SOLARBRIEF - SFV
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Wir wählen deshalb den Durchschnittswert. Die Stromerzeugung<br />
aus Wind ist in den Jahren von 1990 bis 2009 (also in 19<br />
Jahren) von Null auf 7 Prozent angestiegen. Für die folgende<br />
Rechnung legen wir deshalb einen jährlichen Durchschnitts-<br />
Zuwachs der Stromproduktion von einem halben Prozent zu<br />
Grunde.<br />
• Die Neuinstallation von Solarstromanlagen betrug im Jahr<br />
2007 nach Angaben des BMU 1100 MW. Diese 1100 MW<br />
entsprechen einem Zuwachs der Stromerzeugung von 1<br />
TWh. Das entspricht bei einem Stromverbrauch von 500<br />
TWh einem Zuwachs von 0,2 Prozentpunkten.<br />
Wenn wir das Ziel - Zunahme der Stromproduktion aus<br />
Sonne und Wind auf zwei Prozent jährlich - erreichen wollen,<br />
müssten entweder (bei Verzicht auf Solarenergie) die<br />
jährlichen Zubauraten bei der Windenergie in jedem der vor<br />
uns liegenden 12 Jahre durchschnittlich vervierfacht werden,<br />
oder es müssten (bei Verzicht auf die Windenergie) die Zubauraten<br />
bei der Solarenergie durchschnittlich verzehnfacht<br />
werden. Natürlich wäre eine Kombination der Zuwächse bei<br />
Wind- und Solarenergie sinnvoller, z.B. eine Verdoppelung<br />
des Zuwachses bei der Windenergie und eine Verfünffachung<br />
bei der Solarenergie.<br />
Eine Anmerkung noch zum Schluss. Da wir nicht nur aus<br />
der Atomenergie, sondern wegen des Klimawandels auch<br />
aus den fossilen Energien aussteigen müssen, sind die hier<br />
dargestellten Forderungen eine Mindestforderung. Mit der<br />
linken Hand lässt sich die Aufgabe nicht lösen.<br />
Der Ernst der Lage erfordert ein nationales Notprogramm!<br />
3. Können so viel Anlagen überhaupt hergestellt<br />
werden?<br />
Ob Deutschland (ohne Bau neuer Kohlekraftwerke) aus der<br />
Atomenergie aussteigen kann, hängt wie gesagt davon ab,<br />
dass rechtzeitig genügend neue Anlagen zur Stromerzeugung<br />
aus Erneuerbaren Energien - also Solarstromanlagen und<br />
Windanlagen - aufgebaut werden. Jedes Jahr doppelt soviel<br />
Windanlagen und fünfmal so viel Solaranlagen wie im bisherigen<br />
Durchschnitt! Wohlgemerkt: Nicht irgendwo auf der Welt,<br />
sondern hier bei uns in Deutschland! Am naheliegendsten ist<br />
es natürlich, die dafür benötigten Wind und Solaranlagen von<br />
deutschen Firmen zu kaufen. Doch wenn diese die auf das<br />
Doppelte oder gar auf das Fünffache erhöhte Nachfrage nicht<br />
decken können, dann ermöglicht der globalisierte Markt den<br />
Import von Solar- und Windanlagen aus aller Welt. Weltweit<br />
werden Wind- und Solaranlagen im Überfluss angeboten. Der<br />
mangelnde Absatz ist - klimapolitisch gesehen - eine Tragödie<br />
und die Gründe sind ganz unterschiedlich. Wir denken z.B.<br />
an die Absatzkrise der weltgrößten Windfirma Vestas in Dänemark<br />
aufgrund unsinniger politischer Einschränkungen in<br />
ihrem Heimatland und in England. Oder an die Absatzkrise<br />
des niederländischen Solarzellen-Herstellers Solland, oder an<br />
die Flaute am spanischen Solarmarkt. Jedenfalls Solar- und<br />
Windanlagen gibt es derzeit in ausreichender Menge, wenn<br />
man bereit ist, den geforderten Preis zu zahlen.<br />
Die entscheidende Frage kommt nun am Ende dieses<br />
Kapitels: Welche Land- und Hauseigentümer in Deutschland<br />
sollen in den nächsten Jahren all diese neuen Wind- und<br />
Solaranlagen kaufen, um sie bei sich zu installieren?<br />
Solarbrief 3/09<br />
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.<br />
4. Wer soll die neuen Solaranlagen kaufen?<br />
Wachstum ist nur möglich, wenn sich jedes Jahr mehr<br />
Menschen als im Vorjahr zum Kauf einer Solaranlage entschließen.<br />
In einigen süddeutschen Regionen ist das in<br />
diesem Jahr durchaus der Fall. Installateure schaffen es dort<br />
teilweise kaum, all die Aufträge, die sie erhalten, abzuarbeiten.<br />
Das Bild ist allerdings uneinheitlich. In anderen Regionen<br />
Deutschlands - z.B. im Osten oder im Norden besteht eher<br />
eine Flaute beim Bau von Solarstromanlagen. Und in vielen<br />
Fällen entsteht der Eindruck, dass der Bau von Solaranlagen<br />
auf Einfamilienhäusern (also in der Größenordnung bis 5<br />
kW) eher vernachlässigt wird, weil für die Installateure der<br />
Aquisitionsaufwand im Vergleich zum Gewinn erheblich zu<br />
hoch ist (Diese Entwicklung ist übrigens schon seit Jahren<br />
zu beobachten).<br />
Eines aber ist jetzt schon sicher. Eine Steigerung des Zubaus,<br />
noch dazu auf ein Vielfaches des Vorjahres, gar auf<br />
ein Fünffaches, ist ohne Änderung des Anreizes, sprich der<br />
Einspeisevergütung, nicht zu erwarten. Die Zubauzahlen der<br />
Bundesnetzagentur für das erste Halbjahr ergeben etwa ein<br />
Drittel des Zubaus im Jahr 2008.<br />
Wieviele Solaranlagen in diesem Jahr 2009 tatsächlich<br />
gebaut worden sind, wird sich erst zum Ende des Jahres<br />
zeigen, wenn die Bundesnetzagentur die Meldungen der<br />
Solaranlagenbetreiber auswertet. Und wenn dann der Zubau<br />
auch nur um die Hälfte gegenüber dem Zubau des Vorjahrs<br />
zugenommen haben sollte, wird die Einspeisevergütung noch<br />
weiter gesenkt (§ 20 Absatz 2a EEG 2009). Diese Bestimmung<br />
bremst - schon jetzt absehbar - in kurzsichtiger Weise den<br />
erforderlichen Zuwachs bei der Solarenergie! Insbesondere<br />
wirkt sich der gegenwärtige hohe Zubau bei Freiflächenanlagen<br />
infolge der Rückkopplung durch § 20 Absatz 2a EEG<br />
negativ auf die Einspeisevergütung für Hausdachanlagen<br />
aus, was vermutlich im Gesetzgebungsverfahren überhaupt<br />
nicht bedacht wurde.<br />
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Wie ein völliger Zusammenbruch<br />
des Zubaus von Solaranlagen ab dem Jahr 2015<br />
vermieden werden kann, wenn von einem Jahr auf das andere<br />
die Einspeisevergütung für neue Freiflächenanlagen wegfällt,<br />
ohne dass die Einspeisevergütung für Hausdachanlagen<br />
erhöht wird, ist uns völlig unerfindlich!<br />
Aus diesen Gründen ist eine erhebliche Verbesserung<br />
des EEG erforderlich. Insbesondere muss die Einspeisevergütungen<br />
für Hausdachanlagen bis 10 kW so stark angehoben<br />
werden, dass die Hauseigentümer von sich aus die<br />
Initiative ergreifen und nicht erst noch von den Installateuren<br />
geworben werden müssen. Der plötzliche Ansturm auf die<br />
Installationsbetriebe wird sich verkraften lassen. Schließlich<br />
könnten normale Elektroinstallateure eine Zusatzausbildung<br />
machen und in Zusammenarbeit mit Solarinstallateuren und<br />
Dachdeckern die Aufgabe der Montage übernehmen, wie das<br />
in Süddeutschland immer häufiger der Fall ist.<br />
5. Wie kann die Nachfrage nach Windanlagen erhöht<br />
werden?<br />
Bei der Windenergie endete das Wachstum des Zubaus<br />
abrupt im Jahr 2002. Der wichtigste Grund für die Beendigung<br />
des Wachstums war eine Änderung in § 35 des Bundesbaugesetzbuchs<br />
im Jahr 1997. Diese Änderung regelte einerseits<br />
die Privilegierung der Windenergie im Außenbereich, gab aber<br />
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