ZT | September 2010
Ausgabe 1 - 9/10 mit Petra Sinn, Prof. Dr. Wilhelm Schmid, Prof. Dr. Hugo Kehr, Andreas Buhr, Roland Spinola, Erich-Norbert Detroy, Dr. Helmut Fuchs und Kaspar Schattke
Ausgabe 1 - 9/10
mit Petra Sinn, Prof. Dr. Wilhelm Schmid, Prof. Dr. Hugo Kehr, Andreas Buhr, Roland Spinola, Erich-Norbert Detroy, Dr. Helmut Fuchs und Kaspar Schattke
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<strong>ZT</strong>-Magazin | Haben Sie 20 Minuten Zeit für Ihre Kinder?<br />
Lebens – im Alltag, in unseren<br />
Beziehungen und im Berufsleben.<br />
Die Positive Psychologie untersucht,<br />
wie wir unsere Stärken und<br />
Fähigkeiten entdecken und so<br />
einsetzen können, dass sie uns<br />
und anderen das Leben erleichtern.<br />
Solche Stärken und Ressourcen<br />
sind beispielsweise Begeisterung,<br />
Beharrlichkeit, kommunikative<br />
Fertigkeiten und Kreativität,<br />
Mitgefühl, Altruismus und Solidarität,<br />
Resilienz, Hoffnung, Hingabe<br />
– und Humor.<br />
Beschreiben Sie doch einmal<br />
unseren Lesern, um welche Tugenden<br />
es in Ihrem Programm<br />
geht.<br />
Im Zentrum des „modernen“ Charaktermodells<br />
der Positiven Psychologie,<br />
formuliert von Martin<br />
Seligman, stehen sechs übergeordnete,<br />
sehr traditionelle Tugenden:<br />
Weisheit, Mut, Menschlichkeit,<br />
Gerechtigkeit, Mäßigung<br />
und Transzendenz, die in allen<br />
Kulturen geschätzt und seit jeher<br />
von allen Philosophien und Weltreligionen<br />
als vorbildlich interpretiert<br />
werden.<br />
Die im 20-Minuten Training den<br />
Tugenden zugeordneten Charakterstärken<br />
bestimmen die konkrete<br />
Art und Weise, wie wir die Tugenden<br />
persönlich gestalten und<br />
erleben – so öffnen sich uns die<br />
charakterbildenden Wege zur<br />
Weisheit beispielsweise über die<br />
Stärken der Neugier, Liebe zum<br />
Lernen, Urteilsvermögen und<br />
Kreativität. Auch bei den Stärken<br />
fanden die Charakterforscher be-<br />
16<br />
merkenswerteÜbereinstimmungen zwischen unterschiedlichsten<br />
Kulturen: Freundlichkeit, Fairness<br />
und Neugier bestimmen die Spitzengruppe<br />
der Werteskala in über<br />
40 Ländern, von Aserbaidschan<br />
bis Venezuela.<br />
In Deutschland stehen zudem<br />
Liebe/Bindung, Integrität/Authentizität<br />
und Offenheit für Erfahrungen<br />
hoch im Kurs. Im Tabellenkeller<br />
der Charakterliga dagegen<br />
rangieren Vorsicht und<br />
Selbstregulation – die Tugend der<br />
Mäßigung ist bei den Menschen<br />
dieser Welt also nur schwach ausgeprägt.<br />
In Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz spielt nur<br />
noch Spiritualität eine geringere<br />
Rolle. Charakterstärken bestimmen<br />
als stabile Persönlichkeitseigenschaften<br />
unser Denken, Fühlen<br />
und Handeln und sind demnach<br />
gerade im Prozess der Werteerziehung<br />
sehr wichtig und<br />
handlungsleitend.<br />
Wie läuft denn nun so eine 20<br />
Minuten Sitzung ab?<br />
Das 20-Minuten-Programm ist ein<br />
strukturiertes Trainingsprogramm.<br />
In wöchentlich stattfindenden Mini-Meetings<br />
mit der ganzen Familie<br />
bzw. Erziehern und Kindern<br />
werden verbindliche Vereinbarungen<br />
zur Umsetzung der thematisierten<br />
Tugenden und Werte getroffen.<br />
In ein Motto gesetzt heißt<br />
es:<br />
„Kinder erarbeiten gemeinsam<br />
mit der/ dem/den Mutter/Vater/Eltern,<br />
in einem einmal die Woche -<br />
zu einem regelmäßigen Termin -<br />
stattfindenden Mini-Meeting die<br />
Bedeutung von einzelnen Tugenden<br />
und Werten und das Grundverständnis<br />
für die Umsetzung<br />
dieser Tugenden und Werten im<br />
Alltag. Anschließend setzen sie<br />
bis zum nächsten Mini-Meeting<br />
die zu den Werten vorgesehenen<br />
oder speziell vereinbarten Aktionen<br />
auch gemeinsam um.“<br />
In dieser Formulierung steckt das<br />
ganze Geheimnis. Angeleitet bzw.<br />
ausgebildet werden die Eltern<br />
durch regional und über- regional<br />
angebotenen Trainingsseminare<br />
oder durch das Trainingspro-<br />
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