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Öffnungszeiten 25 / 2011 - Fachhochschule Lübeck

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ihr Werk nicht nur sich selbst, sondern auch ihrem Land, der<br />

Schweiz, Ruhm verschafft haben. Alle abgebildeten Porträts<br />

sind von Persönlichkeiten aus der Kultur: Corbusier, Architekt;<br />

Giacometti, Künstler; Honegger, Musiker; Ramuz, Schriftsteller,<br />

Sophie Täuber Arp, Malerin, Burckardt, Historiker. Auf der hinteren<br />

Seite sind in jedem Fall Werke der entsprechenden Person<br />

abgebildet. Diese Banknoten geben meiner Ansicht nach ein<br />

hervorragendes Image der Schweiz als ein Land der Kultur. (Ich<br />

empfehle übrigens immer, mit einem Fadenzähler oder einer<br />

Lupe einmal einen »Ausflug« auf diese Banknoten zu machen.<br />

Es ist außerordentlich beeindruckend, was man da alles sieht<br />

… In der spanischen Zentralbank wurde mir übrigens gesagt,<br />

die Schweizer Scheine wären die Rolls Royce aller bestehenden<br />

Banknoten!) Diese Scheine, sowohl wie die vorher aus den<br />

verschiedenen Ländern erwähnten, charakterisieren sich grundsätzlich<br />

dadurch, dass es immer grafische Selbstdarstellungen<br />

sind. Für deren Verständnis braucht es keine komplizierten<br />

Gedankengänge von symbolischer Umsetzung; alle visuellen<br />

Elemente sind klar und für das Benutzer-Publikum verständlich.<br />

Was es braucht ist einzig, dass man die Scheine anschaut.<br />

Dies als Hintergrund zu einigen Betrachtungen zu den heutzutage<br />

zirkulierenden Euro-Scheinen. Das Grundkonzept, auf dem<br />

deren Entwurf beruht, ist »Epochen und Stile Europas«. Wie<br />

vielleicht bekannt, hat es auf der Vorderseite aller sieben Scheine<br />

ein Tor oder Tür irgendeiner Art, und auf der Rückseite eine<br />

Brücke; beide Bilder symbolisieren in jedem der sieben Banknoten<br />

einen Stil oder eine Epoche Europas.<br />

Es ergibt sich nicht oft, dass ein graphisches Produkt, wie diese<br />

Scheine, von so vielen Millionen Menschen tagtäglich gebraucht<br />

wird und dies erweckt das Interesse und den Wunsch des Designers<br />

herauszufinden, wie die normalen Leute, also nicht Fachleute,<br />

diese Banknoten empfinden. Mich hat die Frage gereizt<br />

und seit der Einführung dieser Banknoten im Jahr 2002 habe<br />

ich rund 150 Personen verschiedenster Art danach gefragt. Es<br />

waren dies Taxifahrer, Bankangestellte, VerkäuferInnen, Berufskollegen,<br />

Freunde, welchen ich immer die gleiche Frage gestellt<br />

habe: »Können Sie mir sagen, welche Bilder es auf der Vorder-<br />

und Rückseite aller Euro-Scheine hat?« Zu meinem Erstaunen<br />

hatte nie jemand die Scheine angeschaut! Auf meine Frage war<br />

die Antwort immer »Nein!«, und dann wurde der Geldbeutel<br />

hervorgezogen und zum ersten Mal die Scheine angeschaut!<br />

Nur eine Person, eine einzige, hat richtig geantwortet; drei oder<br />

vier haben behauptet, es hätte ein Porträt auf der Vorderseite;<br />

und als ich sie aufforderte, irgendwelche Banknoten aus dem<br />

Portefeuille herauszuholen and anzuschauen, waren sie völlig<br />

erstaunt, dass es keine Porträts gab. Beim Rest der Befragten<br />

passierte praktisch immer das Gleiche: als die Leute den einen<br />

oder anderen Schein aus dem Portemonnaie herausgezogen<br />

hatten, schauten sie sich Vorder- und Hinterseite und sagt dann:<br />

»Ja, vorne ein Tor und hinten eine Brücke. Es ist doch eine Brücke,<br />

nicht war?« Diese Frage wurde viele Male gestellt, denn in<br />

18 <strong>Öffnungszeiten</strong> <strong>25</strong> / <strong>2011</strong><br />

Yves Zimmermann & Ana Alavedra

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