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Das Betreuungsrecht - Justizakademie Nordrhein-Westfalen

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<strong>Justizakademie</strong><br />

des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

- Gustav-Heinemann-Haus -<br />

<strong>Das</strong> <strong>Betreuungsrecht</strong><br />

(Rechtliche Betreuung)<br />

(in der Fassung vom 21. Juni 2005)<br />

Am 01.01.1992 war nach langen Geburtswehen das Betreuungsgesetz und<br />

das Betreuungsbehördengesetz in Kraft getreten, um nunmehr durch die<br />

Regelungen vom 25.06.1998 und 21.06.2005 reformiert zu werden.<br />

Wer ist vom Betreuungsgesetz betroffen:<br />

<strong>Das</strong> Betreuungsgesetz gilt nur für die volljährigen Betroffenen, für die bis<br />

zum 31.12.1991 das Entmündigungsverfahren oder die<br />

Gebrechlichkeitspflegschaft als rechtliche Institute vom Gesetzgeber<br />

angeboten worden waren.<br />

Grundzüge der Neuregelung:<br />

Abschaffung der Entmündigung und Gebrechlichkeitspflegschaft<br />

Betreuung statt Vormundschaft und Pflegschaft<br />

Betreuung berührt die Geschäftsfähigkeit nicht<br />

Beschränkung im Rechtsverkehr nur durch Einwilligungsvorbehalt<br />

Keine Beschränkung der Testier und Ehefähigkeit durch die<br />

Anordnung der Betreuung auch nicht durch<br />

Einwilligungsvorbehalt.<br />

Betreuung nur, wenn diese erforderlich ist, § 1896 II BGB<br />

Nachrang der Betreuung, § 1896 II 2 BGB dass heißt:<br />

Sind andere Hilfen ausreichend, so ist die Betreuung entbehrlich.<br />

Den Wünschen des Betreuten ist zu folgen, sofern dies dem Wohl<br />

des Betreuten nicht zuwiderläuft und dem Betreuer zuzumuten ist.<br />

Der Betreuer soll nach dem Wunsch des Betreuten ausgesucht<br />

werden.<br />

Persönliche Betreuung in rechtlicher Hinsicht wird<br />

festgeschrieben<br />

Herausgegeben von der <strong>Justizakademie</strong> NRW in Recklinghausen<br />

August-Schmidt-Ring 20, 45665 Recklinghausen<br />

Telefon: 02361 481-0 ▪ Telefax: 02361 481-141 ▪ Internet: www.jak.nrw.de<br />

Autor/Referent: Dipl.-Rechtspfleger, Volker Bertram, Höxter. Stand: 01.09.2009


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FGG-Reform Seite 2 von 21<br />

Stärkung der Personensorge<br />

Regelmäßige Überprüfung der Notwendigkeit<br />

Einheitliches Verfahren auch bei Unterbringungen<br />

Persönliche und unmittelbare Anhörung durch das Gericht, das<br />

über die Betreuung entscheidet<br />

Grundsätzlich kein Ausschluss des Wahlrechts<br />

-Ausnahme: Wirkungskreis -ALLE Angelegenheiten-<br />

Strukturierung der Betreuung:<br />

Voraussetzungen der Anordnung: § 1896 I, II BGB<br />

Kann ein Volljähriger seine Angelegenheiten ganz oder teilweise auf Grund<br />

einer psychischen Krankheit, körperlichen, geistigen oder seelischen<br />

Behinderung nicht regeln, ist Betreuung von Amts wegen oder auf Antrag<br />

anzuordnen.<br />

Der Antrag kann auch von einem Geschäftsunfähigen gestellt werden.<br />

Subsidiarität: (Nachrang der Betreuung)<br />

Hierbei hat das Vormundschaftsgericht zu prüfen, ob nicht durch<br />

Bevollmächtigte oder andere Hilfen, z.B. Verwandte, eine Hilfestellung für<br />

den Betroffenen möglich ist, die eine Betreuung entbehrlich macht.<br />

Regelungen sind z.B. möglich durch eine Betreuungsverfügung oder<br />

Vorsorgevollmacht.<br />

Ist dies der Fall, so ist die Anordnung der Betreuung abzulehnen.<br />

Erforderlichkeit:<br />

Die Betreuung ist aber nur im erforderlichen Umfang anzuordnen. Der<br />

Umfang ist genau festzulegen.<br />

<strong>Das</strong> heißt, das Gericht hat genau auszuermitteln, für welche Bereiche<br />

überhaupt eine Hilfestellung sinnvoll und notwendig ist.<br />

Antragserfordernis bei Körperbehinderten:


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FGG-Reform Seite 3 von 21<br />

Ist jemand "lediglich" körperlich behindert und kann seinen Willen kundtun,<br />

so ist Betreuung nur auf dessen Antrag anzuordnen.<br />

Beispiele für Wirkungskreise:<br />

* Vermögenssorge<br />

* Aufenthaltsbestimmung<br />

* Sorge um das persönliche, gesundheitliche Wohl<br />

* Sicherstellung von Heilbehandlung<br />

* Vertretung gegenüber Behörden, Versicherungen<br />

* Kontrolle des Bevollmächtigten des Betreuten<br />

* Alle Angelegenheiten<br />

Auswahl des Betreuers: §§ 1897 I, II, IV-VII, 1900 BGB<br />

Vorrangig sind natürliche Personen als Betreuer zu bestellen.<br />

1. Ebene: -gleichberechtigt, gleichwertig, gleichrangig-<br />

* geeignete Verwandte, Bekannte, sonst. Mitbürger als ehrenamtliche<br />

Betreuer<br />

* Berufsbetreuer als natürliche Person<br />

* natürliche Personen, die hauptamtlich als Vereinsbetreuer tätig sind<br />

(Nicht der Verein ist Betreuer)<br />

* natürliche Personen, die hauptamtlich als Behördenbetreuer tätig sind<br />

(Nicht Behörde ist Betreuer)<br />

BEI DER AUSWAHL IST AUF DIE WÜNSCHE DES BETREUTEN<br />

WEITESTGEHEND RÜCKSICHT ZU NEHMEN, § 1897 IV BGB,<br />

Grenze ist das Wohl des Betreuten.<br />

Schlägt der Betreute niemanden vor, so ist bei der Auswahl des Betreuers<br />

auf die<br />

verwandtschaftlichen und sonstigen persönlichen Bindungen<br />

insbesondere mit Blick auf Eltern, Kinder und Ehegatten Rücksicht zu<br />

nehmen<br />

aber auch<br />

die Gefahr von Interessenkollisionen zu berücksichtigen. § 1897 V BGB


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FGG-Reform Seite 4 von 21<br />

2. Ebene: Nachrangig: § 1900 I BGB<br />

Kann die Betreuung durch eine oder mehrere natürliche Personen nicht<br />

hinreichend erfolgen, so bestellt das Vormundschaftsgericht einen<br />

anerkannten Betreuungsverein zum Betreuer.<br />

BESTELLUNG NUR MIT ZUSTIMMUNG DES VEREINS ! § 1900 I 2 BGB<br />

Innerhalb des Vereins wird die Wahrnehmung der Betreuung einzelnen<br />

Personen (Vereinsmitgliedern) übertragen und dem Gericht mitgeteilt, wem<br />

die Aufgaben übertragen sind. § 1900 II BGB<br />

3. Ebene: Nachrangig: § 1900 IV BGB<br />

Kann eine Betreuung weder durch natürliche Personen noch durch einen<br />

Betreuungsverein erfolgen, so bestellt das Vormundschaftsgericht die<br />

Betreuungsbehörde zum Betreuer.<br />

ZUSTIMMUNG DER BETREUUNGSBEHÖRDE IST NICHT<br />

ERFORDERLICH !<br />

Auch die Betreuungsbehörde überträgt einem Mitarbeiter der Behörde die<br />

Betreuung und teilt dies dem Vormundschaftsgericht mit. § 1900 IV, II BGB<br />

Sowohl im Fall der Berufsbetreuung, der Vereinsbetreuung als auch der<br />

Behördenbetreuung ist dem Vormundschaftsgericht unverzüglich Mitteilung<br />

zu machen, wenn die Betreuung durch natürliche ehrenamtliche<br />

Personen möglich wird.<br />

§ 1900 III, IV BGB<br />

Von der Auswahl zum Betreuer sind ausgeschlossen: § 1897 III BGB<br />

Mitarbeiter einer Einrichtung, in der der Betreute untergebracht ist oder<br />

wohnt und<br />

diejenigen, die mit dieser Einrichtung in einem anderen engen<br />

Verhältnis stehen.<br />

Mindestens ist dort anzusiedeln der Vorstand eines Trägervereins,<br />

möglicherweise auch die Mitglieder des Trägervereins.<br />

( Verein Träger der GmbH )<br />

Sinn: Vermeidung von Interessenkollisionen<br />

Auswahl des Betreuers bei natürlichen Personen:


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FGG-Reform Seite 5 von 21<br />

Zum Betreuer sollen nur solche natürliche Personen ausgewählt werden, die<br />

* dazu geeignet sind, die Angelegenheiten des Betreuten im Rahmen<br />

der Aufgabenkreise rechtlich zu besorgen und diesen insofern<br />

persönlich zu betreuen<br />

( §§ 1898 I, 1897 BGB => pers. Betreuung in rechtlichen<br />

Angelegenheiten )<br />

* der Übernahme der Betreuung zugestimmt haben<br />

denen<br />

* nach ihren familiären, beruflichen und sonstigen Verhältnissen, die<br />

Übernahme der Betreuung zuzumuten ist.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Übernahmeverpflichtung zwar<br />

gesetzlich normiert ist, aber nicht mehr mittels Zwangsgeld<br />

durchgesetzt werden kann.<br />

Verfahrensgestaltung bis zur Auswahl des Betreuers :<br />

¨ <strong>Das</strong> Verfahren wird durch einen Antrag des Betroffenen oder eine<br />

Anregung eines Dritten in Gang gesetzt, § 1896 I 1 BGB<br />

¨ Anforderung eines Sozialberichts der Betreuungsbehörde<br />

§ 8 Betreuungsbehördengesetz -BtBG-<br />

¨ Anhörung des Betroffenen in dessen üblicher Umgebung unmittelbar<br />

durch das erkennende Gericht, § 68 I 2 FGG<br />

wenn vom Betroffenen verlangt oder dies der Sachaufklärung dienlich<br />

ist und der Betroffene nicht widerspricht.<br />

Nur ausnahmsweise kann die Anhörung vom ersuchten Richter erfolgen,<br />

da man sicherstellen wollte, dass das Gericht, das über die Betreuung<br />

entscheidet, sich unmittelbar einen persönlichen Eindruck verschafft,<br />

§ 68 I 4 FGG<br />

Unterbleiben kann die Anhörung nur, wenn<br />

a) nach einem ärztlichen Gutachten dadurch Nachteile für die Gesundheit<br />

des Betroffenen zu erwarten sind


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FGG-Reform Seite 6 von 21<br />

b) oder nach dem unmittelbaren Eindruck des Gerichts der Betroffene<br />

seinen Willen nicht kundtun kann. - § 68 II FGG<br />

Bei Weigerung des Betroffenen kann dessen Vorführung durch die<br />

Betreuungsbehörde angeordnet werden, § 68 III FGG<br />

¨ Der Betroffene wird durch das Gericht über den möglichen Verlauf des<br />

Verfahrens und ggfls. über die Möglichkeit und den Inhalt einer<br />

Vorsorgevollmacht informiert, § 68 I FGG<br />

¨ Ggfls. kann dem Betroffenen ein Verfahrenspfleger bestellt werden,<br />

insb. wenn:<br />

a) von der Anhörung des Betroffenen abgesehen werden soll,<br />

§ 67 I Nr. 1 FGG<br />

b) der Aufgabenkreis alle Angelegenheiten erfassen soll,<br />

§ 67 I Nr. 2 FGG<br />

¨ Ggfls. kann zur Anhörung ein Sachverständiger hinzugezogen werden,<br />

§ 68 IV FGG.<br />

¨ Ein oder mehrere Sachverständige sind zu hören zu folgenden Fragen:<br />

NICHT NOTWENDIGERWEISE EIN ARZT<br />

a) Notwendigkeit der Betreuung<br />

Sachverständiger hat den Betroffenen persönlich zu untersuchen oder<br />

zu befragen, -Unmittelbarkeit-<br />

b) Umfang des Aufgabenkreises<br />

c) Voraussichtliche Dauer der Betreuung<br />

d) Notwendigkeit eines Einwilligungsvorbehaltes -§ 68 b I, II FGG<br />

Notfalls Vorführung oder Unterbringung des Betroffenen zur<br />

Beobachtung beim Sachverständigen, § 68 b III, IV FGG<br />

KEIN GUTACHTEN - ärztliches Attest, wenn § 68 b I 2, 3 FGG<br />

- Anordnung auf Antrag des Betroffenen und Verzicht<br />

- Betreuung zur Kontrolle des Bevollmächtigen<br />

Äußerungsmöglichkeit für: - § 68 a FGG -<br />

- Betreuungsbehörde<br />

- gesetzliche Vertreter, => § 1908a BGB (17 j. mdj.)<br />

- Ehegatten, Eltern, Pflegeeltern und Kindern, es sei denn der Betreute<br />

widerspricht mit einer zu beachtenden Begründung<br />

- ggfls. dem Betreuten nahestehende Person -auf Antrag-


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FGG-Reform Seite 7 von 21<br />

¨ Bestimmung der Aufgabenkreise, - § 1896 II, III BGB<br />

¨ Auswahl des oder der Betreuer, -.§§ 1897 -1900 BGB<br />

¨ Begründete Einheitsentscheidung des Richters über die Betreuung und<br />

Bestellung des Betreuers, § 69 I FGG<br />

¨ Mündliche Verpflichtung des Betreuers durch den Rechtspfleger,<br />

§§ 69 b I, II FGG, 3 Nr. 2a, 14 Nr. 4 RPflG<br />

¨ Einführungsgespräch --in geeigneten Fällen-- mit dem Rechtspfleger,<br />

§§ 69 b III FGG, 3 Nr. 2a, 14 Nr. 4 RPflG,<br />

¨ Bekanntmachung der Entscheidung: §§ 16, 19, 20 FGG<br />

a) d. Betroffenen, §§ 69 a I, 20 FGG, es sei denn es sind Nachteile zu<br />

erwarten<br />

b) Betreuer, §§ 69 a III, 69 g II, 20 FGG<br />

c) Betreuungsbehörde, § 69 a II, 69 g I FGG<br />

---- Für den Fall der Anordnung von Amts wegen<br />

---- bei Einwilligungsvorbehalt<br />

---- Ablehnung der Betreuung oder des Einwilligungsvorbehaltes<br />

d) Ehegatte des Betroffenen, § 69 g I FGG<br />

e) Verwandte in gerader und Seitenlinie bis zum dritten Grad,<br />

§ 69 g I FGG<br />

( Kinder, Eltern pp., Onkel, Tante, Bruder, Schwester, Neffen, Nichten )<br />

f) Verschwägerte in gerader Linie, § 69 g I FGG<br />

( Schwiegermutter, -vater, -tochter, -sohn ),<br />

Die Vorgenannten sind beschwerdeberechtigt mit der Folge, dass an diese<br />

bekanntzumachen ist, sofern sie bekannt sind und damit am Verfahren<br />

beteiligt.<br />

¨ RECHTSMITTEL GEGEN DIE ENTSCHEIDUNGEN:<br />

In der Regel unbefristete Beschwerde.<br />

Die sofortige Beschwerde innerhalb einer Frist von 2 Wochen nach<br />

Bekanntmachung an den Betreuer findet statt:


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FGG-Reform Seite 8 von 21<br />

a) bei Anordnung oder Ablehnung des Einwilligungsvorbehaltes<br />

b) Entlassung des Betreuers, Zurückweisung der Weigerung zur<br />

Übernahme des Amtes als Betreuer, § 69 g IV FGG<br />

¨ Eintritt der Rechtskraft im Fall der sofortigen Beschwerde:<br />

¨ § 69 g IV S 2 FGG<br />

Die Verfahren zur<br />

- Anordnung eines Einwilligungsvorbehaltes und<br />

- Unterbringung<br />

orientieren sich im wesentlichen an dem vorbeschriebenen Verfahren<br />

zur Anordnung der Betreuung. §§ 68 - 69 a, 69 g, 69 k, l FGG,<br />

§§ 70 ff. FGG<br />

Rechte des Betreuten:<br />

Die Geschäftsfähigkeit des Betreuten wird durch die Anordnung der<br />

Betreuung nicht berührt.<br />

Lediglich derjenige, der sich in einem die freie Willensbildung<br />

ausschließenden Zustand krankhafter Geistesstörung befindet, ist<br />

geschäftsunfähig, sofern der Zustand nicht ein vorübergehender<br />

ist, § 104 Nr. 2 BGB<br />

Der zu Betreuende ist im Betreuungsverfahren verfahrensfähig, auch<br />

wenn eine tatsächliche Geschäftsunfähigkeit gem. § 104 Nr. 2<br />

BGB vorliegen sollte. Er kann also auf jeden Fall Anträge stellen<br />

und Rechtsmittel einlegen. § 66 FGG<br />

Der zu Betreuende kann einen Betreuer vorschlagen oder auch<br />

Personen von der Auswahl des Betreuers ausschließen,<br />

§ 1897 IV BGB<br />

Grenze ist immer das Wohl des Betroffenen.<br />

Den Wünschen des Betreuten hat der Betreuer zu entsprechen,<br />

sofern dies dem Wohl des Betreuten nicht widerspricht und dem<br />

Betreuer zuzumuten ist. § 1901 II BGB


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FGG-Reform Seite 9 von 21<br />

Wichtige Angelegenheiten und Entscheidungen bespricht der<br />

Betreuer mit dem Betreuten vorher. Grenze: Wohl des<br />

Betreuten. § 1901 II BGB<br />

Einschränkung der rechtsgeschäftlichen Handlungsfähigkeit des<br />

Betreuten nur durch die Anordnung eines Einwilligungsvorbehaltes,<br />

§ 1903 BGB<br />

§§ 108 - 113, 131 II, 206 BGB gelten entsprechend, das heißt, der<br />

Betreute wird einem beschränkt geschäftsfähigen Minderjährigen (7-<br />

18 J.) gleichgestellt.<br />

KEINE EINSCHRÄNKUNG DURCH EINWILLIGUNGSVORBEHALT<br />

BEI:<br />

* Geschäfte, die lediglich rechtlich vorteilhaft sind, §§ 1903 III BGB<br />

* geringfügige Geschäfte des tägl. Leb. und die Rechte, die ein<br />

beschränkt geschäftsfähiger Minderjähriger hat, §§ 1903 I, III,<br />

108-113 BGB<br />

* Eheschließung, § 1903 II BGB<br />

* Verfügungen von Todes wegen (Testamente) § 1903 II BGB<br />

* alle Erklärungen im Familien- und Erbrecht, zu denen ein Minder-<br />

jähriger nicht die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters<br />

benötigt, § 1903 II BGB<br />

Aufhebung der Betreuung und Änderung des Aufgabenkreises<br />

des Betreuers auf Antrag des Betreuten, wenn die Betreuung oder<br />

der Wirkungskreis auf Antrag des Betreuten angeordnet war.<br />

Es sei denn, es ist nunmehr eine Betreuung von Amts wegen<br />

angezeigt.<br />

Widerspruch des Betreuten kann die Sterilisation verhindern<br />

Argument aus § 1905 I BGB<br />

Widerspruchsmöglichkeit gegen die Entlassung des Betreuers,<br />

§ 69 i VII FGG Folge:<br />

Betreuer und Betreuter sind anzuhören vor der Entlassung.<br />

Gegen die Auswahl der Person des Vereins oder der<br />

Betreuungsbehörde, der im Rahmen der Vereins- bzw.<br />

Behördenbetreuung die Betreuung übertragen worden ist, kann<br />

der Betreute die gerichtliche Entscheidung beantragen, § 69 c<br />

II, III FGG


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FGG-Reform Seite 10 von 21<br />

WANN SOLL DER BETREUTE ANGEHÖRT WERDEN ?<br />

* Vor der Anordnung der Betreuung bzw. Bestellung eines Betreuers,<br />

§ 68 I FGG<br />

* Vor der Anordnung eines Einwilligungsvorbehaltes, § 68 I FGG<br />

* Vor Erteilung einer vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung bei<br />

a) Genehmigung gem. §§ 1908 i, 1821, 1822 Nr. 1-4,<br />

1822 Nr. 6-13, 1823, 1825 BGB, § 69 d I FGG<br />

b) Festsetzung der Vergütung des Betreuers, § 1835, 1836 BGB,<br />

§§ 56 g IV FGG<br />

c) Vor der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts der<br />

Einwilligung des Betreuers in ärztliche Eingriffe,<br />

§§ 69 d I FGG, 1904 BGB<br />

d) Vor der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts zur<br />

Aufhebung<br />

oder Kündigung eines Mietverhältnisses durch den Betreuer<br />

§§ 69 d I FGG, 1907 I BGB<br />

e) Vor der Genehmigung zur Unterbringung und<br />

unterbringungsähnlichen Maßnahmen,<br />

§§ 70 c, 68 FGG, 1906 I - IV BGB<br />

f) Vor Genehmigung zur Sterilisation, § 69 d III FGG<br />

Der Einwilligungsvorbehalt:<br />

Im <strong>Betreuungsrecht</strong> hat das Gericht gem. § 1903 BGB nur noch die<br />

Möglichkeit der Anordnung eines Einwilligungsvorbehaltes um die<br />

Teilnahme des Betroffenen am Rechtsverkehr einzuschränken.<br />

Der Einwilligungsvorbehalt ist nur anzuordnen , um<br />

eine erhebliche Gefahr für die Person oder das Vermögen des<br />

Betroffenen abzuwenden, § 1903 I BGB


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FGG-Reform Seite 11 von 21<br />

Wirkungen des Einwilligungsvorbehaltes:<br />

Beschränkung der Geschäftsfähigkeit im Rahmen des<br />

Einwilligungsvorbehaltes mit der Folge:<br />

a) Ohne Einwilligung des Betreuers geschlossene Verträge sind<br />

schwebend unwirksam. Zur Wirksamkeit ist die Einwilligung des<br />

Betreuers notwendig, §§ 1903 I, 108 BGB<br />

b) Einseitige Rechtsgeschäfte ohne die vorherige Zustimmung des<br />

Betreuers sind unwirksam, §§ 1903 I, 111 BGB<br />

c) Willenserklärungen, die dem Betreuten gegenüber abgegeben<br />

werden, werden erst wirksam mit Zugang beim Betreuer,<br />

§ 131 III BGB.<br />

VERFAHREN BEI NACHTRÄGLICHER ANORDNUNG DES<br />

EINWILLIGUNGSVORBEHALTES :<br />

-- ähnlich dem Verfahren zur Anordnung der Betreuung --<br />

Stellung des Betreuers:<br />

Der Betreuer ist im Rahmen der Aufgabenkreise gesetzlicher Vertreter des<br />

Betreuten § 1902 BGB<br />

Der Betreuer hat die Angelegenheiten so zu führen, wie es dem Wohl des<br />

Betroffenen entspricht. Dazu gehört auch, diesem die Möglichkeit<br />

einzuräumen, entsprechend seiner Fähigkeiten sein Leben nach<br />

eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. § 1901 I BGB<br />

Der Betreuer hat die Verpflichtung der persönlichen in rechtlichen<br />

Angelegenheiten Betreuung und weiterhin die Verpflichtung, alle<br />

Möglichkeiten der Rehabilitation für den Betroffenen zu nutzen.<br />

§§ 1897, 1901 III BGB<br />

Genehmigungspflicht bei unterbringungsähnlichen, freiheitsent-<br />

ziehenden Maßnahmen, §§ 1906 I, IV BGB, 70 ff. FGG


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FGG-Reform Seite 12 von 21<br />

Genehmigungspflicht bei ärztlichen Maßnahmen im Rahmen der<br />

§§ 1904 BGB, 69 d FGG<br />

JETZT AUCH DURCH BEVOLLMÄCHTIGTEN MÖGLICH<br />

Genehmigungspflicht bei Kündigung oder Auflösung eines<br />

Mietverhältnisses §§ 1907 BGB, 69 d III FGG<br />

JETZT AUCH DURCH BEVOLLMÄCHTIGTEN MÖGLICH<br />

Ehegatten, Eltern und Kinder sind von der Rechnungslage befreit sowie<br />

von der Versperrten Anlegung; die Anlegung in gesicherten Anlagen<br />

bedarf keiner vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung, §§ 1908 I II,<br />

1857a BGB<br />

Verfügungen bis 3.000.- € sind ohne vormundschaftsgerichtliche<br />

Genehmigung möglich, sofern das Geld nicht versperrt angelegt war.<br />

§ 1813 BGB<br />

Beratung der Betreuer durch<br />

a) Betreuungsbehörde<br />

b) Betreuungsvereine<br />

c) Vormundschaftsgericht<br />

Praktische Hilfe z.B. bei Unterbringungen durch nur die<br />

Betreuungsbehörde (Diese notfalls mit polizeilicher Hilfe)<br />

§§ 1 BtBG, 70 I 2 Nr.1 b, 70 g V FGG<br />

Regelungen für Aufwendungsersatz und Vergütung<br />

Haftpflichtversicherung ist in den Aufwendungsersatz aufgenommen,<br />

§§ 1835 bis 1836c BGB<br />

Der Betreuungsverein:<br />

Der Verein muss anerkannt sein, § 1908 f BGB<br />

Voraussetzungen der Anerkennung: § 1908 f BGB und ergänzende<br />

Landesbestimmungen:<br />

a) Der Verein muss eine ausreichende Zahl geeigneter Mitarbeiter<br />

besitzen,<br />

diese beaufsichtigen und weiterbilden, sowie gegen Schäden<br />

ausreichend versichern


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FGG-Reform Seite 13 von 21<br />

b) Der Verein muss sich planmäßig um die Gewinnung ehrenamtlicher<br />

Betreuer bemühen, diese einführen, weiterbilden und beraten<br />

c) Planmäßig über Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügung<br />

informieren<br />

d) Der Verein muss den Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern<br />

ermöglichen.<br />

Ein Vereinsbetreuer (natürliche Person) darf nur mit Zustimmung des<br />

Vereins bestellt werden, § 1897 II BGB<br />

Ein Vereinsbetreuer (natürliche Person) ist auf Antrag des Vereins zu<br />

entlassen, kann jedoch dann die Betreuung als Privatperson fortführen,<br />

§ 1908 IV BGB<br />

Ein Betreuungsverein erhält für den Betreuer Aufwendungsersatz und<br />

Vergütung, §§ 1908 e, 1835 I, IV, 1836 II, 1836 a, 1836 b BGB<br />

Allgemeine Verwaltungskosten werden nicht ersetzt, § 1908 e I 2 BGB<br />

Der Vereinsbetreuer selbst nicht, § 1908 e II BGB<br />

IST DER VEREIN GEM. § 1900 I BGB BETREUER, SO ERHÄLT<br />

DIESER KEINE VERGÜTUNG, AUFWENDUNGSERSATZ NUR,<br />

WENN<br />

VERMÖGEN VORHANDEN IST. §§ 1908 i, 1836 IV, 1835 V BGB.<br />

Vereinsbetreuer und Verein selbst werden weder mündlich<br />

verpflichtet noch vom Vormundschaftsgericht eingeführt und<br />

unterrichtet, § 69 b I 2 FGG<br />

Gegenüber einem Verein kann eine Anordnung des<br />

Vormundschaftsgerichts nicht durch Zwangsgeld durchgesetzt werden,<br />

§§ 1908 i, 1837 III BGB<br />

Vereinsbetreuer und Vereine sind von der Rechnungslage befreit<br />

sowie von der Versperrten Anlegung; die Anlegung in gesicherten<br />

Anlagen bedarf keiner vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung,<br />

§§ 1908 I II, 1857a BGB


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FGG-Reform Seite 14 von 21<br />

In Abständen von 2 Jahren wird vom Vormundschaftsgericht überprüft, ob<br />

nicht nunmehr eine natürliche Person Betreuer werden kann, § 69 c I<br />

FGG<br />

Behördenbetreuung:<br />

Für die Behördenbetreuung und den Behördenbetreuer gelten die für die<br />

Vereinsbetreuung und den Vereinsbetreuer beschriebenen Regelungen<br />

entsprechend.<br />

§§ 1897 II, 1900, 1908 b IV, 1908 g - i BGB, 69 b, c FGG<br />

Ausnahme:<br />

Die Behörde erhält nur Aufwendungsersatz, wenn das Vermögen des<br />

Betreuten ausreicht,<br />

§§ 1908 h, 1835 V, 1836 I 2,3 BGB<br />

Einzelfragen:<br />

Regelmäßige Überprüfung:<br />

<strong>Das</strong> Gericht hat die Anordnung der Betreuung und der<br />

Einwilligungsvorbehalte<br />

spätestens nach 5 Jahren zu überprüfen, § 69 I Nr. 5 FGG<br />

Verfahren bei Überprüfung:<br />

Für das Verfahren zur Überprüfung gelten die Vorschriften für die<br />

erstmalige Anordnung entsprechend.<br />

Auf die Einholung eines neuen Gutachtens kann nur verzichtet<br />

werden, wenn sich aus der persönlichen Anhörung und einem<br />

ärztlichen Zeugnis ergibt, dass sich der Umfang der Betreuungs-<br />

bedürftigkeit nicht verringert hat. § 69 i VI FGG


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FGG-Reform Seite 15 von 21<br />

Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht,<br />

Patientenverfügung:<br />

Es besteht nunmehr die gesetzlich normierte Möglichkeit, Anordnungen<br />

für den Fall der Betreuungsbedürftigkeit zu treffen.<br />

Möglich ist die Bestimmung des Betreuers und Wünsche zur<br />

Wahrnehmung der Betreuung. § 1901 a BGB --<br />

Betreuungsverfügung--<br />

Vorsorgliche Bevollmächtigung einer Person des Vertrauens mit<br />

genau gestaltetem Rahmen der Vollmacht. --Vorsorgevollmacht--<br />

Der Bevollmächtigte ist nun auch befugt, über die Unterbringung oder<br />

unterbringungsähnliche Maßnahmen sowie Heilmaßnahmen zu<br />

entscheiden (nachträgliche Genehmigung d. Vormundschaftsgerichts),<br />

§§ 1904 II, 1906 V BGB<br />

Möglich ist auch die Errichtung einer Patientenverfügung, mit<br />

Regelungen für den Fall einer schweren Erkrankung, wenn eine<br />

Verständigung mit dem Patienten nicht mehr möglich ist.<br />

Wichtig ist die Form der Vollmachten/Verfügungen: mindestens<br />

schriftlich,<br />

wenn möglich notariell beurkundet, Inhalt möglichst konkret,<br />

möglichst<br />

jährliche Aktualisierung, Aufbewahrung Bundesnotarkammer,<br />

-zentrales Vorsorgeregister- Postfach 080151, 10001 Berlin, auch<br />

Deutsche Hospiz Stiftung, Hohle Eiche 29, 44229 Dortmund<br />

<strong>Das</strong> Vormundschaftsgericht und der Betreuungsverein haben in diesem<br />

Zusammenhang gesetzlich normierte Informationspflichten.<br />

Maßnahmen für Minderjährige:<br />

Die Anordnung der Betreuung und des Einwilligungsvorbehaltes, die nur für<br />

Erwachsene gelten, können schon im Vorfeld für 17-jährige angeordnet<br />

werden, wenn anzunehmen ist, dass diese mit Volljährigkeit notwendig<br />

werden.<br />

Wirksam werden die Maßnahmen erst mit der Vollendung des 18.<br />

Lebensjahres<br />

§ 1908 a BGB


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FGG-Reform Seite 16 von 21<br />

Vergütung und Aufwendungsersatz:<br />

§§ 1908 i I, 1835, 1835a BGB, Vormünder- und<br />

Betreuervergütungsgesetz (VBVG)<br />

Aufwendungsersatz:<br />

Der Betreuer, der nicht Berufsbetreuer ist, kann<br />

eine pauschale Entschädigung für seinen Aufwand ohne<br />

Einzelnachweis erhalten. Derzeitige Höhe: 323,- € jährlich;<br />

erstmals 1 Jahr nach Bestellung. Der Anspruch erlischt 3 Monate<br />

nach Ablauf des Jahres der Entstehung. §§ 1908 i I, 1835 a BGB<br />

höhere Aufwandsentschädigung nur gegen Einzelnachweis<br />

einschließlich Regresshaftpflicht, §§ 1908 i I, 1835 BGB<br />

Vergütung:<br />

Grundsätzlich ist die Betreuung ehrenamtlich und unentgeltlich zu führen.<br />

Eine Vergütung kann zuerkannt werden:<br />

dem Nicht - Berufsbetreuer, wenn dies das Vermögen, der Umfang<br />

der Betreuung und deren Bedeutung rechtfertigen. Höhe: Ermessen<br />

des Gerichts §§ 1908 i I, 1836 I BGB<br />

dem Berufsbetreuer immer:<br />

· mit 27.- €, 33,50 € und 44.- € je Stunde, je nach den nutzbaren<br />

Vorkenntnissen des Betreuers. Demnach erhält der Betreuer ohne<br />

Vorbildung 27.- €, mit abgeschlossener Lehre 33,50 € und mit<br />

abgeschlossenem Studium 44.- € je Stunde. Die Vergütung ist bei<br />

Mittellosigkeit aus der Landeskasse zu zahlen. §§ 1 BVermVG, 1908 i I,<br />

1835 a BGB<br />

· In den Stundensätzen sind die Auslagen und die Mehrwertsteuer<br />

enthalten.<br />

· Der zu vergütende Zeitaufwand ist budgetiert und nach den<br />

·<br />

Lebensumständen und der Vermögenssituation differenziert.<br />

Die Vergütung ist bei Mittellosigkeit des Betreuten, aus der<br />

Landeskasse zu zahlen.


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FGG-Reform Seite 17 von 21<br />

§§ 1908 i I, 1835 a III BGB<br />

Die Kosten einer Haftpflichtversicherung hat der Berufsbetreuer, aus<br />

der Vergütung zu bestreiten.<br />

Darüber hinaus ggfls. Aufwendungsersatz. §§ 1908 i I, 1835 I, II BGB<br />

Kosten des Verfahrens:<br />

Kosten (Gebühren und Auslagen) werden nur erhoben, wenn das reine<br />

Vermögen des zu Betreuenden 25.000.- € übersteigt.<br />

<strong>Das</strong> angemessene Einfamilienhaus gem. § 88 II Nr. 7 BSHG wird bei der<br />

Ermittlung des reinen Vermögens nicht mitgerechnet.<br />

<strong>Das</strong> heißt, der Betroffene muss bei einem Vermögen bis 25.000.- €<br />

weder Auslagen noch Gebühren zahlen. §§ 91, 92 I 1, KostO<br />

Übersteigt das reine Vermögen den Betrag von 25.000.- €, so werden für<br />

jedes angefangene Kalenderjahr 5.- € pro 5.000.- € des Vermögens<br />

erhoben, welches die 25.000.- € übersteigt. §§ 91, 92 I KostO<br />

<strong>Das</strong> Jahr der Anordnung und das folgende Kalenderjahr gelten als 1<br />

Jahr,<br />

§ 92 I 3 KostO<br />

Neben den Gebühren werden auch die Auslagen z.B.<br />

Sachverständigenauslagen, Zustellungsauslagen erhoben, §§ 136, 137<br />

KostO<br />

Kosten werden nur erhoben, wenn eine vormundschaftsgerichtliche<br />

Maßnahme auch durchgeführt wird.<br />

Wird dagegen eine Maßnahme abgelehnt, aufgehoben oder<br />

eingeschränkt, so werden die ggfls. als vorbereitende Kosten ,<br />

entstandenen Aufwendungen z.B. Sachverständigenauslagen auf<br />

keinen Fall vom Betroffenen erhoben.<br />

§ 96 I KostO<br />

Bei Einzelbetreuungen werden die Gebühren nach dem Wert der<br />

Einzelsache unter Anrechnung der Freigrenze von 25.000.- € erhoben.<br />

§§ 91, 93, 32 KostO<br />

Zuständigkeiten:<br />

¨ Sachliche Zuständigkeit: §§ 1896 BGB, 35 FGG<br />

Amtsgericht als Vormundschaftsgericht


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¨ Örtliche Zuständigkeit: §§ 65 I, IV FGG<br />

- Gericht des Aufenthaltsortes - Gericht, das die<br />

Betreuung führt<br />

¨ Funktionelle Zuständigkeit:<br />

- als Sachbearbeiter<br />

entweder der Richter oder der Rechtspfleger<br />

§§ 3 Nr. 2a, 14 Nr. 4 RPflG<br />

- für die Antragsaufnahme der B.d.m.D. §§ 11 FGG, II/1 GStO<br />

- als Kostenbeamter<br />

der B.d.geh.D. §§ 92, 93 KostO, 1 KostVfg, III/1, III 2 f GStO<br />

Unterbringungsverfahren:<br />

Im FGG-Verfahren §§ 70 ff. FGG sind erstmals einheitliche Vorschriften<br />

für alle Unterbringungsverfahren zusammengefasst worden.<br />

Diese Vorschriften gelten auch für die freiheitsentziehenden Maßnahmen<br />

gem. §§ 1906 IV BGB, 70 I Nr. 3 FGG<br />

Verfahrensfähigkeit des Betroffenen:<br />

Im Unterbringungsverfahren ist der Betroffene, ohne Rücksicht auf dessen<br />

Geschäftsfähigkeit, verfahrensfähig, wenn dieser das 14. Lebensjahr<br />

vollendet hat.<br />

-Liegt bei Betreuungen immer vor-, § 70 a FGG<br />

Verfahrenspflegschaft:<br />

Soweit notwendig erhält der Betroffene einen Verfahrenspfleger.<br />

Kein Verfahrenspfleger wird bestellt, wenn der Betroffene durch einen<br />

Rechtsanwalt vertreten wird oder ein geeigneter Bevollmächtigter vorhanden<br />

ist. § 70 b FGG


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Verfahrensgang:<br />

¨ <strong>Das</strong> Verfahren wird durch eine Anregung des Betreuers in Gang<br />

gesetzt, § 1906 BGB<br />

¨ Anforderung eines Sozialberichts der Betreuungsbehörde<br />

§ 8 Betreuungsbehördengesetz -BtBG-<br />

¨ Anhörung des Betroffenen in dessen üblicher Umgebung unmittelbar<br />

durch das erkennende Gericht, § 70 c I FGG<br />

Unterbleiben kann die Anhörung nur, wenn<br />

a) nach einem ärztlichen Gutachten dadurch Nachteile für die Gesundheit<br />

des Betroffenen zu erwarten sind<br />

b) oder nach dem unmittelbaren Eindruck des Gerichts der Betroffene<br />

seinen Willen nicht kundtun kann. - §§ 70 c S. 5, 68 II FGG<br />

Bei Weigerung des Betroffenen kann dessen Vorführung durch die<br />

Betreuungsbehörde angeordnet werden, §§ 70 c S. 5, 68 III FGG<br />

¨ Der Betroffene wird durch das Gericht über den möglichen Verlauf des<br />

Verfahrens informiert, §§ 70 c S. 5, 68 I 3 FGG<br />

¨ Ggfls. kann dem Betroffenen ein Verfahrenspfleger bestellt werden, § 70<br />

b FGG<br />

¨ Ggfls. kann zur Anhörung ein Sachverständiger hinzugezogen werden,<br />

§§ 70 c S. 5, 68 IV FGG.<br />

Ein oder mehrere Sachverständige sind zu hören zu folgenden<br />

Unterbringungen:<br />

a) Unterbringung des Betreuten<br />

gem. §§ 1906 I-III BGB, 70 e, 70 I 2 Nr. 1 FGG<br />

b) Unterbringung des Betreuten nach Landesgesetzen<br />

§§ 70 e, 70 I 2 Nr. 3 FGG


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KEIN GUTACHTEN - ärztliches Attest, wenn gem.<br />

§§ 70 e, 70 I 2 Nr. 3 FGG, 1906 IV BGB<br />

eine freiheitsentziehende Maßnahme, z.B. Fixierung, genehmigt<br />

werden soll.<br />

¨ Der Betroffene kann zur Vorbereitung des Gutachtens beim Gutachter<br />

untergebracht werden. §§ 70 e II, 68 III, IV FGG<br />

¨ Schlussgespräch mit dem Betroffenen zur Erörterung soweit es zur<br />

Gewährung des rechtlichen Gehörs oder zur Sachaufklärung notwendig<br />

ist.<br />

¨ - §§ 70 c S. 5, 68 V FGG<br />

¨ Äußerungsmöglichkeit für: - § 70 d FGG -<br />

* Betreuungsbehörde<br />

* Betreuer<br />

* Leiter der Einrichtung<br />

* ggfls. Eltern und Pflegeeltern bei mdj. Kindern<br />

* Ehegatte des Betroffenen, sofern kein Getrenntleben<br />

* Eltern und Kindern, bei denen der Betroffene zur Zeit der Einleitung der<br />

Maßnahme gelebt hat oder lebt<br />

* ggfls. dem Betreuten nahestehende Person -auf Antrag-<br />

¨ Begründete Entscheidung des Richters, auch bei Ablehnung der<br />

Maßnahme § 70 f FGG<br />

¨ Bekanntmachung der Entscheidung: §§ 16, 19, 20 FGG<br />

* dem Betreuten § 70 g I FGG<br />

* Betreuungsbehörde<br />

* Betreuer<br />

* Leiter der Einrichtung<br />

* ggfls. Eltern und Pflegeeltern bei mdj. Kindern<br />

* Ehegatte des Betroffenen, sofern kein Getrenntleben<br />

* Eltern und Kindern, bei denen der Betroffene zur Zeit der Einleitung der<br />

Maßnahme gelebt hat oder lebt<br />

* ggfls. dem Betreuten nahestehende Person -auf Antrag-<br />

§§ 70 g, d FGG


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RECHTSMITTEL GEGEN DIE ENTSCHEIDUNGEN:<br />

Von allen, denen die Entscheidung bekannt gegeben worden ist, siehe<br />

vorstehend, §§ 70 m, 70 d, 20 FGG<br />

Sofortige Beschwerde, § 70 m I FGG<br />

Mitteilungspflichten des Gerichts, Rechtspfleger:<br />

§§ 70 n, 69 k, 69 l, 69 m FGG<br />

Der Betroffene, der Betreuer und der Verfahrenspfleger sind von den<br />

Nachrichten zu unterrichten, § 69 k I FGG<br />

Quelle:<br />

Beschlussempfehlung und Bericht der Kommission der Bundesregierung zur<br />

Einführung des <strong>Betreuungsrecht</strong>s 1992 und dessen Änderung 1998 und 2005<br />

Stand: 10. November 2008

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