Öffnungszeiten 25 / 2011 - Fachhochschule Lübeck

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26 Öffnungszeiten 25 / 2011
Zur Geschichte des Geldes
Die ersten Zeugnisse kommerzieller Aktivitäten finden sich in Mesopotamien und in
Ägypten etwa 3000 vor Christus 3 . »Edelmetalle« wie Gold, Silber, Bronze dienten dazu,
den indirekten Tauschhandel zu ermöglichen. Die ältesten gefundenen Münzen datieren
vom 7. Jh. v. Chr. Sie waren ihr Gewicht in Edelmetall wert. Dabei war Silber ein maßgeblicher
Orientierungswert. Schriftzeugnisse belegen dies: In der Bibel (Genesis 37:28)
wird berichtet, dass ein Sklave gegen 20 Silberstücke getauscht wurde. In Mesopotamien
wog man die Edelmetalle mit zwei Waagen – um wirklich sicher zu gehen. Es gibt einen
Strafcodex vom 20. Jh. v. Chr., der festlegt, dass ein Mann, der einen anderen in die Nase
beißt, ein halbes Kilo Silber als Bestrafung zahlen musste, eine Ohrfeige kostete nur ein
Sechstel dessen. Der Codex des Sumerischen Stadtstaats Eschnunna – eine Sammlung
von Preisbestimmungen und Rechtsverordnungen – oder der babylonische Codex
Hammurabi von etwa 1750 v. Chr. legen z. B. für Silberleihe eine formidable Zinshöhe von
20 % fest. Aus solchen Codizes wissen wir, dass es den Vergleich zwischen Getreide- und
Silbergewicht gab. Auch andere Güter wie Öl, Schweineschmalz oder Wolle wurden miteinander
verglichen, um einen geregelten Kommerz betreiben zu können.
Der Tauschprozess erlebte bald weitere Perfektionierung: Edelmetalle wurden geschmolzen,
in lange Stangen neu geformt, danach in dünne Scheiben geschnitten, sogar als dünner
Draht, um unterschiedliche Gewichte für den Tausch bereit zu halten. Für die offiziellen
Gewichtsangaben waren die Tempel zuständig. Sie regulierten das Silbersystem, waren
auch für Zahlungsregister und Leihregister zuständig. Da der größte Teil an Dokumenten
aus Deir el-Medina (bei Theben) kommt, wo Handwerker die königlichen Gräber schufen,
glaubt man, dass der Tausch über Edelmetalle und Münzen vorzugsweise von den oberen
Schichten praktiziert wurde, die sich einen Schreiber leisten konnten, der die komplexeren
Rechnungen bewältigte. Wie die breite Bevölkerung, des Lesens und Schreibens
unkundig, Silber im Handel benutzte, ist bis heute unklar. Man darf wohl davon ausgehen,
dass in den oberen Schichten der Gesellschaft ein abstrakteres Austauschdesign, auch mit
intermediären Verträgen, herrschte, gegenüber dem direkten Tauschhandel.
Warum man ein visuelles Design den Münzen aufgeprägt hat, ist nicht ganz klar. Es wird
vermutet, man habe das Design der Münzen nicht nur auf die Stadt, wo sie geprägt worden
waren, beziehen wollen: Aristoteles ist der Meinung, Münzen würden geprägt, um sie
nicht jedes Mal wiegen zu müssen. Dies vereinfachte und beschleunigte den Handel. Ein
weiterer Grund, der später hinzu kam (ab Ende des 6. Jhs. v. Chr.) bestand darin, durch
die Münzprägung der Stadt eine Einnahmequelle zu sichern: Der Staat setzte eine Münze
mit einem höheren symbolischen Wert (Nennwert) als dem Materialwert durch. Den
Autoritäten musste es ›nur‹ gelingen, dass die Überwertung der Münzen akzeptiert wurde
und dass nun symbolisches Design die Kraft hatte, ein geringer wertiges Metallstück
aufzuwerten. Dies ist der Beginn einer Entwicklung, von der ab profanes Design gesellschaftliche
Geltungen repräsentieren konnte.
Daraus entwickelte sich in der Folge ein Bankensystem. Der Hauptzweck der Banken war
der Münztausch für die Geldnutzung in der Stadt. Sie bewahrten Geld im Depot auf, ohne
Zinsen zu geben. Die Händler, die sich eine Zeit lang in Athen aufhielten, deponierten das
Geld auf der Bank, um nicht das ganze Geld stets bei sich tragen zu müssen (man denke
nicht nur an Diebstahl, sondern auch an das Gewicht!). Zum Münzdesign trat nun ein
Systemdesign der Banken, welches das Finanzsystem weiter mit Struktur anreicherte.