5. Pressereaktionen im deutschen Sprachraum in ... - Historicum.net
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folgenden ganz weglassen musste. Der Autor dieser Satire lässt nämlich den<br />
reformierten Pfarrer Zw<strong>in</strong>gli seufzen:<br />
k:h weiss mir selbst vor Angst nicht zu hellen. und ich b<strong>in</strong> Willens, ob ich schon ke<strong>in</strong> Katholike b<strong>in</strong>, e<strong>in</strong><br />
he<strong>im</strong>liches GelObd nach unserem benachbarten MaMa E<strong>in</strong>siedeln zu thun. [...]. Ich sage <strong>im</strong>mer, dass<br />
wir uns bei der Reformation gar zu weit von der katholischen Kirche getrennt haben: unsere frommen<br />
Stifter, Kalv<strong>in</strong> und Luther haben sehr weise gedacht, als sie die Priesterehe e<strong>in</strong>geführet haben; aber<br />
die Mirakelbilder und die Halbguldenmesse hätten sie beibehalten sollen. welche StOcke uns, und<br />
besonders uns Geistlichen, gute Dienste thun wOrden.460<br />
Auch die Ansicht des Autors Ober Anna Göldi passt nicht <strong>in</strong> die vorherrschenden<br />
Frauen- und Religionsbilder der sechziger Jahre unseres Jahrhunderts. Vielleicht<br />
schienen J. Wlnteler diese Abschnitte darum zum Zitieren nicht geeig<strong>net</strong> zu se<strong>in</strong>.<br />
Es heisst <strong>in</strong> dieser "Korrespondenz der Heiligen", Anna Göldi sei wohl die<br />
sonderbarste Hexe, die es gebe. Sie könne tatsächlich heilen, wie sonst nur <strong>im</strong><br />
Evangelium geheilt werde. Man könne sie, wäre sie ke<strong>in</strong>e Hexe, durchaus mit den<br />
helligen Wundermännern vergleichen. Hätte sie nicht diese vertlixte Verzauberung<br />
begangen, könnte sich Glarus rOhmen, e<strong>in</strong>e mit wunderbaren Heilkräften<br />
versehene "Hexe" zu besitzen.'" Am Schluss dieses für unsere Zeit wohl<br />
unterhaltsamsten Beitrages lässt der anonyme Autor den armen Pfarrer nochmals<br />
Ober die schreckliche, moderne Zeit seufzen, <strong>in</strong> der der Teufels- und<br />
Hexenglauben am Verschw<strong>in</strong>den sei...2<br />
<strong>5.</strong>4.9 Taschenbuch für Aufklärer und Nichtaufklärer auf das Jahr 1791<br />
In diesem kle<strong>in</strong>en, von J. F. Unger <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> herausgegebenen BOchle<strong>in</strong> wird der<br />
Göldi-Handel als spezielles Beispiel fOr den Hexenglauben als misslicher<br />
Auswuchs des Aberglaubens erwähnl. 463 Diese Erwähnung bildet den Schluss<br />
des Kommentars zu e<strong>in</strong>em Kupferstich "Die Hexen". Jakob W<strong>in</strong>teler hat den<br />
ganzen Abschnift fOr se<strong>in</strong>en Bericht Ober die zeitgenössischen Presserealctlonen<br />
übernommen. 464<br />
460 Korrespondenz der Heiligen aus dem Mittelalter, 1787, 230·231,<br />
461 Ebenda, 234 . 23<strong>5.</strong><br />
462 Ebenda, 235 . 237.<br />
463 Tasdlenbuch für Aufklärer und Nichtaufklärer . 1791, 74 . 7<strong>5.</strong><br />
4S4 J. W<strong>in</strong>leler: Der Anna Göldi-Prozess, 1951. 22.