G - amandus-gemeinde.de

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

ANGEDACHT 02 Liebe Leserinnen und Leser, „Das Kreuz ist das Zeichen, in dem alle falsche Sicherheit in unserem Leben gerichtet und der Glaube an Gott allein aufgerichtet ist.“ (Dietrich Bonhoeffer) die Frage nach der Sicherheit unseres Lebens beschäftigt uns immer mehr. Und das keineswegs nur, wenn es um eine Flugreise geht, bei der die Kontrollen mittlerweile so genau sind, wie man es vor einiger Zeit nur für den unangemeldeten Besuch des Weißen Hauses vermutet hätte. Nein, bevor ein mitteleuropäischer Mensch des 21. Jahrhunderts auf die Welt kommt, wird die Schwangerschaft der Mutter auf alle möglichen Sicherheitsrisiken geprüft. Nach seiner Geburt durchläuft das Kind während seiner ersten Jahre einen Parcours aus Untersuchungen. Mit Eintritt in Kindergarten und Schule sieht es sich alsbald angestrengt wirkenden Bildungsanforderungen ausgesetzt, die das erklärte Ziel verfolgen, ihm eine bestmögliche Zukunft zu sichern. Schließlich soll es ein leistungsfähiges Mitglied der Gesellschaft werden, das seinen Beitrag zur Sicherung der Renten leistet. In jedem Fall, so wird ihm gesagt, kann es sich sehr glücklich schätzen, denn es wächst in einer Region auf, in der es Richtlinien für die Mindestgröße eines Apfels gibt und die Autos nicht selten intelligenter sind als die, die sie benützen. Außerdem gibt es für fast alle Lebenslagen Versicherungen, sogar für das Leben selbst, wie das heranwachsende Kind staunend von den Eltern erfährt. Noch vieles ließe sich aufzählen, vieles, was sicherlich seine Berechtigung hat. Und ich will mich auch nicht beschweren, denn tatsächlich leisten hohe Sicherheitsstandards einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität. Umso irritierender klingt darum der Satz des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), der gesagt hat: „Das Kreuz ist das Zeichen, in dem alle falsche Sicherheit in unserem Leben gerichtet und der Glaube an Gott allein aufgerichtet ist.“ Bonhoeffer war schon damals der Meinung, dass es eine große Versuchung für die Christen sein kann, die Realität und die Härte des Kreuzes zu übersehen. Denn wir alle lieben das Leben ja lieber warm und gemütlich statt kalt und herausfordernd, wir lieben Ostern mehr als Karfreitag, wir lieben den ruhigen Gang des Lebens mehr als das Ereignis, das ungefragt in unser Leben hereinbricht, wir verlassen uns lieber auf die kalkulierbaren Erträge der Kirchensteuer als auf die Unabsehbarkeit von Spenden, wir alle leben lieber in einer freien Demokratie als in einem Staat, der unser Bekenntnis zu Christus in Frage stellt. All das schätzte Dietrich Bonhoef-
fer, der ja aus großbürgerlichem Hause stammte und mit Privilegien vertraut war, auch. Doch die Teilnahme am Widerstand gegen Hitler, vor allem seine letzten Lebensjahre in der Gestapohaft veränderten zunehmend sein Denken, auch seinen Glauben, sein Gottesbild. Bonhoeffer wurde bewusst, dass die Christen notwendigerweise unter dem Kreuz bleiben müssen, es also eine gefährliche Illusion wäre, sich bereits hier auf Erden in Gottes Herrlichkeiten hineinzuträumen. Und das nicht nur, weil die Wirklichkeit des Lebens anders aussieht, sondern eben weil die Christen sonst ihren eigenen Herrn am Kreuz verleugnen würden. Jesus am Kreuz, das ist für Bonhoeffer der Gott, der mit und an der Welt leidet, der nicht über den Dingen schwebt, sondern sich in Leid und Elend begibt, dorthin, wo in Japan und in Libyen, auf Lampedusa und Haiti, aber auch hinter unseren schönen Fassaden so viele Menschen sich befinden. Menschen in Verzweiflung, in sich selbst gefangen, Menschen, die gerade noch ihr Leben retten konnten und sonst alles verloren haben, Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Dorthin, zu diesen Menschen, begibt sich der leidende Gott am Kreuz. Dorthin, wo kein schöner Schein über das eigentliche Sein hinwegtäuschen kann. Das sind jene Orte, an dem es keine Sicherheiten mehr gibt, Orte, an denen „alle falschen Sicherheiten gerichtet und der Glaube an Gott allein aufgerichtet ist.“ An einem solchen Ort war der gekreuzigte Jesus. Er ist nicht vom Kreuz herabgestiegen wie ein Held, sondern er hat verzweifelt nach seinem Vater gerufen, von dem er sich in diesem Moment verlassen fühlte. An Jesu Beispiel ist zu erkennen, wie schnell ein Leben eine tragische, eine leidvolle Wendung nehmen kann – und die jüngsten Ereignisse auf dieser Welt haben uns auf eine sehr schonungslose Art und Weise beigebracht, dass niemand vor einer solchen Lage gefeit ist. Nicht die Armen und Elenden allein sind vom Unglück betroffen, sondern auch die Länder des Wohlstands. Und es ist klar: Kein politischer Wille, kein Geld wird diese Welt jemals sicher machen. Denn unser Leben, so sehr wir es auch versichern, ist ein extrem zerbrechliches Gefäß, zudem ein Geschenk, auf dessen Bestand und Länge es keinerlei Anspruch gibt. Aber, und das ist nun Bonhoeffers Konsequenz und darf auch unsere sein, eben da beginnt der wahre Glaube, der Glaube, der sich nicht mehr auf sich selbst, auf die eigene Gerechtigkeit, auf die vorhandenen Sicherheiten traut, sondern sich ganz zu Gott wendet, weil ihm keine andere Zuflucht mehr bekannt ist; Glaube, der nicht in geordneter Weise nach Gott ruft, nicht konfessionell oder liturgisch korrekt, sondern in einem Akt letzten und uneingeübten Vertrauens, nicht tiefer zu fallen als in Gottes Hand. Ihr ANGEDACHT 03
Seite 1: GEMEINDEBRIEF EVANGELISCHE KIRCHE I
Seite 5 und 6: Bührer und Vikarin Künstel) 10:00
Seite 7 und 8: Deutlich wurde an diesem Abend auch
Seite 9 und 10: ins Blickfeld rücken? Diakonische
Seite 11 und 12: Liturgie des Weltgebetstags, der im
Seite 13 und 14: um das Sperren des Sammelplatzes. F
Seite 15 und 16: Frucht zu bringen. Vom Samenkorn bl
Seite 17 und 18: Nachdem die Inhalte feststehen, wir
Seite 19 und 20: Sonntag, 24. April 2011 - Ostern Am
Seite 21 und 22: Die Reise nach Jerusalem ÖKUM. PIL
Seite 23 und 24: Unsere Konfirmanden 2011 Sonntag, 2
Seite 25 und 26: Im Jahr 1999 war es das Millennium,
Seite 27 und 28: Konfirmation 2011 UNSERE KONFIRMAND
Seite 29 und 30: schen mit: •Kontaktfreudigkeit
Seite 31 und 32: äumte die Familie Mühlich das Hau
Seite 33 und 34: 27.01. Günter Emil Arndt, 72 J. (H
Seite 35: Impressum Herausgeber: Die evangeli

G - amandus-gemeinde.de

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?