FBW Jubilumsausgabe - Verein für Sozialarbeit
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erin und Jugendlicher spielen nun verschiedene Systeme eine Rolle: Jede<br />
Person besitzt ihr eigenes psychisches System aus Denk- und Gefühls-<br />
mustern. Die gemeinsamen Gespräche und Handlungen der beiden bilden<br />
ein weiteres System, das Interaktionssystem, beide Beteiligte gestalten<br />
die Kommunikationsmuster dieses Systems. Die Betreute unterhält wiederum<br />
ihrerseits verschiedene Systeme (z.B. aus Schule, Ausbildung,<br />
Freundeskreis, Hilfeeinrichtungen, Familie), bei denen die Sozialpädagogin<br />
in unterschiedlichem Maß beteiligt ist.<br />
Professionelle Beziehungsarbeit anhand dieser systemtheoretischen Beschrei-<br />
bung ist nun dadurch gekennzeichnet, dass die Sozialpädagogin ver-<br />
schiedene Positionen inner- und außerhalb dieser Systeme einnimmt und<br />
reflektiert. In ihrer Außenperspektive zum psychischen System der Jugend-<br />
lichen und Innenperspektive im Interaktionssystem mit ihr spricht sie beispielsweise<br />
die in Betreuungssituationen „auf frischer Tat ertappten“ problematischen<br />
Verhaltensmuster an. Im Gespräch über die (verschiedenen)<br />
Wahrnehmungen des Verhaltens durch die Betreuerin und die Jugendliche<br />
wird ihr die zur Identitätsentwicklung nötige Passungsarbeit zwischen Selbst-<br />
und Fremdbild ermöglicht. Durch ihr kommunikatives Handeln prägt die<br />
Betreuerin das Beziehungsmuster im Interaktionssystem. Für die Jugend-<br />
liche ist dieses Muster eine sich wiederholende Information der Umwelt,<br />
die von ihrem psychischen System unter Umständen zu einer Änderung<br />
der Funktionsweise ihres eigenen Denk- und Handlungsmusters (psychischen<br />
Systems) führt. Nach konstruktivistischer Annahme funktioniert ein<br />
System selbstreferentiell, so dass eine Intervention von außen keinesfalls<br />
zwingend zu einer Veränderung führt. Nur wenn Irritationen aus der Um-<br />
welt, in diesem Fall das Beziehungshandeln der Betreuerin, hinsichtlich<br />
einer besseren Funktion in der neuen Umwelt <strong>für</strong> das psychische System<br />
der Jugendlichen Sinn machen, wird ein Umbau des psychischen Systems<br />
wahrscheinlich.<br />
„Das schönste war<br />
<strong>für</strong> mich in mei-<br />
ner Betreuerin X.<br />
einen Menschen<br />
gefunden zu haben,<br />
der mich angenommen<br />
hat wie<br />
ich war, sich <strong>für</strong><br />
mich interessiert<br />
hat, mir zuge-<br />
hört hat, mir Mut<br />
gemacht hat und<br />
ein Teil meines Le-<br />
bens geworden<br />
ist – auch nach der<br />
Betreuung.“<br />
Spiele ohne<br />
Grenzen im SBW<br />
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