Flugleiter - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
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Minister Ramsauer<br />
Sehr geehrter Herr Ramsauer,<br />
wie viele Kollegen musste ich heute erneut Äußerungen von Ihnen<br />
lesen, die jeglicher Wahrheit entbehren!<br />
Ich selbst bin Fluglotse am verkehrsreichsten Flughafen<br />
Deutschlands in Frankfurt. In einem Spiegel-Interview lassen<br />
Sie sich erneut vor den Karren des Vorstandes <strong>der</strong> DFS spannen<br />
und verbreiten mittlerweile wissentlich Unwahrheiten über<br />
Gehalt, Wochenarbeitszeit und Urlaubsanspruch <strong>der</strong> deutschen<br />
Fluglotsen! Selbst <strong>der</strong> spitzfindige Versuch die Kurtage hier mit<br />
einzurechnen, trägt nicht zur Wahrheit bei.<br />
Im Kontrollturm Frankfurt, einem <strong>der</strong> höchst belastenden Lotsenarbeitsplätze<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik, liegen wir mit dem Verdienst<br />
mit an <strong>der</strong> Spitze. Allerdings bin auch ich von den in Ihren letzten<br />
Äußerungen genannten Zahlen weit entfernt! We<strong>der</strong> verdiene ich<br />
120.000 Euro, noch arbeite ich nur 25 Stunden pro Woche o<strong>der</strong><br />
habe einen Urlaubsanspruch von 50 Tagen im Jahr. Sicherlich<br />
würde ich mich freuen, wenn Sie die Zahlen, belegt vom aktuellen<br />
Tarifvertrag, richtig stellen. Die Hoffnung, dass Sie dies tun,<br />
gerade nachdem Sie von vielen Kollegen bereits Post bekommen<br />
haben, habe ich bereits aufgegeben, da es Ihnen wohl<br />
wichtiger erscheint die plakativen Parolen <strong>der</strong> Unternehmensführung<br />
zu unterstützen. Lei<strong>der</strong> verhalten Sie sich mit Ihren Äußerungen<br />
alles an<strong>der</strong>e als verantwortungsbewusst. Dass es uns<br />
Lotsen weniger um Gehalt und Urlaubsanspruch geht, ist mittlerweile<br />
in vielen Pressemitteilungen deutlich geworden.<br />
Sie,als Verkehrsminister <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, sind<br />
verantwortlich für die Sicherheit im deutschen Luftraum. Und<br />
für genau diese sehen wir uns als Lotsen in <strong>der</strong> Pflicht. Wie<br />
schon die geplante Kapitalprivatisierung vor wenigen Jahren,<br />
die von einem äußerst verantwortungsbewussten Bundespräsidenten<br />
verhin<strong>der</strong>t wurde, werden nun von Europa aus Dinge in<br />
die Wege geleitet, die primär <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit als <strong>der</strong> Sicherheit<br />
des Luftverkehrs über Europa dienen. Diese Entwicklungen<br />
führen dazu, dass auf Grund des Sparzwangs sogar<br />
dringend notwendige Ausbildungskurse für zusätzliches Personal<br />
im kommenden Jahr gestrichen werden sollten, was zum<br />
Glück zumindest im Centerbereich verhin<strong>der</strong>t werden konnte.<br />
Denn gerade hier gibt es Bereiche die eine Personalunterdeckung<br />
von über 25 % haben. Kann es denn im Sinne <strong>der</strong> Sicherheit<br />
sein, dass Lotsen 250 Überstunden leisten, um die<br />
Kapazitätsfor<strong>der</strong>ungen des Luftraums zu erfüllen? Im Falle von<br />
Vulkanasche sagte selbst <strong>der</strong> DFS-Chef Dieter Kaden, dass die<br />
DFS immer zuerst im Sinne <strong>der</strong> Sicherheit als im Sinne <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
handele. Dies war damals wohl auch in Ihrem Sinne!<br />
Scheinbar scheint das, wenn es um die Mitarbeiter <strong>der</strong><br />
<strong>Flugsicherung</strong> geht, nicht mehr zu gelten. Bei einer Personalun-<br />
Hallo zusammen,<br />
Eine Bemerkung von meiner Seite. Herr Ramsauer ist nicht nur<br />
Mitglied einer Partei, die mit einem C beginnt, son<strong>der</strong>n als zweiten<br />
Buchstaben auch ein S hat. Das soll für sozial stehen.<br />
Noch zwei Zitate, die vielleicht dazu passen. Wenn man Lion<br />
Feuchtwanger glauben soll, dann ist Ramsauer ein typischer Bayer.<br />
Die sind nach Feuchtwanger stark im Ausdruck und schwach im<br />
terdeckung in dieser Größenordnung müsste ein verantwortungsbewusstes<br />
Unternehmen, dass sich <strong>der</strong> Sicherheit über<br />
Deutschland verantwortlich schreibt, die Kapazität im betroffenen<br />
Luftraum um 25 % reduzieren, um die Sicherheit in diesem<br />
Bereich zu gewährleisten! Dies würde natürlich zu flugsicherungsverursachten<br />
Verspätungen führen, und daher zu einer<br />
negativeren Statistik des Unternehmens.<br />
Hier wird im Tagesgeschäft Wirtschaftlichkeit über Sicherheit gestellt,<br />
in dem Moment, wo man diesen Mitarbeitern in großem<br />
Umfang Überstunden anordnet, diese 6 Tage am Stück arbeiten<br />
und dann nur einen Tag Freizeit haben. Möchten Sie mit dem<br />
Gefühl in den Urlaub reisen, selbst wenn Sie lange Zeit für diesen<br />
gespart haben, dass ein überarbeiteter Lotse den durchflogenen<br />
Luftraum o<strong>der</strong> Flughafen kontrolliert und die Fehlerwahrscheinlichkeit<br />
nachgewiesenermaßen immens ansteigt?<br />
Sollen zusätzlich mit dem operativen Tagesgeschäft betraute<br />
Angestellte (z.B. Sachbearbeiter) wie auch Führungskräfte mit<br />
direkter Entscheidungsverantwortung auf die tägliche Arbeit<br />
<strong>der</strong> Lotsen ohne jegliche operative Erfahrung eingesetzt werden,<br />
die zusätzlich zu <strong>der</strong> oben beschriebenen Entwicklung,<br />
Wirtschaftlichkeit vor Sicherheit, beitragen? Dies kann nicht in<br />
unser aller Interesse sein.<br />
Die Situation erinnert sehr stark an die Zeit vor <strong>der</strong> geplanten Kapitalprivatisierung.<br />
Damals wurde an allen Ecken und Enden gespart,<br />
insbeson<strong>der</strong>e auch an <strong>der</strong> Ausbildung neuer Lotsen. Die<br />
Konsequenz ist unter an<strong>der</strong>em die heute bestehende immense<br />
Personalunterdeckung. Auch damals warnte unsere <strong>Gewerkschaft</strong><br />
vor den drohenden Konsequenzen, die lei<strong>der</strong> bis zur Entscheidung<br />
des Bundespräsidenten Köhler weitgehend ungehört blieben!<br />
Um diese Entwicklung nicht noch weiter zuzuspitzen, sollte sich<br />
die DFS zusammen mit <strong>der</strong> deutschen Politik um die besorgniserregenden<br />
Vorgaben <strong>der</strong> EU kümmern und hier zusammen mit<br />
an<strong>der</strong>en Staaten gegensteuern, sodass alle Europäer auch in Zukunft<br />
ohne Sorge in ihren wohlverdienten Urlaub fliegen können.<br />
Darum sollten sie zusammen genauso an Ihre Verantwortung appelieren,<br />
wie es damals auch unser Bundespräsident tat! Die Sicherheit<br />
muss nach wie vor oberstes Gebot sein.<br />
Für diese Sicherheit arbeiten und kämpfen wir.<br />
Sehr geehrter Herr Ramsauer, ich freue mich auf Ihre Reaktion<br />
und Stellungnahme, wie Sie in Zukunft mit den genannten Entwicklungen<br />
die Sicherheit im Luftraum des Hoheitsgebiets <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland gewährleisten wollen!<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Martin Diehl<br />
Urteil. Und Karl Kraus meinte: „Wenn die Sonne <strong>der</strong> Kultur niedrig<br />
steht, werfen auch Zwerge lange Schatten“<br />
Der Fahrgast, eine eisenbahnkritische Zeitschrift, meinte kurz nach<br />
Ramsauers Dienstantritt, er werde wohl nicht viel mehr bewegen,<br />
als seinen Dienstwagen. Dem muss man lei<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprechen. Er<br />
viel für den Zusammenhalt innerhalb <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> getan.<br />
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