Vor dem Fest - Berliner Zeitung
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Thomas Kammeier,46, ist Küchenchef im Hugos im Hotel Intercontinental an der Budapester Straße.<br />
H<br />
860<br />
Kalorien hat ein Lebkuchenherz mit<br />
Zuckergussschrift. Ein Spekulatius hingegen<br />
hat nur 82 Kalorien.<br />
Verlagsbeilage · F reitag, 30. November 2012 3 ·<br />
<strong>Vor</strong> <strong>dem</strong> <strong>Fest</strong><br />
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Herr Kammeier, Sie haben einen Michelin-Stern, aber<br />
keine Gans zu Weihnachten auf der Karte. Wiegeht das?<br />
Gut geht das. Bei unserem Menü im Hugos am 24.<br />
Dezember servieren wir konfiertes Wollschwein, Wolfsbarsch,<br />
Hirschkalb. Und am 25. Dezember Hummer,<br />
Loup de Merund Reh. Es muss nicht immer Gans sein.<br />
Hauptsache,esist lecker und festlich und passt zur Jahreszeit.<strong>Vor</strong>Jahren<br />
hab ich auch mal mit meinem Freund<br />
und Kollegen Kolja KleebergimSchnee gegrillt zuWeihnachten,<br />
das geht auch.<br />
Das heißt, Sie werden das <strong>Fest</strong> ohne das Traditionstier<br />
auf <strong>dem</strong> Teller erleben ...<br />
... das ist noch nicht sicher.Dieses Jahr hab ich zum<br />
ersten Malseit Langem anWeihnachten frei. Mein Sous-<br />
Chef wird arbeiten. Und ich werde mit meiner Familie<br />
zu meiner Mutter fahren. Was wir dort kochen, steht<br />
noch nicht fest, da haben wir uns noch nicht geeinigt.<br />
Vielleicht gibt es ja Gans.<br />
Also doch. Undwenn Gans, werden Siediese zubereiten?<br />
Klar.<br />
Da kann man sicher einiges falsch machen ...<br />
... naja, einige Punkte sollte man schon beachten.<br />
Dasfängt beim Einkauf an. Ichwürde nie Tiefkühlware<br />
verwenden. Lieber eine frische Oldenburger Mastgans<br />
zum Beispiel. Diesollte nicht ganz weiß aussehen, sondern<br />
eher marzipanfarben, sonst hat sie zu wenig Fett.<br />
Und obdas Tier bio sein soll oder nicht, das hängt von<br />
der Einstellung und auch vom Geldbeutel ab. Für eine<br />
vier bis fünf Kilogramm schwere Gans –und so groß<br />
sollte sie sein, damit dasVerhältnis vonFleisch und Körper<br />
stimmt –muss man ja schon 100 Euro investieren.<br />
Wersoviel Geld investiert, will dann weder zähes, trockenes<br />
Fleisch noch fettige Haut auf <strong>dem</strong> Teller haben, wie<br />
bekommt man das hin?<br />
Ganz entscheidend ist die Temperatur beim Braten.<br />
Sie muss niedrig sein. Höchstens 110 Grad und dann<br />
fünf bis sechs Stunden lang. Aber wenn SieZeit haben,<br />
wählen Sie 75Grad und lassen Sie die Gans ruhig 20<br />
Stunden in der Röhre.<br />
20 Stunden?! Istsie dann nicht ganz ausgetrocknet?<br />
Nicht, wenn Sie die Gans vorher einwickeln, in<br />
Frischhaltefolie am besten. So richtig dicht einpacken,<br />
sozusagen mumifizieren. Dadurch konfiertdas Fleisch,<br />
wirdherrlich zartund bleibt saftig. Erst nach den zwölf<br />
Stunden regeln Siedie Temperatur hoch auf 160 bis 170<br />
Grad und nehmen die Folie ab für eine dreiviertel<br />
Stunde,damit die Gans eine schöne Farbe bekommt.<br />
Aber zuvor muss die Gans ja gefüllt werden?<br />
Ja,dafür empfehle ich einen Boskopapfel, eine halbe<br />
Orange,Backpflaumen, Schalotten, ein bisschen Beifuß<br />
und die Gans salzen und pfeffern.<br />
Undwas mach ich mit den Innereien?<br />
Magen und Herz würde ich kleinschneiden, mit<br />
Schalotten anrösten und daraus mit <strong>dem</strong> in der Folie<br />
aufgefangenen Fond, der beim Konfieren entstanden<br />
ist, und einem Schluck Rotwein die Soße machen. Meist<br />
reicht das aber nicht. Deshalb kann man der Gans vor<br />
<strong>dem</strong> Braten noch die Flügel abtrennen, kleinschneiden<br />
und mit für die Soße anrösten. Undzu<strong>dem</strong> lässt sich ein<br />
bisschen zugekauftes Gänse- oder Entenklein verwenden.<br />
Schließlich brauchen SiejaSoße für die Knödel ...<br />
... die Siesicher auch selbst machen ...<br />
...aber ja, das ist ja kein Kunstwerk, Anfängernwürde<br />
ich empfehlen, halbe halbe zu machen –also Klöße zur<br />
Hälfte aus rohen und zur Hälfte aus gekochten Kartoffeln.<br />
Aber ich muss zugeben, ich war neulich eingeladen<br />
und da gab es Klöße aus gekauftem Teig. Die waren<br />
wirklich nicht schlecht.<br />
Dasheißt, man könnte dazu auch Rotkraut aus <strong>dem</strong> Glas<br />
verwenden?<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH<br />
Anzeigenleitung:Mathias Forkel<br />
Redaktion: Peter Brock (verantw.), Angelika Giorgis<br />
Anzeigenverkauf: Jennifer Stern, Tel. 030 23 27 70 05,<br />
eh-dl@berliner-verlag.de<br />
ArtDirection: Jane Dulfaqar,Annette Tiedge<br />
Daskann man sicher,ich würde es aber nicht tun.<br />
Warum, schmeckt das nicht gut?<br />
Ich weiß nicht, fertiges Rotkraut hab ich nie gegessen,<br />
so was muss man einfach selbst machen.<br />
Undwie?<br />
Schwer ist das nicht. Sie schneiden den Rotkohl<br />
klein, am besten viel mehr als Siebrauchen, denn wenn<br />
man größere Portionen zubereitet, wird’s besser. Und<br />
dann legen Sie das Rotkraut zwölf Stunden lang ein.<br />
Undzwar in eine Marinade,die je zu einem Drittel aus<br />
Orangen-, aus Kirsch- und aus schwarzem Johannisbeersaft<br />
besteht. Danach schwitzen SieZwiebel und einen<br />
Boskopapfel in Gänseschmalz an, lassen das Kraut<br />
in der Marinade eine Stunde leicht köcheln, schmecken<br />
mit Rotwein, Zucker und Essig ab und binden die Flüssigkeit<br />
mit ein bisschen geriebenen Kartoffeln.<br />
Danach braucht man dann aber einen Verdauungsschnaps!<br />
Prinzipiell ja. Aber erstmal würde ich ein fruchtiges<br />
Eisals Dessertempfehlen. Undich würde mir dann lieber<br />
noch ein gutes Glas alten Portwein gönnen, weil ich<br />
keinen Schnaps trinke.<br />
DasGespräch führte Peter Brock.<br />
Gans<br />
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in Berlin<br />
neU!<br />
Werviel Geduld und viel<br />
Frischhaltefolie hat,<br />
kann sich zum <strong>Fest</strong><br />
eine Gans auf ganz<br />
besondere Weise<br />
zubereiten.<br />
Sternekoch<br />
Thomas Kammeier<br />
erklärt, wie<br />
das funktioniert.<br />
BLZ/LAUTENSCHLÄGER, FOTOLIA (2) Mumifizierte<br />
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