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8<br />
BILDUNG<br />
Aktionstage „Europa neu begründen”<br />
Fiskalpakt schadet der Demokratie<br />
GewerkschafterInnen und WissenschaftlerInnen wenden sich mit dem Aufruf „Europa<br />
neu begründen“ gegen den geplanten europäischen Fiskalpakt. Sie fordern<br />
mehr wirtschaftliche Vernunft, soziale Gerechtigkeit und demokratischen Mut. „Mit<br />
dem neoliberalen Leitbild der Unterordnung unter die Dominanz der (Finanz-)<br />
Märkte trägt die EU nicht zur Lösung, sondern zur Verschärfung der Krise bei”, heißt<br />
es u.a. in dem Aufruf zu den Aktionstagen vom 16. bis 19. Mai 2012 in Frankfurt.<br />
Gesamtgesellschaftliches Risiko<br />
Der Gesetzentwurf zum Fiskalpakt, der am<br />
29. März 2012 im Bundestag in erster Lesung<br />
beraten wurde, würde Lohnabhängigen, Arbeitslosen<br />
und RentnerInnen die Kosten der<br />
Bankenrettung aufbürden, kritisieren die Unterzeichner<br />
des Aufrufs. Werde der Entwurf verabschiedet,<br />
drohten drastische Kürzungen der<br />
öffentlichen Ausgaben sowie der Arbeits- und<br />
Sozialeinkommen. Die politische und soziale<br />
Demokratie in den Mitgliedstaaten werde irreparablen<br />
Schaden davon tragen.<br />
Der Europäische Stabilitätsmechanismus<br />
(ESM) soll durch völkerrechtlichen Vertrag als<br />
internationale Finanzinstitution begründet<br />
und mit einem Stammkapital von 700 Milliarden<br />
Euro ausgestattet werden.<br />
InitiatorInnen des Aufrufs sind u.a. der Vorsitzende<br />
der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft<br />
(ver.di), Frank Bsirske, das DGB-Bundesvorstandsmitglied<br />
Annelie Buntenbach, der<br />
Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel (Memorandum-Gruppe),<br />
der Sozialwissenschaftler Steffen<br />
Lehndorff und IG-Metall-Vorstandsmitglied<br />
Hans-Jürgen Urban. Zu den zahlreichen<br />
UnterzeichnerInnen gehören u.a. Jürgen Habermas,<br />
Gustav Horn, Michael Sommer, Detlef<br />
Wetzel, Ulrich Thöne, Klaus Wiesehügel.<br />
GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne sieht in der<br />
Finanzkrise neben der ökonomischen Bedrohung<br />
auch ein hohes gesamtgesellschaftliches<br />
Risiko: „Eine Spaltung Europas würde<br />
das über Jahrzehnte gefestigte Selbstver-<br />
p us<br />
www.nds.gew-nrw.de<br />
Europa neu begründen!<br />
Aufruf und Infos<br />
Blockupy Frankfurt:<br />
Infos zu den Aktionstagen<br />
Infos zur Beteiligung der GEW<br />
ständnis eines friedlichen Zusammenwachsens<br />
in Frage stellen.”<br />
Marsch in den Ruin stoppen<br />
Die GEW macht sich für „ein soziales und demokratisches<br />
Europa“ stark. Sie unterstützt die<br />
Proteste ihrer Partnergewerkschaften in Griechenland,<br />
Spanien und Portugal gegen eine<br />
Sparpolitik, die zu Lasten der Mehrheit der Bevölkerung<br />
geht. Was in Griechenland zu beobachten<br />
ist, droht auch anderen europäischen<br />
Ländern: Verarmung breiter Gesellschaftschichten,<br />
weitere Kürzungen in Bildungs- und Gesundheitsssystemen,<br />
bei Sozialleistungen und<br />
staatlichen Investitionen, weitere Privatisierungen<br />
öffentlichen Eigentums. Die Folgen der Finanz-<br />
und Wirtschaftskrisen seit 2008 werden<br />
einseitig zu Lasten der ArbeitnehmerInnen, der<br />
Jugend und der sozial Benachteiligten ausgetragen.<br />
Deshalb lehnt die GEW den Fiskalpakt,<br />
den die Bundesregierung forciert, ab.<br />
In Hessen wurde die Aufnahme der Schuldenbremse<br />
in die Verfassung beschlossen.<br />
Auch in Hamburg hat die SPD-Regierung, gemeinsam<br />
mit GAL und FDP, den Antrag auf<br />
Aufnahme der Schuldenbremse in die hamburgische<br />
Verfassung beschlossen. Auch in<br />
NRW diskutierenn SPD, CDU und die Grünen,<br />
ob die Schuldenbremse in der Verfassung verankert<br />
werden soll.<br />
Schuldenbremsen verschärfen die Krise<br />
Die GEW und andere europäische Bildungsgewerkschaften<br />
werden an den europäischen<br />
Aktionstagen „Blockupy Frankfurt” vom 16. bis<br />
19. Mai und der Großdemonstration am<br />
19. Mai am Sitz der Europäischen Zentralbank<br />
(EZB) in Frankfurt am Main teilnehmen. Sie<br />
wollen ein Zeichen setzen gegen die einseitige<br />
Sparpolitik, den Abbau sozialer Leistungen, die<br />
Aushöhlung des Staates. Und sie wollen Zeichen<br />
setzen der Solidarität mit allen Men-<br />
schen, die sich gegen die Angriffe auf ihre Zukunft<br />
wehren. Im attac-Zelt findet eine GEW-<br />
Veranstaltung „Bildung in der Krise” statt. Infos<br />
auf der GEW-Homepage.<br />
Hanne Seiltgen, nds-Redaktion<br />
Hinweis: Nach Redaktionsschluss hat die Stadt<br />
Frankfurt alle angemeldeten Veranstaltungen<br />
während der Blockupy-Tage verboten. Das<br />
Blockupy-Bündnis hat Widerspruch eingelegt<br />
und eine Protestnote herausgegeben. Aktuelle<br />
Infos zum neuesten Stand im Internet. (s.u.).<br />
Was bedeutet der<br />
europäische Fiskalpakt?<br />
Die Staaten führen nationale Schuldenbremsen<br />
ein. Verschuldet sich ein Staat zu<br />
sehr, wird automatisch ein Defizitverfahren<br />
ausgelöst. Das oberste EU-Gericht<br />
überprüft, ob die Staaten die Schuldenbremse<br />
auch in nationales Recht umsetzen.<br />
Klagen kann nur ein anderes Unterzeichnerland.<br />
Eine einseitige Kündigung<br />
des Vertrags, der 25 EU-Staaten zu Haushaltsdisziplin<br />
zwingen soll, ist unmöglich.<br />
Ein Kündigungsrecht ist nicht vorgesehen.<br />
Von den 27 EU-Ländern machen nur<br />
Großbritannien und Tschechien nicht mit.<br />
Irland lässt das Volk darüber abstimmen.<br />
Das Abkommen soll spätestens Anfang<br />
2013 in Kraft treten.<br />
Der beim EU-Gipfel Anfang März unterschriebene<br />
Vertrag muss jetzt von den<br />
einzelnen Parlamenten ratifiziert werden.<br />
In Deutschland ist ein heftiger Steit zwischen<br />
der schwarz-gelben Bundesregierung<br />
und der Opposition ausgebrochen.<br />
Zur Ratifizierung des Fiskalpakts ist eine<br />
Zweidrittelmehrheit notwendig. (Spiegel<br />
online 29.3.2012).<br />
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