum<br />

von Schlammweihern -<br />

von der gefährdeten Kurzflügeligen<br />

Schwertschecke besiedelt.<br />

(Kerngebiet 2)<br />

Die Gemeine Sichelschrecke<br />

besiedelt im Projektraum sowohl<br />

trockene als auch feuchte<br />

Brachen und Staudenfluren,<br />

etwa in der Aue des Schwambachs.<br />

(Kerngebiet 10)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 42


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Im Umfeld des Hahnwiesweihers<br />

existiert eine kleine Population<br />

des bundesweit bestandsgefährdetenWarzenbeißers.<br />

(Kerngebiet 2)<br />

Der Warzenbeißer besiedelt die<br />

mageren Wiesenflächen beiderseits<br />

des Weges über den<br />

Weiherdamm. Entlang des<br />

Schotterweges wurde neben<br />

der Gemeinen Dornschrecke<br />

auch ein Exemplar der Langfühler-Dornschreckenachgewiesen.<br />

(Kerngebiet 2)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 43


PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Ein weiteres Vorkommen des<br />

Warzenbeißers besteht in den<br />

Wiesen an den Hängen des<br />

Merchtals (NSG Oberes Merchtal).<br />

Hier gelang zu dem ein<br />

Einzelfund des Weinhähnchens.<br />

(randlich Kerngebiet 2)<br />

Ruderale Säume und Brachstreifen<br />

sind für <strong>Heuschrecken</strong><br />

wichtige Habitate und zugleich<br />

Ausbreitungskorridore in der<br />

offenen Landschaft.<br />

(Kerngebiet 2)<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 44

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!