FBW Jubilumsausgabe - Verein für Sozialarbeit
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Erfahrungsbericht Fachdienst<br />
Familienarbeit – <strong>FBW</strong><br />
„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen:<br />
Wurzeln und Flügel“. (Johann Wolfgang v. Goethe)<br />
„Wir haben einen Fachdienst <strong>für</strong> Familienarbeit und Familientherapie“ –<br />
„Ja wieso denn das? – wir machen doch alle Elternarbeit. Die Betreuungs-<br />
arbeit mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfordert eine inten-<br />
sive und parteiliche Beziehungsarbeit, um den <strong>für</strong> positive Entwicklung<br />
nötigen Einfluss erreichen zu können und zu behalten. Dies schränkt in<br />
manchen Phasen der Betreuung die Möglichkeit stark ein, förderliche und<br />
unparteiliche Familiengespräche zu moderieren. Dieser Gedanke führte<br />
zur Gründung des Fachdienstes <strong>für</strong> Familienarbeit. Der Fachdienst Familien-<br />
arbeit ist das Ergebnis einer schon lange angestoßenen Entwicklung, hier<br />
in unserer Einrichtung. Parallel zu der Gründungszeit, damals noch SBW<br />
(Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen), verbreitet sich in der Psychothe-<br />
rapie und in der Pädagogik ein neuer Ansatz, der den einzelnen Klienten<br />
wieder mehr in seinem Kontext betrachtet. Den Familien wird mehr Auf-<br />
merksamkeit geschenkt. Sie werden als die relevanten Bezugssysteme<br />
gesehen, die Veränderungen unterstützen oder erschweren können.<br />
Außerdem ist klar, dass familiäre Beziehungen ein Leben lang bestehen<br />
bleiben. Die Betreuung begleitet die Jugendlichen hingegen nur einen<br />
kurzen Lebensabschnitt. Aus diesen Gründen sehen wir es als unsere Auf-<br />
gabe an, diese so wichtigen Beziehungen nach unseren besten Möglich-<br />
keiten zu fördern, um sie als Unterstützung <strong>für</strong> die individuelle Entwick-<br />
lung der von uns Betreuten zu nutzen. Wir legen unser Augenmerk darauf,<br />
Verstrickungen aufzulösen und die Familien von destruktiven Beziehungs-<br />
mustern hin zu mehr förderlichen und kooperativen Beziehungen zu begleiten.<br />
Mit der Arbeit an realistischen und positiven Entwicklungszielen<br />
versuchen wir immer die gesamte Familie und die Bedürfnisse jedes Famili-<br />
enmitglieds im Auge zu behalten.<br />
Kolleginnen und Kollegen, die sich in integrativ systemischen Ansätzen zu<br />
Familientherapeuten und -therapeutinnen ausbilden ließen oder ausgebildet<br />
sind, sorgen in der Einrichtung <strong>für</strong> die Verbreitung dieses Ansatzes, der<br />
schon sehr bald zu einer der wichtigsten Grundlage des Handelns wurde<br />
und die Haltung gegenüber den Betreuten und deren Problematik maßgeblich<br />
beeinflusst. Seit dem Anfang der 1990er Jahre wird die Kompetenz<br />
der Einrichtung in diesem Bereich kontinuierlich ausgebaut. In Fallbesprech-<br />
ungen, in den Betreuungsplanungen und den Berichten wird die Entwick-<br />
lung der von uns Betreuten stets im Kontext ihres familiären und sozialen<br />
Umfelds betrachtet. Die Familien werden, soweit dies möglich ist, einge-<br />
„Für mich war<br />
das die Selbst-<br />
ständigkeit und<br />
das Wissen, dass<br />
ich immer mit<br />
meiner Betreu-<br />
erin rechnen<br />
kann, das kompetente<br />
Wissen<br />
der Betreuer und<br />
nicht die sub-<br />
jektive Meinung<br />
der Eltern.“<br />
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