Vor 25 Jahren... - Berliner Liedertafel
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BERLINER LIEDERTAFEL E.V. 1884<br />
Mitglied im Chorverband Berlin und im Deutschen Chorverband<br />
Chorproben jeden Donnerstag ab 19.30 Uhr im Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />
Telefon: 030/ 6271000; Homepage: www.berliner-liedertafel.de; eMail: info@berliner-liedertafel.de<br />
Bankverbindung: Weberbank, Konto-Nr. 40270009 BLZ 10120100<br />
Liebe Mitglieder und Freunde der BL,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
ich muss nicht bekunden, wie schrecklich das alles ist, was in diesen Tagen in Japan<br />
geschieht. Ich muss Euch gegenüber kein Bekenntnis ablegen, wie leid mir die Menschen<br />
in diesem wunderbaren Land tun, die in mehrfacher Hinsicht heimgesucht werden.<br />
Was mich derzeit in besonderer Weise bewegt und auch fasziniert, ist die verblüffende<br />
Ruhe und scheinbare Gelassenheit, mit der die gebeutelten Menschen mit der Katastrophe<br />
umgehen. Dabei ist die Berichterstattung auch in Japan keineswegs emotionsfrei.<br />
Die Bilder im Fernsehen zeigen nicht nur höflich ruhige Menschen. Neben der<br />
tränenüberströmten Mutter, die ihr lebendes Kind wiederfindet, wird auch eine<br />
erschütterte Tochter gezeigt, die erfährt, dass ihre Mutter tot ist. Das jedoch sind die<br />
Ausnahmen. In Japan gehört es sich eben nicht, seine Gefühle nach außen zu tragen.<br />
Man versucht, andere nicht mit seinen Emotionen zu bedrängen und verbirgt sie sogar<br />
hinter einem Lächeln.<br />
Und noch etwas fällt auf und beeindruckt ungemein: Ein alter Mann (er sieht aus wie 60<br />
ist aber bereits über 80) wird vor dem Hintergrund der Tsunamizerstörungen befragt. Mit<br />
freundlich erscheinendem Gesichtsausdruck sagt er sinngemäß: Hier stand mein Haus,<br />
hier wohnten meine Nachbarn, viele sind umgekommen, nichts blieb übrig, aber jetzt<br />
müssen wir wieder aufbauen. Ich bewunderte diesen Mann, der in den Tausenden toter<br />
Mitmenschen nicht sein eigenes Ende gespiegelt sieht und zusammenbricht, sondern in<br />
die Zukunft blickt und von Wiederaufbau spricht. Das Bewahren von Haltung scheint japanisches<br />
Ideal. Das heißt nicht, dass japanische Kraftwerksarbeiter oder Feuerwehrleute<br />
in Fukushima angstfrei in den wahrscheinlichen Tod gehen. Sie haben Angst wie<br />
andere auch. Ihre Sozialisation, ihre Zivilisation hilft ihnen, damit umzugehen und verhindert<br />
übrigens auch, dass es zu Plünderungen im Katastrophengebiet kommt.<br />
Diese Phänomene wurden in den zurückliegenden Tagen mehrfach von westlichen Journalisten<br />
thematisiert. Die Japaner sagen angesichts der Katastrophe: Das ist nun mal so.<br />
Wir sind kleine Menschen. Die Natur ist stärker als wir. Da müssen wir uns dareinfinden.<br />
Da nützt kein Aufbäumen. Dramatische Szenen wirken nur lächerlich angesichts der<br />
Aussichtslosigkeit, an der Situation etwas ändern zu können, Die Japaner sind realistisch,<br />
pragmatisch. Sie wissen, sie können nichts ändern. Sie bäumen sich nicht auf,<br />
sondern packen zu und konzentrieren sich, das Beste aus der Situation zu machen. Wir<br />
können viel von den Japanern lernen!<br />
Herzliche Grüße<br />
„DerMerker“ ist das Mitteilungsblatt der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> und erscheint zweimonatlich.<br />
Herausgeber: Der <strong>Vor</strong>stand der BL, Redaktion: Jörg Kramer, praesident@berliner-liedertafel.de<br />
Druck: LARSFRIEDRICH Druckvorstufe - Druckmakler, larsfriedrich@online.de, 0173 6421430<br />
Redaktionsschluss der für die Ausgabe 03/2011; 10. Mai 2011