[Rio]+15 [Johannesburg]+5 - Landschaftsverband Rheinland
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was wenig thematisierte Zukunftsszenarien wie Kollaps und Brasilianisierung und die Sicherheitslage<br />
anbelangt. Eine so leistungsfähige Wirtschaft wie die deutsche und eine so<br />
leistungsfähige wirtschaftliche Kraft wie die Europäische Union sollte mit mehr Nachdruck<br />
darangehen, sich und uns intelligenter zu verteidigen. Dazu müssen standardökonomische<br />
Theorien hinterfragt werden. Ferner ist in Zeiten der Globalisierung als Ganzes mit ausreichender<br />
Empathie in den Blick zu nehmen. Und es gilt der Versuchung zu widerstehen, auf<br />
kurzfristige Mitnahmeeffekte zu setzen.<br />
IX. Die Sicherheitsfrage als Herausforderung<br />
Im Folgenden wird die These verfolgt, dass die oben diskutierten Herausforderungen und<br />
Alternativen ganz massiv auch den Sicherheitsbereich betreffen. Darauf war auch bereits<br />
verschiedentlich hingewiesen worden. Oder anders ausgedrückt: Weniger öko-soziale Spannungen<br />
bedeuten auch mehr Sicherheit für Menschen, Wirtschaft und Unternehmen. Dabei<br />
steht am Anfang die Feststellung, dass sich die Sicherheitslage seit dem „11. September“<br />
dramatisch verändert hat. Die aktuellen politischen Aktivitäten, vor allem die der USA, verschärfen<br />
die Sicherheitslage. Das ist nicht zuletzt die Folge der verfehlten Politik der amtierenden<br />
US-Administration, die das Völkerrecht bricht, aber auch die eigene Demokratie<br />
zunehmend aushebelt. Sie ist ferner unfair im Umgang mit anderen Völkern und Kulturen,<br />
im Besonderen auch der islamischen Welt im Allgemeinen. Erwähnt sei in diesem Kontext<br />
auch der offene Streit über die Militarisierung des Weltraums. Weitere, vielleicht noch wirkungsvollere<br />
Terroranschläge würden in dieser Situation niemanden überraschen. Sie stellen<br />
zurzeit ein hohes Risiko für die Weltökonomie dar. Denn eines ist offensichtlich: Moderne<br />
Gesellschaften mit ihren mittlerweile umfangreichen und teils eng verwobenen Infrastrukturen<br />
und Logistiksystemen sind sehr verwundbar. Und seit langem ist klar, dass mit den<br />
neuen elektronischen Möglichkeiten zusätzlich neue Risiken auf die Menschen zukommen.<br />
Hier geht es zum einen um einen Totalkollaps der gesamten Netzwerk- und Computer-Infrastruktur<br />
mit enormen Konsequenzen, zum Beispiel für die Versorgung der Bevölkerung.<br />
Zum Anderen geht es um die wachsenden Möglichkeiten, Bewegungen, Bezahlvorgänge<br />
usw. zu verfolgen. Das lässt langfristig den „gläsernen Menschen“ möglich werden - völlig<br />
unabhängig vom Idealbild, das unsere Verfassung an dieser Stelle hat. Man betrachte nur<br />
die andauernde, sich verschärfende Situation zu diesem Thema in den USA und in Israel.<br />
Seit dem „11. September“ tut sich auch ein zunehmender Konflikt zwischen den USA und<br />
Europa auf. Ein stärker ökodiktatorisches, auf Machtausübung, Kontrolle und asymmetrische<br />
Ressourcensicherung basierendes Design konkurriert mit einem eher konsens-<br />
und vertragsbasierten, ausgeglichenen öko-sozialen Design, wie es beispielsweise für die<br />
erfolgreichen europäischen Volkswirtschaften typisch ist. Zentral ist hierbei die Frage der<br />
Vertragsbasierung (zum Beispiel Kyoto-Vertrag, Weltstrafgerichtshof, Entmilitarisierung des<br />
Weltraums), die die aktuellen Machtpromotoren in den USA tendenziell ablehnen. Erfreulich<br />
ist, dass sich in den USA mittlerweile zunehmend massive Widerstände gegen diese Art von<br />
Politik einstellen, aber noch ist unklar, was das Ergebnis sein wird.<br />
Massive Unterschiede gibt es zwischen USA und Europa auch hinsichtlich der Frage, ob man<br />
eine „harte“ Verschlüsselung von Informationen elektronischer Art überhaupt zulassen soll<br />
und ob eine stark individualisierte Profilbildung, etwa im e-Commerce, wünschenswert ist.<br />
Stellt man sich weitere Sequenzen terroristischer Anschläge vor, dann sind mit den in den<br />
nächsten 20 Jahren absehbaren technischen Möglichkeiten (Chips am/im Körper, biometrische<br />
Identifikation) politische Konsequenzen denkbar, die bis zu einem globalen sicherheitszentrierten<br />
Ordnungsregime reichen, das eine 100-prozentige elektronische Kontrolle<br />
aller Bürger zur Voraussetzung für Sicherheit erklären wird. Wer dagegen argumentiert,<br />
macht sich bereits verdächtig!<br />
Natürlich sind erhebliche Widerstände aus dem zivilen Bereich, insbesondere in Europa,<br />
gegen eine derartige Entwicklung zu erwarten, die eng mit der oben beschriebenen Brasilianisierung<br />
verknüpft sein würden, die dann aber ihrerseits noch größere Kontrollen nach sich<br />
ziehen werden. Das ist insgesamt ein gefährlicher Weg.<br />
Der reiche Norden steht dabei heute vor der Frage, die oben bereits aus weltökonomischer<br />
Perspektive diskutiert wurde, ob er noch mehr Mittel aufwenden will, sich zu „verbunkern“<br />
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