Vor 25 Jahren... - Berliner Liedertafel

gelegt, unter die andere Seite kommen
zwei Stühle – und schon haben wir eine
Mini-Schnell-Theke installiert. Da stehen
sie nun rum und labern, sabbeln, quatschen,
reden dummes, manche aber
auch ziemlich schlaues Zeugs.
Trinklieder erklingen am laufenden Band
(wegen der Runden und überhaupt und
so) und unser Vorsitzender jubelt dann
sein helles „ Prost!“ heraus. Das darf nur
er. Ja nicht vorgreifen!
Wir haben auch ein Klavier (zum Proben
sehr wichtig!), darauf spielt unsere Dirigentin
uns die Melodien vor, damit selbst
die, die keine Noten usw… (s. o.) auch
mitkommen. Manche kommen auch auf
die Art nicht mit, aber sie geben sich
größte Mühe – und viele von ihnen schon
seit 30 und mehr Jahren. Und wenn wir
dann alle – fast alle, (s.o.) – herum stehen
und trinken und labern, findet sich immer
einer, der darauf klimpert und dann
kannste mal sehen, beziehungsweise hören,
da singen die, die beim Proben kaum
das Maul aufkriegen, die schönsten Lieder.
Manchmal kann man auch feststellen,
wie alt die Leute wirklich sind, denn
wenn man Schlager aus den 30er Jahren
noch kennt, na, wie alt ist man dann wohl,
he?
Aber auch schöne alte Weisen werden
gebracht, Volkslieder, Wanderlieder,
Marschlieder. So mancher erinnert sich
dann an seine Oma, ans Militär, an die
Zeit der Pfadfinderseligkeit…
Da rauschen die Fahnen, da ziehen stolze
Schwäne, da rauchen die Lagerfeuer,
es steht plötzlich eine Linde bei unserem
Vaterhaus, da zieht man dann bierselig -
´Haja Safari’ - über Negerpfade, dann
wieder liegen wir vor Madagaskar, der
Ochsenkarren trekkt durch den roten, heißen
Sand, da singt die Nachtigall (ziemlich
rauchig und kratzig) ein Lied aus alten
Zeiten, da möchte mancher noch mal
zwanzig sein, dann meinen einige, mit
Musik ginge alles besser...