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service - Marienhospital Stuttgart

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AKTUELL<br />

Der todkranke Heiko (links) will nicht mehr weiterleben – Szene aus einem beeindruckenden Schulprojekt<br />

Pflegekräfte sollen und wollen<br />

vor allem dazu beitragen, dass<br />

Kranke schnell genesen. Doch<br />

zum Alltag von Pflegenden gehört<br />

auch die Erfahrung, dass nicht alle Patientinnen<br />

und Patienten geheilt werden<br />

können. Die Auseinandersetzung<br />

mit Sterben und Tod ist somit ein wichtiger<br />

Inhalt der Krankenpflegeausbildung.<br />

Vom 8. bis 12. Mai setzten sich<br />

die 26 Schülerinnen und Schüler des<br />

Abschlusskurses, der im Juli Examen<br />

macht, eine ganze Woche lang mit dem<br />

Thema „Sterbebegleitung und Sterbehilfe“<br />

auseinander. Sie wälzten Fachliteratur,<br />

recherchierten im Internet und<br />

führten Befragungen durch. Ziel der<br />

Projektwoche war es, auch andere an<br />

dem so erarbeiteten Wissen teilhaben<br />

zu lassen. Zur Präsentation ihrer Ergebnisse<br />

luden die Schüler daher am<br />

12. Mai Klinikmitarbeiter, Mitschüler<br />

und Patienten in die Schulaula ein.<br />

Heiko will nicht mehr leben<br />

Den Anfang der Präsentation machte<br />

eine szenische Aufführung. Der 26jährige<br />

Heiko – gespielt von einem der<br />

Krankenpflegeschüler – ist an unheilbarem<br />

Lungenkrebs im Endstadium erkrankt.<br />

Er leidet unendliche Qualen<br />

und will sterben. Heiko und seine Frau<br />

16<br />

marien 3/2006<br />

Schulprojekt zum Thema „Sterben“<br />

Examenskurs setzte sich mit Sterbebegleitung und Sterbehilfe auseinander<br />

Das <strong>Marienhospital</strong> verfügt über eine eigene Schule für angehende Gesundheits- und Krankenpflegekräfte.<br />

Der Examenskurs der Schule beschäftigte sich im Rahmen einer Projektwoche mit dem<br />

Thema „Sterbebegleitung und Sterbehilfe“. Deren Abschluss bildete eine öffentliche Präsentation,<br />

die fundierte Informationen bot, aber den Zuschauern Raum für eigene Schlussfolgerungen ließ.<br />

erfahren, dass dem Wunsch nach aktiver<br />

Sterbehilfe in Deutschland nicht<br />

nachgekommen werden kann; Ärzte<br />

oder Pflegekräfte, die „aktive Beihilfe<br />

zur Selbsttötung“ leisten – etwa durch<br />

Zwei der Schüler filmten mehrere<br />

Tage lang auf der Palliativstation<br />

Verabreichung einer tödlichen Injektion<br />

– machen sich strafbar. So reist das<br />

Paar ins benachbarte Ausland: In die<br />

Schweiz, die Niederlande und nach<br />

Belgien. Auf seiner Reise erfährt Heiko,<br />

dass die aktive Sterbehilfe in einigen<br />

dieser Länder unter bestimmten<br />

Umständen erlaubt ist. Wie Heiko sich<br />

am Ende aber entscheiden wird, lassen<br />

die Schüler offen. „Was würden Sie<br />

jetzt an meiner Stelle machen?“ fragt<br />

Heiko am Schluss ins Publikum.<br />

Dem eindrucksvollen szenischen Spiel<br />

folgte die Präsentation einer Befragung,<br />

die einige der Schüler auf der<br />

<strong>Stuttgart</strong>er Königstraße durchgeführt<br />

hatten. Von 100 interviewten 15- bis<br />

30-Jährigen setzten sich bei der Umfrage<br />

70 Prozent für die Legitimierung<br />

aktiver Sterbehilfe in Deutschland ein.<br />

In der Gruppe der 30- bis 85-Jährigen<br />

waren es mit 65 Prozent kaum weniger.<br />

Auch hier enthielten sich die Schülerinnen<br />

und Schüler wieder bewusst einer<br />

Wertung oder Interpretation ihrer<br />

Ergebnisse.<br />

Hoffnung Palliativstation?<br />

Den Abschluss der Veranstaltung bildete<br />

ein Videofilm, den eine Schülerin<br />

und ein Schüler im Rahmen der Projektwoche<br />

auf den Palliativstationen<br />

des <strong>Marienhospital</strong>s gedreht hatten.<br />

Dort werden schwerstkranke und sterbende<br />

Krebspatienten betreut. Ziel der<br />

Palliativmedizin ist es, Schmerzen und<br />

andere Symptome schwerer Krebserkrankungen<br />

so zu lindern, dass den unheilbar<br />

Kranken eine menschenwürdige<br />

letzte Lebensphase ermöglicht wird.<br />

Ob Heiko durch die Aufnahme auf einer<br />

Palliativstation seine Selbsttötungsabsicht<br />

aufgeben könnte? Auch<br />

das bleibt am Ende offen ... rk

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