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Das Magazin der GEMA · Ausgabe März 2010<br />

Jazz für die Welt<br />

Deutsche Jazz-<br />

Komponisten erobern<br />

alle Kontinente<br />

Der große Preis<br />

GEMA verleiht erneut<br />

den Deutschen Musikautorenpreis<br />

in Berlin<br />

Klares Bekenntnis<br />

Staatssekretär<br />

Hans-Joachim<br />

Otto im Interview<br />

Rainer<br />

Tempel<br />

Pflichtmitteilungen<br />

Ausschüttungs-<br />

daten Abrech-<br />

nung Ausland


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Die neueste PRIVIA-Generation. Ein Hochgenuss fürs Ohr und fürs Auge.<br />

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CASIO fördert das aktive Musizieren.<br />

Dr. Harald Heker,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der GEMA<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

D<br />

as Jahr hat ereignisreich begonnen, und so gibt es bereits in der ersten von<br />

insgesamt vier virtuos-Ausgaben 2010 zur Genüge Interessantes zu berichten:<br />

beispielsweise über die MIDEM, das traditionelle Jahrestreffen der internationalen<br />

Musikbranche in Cannes oder über den Deutschen Musikautorenpreis, der am<br />

22. April 2010 in Berlin zum zweiten Mal verliehen wird.<br />

Politische und juristische Themen sorgen in diesem Frühjahr ebenfalls für<br />

Gesprächsstoff. Beispiel hierfür ist das sogenannte „Heye-Urteil“ des Bundes-<br />

gerichtshofs zur Rechtewahrnehmung im Werbebereich, das Ende November<br />

2009 veröffentlicht wurde. Um allen Musik-Urhebern hinsichtlich der Verwendung<br />

von Musikwerken zu Werbezwecken schnellstmöglich wieder Rechtssicherheit<br />

geben zu können, haben wir eine außerordentliche Mitgliederversammlung für<br />

den 12. März 2010 in Berlin anberaumt.<br />

Aktuelle Informationen zum Gerichtsurteil und seinen Auswirkungen finden Sie<br />

in der Rubrik „Einspruch“ in diesem Magazin.<br />

Ich wünsche Ihnen eine spannende und abwechslungsreiche Lektüre.<br />

Ihr<br />

Dr. Harald Heker<br />

Editorial<br />

03


10<br />

Einst eroberte der<br />

Jazz von den USA<br />

aus die Welt.<br />

Heute schicken<br />

sich deutsche<br />

Jazz-Musiker an, mit<br />

ihren Kompositionen<br />

die Welt zu verzaubern.<br />

50<br />

Vogelgezwitscher<br />

klingt nach Frühling.<br />

Für Olivier Messiaen<br />

klangen sie so schön,<br />

dass er die Vogelstimmen<br />

in seine<br />

Kompositionen<br />

aufnahm.<br />

MoMEnt Mal<br />

06 DAS FOTO DER AUSGABE:<br />

Mahlers Achte: Zum hundertjährigen<br />

Jubiläum im September 2010 ist eine<br />

gigantische Aufführung geplant.<br />

aktuEllEs<br />

08 ViRTUOSES:<br />

Frühlingserwachen wird immer<br />

mit besonderer Kreativität und<br />

Schaffensprozessen verbunden.<br />

09 iniTiATiVE MUSik: zieht Zwischenbilanz.<br />

09 kOnzERTVERAnSTAlTER VS. GEMA:<br />

Streit beigelegt.<br />

09 UniSOnG cOnTEST:<br />

Klaus Brendel gewinnt erneut.<br />

HintErgrund<br />

10 ExpORTSchlAGER jAzz<br />

AUS DEUTSchlAnD:<br />

Jazz für die Welt.<br />

FilMMusik<br />

20 Von<br />

16 klAppE AcTiOn: „Henry 4“ – Melodien fürs<br />

Geschichtsbuch.<br />

16<br />

Wie gewinnt man einen der weltbesten<br />

Filmkomponisten für sein neuestes Projekt?<br />

Musikverleger, Produzentin und Regisseur<br />

erzählen, wie die Zusammenarbeit mit<br />

Hans Zimmer zustande kam.<br />

der Musik leben: Für<br />

viele Urheber zerplatzt<br />

dieser Traum jeden Monat,<br />

wenn die Rechnungen<br />

eintrudeln. virtuos zeigt<br />

auf, wer hilft.<br />

Politik<br />

18 inTERViEw MiT hAnS-jOAchiM OTTO, MDB:<br />

„Ein klares Bekenntnis.“<br />

20 VORSORGE FüR DiE zUkUnFT: Brotlose Kunst?<br />

22 REchTEwAhRnEhMUnG in EUROpA:<br />

Gemeinsam in die Zukunft.<br />

PFlicHtMittEilung<br />

24 zAhlUnGSplAn: Die nächsten Zahlungstermine<br />

für das Geschäftsjahr 2009.<br />

25 AUSSchüTTUnGSDATEn: Abrechnung Ausland.<br />

intErn<br />

26 DiE „cOMpUTER-VERGüTUnG“: Die Zukunft der<br />

Privatkopievergütungen.<br />

28 GEMA: Unsere Abteilung Dokumentation.<br />

EinsPrucH<br />

30 AlphAlOAD VS. GEMA<br />

GEMA VS. hEyE & pARTnER<br />

gEBurtstagE<br />

32 piERRE BOUlEz FEiERT SEinEn 85. GEBURTSTAG:<br />

Außerdem Gratulationen an: Walter Haupt (75),<br />

Gregor Rottschalk (65) und Georg Deuter (65).<br />

34 VORBilD UnD lEhRMEiSTER: Prof. Reinhold<br />

Kreile zum 80. Geburtstag. Eine Verneigung<br />

von Freunden und Weggefährten.<br />

nacHruFE<br />

36 Ein wAhRhAFTiGER TAUSEnDSASSA:<br />

Zum Tod von Egon L. Frauenberger.<br />

37 MiT SO ViEl lEBEnSFREUDE:<br />

Ein Nachruf auf Hans Hee.<br />

VEranstaltungEn<br />

27<br />

Computerhersteller<br />

und Verwertungsgesellschaften<br />

haben<br />

sich auf eine<br />

Vergütung bei PCs<br />

geeinigt. virtuos<br />

erklärt die Details.<br />

38 DER GROSSE pREiS VOn BERlin:<br />

Der Deutsche Musikautorenpreis 2010 der<br />

GEMA am 22. April 2010.<br />

40 MUSik VERBinDET: Interview mit Dieter Moor,<br />

Moderator beim Deutschen Musikautorenpreis<br />

2010 der GEMA.<br />

41 wAS wURDE EiGEnTlich AUS…?:<br />

virtuos fragte nach: Wo stehen<br />

wohl die Preise aus dem Jahr 2009?<br />

42 DiE jURy DES DEUTSchEn<br />

MUSikAUTOREnpREiSES 2010<br />

43 Ein pREiS zUR REchTEn zEiT: Interview mit<br />

Henning Sieverts, Jury-Vertreter der Kategorie<br />

Jazz beim Deutschen Musikautorenpreis 2010.<br />

44 MiDEM 2010: Am Stand von Cannes –<br />

Interview mit Bernd Neumann, Beauftragter der<br />

Bundesregierung für Kultur und Medien.<br />

46 MiT 60 TOllEn jAhREn: GEMA unterstützt<br />

Jugend-Wettbewerb „Herzlichen Glückwunsch,<br />

Deutschland“.<br />

inHalt<br />

Themen & Töne<br />

trEnds<br />

48 MUSikSchAFFEnDE iM inTERnET:<br />

Ins Netz gegangen.<br />

50 DER TOnjäGER:<br />

Inspiration von oben.<br />

rEsonanz<br />

52 lESERBRiEFE<br />

Auf in die zweite Runde:<br />

Der Deutsche Musikautorenpreis<br />

wird<br />

im April erneut in<br />

Berlin vergeben.<br />

38<br />

gEMa-WissEn<br />

55 DAS EinMAlEinS DER GEMA:<br />

Die Verteilung, Teil I:<br />

allgemeine Informationen.<br />

scHlussakkord<br />

58 wUSSTEn SiE EiGEnTlich, DASS …?:<br />

… die Mundharmonika der deutsche<br />

Exportschlager Nummer eins unter<br />

den Musikinstrumenten ist?<br />

58 VORSchAU, iMpRESSUM, BilDnAchwEiS<br />

Ihr auch bei<br />

Facebook? Urheber<br />

erzählen, wie sie<br />

„Social Media“ für ihr<br />

Marketing nutzen.<br />

48Seid<br />

44<br />

Hier muss man sein:<br />

Natürlich war auch<br />

die GEMA beim<br />

Branchentreff<br />

MIDEM in Cannes<br />

vor Ort.


sinFoniE dEr<br />

(zWEi-)tausEnd<br />

Die Sinfonie Nr. 8<br />

von Gustav Mahler<br />

trägt den Beinamen<br />

„Sinfonie der Tausend“ –<br />

weil eine so große Zahl<br />

von Musikern zur<br />

Aufführung benötigt<br />

wird. Ob die Zahl von<br />

1.000 Mitwirkenden bei<br />

der Uraufführung am<br />

12. September 1910<br />

in München (Foto)<br />

tatsächlich erreicht<br />

oder knapp verfehlt<br />

wurde, ist umstritten.<br />

Fest steht aber, dass<br />

für die Aufführung<br />

von Mahlers 8. Sinfonie<br />

anlässlich ihres<br />

100-jährigen Jubiläums<br />

am 12. September dieses<br />

Jahres im Landschaftspark<br />

Duisburg-Nord<br />

zurzeit etwa 2.000<br />

Mitwirkende fleißig<br />

proben. Die Veran-<br />

staltung ist einer der<br />

Höhepunkte der<br />

Feierlichkeiten rund<br />

um die Kulturhauptstadt<br />

Europas 2010<br />

im Ruhrgebiet<br />

(www.ruhr2010.de)<br />

MoMEnt Mal<br />

Das Foto der Ausgabe<br />

06 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

07


Virtuoses<br />

FrühlingserwAchen wird immer mit besonderer<br />

KreAtivität und grossen schAFFensprozessen<br />

verbunden.<br />

TExT: bm<br />

Kein<br />

Zufall also, dass auch der Deutsche<br />

Musikautorenpreis im Frühjahr angesiedelt ist.<br />

Unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“<br />

werden mit dem von der GEMA initiierten Preis<br />

Komponisten und Textdichter für ihre außergewöhnlichen<br />

Leistungen geehrt. Der Deutsche<br />

Musikautorenpreis findet sich daher bereits in<br />

dieser „virtuos“-Ausgabe wieder: mit einem<br />

vorausschauenden Blick auf die Preisverleihung<br />

am 22. April in Berlin und einem Rückblick auf<br />

die erfolgreiche Premiere in 2009. Unsere Preisträger<br />

des vergangenen Jahres verraten zudem,<br />

welchen Ehrenplatz die Trophäe bei ihnen<br />

gefunden hat. Dabei ist durchaus der ein oder<br />

andere außergewöhnliche Ort mit dabei …<br />

Der deutsche Jazz hat sich in den vergangenen<br />

Jahren zu einem wahren „Kultur-<br />

Exportschlager“ entwickelt. Wir haben sechs<br />

Komponisten und Jazz-Musiker getroffen, die<br />

in ganz unterschiedlichen Kulturen leben,<br />

arbeiten und sich hiervon inspirieren lassen –<br />

mit internationalem Erfolg.<br />

Auch beim Deutschen Musikautorenpreis<br />

werden in der Kategorie „Jazz“ in diesem Jahr<br />

Autoren geehrt und ausgezeichnet. Mehr als<br />

ausreichende Gründe für unsere Redaktion, die<br />

virtuos-Titelgeschichte dem Jazz zu widmen.<br />

Noch ein weiteres Frühlingsthema: Die<br />

Trophäen von Komponist Olivier Messiaen<br />

waren Vogelstimmen. Der Komponist machte<br />

08<br />

daraus etwas ganz Besonderes, das man nun<br />

digital aufbereitet genießen kann. Für Sie haben<br />

wir schon einmal reingehört.<br />

Genießen Sie den kommenden Frühling<br />

und die bunte Themenauswahl der aktuellen<br />

„virtuos“ – wir freuen uns auf alle vier Jahreszeiten<br />

mit in diesem Jahr erstmalig vier Ausgaben<br />

unseres Magazins.<br />

Bettina Müller,<br />

Chefredaktion<br />

nah am mitglied<br />

Sie haben Fragen oder Anregungen?<br />

Dann schreiben Sie uns an<br />

E-Mail: virtuos@gema.de<br />

cleAr-BerufunG<br />

ABGelehnt –<br />

GeMA BeKoMMt<br />

vor Gericht<br />

erneut recht<br />

„GEMA vs. Barbara Clear“<br />

hieß es am 21. Januar<br />

2010 vor dem Ober-<br />

landesgericht München:<br />

die Berufungsverhandlung<br />

der im Juni letzten<br />

Jahres in vollem Umfang<br />

abgewiesenen Widerklage<br />

der Veranstalterin<br />

gegen die GEMA. Das<br />

Ergebnis war in Form<br />

eines sogenannten<br />

Stuhlurteils schnell<br />

verkündet: Die Berufung<br />

gegen das Urteil des LG<br />

München wird unmittelbar<br />

zurückgewiesen und<br />

kein neuer Termin zur<br />

Verkündung einer<br />

Entscheidung anberaumt.<br />

Damit hat die<br />

GEMA auch in zweiter<br />

Instanz Recht erhalten.<br />

Die Historie des Falls:<br />

Barbara Clear war als<br />

Veranstalterin ihrer<br />

Verpflichtung, Rechnungsbeträgeauszugleichen,<br />

nicht nachgekommen.<br />

Dadurch sah<br />

sich die GEMA im Jahr<br />

2009 veranlasst, vor dem<br />

Amtsgericht Passau Klage<br />

zu erheben. Im Rahmen<br />

dieses Verfahrens reichte<br />

Frau Clear eine Widerklage<br />

gegen die GEMA ein,<br />

mit der sie eine höhere<br />

Ausschüttung erreichen<br />

wollte. Diese scheiterte,<br />

woraufhin es zur<br />

Berufung kam, die nun<br />

auch abgelehnt wurde.<br />

anzeigen<br />

in Virtuos<br />

Spricht virtuos Ihre<br />

Zielgruppe an? Dann<br />

nutzen Sie es als<br />

Werbemedium: mehr<br />

Infos unter info@<br />

publishing-group.de<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

09<br />

KlAus BrenDel<br />

Gewinnt erneut<br />

Bei unisonG<br />

contest<br />

Der 12. UNISONG<br />

International Songwriting<br />

Contest in Los<br />

Angeles endete für<br />

Komponist Klaus<br />

Brendel mit dem<br />

zweiten Platz für seine<br />

Komposition „On<br />

Wandering Waves“.<br />

Der Erfolg ist beinahe<br />

schon lieb gewonnene<br />

Gewohnheit: Bereits<br />

zum 4. Mal landete eine<br />

Brendel-Komposition<br />

auf dem Siegertreppchen<br />

des UNISONG-<br />

Wettbewerbs in<br />

Los Angeles.<br />

www.klausbrendel.com<br />

Blick nach<br />

Brüssel<br />

Der designierte<br />

EU-Kommissar für<br />

Binnenmarkt Michel<br />

Barnier fordert<br />

„zeitgemäße Rahmenbedingungen<br />

zum<br />

Schutz geistigen<br />

Eigentums“,<br />

um Autorenrechte<br />

und Informations-<br />

freiheit gleichermaßen<br />

zu gewährleisten.<br />

Der Franzose bestand<br />

am 14. Januar 2010<br />

erfolgreich die<br />

Befragung durch das<br />

EU-Parlament als letzte<br />

Hürde vor seiner<br />

Amtsübernahme.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

aktuEllEs<br />

Namen & Nachrichten<br />

Die GeMA zwitschert<br />

Moderne und direkte Kommunikation mit Mitgliedern und Interessierten bietet die GEMA – und<br />

geht dabei neue Wege! Neuigkeiten aus der GEMA und relevante Themen für die GEMA werden seit<br />

Jahresbeginn auch über die Echtzeit-Kommunikations-Plattform Twitter kommuniziert. „GEMADialog“<br />

heißt der sogenannte Tweet, über den es täglich aktuelle Informationen gibt. Folgen Sie doch einfach<br />

dem Tweet und diskutieren Sie mit!<br />

www.twitter.com/GEMADialog<br />

initiAtive MusiK zieht zwischenBilAnz<br />

1,5 Jahre; 200 Projekte; 1,5 Millionen Euro<br />

Fördergelder – dies ist die Essenz der Zwischenbilanz<br />

der Initiative Musik zum Jahresbeginn<br />

2010. Die Initiative Musik sieht sich damit in<br />

ihrem Anspruch bestätigt, die Förderung von<br />

populärer Musik in und aus Deutschland – für<br />

Newcomer, für Export und für Musiker mit<br />

Migrationshintergrund – erfolgreich vorangetrieben<br />

zu haben.<br />

Einen Großteil der Fördermittel erhält die<br />

Initiative Musik dabei basierend auf einem<br />

Beschluss des Deutschen Bundestages vom<br />

Beauftragten der Bundesregierung für Kultur<br />

und Medien – aber auch die GEMA und die<br />

GEMA-Stiftung zählen 2010 weiterhin zu<br />

den Unterstützern.<br />

www.initiative-musik.de<br />

KonzertverAnstAlter vs. GeMA<br />

streit BeiGeleGt<br />

Es war ein Verhandlungsmarathon mit einem<br />

erfolgreichen Zieleinlauf: Rückwirkend zum 1. Januar<br />

2010 tritt der neue Tarif für Veranstaltungen von<br />

Gastspielunternehmen, Tourneeveranstaltern und<br />

Großhallen (U-K) in Kraft. Das neue Tarifmodell<br />

basiert weitgehend auf dem Einigungsvorschlag der<br />

Schiedsstelle des Deutschen Marken- und Patentamts:<br />

ausgewählte termine 2010<br />

12. März 2010 Außerordentliche<br />

Mitgliederversammlung in Berlin<br />

24.-27. März 2010 Musikmesse 2010<br />

Unter dem Motto „Musikmesse 2010 – mission for<br />

music“ steht die diesjährige Ausgabe der weltweit<br />

bedeutenden Messe für Musikinstrumente und<br />

Live-Musik. Auch die GEMA ist in den Hallen der<br />

Messe Frankfurt wieder mit dabei: Halle 3.1,<br />

Stand F52. www.musikmesse.de<br />

22. April 2010<br />

Deutscher Musikautorenpreis<br />

Die Premiere im vergangenen Jahr war ein<br />

voller Erfolg – jetzt tagt die Jury des von der<br />

GEMA initiierten Preises wieder. „virtuos“<br />

berichtet ausführlich über alles Wissenswerte<br />

zum Deutschen Musikautorenpreis.<br />

www.musikautorenpreis.de<br />

28.-30. Juni 2010 Mitgliederversammlung<br />

Die Mitgliederversammlung der GEMA findet in<br />

diesem Jahr turnusgemäß in Berlin statt. Nehmen<br />

Sie teil und beeinflussen Sie die zu treffenden<br />

Entscheidungen – persönlich oder durch Unterstützung<br />

Ihrer Delegierten! Alle Informationen zur<br />

Mitgliederversammlung, Anmeldung, Antragseinreichung<br />

& Co. finden Sie unter www.gema.de<br />

6.-12. September 2010 Berlin Music Week<br />

Berlin soll wieder die Hauptstadt<br />

der Musik-Branche werden<br />

– und nach einem Jahr Pause<br />

geht auch die Popkomm erneut<br />

an den Start. Eingebettet in die<br />

„Berlin Music Week“ findet sie<br />

vom 8.-10. September statt.<br />

Informationen und Anmeldung<br />

unter www.berlin-music-week.de<br />

Nach einer vierjährigen Übergangsfrist beträgt die Vergütung für Veranstaltungen bis 2.000 Besucher 5 %,<br />

für Veranstaltungen mit über 2.000 und bis zu 15.000 Besuchern 7,2 % und für Veranstaltungen mit über<br />

15.000 Besuchern 7,65 % der jeweiligen Bruttoeinnahmen. Bei Abschluss eines Jahrespauschalvertrags<br />

mit mehr als 15 Veranstaltungen gelten folgende Nachlässe: bis vierzig Veranstaltungen 10 %, bis achtzig<br />

Veranstaltungen 12,5 %, ab einundachtzig Veranstaltungen 15 % und ab zweihundertein Veranstaltungen 17,5 %.<br />

Eine der Kernfragen der Verhandlungen stellte die Vergütung für kleine Konzerte bis 2.000 Besucher dar.<br />

Für diese Veranstaltungen hat die GEMA der geringeren Steigerung der Vergütungssätze auf nur 5 % der<br />

Einnahmen zugestimmt. Die Verhandlungen sind damit jedoch noch nicht abgeschlossen. Weiter verhandelt<br />

wird in diesem Jahr die Berücksichtigung der Sponsoring- und Werbeeinnahmen als Berechnungsgrundlage.<br />

TM<br />

09


HintErgrund<br />

Exportschlager Jazz10<br />

deutsche JAzzmusiKer sind im<br />

AuslAnd immer geFrAgter.<br />

sie ziehen hinAus, um ideen zu<br />

Finden, und Kommen mit FreundschAFten<br />

und AuFträgen zurücK.<br />

diese sechs beispiele zeigen: unsere<br />

JAzz-Künstler spielen weltweit in<br />

der ersten ligA.<br />

›› die JAzzszene in der schweiz ist sehr lebendig und die<br />

mentAlität der schweizer mAcht dAs lAnd behAglich ‹‹<br />

FÜR DIE<br />

rAiner tempel: schweiz<br />

eidgenossen mit liebe zum JAzz<br />

10 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

TExT: BURKHARD MARIA ZIMMERMANN<br />

FOTOS: RALPH HORBASCHEK, FRANCESCA PFEFFER, MARVIN ZILM,<br />

BETTINA MECKEL, LUTZ VOIGTLäNDER, GORAN POTKONJAK,<br />

LARISSA LACKNER, DOMINIK HEER<br />

Rainer Tempel hatte die eine Hochschule gerade verlassen, da<br />

saß er schon in der nächsten – als Dozent. „Nach meinem<br />

Klavierstudium am Konservatorium Nürnberg hatte ich zwei<br />

Jahre in verschiedenen Bands gespielt“, erklärt der 39-Jährige. „Als<br />

eine Stelle an der Musikhochschule in Luzern frei wurde, habe ich<br />

mich beworben und wurde tatsächlich genommen.“ Das ist neun<br />

Jahre her, seit drei Jahren leitet er zusätzlich das Zürich Jazz Orchestra.<br />

„Die Jazzszene in der Schweiz ist sehr lebendig“, sagt<br />

Tempel erfreut. „Einerseits wird die Livemusik großzügig subventioniert,<br />

andererseits hat Luzern den Konzertsaal, in dem jedes<br />

Jahr das Lucerne Festival stattfindet – dort wollen viele Bands<br />

spielen, weil der Klang so unglaublich gut ist.“ In Zürich sind es<br />

Läden wie das Moods, das Mehrspur und das Helsinki, die Jazzkünstler<br />

aus der ganzen Welt anziehen, und die Mentalität der<br />

BlitzkarriErE<br />

Nach seinem<br />

Studium brachte es<br />

Rainer Tempel<br />

in nur zwei Jahren<br />

zum Dozenten<br />

scHWEiz<br />

Hochmoderne Konzertsäle,<br />

großzügige Subventionen<br />

und unzählige Jazzclubs<br />

machen die Schweiz für den<br />

Jazz so attraktiv.<br />

Schweizer macht das Land für Musiker noch behaglicher. „Die<br />

Schweizer sind ausgesprochen freundlich und diplomatisch“, sagt<br />

Tempel, der gebürtig aus Tübingen stammt. „Wenn bei den<br />

Proben jemand nicht gut in Form ist, dann sagt man nicht,<br />

Mensch, das geht ja gar nicht, sondern man ist da behutsamer<br />

und sagt, na, an der Stelle könntest du noch ein wenig nachjustieren.<br />

Das macht das Miteinander sehr angenehm.“<br />

tempeleKtrisch (Jazz 'n' Arts, 2009) Das Komponieren und<br />

Arrangieren hat Rainer Tempel sich selbst beigebracht, und das<br />

klappt ziemlich gut. Zwar wirkt "Tempelektrisch" gar nicht richtig<br />

elektrisch, dafür aber sehr schwungvoll; Tempels Liebe zum Big-<br />

Band-Arrangement ist unüberhörbar: www.rainertempel.de<br />

11


Achim KAuFmAnn: niederlAnde<br />

sYnKopen Aus AmsterdAm<br />

12<br />

niEdErlandE<br />

Improvisieren: Musiker<br />

aus Amsterdam gehen<br />

freier mit geschriebenem<br />

Material um.<br />

Vor dEr<br />

Haustür<br />

Achim Kaufmann<br />

war von der<br />

Jazzszene Amsterdams<br />

fasziniert –<br />

und zog dort hin.<br />

Die Niederlande lagen so nahe, nicht nur räumlich. „Während<br />

meines Musikstudiums in Köln habe ich oft Musiker<br />

aus Amsterdam gehört“, erinnert sich der 47-jährige Pianist<br />

Achim Kaufmann heute. „Die haben mich sehr überrascht –<br />

der Umgang mit Musik, besonders mit geschriebenem Material,<br />

erschien mir viel freier und vielschichtiger.“ So zog Achim Kaufmann<br />

Mitte der Neunzigerjahre nach Amsterdam, um diese<br />

schöpferische Szene direkt vor seiner Haustür zu haben. „Damals<br />

gab es gerade für improvisierte Musik viele gute Möglichkeiten<br />

zum Spielen, und bald hatte ich regelmäßig Gelegenheit, mit hervorragenden<br />

Musikern auf der Bühne zu stehen“, sagt Kaufmann.<br />

„Es hat mich sehr beeindruckt, Misha Mengelberg am Klavier mit<br />

dem Instant Composers Pool Orchestra improvisieren zu hören.<br />

Intensiv gearbeitet habe ich dann mit dem Saxofonisten Michael<br />

Moore und dem Bassisten Wilbert de Joode. Ich habe das Gefühl,<br />

dass ich jedes Mal etwas lerne, wenn ich mit ihnen spiele.“ Vor<br />

kurzem ist Achim Kaufmann nach Berlin gezogen, aber seine Kontakte<br />

nach Amsterdam werden nicht einschlafen: „Ich habe zwei<br />

Alben mit dem Gueuledeloup Quartet eingespielt, mit dem ich<br />

auch in Zukunft arbeiten werde, genau wie mit Wilbert de Joode<br />

und dem Saxofonisten Frank Gratkowski. Die Stadt wird immer<br />

eine zweite Heimat für mich sein.“<br />

KYrill (Pirouet, 2008) Achim Kaufmanns Musik braucht Platz,<br />

seine Einfälle sind zu ausufernd für das Bewährte, und diesen<br />

Raum findet Kaufmann immer wieder bei dem Bassisten Valdi<br />

Kolli und dem Schlagzeuger Jim Black, auf der Bühne wie im<br />

Studio. "Kyrill" ist ungestüm und zärtlich, polternd und schleichend,<br />

verwegen und verträumt, ein Album zum Erforschen und<br />

Nachspüren. www.achimkaufmann.com<br />

peter FuldA: indien<br />

mit vibe und seele<br />

Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“<br />

So hat es der Philosoph Ludwig Wittgenstein ausgedrückt,<br />

und damit meinte er: Neue Ausdrucksformen verfeinern<br />

die Wahrnehmung – im Stofflichen wie im Seelischen. Der Pianist<br />

Peter Fulda, 41, hat Klavier in Würzburg studiert und Komposition<br />

in Köln, damit wurde er zu einem Experten im klanglichen Vokabular<br />

des Abendlandes, das doch viel zu begrenzt blieb für die Erforschung<br />

des inneren Raums. „In der indischen Musik habe ich<br />

einen rhythmischen und melodischen Variationsreichtum entdeckt,<br />

den es in unserer Kultur nicht gibt“, erläutert Fulda. „Dadurch,<br />

dass ich Musizierweisen anderer Kulturen zu verstehen<br />

versuche, erweitert sich auch mein Verständnis für meine eigene<br />

Perspektive.“ Diese Expansion ist jedoch kein Selbstzweck, sondern<br />

sie dient der Wachsamkeit für die Bewegungen der Seele, wie<br />

der Künstler sie während eines zweimonatigen Aufenthalts in Indien<br />

bei der Arbeit mit seinem Tabla-Lehrer Sajal Karmakar erlebt<br />

hat. So bleibt Fuldas Musik nie vordergründig, sondern ist in der<br />

Vielfalt ihrer kulturellen Bezüge immer eine Reise des Geistes zu<br />

den Grenzen der Sprache, dorthin, wo das Denken anfängt.<br />

8 rituAls (Konnex, 2008) Den acht Tonritualen des Albums<br />

gehen fünf Klanglandschaften voran, gemeinsam skizziert von<br />

Gitarre, Vibrafon, Klavier, Schlagzeug und Bass; sie sind bereits<br />

Teil des großen Handlungsablaufs, zulaufend auf die gemeinsame<br />

Introspektion. Diese Musik ist ein Annähern, das kein Ankommen<br />

sucht; sie verlässt vertraute Muster, um Gefühle im Hörenden zu<br />

provozieren, die ihm Geheimnisse verraten. Vielleicht über ihn<br />

selbst. www.peterfulda.de<br />

ExPansion<br />

Peter Fulda<br />

erweiterte durch<br />

die Musik Indiens<br />

seine kulturelle<br />

Perspektive.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

nils wogrAm: usA<br />

hoch hinAus<br />

Als Nils Wogram mit 19 Jahren nach New York ging, um an<br />

der New School for Music sein Posaunenstudium zu beginnen,<br />

hatte er sehr genaue Vorstellungen davon, wie sein<br />

Leben in dieser Stadt aussehen würde – großartige Konzerte, erstklassige<br />

Musiker, begeisterte Mitschüler, kein Tag ohne neue Erkenntnisse.<br />

„Das Schöne daran war: All das ist eingetreten“, erinnert<br />

sich der 37-Jährige heute. „Besonders fruchtbar war für mich<br />

der Unterricht bei Kenny Werner, der viele Elemente aus<br />

klassischer Musik und Jazz miteinander verwoben hat.“ Zwei<br />

Jahre blieb Nils Wogram in New York, wo er 1994 auch sein erstes<br />

Album „New York Conversations“ aufnahm. Danach kehrte er<br />

nach Deutschland zurück und begann sein Studium an der Hochschule<br />

für Musik in Köln, doch seine Anbindung an die USA blieb<br />

bestehen: 1997 wurde er für eine Komposition beim International<br />

Julius Hemphill Competition ausgezeichnet, im selben Jahr spielte<br />

er auf dem Musikfestival zum 25-jährigen Bestehen von Enja Records<br />

in New York. Dieses Jahr wird Nils Wogram ein eigenes Plattenlabel<br />

gründen, ein Bluesalbum aufnehmen und mit seiner<br />

Band Root 70 auf Tournee gehen. Wäre er als Musiker dort, wo er<br />

heute steht, wenn er die zwei Jahre nicht in New York verbracht<br />

hätte? „Bestimmt nicht“, sagt Nils Wogram ohne zu zögern. „Ich<br />

habe damals alle Einflüsse aufgenommen wie ein Schwamm, und<br />

diese Impulse trage ich noch heute in mir.“<br />

indiEn<br />

Der Subkontinent verfügt über<br />

ganz eigene rhythmische und<br />

melodische Varianten.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

usa<br />

Die Heimat des Jazz: New York<br />

brachte viele der berühmtesten<br />

Jazz-Legenden hervor.<br />

WiE Ein<br />

scHWaMM<br />

Nils Wogram<br />

sog in New<br />

York alles auf,<br />

was er erlebte –<br />

und lässt sich<br />

heute noch von<br />

seiner Zeit dort<br />

inspirieren.<br />

prettY good news (Unit, 2009) Nils Wograms aktuelles<br />

Album hat er mit seinem Projekt Lush eingespielt, und das<br />

englische Wort "lush" bedeutet üppig, überbordend, gleichzeitig<br />

wohlig, luxuriös. Tatsächlich besteht "Pretty Good News" aus<br />

sechs überaus vielseitigen Stücken, zitierend aus Jazz, Pop, Rock<br />

und Funk, und über den immer neuen Ideen in Komposition und<br />

Arrangement hält die Sängerin Simone Vollenweider mit ihrer<br />

hellen, aber durchsetzungsfreudigen Stimme all diese Nuancen<br />

im Zaum. www.nilswogram.com<br />

13


hAns lüdemAnn: AFriKA<br />

neues vom schwArzen Kontinent<br />

S V<br />

ollte es das jetzt gewesen sein? „Im Jazz geht es häufig darum,<br />

sich Dinge von anderen Musikern anzueignen, und irgendwann<br />

habe ich mich gefragt, wann denn eigentlich etwas<br />

Neues kommt“, erinnert sich Hans Lüdemann, 49, der sich seit<br />

den Neunzigerjahren mit afrikanischer Musik auseinandersetzt.<br />

„Sie bot mir damals neue Möglichkeiten, denn sie nutzt Rhythmen<br />

und Klangfarben, die im Westen nicht gebräuchlich sind.“<br />

1999 führte den Pianisten eine Konzertreise auf Einladung des<br />

Goethe-Instituts nach Westafrika, er spielte im Senegal, an der Elfenbeinküste,<br />

in Burkina Faso, Ghana und Mali. Auf dieser Reise<br />

lernte Hans Lüdemann zwei Musiker kennen, mit denen er noch<br />

heute arbeitet: Tata Dindin, der die Kora-Harfe spielt, und Aly<br />

Keita, bekannt als Virtuose des Balafons. Gemeinsam veröffentlichten<br />

sie als Trio Ivoire mehrere Alben, immer wieder fuhr Hans<br />

Lüdemann für Tourneen nach Afrika, siebenmal in den letzten<br />

WEstaFrika<br />

Afrikanischer Jazz<br />

benutzt Rhythmen und<br />

Klangfarben, die man<br />

im europäischen und<br />

amerikanischen Jazz<br />

kaum kennt.<br />

zwei Jahren, für dieses Jahr sind Tourneen in Europa und Nordamerika<br />

geplant. Mittlerweile ist seine Expertise auch in den USA<br />

gefragt, zurzeit hält Hans Lüdemann eine Gastprofessur am<br />

Swarthmore College in den USA. Doch bei aller Lust auf die Ferne<br />

hat Hans Lüdemann nie seine Faszination für eine abendländische<br />

Musik verloren, die schon von zahllosen Künstlern geschätzt<br />

wurde: „Ich muss jeden Tag ein wenig Bach spielen“, verrät<br />

er. „Das ist die großartigste Musik, die es gibt, und ich will sie mir<br />

immer wieder vor Augen halten.“<br />

trio ivoire: Across The Oceans (Enja, 2009) Das dritte Album<br />

der drei Menschen aus zwei Kontinenten – aus dieser Begegnung<br />

entstehen Exotik und Vertrautheit, Reibung und Erde, Spannung<br />

und Glanz. Dies ist keine Weltmusik, dies ist eine eigene Welt: Musik.<br />

www.hansluedemann.de<br />

zuHausE in dEr WElt<br />

Gastprofessor in den USA, gern gesehener Gast in<br />

Afrika: Hans Lüdemann ist gern und viel unterwegs.<br />

nEtz oHnE BodEn<br />

Florian Ross (re.) genießt es,<br />

mit Musikern aus anderen<br />

Ländern zu arbeiten.<br />

EuroPa<br />

Der „alte Kontinent“<br />

bietet eine Vielfalt an<br />

unterschiedlichen<br />

Kulturen – auch in der<br />

Musikszene.<br />

FloriAn ross: europA<br />

spielen ohne grenzen<br />

ier Songs von Florian Ross stehen im European Real Book,<br />

einer Sammlung der wichtigsten und eindrucksvollsten<br />

Jazzkompositionen des Kontinents – Standards und Stücke,<br />

die Standards werden können. Der 38-jährige Pianist hat an der<br />

Guildhall School of Music and Drama in London studiert, ist in<br />

Österreich, England, Schottland, Kroatien und Finnland aufgetreten,<br />

hat den ersten Preis beim Danish Radio Big Band Competition<br />

gewonnen und hat für den irischen Radiosender RTE Dublin<br />

und das Brussels Jazz Orchestra komponiert und arrangiert. Woher<br />

rührt diese weite Vernetzung? „Viele Kontakte entstanden im<br />

Studium und bei manchen Einrichtungen habe ich einfach mal<br />

angeklopft: Dem Brussels Jazz Orchestra habe ich ein paar Stücke<br />

geschickt, und die haben ihnen gefallen“, erklärt Florian Ross gelassen.<br />

„Danach wurde ich mit neuen Arbeiten beauftragt, lernte<br />

immer mehr Leute kennen und so entstand im Laufe der Zeit ein<br />

Schneeballeffekt.“ Eines seiner Stücke für das European Real Book<br />

heißt „Getting There Is Half the Fun“: Macht ihm das Reisen noch<br />

Spaß? „Ich lebe jetzt mit meiner Familie in Köln und freue mich,<br />

öfter zu Hause zu sein“, antwortet Florian Ross. „Trotzdem genieße<br />

ich weiterhin die Arbeit mit Musikern in anderen Ländern. Das<br />

hält mich wach und öffnet meinen Geist.“<br />

eight bAll & white horse (Intuition, 2007) Florian Ross<br />

zeigt sich ganz als Komponist und Arrangeur: Er spielt die Tasteninstrumente,<br />

aber die Hauptrollen spielen die Bläser. Entstanden<br />

sind dabei Stimmungen zwischen Filmmusik und Klangexperiment,<br />

vom verspielten „Cull Or Keep“ bis zum überraschenden<br />

„Quahog Wayland“. Stellen Sie sich vor, Alan Rickman würde den<br />

nächsten James Bond spielen: Dies wäre der Soundtrack dazu.<br />

www.florianross.de<br />

14 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

15


klappe<br />

action<br />

ein solches epos bringt dAs deutsche Kino nur selten<br />

hervor: Am 4. märz stArtete „henri 4“ in den deutschen<br />

Kinos. die musiK dAzu Komponierte hAns zimmer, der<br />

Für seine musiK zu „sherlocK holmes“ erneut Für einen<br />

oscAr nominiert wAr. musiKverleger proF. dr. rolF budde,<br />

produzentin reginA ziegler und regisseur Jo bAier<br />

erzählen exKlusiv, wie es zu dieser zusAmmenArbeit KAm.<br />

TExT: ROLF BUDDE<br />

FOTOS: ZIEGLER FILM/EVENTPRESS, REINER BAJO<br />

Manchmal klingelt das Telefon und man weiß<br />

schon beim angezeigten Anrufernamen: „Das wird<br />

ein spannendes Gespräch.“ So geschehen auch vor<br />

einem Jahr, während der MIDEM 2009, als „Regina<br />

Ziegler“ auf meinem Handy angezeigt wurde. Per se<br />

nicht verwunderlich, da der „Rolf Budde Musikverlag“<br />

ihre Musikedition vertritt. Gespannt war ich, da<br />

Regina Ziegler zu dieser Zeit gerade mitten in einem<br />

ihrer größten Projekte steckte, der Verfilmung von<br />

„Henri 4“, das ich interessiert verfolgte.<br />

Dann ging alles ganz schnell, Regina Ziegler<br />

fackelte nicht lange: Sie würde für „Henri 4“ die<br />

Musik von Hans Zimmer brauchen, seinen Stil, nur<br />

diesen könne sie sich für dieses Mittelalter-Epos<br />

vorstellen. Ob ich denn nicht mal meine Kontakte,<br />

die ich doch als Subverleger von Zimmers Musikverlag<br />

hätte, spielen lassen könnte, um den erfolgreichen<br />

Hollywood-Komponisten auch für eine<br />

deutsche Produktion zu gewinnen? Zu einem<br />

bezahlbaren Preis natürlich! Und wie das MIDEM-<br />

Leben eben so spielt, saß der Originalverleger von<br />

Hans Zimmer nur wenige Tische von mir entfernt in<br />

dem Hotel, in dem ich mich gerade aufhielt. Er gab<br />

mir die Kontaktdaten Zimmers und so setzte ich<br />

mich nach der MIDEM mit seinem Team in Verbindung<br />

und blieb auch über die nächsten Monate hartnäckig,<br />

sodass wir am Ende sagen konnten: Hans<br />

Zimmer komponiert für Regina Zieglers „Henri 4“.<br />

Kann man sich ein schöneres Ergebnis wünschen,<br />

bevor man ein Telefonat entgegennimmt? Als<br />

Musikverleger wohl kaum …<br />

16<br />

regina ziegler<br />

Was verbinden Sie mit diesem Filmprojekt? In den letzten 35 Jahren<br />

habe ich in kein Projekt mehr Leidenschaft und Energie, aber auch<br />

mehr Bereitschaft zum Risiko gesteckt. Ich habe das getan, weil es<br />

sich um einen der großen deutschen Stoffe der Weltliteratur<br />

handelt, der nie die gebührende Aufmerksamkeit gefunden hat.<br />

Was ist das Besondere an diesem Stoff? Als die Nazis Deutschland<br />

beherrschen, setzt Heinrich Mann sein Menschenbild dagegen. Für ihn gewinnt es Gestalt<br />

im geliebten Frankreich, in der noch immer lebendigen Legende von König Henri Quatre.<br />

Krieg im Namen des Glaubens – da kennt die Geschichte viele Beispiele. Dabei zeigt sich in<br />

allen diesen Fällen: Der Glaube wird auch als Instrument politischer Macht eingesetzt.<br />

Sie wollten unbedingt Hans Zimmer als Komponisten für „Henri 4“ gewinnen …<br />

Ich möchte immer die Besten in meinem Team haben. Für Jo Baier und mich ist Hans<br />

Zimmer der Richtige für „Henri 4“, weil unser Film ein großes Sittengemälde einer Zeit ist,<br />

deren positive Ideen mich zutiefst überzeugt haben. Hans Zimmers und Henry Jackmans<br />

Komposition unterstreicht in ihrer Sensibilität, ihrem Optimismus und ihrer Intensität<br />

unsere Intention, eine außergewöhnliche Geschichte mit allen Mitteln des internationalen<br />

Kinos zu erzählen.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

Jo Baier<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

17<br />

Hatten Sie klare Vorstellungen für die „Henri 4“-Musik oder hatte<br />

der Komponist freie Bahn? Zunächst hat man Vorstellungen im<br />

Kopf. Sobald man schneidet, sucht man nach Layout-Musiken, die<br />

passen könnten. Bei „Henri 4“ ergab es sich fast wie von selbst, dass<br />

relativ viel Musik von Hans Zimmer dabei war, ohne dass ich je an<br />

ihn als Komponisten gedacht hatte. Als Regina Ziegler ihn<br />

gewonnen hatte, haben er und Henry Jackman „Suiten“ geschrieben,<br />

in denen Themen vorgeschlagen wurden. Dann wurde nachkorrigiert und verändert.<br />

Welchen Stellenwert nimmt Filmmusik für Sie persönlich und in Ihren Werken ein? Einen<br />

sehr großen! Ich bin absolut sicher, dass Filmmusik nicht nur emotional, sondern auch<br />

„nachhaltig“ sehr viel zu einem Film beitragen kann – denken Sie nur an so berühmte<br />

Beispiele wie Mozarts Klarinettenkonzert-Satz bei „Out of Africa“.<br />

Wie war die Kooperation mit Hans Zimmer? Ausgezeichnet. Zunächst zeigten wir ihm<br />

den Film. Schließlich flog ich mit meinem Cutter für eine Woche nach Los Angeles und<br />

entwickelte mit Henry und Hans in langen Sitzungen die Grundzüge der Musik. Wir trafen<br />

uns jeden Tag, das war ein sehr enger, sehr kreativer und sehr uneitler Austausch von<br />

Ideen und Möglichkeiten. Und bei den Musikaufnahmen in London war ich auch dabei.<br />

FilMMusik<br />

Melodien fürs Geschichtsbuch<br />

Auch dAs historische<br />

drAmA „die päpstin“ wAr ein<br />

voller erFolg. Komponist<br />

mArcel bArsotti<br />

im interview.<br />

Marcel Barsotti wurde für seine Musik zu „Die<br />

Päpstin“ u.a. mit dem Preis der deutschen<br />

Schallplattenkritik ausgezeichnet.<br />

Worauf kommt es beim Komponieren für einen<br />

Historienfilm an?<br />

Wichtig ist, die Emotion der Bilder zu übertragen<br />

und die Geschichte damit direkter zu vermitteln.<br />

Es ist nicht ausschlaggebend, mit historischen<br />

Musiken zu arbeiten. Ich habe zwar gregorianische<br />

Chöre verwendet, allerdings nur als Klangfarbe. Entscheidend<br />

sind immer die richtige Melodie zum<br />

Stoff und die richtige Instrumentierung, und das<br />

sind oft sehr komplexe Musiken. Dafür benötigt<br />

man Zeit und Geduld mit sich selbst, was nicht immer<br />

eine selbstverständliche Angelegenheit ist.<br />

Ihr schönstes Erlebnis rund um „Die Päpstin“?<br />

Wenn man fast zwölf Monate an einem Film<br />

arbeitet, hat man das Gefühl, in die Geschichte des<br />

Films immer weiter einzutauchen. Das schönste<br />

Erlebnis waren die Orchester-, Chor- und Solistenaufnahmen.<br />

Erst hier konnte ich begreifen, wie die<br />

Musiken auf die Bilder wirkten. Doch man muss<br />

zugeben, die Enttäuschung wäre groß, sollte der<br />

Film dann floppen. Danke an den Kinogott, der die<br />

Zuschauer für uns entscheiden ließ. Somit war auch<br />

der Tag nach Kinostart ein schöner.<br />

Wo liegen die Unterschiede beim Komponieren<br />

für Kino und TV-Filme und -Serien?<br />

Fürs Kino arbeitet man fast ausschließlich mit<br />

einem echtem Orchester. Natürlich gibt es auch aufwendigere<br />

TV-Produktionen, bei denen dies gemacht<br />

wird, aber in der Regel wird im TV-Geschäft<br />

sehr kurzzeitig gedacht – zumal die Budgets für Aufwendigeres<br />

oft nicht ausreichen. Kino sollte immer<br />

noch das große und unvergessliche Erlebnis sein:<br />

keine Pausen, kein Küchengang, kein Anruf dazwischen,<br />

also maximale Konzentration auf den Film<br />

und die Musik, da muss der Score einfach stimmen.<br />

17


kultur iM Blut<br />

Hans-Joachim Otto war<br />

von 2005 bis 2009<br />

Vorsitzender des<br />

Ausschusses für Kultur<br />

und Medien des<br />

Deutschen Bundestages<br />

Ein<br />

klarEs<br />

BEkEnntnis<br />

inTERViEw: ip<br />

FOTOS: PRESSE, DENISE DEMARZIANI<br />

Herr Otto, im Koalitionsvertrag sprechen<br />

sich CDU/CSU und FDP für eine<br />

„moderne Medien- und Informationsgesellschaft“<br />

aus. Im Wirtschaftsministerium<br />

obliegt dieses Thema Ihrem Zuständigkeitsbereich.<br />

Was haben Sie sich für<br />

die laufende Legislaturperiode hierzu<br />

vorgenommen? Kommen die Anliegen<br />

der GEMA-Mitglieder darin vor?<br />

Wir haben uns eine ganze Menge vorgenommen,<br />

denn uns ist bewusst, dass die<br />

Stärkung des Urheberrechts und des geistigen<br />

Eigentums zentrale Punkte sind, um<br />

kulturelle Vielfalt zu sichern und um<br />

Künstlern und Verwertern Zukunftschancen<br />

zu bieten. Dies ist der Grund,<br />

weswegen wir ein durchsetzungsstarkes<br />

und praktikables Urheberrechts-Reglement<br />

entwickeln wollen. Es gibt bereits<br />

konkrete Überlegungen, die wir bald präsentieren<br />

werden.<br />

Darüber hinaus ist das Wirtschaftsministerium<br />

auch federführend bei der<br />

„Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“,<br />

die mittelständischen Unternehmen z.B.<br />

im kaufmännischen Bereich kompetente<br />

Hilfestellung anbietet. Dies ist auch für<br />

GEMA-Mitglieder sehr interessant: Wir<br />

haben beispielsweise ein Kompetenzzentrum<br />

eingerichtet, das für GEMA-<br />

Mitglieder, die ja oftmals kleine und mittelständische<br />

Unternehmen sind, sehr<br />

hilfreich sein kann.<br />

hAns-JoAchim otto, mdb und pArlAmentArischer<br />

stAAtsseKretär des bundesministeriums Fü r<br />

wirtschAFt und technologie, sprAch AuF der<br />

midem mit virtuos. es ging um die ziele der<br />

bundesregierung zum schutz des geistigen<br />

eigentums, um die beKämpFung der internet-<br />

pirAterie und um seine wünsche Für die gemA.<br />

Die Bundesregierung ist ja ohnehin<br />

mit der Prämisse angetreten, den Mittelstand<br />

zu stärken. Da in der Musikindustrie<br />

viele mittelständische Unternehmen angesiedelt<br />

sind, werden diese im Hinblick<br />

auf Finanzierungsmodelle oder ähnliches<br />

von Initiativen der Regierungskoalition<br />

profitieren.<br />

Bezüglich der „Initiative Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft“: Was ist der aktuelle<br />

Stand mit Blick auf die Musikwirtschaft?<br />

Es gibt einige Neuigkeiten seit Jahresbeginn.<br />

Wir haben zum einen das Kompetenzzentrum<br />

eingerichtet, das in Zukunft<br />

auch regionale Vertretungen haben soll.<br />

Derzeit beschäftigt das in Eschborn angesiedelte<br />

Zentrum sechs Mitarbeiter, die<br />

von Unternehmen bei unterschiedlichsten<br />

Belangen in Anspruch genommen werden<br />

können: Das gilt für Fragen und Hilfe-<br />

stellung bei der Unternehmensgründung<br />

oder Unterstützung auf juristischem,<br />

steuerrechtlichem oder arbeitsrechtlichem<br />

Gebiet.<br />

Um den Blick hierbei auf die Musik zu<br />

lenken: Wir wissen seit langem, dass viele<br />

Kreative ihren Schwerpunkt natürlich auf<br />

kreative Leistungen legen und weniger auf<br />

betriebswirtschaftliche Themen. Deswegen<br />

sind sie oft mit der Schwierigkeit konfrontiert,<br />

ihre hervorragenden Leistungen<br />

auch in wirtschaftlichen Erfolg umzumünzen.<br />

Und dann gibt es noch einen Punkt,<br />

den ich mit Blick auf die Musikbranche<br />

hervorheben möchte: Das Wirtschafts-<br />

ministerium unterstützt den Auftritt<br />

Deutschlands beim „South by Southwest“-<br />

Festival vom 17. bis 21. März in Austin/<br />

Texas. Exportförderung ist hierbei das<br />

Stichwort, das wir uns groß auf den Schirm<br />

geschrieben haben. Dieses Festival ist eine<br />

der ersten Maßnahmen.<br />

Förderung auf wirtschaftlicher Ebene<br />

ist vonnöten. Wenn man den Koali-<br />

tionsvertrag liest, dann haben Sie sich<br />

aber auch darauf verständigt, dass in unserer<br />

Gesellschaft der Respekt gegenüber<br />

kreativen Leistungen gefördert werden<br />

müsse. Wie wollen Sie das erreichen?<br />

Zunächst mal ist es wichtig, dass in<br />

der Koalitionsvereinbarung ein ganz klares<br />

Bekenntnis gemacht wurde zur Stärkung<br />

des geistigen Eigentums, das genauso geschützt<br />

werden muss wie das dingliche<br />

Eigentum. Wir haben auch ein klares Bekenntnis<br />

in der Koalitionsvereinbarung<br />

gemacht, dass Sanktionsmechanismen<br />

geschaffen werden müssen, um das geistige<br />

Eigentum zu schützen, wenn es angegriffen<br />

wird.<br />

Dabei ist es sehr hilfreich, dass von<br />

der Bundeskanzlerin über den Staats-<br />

minister für Kultur und Medien bis hin zu<br />

Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

bei jeder Gelegenheit betont wird,<br />

dass wir gegen Internetpiraterie vorgehen,<br />

dass wir aber auch keine Sympathie für<br />

das Modell einer sogenannten Kulturflatrate<br />

empfinden, da dies unseres Erachtens<br />

eine Enteignung der Künstler bedeuten<br />

würde. Dadurch möchten wir immer<br />

wieder betonen, wie wertvoll kreative<br />

Leistungen sind.<br />

Die einen reden über die Kulturflatrate,<br />

die anderen wie Frankreich und<br />

Großbritannien sprechen über Internetsperren<br />

bei den sogenannten ISPs (Internet<br />

Service Providern) – unterschiedlich<br />

weit fortgeschritten sind auch die<br />

Diskussionen. Deutschland tut sich mit<br />

dem Thema schwer. Aus welchem Grund?<br />

Deutschland bekennt sich klar zum<br />

digitalen Ausbau unseres Landes. Der Zugang<br />

zum Internet bildet für zahlreiche<br />

Menschen die berufliche Grundlage: Deswegen<br />

müssen wir sehr vorsichtig sein,<br />

wenn wir auf der einen Seite einen flächendeckenden<br />

Zugang propagieren, auf der<br />

anderen Seite aber Maßnahmen ergreifen<br />

würden, die genau dies konterkarieren.<br />

Persönlich halte ich beim französischen<br />

Modell die Grundidee für unterstützenswert:<br />

Ich könnte mir vorstellen,<br />

dass die Grundlagen der ersten beiden<br />

Schritte vom französischen Modell übernommen<br />

werden, d.h. die Möglichkeit einer<br />

Warnmeldung des ISP an den Kunden<br />

geschaffen wird. So könnte man unter<br />

Umständen auch dem durchaus auftretenden<br />

sogenannten Abmahn-Missbrauch<br />

bzw. Massenabmahnungen entgegen-<br />

treten. Dazu müsste natürlich eine<br />

datenschutzrechtlich saubere gesetzliche<br />

Grundlage geschaffen werden.<br />

Dies ist mein Vorschlag, aber ich<br />

möchte an dieser Stelle deutlich hervorheben,<br />

dass es ein Modell ist, das ich persönlich<br />

vorschlage und über das wir auch derzeit<br />

diskutieren. Es ist aber noch kein<br />

offizieller Plan der Bundesregierung.<br />

Politik<br />

Hans-Joachim Otto im Gespräch<br />

Wenn wir schon beim Thema Internet<br />

und Musikdownloads sind: Laden Sie<br />

persönlich auch Musik aus dem Internet?<br />

Ich persönlich kaufe nur offline Musik,<br />

aber ich kann Ihnen versichern, dass<br />

meine beiden Töchter auf legale Weise in<br />

sehr großem Umfang Musik downloaden –<br />

ich weiß dies, da sie meine Kreditkarte zur<br />

Abbuchung nutzen. Und ich profitiere indirekt<br />

vom Herunterladen, da ich natürlich<br />

dauerberieselt werde. Meine Töchter<br />

sind begeisterte Downloader, ich persönlich<br />

bin begeisterter CD-Käufer – ich<br />

denke, die Musikindustrie kann sehr zufrieden<br />

mit unserer Familie sein.<br />

Bei diesem Kaufverhalten sicher –<br />

aber Sie haben einen Aspekt angesprochen,<br />

der oft vorgebracht wird: die<br />

fehlende Kreditkarte bei Jugendlichen.<br />

Diese sagen oft: „Ich würde ja gerne<br />

legal Musik herunterladen, aber da<br />

ich noch keine Kreditkarte habe, gibt<br />

es für mich keine Bezahl-Möglichkeit.“<br />

Ist dies auch ein Feld, in dem man Möglichkeiten<br />

schaffen muss, um den Weg<br />

für diese Zielgruppe<br />

zu erleichtern?<br />

Ich appelliere an<br />

alle Verantwortlichen,<br />

Business-Modelle zu<br />

entwickeln, die praktikabel<br />

sind – gerade<br />

auch für Kinder und<br />

Jugendliche, die noch keine Kreditkarte<br />

haben können. Es hat ja bereits eine phänomenale<br />

Steigerung von 34 Prozent bei<br />

legalen Downloads gegeben, die darauf<br />

zurückzuführen ist, dass in der Tat tragfähige,<br />

praktikable Geschäftsmodelle entwickelt<br />

wurden. In dieser Richtung müssen<br />

›› wir möchten immer<br />

wieder betonen,<br />

wie wertvoll KreAtive<br />

leistungen sind ‹‹<br />

wir weiterarbeiten, denn ich bin davon<br />

überzeugt, dass ein Weg für die Bekämpfung<br />

der Internetpiraterie auch in benutzerfreundlichen<br />

Angeboten liegt. Zehn<br />

Millionen Titel sind schon legal verfügbar,<br />

aber es müssen noch mehr werden.<br />

Nach all den Ausblicken und Plänen<br />

für die Musikwirtschaft abschließend<br />

nochmals zurück zur GEMA. Wenn Sie<br />

der GEMA einen Rat geben und ihr etwas<br />

wünschen dürfen für das Jahr 2010, was<br />

wählen Sie?<br />

Wenn ich der GEMA einen Rat geben<br />

darf, dann ist es folgender: geschlossen<br />

auftreten, intern nicht streiten, Mittel, die<br />

die GEMA erhält, sehr effizient und kostengünstig<br />

einsetzen und auch manche<br />

Diskussionen, die es in der Vergangenheit<br />

gegeben hat, glätten.<br />

Mein Wunsch für die GEMA ist, dass<br />

es ihr gelingt, mit Hilfe einer neuen EU-<br />

Richtlinie faire Wettbewerbsbedingungen<br />

in Europa zu schaffen. Die GEMA ist<br />

noch strukturell benachteiligt, da sie viele<br />

kulturelle Leistungen wie eine umfangreicheNachwuchsförderung<br />

erbringt.<br />

Jetzt muss sie aber<br />

mit anderen Verwertungsgesellschaften<br />

konkurrieren, die<br />

das nicht leisten. Ich<br />

wünsche der GEMA,<br />

dass eine Stärkung der Verwertungsge-<br />

sellschaften auf europäischer Ebene in<br />

einem produktiven Wettbewerb stattfindet<br />

und dass die GEMA als größte Ver-<br />

wertungsgesellschaft in Europa aufgrund<br />

ihrer Leistungsfähigkeit daraus gestärkt<br />

hervorgeht.<br />

VIrtuoS Vor ort in cannEs: Redakteurin Isabel Palmtag im Gespräch mit<br />

Staatssekretär Hans-Joachim Otto.<br />

›› ich wünsche der gemA eine stärKung der verwertungsgesellschAFten<br />

AuF europäischer ebene – in einem produKtiven und FAiren wettbewerb ‹‹<br />

18 virtuos Ausgabe März 2010 virtuos Ausgabe März 2010<br />

19


Brotlose Kunst ?<br />

urheber erleben eine neue wirKlichKeit: die durchschnittlichen JAhres-<br />

einKommen stAgnieren in vielen bereichen, Fördergelder brechen vielerorts<br />

weg. die neue situAtion Fordert neue geschäFtsmodelle, Aber Auch soziAl-<br />

KAssen und stiFtungen sind geFrAgt. diese helFen nicht nur mit FinAnzieller<br />

unterstützung, sondern Auch mAl mit einem musiKinstrument.<br />

TExT: KRISTINA BALBACH<br />

FOTOS: KONZERTAGENTUR FRIEDRICH, MORTEZA MOJTAHEDY<br />

E<br />

s war nicht das erste Sommerloch für Markus<br />

R. (Name von der Redaktion geändert). Aber 2009<br />

war das erste, das handfeste Konsequenzen hatte.<br />

Dabei ist R. längst nicht nur Komponist: Auftritte<br />

als Pianist, als Schauspieler und Stunden als Klavierlehrer<br />

bringen zwar zusätzlich Geld in die Kasse –<br />

aber eben nicht genug. Der 61-Jährige aus Bonn<br />

musste im Herbst seine Wohnung kündigen und<br />

beantragte Arbeitslosengeld II. Jetzt wohnt der<br />

Künstler am Stadtrand in einer Sozialwohnung.<br />

Der Staat übernimmt einen Teil der Miete, ebenso<br />

die Krankenversicherung. „Ich hatte richtig gute<br />

Jahre, Auftritte in Israel und Indien“, erzählt<br />

Markus R. Und heute? Als älterer Freischaffender<br />

führe er einen Kampf, der immer weniger zu gewinnen<br />

sei – besonders, ohne vorgesorgt zu haben.<br />

geschäFtsmodelle geFrAgt<br />

Die Zeiten sind schwierig für Urheber. Immer<br />

mehr Kreative arbeiten in Berufsfeldern, die immer<br />

weniger gefördert und bezuschusst<br />

werden. Besonders auffällig<br />

ist die Entwicklung des Jahreseinkommens,<br />

wie Zahlen der<br />

Künstlersozialkasse (KSK) belegen:<br />

So haben zum 1. Januar 2009<br />

alle bei der KSK gemeldeten<br />

Künstler im Bereich Musik im<br />

Durchschnitt 11.174 Euro pro Jahr<br />

verdient. Damit sind sie Schlusslicht<br />

– hinter der darstellenden<br />

Kunst, der bildenden Kunst und<br />

dem Bereich Wort. Dieser führt<br />

die Riege an mit 16.232 Euro.<br />

Kulturpolitiker von Bund und<br />

Ländern sind sich einig, dass die<br />

wirtschaftliche Lage von Urhebern<br />

oftmals besorgniserregend ist.<br />

Sind Urheber vom wirtschaftlichen<br />

Erfolg abgehängt? Hannes Ringlstetter kann<br />

das nicht behaupten. Im Gegenteil: Der Münchener<br />

Kabarettist und Musiker schreibt mehr<br />

denn je Texte, und er komponiert. Neben seinem<br />

Musikkabarett-Programm, mit dem der 39-Jährige<br />

erfolgreich durch die Lande tourt, moderiert er, tritt<br />

auch mal in kleineren Rollen im Fernsehen auf –<br />

eine „Rampensau“, wie er sich auf seiner Homepage<br />

nennt. „Es läuft super“, gibt der Entertainer<br />

20<br />

aBgEsicHErt<br />

Das Rezept des erfolgreichen<br />

Kabarettisten und Musikers<br />

Hannes Ringlstetter: „Man sollte<br />

sich eine Basis schaffen, um den<br />

Kopf freizukriegen!“<br />

zu. Aber es hat Zeit gebraucht. Ringlstetter musste<br />

den Markt und der Markt musste ihn finden. Der<br />

Bayer bedauert, dass sich viele Künstler zu passiv<br />

verhalten: „Man muss sich ein Geschäftsmodell<br />

überlegen“, ist sich Ringlstetter sicher.<br />

Heute kann das Multitalent gut von seinen<br />

Einnahmen leben. Die Anfangsjahre hat der Künstler<br />

dennoch nicht vergessen – auch nicht die<br />

ängste. „Die gehen auch später nicht ganz weg“,<br />

sagt er und erinnert sich an eine heftige Stimmbandentzündung,<br />

die ihn außer Gefecht gesetzt<br />

hatte. Lange habe er nicht an Vorsorge gedacht.<br />

Heute ist er privat abgesichert und hat sich gegen<br />

Berufsunfähigkeit versichert – aber er plant, so lange<br />

wie möglich auf der Bühne zu stehen. „Man sollte<br />

sich eine Basis schaffen, um den Kopf freizu-<br />

kriegen“, sagt Ringlstetter. An das romantische Bild<br />

des brotlosen Künstlers, der aus seiner Armut<br />

heraus erst so richtig kreativ werde, glaube er nicht.<br />

Eine, die mithilft, dieses Klischee zu brechen,<br />

ist Sabine Schlüter. Die Leiterin<br />

der Künstlersozialkasse (KSK)<br />

und ihr Team halten besonders<br />

bei jungen angehenden Künstlern<br />

den Finger in die Wunde –<br />

mit Erfolg: „Wir haben verhältnismäßig<br />

viele Berufsanfänger als<br />

Mitglieder“, sagt sie. Das Thema<br />

Vorsorge werde immer bekannter,<br />

an den Hochschulen werde<br />

gezielt aufgeklärt.<br />

Es war das Gesetz über die<br />

Sozialversicherung der selbstständigen<br />

Künstler und Publizisten,<br />

das sogenannte Künstlersozialversicherungsgesetz<br />

(KSVG),<br />

das 1983 das Thema Vorsorge zum<br />

ersten Mal in den Fokus rückte. Kurze<br />

Zeit später nahm die KSK ihre Arbeit auf.<br />

„Längst überfällig war das“, sagt Schlüter.<br />

Seit zwei Jahren, erzählt sie nicht ohne Stolz, gebe<br />

es die ersten Altersgeldempfänger. Und der Branche<br />

gebe das zusätzlich Aufwind. Sie habe viele<br />

junge Urheber und Musiker getroffen, die das Angebot<br />

der KSK als Ermutigung sehen, den Schritt in<br />

die Selbstständigkeit zu wagen.<br />

Wer auf diesem Weg ins Straucheln gerät, findet<br />

in Deutschland neben Versorgungswerken und<br />

sozialeinrichtungen<br />

für<br />

künstler in<br />

deutschland<br />

(Auswahl)<br />

Künstlersozialkasse (KSK) bei<br />

der Unfallkasse des Bundes<br />

(UKB) in Wilhelmshaven<br />

www.kuenstlersozialkasse.de<br />

GEMA-Sozialkasse (Berlin)<br />

www.gema.de<br />

Pensionskasse für freie<br />

Mitarbeiter der deutschen<br />

Rundfunkanstalten<br />

(Frankfurt/Main)<br />

www.pensionskasse-<br />

rundfunk.de<br />

Versorgungsanstalt der<br />

deutschen Bühnen bei der<br />

Bayerischen Versorgungs-<br />

kammer in München<br />

www.buehnenversorgung.de<br />

Versorgungsanstalt der<br />

deutschen Kulturorchester bei<br />

der Bayerischen Versorgungskammer<br />

in München<br />

www.orchesterversorgung.de<br />

Versorgungswerk der Presse<br />

GmbH in Stuttgart<br />

www.presse-versorgung.de<br />

Versorgungswerk der Deutschen<br />

Medien und Veranstaltungswirtschaft<br />

GmbH in Hannover<br />

www.vdmv.de<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

-kassen unterschiedlichste Formen an Hilfe. Bund<br />

und Länder bieten Ehren- und Hilfsfonds, private<br />

und behördliche Stiftungen kümmern sich von<br />

München bis Hamburg auch um Notfälle. Wie im<br />

Fall eines Urhebers, der sich eine schwere Verletzung<br />

zugezogen hatte und nicht arbeiten konnte.<br />

Friedlinde Siems, Abteilungsleiterin der GEMA-<br />

Sozialkasse in Berlin, erinnert sich noch gut an<br />

die tragische Geschichte. Die Zwangspause<br />

des ordentlichen GEMA-Mitglieds<br />

konnte mit einer einmaligen<br />

finanziellen Unterstützung überbrückt<br />

werden. Neben akuter<br />

Hilfe bietet die GEMA-Sozialkasse<br />

eine einkommensabhängige<br />

Zahlung im Alter an. Allerdings<br />

können nur ordentliche GEMA-<br />

Mitglieder die Leistungen in Anspruch<br />

nehmen. „Wir werden unbedingt<br />

gebraucht“, sagt sie angesichts<br />

der vielen Anträge. Oft bis in den<br />

Tod: Die Sozialkasse ist laut Siems<br />

einige der wenigen Versorgungsstellen,<br />

die einen Zuschuss zur Beerdigung<br />

eines ordentlichen Mitglieds<br />

leisten. „Das sind zum Teil<br />

echte Schicksale, die mir begegnen“,<br />

sagt Friedlinde Siems. Schicksale kennt auch<br />

Rudolf Bräuker. Der 83-Jährige hat vor 36 Jahren das<br />

Künstlerhilfe-Sozialwerk (KSW) gegründet. Seitdem<br />

setzt sich der zweifache Träger des Bundesver-<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

21<br />

HElFEndE Hand<br />

„Ich fragte mich damals: Was<br />

ist eigentlich, wenn ich mal<br />

65 bin?“ Rudolf Bräuker vom<br />

Künstlerhilfe-Sozialwerk<br />

aBgEHängt? Ein Musiker verdient laut KSK pro Jahr<br />

im Durchschnitt 11.174 Euro. Schauspielern, Bildenden<br />

Künstlern und Textdichtern geht es im Schnitt besser.<br />

Politik<br />

Vorsorge für die Zukunft<br />

dienstkreuzes für Künstler ein, die in Not geraten<br />

sind – mal schreibt er einen Brief an Behörden, ein<br />

andermal lindert er kurzfristig die Not. Wie kürzlich,<br />

als eine junge Musikgruppe bei ihm auf dem<br />

Sofa saß. Es fehlte an einem Schlagzeug. „Ich hatte<br />

zufällig eines gespendet bekommen“, erzählt Bräuker.<br />

Auch unkomplizierte finanzielle Unterstützung<br />

leistet das KSW, als Hilfe zur Selbsthilfe, wie er<br />

betont. Zudem hat Bräuker Künstlertreffs<br />

und Hilfsdienste für ältere Freischaffende<br />

ins Leben gerufen.<br />

Längst im Ruhestand, führt er<br />

noch immer die Geschäfte des<br />

KSW. Ehrenamtlich, versteht sich.<br />

An Bedeutung hat diese Aufgabe<br />

für ihn nie verloren. Bräuker erinnert<br />

sich noch gut an eine Tournee.<br />

40 Jahre alt war er damals. „Ich<br />

fragte mich: Was ist eigentlich, wenn<br />

ich mal 65 bin?“ So begann der Kampf<br />

des Wiesbadeners und seine Mitstreiter<br />

für ein Künstlersozialversicherungsgesetz.<br />

Für Rudolf Bräuker wird es auch<br />

in Zukunft viel zu tun geben.<br />

„Die Wirtschaftslage bringt das mit<br />

sich“, sagt er. Viele der älteren<br />

Künstler wüssten nicht, ob sie morgen noch genug<br />

zu essen hätten. „Und junge Künstler müssen vorsorgen“,<br />

appelliert Bräuker. „Wehe denen, die das<br />

nicht tun!“<br />

hilfs- und ehrenfonds<br />

Von Bund<br />

und ländern:<br />

(Auswahl)<br />

Deutsche Künstlerhilfe beim<br />

Bundespräsidialamt in Berlin<br />

www.bundespraesident.de<br />

Bayerischer Ehrensold für<br />

verdiente ältere Künstler beim<br />

Bayerischen Staatsministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung<br />

und Kunst in München<br />

www.stmwfk.bayern.de<br />

Ehrensold für verdiente<br />

ehemalige Mitglieder der<br />

Bayerischen Staatstheater beim<br />

Bayerischen Staatsministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung und<br />

Kunst in München<br />

www.stmwfk.bayern.de<br />

Ehrenrenten des Senats der<br />

Freien und Hansestadt Hamburg<br />

www.hamburg.de<br />

Ehrensold des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen in Düsseldorf<br />

www.staatskanzlei-nrw.de<br />

weitere hilfs- und<br />

ehrenfonds:<br />

(Auswahl)<br />

Anni-Taube-Stiftung in<br />

Hamburg, Fördergemeinschaft<br />

Kunst e.V. in Karlsruhe,<br />

Julius-Langenbach-Stiftung in<br />

Bonn, Künstlerhilfe-Sozial-<br />

werk e.V. (KSW) in Wiesbaden,<br />

Marie-Seebach-Stiftung in<br />

Weimar, Paul und Käthe<br />

Kick-Schmidt-Stiftung in Berlin,<br />

Paul-Woitschach-Stiftung<br />

(Förderungs- und Hilfsfonds des<br />

Deutschen Komponistenverbandes)<br />

in Berlin, Stiftung<br />

Eduard Arnhold und Max Taut<br />

Hilfsfonds für Künstler in Berlin,<br />

Versorgungsstiftung der<br />

Deutschen Komponisten in<br />

Berlin (bei der GEMA-Sozialkasse),<br />

Versorgungsstiftung der<br />

Deutschen Textdichter in Berlin<br />

(bei der GEMA-Sozialkasse),<br />

Werner-Friedmann-Stiftung in<br />

München<br />

Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum<br />

(miz) in Bonn<br />

21


22<br />

Politik<br />

Rechtewahrnehmung in Europa<br />

geMeInSaM<br />

In dIe ZuKunFt<br />

wie sieht die zuKunFt der verwertungsgesellschAFten Aus? wie<br />

vielFältig ist die europäische KulturlAndschAFt in einigen JAhren?<br />

diese FrAgen werden intensiv disKutiert. die gemA und sieben weitere<br />

verwertungsgesellschAFten hAben nun KlAr Formuliert, wAs die politiK<br />

schAFFen muss: einen einheitlichen rechtsrAhmen in gAnz europA.<br />

dAvon proFitieren gesellschAFten, urheber und nutzer gleichermAssen.<br />

TExT: mp<br />

die Forderung:<br />

Die acht Verwertungsgesellschaften fordern<br />

einheitliche Regeln für die kollektive Verwaltung<br />

von Urheberrechten in Europa.<br />

Und sie fordern nicht nur, sie handeln auch: Die<br />

zuständigen Entscheidungsträger der Europäischen<br />

Union haben erste Ideen bereits erhalten.<br />

Nun stehen Beratungen auf nationaler und EUpolitischer<br />

Ebene an, um das gemeinsame Ziel für<br />

eine erfolgreiche Zukunft aller zu erreichen.<br />

die hintergründe:<br />

Für die Wahrnehmung und Durchsetzung urheberrechtlicher<br />

Nutzungsrechte, insbesondere an<br />

Musikwerken, sind Verwertungsgesellschaften aus<br />

wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Gründen<br />

unerlässlich – darüber herrscht in Wirtschaft und<br />

Politik ein breiter Konsens.<br />

Ebenso groß ist die Einigkeit bei der Frage, dass<br />

neben den Rechteinhabern vor allem auch die Nutzer<br />

von Musikwerken von der kollektiven Rechtewahrnehmung<br />

profitieren.<br />

die herAusForderung<br />

Die bisherigen Richtlinien der Europäischen<br />

Union regeln nicht die Bedingungen der kollektiven<br />

Rechtewahrnehmung im Europäischen Wirtschaftsraum.<br />

Dadurch entwickeln sich Gesetzgebung und<br />

Praxis in den Mitgliedstaaten auf unterschiedliche<br />

Weise.<br />

Resultat: Die Entstehung eines europäischen<br />

Binnenmarktes für Verwertungsgesellschaften wird<br />

hierdurch beeinträchtigt – denn für einen solchen<br />

EU-Binnenmarkt bedarf es einer gemeinsamen<br />

rechtlichen Basis.<br />

Beispielgebend hierfür und zugleich richtungweisend<br />

für die Verwertungsgesellschaften und ihre<br />

Mitglieder ist die Entwicklung des Onlinesektors auf<br />

dem Gebiet der Musik. Diese könnte durch die Harmonisierung<br />

des Wahrnehmungsrechts deutlich gefördert<br />

werden und dadurch den Rechteinhabern<br />

zugutekommen.<br />

die gemeinschAFt:<br />

„Die einzelnen Verwertungsgesellschaften wollen<br />

nicht zerrieben werden auf dem sich rasant<br />

entwickelnden europäischen Informations- und<br />

Musikmarkt. Wir halten deshalb einen einheitlichen<br />

Rahmen zur kollektiven Rechtewahrnehmung gemeinsam<br />

mit unseren europäischen Partnern für<br />

dringend notwendig. Die GEMA hat bewusst auch<br />

kleinere Schwestergesellschaften in diese Initiative<br />

mit einbezogen, weil ihr die kulturelle Vielfalt in<br />

Europa wichtig ist.“ (Dr. Harald Heker, GEMA)<br />

„Die Anwendung des derzeitigen europäischen<br />

Wettbewerbsrechts wird den Besonderheiten des<br />

geistigen Eigentums kaum gerecht. Wir freuen uns<br />

daher sehr, dass wir, die ungarische artisjus, der<br />

Initiative europäischer Verwertungsgesellschaften<br />

angehören, die sich für die Schaffung einheitlicher<br />

Bedingungen zur Lizenzierung kreativer Inhalte einsetzt.“<br />

(András Szinger, artisjus)<br />

„Auch die STIM möchte den Prozess zur Angleichung<br />

der Wahrnehmungsrechte aktiv unterstützen<br />

und deshalb die EU-Kommission gemeinsam mit<br />

unseren Partnern dazu ermutigen, das Projekt zur<br />

Erreichung einer europäischen Richtlinie aufzugreifen<br />

und voranzutreiben.“ (Kenth Muldin, STIM)<br />

für rechte-<br />

harmonie:<br />

AKM Österreich<br />

artisjus Ungarn<br />

AUME Österreich<br />

GEMA Deutschland<br />

KODA Dänemark<br />

STEF Island<br />

STIM Schweden<br />

TONO Norwegen<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

Anzeige


neue<br />

direktions-<br />

Bezeichnungen<br />

Die im Juli 2009 angekündigten<br />

administrativen Strukturänderungen<br />

in den Bereichen<br />

Inkasso Online, Tonträger und<br />

Verteilung in der GEMA hatten<br />

einige interne organisatorische<br />

Anpassungen zur Folge.<br />

Diese konnten zum Ende des<br />

Jahres 2009 erfolgreich abgeschlossen<br />

werden.<br />

Diese Maßnahmen haben<br />

Änderungen in den Direktionsbezeichnungen,<br />

die zum<br />

01.01.2010 in Kraft treten, zur<br />

Folge:<br />

Die ehemalige Direktion<br />

Rundfunk und Neue Medien<br />

wurde um den Bereich der Online-Lizenzierung<br />

und des Online-Inkassos<br />

erweitert. Sie<br />

trägt nun den Namen Sendung<br />

und Online (S/O) und wird<br />

nach wie vor von Dr. Urban<br />

Pappi geleitet.<br />

Die vormaligen Direktionen<br />

Industrie bzw. Abrechnung II/<br />

Ausland wurden zum 1.8.2009<br />

zu einem Direktionsbereich<br />

zusammengefasst. Die Direktion<br />

steht unter der Leitung<br />

von Thimo Prziklang und trägt<br />

die Bezeichnung Vervielfältigungsrechte<br />

und Ausland<br />

(VR/A).<br />

Auch für die Direktion Abrechnung<br />

I ergibt sich eine Namensänderung:<br />

diese Direktion<br />

heißt künftig Direktion<br />

Abrechnung Aufführungsund<br />

Senderechte und wird, wie<br />

bisher, von Norbert Timm geleitet.<br />

PFlicHtMittEilungEn<br />

Zahlen und mehr<br />

zahlungsplan<br />

neue musikfolge-formulare<br />

Bitte beachten Sie: Ab dem Geschäftsjahr 2010 gelten<br />

verbindlich die neuen Musikfolge-Formulare.<br />

Es betrifft<br />

- die Musikfolge für eine Einzelveranstaltung,<br />

- die Musikfolge für eine Einzelveranstaltung<br />

bei Netto-Einzelverrechnung (Direktverrechnung),<br />

- die Musikfolge für regelmäßige Veranstaltungen<br />

innerhalb eines Monats mit Live-Musik,<br />

die nächsten zAhlungstermine Für dAs geschäFtsJAhr<br />

2009 sind Folgende<br />

(beschluss des AuFsichtsrAts vom 6. / 7. mAi 2009)<br />

Zahlungstermin Sparten Abrechnungszeitraum<br />

1. April 2010 E, ED, EM, BM<br />

Ki 2009<br />

U (einschl.VK), UD<br />

M<br />

DK 2009<br />

WEB, WEB-VR 1. Halbjahr 2009<br />

MOD, MOD-VR 1. Halbjahr 2009<br />

VOD,VOD-VR 1. Halbjahr 2009<br />

PHO-VR Überhang<br />

1. Halbjahr 2009<br />

3.Vierteljahr 2009 ZL<br />

A-AR *<br />

A-VR *<br />

1. Juli 2010 PHO-VR 2. Halbjahr 2009<br />

4.Vierteljahr 2009 ZL<br />

BT-VR 2. Halbjahr 2009<br />

KMOD, KMOD-VR 2. Halbjahr 2009<br />

R, R-VR<br />

FS, FS-VR<br />

T-FS 2009<br />

T, TD, TD-VR 2009<br />

A-AR *<br />

A-VR *<br />

1. Oktober 2010 R (Großes Recht)<br />

FS (Großes Recht) 2009<br />

WEB, WEB-VR 2. Halbjahr 2009<br />

MOD, MOD-VR 2. Halbjahr 2009<br />

VOD,VOD-VR 2. Halbjahr 2009<br />

Wertungsverfahren E 2009<br />

Wertungsverfahren U 2009<br />

Schätzungsverfahren 2009<br />

PHO-VR Überhang<br />

2. Halbjahr 2009<br />

1.Vierteljahr 2010 ZL<br />

A-AR *<br />

A-VR *<br />

index zum<br />

zAhlungsplAn<br />

ZL: Zentrale Lizenzierung<br />

* Die Erträge aus dem Ausland<br />

(beide Rechte) werden nach<br />

Eingang laufend zum 1. eines<br />

jeden Quartals ausgeschüttet.<br />

Informationen zu den Abrechnungen<br />

mit Länderangaben<br />

finden Sie auch auf der GEMA-<br />

Homepage www.gema.de/<br />

auslandsabrechnungen<br />

Nachverrechnungen erfolgen<br />

jährlich zum<br />

1. November<br />

für U (einschl VK), UD, M<br />

1. Januar<br />

für E, ED, EM, BM, Ki<br />

Die Nachverrechnungen<br />

erfolgen aufgrund von<br />

Reklamationen<br />

gemäß Abschnitt IX,<br />

Ziffer 5 der Ausführungsbestimmungen<br />

zum Verteilungsplan<br />

A. Sie erfolgen wegen<br />

der maschinellen<br />

Abrechnung jeweils<br />

ausschließlich zu<br />

diesen Stichtagen. Dies<br />

ist auch deshalb<br />

notwendig, da in der<br />

Sparte U bei einer<br />

Nachverrechnung jeweils<br />

die Bildung neuer Matrixkennzahlen<br />

erfolgt.<br />

- die Musikfolge für regelmäßige Veranstaltungen<br />

innerhalb eines Monats mit Live-Musik zur<br />

Netto-Einzelverrechnung und<br />

- die Musikfolge für mehrere Veranstaltungen.<br />

Sie finden sie im Internet unter<br />

www.gema.de/veranstaltungen in der Rubrik „Formulare“.<br />

Über die Wiedereinführung der Musikfolge für mehrere<br />

Veranstaltungen wird in der nächsten virtuos-Ausgabe<br />

detaillierter berichtet.<br />

ausschüttungsdaten abrechnung ausland<br />

A-Ar 4. QuArtAl 2009 –<br />

Ausschüttung per 01.01.2010<br />

ARGENTINIEN 2004 - 2008 FILM / TV<br />

2005 - 2008<br />

DäNEMARK 2007<br />

2007 - 2008 MPRT<br />

2007 FILM / TV<br />

ESTLAND 1998 - 2006 FILM / TV<br />

2004 - 2008<br />

FINNLAND 2007<br />

2007 FILM / TV<br />

2007-2008 MPRT<br />

ISLAND 2008 1. HJ<br />

2008 1.HJ FILM / TV<br />

JAPAN 2007<br />

2007 4.Q. FILM / TV<br />

LITAUEN 2004 -2007 FILM / TV<br />

2005-2007 + MPRT<br />

NIEDERLANDE 2007<br />

2007 FILM / TV<br />

2008 MEGA LIVE<br />

NORWEGEN 2007 - 2008<br />

2007 - 2008 FILM/ TV<br />

POLEN 1997 - 2008 FILM / TV<br />

2007 - 2008<br />

SCHWEDEN 2007 - 2008 MPRT<br />

2007 2. HJ. - 2008 1. HJ. FILM / TV<br />

2007 2.HJ. - 2008 1. HJ.<br />

A-vr 4. QuArtAl 2009 –<br />

Ausschüttung per 01.01.2010<br />

GRIECHENLAND DVD 2003 - 2004<br />

PHO/ZL 2. HJ 2003 - 2004<br />

PHO/ZL/R/TV 1998-2002 NV<br />

GROSSBRIT. BT: A: 7/06, 1/07, 2/07, 4/07,<br />

7/07, 10/07, 2/08<br />

MUSIC QUIZ GAMES:<br />

A: 7/07, 10/07, 2/08<br />

ONLINE: A: 7/07, 10/07, 2/08<br />

PHO: A: 7/07, B: 4/07, 7/07, 10/07<br />

R/TV: A: 1/07, 4/07<br />

RADIO: A: 7/06, 7/07<br />

RINGTONES: A: 7/07, 10/07, 2/08<br />

TV: A: 7/06, 2/07, 7/07, 2/08<br />

B: 10/07<br />

WEB MM LIBRARY: A: 7/07,<br />

10/07, 1/08, 2/08<br />

JAPAN 04.-06.2008 ONLINE KARAOKE NV<br />

BT 2008<br />

ONLINE 2008<br />

PHO 2008<br />

R/TV 2008<br />

ÖSTERREICH BT 07.-12.2008<br />

I-TUNES 01.-06.2008<br />

ONLINE 07.-12.2008<br />

PHO 07.-12.2008<br />

PHO 2003-2007 NV/RV<br />

SPEZIALPRODUKTE 07.-12.2008<br />

WERBEFENSTER 2005 NV/RV<br />

ZL 07.-12.2008<br />

ZL 1999-2007 NV/RV<br />

PHILIPPINEN PHO 2004+1/2005<br />

POLEN ONLINE 2006 - 2008<br />

PHO 2006 Teil 2<br />

PORTUGAL PHO 2004<br />

RADIO 2004<br />

ZL 2004<br />

RUMäNIEN PHO 2002-2005<br />

RUSSLAND PHO 2. HJ 2003 - 2004<br />

SCHWEIZ 1999-2007 DIV. WEITERVERR.<br />

2001-2008 NV<br />

BT-WERBUNG 2003<br />

BT-WERBUNG 2005<br />

FILM 2002 NV<br />

PHO 2001-2008 DIV. WEITERVERR.<br />

PHO 2003-2005 NV/RV<br />

PHO/ZL 2002-2006 NV<br />

R/TV 2004-2006 NV<br />

R/TV 2008<br />

ZL 2008<br />

TSCHECHIEN PHO bis 12.2004<br />

USA PHO/ONLINE/BT bis 03.2009<br />

24 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

25


die zukunft<br />

der PriVat- Pri<br />

koPieVergütungen<br />

zwei JAhre ist die „novellierung des urheberrechtsgesetzes“,<br />

der sogenAnnte „Korb 2“ der urheberrechtsreForm,<br />

schon beschlossene sAche. nun Folgte die einigung<br />

zwischen computerherstellern und den<br />

verwertungsgesellschAFten bei pcs.<br />

TExT: mp<br />

Lange verhandelten die in der ZPÜ zusammengeschlossenen<br />

Verwertungsgesellschaften mit<br />

dem „Bundesverband Informationswirtschaft,<br />

Telekommunikation und neue Medien e.V.“ (BIT-<br />

KOM) und zuletzt mit dem „Bundesverband Computerhersteller<br />

e.V.“ (BCH) über die angemessene<br />

Vergütung für private Vervielfältigungen, die mit<br />

PCs vorgenommen werden. Grundlage der Diskussionen:<br />

Der Gesetzgeber hat die gesetzlich<br />

festgelegten Tarifsätze aufgehoben und den Verwertungsgesellschaften<br />

und den Verbänden der<br />

Hersteller und Importeure im „Korb 2“ mit auf<br />

den Weg gegeben, sich künftig über die Vergütungen<br />

für die private Vervielfältigung zu einigen.<br />

Es handelt sich um die erste Einigung dieser Art<br />

seit dem zweiten Korb. Zusätzlich zu der Einigung<br />

bezüglich PCs für die Gegenwart seit Korb 2 wurde<br />

auch eine Vereinbarung über die PC-Vergütungen<br />

für die Jahre 2002 bis 2007 getroffen. Zuvor hatten<br />

die Unternehmen und Verbände die Position vertreten,<br />

dass für diesen Zeitraum für PCs nichts gezahlt<br />

werden müsste.<br />

Mit anderen Worten: Die finanzielle Gegenleistung,<br />

die für die Erstellung von Privatkopien<br />

mit dem PC pauschal an die in der ZPÜ zusammengeschlossenen<br />

Verwertungsgesellschaften gezahlt<br />

werden muss, um die damit eingenommenen<br />

Gelder dann an die Urheber und Leistungsschutzberechtigten<br />

von Musik, Texten, Bildern oder Film-<br />

werken weiterzugeben, ist für die Vergangenheit<br />

und dieses Jahr einvernehmlich geregelt. Für 2011<br />

stehen neue Verhandlungen an.<br />

„Diese Einigung ist ein Durchbruch bei der<br />

Regelung der Vergütungen nach neuem Recht. Wir<br />

hoffen, auf dem Verhandlungswege auch für andere<br />

Produkte, mit denen private Vervielfältigungen<br />

vorgenommen werden, entsprechende<br />

Lösungen zu erzielen. Wir sind jedenfalls verhandlungsbereit“,<br />

so die ZPÜ nach erzielter Einigung<br />

mit dem BCH.<br />

Für den Bereich Leermedien und Verbraucherelektronik<br />

kann bislang kein entsprechender<br />

Verhandlungserfolg verkündet werden. Derzeit<br />

befinden sich die Verhandlungs<strong>partner</strong> bei der<br />

Schiedsstelle. Die ZPÜ hat nun aufgrund von<br />

Studien, die im Auftrag der Schiedsstelle unternommen<br />

wurden, nach den gesetzlichen Vor-<br />

gaben Tarife insbesondere für CD- und DVD-<br />

Rohlinge aufgestellt.<br />

Die „gute alte Leerkassette“ macht nur noch<br />

einen geringfügigen Teil des ZPÜ-Spektrums aus.<br />

Die Konsumenten von heute nutzen digitale Medien<br />

wie USB-Sticks, CD-Rohlinge und andere multimediale<br />

Möglichkeiten, um Musik, Filme, Texte und<br />

Bilder zu speichern und für ihre privaten Zwecke<br />

zu kopieren. Und daran orientieren sich auch<br />

die neuen ZPÜ-Tarife für all diese sogenannten<br />

Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte.<br />

die neuen tAriFe im überblicK:<br />

was ist die zPü?<br />

Die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) wurde 1963 gegründet und<br />

ist damit die älteste und aus wirtschaftlicher Sicht bedeutendste Form der<br />

Zusammenarbeit der deutschen Verwertungsgesellschaften.<br />

Die ZPÜ hat die Aufgabe, die Vergütungsansprüche gegenüber Geräteherstellern,<br />

-importeuren sowie gegenüber Leermedienherstellern und -importeuren geltend<br />

zu machen und das Vergütungsaufkommen an ihre Gesellschafter zu verteilen.<br />

diese gesellschafter der zPü sind:<br />

GEMA<br />

GÜFA (Gesellschaft zur<br />

Übernahme und Wahrung von<br />

Filmaufführungsrechten mbH)<br />

GVL (Gesellschaft zur<br />

Verwertung von<br />

Leistungsschutzrechten mbH)<br />

GWFF (Gesellschaft zur<br />

Wahrnehmung von Film- und<br />

Fernsehrechten mbH)<br />

„korB 2“ und zPü:<br />

noVellierung des<br />

urheBerrechtsgesetzes<br />

VFF (Verwertungsgesellschaft<br />

der Film und Fernsehproduzenten)<br />

VG Bild-Kunst<br />

VGF (Verwertungsgesellschaft<br />

für Nutzungsrechte an<br />

Filmwerken mbH)<br />

VG Wort<br />

Unter Korb 2 versteht sich, wie der Name schon sagt, ein<br />

Zweites Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der<br />

Informationsgesellschaft, das vor zweieinhalb Jahren vom<br />

Bundestag verabschiedet wurde.<br />

Es sollte das Urheberrecht insbesondere an den<br />

Stellen weiterentwickeln, die im Rahmen<br />

des „Korb 1“ zurückgestellt worden waren. Zu<br />

den wichtigsten Inhalten des „Korb 2“ gehört<br />

die Anpassung des pauschalen Vergütungssystems<br />

an die technischen Entwicklungen und<br />

die flexiblere Gestaltung im Hinblick auf die<br />

neuen Vervielfältigungstechniken. Anders<br />

gesagt: Die „Leerkassetten“ (Audio-Leerkassette,<br />

VHS) und der Kassetten- und Video-<br />

Rekorder, die der Gesetzgeber 1985 im Blick<br />

hatte, als die Höhe der Vergütungen für die<br />

private Vervielfältigung festgesetzt wurden, sind<br />

in den vergangenen Jahren fast ausschließlich durch<br />

digitale Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte<br />

ersetzt worden.<br />

intErn<br />

Computer-Vergütung<br />

Pcs:<br />

Im Zeitraum vom 01.01.2008 bis zum 31.12.2010 beträgt<br />

die Vergütung für PCs mit eingebautem Brenner auf der<br />

Grundlage eines Gesamtvertrages EUR 13,65, für PCs<br />

ohne Brenner EUR 12,15, jeweils zuzüglich gesetzlicher<br />

Umsatzsteuer.<br />

Für Unternehmen, die den Verträgen nicht beitreten<br />

(werden), veröffentlichen die Verwertungsgesellschaften<br />

Tarife, die um 25 % über diesen Vergütungssätzen liegen.<br />

Gleichzeitig haben sich die Parteien in einem Vergleich<br />

über eine Vergütung für PCs für den Zeitraum vom<br />

01.01.2002 bis 31.12.2007 geeinigt.<br />

die zPü macht Vergütungen<br />

insBesondere für die<br />

folgenden Produkte geltend:<br />

PCs<br />

Brenner (CD-Brenner, DVD-Brenner)<br />

Video-Rekorder, Festplatten-Rekorder,<br />

DVD-Rekorder<br />

CD-Rekorder, Kassetten-Rekorder<br />

MP3-Player<br />

Multimedia-Handys<br />

Unbespielte Tonträger (analog/digital),<br />

unbespielte Bildtonträger/DVD-Rohlinge<br />

(analog/digital), Data CD-R/-RW<br />

USB-Sticks, Speicherkarten, externe<br />

Festplatten und Festplatten zum Einbau<br />

26 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

27


unsErE<br />

dokuMEntation<br />

die doKumentAtion der gemA:<br />

dAs rücKgrAt Für die lizenzierung<br />

und verteilung<br />

FOTOS: PETRA SCHNEIDER, CAROLIN LUDWIGS<br />

Um<br />

Verwertungen lizenzieren und abrechnen zu können,<br />

braucht die GEMA detaillierte Kenntnisse über die genutzten<br />

musikalischen und audiovisuellen Werke und deren Aufteilungen.<br />

Die Dokumentationsabteilungen liefern diese Informationen und<br />

bilden durch diese Arbeit das Rückgrat der GEMA.<br />

liane<br />

fürst<br />

Abteilungsleiterin der<br />

Abteilung Werkeanmeldung<br />

Ansprech<strong>partner</strong>in für Fragen<br />

zur Dokumentation von neuem<br />

und bestehendem GEMA-<br />

Originalrepertoire<br />

e-Mail: lfuerst@gema.de<br />

intErn<br />

Die Menschen bei der GEMA<br />

stefan wohlgemuth<br />

Abteilungsleiter der<br />

Abteilung Dokumentation Service<br />

Erstellung des GEMA-Jahrbuchs<br />

e-Mail: swohlgemuth@gema.de<br />

lars Jantke<br />

Gruppenleiter in der Abteilung<br />

Internationale Dokumentation<br />

Ansprech<strong>partner</strong> für Fragen zu Verfahrensweisen<br />

bei Subverlegerwerkeanmeldungen,<br />

insbesondere zu den elektronischen<br />

Anmeldeverfahren für Subverlage<br />

e-Mail: ljantke@gema.de<br />

thomas wimmer<br />

Teamleiter in der Abteilung<br />

Werkeanmeldung<br />

Ansprech<strong>partner</strong> für Fragen<br />

zur Online-Werkeanmeldung<br />

e-Mail: twimmer@gema.de<br />

dr. JacoB de ruiter<br />

Direktor der Direktion Dokumentation<br />

Mitglied im Beirat des Deutschen<br />

Musikarchives der<br />

Deutschen Nationalbibliothek,<br />

Internationale Kooperationen<br />

e-Mail: jruiter@gema.de<br />

carmen<br />

ehrenreich<br />

Abteilungsleiterin der<br />

Abteilung Dokumentation<br />

Film und Fernsehen<br />

Ansprech<strong>partner</strong>in für<br />

Fragen zur Verwendung<br />

von Musik in audiovisuellen<br />

Produktionen<br />

e-Mail: cehrenreich@gema.de<br />

28 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

29<br />

dorothea<br />

alBrecht<br />

Abteilungsleiterin der<br />

Abteilung Originalrepertoire<br />

Abtretungen<br />

Ansprech<strong>partner</strong>in für Fragen zur<br />

Dokumentation von Subverlagsverträgen<br />

für GEMA-Originalwerke<br />

e-Mail: dalbrecht@gema.de<br />

dr. ulrich sieBert<br />

Abteilungsleiter der Abteilung<br />

Internationale Dokumentation<br />

Mitarbeit in internationalen<br />

Arbeitsgruppen<br />

e-Mail: usiebert@gema.de<br />

dagmar<br />

rosenBerger<br />

Sachbearbeiterin in<br />

der Abteilung<br />

Dokumentation Service<br />

Ansprech<strong>partner</strong>in für<br />

Repertoireanfragen, z.B. zu<br />

Rechtsinhabern von Werken;<br />

Auskünfte, ob Werke<br />

geschützt oder bereits frei sind;<br />

Ermittlung der Urheber<br />

e-Mail: drosenberger@gema.de<br />

elke rothe<br />

Abteilungsleiterin der Abteilung<br />

Dokumentation Generalverträge<br />

Ansprech<strong>partner</strong>in für Fragen zu<br />

General- und Optionsverträgen sowie<br />

zu internationalen Urhebern und<br />

Verlagen im internationalen<br />

Beteiligtenverzeichnis IPI<br />

e-Mail: erothe@gema.de


zugAngsAnbieter im internet<br />

müssen sicherstellen, dAss nutzer<br />

ipAt wisl<br />

über<br />

dignA<br />

ihren<br />

conseQu<br />

dienst<br />

Ationum<br />

nicht Au F<br />

ilit,<br />

urheberrechtswidrig<br />

seQuis AdionullAore<br />

Angebotene<br />

tetue<br />

mAgnis<br />

musiKwerKe<br />

Adipis Augueriusci<br />

zugreiFen Können.<br />

blA Feu<br />

FAcilit et utpAtin ullAortion hen<br />

TExT: mp<br />

TExT: mp<br />

Der sogenannte Usenet-Zugangsanbieter Alphaload hatte wiederholt<br />

damit geworben, dass Nutzer kostengünstig, sicher vor<br />

Rechtsverfolgung sowie schnell und anonym Zugriff auf Filme, MP3-<br />

Dateien, Software oder Spiele bekämen – darunter auch Musikwerke<br />

aus dem GEMA-Repertoire. Bereits am 26. Oktober 2007 hatte das<br />

Landgericht Hamburg zugunsten der GEMA geurteilt, dieses Urteil<br />

war in zweiter Instanz am 28. Januar 2009 vom Oberlandesgericht<br />

Hamburg bestätigt worden.<br />

Mit der in zweiter Instanz bestätigten Unterlassungsverpflichtung<br />

ordnet das Gericht an, dass Alphaload unterbinden muss,<br />

dass Nutzer über den Dienst auf konkrete, im Usenet urheberrechtswidrig<br />

angebotene Musikwerke zugreifen können. Zudem wurde das<br />

Unternehmen dazu verurteilt, sämtliche Werbeaussagen einzustellen,<br />

mit denen die Nutzung des Dienstes zu illegalen Zwecken propagiert<br />

wurde.<br />

In der Folgezeit befolgte der Betreiber des Dienstes zwar die<br />

gerichtliche Anordnung: Die gerügten Werbemaßnahmen wurden<br />

eingestellt, die streitgegenständlichen Werke waren nicht mehr über<br />

Alphaload aufzufinden. Weitergehende Maßnahmen, um das Repertoire<br />

der GEMA zu schützen, traf der Betreiber jedoch nicht. Deshalb<br />

wandte sich die GEMA am 14. September 2009 erneut an das Landgericht<br />

Hamburg, um die Nutzung von weiteren, bestimmten Werken<br />

ihres Repertoires über den Dienst zu untersagen. Mit Erfolg: Das<br />

Landgericht Hamburg erließ am 21. September 2009 den von der<br />

GEMA beantragten Beschluss.<br />

30<br />

– der FAll –<br />

§ dAs urteil §<br />

Das Oberlandesgericht Hamburg hatte zunächst mit seinem<br />

Urteil vom 28. Januar 2009 den Weg für eine grundsätzliche Haftung<br />

von Zugangsanbietern geebnet: Stellt ein Dienst illegale Nutzungsmöglichkeiten<br />

seines Angebotes in seiner Werbung besonders<br />

heraus, so trifft ihn auch eine besondere Pflicht, die Rechte der<br />

betroffenen Urheber gegen unerlaubte Nutzungen zu schützen.<br />

Dass ein solcher Dienst sich nicht nur damit begnügen kann,<br />

einfach die Werbeaussagen abzuändern, zeigt der weitere Beschluss<br />

des Landgerichtes Hamburg vom 21. September 2009: Kommt es<br />

nach der änderung der Werbeaussagen nach wie vor zu illegalen<br />

Nutzungen (wenn auch von anderen Werken), dann ist der Betreiber<br />

auch für solche Nutzungen verantwortlich.<br />

Im konkreten Fall: Um seine Verantwortlichkeit zu beenden, hätte<br />

Alphaload eben mehr tun müssen, als nur die Werbeaussagen einzustellen,<br />

so die Begründung des Gerichts.<br />

Deswegen wird durch Beschluss des LG Hamburg vom 21. September<br />

2009 im Wege einer einstweiligen Verfügung Alphaload untersagt,<br />

die relevanten Musiktitel aus dem GEMA-Repertoire über<br />

den Dienst Alphaload öffentlich zugänglich zu machen oder machen<br />

zu lassen. Für den Fall einer erneuten Zuwiderhandlung drohte das<br />

LG Hamburg ein Ordnungsgeld oder entsprechende Ordnungshaft<br />

an, ebenso muss der Dienstbetreiber die Prozesskosten begleichen.<br />

ALphALoAD<br />

Vs. GEMA<br />

die meinung des experten:<br />

dr. Kerstin bäcKer, lAusen rechtsAnwälte<br />

Welche Bedeutung haben die Alphaload-Entscheidungen für<br />

die Bemühungen der GEMA gegen Internet-Piraterie?<br />

Mit diesen Entscheidungen ist ein ganz wichtiger Schritt im Hinblick<br />

auf die Haftung von sog. Zugangsvermittlern getan worden.<br />

Denn sie zeigen, dass auch ein Dienst, der zwar keine Inhalte selbst<br />

abspeichert oder anbietet, sondern einfach nur den Zugang zu einem<br />

Netzwerk (hier dem Usenet) vermittelt, dennoch für Rechtsverletzungen,<br />

die in diesem Netzwerk stattfinden, unter bestimmten<br />

Voraussetzungen zur Verantwortung gezogen werden kann. Bislang<br />

hatten sich die Betreiber stets darauf gestützt, dass Zugangsver-<br />

mittler unter keinen Umständen für illegale Inhalte haften. Das ist<br />

nun gerichtlich widerlegt worden.<br />

Die Alphaload-Betreiber haben ihren Geschäftssitz in der<br />

Schweiz – hat dies Auswirkungen auf die Entscheidungen?<br />

Gerichtliche Entscheidungen können auch im Ausland vollstreckt<br />

werden; insoweit gibt es zwischen den Staaten entsprechende<br />

Übereinkommen.<br />

Auf die praktische Umsetzung der Entscheidungen hat der Geschäftssitz<br />

daher keine Auswirkungen – insbesondere wurden bislang<br />

etwa auch die Prozesskosten erstattet.<br />

Die deutschen Gerichte konnten hingegen mit der Sache befasst<br />

werden, weil es sich um einen „Online-Tatbestand“ handelt, denn<br />

der Dienst ist weltweit aktiv und eben auch in Deutschland nutzbar.<br />

Manch außenstehender Betrachter des Verfahrens mag sich<br />

fragen, warum die Bestätigung des Urteils aus 1. Instanz zwei Jahre<br />

auf sich warten lässt. Liegt die Verfahrensdauer an den Inhalten des<br />

Falls oder gibt es andere Gründe?<br />

Es handelt sich zwar um eine grundlegend neue Rechtsfrage, darauf<br />

lässt sich die lange Verfahrensdauer jedoch nicht zurückführen.<br />

Dies liegt einfach daran, dass es zwischenzeitlich wesentlich mehr<br />

gerichtliche Streitigkeiten im Bereich des sog. geistigen Eigentums<br />

gibt und die auf solche Streitigkeiten spezialisierten „Urheberrechtskammern“<br />

bei den Gerichten besonders stark mit Arbeit belastet sind.<br />

wAs ist dAs usenet?<br />

Das Usenet bestand bereits vor dem World Wide Web. Seine<br />

Funktionsweise ist mit einem Meinungsforum vergleichbar: Jemand<br />

schreibt eine Nachricht und veröffentlicht sie, sodass sie<br />

für jeden Interessierten abrufbar ist. Im Usenet sind die veröffentlichten<br />

Nachrichten jedoch nicht nur auf einem Server abrufbar,<br />

sondern werden auf zahlreiche Server weiterkopiert und<br />

so weltweit verbreitet. An die Nachrichten, die ursprünglich nur<br />

aus Text bestanden, können beliebige Dateien angehängt und<br />

damit von den Nutzern des Netzwerkes abgerufen werden. In<br />

den vergangenen Jahren wurde das Usenet daher zunehmend<br />

für den kostengünstigen und illegalen Bezug geschützter Inhalte<br />

verwendet.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

EinsPrucH<br />

Aktuelle Rechtsfälle verständlich erklärt<br />

gema<br />

vs. heye und<br />

Partner<br />

TExT: mp<br />

– der FAll –<br />

Die Werbeagentur Heye und Partner GmbH hatte gegen die<br />

GEMA Klage auf Feststellung erhoben, dass sie für die Eigenwerbung<br />

mit von ihr selbst produzierten musikunterlegten Werbefilmen auf<br />

der Unternehmenswebsite keine Vergütungen an die GEMA zahlen<br />

müsse. Der Ausgangspunkt des Verfahrens reicht bis ins Jahr 2006 zurück:<br />

Damals hatte die GEMA vor dem Landgericht München Recht<br />

bekommen. Auch das Oberlandesgericht München wies die Klage<br />

der Werbeagentur im Berufungsverfahren zurück. Im Revisionsverfahren<br />

haben die Richter des Bundesgerichtshofs („BGH“) nun im<br />

vergangenen Jahr das endgültige Urteil in dieser Sache gesprochen.<br />

§ dAs urteil §<br />

Der Tenor des unter dem Titel „Nutzung von Musik für Werbezwecke“<br />

veröffentlichten Urteils des BGH (Aktenzeichen I ZR 226/06)<br />

lautet wie folgt: „Die GEMA ist aufgrund der mit den Berechtigten<br />

geschlossenen Berechtigungsverträge in der Fassung der Jahre 2002<br />

und 2005 nicht berechtigt, deren urheberrechtliche Nutzungsrechte<br />

hinsichtlich der Verwendung von Musikwerken zu Werbezwecken<br />

wahrzunehmen.“<br />

Mit seinem Urteil hob der BGH das Urteil der Vorinstanz auf.<br />

Diese hatte noch in vollem Umfang bestätigt, dass bei der Rechtewahrnehmung<br />

im Werbebereich wie folgt zu unterscheiden ist:<br />

Auf der einen Seite entscheidet der Berechtigte individuell, ob<br />

seine Werke zu Werbezwecken genutzt werden dürfen. Auf der anderen<br />

Seite nimmt die GEMA die Rechte für die weitere Verwertung der<br />

Werbung wahr (z.B. Sendung eines Werbespots im Hörfunk oder<br />

Fernsehen).<br />

Nach der Entscheidung des BGH ist die GEMA aufgrund der bisherigen<br />

Fassung des Berechtigungsvertrags jedoch insgesamt nicht<br />

berechtigt, Rechte ihrer Mitglieder für die Verwendung von Musik zu<br />

EinE wEiTERE wichTiGE EnTSchEiDUnG<br />

urteil des KAmmergerichts berlin zur verrechnung<br />

von werbemusiKen im Fernsehen<br />

Die Mitgliederversammlung der GEMA hat im Jahr 2003<br />

beschlossen, den zuvor für alle Formen der Fernsehwerbung<br />

geltenden Koeffizienten 3 lediglich für „Werbespots (Wirtschaftswerbung)“<br />

beizubehalten und für „Musik in sonstigen<br />

Werbefilmen (Sender-Eigenwerbung, Direct Response TV,<br />

Erotik-Telefondienste, Teleshopping, Dauerwerbesendungen)“<br />

den Koeffizienten auf den Wert 1 abzusenken (Abschn. XIV<br />

Ziff. 3 Koeffizient 3 Abs. 2 der Ausführungsbestimmungen zum<br />

Verteilungsplan A).<br />

Das Kammergericht Berlin hat diese Regelung in einem<br />

Urteil vom 08.07.2009 in folgendem Umfang für nichtig<br />

erklärt:<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

urteil mit grosser trAgweite:<br />

nAch AuFFAssung des bundesgerichtshoFs<br />

zählt werbung<br />

im Allgemeinen nicht zu Jenen<br />

bereichen, in denen die gemA<br />

ihre mitglieder vertreten dArF.<br />

Werbezwecken wahrzunehmen. Dies bedeutet, dass die GEMA die<br />

Rechte für die Verwendung von Musik zu Werbezwecken derzeit<br />

nicht wirksam an Nutzer lizenzieren und hierfür auch keine Ausschüttungen<br />

an ihre Berechtigten vornehmen kann.<br />

mAssnAhmen der gemA:<br />

Aus Sicht der GEMA widerspricht dieses Urteil nicht nur der bislang<br />

von allen Beteiligten anerkannten Praxis, sondern auch den Interessen<br />

der GEMA-Mitglieder und des Marktes. Die GEMA hat daher<br />

folgende Maßnahmen ergriffen, um eine für alle Seiten verträgliche<br />

Lösung für die Vergangenheit und Zukunft umzusetzen: Zum einen<br />

hat sich die GEMA an die betroffenen Berechtigten wegen einer Genehmigung<br />

der in der Vergangenheit vorgenommenen Lizenzierungen<br />

gewandt. Zum anderen hat der GEMA-Aufsichtsrat beschlossen,<br />

eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen.<br />

Diese wird in Kürze über die zukünftige Wahrnehmung der Rechte<br />

zur werbemäßigen Nutzung durch die GEMA entscheiden.<br />

die meinung der experten<br />

Aus dem gemA-JustiziAriAt:<br />

Bedeutet das Urteil, dass man Musik in Werbespots nun „umsonst“<br />

einsetzen kann?<br />

Um Missverständnissen vorzubeugen, ist in diesem Zusammenhang<br />

darauf hinzuweisen, dass Musik in Werbung aufgrund des<br />

BGH-Urteils nicht „umsonst“ zu haben ist. Grundsätzlich ist jede<br />

Nutzung nach dem Urheberrechtsgesetz angemessen zu vergüten –<br />

auch die werbemäßige Nutzung von Musik. Wenn die Lizenzierung<br />

für diese Nutzung nicht über die GEMA erfolgt, dann müssen die individuellen<br />

Rechteinhaber oder deren Vertreter direkt angefragt und<br />

entsprechend vergütet werden.<br />

„(Wirtschaftswerbung); Koeffizient 1 für Musik in sonstigen<br />

Werbefilmen (Sender-Eigenwerbung, Direct Response TV, Erotik-<br />

Telefondienste, Teleshopping, Dauerwerbesendungen); Koeffizient<br />

1 gilt auch für Musik in Sender-Eigenwerbung, sofern es<br />

sich um Auftragskompositionen für Eigen- und Auftrags-<br />

produktionen handelt.“<br />

Dies bedeutet, dass die betroffenen Werbemusiken bis auf<br />

Weiteres ebenfalls auf Basis des Koeffizienten 3 zu verrechnen<br />

sind. Die weitere Handhabung wird nach der grundsätzlichen<br />

Klärung der künftigen Rechtewahrnehmung im Werbebereich<br />

Gegenstand der ordentlichen Mitgliederversammlung im Juni<br />

2010 sein.<br />

31


herzlichen<br />

glÜcKwunsch!<br />

FOTOS: COURTESY OF CHICAGO SYMPHONY ORCHESTRA, MEREDITH HEUER, GEMA, DIETRICH ALEXANDER VON<br />

PLETTENBERG, STEFAN MALZKORN, NEW EARTH RECORDS, LILO RINKENS, ULLA BAUMGART, JAKUB LUDVíK<br />

Was hat sich Ezra Pound nur dabei gedacht, als er schrieb:<br />

„Je älter man wird, desto mehr schätzt man die Kunst des<br />

konstruktiven Schweigens“? Mögen unsere Geburtstagskinder<br />

32<br />

pierre Boulez<br />

85 jahre<br />

gEBurtstagE<br />

Eine runde Sache<br />

diese „Kunst“ nie, nie, nie für sich entdecken und stattdessen<br />

mit der Kunst fortfahren, in der sie sich bereits als Meister<br />

erwiesen haben.<br />

happy birthday dear pierre,<br />

what our friendship has meant<br />

to me is beyond description –<br />

from the boulez of baden-baden<br />

to paris and new York has always<br />

been a marvelous musical and<br />

personal revelation and<br />

stimulus to me.<br />

best wishes,<br />

elliott<br />

DiE GEMA GRATUliERT ihREn „RUnDEn“ GEBURTSTAGSkinDERn<br />

90 jAhRE<br />

CURTH FLATOW<br />

GERHARD JAHNEN<br />

KURT REHFELD<br />

HEINRICH SCHACHTNER<br />

JOHANNES SCHADE<br />

85 jAhRE<br />

PIERRE BOULEZ<br />

HANS-GUENTHER BUNZ<br />

ROY ETZEL<br />

HILDEGUND KIRMSSE<br />

KURT KUEMPEL<br />

FRANZ MOECKL<br />

KARL MUELLER-SUHL<br />

SIEGFRIED RABE<br />

80 jAhRE<br />

CRISTOBAL HALFFTER<br />

HANS HAMMERSCHMID<br />

WERNER HEIDER<br />

HORST MUEHLBRADT<br />

ROBERT PAPPERT<br />

DIETER SCHNEBEL<br />

RUDOLF<br />

SUTHOFF-GROSS<br />

WERNER W. WALLROTH<br />

75 jAhRE<br />

KARL HANS BERGER<br />

RICHARD BERGMANN<br />

REINHARD DEUTSCH<br />

HANS HAIDER<br />

WALTER HAUPT<br />

REIMUND HESS<br />

INGFRIED HOFFMANN<br />

MANFRED HUEBLER<br />

MARGARETE JEHN<br />

GEORG KATZER<br />

GEORG SCHWENK<br />

AMBROS SEELOS<br />

MANFRED WEISS<br />

70 jAhRE<br />

ALLAN BOTSCHINSKY<br />

HELMUT FACKLER<br />

WOLFGANG<br />

GOLDHUBER<br />

FRANZ WILLI<br />

HALMICH<br />

HERBERT JOOS<br />

KLAUS LENZ<br />

PETER MEYER<br />

HELMUT MUELLER<br />

RUDOLPH<br />

SCHAMBECK<br />

WOLFGANG<br />

THOMA<br />

WEBER EBERHARD<br />

BERND WEFELMEYER<br />

65 jAhRE<br />

CHRISTIAN ANDERS<br />

JOHANNES BIEBL<br />

MICHAEL<br />

CHAMBOSSE<br />

GEORG DEUTER<br />

ULRICH GUMPERT<br />

SIEGWARD<br />

KASTNING<br />

HERMANN KELLER<br />

JUERGEN KUPFER<br />

Elliott<br />

cartEr<br />

Komponist<br />

ROLAND<br />

LEISTNER-MAYER<br />

PETER EMIL<br />

LUEDEMANN<br />

DIETER LUENSTEDT<br />

ELMAR NODERER<br />

GREGOR<br />

ROTTSCHALK<br />

KRISTIAN SCHULTZE<br />

EWALD STUHLER<br />

RAIVO TAMMIK<br />

JAMES RICHARD<br />

TAYLOR-LORTY<br />

GERD WELKISCH<br />

PETER WILKE<br />

ProF. Harald BantEr<br />

Die GEMA gratuliert ihrem<br />

Ehrenmitglied Prof. Harald<br />

Banter herzlich zum 80.<br />

Geburtstag!<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

GreGor rottschalk<br />

65 jahre<br />

ein leben geht in ordnung, wenn man zur<br />

rechten zeit die richtigen leute trifft und<br />

das nicht für einen zufall hält. so ging es<br />

mir und bernd brummbär, als wir uns 1972<br />

mAschine nr. 9 (unsere opium-oper für<br />

das radio) ausdachten. von einer villa am<br />

genfer see, wo wir arbeiteten, fuhren wir<br />

nach münchen, um diesen uns persönlich<br />

unbekannten georg deuter zu treffen,<br />

dessen schallplatte wir auf einem meskalintrip<br />

gehört hatten. ich erinnere mich an<br />

sein kleines zimmer, das er bewohnte, an<br />

zwei hamster, die zwischen den elektrokabeln<br />

seiner instrumente herumliefen – und<br />

an den kahlköpfigen musiker, den gerade<br />

eine magenverstimmung plagte. georg<br />

deuter war für unsere Arbeit unverzichtbar,<br />

er brachte das<br />

weltall zum Klingen,<br />

denn von dort<br />

sendeten wir unsere<br />

mAschine nr. 9<br />

zur erde. er war<br />

unser galaktischer<br />

musikant. danke,<br />

georg, dafür!<br />

WolF<br />

WondratscHEk<br />

Schriftsteller<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

GeorG<br />

Deuter<br />

65 jahre<br />

„Als alter drache will ich sachen machen,<br />

die ein junger nicht tut ...“ ich wünsche dir,<br />

lieber drittel-urvater von tabaluga, zu<br />

deinem 65. geburtstag, dass dir von nun an<br />

erst recht so manches aus dem Kopf sprudelt<br />

und in die Feder fließt, worüber du<br />

dich selber am meisten wunderst. nur wer<br />

über sich selber noch staunen und<br />

schmunzeln kann, bleibt Kind genug, um<br />

ungefährdet immer erwachsener zu werden.<br />

lass dir zeit damit, denn du weißt ja:<br />

in einen Kindertraum passen locker sieben<br />

drachenleben hinein. dein Freund und<br />

mit-urvater von<br />

tabaluga<br />

rolf zuckowski<br />

rolF<br />

zuckoWski<br />

Musiker und Komponist<br />

Walter haupt<br />

75 jahre<br />

sehr geehrter herr haupt, ich wünsche ihnen von herzen<br />

alles gute zu ihrem wunderbaren geburtstag! ich bin<br />

froh, dass ich die möglichkeit hatte, sie kennenzulernen.<br />

die teilnahme an „carmen monumental opera“ war ein<br />

erlebnis und eine riesige erfahrung für mich. dank ihrer<br />

präzision, ihrem gefühl und ihrer Kunst habe ich carmen<br />

im neuen licht kennengelernt und andere ungeahnte<br />

töne des potenzials und der schönheit dieser rolle<br />

aufgedeckt. Als carmen habe ich mich mit ihnen und<br />

dank ihnen wirklich vortrefflich<br />

gefühlt! herzlich, ihre Andrea<br />

Kalivodová<br />

andrEa<br />

kaliVodoVá<br />

Mezzosopranistin<br />

33


VorBild und<br />

lehrmeister<br />

proF. reinhold Kreile beging Jüngst seinen<br />

80. geburtstAg. Freunde und weggeFährten<br />

grAtulieren dem ehemAligen gemA-vorstAnd<br />

und -generAldireKtor, der sich unter Anderem<br />

Als leidenschAFtlicher verFechter des schutzes<br />

geistigen eigentums einen nAmen gemAcht hAt.<br />

FOTOS: GEMA, SCHOTT PROMOTION/STEFAN FORSTER<br />

lieber herr Kreile,<br />

es war erika pluhar, die sang: „es<br />

war einmal – … und es war einmal<br />

schön!“ gewiss meinte sie damit<br />

romantischeres als das urheberrecht<br />

und die politik. Aber zutreffend<br />

ist es dafür auch.<br />

denn „es war wirklich einmal<br />

schön“… als die Abgeordneten<br />

georg Kahn-Ackermann und ludwig<br />

stiegler, spd, detlef Kleinert, Fdp,<br />

und reinhold Kreile, cdu/csu, das<br />

urheberrecht im deutschen bundestag<br />

aushandelten – im Konsens<br />

zwischen den parteien, nahezu<br />

lautlos und ohne lobbygezänk. Auf<br />

diese weise erhielten wir in<br />

deutschland eines der besten<br />

urheberrechtsgesetze der welt.<br />

Aber, ich sagte schon: „es war<br />

einmal.“ denn 1989 schied reinhold<br />

Kreile aus dem deutschen bundestag<br />

aus, um sich als juristischer<br />

„musenwächter“ in der gemA den<br />

wirtschaftlichen und ideellen<br />

belangen der gemA-mitglieder zu<br />

widmen.<br />

Aber zuerst ist ihm noch ein besonderer<br />

eleganter gesetzlicher coup<br />

gelungen. mit dem „gesetz zur<br />

stärkung des schutzes des geistigen<br />

eigentums und zur bekämpfung der<br />

produktpiraterie“ haben sie in<br />

listiger weise den begriff des<br />

„geistigen eigentums“ in die<br />

deutsche urheberrechtsgesetzgebung<br />

eingeführt. ihr vorgehen ist<br />

ein beispiel dafür, wie sie auf ihre<br />

eigenste Art immer wieder die<br />

rechte der schöpferischen menschen<br />

im Auge hatten. ihre zeit als<br />

gemA-chef haben sie jüngst als den<br />

34<br />

vierten satz ihrer lebenssymphonie<br />

umschrieben. von ihnen stammt<br />

der hinweis, dass das urheberrecht<br />

die eine seite der medaille ist, deren<br />

andere seite inkasso heißt. eine<br />

treffende umschreibung unserer<br />

tätigkeit.<br />

wenn es um das geld der gemAmitglieder<br />

ging, haben sie keine<br />

Auseinandersetzung gescheut.<br />

persönliche Angriffe dabei vermochten<br />

sie nicht aus der ruhe zu<br />

bringen. sie parierten mit den<br />

wirkungsvollen worten: „ein gemAvorstand<br />

ist nicht beleidigungsfähig.“<br />

ich persönlich danke ihnen<br />

sehr für dieses mantra.<br />

bei ihrem Ausscheiden konnten sie<br />

eine der größten Aufgaben, vor die<br />

die gemA seit ihrem bestehen<br />

gestellt wurde, für abgeschlossen<br />

erklären: die wiedervereinigung der<br />

ost- und westdeutschen urheber<br />

auf dem gebiet musik in einer<br />

gesamtdeutschen gemA. es gibt<br />

nur wenige andere bereiche, in<br />

denen die wiedervereinigung so<br />

lautlos und nahezu problemlos<br />

gelungen ist. mit diesem gelungenen<br />

prozess bleibt ihr name in<br />

der geschichte der gemA für alle<br />

zeiten verbunden.<br />

ihr<br />

harald heker<br />

dr. Harald<br />

HEkEr<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der GEMA<br />

gEacHtEt und gEliEBt<br />

Oben: Prof. Reinhold Kreile (r.) mit<br />

Ex-Bundespräsident Prof. Roman Herzog<br />

und dessen inzwischen verstorbener<br />

Ehefrau Christiane. Reinhold Kreile ist<br />

Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes.<br />

Unten: Prof. Reinhold Kreile<br />

mit Ehefrau Dr. Eva Kreile<br />

lieber reinhold,<br />

wenn eine harmonische Arbeits-<br />

<strong>partner</strong>schaft Jahrzehnte wirken<br />

durfte und wenn dabei historische<br />

zeitgrößen wie Jahrhundert- und<br />

sogar Jahrtausendschwellen<br />

überschritten wurden und überdies<br />

geschichtliche gnadenakte wie die<br />

wiedervereinigung des vaterlandes<br />

miteinander erlebt und verarbeitet<br />

wurden, reichen 500 zeichen<br />

einschließlich punkten und Kommata<br />

nicht aus, um dem Freund und<br />

<strong>partner</strong> all das zu sagen, was bei<br />

seinem wechsel vom achten ins<br />

neunte lebensdezennium angemessen<br />

wäre. drum kurz und ohne<br />

punkt und Komma von herzen<br />

glück, gesundheit mit gottes<br />

gnade für die kommenden Jahre<br />

und dank, ganz großen dank für<br />

deine lebensleistung wie für deine<br />

Freundschaft.<br />

in verbundenheit und verehrung<br />

dein hans<br />

sikorski<br />

ProF. Hans<br />

W. sikorski<br />

Musikverleger<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

„ein Freund, ein guter Freund, das<br />

ist das schönste, was es gibt auf der<br />

welt.“ dieser evergreen kommt mir<br />

immer dann in den sinn, wenn ich<br />

mich an die zeit mit reinhold Kreile<br />

in der gemA erinnere. in den vielen<br />

Jahren unseres gemeinsamen<br />

einsatzes für die gemA-mitglieder<br />

war reinhold Kreile für mich vorbild<br />

und lehrmeister für einsatz, Können,<br />

erfahrung, weisheit, verlässlichkeit,<br />

Konzilianz, stil, pädagogischen<br />

eros sowie musikalische<br />

und wissenschaftliche leidenschaft.<br />

diese liste von eigenschaften, die<br />

ProF. WilHElM<br />

killMayEr<br />

Komponist<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

PErsönlicHkEit<br />

Zentrale Figur im<br />

Vermittlungsbetrieb<br />

zeitgenössischer Musik:<br />

Prof. Reinhold Kreile<br />

eine wahre Führungspersönlichkeit<br />

auszeichnen, ließe sich bei reinhold<br />

Kreile spielend verlängern. dass<br />

mich heute mit ihm eine herzliche<br />

Freundschaft verbindet, die hält,<br />

auch „wenn die ganze welt zusammenfällt“,<br />

das ist „das schönste,<br />

was es gibt auf der welt“.<br />

ProF. JürgEn<br />

BEckEr<br />

Jurist, Ex-GEMA-<br />

Vorstandssprecher<br />

lieber Freund reinhold Kreile,<br />

dass wir uns schon seit mehr als 50 Jahren freundschaftlich<br />

begleiten, ist für mich etwas sehr<br />

besonderes. sei also herzlich willkommen im<br />

Kreise der 80-Jährigen.<br />

nachdem du so viel für die musik und uns macher<br />

getan hast, verdienst du jetzt wirklich eine wunderbare<br />

zeit, die von unserem dank angefüllt ist.<br />

lass es dir bitte gut gehen und sei gegrüßt von<br />

deinem Freund<br />

wilhelm Killmayer<br />

Kunst jedweder Art kann sich nicht ohne<br />

intensive Förderung entfalten. vor allem die<br />

teilweise durchaus<br />

verständlichen<br />

irritationen, die<br />

avancierte neue<br />

musik auslöst,<br />

benötigen als Kompensationleidenschaftliches<br />

und<br />

zielgerichtetes<br />

Arrangement von persönlich-<br />

ProF.<br />

siEgFriEd<br />

keiten des öffentlichen lebens,<br />

MausEr<br />

um besonderheiten und<br />

Pianist,<br />

Qualitäten, die unter umstänMusikwissenden später von vielen erkannt schaftler<br />

werden, nahezubringen und<br />

durchzusetzen. einer der großen mentoren<br />

in diesem sinne war reinhold Kreile, der<br />

nicht nur als direktor der gemA, sondern<br />

auch als privat agierende person unermessliche<br />

verdienste für die verbreitung zeitgenössischer<br />

musik erworben hat. sein einsatz<br />

war dabei völlig attitüdenfrei, mit einem<br />

fast nüchternen blick immer ganz im dienst<br />

der sache und jenseits profilneurotischen<br />

gehabes. die Klarheit und bescheidenheit<br />

einerseits und die unnachgiebige hartnäckigkeit<br />

andererseits, immer gepaart mit<br />

einem sensiblen einfühlungsvermögen dem<br />

spezifisch neuen gegenüber, machen<br />

reinhold Kreile zu einer zentralen Figur im<br />

vermittlungsbetrieb der zeitgenös-<br />

sischen musik. im wissen um die<br />

dauerhaftigkeit und Kontinuität<br />

dieses vorbildlichen verhaltens<br />

möchte ich mit großer ehrerbietung<br />

und höchster dankesbezeugung<br />

zum runden geburtstag gratulieren.<br />

mit herzlichen grüßen!<br />

siegfried mauser<br />

richard-strauss-medaille<br />

Die GEMA bezeichnet Richard Strauss gerne als<br />

Vater der GEMA. Seine Inspiration, seine Vision<br />

hat die GEMA„mit-geboren“. Reinhold Kreile hat<br />

sich dafür eingesetzt, dass die GEMA sich weiter-<br />

entwickeln konnte. Er hat sich wie kaum ein<br />

anderer um das Urheberrecht, die Urheber und<br />

damit auch um die GEMA und um ihre<br />

Mitglieder verdient gemacht. Dafür kennt die<br />

GEMA als höchste Auszeichnung die „Richard-<br />

Strauss-Medaille“. Vielen herzlichen Dank im<br />

Namen aller Mitglieder der GEMA!<br />

35


offenes ohr<br />

Er schuf Unterhaltung für<br />

viele Generationen von<br />

Kindern: Egon L. Frauenberger<br />

schrieb und produzierte<br />

auch die Hörspiele zu den<br />

Kinderbuchklassikern „Die<br />

kleine Hexe“ und „Der<br />

Räuber Hotzenplotz“ sowie<br />

„Das kleine Gespenst“ und<br />

„Urmel aus dem Eis“.<br />

eIn WaHrHaFtIger<br />

tauSendSaSSa<br />

TExT: FRANK DOSTAL<br />

E in kluger Mann hat mal gesagt: „Die Philo- wissen<br />

sophen haben die Welt nur verschieden interpretiert;<br />

es kommt darauf an, sie zu verändern.“ Egon<br />

L. Frauenberger hat sich und seine Welt sein Leben<br />

lang verändert.<br />

Ein entscheidendes Erlebnis widerfuhr ihm,<br />

als er gerade erst zwölf Jahre alt war. 14 Freunde<br />

und er waren auf dem Weg zum Schwimmen, als<br />

plötzlich ein Fliegerangriff über sie hereinbrach.<br />

Das Haus, in dem sie Schutz suchten, wurde von<br />

einer Bombe getroffen. Alle seine 14 Kumpels wurden<br />

erschlagen. Erst nach elf Stunden befreite<br />

man ihn als Einzigen lebend aus den Trümmern.<br />

Ich nehme an, spätestens dann weiß man, welch<br />

Geschenk das Leben ist.<br />

Als die Grauen des Dritten Reichs und seines<br />

Krieges vorüber waren, durchlebte Egon L. Frauenberger<br />

seine Pubertät, und ungeschützt traf ihn<br />

etwas direkt auf seinen Solar-Plexus: die Jazz-<br />

Musik. Mit ihrem ganzen Zauber beseelte ihn die<br />

Musik derer, die die einen als Befreier und andere<br />

als Eroberer ansahen. Diese „Dschungel“-Musik<br />

lehrte ihn am eigenen Leibe die magische Wirkung,<br />

die Kunst, insbesondere Musik, auf Menschen<br />

haben kann. Jazz wurde und blieb eine<br />

entscheidende Komponente im Treibstoff-Mix<br />

seines Lebens. Seine „größten Hits“ wurden seine<br />

zahllosen Erfolge in den Bereichen Kinderhörspiel<br />

und volkstümliche Musik. Was alles er aber sonst<br />

noch in seinen vielen Berufen, Haupt- und Nebentätigkeiten<br />

anderes und erfolgreich anders gemacht<br />

und getan hat, passt normalerweise nicht<br />

in ein Menschenleben.<br />

Aber Egon L. Frauenberger war dabei kein<br />

Hans Dampf, sondern ein wahrhaftiger Tausendsassa,<br />

der seine vielfältigen Talente, seine Neugier<br />

und Fantasie zusammen mit herzlichem Lebens-<br />

egon l. FrAuenberger<br />

14.11.1931 - 17.11.2009<br />

in seiner trAuerAnzeige schrieb<br />

der deutsche textdichter-verbAnd:<br />

egon louis FrAuenberger<br />

schAtzmeister<br />

Freund<br />

boxer<br />

einer von uns<br />

Für uns<br />

er wird immer bei uns sein<br />

nicht nur dem eigenen Vorteil, sondern mit<br />

all der ihm eigenen Energie auch dem Wohlergehen<br />

seiner Berufsgenossen zugutekommen ließ.<br />

So hat er sein Leben stets mittendrin, mit und für<br />

andere gelebt.<br />

Ein loyaler Freund, ein Nahkämpfer und Steher<br />

ist aus dem Ring gegangen.<br />

„Der Räuber Hotzenplotz“ war weltweit das erste<br />

Hörspiel, das eine Goldene Schallplatte erhielt.<br />

Insgesamt erreichten 50 Produktionen von Egon L.<br />

Frauenberger Gold-Status, viermal gab es Platin.<br />

36 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

MIt So VIel leBenSFreude<br />

TExT: FRANK DOSTAL<br />

Die GEMA hat im Dezember 2009 einen Mann<br />

verloren, der eigentlich schon immer da war. Sehr<br />

wenige Mitglieder und Mitarbeiter werden sich an<br />

eine Zeit vor Hans Hee erinnern können. Viele Jahre<br />

war er das Gesicht, die Stimme der Textdichter<br />

in der GEMA. Er war für sie Mitglied im Aufsichtsrat,<br />

ihr Sprecher, stellvertretender Vorsitzender<br />

des Aufsichtsrats und Präsident des Deutschen<br />

Textdichter-Verbandes.<br />

Die Textdichter (und nicht nur sie) wussten,<br />

buchstäblich zu jeder Tages- und Nachtzeit konnte<br />

man sich an ihn wenden, wenn der berufliche<br />

oder private Schuh drückte. Es war nicht nur sein<br />

enormes Wissen über unsere Regularien, aus dem<br />

er jederzeit schöpfen konnte. Vor allem war es<br />

auch seine Fähigkeit, anderen zuzuhören, die ihn<br />

auszeichnete. Sein mit großem Herzen Für-andere-da-Sein<br />

machte ihn zu „unserem Hans“. Er hat<br />

zwar oft gewusst, was die Leute hören wollen – darum<br />

war er ein so erfolgreicher Textdichter. Aber<br />

nach dem Munde geredet hat er ihnen nie.<br />

Er war jedoch auch kein immer-netter Alles-<br />

Versteher und Allen-Helfer. Zuallererst war er ein<br />

Naturereignis: ein Mann wie ein Baum. So sportlich,<br />

wie er sein ganzes Leben lang war, wäre mancher<br />

gern eine Woche lang. Wenn er den Raum<br />

betrat, hat man das gemerkt. Wenn er einen Standpunkt<br />

hatte, hat man ihn gehört. Eine Wonne, zu<br />

erleben, wie er auf wildfremde Menschen zuging<br />

und innerhalb von Sekunden in anregenden<br />

Gesprächen sprudelte.<br />

Aus dem zweiten Weltkrieg heimgekehrt,<br />

verschlug es den jungen Schwaben nach Bremen<br />

hAns hee<br />

30.01.1924 - 10.12.2009<br />

und er wurde Polizist. Bald schon war er zuständig<br />

für die Verkehrserziehung der Bremer Schulkinder.<br />

Nach Dienstschluss schrieb er Liedertexte für die<br />

neuen Schlager-Solisten und -Gruppen und fürs<br />

Kabarett sowie ganze Sendungen für die neu entstandenen<br />

freien Radio-Sender mit ihren neuen<br />

Moderatoren-Stars.<br />

Schon in den 60er-Jahren konnte man seinen<br />

Liedern nicht entkommen, wenn man in Deutschland<br />

das Radio oder eine Music Box einschaltete.<br />

Einige von ihnen wurden und blieben derartig bekannt,<br />

dass mancher sie für „freie“ Volkslieder hält.<br />

Hans Hees besonderes Interesse galt auch Büchern<br />

über Geschichte und Geschichten aus aller Welt<br />

und dem Reisen in seinem Wohnmobil, in dem so<br />

manche Ausschuss- oder Aufsichtsrats-Sitzung auf<br />

dem GEMA-Parkplatz ausführlich bis zum Morgengrauen<br />

weiter erörtert wurde. Stundenlang konnte<br />

man mit ihm immer wieder die Wunder der Sympathie,<br />

Freundschaft und Liebe ergründeln. Oder,<br />

dass wir unseren Kindern nie genug oder gar zuviel<br />

Liebe geben können. Da passierte es schon mal,<br />

dass dieser Gedanke ein paar Tränen in den Augen<br />

löste.<br />

Der Name Hans ist die Kurzform von<br />

Johannes, der latinisierten Form des hebräischen<br />

Namens Jochanan, was angeblich soviel heißt wie<br />

„Gott ist gnädig“. Es war wohl eine Gnade, dass<br />

Hans Hee mit so viel Talent ausgestattet war, mit<br />

soviel Kraft, Beharrlichkeit und Erfolg, mit so viel<br />

Lebensfreude und Mitgefühl.<br />

Übrigens: Das letzte Wort, das Hans Hee<br />

sagte, bevor er entschlief, war „Ja“.<br />

„Sierra Madre<br />

del Sur“: Mit<br />

diesem Hit ist<br />

Hans Hee bis<br />

heute in den<br />

Top 10 der<br />

GEMA-Charts<br />

vertreten.<br />

ein gruss<br />

der celler<br />

schule<br />

1995 trat Hans Hee<br />

im Namen der<br />

GEMA-Stiftung an<br />

uns heran mit der<br />

Idee, für den<br />

Textdichter-Nachwuchs<br />

in Deutschland<br />

Förder- und Ausbildungsangebote<br />

zu<br />

entwickeln. Dies war<br />

die Stunde Null der<br />

Celler Schule. Über all<br />

die Jahre ist uns Hans<br />

immer ein treuer Wegbegleiter<br />

geblieben,<br />

außerdem ein gern<br />

gesehener Besucher,<br />

streitbarer Diskussions<strong>partner</strong>,<br />

ver-<br />

lässlicher Ratgeber<br />

und väterlicher<br />

Freund. Wir vermissen<br />

Dich, Hans. Danke<br />

für alles, was Du für<br />

die Celler Schule und<br />

den Textdichter-<br />

Nachwuchs getan<br />

hast! Behalt ein<br />

Auge auf uns!<br />

Im Namen aller<br />

Absolventen<br />

Edith Jeske<br />

Tobias Reitz<br />

37


38<br />

<strong>VERANSTALTUNGEN</strong><br />

Deutscher Musikautorenpreis 2010<br />

vonBerlin<br />

prEiS<br />

Am tisch mit… – erleBen sie den deutschen musikAutorenpreis live!<br />

DEr<br />

grOSSE<br />

Am 22. April schAut die nAtionAle musikwelt erneut<br />

nAch Berlin: die GemA verGiBt 2010 zum zweiten mAl<br />

den deutschen musikAutorenpreis.<br />

TEXT: mp, bm<br />

FOTOS: ThoMAS RoSENThAL<br />

Der<br />

rote Teppich vor dem axica-Bau in Berlin<br />

ist natürlich noch nicht ausgerollt, aber hinter den<br />

Kulissen liegt er schon bereit. Noch gehen Bankangestellte<br />

und Besuchergruppen durch die großen<br />

Türen des architektonischen Meisterstücks am<br />

Pariser Platz. In ein paar Wochen werden sie sich<br />

nur für Nominierte, Laudatoren, Gäste und Pressevertreter<br />

öffnen. Und auch der gedämpfte Geräuschpegel<br />

unter der Glaskuppel des axica-Atriums<br />

ist spätestens dann Vergangenheit, wenn<br />

Moderator Dieter Moor die Bühne betritt. Dann ist<br />

im wahrsten Sinne Musik drin – bei der Verleihung<br />

des 2. Deutschen Musikautorenpreises in Berlin.<br />

Am 22. April 2010 ist es soweit: Nach der gelungenen<br />

Premiere 2009 feiert die Musikbranche erneut<br />

den von der GEMA initiierten Preis. An der<br />

erfolgreichen Philosophie wird nichts geändert:<br />

Wieder stehen unter dem Motto „Autoren ehren<br />

Autoren“ Komponisten und Textdichter für die herausragende<br />

Qualität ihrer Werke im Mittelpunkt,<br />

wieder entscheidet eine hochkarätig besetzte<br />

Fachjury über den Weg vom Nominierten zum<br />

Preisträger, wiederum überrascht so manch unerwarteter<br />

Laudator „seinen“ Preisträger mit einer<br />

ganz persönlichen Rede und auch in diesem Jahr<br />

sind Preisträger und Details des Abends bis zur<br />

Preisverleihung streng geheim.<br />

Genau diese Spannung machte im vergangenen<br />

Jahr den Charme der Veranstaltung aus:<br />

Etablierte und erfolgreiche Urheber saßen neben<br />

unbekannten Nachwuchskünstlern, Vertreter aus<br />

Musiksparten trafen aufeinander, deren Lebens-<br />

und Arbeitswelten sich sonst nie überschneiden.<br />

Und alle warteten nervös auf die Bekanntgabe der<br />

Preisträger, um diese danach gemeinsam zu feiern.<br />

Aber es gab noch mehr, was überzeugte: Dieter<br />

Moor begeisterte das Publikum mit seiner unterhaltsamen<br />

Moderation, die modern-fantasievolle<br />

Atmosphäre des axica-Baus bot den passenden<br />

Rahmen. Aus diesem Grund sind Moderator und<br />

Veranstaltungsort dieselben geblieben – so viel<br />

wird vorab verraten. Und es ist ebenfalls kein Geheimnis,<br />

dass der Deutsche Musikautorenpreis<br />

auch im zweiten Jahr unter der Schirmherrschaft<br />

von Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter<br />

der Bundesregierung für Kultur und Medien, steht.<br />

Er begleitete die Auszeichnung vom Gründungsrat<br />

an und verleiht ihr politisch Bedeutung.<br />

Auf den folgenden Seiten finden Sie alles<br />

Wissenswerte, was schon bekanntgegeben werden<br />

kann, bevor am 22. April 2010 wieder die Trophäen<br />

überreicht werden: virtuos interviewte Dieter<br />

Moor, erkundigte sich bei den Preisträgern des<br />

Deutschen Musikautorenpreises 2009, welchen<br />

Platz sie für ihren Preis gefunden haben und<br />

stellt die Jury-Mitglieder vor. Und mit ein bisschen<br />

Glück sind auch Sie dabei: bei der Verleihung<br />

dieses in Deutschland einzigartigen Preises, beim<br />

Deutschen Musikautorenpreis 2010.<br />

Insgesamt werden<br />

beim 2. Deutschen<br />

Musikautorenpreis<br />

zehn Auszeichnungen<br />

in den folgenden<br />

Kategorien vergeben:<br />

Lebenswerk<br />

Nachwuchsförderpreis<br />

(dotiert mit 10.000 Euro)<br />

Dance<br />

Experimentelle Musik<br />

Instrumentalmusik<br />

Jazz<br />

Komposition Rock/Pop<br />

Text Rock/Pop<br />

Text Schlager<br />

Erfolgreichstes Werk des<br />

Jahres (Ermittlung über<br />

Media Control)<br />

Die festliche Preisverleihung, Gäste aus der gesamten Musikbranche, die Freude der Preisträger – dies können Sie alles<br />

live erleben! Zum Preis von 90,00 Euro pro Karte können Sie bei der Verleihung des 2. Deutschen Musikautorenpreises dabei<br />

sein. Das Kontingent ist aus Platzgründen begrenzt. Alle notwendigen Informationen zum Kartenkauf finden Sie unter<br />

www.musikautorenpreis.de.<br />

virtuos und ein Bisschen Glück BrinGen sie zum<br />

deutschen musikAutorenpreis<br />

Seien Sie live dabei, wenn am 22. April 2010 in Berlin der<br />

Deutsche Musikautorenpreis verliehen wird – eine E-Mail<br />

oder eine Postkarte an die virtuos-Redaktion kann Ihre Tischkarte<br />

für den Festsaal sein.<br />

virtuos verlost zwei Einzelkarten für die Verleihung des<br />

2. Deutschen Musikautorenpreises!<br />

Schicken Sie bis zum 6. April 2010 eine E-Mail an<br />

virtuos@gema.de oder eine Postkarte an GEMA, Redaktion<br />

virtuos, Stichwort Musikautorenpreis, Rosenheimer Straße<br />

11, 81667 München. Erforderliche Angaben: Ihre Adresse und<br />

Ihre GEMA-Mitgliedsnummer.<br />

Teilnahmeberechtigt sind alle GEMA-Mitglieder. Die Gewinner<br />

werden nach der Auslosung informiert und erhalten<br />

jeweils eine Eintrittskarte (ohne Begleitung) zur Verleihung.<br />

Anreise und Übernachtung sind nicht im Gewinn enthalten.<br />

Viel Glück!<br />

38 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

39


Musik verbindet<br />

dieter moor moderiert erneut den deutschen musikAutorenpreis<br />

inTErviEw: ANGELA PIETZSCh<br />

FOTO: ThoMAS RoSENThAL<br />

Herr Moor, die GEMA schützt Kulturgut. Was<br />

bedeuten für Sie Kunst und Kultur?<br />

Das ist die Frage schlechthin. Ich habe sie mir<br />

irgendwann so beantwortet: Für mich ist Kultur<br />

alles, was nicht Natur ist. Die Natur ist unerreichbar<br />

– aber der Mensch möchte mithalten. Also<br />

schafft er Bilder, Plastiken. Der Mensch möchte<br />

also auch schöpfen. Das ist manchmal schon<br />

fast rührend.<br />

Beim Deutschen Musikautorenpreis geht<br />

es explizit um die Kunstform Musik. Wie stehen<br />

Sie als Schauspieler und Moderator zur Musik?<br />

Ich mag Musik sehr gerne und habe auch<br />

lange selbst Musik gemacht. Als junger Mensch<br />

habe ich Geige gespielt – und stand sogar fast vor<br />

dem Musikstudium. Ich war ein richtiger Instrumentenfetischist:<br />

Klavier, Ziehharmonika, Blockflöte,<br />

Saxofon. Dann habe ich mich allerdings für<br />

das Schauspielen entschieden. Doch bis heute hat<br />

Musik für mich etwas Unmittelbares: Jemand<br />

schreibt ein paar Noten auf und daraus ergeben<br />

sich Emotionen, eine Aussage. Das ist absolut<br />

faszinierend.<br />

War es also etwas Besonderes für Sie, im Mai<br />

2009 den ersten Deutschen Musikautorenpreis<br />

moderieren zu dürfen – und jetzt den zweiten?<br />

Wissen Sie, Musik verbindet Völker und<br />

Kulturen. Das hat man auch an der Stimmung im<br />

Saal gemerkt: Jeder hat den anderen ernst genommen.<br />

Die Ehrung von Peter Thomas für sein<br />

Lebenswerk war übrigens mein persönliches<br />

highlight: Dass er in seinem fortgeschrittenen<br />

Alter eine solch spontane Dankesrede hält, war<br />

ein echter Mutmacher. Das war klug und spritzig –<br />

Musik hält also jung und wach.<br />

Welche Resonanz haben Sie von Ihren<br />

Medienkollegen auf den ersten Deutschen<br />

Musikautorenpreis bekommen?<br />

Es gab ein gutes Feedback. Von der GEMA<br />

denkt man ja eher, da sitzen doch die Millimeterpapier-Typen.<br />

Aber bei diesem Preis hat man gemerkt,<br />

dass es nicht nur ums Abrechnen und um<br />

Rechte geht. Es ging um Musik und Kreativität –<br />

um einen Wert.<br />

Hat sich der Deutsche Musikautorenpreis<br />

im zweiten Jahr denn bereits in der deutschen<br />

Kulturszene etabliert?<br />

Dafür braucht es Zeit. Aber der Deutsche Musikautorenpreis<br />

wird auch in diesem Jahr ein<br />

Signal aussenden: Da widmet eine objektive<br />

Instanz den Kreativen ihre Aufmerksamkeit. Bis<br />

das wirklich beim großen Publikum ankommt,<br />

wird es dauern. Dafür ist die Szene zu überfrachtet,<br />

es gibt ja rund 200 Musikpreise in Deutschland.<br />

In den vergangenen Jahren war deutsche<br />

Musik so erfolgreich wie seit der Begeisterung<br />

für Schlager in den 70er Jahren nicht mehr ...<br />

Das Gesicht Der Kultur<br />

Jeden Sonntag ist er das Gesicht von „ttt – titel, thesen,<br />

temperamente“: Dieter Moor (51) moderiert das Kulturmagazin<br />

der ARD seit gut zwei Jahren. Der gebürtige<br />

Schweizer hat eine Schauspielausbildung und betreibt<br />

in der Nähe von Berlin einen Ökobauernhof.<br />

Es gibt ein neues Selbstbewusstsein. In den<br />

60er und 70er Jahren hat man sich sehr am angelsächsischen<br />

Raum orientiert. Bis auf die Schlager<br />

war deutsche Musik nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

nicht salonfähig. heute sind junge Musiker freier.<br />

Es ist wie bei einem Baukasten: Sie fragen sich,<br />

was gibt es, was kann ich machen. So wird die<br />

Musik sehr authentisch. Der Niedergang der<br />

großen Labels hat auch etwas Gutes: Es gibt keine<br />

Vorgaben mehr, man kann wieder origineller sein.<br />

Man stellt seine Musik ins Netz und schaut erst<br />

einmal, ob die Leute sie mögen. Noch in den 80er<br />

Jahren hieß es: friss oder stirb, es wurden<br />

Geschäfte mit der Prominenz gemacht.<br />

Ist eine Auszeichnung wie der Deutsche<br />

Musikautorenpreis denn nicht gerade jetzt<br />

besonders wichtig: in einer digitalen Welt, in<br />

der die Urheber eine immer unwichtigere Rolle<br />

spielen?<br />

Natürlich, denn er hält die Sensibilität wach.<br />

Wir leben in einer Zeit der zivilen Überproduk-<br />

tion: Früher musste man sich Komponisten oder<br />

Musiker holen, wenn man Musik hören wollte. Sie<br />

war wertvoll – heute ist sie jederzeit abspielbar.<br />

Wenn das Bewusstsein für die Urheber wieder<br />

steigt, wird auch der Wert der Musik wieder steigen.<br />

Auf was freuen Sie sich besonders am<br />

22. April?<br />

Ich freue mich auf den Abend. Darauf, dass<br />

ich ihn zum zweiten Mal moderieren darf – und<br />

darüber, dass es den Deutschen Musikautorenpreis<br />

überhaupt zum zweiten Mal gibt.<br />

Was wurde<br />

eigentlich aus ...?<br />

virtuos frAGte sich: wo stehen wohl die<br />

preise Aus dem jAhr 2009?<br />

prof.<br />

mAnfred<br />

trojAhn<br />

Natürlich habe ich lange überlegt, an welcher Stelle meiner<br />

völlig durchgestylten Wohnung dieses gelungene objekt einen<br />

Platz finden könnte. Zunächst schien es in der Nähe der doch<br />

immer einbruchsgefährdeten Eingangstür den richtigen Platz zu<br />

geben, um das teure Stück gegebenenfalls als Schlagwaffe gegen ungebetenen Besuch<br />

nutzen zu können. Dann fiel die Entscheidung aber doch auf meine Trophäenvitrine,<br />

neben die Urkunde der Bundesjugendspiele 1962, die Anstecker von Micky Maus,<br />

hudora Schlittschuh und Rotary Club und die Auszeichnung für 30 Jahre rücksichtsvolles<br />

Autofahren. Dort steht er jetzt, der teure Preis, und mancher fragt sich, ob<br />

ich ihn nicht doch bei eBay ersteigert habe, denn mein Name findet sich ja nicht auf<br />

dem guten Stück. Zu Weihnachten wurde das objekt aber seiner endlichen Nutzung<br />

zugeführt: Am heiligabend habe ich mit dem zarten Glöckchen zur Bescherung<br />

geklingelt ... Prof. Manfred Trojahn, Preisträger in der Kategorie Komposition Sinfonik<br />

SmUdo<br />

Der Preis steht in meinem Büro auf dem<br />

Schreibtisch, an dem ich aktuell sitze und meine<br />

Beiträge zum im Frühjahr erscheinenden<br />

Fanta-4-Album erarbeite. Ich bin stolz auf den<br />

Autorenpreis, denn ja, ein Autor, das bin ich.<br />

Smudo, Preisträger in der Kategorie<br />

Text Hip-Hop<br />

Peter<br />

Der Preis steht: mit dem Blick auf den<br />

Lago di Lugano, jeden Morgen tipp’<br />

ich ihn an …, er „s(ch)wingt“ mich<br />

in den Tag … – ich fühl mich sehr<br />

geehrt ob dieser Wertschätzung. Liebe<br />

GEMA: mille-fois merci.<br />

Peter Thomas, Preisträger in der<br />

Kategorie Lebenswerk<br />

thomas<br />

Niels Frevert<br />

„Ich bin abergläubisch ... sprich nicht laut<br />

über das Glück von gestern.“<br />

Niels Frevert, Preisträger in der Kategorie<br />

Komposition Independent<br />

martin<br />

Böttcher<br />

Über den Preis habe ich<br />

mich riesig gefreut. Er steht bei<br />

mir im Studio auf dem Flügel zur<br />

Inspiration.<br />

Martin Böttcher, Preisträger<br />

in der Kategorie Filmmusik<br />

Detlev Glanert<br />

Der Preis steht in meiner Bibliothek zwischen den Büchern, „Abteilung‚ Belletristik/<br />

Theater“. Detlev Glanert, Preisträger in der Kategorie Komposition Musiktheater<br />

Annette<br />

humpe<br />

Die Trophäe steht in einer Preis-Sammelecke<br />

im Regal, in allerbester Gesellschaft.<br />

Ich habe mich natürlich sehr gefreut, nach 30<br />

Jahren Songwriting einen Musikautorenpreis<br />

zu gewinnen, aber mir fallen sofort viele<br />

Kollegen ein, die ihn auch verdient haben.<br />

Annette Humpe, Preisträgerin in der<br />

Kategorie Erfolgreichstes Werk<br />

JUdiTh<br />

hoLofERNES<br />

Mein Preis stand, wie angekündigt, am<br />

Anfang tatsächlich im Kinderzimmer, weil er<br />

so schön wippt und klingelt. Leider musste ich<br />

herausfinden, dass er trotz seines robusten Äußeren<br />

der Zuneigung eines Dreijährigen nicht<br />

standhalten kann. Jetzt steht er mit einer<br />

charmanten Macke im Arbeitszimmer.<br />

Judith Holofernes, Preisträgerin<br />

in der Kategorie Text Rock/Pop<br />

Kai-Uwe<br />

KolKhorst<br />

Der GEMA-Preis wirkte für<br />

mich sehr lebensrettend! Bis vor<br />

ein paar Wochen stand er noch in<br />

Lüneburg in meinem Badezimmer,<br />

damit ich ihn jeden Morgen<br />

sehen konnte. Nun ist er in Cottbus<br />

gelandet, auf dem gemeinsamen<br />

Küchenschrank von meiner<br />

Freundin und mir – denn ich<br />

konnte endlich zu ihr ziehen!<br />

(Leider ist auch in der Zeit meine<br />

Mutter gestorben.)<br />

Das Geld dient sowohl als<br />

Rücklage als auch zum Anschub<br />

meiner neuen Arbeits- und<br />

Wohnsituation. Es verschafft mir<br />

die Unabhängigkeit, mal ein paar<br />

Auftritte weniger zu spielen und<br />

mich um die neue Platte zu kümmern!<br />

Erfreulicherweise haben<br />

sich durch diesen Preis auch ein<br />

paar alte Bekannte (darunter<br />

mittlerweile renommierte Produzenten<br />

und Künstler) bei mir gemeldet,<br />

um an der nächsten Platte<br />

mitzuwirken. Was daraus dann<br />

wird, sollte auf jeden Fall auch<br />

mit zu den Nachwirkungen dieses<br />

Preises zählen. Neues Spiel, neues<br />

Glück – so lässt es sich für mich<br />

zusammenfassen.<br />

10.000-mal bedanken möchte<br />

ich mich nochmals dafür. Meine<br />

Mutter ersetzt der Preis nicht,<br />

aber wenigstens konnte sie zu ihrem<br />

Finale noch mal mächtig<br />

stolz auf ihren Sohn sein!<br />

Kai-Uwe Kolkhorst, Preisträger<br />

in der Kategorie Nachwuchs<br />

40 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

41


Die Jury des Deutschen<br />

Musikautorenpreises 2010<br />

FOTOS: FRANK RöThEL<br />

thorsten brötzMann, KoMponist, proDuzent<br />

Der 48-Jährige saß bereits 2009 in der Jury: Thorsten Brötzmann weiß<br />

einfach, wie das Musikgeschäft funktioniert. Schließlich hat er als Produzent<br />

und Komponist bereits mehr als 60 Titel in den deutschen Single-Charts<br />

platziert. Die No Angels, Christina Stürmer, Ace of Base, Jeanette und viele<br />

mehr vertrauen auf das Gespür von Thorsten Brötzmann, der seit 1985 als<br />

Profi im Musikgeschäft arbeitet. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet:<br />

zum Beispiel mit mehr als 50 platinfarbenen und Goldenen Schallplatten<br />

sowie vier ECHO-Nominierungen.<br />

Moritz eGGert, KoMponist, MusiKer<br />

luKas hilbert, textDichter, KoMponist, proDuzent, MusiKer<br />

Er ist Fan des FC Bayern München und der Deutschen Nationalmannschaft – und kann Hobby und<br />

Beruf(ung) verbinden: Moritz Eggert komponierte zur Eröffnungsfeier der Fußball-WM 2006 die<br />

Musik. Wenn es nicht gerade um Fußball geht, konzentriert sich Moritz Eggert bei seiner Arbeit auf<br />

Orchester- und Kammermusik sowie auf das Musiktheater. Das Ergebnis: zehn abendfüllende Opern<br />

sowie weitere Werke für Tanztheater und Ballett. Grund genug, Moritz Eggert bereits zum zweiten<br />

Mal in die Jury des Deutschen Musikautorenpreises zu berufen.<br />

Los ging alles mit Udo Lindenberg: Der Ausnahmerocker holte Lukas Hilbert und seinen Bruder<br />

in sein Panikorchester. Ein Jahr später fungierte Hilbert als Lindenbergs Texter und Produzent.<br />

Seitdem zeichnet Lukas Hilbert verantwortlich für die Texte zahlreicher Hits – zuletzt für Nenas<br />

„Wir sind wahr“. Außerdem arbeitete der 37-Jährige unter anderem für Annette Humpe, Die<br />

Prinzen und Dieter Thomas Kuhn. Lukas Hilbert war auch bei der Premiere des Deutschen<br />

Musikautorenpreises Mitglied der Jury.<br />

proF. ManFreD troJahn, KoMponist<br />

ruDolF MÜssiG, textDichter, KoMponist, proDuzent<br />

Vom Preisträger zum Jury-Mitglied: Bei der ersten Verleihung des Deutschen Musikautorenpreises<br />

wurde Prof. Manfred Trojahn in der Kategorie Sinfonik ausgezeichnet. Nun hat er als Juror selbst die<br />

Qual der Wahl. Qualifiziert ist er dafür allemal: Trojahn zählt zu den profilierten Persönlichkeiten<br />

im deutschen Musikleben der Gegenwart. Der 1949 in Cremlingen bei Braunschweig geborene<br />

Komponist und Dirigent studierte Orchestermusik in Braunschweig und Komposition bei Diether<br />

de la Motte in Hamburg; für sein Schaffen wurde er mehrfach mit Stipendien und Preisen<br />

ausgezeichnet. Er ist Professor für Komposition an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf<br />

und u.a. Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste und stellvertretender Direktor der<br />

Abteilung Musik der Akademie der Künste in Berlin. 2004 bis 2006 war er Präsident des<br />

Deutschen Komponistenverbandes.<br />

Der Musikprofi begann seine Karriere in der A&R-Abteilung der damaligen Teldec, wo er u.a. mit Peter<br />

Maffay an dessen damaligem Nr. 1-Album „Steppenwolf“ arbeitete. Seit 1983 ist Rudolf Müssig als freier<br />

Autor erfolgreich. Er schrieb Chansontexte für Salvatore Adamo, englische Texte für Frank Duval,<br />

zusammen mit Rolf Zuckowski den Titelsong für die Fernsehserie „Neues vom Süderhof“, komponierte<br />

und textete für zahlreiche Interpreten wie Peter Maffay, Roland Kaiser, Karel Gott, Peggy March, Tom<br />

Astor, Truck Stop, Brunner & Brunner, Semino Rossi, Claudia Jung, Yvonne Catterfeld und Barbara<br />

Schöneberger. Außerdem war Rudolf Müssig 17 Jahre lang als Songschreiber und Produzent für die<br />

großen Erfolge der Schürzenjäger verantwortlich. Aktuell hat er die Alben von Roger Whittaker und<br />

Wencke Myhre geschrieben und produziert.<br />

42 virtuos Ausgabe März 2010<br />

Ist der Deutsche Musikautorenpreis für den Jazz be-<br />

sonders wichtig?<br />

Ja, denn Jazz ist eine der kreativsten und lebendigsten<br />

Musikformen unserer Zeit, die genauso viel Aufmerksamkeit<br />

und Förderung verdienen würde wie etwa klassische Musik.<br />

Der Jazz hat es aber generell bei uns viel schwerer, es gibt keine<br />

so starke Lobby und strukturelle Förderung wie in der Klassik.<br />

Insofern ist es toll, dass eine Institution wie die GEMA diesen<br />

Preis auch für den Jazz auslobt.<br />

Aber es gibt doch kommerziell sehr erfolgreiche Jazz-<br />

Musiker, zum Beispiel Till Brönner …<br />

Das Besondere am Jazz ist, dass er ein Riesenspektrum abdeckt.<br />

Till Brönner macht populär-verständliche Musik, die<br />

dennoch sehr hochwertig ist. Dann gibt es Musiker, die gar<br />

nicht auf den Kommerz schauen. Deren Musik ähnelt der zeitgenössischen<br />

Klassik: Sie ist komplex, das ist keine Berieselung,<br />

die man nebenbei hört. Man muss sich hinsetzen, sich bewusst<br />

Zeit nehmen. Für diesen Aufwand werden die Zuhörer aber<br />

auch durch äußerst anregenden Kunstgenuss entlohnt, der<br />

einem sonst entgehen würde!<br />

alexanDer zucKoWsKi, KoMponist, MusiKer<br />

Der Sohn von Rolf Zuckowski hatte nach eigener Einschätzung keine andere Chance, als Begeisterung<br />

für die Musik seines Vaters zu empfinden – bereits mit fünf Jahren fand er sich in einem Tonstudio<br />

mit Mikrofon in der Hand wieder, von da an ließ ihn die Musik nicht mehr los. Nach dem Abschluss<br />

seines Biologie-Studiums schrieb (und schreibt) er unter anderem Lieder für Sasha, Udo Lindenberg<br />

und Patrick Nuo. Aktuell spielt „Ali“ Zuckowski (geboren 1974 in Hamburg) zudem in der Band von<br />

Sasha Gitarre und schrieb zusammen mit Robin Grubert und Sasha einen Großteil der Songs des<br />

Album „Good News on a Bad Day“.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

<strong>VERANSTALTUNGEN</strong><br />

Deutscher Musikautorenpreis 2010<br />

henninG sieverts, KoMponist, MusiKer<br />

„Bass, Cello, Komposition“ – so fasst Henning Sieverts (geboren 1966 in Berlin) sein Schaffen<br />

zusammen. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Cello und gewann mit 17 Jahren erstmals bei<br />

„Schüler komponieren“. Sein Studium der Journalistik dient ihm mittlerweile bei den Moderationen<br />

von Jazzsendungen im Bayerischen Rundfunk, sein Hauptaugenmerk gilt aber als Musiker<br />

und Komponist dem Jazz: 85 CD-Produktionen belegen dies ebenso wie Konzertreisen rund<br />

um den Globus.<br />

ein preis zur rechten zeit<br />

zum ersten mAl wird Beim deutschen musikAutorenpreis in diesem<br />

jAhr ein preis in der kAteGorie jAzz verliehen. henninG sieverts, selBst<br />

jAzz-musiker und -komponist, vertrAt diese kAteGorie in der jury.<br />

Bekannte Jazzinterpreten gibt es viele. Was bedeutet es<br />

in der Szene, dass die GEMA die Urheber ehrt?<br />

Das ist besonders wichtig, denn viele Leute denken, dass<br />

wir Jazzer vor allem Standards nachspielen. Aber es gibt eine<br />

Vielzahl an interessanten Jazzkomponisten in Deutschland, die<br />

in großer stilistischer Vielfalt hochklassige Werke schaffen. Ich<br />

moderiere ja beim Bayerischen Rundfunk Jazzsendungen und<br />

habe angesichts des riesigen outputs an neuen, hochklassigen<br />

CDs stets die Qual der Wahl: Was kann ich vorstellen, was muss<br />

ich weglassen?<br />

Wird der Deutsche Musikautorenpreis in der Kategorie<br />

Jazz Ihrer Musikrichtung einen kleinen Auftrieb verschaffen?<br />

Das Klischee, Jazzer dudeln nur so rum, ist weit verbreitet.<br />

Deswegen ist es gut, dass der Jazz beim Deutschen Musikautorenpreis<br />

gut repräsentiert wird. Wissen Sie, der Jazz sollte genauso<br />

gefördert werden wie oper oder Kammermusik. Die<br />

Richtung stimmt im Moment: eine überparteiliche Initiative im<br />

Bundestag setzt sich für Jazzclubs ein, die Messe „jazzahead!“<br />

hat sich als wichtiger Treffpunkt etabliert und im Mai verleiht<br />

die Musikindustrie erstmals eigene „Echo Jazz“-Awards – in 13<br />

Kategorien! Da ist der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA<br />

doch in bester Gesellschaft und kommt genau zur rechten Zeit!<br />

43


am stand von Cannes<br />

Besser lassen sich politiK unD savoir-vivre nicht verBinDen:<br />

Die miDem in cannes war auch in Diesem Jahr treffpunKt Der musiKBranche.<br />

ehrensache für Die Gema, traDitionsGemäss vor ort zu sein.<br />

TEXT: mp<br />

FoTos: REED MIDEM, DENISE DEMARZIANI<br />

A<br />

lle Jahre wieder … beginnt das Musikbranchen-Jahr<br />

mit der MIDEM in Cannes. Und genauso<br />

traditionell ist der Eröffnungstag von der<br />

GEMA geprägt, selbstredend in den Hallen der bedeutenden<br />

Musikmesse aber auch da, wo jeder gerne<br />

seine Zeit verbringt: am Strand von Cannes.<br />

Entsprechend begehrt sind natürlich auch die<br />

Einladungen zum Lunch an der Croisette.<br />

Deutscher<br />

GemeinschaftsstanD<br />

Getreu der Philosophie eines Gemeinschaftsstandes<br />

begrüßten Dagmar Sikorski (DMV-Präsidentin)<br />

und Dr. Harald Heker (GEMA-Vorstandsvorsitzender)<br />

zunächst auf der Messe gemeinsam die<br />

(inter)nationalen Gäste.<br />

Gleich drei Vertreter der Bundesregierung,<br />

Staatsminister Bernd Neumann und die Parlamentarischen<br />

Staatssekretäre Steffen Kampeter und<br />

Hans-Joachim Otto, waren ebenfalls bei der Eröffnung<br />

mit dabei. Themen der Eröffnung: die Pläne<br />

der Bundesregierung zum Schutz des Urheberrechts<br />

und die Harmonisierung des Wahrnehmungsrechts<br />

in Europa.<br />

gute gesPrÄCHe Guido Evers (GVL), Maren Ruhfus (GEMA),<br />

Hans-Joachim Otto mit Dr. Harald Heker<br />

44<br />

standeröffnung (v.l.) Cornelia Much (Midem), Prof. Dieter Gorny<br />

(BVMI), Hans-Joachim Otto (FDP), Steffen Kampeter (CDU), Dagmar Sikorski<br />

(DMV), Dr. Harald Heker (GEMA) und Paul Zilk (Midem)<br />

Gema-lunch am<br />

stranD von cannes<br />

Immer noch politisch, dabei aber auch genussvoll<br />

ging es beim GEMA-Lunch am Strand von<br />

Cannes weiter – zum dritten Mal im Restaurant<br />

„Plage Ondine“, leider bei strömendem Regen. Dennoch<br />

der richtige Rahmen, um in ungezwungener<br />

Atmosphäre die Gäste über die Belange der GEMA<br />

zu informieren.<br />

Dr. Harald Heker nutzte die Gelegenheit für<br />

die offizielle Vorstellung der Harmonisierungs-<br />

Kooperation: „Gemeinsam mit sieben unserer<br />

Schwestergesellschaften fordern wir eine einheitliche<br />

EU-Richtlinie, die insbesondere den kleineren<br />

Verwertungsgesellschaften die Rechtssicherheit<br />

gibt, die für den Erhalt der kulturellen Vielfalt in<br />

Europa dringend benötigt wird. Die MIDEM in<br />

Cannes bietet den optimalen Rahmen, das Ziel<br />

unserer Kooperation international zu positionieren.“<br />

(siehe Artikel S. 22)<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

Vom faCH Rudy Holzhauer (Progressive<br />

Musikverlag) und Debbie Stones (PRS For Music)<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

Veranstaltungen<br />

MIDEM 2010<br />

geselliger<br />

austausCH<br />

Linkes Foto: (v.l.) Jörg<br />

Evers, GEMA-Aufsichtsratsvorsitzender,<br />

und<br />

Bettina Müller (GEMA)<br />

Mitte:<br />

Siegfried Loch (ACT<br />

Music & Vision) mit<br />

Ehefrau Sissy beim<br />

Lunch im Plage Ondine<br />

MIDEM NEWS<br />

DDEX: einheitlicher<br />

Standard für Online-<br />

Musikvertriebe<br />

Im Umfeld der MIDEM<br />

gaben GEMA, CELAS<br />

GmbH, PAECOL GmbH,<br />

PRS for Music (Großbritannien)<br />

und SACEM<br />

(Frankreich) eine<br />

zukunftsweisende<br />

Übereinkunft bekannt:<br />

Mit dem DDEX<br />

Übermittlungs-<br />

Standard kann jeder<br />

Online-Musikvertrieb<br />

mit der gleichen<br />

Technologie seine<br />

Verkaufszahlen für<br />

die Lizenzabrechnungen<br />

an die teilnehmenden<br />

Musikrechte-Organisationen<br />

melden. Das<br />

vereinfacht den<br />

Meldeprozess und<br />

spart Kosten.<br />

Digital Data Exchange<br />

(DDEX) wurde 2006 von<br />

Majorlabels, Online-<br />

Musikvertrieben und<br />

Musikrechte-Gesellschaften<br />

gegründet.<br />

Die Mitgliedschaft<br />

bei DDEX steht jeder<br />

Organisation und Firma<br />

offen, deren geschäftlicher<br />

Schwerpunkt im<br />

Bereich der digitalen<br />

Medien liegt.<br />

www.ddex.net<br />

45<br />

staatsminister<br />

BernD neumann,<br />

BeauftraGter Der BunDesreGierunG<br />

für Kultur unD<br />

meDien, im interview<br />

Bernd<br />

Neumann:<br />

Schutz des<br />

geistigen<br />

Eigentums als<br />

größte kulturpolitische<br />

Herausforderung<br />

Die GEMA fordert eine einheitliche europäische<br />

Richtlinie im Rahmen der Harmonisierung<br />

des Urheberrechts-Wahrnehmungsgesetzes. Was<br />

tut die Bundesregierung in dieser Beziehung?<br />

Der Koalitionsvertrag sagt dazu schon alles –<br />

den betreffenden Text habe ich selbst dort einfügen<br />

lassen: „Wir benötigen einen einheitlichen europäischen<br />

Rechtsrahmen für die Verwertungsgesellschaften.“<br />

Es ist also unverzichtbar, dass wir in Europa<br />

zu mehr Vergleichbarkeit kommen, dass soziale<br />

und kulturelle Aktivitäten, die über den eigentlichen<br />

Auftrag der Verwertung der Lizenzen hinaus gehen,<br />

auch weiterhin möglich bleiben. Als Bundesregierung<br />

werden wir versuchen, dies zielführend umzusetzen,<br />

so schwer es auch sein mag.<br />

Planen Sie während dieser Legislaturperiode<br />

Arbeitsgruppen oder runde Tische, die unter Ihrer<br />

Leitung stehen werden?<br />

Der Schutz des geistigen Eigentums durch<br />

das Urheberrecht im digitalen Zeitalter ist für mich<br />

ohnehin eine der größten kulturpolitischen Herausforderungen<br />

und kann auch nicht nur alleine von<br />

Deutschland bewältigt werden. Hierzu wird es eine<br />

Reihe von Gesprächsrunden geben: Justiz- und<br />

Wirtschaftsministerium werden sicherlich einige<br />

durchführen. Auch in meinem Haus haben wir entsprechende<br />

Absichten, wir wollen die kulturelle<br />

Dimension besonders beleuchten.<br />

Was wünschen und raten Sie der GEMA für das<br />

Jahr 2010?<br />

Die Gema möge selbstbewusst sein, denn ihr<br />

Auftrag ist unverzichtbar und ihre Existenz ist, zumindest<br />

von vernünftigen Leuten, unbestritten. Sie<br />

möge sich konstruktiv auf Kritik einlassen und das,<br />

was zu verändern ist, verändern. Aber es gibt keinen<br />

Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, da die<br />

GEMA eine der größten Verwertungsgesellschaften<br />

in Europa ist und dies zu Optimismus Anlass gibt.<br />

45


mit 60 tollen<br />

Jahren …<br />

Gema unterstützt JuGenDwettBewerB<br />

„herzlichen<br />

GlücKwunsch DeutschlanD“<br />

TEXT: mp<br />

FoTo: BMI, HANS-JOACHIM M. RICKEL<br />

D<br />

Veranstaltungen<br />

60 Jahre Bundesrepublik Deutschland, Observer<br />

ieser Geburtstag ist ein Ständchen wert: 60<br />

Jahre Bundesrepublik Deutschland! Die GEMA war<br />

bei der Suche nach der musikalischen Gratulation<br />

natürlich mit dabei: Als Jury-Partner beim bundesweit<br />

größten Jugendwettbewerb „Zeigt uns Euer<br />

Deutschland: gestern – heute – morgen“ im Jubiläumsjahr.<br />

„Wir reißen Mauern ab“ lautet der Siegertitel<br />

von Christina Schorner, Anja Viehhauser und<br />

Felix Merl aus der Jahrgangsstufe 12 der Berufsoberschule<br />

Schwandorf. Ihr Preis: ein Tag im Tonstudio.<br />

So sieht Nachwuchsförderung zum runden Geburtstag<br />

der Bundesrepublik aus!<br />

V.l.n.r. Innenminister Thomas de Maizière, Christina Schorner und Anja Viehhauser (Gewinner),<br />

Moderatorin Palina Rojinski, Felix Merl (Gewinner), Joachim Harbich (Direktor Marketing, GEMA)<br />

VorMErkEN:<br />

GEMA-Mitglieder-<br />

versammlung,<br />

28. - 30. Juni 2010<br />

in Berlin<br />

Das Modell Zukunft<br />

„eu oBserver“: Gema DisKutiert auf internationaler eBene<br />

TEXT: mp<br />

FoTo: ERIK LUNTANG-JENSEN<br />

D<br />

rei Diskussionsrunden, 15 Teilnehmer, 170 engagierte<br />

Zuhörer – das sind die blanken Zahlen der<br />

„EU Observer“-Konferenz, die im Dezember 2009<br />

Experten und Medienvertreter nach Brüssel lockte.<br />

Thema: „Online Contents and Creative Rights“. Für<br />

die GEMA war Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Evers<br />

bei einer der Diskussionsrunden mit dabei. Als einziger<br />

Vertreter einer europäischen Verwertungsgesellschaft<br />

platzierte er bei der Expertentagung die<br />

Belange und Forderungen der GEMA für die digitale<br />

Zukunft. Mit Jörg Evers diskutierten unter dem<br />

Motto „Get paid, when you get played“ mit Mary<br />

Honeyball (Großbritannien), Cecilia Wilkström<br />

(Schweden) und Jean-Eric de Cockborne (Frankreich)<br />

hochrangige EU-Parlamentarier mögliche<br />

Zukunftsmodelle – und die Verantwortlichkeiten<br />

von Politik und Verwertungsgesellschaften. Unterstützung<br />

erhielt Jörg Evers aus dem Plenum: Von<br />

dort aus betonte Aufsichtsratsmitglied Frank Dostal<br />

die Bedeutung des kulturellen Schaffens der Urheber<br />

in einer digitalen und für eine digitale Welt.<br />

„get Paid, wHen you<br />

get Played“:<br />

GEMA-Aufsichtsratvor-<br />

sitzender Jörg Evers bei<br />

der Diskussion über Zukunftsmodelle<br />

des Urheberschutzes<br />

auf digitaler Ebene<br />

46 virtuos Ausgabe März 2010<br />

„Train“-ing<br />

for kids.<br />

Ein Gespür für die Wärme des Holzes, für Farben und Formen und für die kleinen<br />

Dinge, die uns spielerisch fördern und begreifen lassen. Das zeichnet die Spielideen<br />

von Eichhorn aus.<br />

www.eichhorn-toys.de<br />

anzeiGe


TEXT: BIRGIT MIRIAM HERING<br />

FoTos: HARALD HOFFMAN, EMI/GEORG ROSKE, CHRISTOPHER DIERKS, NILS RODEKAMP<br />

D<br />

ie Philosophie des Web 2.0 bietet<br />

die idealen Voraussetzungen für Musikurheber,<br />

sich Social Media zu bedienen.<br />

Der Begriff Web 2.0 geht auf den US-Publizisten<br />

Tim O’Reilly zurück, der im Jahr<br />

2003 ein neues Internetphänomen beschrieb:<br />

Der Internetnutzer ist heute<br />

nicht mehr nur Konsument, sondern generiert<br />

selbst Inhalte und tauscht sich<br />

mit anderen Internetnutzern aus.<br />

Kein Wunder also, dass immer mehr<br />

Social-Media-Seiten wie Pilze aus dem<br />

Boden schießen. Gemeinsam ist ihnen,<br />

dass man dort ein persönliches Profil anlegen<br />

und sich mit anderen Nutzern<br />

vernetzen kann, das heißt man sammelt<br />

„Kontakte“ oder „Freunde“ und hat meist<br />

die Möglichkeit, Nachrichten an sein<br />

Netzwerk zu versenden, Interessensgruppen<br />

beizutreten und ein Online-<br />

Tagebuch zu führen, einen Blog. Auf diese<br />

Weise können sich Nachrichten, aber<br />

auch die Entdeckung einer neuen Band<br />

wie ein Lauffeuer verbreiten.<br />

mythos<br />

myspace-wunDer<br />

Legendäres Beispiel hierfür ist die<br />

britische Musikgruppe Arctic Monkeys.<br />

Ihre Erfolgsgeschichte begann zu einer<br />

Zeit, als soziale Netzwerke gerade im Kommen<br />

waren. Die Band bot ihre Lieder auf<br />

ihrer Homepage zum Herunterladen an,<br />

verteilte kostenlose Demo-CDs auf Konzerten,<br />

wurde in ersten Blogs erwähnt, eine<br />

MySpace-Seite folgte – und löste eine re-<br />

48<br />

Das musiKGeschäft hat sich Durch Das weB 2.0<br />

Dramatisch veränDert. „social meDia“ sinD in aller munDe:<br />

Dahinter verBerGen sich BeKannte namen wie myspace,<br />

XinG, twitter unD co. Doch welche Dieser online-netzwerKe<br />

eiGnen sich für musiKurheBer?<br />

gelrechte Hysterie aus. Als ihre erste<br />

Single, „I Bet You Look Good on the<br />

Dancefloor“ dann am 5. Oktober 2005 veröffentlicht<br />

wurde, landete sie gleich auf<br />

Platz eins der britischen Single-Charts.<br />

Auch die Schottin Sandi Thom avancierte<br />

2006 mit ihren selbstgemachten Keller-<br />

Videos innerhalb kürzester Zeit zum<br />

MySpace-Wunder. Ebenso wie die britische<br />

Sängerin Lilly Allen, deren Lieder<br />

auf MySpace über 1,5 Millionen Mal angehört<br />

wurden.<br />

MySpace gilt als die größte Musik-<br />

Gemeinschaft weltweit und als Karrieresprungbrett.<br />

Daneben gibt es jedoch viele<br />

andere Plattformen, die Musikschaffende<br />

nutzen können, um mit ihren Fans zu<br />

kommunizieren, ihre Musik zu vermarkten,<br />

um bekannt zu werden, einen Produzenten<br />

zu finden oder Aufträge zu bekommen.<br />

Doch welche Netzwerke sind für den<br />

Erfolg im Musikgeschäft entscheidend?<br />

Die Antwort liegt bei einem Thema, bei<br />

dem es ums Netzwerken geht, auf der<br />

Hand: Die Mischung macht’s. Musikgruppen<br />

beispielsweise nutzen heute meist<br />

mehrere Plattformen und verlinken sich<br />

auf ihrer Homepage mit diesen. Interessant<br />

sind besonders die Seiten, auf denen<br />

sich die Fans vorwiegend aufhalten. Für<br />

junge Bands kommt beispielsweise die<br />

studentische Community StudiVZ in-<br />

frage. Für Filmmusiker oder Komponisten<br />

ist eher das Business-Netzwerk Xing interessant,<br />

etwa um Aufträge zu akquirieren.<br />

Hilfreich kann hier www.cloudtracker.fm<br />

Virtuos hat einiGe Der wichtiGsten sozialen netzwerKe zusammenGestellt:<br />

lAST.FM<br />

Riesiger Musikdienst mit Liedern,<br />

Videos, Bildern, Hitlisten, Künstlerbiografien,<br />

Konzerten und einem<br />

Radio. Erlaubt das Finden und<br />

Vernetzen mit Gleichgesinnten und<br />

bringt Vorschläge zu neuer Musik,<br />

die dem eigenen Geschmack<br />

entspricht. Bietet kaum professionelle<br />

Networking-Möglichkeiten.<br />

STuDIVZ<br />

Hat knapp sechs Millionen<br />

Mitglieder. Über ein Edelprofil<br />

haben Musiker auf den drei<br />

Plattformen StudiVZ, SchülerVZ<br />

und MeinVZ die Möglichkeit, sich<br />

vorzustellen und Konzerttermine,<br />

Fotos und Videos zu veröffentlichen.<br />

Portal besonders für junge<br />

Internetnutzer.<br />

lINkEDIN<br />

Ein Geschäftsportal zum Austausch<br />

von Informationen, Ideen und<br />

Karrierechancen. Seit Februar 2009<br />

gibt es eine deutschsprachige<br />

Version. Inzwischen hat LinkedIn<br />

55 Millionen Mitglieder weltweit,<br />

in Deutschland 850.000. Besonders<br />

sinnvoll für alle Profis in der<br />

Musikbranche.<br />

sein, ein kostenpflichtiger Beobachtungsdienst<br />

für soziale Netzwerke, der transparent<br />

macht, wie viele Besucher auf den<br />

jeweiligen Profilen zum Beispiel bei Facebook<br />

oder Twitter unterwegs sind.<br />

authentische<br />

KontaKte?<br />

Ein weiteres Argument für Social<br />

Media: Authentizität ist en vogue. Musikgruppen,<br />

Textdichter, aber auch Komponisten<br />

sind heute viel stärker und<br />

persönlicher in die eigene Vermarktung<br />

eingebunden. Sie sind durch soziale<br />

Netzwerke viel greifbarer für Fans und<br />

näher dran an wichtigen Geschäftskontakten.<br />

Viele pflegen ihre Netzwerke persönlich,<br />

für manche Künstler über-<br />

nehmen das Agenturen. Manch ein<br />

etablierter Künstler geht nicht mit der<br />

Zeit und verzichtet gar auf jegliche Social<br />

Media, so etwa Helge Schneider. Es<br />

existiert zwar ein Facebook-Profil auf<br />

seinen Namen, in dem regelmäßig etwas<br />

veröffentlicht wird. Von ihm stammt es<br />

aber nicht, sagt sein Management. Wer<br />

steckt dann dahinter? Wahrscheinlich<br />

genießt es ein Fan, virtuell in die Haut<br />

von Helge Schneider zu schlüpfen. An<br />

diesem Fall wird ganz schnell klar, dass<br />

im Internet nicht immer alles echt ist.<br />

Auch die GEMA twittert.<br />

Schauen Sie rein unter<br />

www.twitter.com/GEMADialog<br />

MySpAcE<br />

Eine der größten Musik-Plattformen<br />

weltweit (rund 4,86<br />

Millionen Nutzer in Deutschland).<br />

Dort lassen sich Playlists einbinden,<br />

Tourdaten veröffentlichen und<br />

Videos einstellen. Über fünf<br />

Millionen Bands und Komponisten<br />

haben ein MySpace-Profil, 450.000<br />

allein in Deutschland.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

TWITTEr<br />

Tagebuchartige Beiträge<br />

in SMS-Länge und Echtzeit für<br />

den direkten Kontakt beispiels-<br />

weise zu den Fans. Man kann<br />

die „Tweets“abonnieren und<br />

selbst abonniert werden.<br />

Ihre Länge ist ideal, um sie<br />

unterwegs auf dem Handy<br />

abzurufen.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

XING<br />

49<br />

ToM GAEBEl,<br />

SäNGEr, koMpoNIST uND TEXTDIchTEr<br />

DEr ToM-GAEBEl-BIGBAND<br />

Mit acht Millionen Mitgliedern<br />

in Europa eines der führenden<br />

Portale für die berufliche Kontaktpflege.<br />

Bei Xing (früher OpenBC)<br />

kann man seinen Lebenslauf<br />

einstellen und updaten, ein<br />

Netzwerk aufbauen und pflegen.<br />

Gute Plattform für die Suche nach<br />

neuen Geschäftskontakten.<br />

trends<br />

MusIkschaffEnDE IM IntErnEt<br />

Social Media sind für mich faszinierend, weil man sich direkt, ungefiltert und zu jeder Tages- und Nachtzeit über alles<br />

austauschen kann. Ich nutze seit langem und am intensivsten MySpace – dort ist mein Blog, den ich mit großer Freude<br />

schreibe, und dort habe ich 46.000 „Freunde“. Vor einiger Zeit habe ich aber auch Facebook und Twitter für mich entdeckt<br />

und Spaß daran entwickelt. Und bei beinahe jedem Konzert sind „Freunde“und „Follower“ aus verschiedenen Social Media,<br />

wie ich durch Gästebucheinträge, Comments und Tweets erfahre. Ich nutze MySpace, Facebook und Twitter zur Promotion für<br />

berufliche Dinge genauso wie zum Zeitvertreib. Jeder kleine, mittlere und große Baustein trägt zum Erfolg des Ganzen bei. Welcher wie viel genau, traue ich<br />

mich nicht zu beurteilen.<br />

DANIEl SchMIDT, SäNGEr,<br />

koMpoNIST uND TEXTDIchTEr<br />

DEr BAND BAkkuShAN<br />

Für uns sind folgende Social Media nach ihrer<br />

Gewichtung besonders interessant: MySpace,<br />

Facebook, Twitter, StudiVz und Last.fm.<br />

Andere Plattformen bieten zwar ähnliche<br />

Funktionen, sind aber weniger gut vernetzt.<br />

MySpace nutzen wir wie eine Band-Homepage, da es viele Möglichkeiten<br />

der Präsentation und Vernetzung bietet. Dazu gehören ganz klar der<br />

Musicplayer und die Fotogalerie, aber auch die Statusmeldung: Alle<br />

„Freunde“ werden mittels kurzer Meldung auf ihrer Seite automatisch<br />

über neue Fotos oder Songs benachrichtigt und so auf dem Laufenden<br />

gehalten. Wir kommunizieren viel mit unseren Fans über die Plattform. Ein<br />

weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, Shopsysteme einzubinden.<br />

Twitter und Facebook nutzen wir für kurze „breaking News“. Teilweise<br />

lassen sich Plattformen auch untereinander verknüpfen. Dadurch kann<br />

man beispielsweise eine kurze Mitteilung auf Twitter schreiben, die dann<br />

automatisch überall erscheint. Die Eigenpräsentation bei MySpace hat<br />

gerade am Anfang einen sehr großen Beitrag zu unserer Bandkarriere<br />

geleistet.<br />

MATZE hIElSchEr,<br />

BASSIST DEr BAND VIrGINIA JETZT!<br />

chrISTophEr DIErkS,<br />

FIlMkoMpoNIST<br />

Zu meinem beruflichen Erfolg haben<br />

Social Media auf jeden Fall<br />

unterstützend beigetragen. Über<br />

Xing beispielsweise kam ein Treffen<br />

zustande, aus dem ein Auftrag<br />

entstanden ist. Auch habe ich schon<br />

Producer über Xing kontaktiert, die mir andere Kontakte<br />

vermittelt haben, beispielsweise zu Filmproduzenten oder<br />

Werbeagenturen. Das Gute daran ist, dass die Hemmschwelle,<br />

jemanden anzuschreiben, viel niedriger ist, als jemanden<br />

anzurufen. In allen Social Media unterwegs zu sein, geht mir aber<br />

zu weit, das kostet einfach zu viel Zeit. Xing ist derzeit am<br />

interessantesten. Bei LinkedIn bin ich eine Karteileiche. MySpace<br />

nutze ich zwar für meine Außendarstellung, trotzdem ist die<br />

Bedeutung von MySpace eher am Abklingen. Das merkt man an<br />

den Homepages von Musikern und Produzenten, die verlinken sich<br />

jetzt eher mit Facebook als mit MySpace. Da muss ich demnächst<br />

auch mal rein. Ansonsten nutze ich in erster Linie meine eigene<br />

Homepage, um News zu veröffentlichen.<br />

Social Media finden wir sehr spannend. Die Bedienung und Gestaltung von MySpace ist noch immer eine Katastrophe,<br />

daher nutzen wir es nur als bürokratische Pinnwand, veröffentlichen Tourdaten und Musik, das war’s. Einfach, toll und<br />

nachvollziehbar sind dagegen Twitter und Facebook. Man kann dort viel Quatsch machen und mit den Fans kommunizieren.<br />

Wir fragen Fans, auf welche Lieder sie live Bock haben, welche Farbe das Tourshirt haben soll oder wo man nach dem<br />

Konzert noch gut rumhängen kann. Dank Social Media bekommt man innerhalb kürzester Zeit hilfreiche Meinungen –<br />

oder auch mal einen Schlafplatz. Extrem hilfreich für uns war der Cloudtracker. Durch den konnten wir sehen, wo sich unsere Fans tummeln, denn man<br />

kann oder will ja nicht immer und überall sein. Ob Social Media zum Erfolg in unserer Bandkarriere begetragen haben, kann ich nicht beurteilen. Ich<br />

kann nur sagen, dass sie Spaß machen, ich interessante Menschen getroffen habe und dadurch kreative Dinge entstanden sind.<br />

FAcEBook<br />

Mit 350 Millionen Nutzern die<br />

größte Internet-Community<br />

weltweit. Wird häufig privat<br />

genutzt, um sich mit Familie,<br />

Freunden und Kollegen auszu-<br />

tauschen und vor allem Fotos<br />

einzustellen. Anmeldung als<br />

Einzelperson oder auch als<br />

Band möglich.<br />

FlIckr<br />

Eine der weltweit führenden<br />

Foto-Gemeinschaften. Mit 3,8<br />

Millionen Mitgliedern in<br />

Deutschland ist Flickr hierzulande<br />

die Nummer eins. Die Bilder<br />

können mit Suchbegriffen (Tags)<br />

versehen und so gefunden werden.<br />

Wird von Musikschaffenden und<br />

Fans genutzt.<br />

49


olIVIEr<br />

MESSIAEN –<br />

SEIN lEBEN IN<br />

kürZE<br />

1908 wurde Olivier<br />

Messiaen in Avignon<br />

geboren und genoss von<br />

1919 bis 1930 eine<br />

Ausbildung am Conservatoire<br />

de Paris, der Stadt, in<br />

der er ab 1931 sechzig<br />

Jahre lang als Organist<br />

tätig wurde. Während<br />

seiner Kriegsgefangenschaft<br />

1940 in Görlitz<br />

entstand „Quatuor pour la<br />

fin du temps“, bereits mit<br />

Vogelstimmen. Von 1941<br />

bis 1978 unterrichtete er<br />

Komponisten wie Boulez,<br />

Stockhausen und Xenakis.<br />

Mit Yvonne Loriod<br />

heiratete er 1961 eine<br />

Pianistin, die ihn in seinem<br />

musikalischen Schaffen<br />

stark unterstützen sollte.<br />

Seine einzige Oper „Saint<br />

François d’Assise“<br />

komponierte er 1975 bis<br />

1983. Im Jahr 1992 starb er<br />

in Paris.<br />

Der<br />

Tonjäger<br />

voGelstimmen waren seine trophäen: olivier<br />

messiaen finG ihre schönheit in seinen<br />

Kompositionen ein. eines seiner hauptwerKe,<br />

„livre Du saint sacrement“, wirD Jetzt in Der<br />

einspielunG von paul JacoBs erstmals DiGital<br />

veröffentlicht.<br />

TEXT: MARKUS LIPP<br />

Ein<br />

Morgen in der Camargue. Blühende<br />

Schwertlilien und Tamarisken. Im<br />

Schilf schmettern Singvögel, durchs Wasser<br />

waten Flamingos. Da stapft ein Mann<br />

durch das sumpfige Gelände. Er notiert mit<br />

Bleistift rasend schnell etwas auf einem<br />

Notizblock. Das muss er auch, denn seine<br />

Arbeit lässt ihm keine Zeit. Dieser Mann ist<br />

auf der Jagd.<br />

Es ist keine gewöhnliche Pirsch. Olivier<br />

Messiaen (1908 - 1992) fängt Töne ein.<br />

Vogelstimmen, die er akribisch in Echtzeit<br />

zu Papier bringt, analysiert und in seinen<br />

Kompositionen verarbeitet.<br />

Die musiKGeschichte aus<br />

Der voGelperspeKtive<br />

Vogelstimmen in der Musik, das ist<br />

grundsätzlich keine ganz neue Idee. Schon<br />

1577 imitiert sie Clément Janequin in seinem<br />

„Chant des oiseaux“. Im Frühlings-<br />

Teil seiner „Vier Jahreszeiten“ lässt Vivaldi<br />

drei Violinen wie Vögel durcheinanderzwitschern.<br />

Auch Couperin, Haydn, Ravel<br />

und Prokofjew haben Vogelgesang hier<br />

und da einbezogen.<br />

All diese Komponisten benutzen Vogelstimmen<br />

jedoch bloß als wenig differenzierte,<br />

illustrative Einsprengsel oder<br />

Untermalungen. Was hingegen Messiaen<br />

tut, geht weit darüber hinaus.<br />

Messiaen ist der erste Komponist, der<br />

die Struktur der Vogelgesänge wissenschaftlich<br />

erforscht und sie zu „Hauptstimmen<br />

einer emanzipierten Polyphonie“<br />

(Hans-Jürgen Schaal) werden lässt.<br />

pilGerfahrt mit piep-show:<br />

„livre Du saint sacrement“<br />

Was Messiaens Arbeit ausmacht, lässt sich<br />

besonders gut an seinem „Livre du Saint<br />

Sacrement“ für Orgel erkennen, das in<br />

diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert.<br />

„Das Buch vom Heiligen Sakrament“<br />

erzählt Messiaen in 18 anschaulichen, oft<br />

lautmalerischen Tableaus. Nummer VIII,<br />

„Institution de l’Eucharistie“, konzentriert<br />

sich auf Jesu Worte beim Letzten<br />

Abendmahl: „Dies ist mein Leib. Dies ist<br />

mein Blut.“ Erschreckende Worte, zugleich<br />

voller Hoffnung.<br />

Musikalisch könnte man nun diese<br />

Hoffnung etwa durch Dur-Akkorde versinnbildlichen,<br />

die Moll-Akkorde überstrahlen.<br />

Serielle Komponisten würden<br />

vielleicht den Buchstaben „HOFFNUNG“<br />

Tonparameter zuordnen. Was aber tut<br />

Messiaen?<br />

Er lässt den Ruf der Nachtigall als Zeichen<br />

der Hoffnung erschallen. Eine Nachtigall,<br />

die Messiaen in Jerusalem hörte, als<br />

sie durchs Fenster in den Abendmahlssaal<br />

sang. Für das „Livre“ hatte der damals<br />

76-Jährige die Reise ins Heilige Land unternommen,<br />

um die Vogelstimmen einzufangen,<br />

die wahrscheinlich schon Jesus<br />

gehört hatte.<br />

Beides ist typisch für Messiaen: erstens<br />

das akribische Nachforschen an<br />

„Originalschauplätzen“, zweitens die Verwendung<br />

des Vogelgesangs für frohe,<br />

transzendente Themen. Wie Messiaen<br />

dazu kam?<br />

„ihm fällt nichts mehr ein“<br />

Zunächst wird Messiaen bekannt als<br />

ein Vater der seriellen Musik. Damit ist er<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts ganz auf der<br />

Höhe der Zeit. Als er sich jedoch bald mehr<br />

und mehr den Vögeln zuwendet, erntet er<br />

von seinen Kollegen Unverständnis: „Ihm<br />

fällt nichts mehr ein“, dieses nüchterne Urteil<br />

etwa soll Karl Heinrich Wörner gefällt<br />

haben.<br />

Messiaen war an einen Punkt gekommen,<br />

an dem ihn das strukturelle Puzzlespiel<br />

der seriellen Musik nicht mehr überzeugte.<br />

In seinen eigenen Worten: „Was blieb mir übrig<br />

als dies: das wahre, verlorene Gesicht der<br />

Musik irgendwo draußen zu suchen, in den<br />

Wäldern, in den Feldern, in den Bergen oder<br />

an der Küste, unter den Vögeln.“<br />

Dieses Zitat lässt erahnen, worauf es<br />

Messiaen ankommt: Er sucht den Urgrund<br />

der Musik, den Widerklang der Schöpfung.<br />

Als solchen erkennt der tief religiöse Katholik<br />

den Gesang der Vögel. Und so nehmen<br />

in seinen Werken biblische Themen großen<br />

Raum ein.<br />

„Das GeGenteil Der zeit“<br />

Welche spirituelle Bedeutung Vögel<br />

für Messiaen haben, formuliert er so: „Die<br />

Vögel sind das Gegenteil der Zeit. Sie stellen<br />

unsere Sehnsucht nach dem Licht dar<br />

(...).“ Messiaen spielt darauf an, dass der<br />

Vogelgesang kompositorisch ohne Anfang<br />

und Ende sei, keiner festen Metrik folge<br />

und also quasi zeitlos sei.Vogelgesang also<br />

als Fingerzeig Gottes auf die Ewigkeit, als<br />

eine Art akustisches Konfetti, das der Herr<br />

vom Himmel fallen lässt als Zeichen seiner<br />

Herrlichkeit. Und Messiaen rekomponiert<br />

sozusagen die Musik des Himmels.<br />

Er ist somit auch „Apostel der Schönheit“,<br />

wie es die Schriftstellerin und Messiaen-<br />

Enthusiastin Barbara von Wulffen in Worte<br />

fasst.<br />

50 virtuos Ausgabe März 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

51<br />

trends<br />

Inspiration von oben<br />

ausBlicK von oBen<br />

Und nach Messiaen? Wimmelt es nur so<br />

von Vögeln in der Musik. Namen wie Rautavaara,<br />

Schnebel oder auch Kate Bush wären<br />

zu nennen. Und doch: In dieser Konsequenz<br />

hat sich noch kein Komponist an Vogelstimmen<br />

herangewagt wie Olivier Messiaen. Bis<br />

jetzt.<br />

hör-TIpp:<br />

Livre du Saint Sacrement. Paul Jacobs, Orgel.<br />

Naxos. Digital vorläufig nur per MP3-Download<br />

erhältlich, ab September 2010 auf CD.<br />

DEr VoGElkuNDlEr üBEr<br />

VoGElGESANG<br />

Was halten Sie von Komponisten, die Vogelstimmen<br />

in ihren Werken verarbeiten? Ich bewundere<br />

Leute wie Messiaen, denn sie schaffen es durch<br />

ihre Musik, anderen zu vermitteln, dass da<br />

draußen etwas Wunderbares passiert.<br />

Warum singen Vögel? Zum einen, um ihr Revier<br />

zu markieren und dessen Grenzen gegen die<br />

innerartliche Konkurrenz zu sichern. Zum<br />

anderen für die Partnerwahl. Gesteuert wird der<br />

Gesang durch die Hypophyse, die die Länge des<br />

Tageslichts misst, und durch Sexualhormone.<br />

Macht Vögeln das Singen Freude? Ja, eindeutig.<br />

Denn Vögel singen mehr als erforderlich. Und<br />

man hört deutlich, wie sich beispielsweise die<br />

Amsel vor Begeisterung richtig in den Gesang<br />

hineinsteigert. Möglicherweise wird sie dabei<br />

vom Gesang der Konkurrenten angestachelt.<br />

Die Fragen beantwortete Manfred Siering,<br />

1. Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft<br />

in Bayern e.V. und seit 43 Jahren Leiter<br />

vogelkundlicher Exkursionen.<br />

700 Vogelrufe<br />

konnte<br />

Olivier<br />

Messiaen<br />

unterscheiden.<br />

51


52<br />

schreib<br />

mal<br />

wieDer!<br />

was möGen sie an<br />

virtuos, was wünschen<br />

sie sich von Der reDaKtion?<br />

schreiBen sie uns,<br />

wir freuen uns üBer<br />

ihre anreGunGen!<br />

Jetzt weiss man,<br />

mit wem man spricht<br />

Allerherzlichste Glückwünsche zum Gelingen<br />

Ihrer Zeitung, die wahrlich<br />

wahrhaft „rüberkommt“. Sie wird gelesen,<br />

hat Biss und Charakter, ist verständlich,<br />

informiert … – Sie ist gedanklich quadrophonisch<br />

installiert. Etwas, was es in der<br />

Musik nicht mehr gibt. Compliments,<br />

Ihnen und Ihrem Team. Super find’ ich die<br />

Vorstellung der „GEMA-Insassen“, endlich<br />

weiß man, mit wem man spricht … Ende<br />

des Lobes. Ciao, schöne Grüße,<br />

Ihr Peter Thomas<br />

was machen Die<br />

GeBurtstaGsKinDer?<br />

Guten Morgen liebe Redaktion, Sie suchen<br />

Anregungen, um Ihr Heft virtuos noch<br />

spannender zu gestalten? Vielleicht kann<br />

die nachfolgende Anregung etwas dazu<br />

beitragen: Bei den „runden“ Geburtstagskindern,<br />

die aber auch gerne ganz schlank<br />

sein können, würde ich es begrüßen,<br />

wenn dazu einige Bemerkungen gemacht<br />

werden könnten.<br />

Also z.B. 9o. Geburtstag von WERNER<br />

WEITZE, Tätigkeit: jahrelang die rechte<br />

Hand von Verleger Ralph Maria Siegel.<br />

Wäre doch schön, wenn da nun etwas<br />

stehen würde, was diese GEMA-Mitglieder<br />

komponiert, getextet oder musikalisch geleistet<br />

haben. Viele Grüße,<br />

Ihr Michael Wilke<br />

neue musiK in<br />

ostDeutschlanD<br />

Ich schreibe Ihnen, da mir Ihr Artikel über<br />

die Komponisten der DDR im virtuos (ich<br />

bin GEMA-Mitglied) sehr gefallen hat.<br />

Das Schicksal hat es gewollt, dass ich sehr<br />

viel im Osten tätig war, und so hat mir sehr<br />

das Verständnis der Autorin Anna Schürmer<br />

für die Situation der Musiker dort in<br />

den Zeiten des Umbruchs gefallen. Mit<br />

besten Grüßen<br />

Ihr Pierre-Dominique Ponnelle<br />

IhrE<br />

MEINuNG ZählT<br />

Sie möchten uns Ihre Meinung sagen?<br />

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften –<br />

gerne auch zu einzelnen Artikeln. Bitte<br />

senden Sie Ihre Briefe, Faxe oder E-Mails an:<br />

GEMA-Kommunikation, GEMA-General-<br />

direktion, Rosenheimer Str. 11,<br />

81667 München, Fax: 089 - 4 80 03 - 424,<br />

E-Mail: virtuos@gema.de<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe zu kürzen.<br />

neue musiK muss<br />

GeförDert werDen<br />

Ich habe wieder das neueste Heft von<br />

virtuos erhalten. Die Mischung von Information,<br />

Berichten und Notizen sowie das<br />

Layout gefallen mir sehr gut. Mit Aufmerksamkeit<br />

habe ich Ihren Bericht über die<br />

Neue Musik in Ostdeutschland studiert.<br />

Da lernt man, dass es in den gelobten<br />

westlichen Bundesländern noch erheblichen<br />

Nachholbedarf an Information gibt.<br />

Ohne die Förderung der Neuen Musik<br />

wird die Geschichte der Musik zu einer<br />

blutleeren, musealen Angelegenheit. Eine<br />

solche Entwicklung wäre verhängnisvoll.<br />

Haben Sie Dank für Ihre engagierte Arbeit.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Hans Schmidt-Mannheim<br />

resonanz<br />

Leserbriefe<br />

fotoGeheimnis<br />

Gelüftet<br />

Als gebürtiger und gelernter „Ossi“ kenne<br />

ich einige Kollegen, die in Ihrem Artikel<br />

„Neue Musik im Osten“ abgebildet wurden.<br />

Zum Beispiel kenne ich auf dem Foto<br />

auf Seite 13 (Geraer Ferienkurs 1982) den<br />

Ihnen unbekannten Mann zwischen Martin<br />

Hertel und Helmut Zapf. Das ist der<br />

Tonmeister Andreas Bracht.<br />

Und noch eine Anmerkung zu Ihrem Foto<br />

„Moment mal“: Der Kollege vorne, 2.v.r.,<br />

der von Ihnen als „Tourmaster“ Siegbert<br />

Schneider bezeichnet wurde, heißt zwar<br />

so, aber das ist der Tonmeister von damals<br />

Amiga (VEB Deutsche Schallplatten). Mit<br />

freundlichen Grüßen,<br />

Matthias Stolte<br />

(der ansonsten Ihre Zeitschrift gut findet!)<br />

Anm. d. Redaktion:<br />

Da haben Sie natürlich recht. Vielen Dank<br />

für Ihre Anmerkung.<br />

weitere musiKKita<br />

in Berlin<br />

Ich bin Musikpädagogin der Leo Kestenberg<br />

Musikschule in Berlin Tempelhof-<br />

Schöneberg. Ich habe Ihren Artikel über<br />

den Musikkindergarten Daniel Barenboim<br />

gelesen und wollte Sie sehr gerne über die<br />

Existenz einer weiteren Musikkita in Berlin<br />

informieren. Ich arbeite in der Kita am<br />

Kleistpark, in der 130 Kinder aus über 30<br />

Nationen täglich unter meiner Anleitung<br />

Musikunterricht erhalten.<br />

Mit professionellen Musikern und den<br />

Kindern sind zwei CDs entstanden, von<br />

denen die zweite („Wir Kinder vom Kleistpark<br />

machen Musik“) den Medienpreis<br />

Leopold 2009 des VdM erhalten hat. Näheres<br />

erfahren Sie unter www.wirkindervomkleistpark.de.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Elena Marx<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

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Qualität schreibt man mit R.<br />

Brillen von Rodenstock.<br />

Besser sehen.<br />

Die Verteilung<br />

Teil I: Allgemeine<br />

Informationen<br />

teil i: allGemeine informationen<br />

TEXT: JüRGEN BRANDHORST<br />

Die Arbeit der GEMA besteht im Wesentlichen aus drei<br />

Bereichen:<br />

1.<br />

- der Dokumentation von Werken und ihrer Anteilsaufteilung<br />

auf die Berechtigten (Komponisten, Textdichter,<br />

Bearbeiter, Verlage)<br />

- dem Inkasso<br />

- der Verteilung, das heißt Abrechnung von Tantiemen<br />

an die bezugsberechtigten Urheber und Verlage.<br />

Insbesondere der Bereich der Verteilung erscheint vielen<br />

Mitgliedern aufgrund der vielschichtigen Regeln als schwer<br />

verständlich. In der Tat stellen die Verteilungspläne der GEMA<br />

ein über lange Zeit gewachsenes Regelwerk dar, das durch<br />

die Mitgliederversammlung aufgrund der Vielfalt der unterschiedlichen<br />

Nutzungszusammenhänge ständig angepasst und<br />

differenziert wurde und damit auch einen gewissen Grad<br />

der Komplexität erreicht hat.<br />

welche verschieDenen<br />

verteilunGspläne werDen<br />

Bei Der Gema anGewenDet?<br />

Die GEMA hat für die unterschiedlichen Nutzungsbereiche<br />

drei verschiedene Verteilungspläne aufgestellt:<br />

A. Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht<br />

B. Verteilungsplan für das Mechanische<br />

Vervielfältigungsrecht<br />

C. Vorläufiger Verteilungsplan für den<br />

Nutzungsbereich Online (befristet bis zum Jahr 2010)<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

gema-wissen<br />

Das Einmaleins der GEMa<br />

10. märz DortmunD,<br />

in Kooperation<br />

mit Dem vut.<br />

weitere informationen<br />

unter<br />

www.Gema.De<br />

info tarife teil ii<br />

Die in der letzten Ausgabe begonnene Übersicht über die<br />

Tarife der GEMA wird in einer der nächsten Ausgaben von<br />

virtuos mit der Darstellung der aktualisierten Tarife im Bereich<br />

Online fortgesetzt.<br />

55


2.<br />

1. Individuelle Verteilung (Direktverrechnung)<br />

Lizenzertrag Tantiemen<br />

Berechtigte<br />

56<br />

wie sinD Diese Drei<br />

verteilunGspläne<br />

weiter aufGeGlieDert?<br />

Um möglichst detailliert auf die besonderen Arten der<br />

Musiknutzung in diesen verschiedenen Musikverwertungsgebieten<br />

einzugehen und somit eine jeweils sachgerechte<br />

Verteilung vorzunehmen, gibt es bei der GEMA mehrere<br />

Verteilungssparten, in denen unterschiedliche Abrechnungs-<br />

regeln gelten.<br />

Die verschiedenen Abrechnungssparten sind mit den<br />

dazugehörenden Abkürzungen in untenstehender übersicht<br />

in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.<br />

Die Verteilungssparten der GEMA<br />

- A: Ausland<br />

- BM: Bühnenmusik und Bühnen-Aufführungen<br />

von vorbestehenden Werken des Kleinen Recht<br />

- BT VR: Vervielfältigungen an Bildtonträgern<br />

- DK: Mechanische Musikwiedergabe in<br />

Diskotheken<br />

- E: Veranstaltungen Ernster Musik<br />

- ED: E-Musik-Direktverrechnung<br />

(Nettoeinzelverrechnung)<br />

- EM: E-Musik-Aufführungen mittels<br />

mechanischer Vorrichtungen<br />

(Nettoeinzelverrechnung)<br />

- FS: Fernsehrundfunk<br />

- KFSA: Kabel-Fernsehrundfunk Ausland<br />

- KI: Musik im Gottesdienst<br />

- KMOD: Zuspielung von Werken als Ruftonmelodien<br />

DarstellunG Der Drei verteilunGsarten:<br />

- KRA: Kabel-Tonrundfunk Ausland<br />

- M: Aufführungen mittels mechanischer<br />

Vorrichtungen, ohne Fernsehen bzw.<br />

Bildtonträger<br />

- MOD: Musik-on-Demand –<br />

zum Herunterladen (Downloading)<br />

- PHONO VR: Vervielfältigungsrecht an Tonträgern<br />

- R: Tonrundfunk (Hörfunk)<br />

- T FS: Tonfilm im Fernsehen<br />

- T: Tonfilm<br />

- TD: Tonfilm-Direktverrechnung<br />

(Musik in Wirtschaftsfilmen,<br />

Tonbildschauen)<br />

- U: Veranstaltungen von Unterhaltungs-<br />

und Tanzmusik<br />

- UD: U-Musik-Direktverrechnung<br />

(Nettoeinzelverrechnung)<br />

- VOD: Video-on-Demand<br />

- WEB: Websites (Streaming)<br />

Außerdem wird in einigen Sparten des Senderechts<br />

und der Online-Nutzung zusätzlich noch das<br />

Vervielfältigungsrecht (VR) abgerechnet:<br />

- A VR,<br />

- FS VR,<br />

- KMOD VR,<br />

- MOD VR,<br />

- R VR,<br />

- VOD VR und<br />

- WEB VR.<br />

2. Kollektive Verrechnung<br />

Vergütung<br />

Ausschüttung<br />

Lizenzertrag<br />

POOL<br />

Berechtigte<br />

3. Verteilung durch Zuschläge<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

3.<br />

welche GrunDreGeln<br />

Der verteilunG werDen<br />

von Der Gema anGewenDet?<br />

Bei der Verteilung von Tantiemen gibt es drei unterschiedliche<br />

Formen der Abrechnung, die alle auch in bestimmten<br />

Sparten von der GEMA praktiziert werden:<br />

- die individuelle Verteilung, d.h. die Direkt- oder<br />

Nettoeinzelverrechnung<br />

- die kollektive Verrechnung, d.h. die Verrechnung auf<br />

der Grundlage z.B. von „Punkt-“ oder „Minutenwerten“<br />

- die analoge Verrechnung, d.h. die Verteilung durch<br />

Zuschläge zu anderen Sparten.<br />

Die „individuelle Verteilung“ (oder auch „Direktverrechnung“<br />

genannt) führt zu einer Nettoeinzelverrechnung von<br />

Tantiemen. Dabei werden die Einnahmen, d.h. der Inkasso-<br />

betrag für bestimmte Werknutzungen, direkt (nach Abzug von<br />

Kosten, ggf. 10%-Abzug etc.) an die jeweils beteiligten Berechtigten<br />

(Komponisten, Textdichter, Bearbeiter und Verlage) verteilt.<br />

Es besteht hier somit ein direkter Zusammenhang<br />

zwischen dem Inkasso für eine konkrete Werknutzung und dem<br />

betreffenden Ausschüttungsbetrag.<br />

Beispiele für die individuelle Verteilung, d.h. für eine<br />

Nettoeinzelverrechnung, sind die Tonträgerabrechnung in der<br />

Sparte PHONO VR oder auch bestimmte Fälle von Auf-<br />

führungen, wie sie in Abschnitt XIII der Ausführungsbe-<br />

stimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs- und<br />

Senderecht aufgelistet sind (GEMA-Jahrbuch 2009/2010, S.<br />

306-307; unter www.gema.de/jahrbuch steht das Jahrbuch<br />

auch zum Download zur Verfügung.)<br />

Die „kollektive Verrechnung“ ist hingegen die Verteilung<br />

auf der Grundlage z.B. von „Punkt-“ oder „Minutenwerten“.<br />

Die Abrechnung der Nutzung ist hier somit unabhängig vom<br />

individuellen Inkasso für eine konkrete Werknutzung. Mit<br />

anderen Worten: Das Abrechnungsergebnis steht in keiner<br />

direkten Relation z.B. zum Veranstaltungsinkasso bei<br />

Konzerten. Die Erträge der GEMA in einer Nutzungsart – wie<br />

beispielsweise U- oder E-Musik oder im Rundfunk – werden<br />

zunächst in einer Verteilungssumme, bildlich gesprochen in<br />

einem „Abrechnungstopf“ gesammelt.<br />

Kriterien für die Verteilung sind dann z.B. die Anzahl<br />

der jeweiligen Aufführungen oder Sendeminuten pro Jahr und<br />

bestimmte Merkmale der einzelnen Musikstücke (wie z.B.<br />

Gattung, Besetzung und Spieldauer).<br />

Bei dieser kollektiven Verrechnung kommt aufgrund des<br />

einheitlichen Punkt- oder Minutenwertes das so genannte<br />

„Solidarprinzip“ der GEMA zum Tragen: Die Berechtigten,<br />

deren Werke z.B. in Konzerten mit höherem Inkasso – ab-<br />

hängig von der Größe des Veranstaltungsraumes und der Höhe<br />

des Eintrittsgeldes – gespielt werden, fördern jene Berechtigten,<br />

deren Werke in kleineren Veranstaltungen mit verhältnismäßig<br />

geringem Inkasso aufgeführt werden.<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

gema-wissen<br />

Das Einmaleins der GEMa<br />

Dieses Solidarprinzip hat allerdings seine Grenzen: so<br />

unter anderem bei Veranstaltungen im Bereich der U-Musik<br />

mit einem Inkassobetrag ab EUR 750,- pro Veranstaltung, die<br />

immer zu einer Nettoeinzelverrechnung führen. Die genauen<br />

Bestimmungen dazu finden sich ebenfalls in Abschn. XIII der<br />

Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs-<br />

und Senderecht (siehe ebenfalls GEMA-Jahrbuch<br />

2009/2010, S. 306-307).<br />

Als Beispiele für die kollektive Verrechnung können die Abrechnung<br />

von Veranstaltungen in der Sparte Unterhaltungs-<br />

und Tanzmusik (U) oder der Sparte Ernste Musik (E) oder aber<br />

die Rundfunkabrechnungen in den Sparten Hörfunk (R) oder<br />

Fernsehen (FS) gelten. So liegen der Abrechnung in den Sparten<br />

E beziehungsweise U jeweils einheitliche Punktwerte zugrunde,<br />

und in den Sparten R und FS gibt es einen einheitlichen Minutenwert.<br />

Punktwert U 2008: EUR 0,4195 (2007: EUR 0,3895)<br />

Punktwert E 2008: EUR 0,3611 (2007: EUR 0,3513)<br />

Minutenwert R und FS 2008: EUR 3,0870 (2007: EUR 3,3474)<br />

Bei der „anlogen Verrechnung“ oder „Verteilung durch Zuschläge“<br />

wird die Verrechnung analog zu einer anderen Sparte<br />

vorgenommen, d.h. ohne eigenständige Auswertung von Veranstaltungsprogrammen<br />

oder Sendemeldungen und somit<br />

ohne direkten Bezug zum Inkasso.<br />

Eine solche Verteilung durch Zuschläge geschieht<br />

beispielsweise in der Sparte M, in der die so genannte<br />

mechanische Musikwiedergabe von Unterhaltungsmusik z.B.<br />

in Gaststätten, Hotels, im Einzelhandel oder in Arztpraxen<br />

abgerechnet wird.<br />

Die Verteilungssumme, die für diese Wiedergabe von<br />

Tonträgern zur Verfügung steht, wird zu 60 % mit dem Minutenwert<br />

in der Sparte R (Hörfunk) und zu 40 % in der Sparte M<br />

verrechnet. Die Verrechnung in der Sparte M erfolgt nach den<br />

Aufführungszahlen, die bei der Abrechnung in der Sparte U im<br />

jeweiligen Geschäftsjahr festgestellt worden sind und ist somit<br />

ein Zuschlag zur Sparte U (vgl. die genauen Bedingungen in<br />

Abschnitt VIII Ziffer 4 d) der Ausführungsbestimmungen zum<br />

Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht).<br />

Die GEMA wählt hier diese Form der Abrechnung, da<br />

der Gesetzgeber in diesem Zusammenhang keine Programmabgabepflicht<br />

vorsieht. Die betreffenden Nutzer, wie z.B. ein<br />

Gastronom oder Einzelhändler, wären in der Praxis auch überfordert,<br />

wenn sie einen Nachweis über die wiedergegebenen<br />

Musikstücke führen müssten.<br />

info aBrechnunG<br />

Wie die drei unterschiedlichen Formen der Abrechnung, nämlich<br />

die individuelle Verteilung, die kollektive und die analoge<br />

Verrechnung in den einzelnen Sparten umgesetzt werden, wird<br />

in den kommenden Ausgaben von virtuos – auch anhand von<br />

konkreten Beispielen – erläutert werden.<br />

57


VIrTuoS 2/2010<br />

erscheint am<br />

21. Mai 2010<br />

ThEMEN<br />

urhEBEr TuN GuT<br />

Das Engagement, die<br />

Projekte, die Macher – wofür<br />

sich GEMA-Mitglieder<br />

einsetzen.<br />

DEuTSchEr<br />

MuSIkAuTorENprEIS<br />

Die Auszeichnung, die<br />

Preisträger, die Feier –<br />

Berichte von der Verleihung<br />

in Berlin.<br />

AuSSEr-<br />

orDENTlIchE<br />

MITGlIEDEr-<br />

VErSAMMluNG<br />

Die Grundlage, die<br />

Versammlung, die<br />

Beschlüsse – detaillierte<br />

Informationen von der<br />

Versammlung am<br />

12. März 2010.<br />

MITGlIEDErVEr-<br />

SAMMluNG 2010<br />

IN BErlIN<br />

Die Vorschau, das<br />

Programm, die Antragsstellung<br />

– alles rund um die<br />

Mitgliederversammlung<br />

vom 28. bis 30. Juni.<br />

58<br />

sCHlussakkord<br />

Wussten sie eigentlich, dass …<br />

... die Mundharmonika der deutsche Exportschlager Nummer eins unter den Musikinstrumenten ist?<br />

Mehr als 800.000 der kleinen, vielzüngigen Luftkanalsysteme mit einem Gesamtwert von rund 7,1<br />

Millionen Euro gingen von Januar bis Oktober 2009 laut Statistischem Bundesamt aus der Bundesrepublik<br />

in alle Welt. Mit mehr als 252.000 Stück waren die USA der Hauptabnehmer, gefolgt von Frankreich und<br />

Spanien. Eigentlich Leichtgewichte, brachten die ausgeführten deutschen Erzeugnisse insgesamt doch fast<br />

100 Tonnen auf die Waage. Die Geschichte der Mundharmonika lässt sich lediglich bis in<br />

die 1820er-Jahre zurückverfolgen. Etwa hundert Jahre später feiert das<br />

Bläsle oder der Goschenhobel, wie das Instrument auch<br />

genannt wird, seine größten Erfolge, angekurbelt vom<br />

neuen Massenmedium Schallplatte.<br />

Berühmte Interpreten: der Bluesmusiker<br />

Little Walter oder<br />

die lebende Legende Bob<br />

Dylan. Mit der erfolgreichsteMundharmonikaspieler<br />

dürfte jedoch<br />

ein namenloser Junge sein, der<br />

in dem von Arbex/Orloff geschriebenen<br />

und von Bernd Clüver interpretierten Hit „Der Junge mit der<br />

Mundharmonika“ besungen wurde und sich 1973 sieben Wochen auf Platz eins der deutschen Charts hielt.<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender<br />

der Gesellschaft<br />

für musikalische<br />

Aufführungs- und<br />

mechanische Vervielfältigungsrechte<br />

(GEMA) Berlin<br />

und München<br />

Redaktion:<br />

bm Bettina Müller<br />

(Chefredaktion, V.i.S.d.P.)<br />

ip Isabel Palmtag<br />

(stv. Chefredaktion)<br />

mp Maria Pinzger<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Kristina Balbach,<br />

Dr. Jürgen Brandhorst,<br />

Rolf Budde, Frank Dostal,<br />

Birgit Miriam Hering,<br />

Markus Lipp, Angela<br />

Pietzsch, Burkhard<br />

Maria Zimmermann<br />

GEMA<br />

Redaktion virtuos:<br />

Rosenheimer Straße 11<br />

81667 München<br />

Tel.: 089 - 4 80 03 - 421<br />

Fax: 089 - 4 80 03 - 424<br />

E-Mail: virtuos@gema.de<br />

www.gema.de<br />

Mit Unterstützung von:<br />

<strong>heller</strong> & <strong>partner</strong><br />

communication GmbH<br />

Telefon 0 700 - 43 55 37 33<br />

www.<strong>heller</strong>-<strong>partner</strong>.de<br />

Leitung:<br />

Angela Pietzsch,<br />

Olaf Butterbrod<br />

Art Director:<br />

Andreas Steybe<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Publishing Group GmbH<br />

Possartstraße 14<br />

81679 München<br />

Fax: 089 - 4 57 10 - 495<br />

E-Mail<br />

info@publishing-group.de<br />

Bildnachweis: S. 1,10 Immo Klink (R. Tempel); S. 3, 34 (H. Heker), 8 (B.<br />

Müller), 9 (K. Brendel), 17 (M. Barsotti, J. Baier), 32 (H. Banter), 34 (R. Kreile,<br />

H. W. Sikorski), 35 (R. Kreile, J. Becker, S. Mauser, Richard-Strauss-Medaille),<br />

36 (E. Frauenberger), 37 (H. Hee ) alle GEMA; S. 4, 13 Marvin Zilm (N. Wogram);<br />

S. 4, 16 Rainer Bajo (Henry 4); S. 4, 21 Stephane Guerin/Fotolia (Jazz man); S.<br />

5, 26, 27 Apple Inc. (iPod family, iMac, iPod nano); S. 5, 49 Georg Roske/EMI<br />

(Bakkushan); S. 5, 19, 44-45 Denise Demarziani (MIDEM); S. 6-7 Stadt Archiv<br />

München; S. 8 Margelatu Florina/Fotolia (Spring Flowers); S. 9, 49 Twitter,<br />

Inc.; S. 9 Initiative Musik gGmbH; S. 9 Berlin Music Commission eG; S. 11<br />

Phottallery/Fotolia (Karte), Ralph Horbaschek (R. Tempel); S. 12 Goran<br />

Potkonjak (A. Kaufmann); S. 12-13 Larissa Lackner (P. Fulda); S. 13 Francesca<br />

Pfeffer (N. Wogram); S. 14 Dominik Heer (H. Lüdemann); S. 15 Lutz<br />

Voigtländer (F. Ross), Bettina Mekel (Florian Ross Trio); S. 16 Ziegler Film/<br />

Eventpress (R. Ziegler); S. 18 www.hansjoachimotto.de; S. 20 Konzert-<br />

agentur Friedrich (H. Ringlstetter); S. 21 Morteza Mojtahedy (R. Bräuker);<br />

S. 24 Cornelius/Fotolia; S. 28 Carolin Ludwigs (T. Wimmer); S. 28/29 Petra<br />

Schneider (Rest); S. 32 Courtesy of Chicago Symphony Orchestra (P. Boulez),<br />

Meredith Heuer (E. Carter); S. 33 Dietrich Alexander von Plettenberg (G.<br />

Rottschalk), Stefan Malzkorn (R. Zukowski), New Earth Records (G. Deuter),<br />

Lilo Rinkens (W. Wondratschek), Ulla Baumgart (W. Haupt), Jakub Ludvik<br />

(A. Kalivodova); S. 35 Schott Promotion/Stefan Forster (W. Killmayer); S.36<br />

Thienemann Verlag GmbH (Die kleine Hexe, Der Räuber Hotzenplotz);<br />

S. 39-40, 58 Thomas Rosenthal (Axica, Dieter Moor); S. 42 TMAX (Illustration)<br />

S. 42-43 Frank Röthel (Jury); S. 44 Reed Midem (Cannes); S. 46 Hans- Joachim<br />

M. Rickel/BMI (Herzl. Glückwunsch Deutschland); S. 46 Erik Luntang-<br />

Jensen, (EU Observer); S.48 Last.fm Ltd., VZnet Netzwerke Ltd., LinkedIn<br />

Corporation, MySpace, Inc.; S. 49 Harald Hoffmann (T. Gaebel), Privat<br />

(C. Dierks), Nils Rodekamp (Virginia Jetzt!), Twitter, Inc., XING AG, Facebook,<br />

Inc., Yahoo! Deutschland GmbH; S. 50 Dina Trifonova/Fotolia (Wald);<br />

S. 58 Du˘san Zidar/Fotolia (Mundharmonika)<br />

© by Verwertungsgesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, 2010<br />

virtuos Ausgabe März 2010<br />

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