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Ein Blick auf die neue Lehrerausbildung aus der Sicht eines Fachleiters<br />
Noch (zu) viele Schwachstellen<br />
Seit wenigen Tagen sind zum zweiten Mal die Referendare im Dienst, deren<br />
Ausbildung nach der Ordnung des Vorbereitungsdienstes und der Staatsprüfung<br />
für Lehrämter an Schulen (OVP) von 2011 nur noch 18 Monate dauert. Die<br />
Grundidee, die drei Ausbildungsbereiche Universität, Seminar – jetzt: Zentrum für<br />
schulpraktische Lehrerausbildung – und Schule in ihrem Wirken zusammenzuführen,<br />
wird von allen Seiten als längst überfällig betrachtet und für eine effektive<br />
Ausbildung für konzeptionell unabdingbar gehalten. Es scheint sich jedoch<br />
bei dieser Reform im Bildungswesen nicht um das erste Beispiel zu handeln, bei<br />
dem die Idee auf dem Weg zur Ausführung nicht nur leidet, sondern in die Gefahr<br />
gerät, durch die Umsetzungsbedingungen konterkariert zu werden.<br />
Planungstechnische Komplikationen<br />
Wie viele Referendare den Dienst endgültig<br />
antreten, erfahren die Seminare erst am Tag<br />
der Vereidigung. Das bedeutet, dass die Anrechnungsstunden<br />
der Fachleitungen für die<br />
Seminarausbildung erst dann verbindlich den<br />
Schulen mitgeteilt werden und die erforderlichen<br />
Korrekturen erst zum nächsten Schulhalbjahr<br />
vorgenommen werden können. Das<br />
macht den schulischen Einsatz von FachleiterInnen<br />
weniger planbar und unregelmäßiger.<br />
p us<br />
www.nds.gew-nrw.de<br />
MSW NRW: Infos zu Lehrerausbildung<br />
und Lehrerausbildungsreform<br />
Landesprüfungsamt für Zweite Staatsprüfungen<br />
für Lehrämter an Schulen<br />
Die Zahlen für den 18-monatigen Ausbildungsrhythmus<br />
liegen erheblich höher als bei<br />
der bisherigen halbjährigen Einstellung, was<br />
die Raumkapazität der Seminargebäude<br />
sprengt und die Einhaltung des Seminartags<br />
unmöglich macht. Dies macht die schulische<br />
Einsatzplanung für die Referendare schwieriger<br />
und erhöht deren Zeitaufwand durch eine<br />
zweitägige Seminarpräsenz.<br />
Inhaltliche Konsequenzen<br />
Gravierender in ihrer Auswirkung dürften<br />
die inhaltlichen Konsequenzen der verkürzten<br />
Ausbildung in den Seminaren sein. Für die im<br />
Mai 2012 angetretenen ReferendarInnen stehen<br />
maximal acht Seminartage zur Verfügung,<br />
um sie auf den bedarfsangerechneten,<br />
selbstständigen Unterricht vorzubereiten.<br />
nds 5-2012<br />
19<br />
Crashkurs-Charakter wird verschärft<br />
Hatte schon der bisherige Zeitraum von einem<br />
halben Jahr bis zur Aufnahme selbstständigen<br />
Unterrichts der Referendare bereits<br />
„Crashkurs“-Charakter, so fehlt für den jetzt verbliebenen<br />
Zeitraum von zwei Monaten jede<br />
haltbare Bezeichnung oder Funktionsbestimmung.<br />
So werden sich nun kaum acht Sitzungstermine<br />
anbieten lassen, da die Fachleitungen<br />
in diesem Zeitraum auch noch mit der Abwicklung<br />
von unterrichtspraktischen Prüfungen und<br />
Abiturprüfungen beschäftigt sind. In der Regel<br />
werden die ReferendarInnen am Ende der Sommerferien<br />
ihre Einsatzplanung für neun Unterrichtsstunden<br />
erhalten und von diesem Zeitpunkt<br />
an für Ausbildungsinhalte, die nicht direkt<br />
das „Überleben” in den ihnen anvertrauten<br />
Lerngruppen sichern, kaum noch erreichbar sein.<br />
Aus der Unterrichtsphase stürzen die Referendare<br />
dann unvermittelt in die Examensvorbereitung.<br />
Eventuell vorhandene Kompetenzlücken<br />
sollen in dem nach einem ersten<br />
Unterrichtsbesuch durchgeführten Eingangsund<br />
Perspektivgespräch, das bereits in den ersten<br />
Wochen der Ausbildung stattfindet, geklärt<br />
worden sein. Was daran neu sein soll<br />
oder warum es nur noch von einem Fachleiter<br />
durchgeführt werden soll, ist schwer zu erschließen.<br />
Bisher war es jedenfalls ein selbstverständlicher<br />
Einstieg in jede Seminararbeit,<br />
die Voraussetzungen der TeilnehmerInnen zu<br />
erkunden und auf dieser Grundlage die Arbeitserfordernisse<br />
zu bestimmen.<br />
Das Praxissemester soll zum<br />
Wintersemester 2013/14 starten<br />
Die Verkürzung der Referendarzeit auf eineinhalb<br />
Jahre soll auf der Absolvierung eines<br />
Praxissemesters im Masterstudiengang aufbauen.<br />
Nach der Planung kann es frühestens zum<br />
Wintersemester 2013/14 angeboten werden.<br />
Die zur Zeit eher schleppend verlaufenden<br />
Koordinierungsgespräche von Universität und<br />
Seminar machen den engen Ressourcengürtel<br />
eines gemeinsamen Einsatzes deutlich. Ansonsten<br />
sind hier in Einzelfällen in direkter Abstimmung<br />
von Fachdidaktik der Universität und<br />
Fachleitung des Seminars erfolgreich Programmabsprachen<br />
erfolgt, die eine Verbindung<br />
der beiden Ausbildungsabschnitte begründen.