Öffnungszeiten 25 / 2011 - Fachhochschule Lübeck
Öffnungszeiten 25 / 2011 - Fachhochschule Lübeck
Öffnungszeiten 25 / 2011 - Fachhochschule Lübeck
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
32 <strong>Öffnungszeiten</strong> <strong>25</strong> / <strong>2011</strong><br />
zwischen dem Subjekt und diesem Objekt, die nicht nur zeitlichräumlich,<br />
sondern auch inhaltlich eine Mittelstellung zwischen<br />
ihnen einnimmt« 15 . Auch das Geld ist eine solche Zwischeninstanz.<br />
Es muss im Prinzip zuvor bereitgestellt werden, um einen späteren<br />
Sachverhalt erreichbar zu machen.<br />
Erst bei einer sehr verfeinerten Kenntnis der Kausalverhältnisse<br />
gelingt die Reduktion der Zwischeninstanzen. Dies ist ein wichtiger<br />
Gesichtspunkt für ein Design der »Komplexitätsreduktion«<br />
(Jerôme Bruner). Um ein »Tun« realisieren zu können – wie<br />
einen Kauf per Internet –, muss Design die Gliederzahl der<br />
Zwischenschritte drastisch reduziert halten, wegen der<br />
Kompliziertheit der Zahlweise (van den Boom). Es ist bekannt,<br />
dass die meisten Operationen im Internet im Moment der<br />
Zahlungsentscheidung abgebrochen werden, da in diesem<br />
Augenblick dem Handelnden nicht alle Voraussetzungen erfüllt<br />
scheinen. Generell gilt: Das entscheidende Problem heutigen<br />
Designs tritt auf, wenn zu viele Zwischenschritte vor den Zweck<br />
gesetzt werden, die zuvor hätten eingeplant werden müssen.<br />
Das überfordert unsere Kognition. Das alltägliche Problem im<br />
heutigen Design hat Holger van den Boom in seinem Essay Das<br />
Designprinzip. Warum wir in der Ära des Designs leben (<strong>2011</strong>) näher<br />
beschrieben. Er spricht von dem ständigen Zwang, »vor dem Tun<br />
ein Machen« einzuschieben 16 : »Die Instanzen, die uns vor dem Tun<br />
zum Machen nötigen, haben stets die allerbesten Gründe dafür. Es<br />
gehe nicht anders. Man sehe ja ein undsoweiter. Beobachten Sie<br />
doch einmal, wie oft Sie an einem Tag etwas tun wollen, aber dazu<br />
vorher noch etwas machen müssen! Auch bei ›Vater Staat‹. Und,<br />
wie gesagt, protestieren Sie! Schlechte Manieren muss man nicht<br />
hinnehmen.« 17<br />
Wert der Dinge durch Distanz<br />
Geld ermöglicht einen generalisierten Tausch. Es kann sein, dass<br />
Herr A und Herr B nicht tauschen können, weil das, was Herr A im<br />
Tausch Herrn B anbietet, nicht das ist, was Herr B haben möchte.<br />
Geld »[…] ist eine Institution, in die der einzelne sein Tun oder<br />
Haben einmünden läßt, um durch diesen Durchgangspunkt<br />
hindurch Ziele zu erreichen, die seiner auf sie direkt gerichteten<br />
Bemühungen unzugänglich wären« 18 .<br />
Der Austausch, durch Geld vermittelt, läuft über eine Distanz<br />
zwischen Subjekt und Objekt. Diese verwandelt den subjektiven<br />
Affektzustand zu einer objektiven Wertung. Auf diese<br />
Weise entstehen nach Simmel die Werte der Wirtschaft. Der<br />
Erwerb eines Objekts verlangt die Hingabe eines Opfers, das dem<br />
Tauschenden schließlich die Befriedigung des Genusses bringt.<br />
Gerade das Gleichgewicht zwischen Opfer und Gewinn begründet<br />
die Abstraktion des wirtschaftlichen Systems. Ein Objekt wird<br />
umso wertvoller, je stärker eine Person es subjektiv begehrt. Beim<br />
Ersteigern eines Objekts stehen wir in jedem Augenblick vor der<br />
Frage, ob unser Begehren den Geldeinsatz auch rechtfertigt. Eine<br />
Schwierigkeit, das Objekt zu erlangen, macht es uns oft noch wert-