FBW Jubilumsausgabe - Verein für Sozialarbeit

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25 Jahre Betreuung „Zu erkennen, dass mich jemand anderes anders betrachtet als meine Familie nämlich positiver. Ein kompetenter An- sprechpartner im- mer und für alle potentiellen The- men da ist. Und ich über Dinge, über die ich nie ge- sprochen habe, reden konnte, auch, weil die Be- treuerin nicht locker gelassen und es mir dabei gleichzeitig selbst überlassen hat das Angebot anzunehmen. Die Möglichkeit alles anzusprechen, ohne dass selbst auf den ersten Blick abwegige Ide- en als solche abgewertet wurden. Und dass ich meine Ent- scheidungen, selbst solche, die sich im Nach- hinein als ungünstig erwiesen haben (z. B. Been- den den Betreu- ung), selbst treffen und so eigene Erfahrungen machen konnte.“ 24 Arbeitskreis und entwickelten einen Fragebogen und die Suche nach Adres- sen ging los. Dies gestaltete sich alles andere als einfach. Nichts desto trotz gelang es uns 147 Adressen ausfindig zu machen. Nicht alle waren aktuell. Wir durchstöberten unser Archiv, wälzten unsere alten Kalen- der nach Telefonnummern und wurden so fündig. Oft hatten wir auf dem Umweg über die Eltern Erfolg. Die meisten waren überrascht und erfreut, dass wir uns nach so langer Zeit nach ihren Kindern erkundigten. Bei der Recherche wurde uns bewusst und es hat uns erheitert, dass die Ältes- ten unserer Betreuten bereits auf die Vierzig zugehen und sich somit einige heute im Alter der Eltern unserer jetzigen Betreuten befinden. Auf unsere Anrufe reagierten die früheren Betreuten ebenfalls mit Überraschung und Freude. Mit einigen kamen persönliche Treffen zustande. Die Zeit verging dabei wie im Flug, da sie viel zu erzählen hatten, was in ihrem Leben passiert ist. Sie erinnerten sich auch an viele Einzelheiten aus ihrer Be- treuungszeit. Die Beteiligung an der Befragung war relativ hoch. Von 147 versendeten Fragebögen kamen 44 zurück. Die 44 Fragebögen wurden von 38 Frauen (davon waren 34 deutscher, eine türkischer, eine georgischer, eine griechischer und eine kolumbianischer Nationalität) und vier Männern (davon waren drei deutscher und einer türkischer Nationalität) beantwortet. Das Ergebnis dieser Befragung ist keinesfalls als repräsentativ zu bewerten, jedoch gibt es uns wichtige Informationen und Rückmeldungen über das Betreute Wohnen und unsere pädagogische Arbeit. Auffallend ist der hohe Rück- lauf von den ehemaligen Betreuten, bei denen die Betreuung schon sehr lange zurückliegt. Das heißt, sie blicken mit einiger Lebenserfahrung auf die damalige Zeit zurück. Bezogen auf die spezifische Wohnform unserer Einrichtung war es für nahezu alle Betreuten sehr wichtig in einer „eigenen“ Wohnung zu leben. Nicht nur die Wohnung an sich war ihnen wichtig, sondern der damit verbundene Schutzraum und die Privatsphäre sowie selbst einen Haushalt zu führen bzw. sich selbst versorgen zu können. Unser großes Augenmerk lag und liegt auf den Anforderungen des Schul- und Ausbildungsalltags, was während der Betreuung oft Anlass für Auseinandersetzungen war. Im Nachhinein wird dies von den Befragten jedoch wertgeschätzt. Die Betreuungsbeziehung ist ein maßgeblicher Faktor zum Gelingen der Betreuung. Im Kontakt zur Betreuungs- person war den meisten Befragten von Wichtigkeit das Interesse an ihrer Person, eine/n konstante/n Ansprechpartner/in zu haben sowie das Eingehen auf ihre individuellen Bedürfnisse. Einem Viertel der Be- fragten waren auch kontroverse Auseinandersetzungen (auch mit heiklen Themen) mit der Betreuungsperson wichtig. Die zahlreichen Nennun- gen bei den persönlichkeitsbildenden und stabilisierenden Themen weisen daraufhin, dass es nicht ausreicht, im Jugendalter vorrangig Geld und Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Vielmehr sind der rege, oft reibungsvolle Austausch und der persönliche Rückhalt für die Entwicklung essentiell. Insbesondere möchten wir auch auf die persönlichen State-
ments unserer ehemaligen Betreuten verweisen. Diese sind an verschiedenen Stellen in diesem Erfahrungsbericht aufgeführt. Die Aussagen berührten uns teilweise sehr und zeigen uns, wie wichtig das Betreute Wohnen für die meisten war. Dies gibt uns Kraft und Ansporn unsere pädagogische Arbeit weiterzuführen. - Ursel Dorn, Renate Blank, Sonja Nitsch Auswertung des Fragebogens: Allgemeine Daten Anzahl der verschickten Fragebögen: 147 Zurückerhaltene Fragebögen gesamt: 44 Davon von Frauen: 38, davon von Männern: 4 Davon anonym: 2 Das Leben der ehemals Betreuten sieht heute folgendermaßen aus: In Ausbildung bzw. Studium befinden sich in den Bereichen: Tourismus u. Eventmanagement, Wirtschaftsjura, Physik, Pädagogik, PTA, Medienkommunikation, Lehramt ( je 1 ), Hotelfachmann/ frau, Fremdsprachenkorrespondenz, Abitur an der BOS (je 2), Soziale Arbeit ( je 3) Eine Ausbildung oder ein Studium bereits abgeschlossen haben: Industriekauffrau, Kinderpflegerin, Fluggerätemechaniker, Kauffrau für Bürokommunikation, Wirtschaftsinformatiker, Fotodesignerin, Reiseverkehrskauffrau, Sozialpädagogin, Erzieherin, Gärtnerin, Erziehungswissenschaftlerin, Informatik-Betriebswirt, Hotelfachfrau, Konditorin, Medizinerin ( je 1 ), Grafikdesignerin, Rechtsanwaltsfachangestellte (je 2) Zur Zeit beschäftigt sind als: Bildungsreferentin für Internationales, Angestellte bei einer Audio Agentur, Erzieherin in zweisprachiger Kindertagesstätte, Empfangsdame, persönliche Assistenz, Hauswirtschafterin Projektkauffrau, med. Fachangestellte, Assistenzarzt, Fotografin, Erzieherin in heilpäd. Schülerheim, Erzieherin, Doktorantin zur Historikerin, Kellner, Minijober/in ( je 1 ) Selbstständig sind als: Sängerin, Gebärdensprachdolmetscher, Grafiker, Privatlehrer an Sprachschule ( je 1 ), Desweiteren ist eine Person Hausfrau/mann, zwei sind arbeitslos und niemand ist abhängig von der öffentlichen Unterstützung zum Lebensunterhalt. Im Privatleben zeigt sich folgendes Bild: Verheiratet: 6, In einer festen Partnerschaft: 12, Alleine lebend: 11, Kinder: 6, Alleinerziehend: 0, Geschieden 0, In einer Einrichtung (Heim, Krankenhaus, Haftanst.): 0, Sonstiges: Wohngemeinschaft, bei Großmutter: 2 Auswertung des Fragebogens über die Zeit der Betreuung Wie lange warst du im Betreuten Wohnen des Vereins für Sozialarbeit ? 1-6 Mon.: 1, 7-12 Mon.: 5, 12-24- Mon.: 25, 24-36 Mon.: 7, Länger: 6 Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen wurde sehr lange, d.h. zwischen 1 Jahr und mehr als 3 Jahren betreut. 25
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