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[Rio]+15 [Johannesburg]+5 - Landschaftsverband Rheinland

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XII. Einige Hinweise zur aktuellen Situation bezüglich des Kyoto-Vertrags und zum<br />

Thema der Klimagerechtigkeit<br />

Die Welt ist in Bezug auf die Klimathematik wie die Energiefrage in einer schwierigen Situation.<br />

Diese resultiert aus dem raschen Wachstum der Weltbevölkerung, dem raschen<br />

Wohlstandszuwachs von großen Schwellenländern im Kontext der Globalisierung und der<br />

Tatsache, dass die Energiesysteme weltweit massiv auf fossile Energieträger zugreifen,<br />

deren Nutzung das Klimaproblem hervorbringt. Auf internationaler Ebene ist man sich<br />

weitgehend einig, dass gravierende Maßnahmen nötig sind, will man die Risiken dieser<br />

Entwicklung überschaubar halten. Ein Anstieg der mittleren Temperaturen in den kommenden<br />

Jahrzehnten um etwa 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit ist nach allgemeiner<br />

Einschätzung bereits nicht mehr zu verhindern. Schon eine solche Erhöhung kann die nationale<br />

Sicherheitslage wesentlich verschärfen. Noch weitere Erhöhungen werden dies in<br />

jedem Fall tun. Die internationale Gemeinschaft hofft, dass man diesen Anstieg gerade noch<br />

verkraften kann. Sicherzustellen, dass es nicht mehr wird, setzt allerdings voraus, dass man<br />

über die nächsten Jahre und Jahrzehnte den heutigen weltweiten Emissionsumfang (gleich<br />

100% gesetzt) bis zum Jahr 2050 halbiert, also auf 50% reduziert. Von den heutigen 100%<br />

verbrauchen die Europäer etwa 14%, die USA 21%, China 15% mit rasch steigender Tendenz.<br />

Während man international darüber redet, bis zum Jahr 2050 die Emissionen auf 50% absenken<br />

zu wollen (zu müssen), stehen allerdings die Trends angesichts der aktuellen ökonomischen<br />

Wachstumsprozesse und angesichts der vergleichsweise niedrigen Energieeffizienz<br />

in Ländern wie China, Indien, Brasilien, eher in Richtung auf ein Emissionsniveau von 300-<br />

400% denn auf eine Absenkung unter 100% des heutigen Wertes.<br />

Die Energieeffizienz in den verschiedenen Ländern ist sehr unterschiedlich, übrigens auch in<br />

der reichen Welt. Sie liegt in den USA nur etwa bei der Hälfte wie in Europa. Die sich entwickelnden<br />

Länder liegen, über alles betrachtet, um etwa den Faktor 3 unterhalb der Durchschnittswerte<br />

in der entwickelten Welt. Hier gibt es also Potenziale, die aber nicht leicht zu<br />

erschließen sind, da sie Aufklärung und Ausbildung der Bevölkerung, veränderte Lebensstile<br />

und insbesondere massive Investitionen in bessere technische Lösungen voraussetzen.<br />

Was den Kampf um Emissionsminderung anbelangt, haben sich die Europäer international<br />

weitestgehend verpflichtet. Sie wollen ihre eigenen Emissionen deutlich senken. Allerdings<br />

zeigen die Zahlen, dass selbst ein Rückfahren der europäischen Emissionen auf Null die<br />

weltweite Situation nicht stabilisieren könnte, wenn die USA abseits bleiben und die Schwellenländer<br />

sich, wie absehbar, weiter entwickeln. Das größte Problem ist heute, dass Wohlstandserzeugung<br />

und Wohlstandsmehrung gekoppelt sind mit Energieeinsatz und damit<br />

auch mit der Nutzung fossiler Rohstoffe, dass also starke Incentives auf Energienutzung<br />

stehen, auch wenn diese Nutzung das Klimaproblem herbeiführt. Bis heute fehlen spürbare<br />

ökonomische Nachteile, wenn man den Emissionsumfang weiter erhöht. Es fehlt die Internalisierung<br />

externer Kosten.<br />

Eigentlich ist allen Verantwortlichen klar, dass eine Deckelung der globalen Klimagasemissionen<br />

erforderlich ist, also ein globales Cap-System etabliert werden müsste. Vernünftigerweise<br />

werden dabei Eigentumsrechte an Emissionen zugeordnet. Anschließend bestünde<br />

die Möglichkeit, solche Rechte zu handeln. Ökonomisch betrachtet wäre das eine höchst<br />

effiziente Methode der Umsetzung. In einer weltweiten Perspektive würden Geldmittel da<br />

eingesetzt werden, wo mit vergleichsweise wenig Aufwand substantielle Einsparungen an<br />

CO 2 -Emissionen möglich sind. Das wäre eine Methode, Technologie des Nordens in den<br />

Süden zu lenken und dies zu finanzieren, um dort für vergleichsweise überschaubare Kosten<br />

die Effizienz zu verbessern bzw. in großem Stil Wiederaufforstung zu betreiben. Hier könnten<br />

günstige Effekte bezüglich der Klimathematik mit wünschenswerten sozialen und entwicklungspolitischen<br />

Effekten gekoppelt werden.<br />

Eine Schlüsselfrage ist allerdings die Zuordnung der Eigentumsrechte. Bezüglich der Zuordnung<br />

von Emissionsrechten werden international verschiedene Ansätze diskutiert. Sie bewegen<br />

sich in einem Spektrum der Orientierung an der Größe des BIP, besonders vorteilhaft<br />

für reiche Länder, hin zu einer Orientierung am Status quo, dem so genannten „Großvater-<br />

Prinzip“, bis hin zur Thematik der Klimagerechtigkeit, also der Zuordnung pro Kopf gleicher<br />

Emissionsrechte für alle Menschen, gegebenenfalls nach einer Übergangszeit. Es spricht<br />

aus Sicht der wissenschaftlichen Analyse viel dafür, dass eine Einigung über Emissions-<br />

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