Flugleiter - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
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<strong>der</strong> flugleiter 2011/04/05<br />
12<br />
DFS aktuell<br />
Einspareffekt: 35 Millionen DM. Weitere 200 Millionen DM<br />
spart <strong>der</strong> Staat jedes Jahr, weil die DFS keine Zuschüsse<br />
mehr braucht. Die Flugsicherer wollen ihre Gebühren sogar<br />
um weitere 3 % anheben. Das nehmen die Fluggesellschaften<br />
jedoch gerne hin – Sie sparen bei pünktlicher Landung<br />
Jets und Sprit. Min<strong>der</strong>ausgabe 1994: Rund 220 Millionen<br />
DM in Deutschland.<br />
***<br />
Bleibt die Frage: Wie viel hätte wohl eine frühere Privatisierung<br />
gespart?“<br />
Soweit <strong>der</strong> FOCUS. Die zweifellos wichtigere Frage, die das<br />
Magazin seinerzeit wohlweislich nicht gestellt hat, hätte<br />
lauten müssen: Wie schnell würde den <strong>Flugsicherung</strong>smitarbeitern<br />
wohl die Rechnung für das luxuriöse Tarif-Starter-<br />
Paket von 1993 vorgelegt werden?<br />
III. 1996: Die „Verschlankung“ beginnt<br />
Die Antwort kam schnell, schneller als von so manchem erwartet.<br />
In einer Presseinformation vom Mai 1997 teilt die<br />
DFS unter <strong>der</strong> Überschrift „DFS trifft Standortentscheidung“<br />
Folgendes mit:<br />
„Aufsichtsrat und Geschäftsführung <strong>der</strong> DFS Deutsche <strong>Flugsicherung</strong><br />
GmbH haben heute wesentliche Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
für das deutsche <strong>Flugsicherung</strong>sunternehmen<br />
beschlossen. Die DFS-Kontrollzentralen in Bremen<br />
und Berlin werden am Standort Bremen und die Zentralen in<br />
Frankfurt und Düsseldorf im hessischen Langen zusammengelegt.<br />
Die Entscheidung über die beiden süddeutschen<br />
Standorte Karlsruhe und München wird im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> künftigen Ausgestaltung <strong>der</strong> Vier-Staaten-Kontrollzentrale<br />
Maastricht erst später getroffen werden. Die Präsenz<br />
<strong>der</strong> DFS an den deutschen Verkehrsflughäfen bleibt<br />
unberührt. Mit ihrer Entscheidung leistet die DFS einen<br />
wichtigen Beitrag zur Sicherung <strong>der</strong> Arbeitsplätze und zur<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland.<br />
Die Verringerung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> DFS-Kontrollzentralen in<br />
Deutschland von sechs auf drei ist Teil eines Gesamtkonzepts,<br />
mit dem die DFS noch besseren Service in schlankeren<br />
Strukturen bieten will. Die DFS schafft die Grundlage<br />
dafür, noch wirtschaftlicher zu arbeiten und die <strong>Flugsicherung</strong>sgebühren<br />
mittelfristig weiter senken zu können.“<br />
Berücksichtigt man, dass <strong>der</strong> Verkündung <strong>der</strong> BSK-Entscheidung<br />
nach DFS-eigenen Angaben mehrjährige Vorarbeiten<br />
vorausgegangen waren, ergibt sich zwangsläufig, dass die<br />
Entscheidung zur Rationalisierung – denn um nichts an<strong>der</strong>es<br />
handelt es sich – bereits zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Privatisierung<br />
im Planungsstadium gewesen sein dürfte.<br />
Die Reaktionen auf <strong>der</strong> Arbeitnehmerseite fielen unterkühlt<br />
aus und waren von erkennbarem Misstrauen geprägt. So<br />
heißt es in den Verbandsmitteilungen des VDF (Verband<br />
Deutscher <strong>Flugleiter</strong>) vom 24. April 1997:<br />
„Der Vorstand for<strong>der</strong>t die DFS auf, unverzüglich ein umfassendes<br />
Betriebskonzept zu erstellen. Darin müssen u.a. die<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchungen zu Contingency und Neusektorisierung/EAM<br />
04 berücksichtigt und eine Implementierung<br />
des Betriebssystems P1 abgeschlossen sein sowie<br />
ein detaillierter Transitionplan vorliegen. Weiterhin erwarten<br />
die Mitglie<strong>der</strong> des VDF klare Aussagen über die zu erwartenden<br />
betrieblichen Vorteile. Bis zur Vorlage eines solchen<br />
Konzepts lehnt <strong>der</strong> VDF Maßnahmen zur Umsetzung<br />
des BSK ab.“<br />
Das Betriebsstättenkonzept wurde, wenn auch mit vielfältigen<br />
Friktionen und erheblicher zeitlicher Verzögerung, in<br />
den Folgejahren umgesetzt. Parallel dazu wurde ein ganzes<br />
Bündel von Maßnahmen auf den Weg gebracht, das neben<br />
technischen Innovationen (P1, PSS, Vaforit etc.) und geän<strong>der</strong>ten<br />
Arbeitsabläufen (z.B. Tower-Approach-Trennung) im<br />
Kielwasser auch eine synergetische Neustrukturierung <strong>der</strong><br />
vorgefundenen Arbeitsplätze (Beispiel: FDB-Konzept) und<br />
davon unabhängig betriebene Maßnahmen zum effizienteren<br />
Personaleinsatz (Tripple S) nach sich zog.<br />
Die Message war klar: Dies ist erst <strong>der</strong> Anfang und nicht etwa<br />
das Ende <strong>der</strong> Optimierungsbestrebungen. Auf ständig<br />
steigende Flugbewegungen reagiert das Management nicht<br />
mit einer entsprechenden Steigerung <strong>der</strong> Zahl operativ Beschäftigter,<br />
son<strong>der</strong>n mit technischen Maßnahmen, Umstrukturierungen<br />
und „Schaffung von Synergien“.<br />
Insgesamt wurde das Klima rauer, die „unglaubliche Harmonie“<br />
(Dieter Kaden) begann nach und nach zu schwinden,<br />
wenngleich von einem Paradigmenwechsel zu diesem Zeitpunkt<br />
noch keine Rede sein konnte. Es war aber deutlich<br />
geworden, dass noch einiges nachkommen würde.<br />
IV. 2001/2002: Die Krise als Gelegenheit<br />
Wenn auch das DFS-Management bislang diverse Stellhebel<br />
in die Hand genommen und bewegt hatte, um die Betriebsdienste<br />
und die Technischen Dienste – nicht jedoch die Administration<br />
– zu „verschlanken“, so war ein signifikanter<br />
Einbruch in das 1993 auf relativ hohem Niveau etablierte Tarifwerk<br />
noch nicht gelungen. Zwar waren die operativen Arbeitsabläufe<br />
deutlich verdichtet worden und demzufolge<br />
auch die Belastungen gestiegen, aber die vielzitierten „Besitzstände“,<br />
wie sie in den Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen<br />
zum Ausdruck kamen, blieben bis dahin weitgehend<br />
unangetastet.