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ABSCHIED 08 Alles hat seine Zeit GRUß ZUM ABSCHIED VON PFARRER STEPHAN MÜHLICH Liebe Freiberger, liebe Gemeindeglieder in Freiberg-Heutingsheim! Zehn Jahre war ich Pfarrer für die Kirchengemeinde in Freiberg Heutingsheim. Nun bin ich im November für die Hochschulpfarrstelle an der Universität Stuttgart-Vaihingen für die nächsten acht Jahre auf eine Sonderpfarrstelle gewählt worden. Zum Sommersemester beginnt mein neuer Dienst am 1. März 2010 und vorher werde ich am Sonntag, 28. Februar in der Kirche Simon und Judas im Gottesdienst verabschiedet. Ich bin gerne Gemeindepfarrer in Freiberg gewesen. Mit den Jahren ist eine große Verbundenheit zu vielen Menschen gewachsen: mit den Kleinsten bei Taufen und Krabbelgottesdiensten, mit Kindern im Religionsunterricht in der Kasteneck- Grundschule, mit Konfirmanden und Jugendlichen, mit jungen Paaren, mit Familien und Gruppen und Kreisen in der Gemeinde, mit älteren Menschen und schließlich mit Trauernden auf dem Friedhof, wo das Leben zu Ende geht. Viele Begegnungen waren ein großes Geschenk und ein großer Reichtum für mich. Der christliche Glaube braucht den Mitmenschen, den „Nächsten“, wie ihn die Bibel nennt. Und es hat mir gut getan, die Botschaft der Menschenfreundlichkeit Gottes auch dadurch weiterzugeben, dass ich Gelegenheit bekam, mich immer wieder neu anderen Menschen zuzuwenden und so Nachfolge Jesu selbst einzuüben. Für das Vertrauen, das mir von vielen entgegen gebracht wurde, bin ich sehr dankbar. Sonntags war mein Platz meistens auf den Schultern des Heutingsheimer Kanzelträgers, der seit über 500 Jahren schon viele Prediger getragen hat. Um einen eigenen Stand zu finden, war es hilfreich, immer wieder vor Augen zu haben, dass andere an der Kirche gebaut haben, längst bevor ich zur Welt kam. "Ihr seid Gottes Hausgenossen, erbaut auf dem Grund der Apostel
und der Propheten, da Christus der Eckstein ist", wird uns von der Bibel im Epheserbrief gesagt (Eph. 2,19- 20). Gemeinsam sollen wir Mitbewohner sein in Gottes Haus und Gottes Welt. Miteinander mit denen, die vor uns da waren und denen, die in der Nachbarschaft und in derselben weiten Welt leben. Gemeinsam bauen wir an Gottes Zuhause für die Menschen. In der Kirchengemeinde hat es manchmal einige Zeit gebraucht, bis ich gemerkt habe, wo andere ohne mein Zutun tätig sind und mir so einen Freiraum eröffnet haben, unbefangen hinzuschauen und zu entscheiden, was dran ist, was jetzt für mich zu tun und zu sagen ist. Der Besuchsdienst, die Hospizgruppe, die Kinderkirche, aber auch Seniorennachmittage und selbständige Gruppen und Kreise, das alles gab und gibt es durch das Engagement Anderer. Dies ermöglichte es mir, zum Beispiel einen Schwerpunkt für die Jugendarbeit zu setzen. Dabei habe ich wiederum ganz unverhofft große Unterstützung erfahren von Erwachsenen, die zwar nicht jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen, aber sich mit einer Oldie-Disco für die Unterstützung der Jugend stark machen. Weil meine Kirchengemeinde mich freiließ, auch über den eigenen Kirchturm hinauszuschauen, konnte ich den Blick verstärkt auf die gemeinsamen Möglichkeiten in Freiberg richten. Das Miteinander der evangelischen Kirchengemeinden der früheren Dörfer und die regelmäßige und selbstverständliche Zusammenarbeit der Pfarrer tut dem kirchlichen Leben und dem Ansehen in unserer wachsenden jungen Stadt Freiberg gut. Und die Ökumene zwischen Katholiken und Evangelischen ist durch eine freundschaftliche Partnerschaft auf Augenhöhe geprägt, von der man sonst vielerorts nur träumen kann. Ich freue mich besonders, das Ökumenejubiläum noch mitfeiern zu können, und hoffe, dass dieser eingeschlagene Weg weiter verfolgt wird. Gemeinsam versuchen wir als Kirchen auch Partnerinnen in der Stadt und für die Bürger zu sein, indem wir z.B. in der Schulentwicklung die Zukunft des Bildungsauftrags für die Schüler durch einen Beitrag der Schulseelsorge partnerschaftlich mitgestalten. Doch alles Planen und Gestalten kann nicht gelingen ohne das Fundament, das für uns gelegt ist. Da komme ich wieder auf den Kanzelträger zurück. Auf welchen Grund stützt er sich? Manche sagen, es sei ein Brot, ein Zeichen dafür, dass er als Steinmetz gearbeitet hat für seinen Broterwerb. Vielleicht ist es aber auch ein Stein, ein runder unbehauener Kiesel, der aus der Sicht der Bauleute nicht zu gebrauchen ist. Doch "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden" (Psalm 118). Jesus, der Christus, der als zerbrechliches Neugeborenes zur Welt kommt, um dann, verworfen von der Welt, am Kreuz zu sterben, dieser ist Gottes Grundstein, der gelegt ist zum Leben, das Lebensbrot, das Kraft gibt, Gott und die Menschen zu lieben. Möge der Segen Gottes, der auf diesem Grund gedeiht, Sie begleiten. Stephan Mühlich ABSCHIED 09
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