14.03.2013 Aufrufe

5. Pressereaktionen im deutschen Sprachraum in ... - Historicum.net

5. Pressereaktionen im deutschen Sprachraum in ... - Historicum.net

5. Pressereaktionen im deutschen Sprachraum in ... - Historicum.net

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

87<br />

Giftmischerei, der unnatürlichen Heilkraft und der "gebärenden Konfitüre". Vor<br />

allem wundert er sich darüber, dass es noch Richter gebe, die <strong>im</strong> Ernst an solche<br />

Konfitüre und an Hexerei glaubten. Solche Leute fühiten sich sicher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Dilemma, denn es sei ja so, dass:<br />

(... 1, man den Rich1ern mit e<strong>in</strong>em Universalgelächter drohte; dass man ihnen sagte, ihr W<strong>in</strong>kel sei der<br />

e<strong>in</strong>zige, so weit man deutsch spricht, der noch an Hexen glaubt (...). Welche Inkonsequenzen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Todesurteil! Wie sehr ist das Volk zu bedauern, dessen Leben <strong>in</strong> den Händen solcher<br />

Kr<strong>im</strong><strong>in</strong>alrichter steht.<br />

Ich überlasse es den Rechtsgelehrten [... )diesen fOr unsere Zeiten und für die Richter so<br />

schandvollen Auftritt ause<strong>in</strong>ander zu 59tzen.315<br />

Dieser Artikel war es, der die Glarner so <strong>in</strong> Rage brachte, dass sie sich auf die<br />

Suche nach möglichen Informanten machten und krampfhaft versuchten<br />

herauszuf<strong>in</strong>den, woher Wekhrl<strong>in</strong> die Informationen hatte.<br />

In e<strong>in</strong>em Antwortschreiben an die Glarner Regierung bezeich<strong>net</strong>e dieser e<strong>in</strong>en<br />

"Kirchenboften aus Zürich" als Quelle. Da der Kirchenbote, den ich oben vorgestellt<br />

habe, <strong>in</strong> Leipzig und Dessau gedruckt wurde, kann man ihn nicht unbed<strong>in</strong>gt als<br />

Zürcher Zeitschrift betrachten. "Staatsfe<strong>in</strong>dliche" Schriften mussten zwar damals<br />

aus Zensurgründen oft auswärts gedruckt werden. Also könnte dies auch für den<br />

Leipziger Kirchenboten der Fall gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Wekhrl<strong>in</strong> stand aber nicht nur diese Zeitschrift als Quelle zur Vertügung. Er<br />

berichtet 1784 <strong>im</strong> "Grauen Ungeheur", se<strong>in</strong>er Nachfolgezeilschrift der<br />

Chronologen, er habe e<strong>in</strong>en Korrespondenten, der ihm e<strong>in</strong>iges berichtet habe,<br />

dessen Namen er aber verschweige. Nennen würde er ihn, falls die Glarner ihm<br />

beweisen könnten, dass er e<strong>in</strong> "Unfaktum" publiziert hätte.31B<br />

E<strong>in</strong>mal <strong>im</strong> sächsischen Kirchenboten und <strong>in</strong> den schwäbischen Chronologen<br />

veröffentlicht, wurde dieser Göldi-Handel <strong>in</strong> den <strong>deutschen</strong> Zeitschriften zu e<strong>in</strong>em<br />

zentralen Thema für das Jahr 1783.<br />

Aufgeschreckt durch diese Artikel reagierte e<strong>in</strong> Zeitgenosse, e<strong>in</strong> Glarner<br />

namens Johann Ulrich Legler, der <strong>in</strong> Sevelen <strong>im</strong> Kanton SI. Gallen Pfarrer war, auf<br />

Wekhrl<strong>in</strong>s Aufsatz. Er bot der Glarner Obrigkeit an, mit e<strong>in</strong>em öffentlichen<br />

Schreiben darauf zu antworten, um ihre Ehre zu retten. Er schickte den Glarnern<br />

315 W.L. Wekhrt<strong>in</strong>: Chronologen. 1782,223·224.<br />

316W.L Wekhrt<strong>in</strong>: Das Graue Ungeheur. 2. Bd. 1784, 130.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!