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Das Magazin der GEMA · Ausgabe März 2010<br />
Jazz für die Welt<br />
Deutsche Jazz-<br />
Komponisten erobern<br />
alle Kontinente<br />
Der große Preis<br />
GEMA verleiht erneut<br />
den Deutschen Musikautorenpreis<br />
in Berlin<br />
Klares Bekenntnis<br />
Staatssekretär<br />
Hans-Joachim<br />
Otto im Interview<br />
Rainer<br />
Tempel<br />
Pflichtmitteilungen<br />
Ausschüttungs-<br />
daten Abrech-<br />
nung Ausland
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CASIO fördert das aktive Musizieren.<br />
Dr. Harald Heker,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der GEMA<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
D<br />
as Jahr hat ereignisreich begonnen, und so gibt es bereits in der ersten von<br />
insgesamt vier virtuos-Ausgaben 2010 zur Genüge Interessantes zu berichten:<br />
beispielsweise über die MIDEM, das traditionelle Jahrestreffen der internationalen<br />
Musikbranche in Cannes oder über den Deutschen Musikautorenpreis, der am<br />
22. April 2010 in Berlin zum zweiten Mal verliehen wird.<br />
Politische und juristische Themen sorgen in diesem Frühjahr ebenfalls für<br />
Gesprächsstoff. Beispiel hierfür ist das sogenannte „Heye-Urteil“ des Bundes-<br />
gerichtshofs zur Rechtewahrnehmung im Werbebereich, das Ende November<br />
2009 veröffentlicht wurde. Um allen Musik-Urhebern hinsichtlich der Verwendung<br />
von Musikwerken zu Werbezwecken schnellstmöglich wieder Rechtssicherheit<br />
geben zu können, haben wir eine außerordentliche Mitgliederversammlung für<br />
den 12. März 2010 in Berlin anberaumt.<br />
Aktuelle Informationen zum Gerichtsurteil und seinen Auswirkungen finden Sie<br />
in der Rubrik „Einspruch“ in diesem Magazin.<br />
Ich wünsche Ihnen eine spannende und abwechslungsreiche Lektüre.<br />
Ihr<br />
Dr. Harald Heker<br />
Editorial<br />
03
10<br />
Einst eroberte der<br />
Jazz von den USA<br />
aus die Welt.<br />
Heute schicken<br />
sich deutsche<br />
Jazz-Musiker an, mit<br />
ihren Kompositionen<br />
die Welt zu verzaubern.<br />
50<br />
Vogelgezwitscher<br />
klingt nach Frühling.<br />
Für Olivier Messiaen<br />
klangen sie so schön,<br />
dass er die Vogelstimmen<br />
in seine<br />
Kompositionen<br />
aufnahm.<br />
MoMEnt Mal<br />
06 DAS FOTO DER AUSGABE:<br />
Mahlers Achte: Zum hundertjährigen<br />
Jubiläum im September 2010 ist eine<br />
gigantische Aufführung geplant.<br />
aktuEllEs<br />
08 ViRTUOSES:<br />
Frühlingserwachen wird immer<br />
mit besonderer Kreativität und<br />
Schaffensprozessen verbunden.<br />
09 iniTiATiVE MUSik: zieht Zwischenbilanz.<br />
09 kOnzERTVERAnSTAlTER VS. GEMA:<br />
Streit beigelegt.<br />
09 UniSOnG cOnTEST:<br />
Klaus Brendel gewinnt erneut.<br />
HintErgrund<br />
10 ExpORTSchlAGER jAzz<br />
AUS DEUTSchlAnD:<br />
Jazz für die Welt.<br />
FilMMusik<br />
20 Von<br />
16 klAppE AcTiOn: „Henry 4“ – Melodien fürs<br />
Geschichtsbuch.<br />
16<br />
Wie gewinnt man einen der weltbesten<br />
Filmkomponisten für sein neuestes Projekt?<br />
Musikverleger, Produzentin und Regisseur<br />
erzählen, wie die Zusammenarbeit mit<br />
Hans Zimmer zustande kam.<br />
der Musik leben: Für<br />
viele Urheber zerplatzt<br />
dieser Traum jeden Monat,<br />
wenn die Rechnungen<br />
eintrudeln. virtuos zeigt<br />
auf, wer hilft.<br />
Politik<br />
18 inTERViEw MiT hAnS-jOAchiM OTTO, MDB:<br />
„Ein klares Bekenntnis.“<br />
20 VORSORGE FüR DiE zUkUnFT: Brotlose Kunst?<br />
22 REchTEwAhRnEhMUnG in EUROpA:<br />
Gemeinsam in die Zukunft.<br />
PFlicHtMittEilung<br />
24 zAhlUnGSplAn: Die nächsten Zahlungstermine<br />
für das Geschäftsjahr 2009.<br />
25 AUSSchüTTUnGSDATEn: Abrechnung Ausland.<br />
intErn<br />
26 DiE „cOMpUTER-VERGüTUnG“: Die Zukunft der<br />
Privatkopievergütungen.<br />
28 GEMA: Unsere Abteilung Dokumentation.<br />
EinsPrucH<br />
30 AlphAlOAD VS. GEMA<br />
GEMA VS. hEyE & pARTnER<br />
gEBurtstagE<br />
32 piERRE BOUlEz FEiERT SEinEn 85. GEBURTSTAG:<br />
Außerdem Gratulationen an: Walter Haupt (75),<br />
Gregor Rottschalk (65) und Georg Deuter (65).<br />
34 VORBilD UnD lEhRMEiSTER: Prof. Reinhold<br />
Kreile zum 80. Geburtstag. Eine Verneigung<br />
von Freunden und Weggefährten.<br />
nacHruFE<br />
36 Ein wAhRhAFTiGER TAUSEnDSASSA:<br />
Zum Tod von Egon L. Frauenberger.<br />
37 MiT SO ViEl lEBEnSFREUDE:<br />
Ein Nachruf auf Hans Hee.<br />
VEranstaltungEn<br />
27<br />
Computerhersteller<br />
und Verwertungsgesellschaften<br />
haben<br />
sich auf eine<br />
Vergütung bei PCs<br />
geeinigt. virtuos<br />
erklärt die Details.<br />
38 DER GROSSE pREiS VOn BERlin:<br />
Der Deutsche Musikautorenpreis 2010 der<br />
GEMA am 22. April 2010.<br />
40 MUSik VERBinDET: Interview mit Dieter Moor,<br />
Moderator beim Deutschen Musikautorenpreis<br />
2010 der GEMA.<br />
41 wAS wURDE EiGEnTlich AUS…?:<br />
virtuos fragte nach: Wo stehen<br />
wohl die Preise aus dem Jahr 2009?<br />
42 DiE jURy DES DEUTSchEn<br />
MUSikAUTOREnpREiSES 2010<br />
43 Ein pREiS zUR REchTEn zEiT: Interview mit<br />
Henning Sieverts, Jury-Vertreter der Kategorie<br />
Jazz beim Deutschen Musikautorenpreis 2010.<br />
44 MiDEM 2010: Am Stand von Cannes –<br />
Interview mit Bernd Neumann, Beauftragter der<br />
Bundesregierung für Kultur und Medien.<br />
46 MiT 60 TOllEn jAhREn: GEMA unterstützt<br />
Jugend-Wettbewerb „Herzlichen Glückwunsch,<br />
Deutschland“.<br />
inHalt<br />
Themen & Töne<br />
trEnds<br />
48 MUSikSchAFFEnDE iM inTERnET:<br />
Ins Netz gegangen.<br />
50 DER TOnjäGER:<br />
Inspiration von oben.<br />
rEsonanz<br />
52 lESERBRiEFE<br />
Auf in die zweite Runde:<br />
Der Deutsche Musikautorenpreis<br />
wird<br />
im April erneut in<br />
Berlin vergeben.<br />
38<br />
gEMa-WissEn<br />
55 DAS EinMAlEinS DER GEMA:<br />
Die Verteilung, Teil I:<br />
allgemeine Informationen.<br />
scHlussakkord<br />
58 wUSSTEn SiE EiGEnTlich, DASS …?:<br />
… die Mundharmonika der deutsche<br />
Exportschlager Nummer eins unter<br />
den Musikinstrumenten ist?<br />
58 VORSchAU, iMpRESSUM, BilDnAchwEiS<br />
Ihr auch bei<br />
Facebook? Urheber<br />
erzählen, wie sie<br />
„Social Media“ für ihr<br />
Marketing nutzen.<br />
48Seid<br />
44<br />
Hier muss man sein:<br />
Natürlich war auch<br />
die GEMA beim<br />
Branchentreff<br />
MIDEM in Cannes<br />
vor Ort.
sinFoniE dEr<br />
(zWEi-)tausEnd<br />
Die Sinfonie Nr. 8<br />
von Gustav Mahler<br />
trägt den Beinamen<br />
„Sinfonie der Tausend“ –<br />
weil eine so große Zahl<br />
von Musikern zur<br />
Aufführung benötigt<br />
wird. Ob die Zahl von<br />
1.000 Mitwirkenden bei<br />
der Uraufführung am<br />
12. September 1910<br />
in München (Foto)<br />
tatsächlich erreicht<br />
oder knapp verfehlt<br />
wurde, ist umstritten.<br />
Fest steht aber, dass<br />
für die Aufführung<br />
von Mahlers 8. Sinfonie<br />
anlässlich ihres<br />
100-jährigen Jubiläums<br />
am 12. September dieses<br />
Jahres im Landschaftspark<br />
Duisburg-Nord<br />
zurzeit etwa 2.000<br />
Mitwirkende fleißig<br />
proben. Die Veran-<br />
staltung ist einer der<br />
Höhepunkte der<br />
Feierlichkeiten rund<br />
um die Kulturhauptstadt<br />
Europas 2010<br />
im Ruhrgebiet<br />
(www.ruhr2010.de)<br />
MoMEnt Mal<br />
Das Foto der Ausgabe<br />
06 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
07
Virtuoses<br />
FrühlingserwAchen wird immer mit besonderer<br />
KreAtivität und grossen schAFFensprozessen<br />
verbunden.<br />
TExT: bm<br />
Kein<br />
Zufall also, dass auch der Deutsche<br />
Musikautorenpreis im Frühjahr angesiedelt ist.<br />
Unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“<br />
werden mit dem von der GEMA initiierten Preis<br />
Komponisten und Textdichter für ihre außergewöhnlichen<br />
Leistungen geehrt. Der Deutsche<br />
Musikautorenpreis findet sich daher bereits in<br />
dieser „virtuos“-Ausgabe wieder: mit einem<br />
vorausschauenden Blick auf die Preisverleihung<br />
am 22. April in Berlin und einem Rückblick auf<br />
die erfolgreiche Premiere in 2009. Unsere Preisträger<br />
des vergangenen Jahres verraten zudem,<br />
welchen Ehrenplatz die Trophäe bei ihnen<br />
gefunden hat. Dabei ist durchaus der ein oder<br />
andere außergewöhnliche Ort mit dabei …<br />
Der deutsche Jazz hat sich in den vergangenen<br />
Jahren zu einem wahren „Kultur-<br />
Exportschlager“ entwickelt. Wir haben sechs<br />
Komponisten und Jazz-Musiker getroffen, die<br />
in ganz unterschiedlichen Kulturen leben,<br />
arbeiten und sich hiervon inspirieren lassen –<br />
mit internationalem Erfolg.<br />
Auch beim Deutschen Musikautorenpreis<br />
werden in der Kategorie „Jazz“ in diesem Jahr<br />
Autoren geehrt und ausgezeichnet. Mehr als<br />
ausreichende Gründe für unsere Redaktion, die<br />
virtuos-Titelgeschichte dem Jazz zu widmen.<br />
Noch ein weiteres Frühlingsthema: Die<br />
Trophäen von Komponist Olivier Messiaen<br />
waren Vogelstimmen. Der Komponist machte<br />
08<br />
daraus etwas ganz Besonderes, das man nun<br />
digital aufbereitet genießen kann. Für Sie haben<br />
wir schon einmal reingehört.<br />
Genießen Sie den kommenden Frühling<br />
und die bunte Themenauswahl der aktuellen<br />
„virtuos“ – wir freuen uns auf alle vier Jahreszeiten<br />
mit in diesem Jahr erstmalig vier Ausgaben<br />
unseres Magazins.<br />
Bettina Müller,<br />
Chefredaktion<br />
nah am mitglied<br />
Sie haben Fragen oder Anregungen?<br />
Dann schreiben Sie uns an<br />
E-Mail: virtuos@gema.de<br />
cleAr-BerufunG<br />
ABGelehnt –<br />
GeMA BeKoMMt<br />
vor Gericht<br />
erneut recht<br />
„GEMA vs. Barbara Clear“<br />
hieß es am 21. Januar<br />
2010 vor dem Ober-<br />
landesgericht München:<br />
die Berufungsverhandlung<br />
der im Juni letzten<br />
Jahres in vollem Umfang<br />
abgewiesenen Widerklage<br />
der Veranstalterin<br />
gegen die GEMA. Das<br />
Ergebnis war in Form<br />
eines sogenannten<br />
Stuhlurteils schnell<br />
verkündet: Die Berufung<br />
gegen das Urteil des LG<br />
München wird unmittelbar<br />
zurückgewiesen und<br />
kein neuer Termin zur<br />
Verkündung einer<br />
Entscheidung anberaumt.<br />
Damit hat die<br />
GEMA auch in zweiter<br />
Instanz Recht erhalten.<br />
Die Historie des Falls:<br />
Barbara Clear war als<br />
Veranstalterin ihrer<br />
Verpflichtung, Rechnungsbeträgeauszugleichen,<br />
nicht nachgekommen.<br />
Dadurch sah<br />
sich die GEMA im Jahr<br />
2009 veranlasst, vor dem<br />
Amtsgericht Passau Klage<br />
zu erheben. Im Rahmen<br />
dieses Verfahrens reichte<br />
Frau Clear eine Widerklage<br />
gegen die GEMA ein,<br />
mit der sie eine höhere<br />
Ausschüttung erreichen<br />
wollte. Diese scheiterte,<br />
woraufhin es zur<br />
Berufung kam, die nun<br />
auch abgelehnt wurde.<br />
anzeigen<br />
in Virtuos<br />
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virtuos Ausgabe März 2010<br />
09<br />
KlAus BrenDel<br />
Gewinnt erneut<br />
Bei unisonG<br />
contest<br />
Der 12. UNISONG<br />
International Songwriting<br />
Contest in Los<br />
Angeles endete für<br />
Komponist Klaus<br />
Brendel mit dem<br />
zweiten Platz für seine<br />
Komposition „On<br />
Wandering Waves“.<br />
Der Erfolg ist beinahe<br />
schon lieb gewonnene<br />
Gewohnheit: Bereits<br />
zum 4. Mal landete eine<br />
Brendel-Komposition<br />
auf dem Siegertreppchen<br />
des UNISONG-<br />
Wettbewerbs in<br />
Los Angeles.<br />
www.klausbrendel.com<br />
Blick nach<br />
Brüssel<br />
Der designierte<br />
EU-Kommissar für<br />
Binnenmarkt Michel<br />
Barnier fordert<br />
„zeitgemäße Rahmenbedingungen<br />
zum<br />
Schutz geistigen<br />
Eigentums“,<br />
um Autorenrechte<br />
und Informations-<br />
freiheit gleichermaßen<br />
zu gewährleisten.<br />
Der Franzose bestand<br />
am 14. Januar 2010<br />
erfolgreich die<br />
Befragung durch das<br />
EU-Parlament als letzte<br />
Hürde vor seiner<br />
Amtsübernahme.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
aktuEllEs<br />
Namen & Nachrichten<br />
Die GeMA zwitschert<br />
Moderne und direkte Kommunikation mit Mitgliedern und Interessierten bietet die GEMA – und<br />
geht dabei neue Wege! Neuigkeiten aus der GEMA und relevante Themen für die GEMA werden seit<br />
Jahresbeginn auch über die Echtzeit-Kommunikations-Plattform Twitter kommuniziert. „GEMADialog“<br />
heißt der sogenannte Tweet, über den es täglich aktuelle Informationen gibt. Folgen Sie doch einfach<br />
dem Tweet und diskutieren Sie mit!<br />
www.twitter.com/GEMADialog<br />
initiAtive MusiK zieht zwischenBilAnz<br />
1,5 Jahre; 200 Projekte; 1,5 Millionen Euro<br />
Fördergelder – dies ist die Essenz der Zwischenbilanz<br />
der Initiative Musik zum Jahresbeginn<br />
2010. Die Initiative Musik sieht sich damit in<br />
ihrem Anspruch bestätigt, die Förderung von<br />
populärer Musik in und aus Deutschland – für<br />
Newcomer, für Export und für Musiker mit<br />
Migrationshintergrund – erfolgreich vorangetrieben<br />
zu haben.<br />
Einen Großteil der Fördermittel erhält die<br />
Initiative Musik dabei basierend auf einem<br />
Beschluss des Deutschen Bundestages vom<br />
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur<br />
und Medien – aber auch die GEMA und die<br />
GEMA-Stiftung zählen 2010 weiterhin zu<br />
den Unterstützern.<br />
www.initiative-musik.de<br />
KonzertverAnstAlter vs. GeMA<br />
streit BeiGeleGt<br />
Es war ein Verhandlungsmarathon mit einem<br />
erfolgreichen Zieleinlauf: Rückwirkend zum 1. Januar<br />
2010 tritt der neue Tarif für Veranstaltungen von<br />
Gastspielunternehmen, Tourneeveranstaltern und<br />
Großhallen (U-K) in Kraft. Das neue Tarifmodell<br />
basiert weitgehend auf dem Einigungsvorschlag der<br />
Schiedsstelle des Deutschen Marken- und Patentamts:<br />
ausgewählte termine 2010<br />
12. März 2010 Außerordentliche<br />
Mitgliederversammlung in Berlin<br />
24.-27. März 2010 Musikmesse 2010<br />
Unter dem Motto „Musikmesse 2010 – mission for<br />
music“ steht die diesjährige Ausgabe der weltweit<br />
bedeutenden Messe für Musikinstrumente und<br />
Live-Musik. Auch die GEMA ist in den Hallen der<br />
Messe Frankfurt wieder mit dabei: Halle 3.1,<br />
Stand F52. www.musikmesse.de<br />
22. April 2010<br />
Deutscher Musikautorenpreis<br />
Die Premiere im vergangenen Jahr war ein<br />
voller Erfolg – jetzt tagt die Jury des von der<br />
GEMA initiierten Preises wieder. „virtuos“<br />
berichtet ausführlich über alles Wissenswerte<br />
zum Deutschen Musikautorenpreis.<br />
www.musikautorenpreis.de<br />
28.-30. Juni 2010 Mitgliederversammlung<br />
Die Mitgliederversammlung der GEMA findet in<br />
diesem Jahr turnusgemäß in Berlin statt. Nehmen<br />
Sie teil und beeinflussen Sie die zu treffenden<br />
Entscheidungen – persönlich oder durch Unterstützung<br />
Ihrer Delegierten! Alle Informationen zur<br />
Mitgliederversammlung, Anmeldung, Antragseinreichung<br />
& Co. finden Sie unter www.gema.de<br />
6.-12. September 2010 Berlin Music Week<br />
Berlin soll wieder die Hauptstadt<br />
der Musik-Branche werden<br />
– und nach einem Jahr Pause<br />
geht auch die Popkomm erneut<br />
an den Start. Eingebettet in die<br />
„Berlin Music Week“ findet sie<br />
vom 8.-10. September statt.<br />
Informationen und Anmeldung<br />
unter www.berlin-music-week.de<br />
Nach einer vierjährigen Übergangsfrist beträgt die Vergütung für Veranstaltungen bis 2.000 Besucher 5 %,<br />
für Veranstaltungen mit über 2.000 und bis zu 15.000 Besuchern 7,2 % und für Veranstaltungen mit über<br />
15.000 Besuchern 7,65 % der jeweiligen Bruttoeinnahmen. Bei Abschluss eines Jahrespauschalvertrags<br />
mit mehr als 15 Veranstaltungen gelten folgende Nachlässe: bis vierzig Veranstaltungen 10 %, bis achtzig<br />
Veranstaltungen 12,5 %, ab einundachtzig Veranstaltungen 15 % und ab zweihundertein Veranstaltungen 17,5 %.<br />
Eine der Kernfragen der Verhandlungen stellte die Vergütung für kleine Konzerte bis 2.000 Besucher dar.<br />
Für diese Veranstaltungen hat die GEMA der geringeren Steigerung der Vergütungssätze auf nur 5 % der<br />
Einnahmen zugestimmt. Die Verhandlungen sind damit jedoch noch nicht abgeschlossen. Weiter verhandelt<br />
wird in diesem Jahr die Berücksichtigung der Sponsoring- und Werbeeinnahmen als Berechnungsgrundlage.<br />
TM<br />
09
HintErgrund<br />
Exportschlager Jazz10<br />
deutsche JAzzmusiKer sind im<br />
AuslAnd immer geFrAgter.<br />
sie ziehen hinAus, um ideen zu<br />
Finden, und Kommen mit FreundschAFten<br />
und AuFträgen zurücK.<br />
diese sechs beispiele zeigen: unsere<br />
JAzz-Künstler spielen weltweit in<br />
der ersten ligA.<br />
›› die JAzzszene in der schweiz ist sehr lebendig und die<br />
mentAlität der schweizer mAcht dAs lAnd behAglich ‹‹<br />
FÜR DIE<br />
rAiner tempel: schweiz<br />
eidgenossen mit liebe zum JAzz<br />
10 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
TExT: BURKHARD MARIA ZIMMERMANN<br />
FOTOS: RALPH HORBASCHEK, FRANCESCA PFEFFER, MARVIN ZILM,<br />
BETTINA MECKEL, LUTZ VOIGTLäNDER, GORAN POTKONJAK,<br />
LARISSA LACKNER, DOMINIK HEER<br />
Rainer Tempel hatte die eine Hochschule gerade verlassen, da<br />
saß er schon in der nächsten – als Dozent. „Nach meinem<br />
Klavierstudium am Konservatorium Nürnberg hatte ich zwei<br />
Jahre in verschiedenen Bands gespielt“, erklärt der 39-Jährige. „Als<br />
eine Stelle an der Musikhochschule in Luzern frei wurde, habe ich<br />
mich beworben und wurde tatsächlich genommen.“ Das ist neun<br />
Jahre her, seit drei Jahren leitet er zusätzlich das Zürich Jazz Orchestra.<br />
„Die Jazzszene in der Schweiz ist sehr lebendig“, sagt<br />
Tempel erfreut. „Einerseits wird die Livemusik großzügig subventioniert,<br />
andererseits hat Luzern den Konzertsaal, in dem jedes<br />
Jahr das Lucerne Festival stattfindet – dort wollen viele Bands<br />
spielen, weil der Klang so unglaublich gut ist.“ In Zürich sind es<br />
Läden wie das Moods, das Mehrspur und das Helsinki, die Jazzkünstler<br />
aus der ganzen Welt anziehen, und die Mentalität der<br />
BlitzkarriErE<br />
Nach seinem<br />
Studium brachte es<br />
Rainer Tempel<br />
in nur zwei Jahren<br />
zum Dozenten<br />
scHWEiz<br />
Hochmoderne Konzertsäle,<br />
großzügige Subventionen<br />
und unzählige Jazzclubs<br />
machen die Schweiz für den<br />
Jazz so attraktiv.<br />
Schweizer macht das Land für Musiker noch behaglicher. „Die<br />
Schweizer sind ausgesprochen freundlich und diplomatisch“, sagt<br />
Tempel, der gebürtig aus Tübingen stammt. „Wenn bei den<br />
Proben jemand nicht gut in Form ist, dann sagt man nicht,<br />
Mensch, das geht ja gar nicht, sondern man ist da behutsamer<br />
und sagt, na, an der Stelle könntest du noch ein wenig nachjustieren.<br />
Das macht das Miteinander sehr angenehm.“<br />
tempeleKtrisch (Jazz 'n' Arts, 2009) Das Komponieren und<br />
Arrangieren hat Rainer Tempel sich selbst beigebracht, und das<br />
klappt ziemlich gut. Zwar wirkt "Tempelektrisch" gar nicht richtig<br />
elektrisch, dafür aber sehr schwungvoll; Tempels Liebe zum Big-<br />
Band-Arrangement ist unüberhörbar: www.rainertempel.de<br />
11
Achim KAuFmAnn: niederlAnde<br />
sYnKopen Aus AmsterdAm<br />
12<br />
niEdErlandE<br />
Improvisieren: Musiker<br />
aus Amsterdam gehen<br />
freier mit geschriebenem<br />
Material um.<br />
Vor dEr<br />
Haustür<br />
Achim Kaufmann<br />
war von der<br />
Jazzszene Amsterdams<br />
fasziniert –<br />
und zog dort hin.<br />
Die Niederlande lagen so nahe, nicht nur räumlich. „Während<br />
meines Musikstudiums in Köln habe ich oft Musiker<br />
aus Amsterdam gehört“, erinnert sich der 47-jährige Pianist<br />
Achim Kaufmann heute. „Die haben mich sehr überrascht –<br />
der Umgang mit Musik, besonders mit geschriebenem Material,<br />
erschien mir viel freier und vielschichtiger.“ So zog Achim Kaufmann<br />
Mitte der Neunzigerjahre nach Amsterdam, um diese<br />
schöpferische Szene direkt vor seiner Haustür zu haben. „Damals<br />
gab es gerade für improvisierte Musik viele gute Möglichkeiten<br />
zum Spielen, und bald hatte ich regelmäßig Gelegenheit, mit hervorragenden<br />
Musikern auf der Bühne zu stehen“, sagt Kaufmann.<br />
„Es hat mich sehr beeindruckt, Misha Mengelberg am Klavier mit<br />
dem Instant Composers Pool Orchestra improvisieren zu hören.<br />
Intensiv gearbeitet habe ich dann mit dem Saxofonisten Michael<br />
Moore und dem Bassisten Wilbert de Joode. Ich habe das Gefühl,<br />
dass ich jedes Mal etwas lerne, wenn ich mit ihnen spiele.“ Vor<br />
kurzem ist Achim Kaufmann nach Berlin gezogen, aber seine Kontakte<br />
nach Amsterdam werden nicht einschlafen: „Ich habe zwei<br />
Alben mit dem Gueuledeloup Quartet eingespielt, mit dem ich<br />
auch in Zukunft arbeiten werde, genau wie mit Wilbert de Joode<br />
und dem Saxofonisten Frank Gratkowski. Die Stadt wird immer<br />
eine zweite Heimat für mich sein.“<br />
KYrill (Pirouet, 2008) Achim Kaufmanns Musik braucht Platz,<br />
seine Einfälle sind zu ausufernd für das Bewährte, und diesen<br />
Raum findet Kaufmann immer wieder bei dem Bassisten Valdi<br />
Kolli und dem Schlagzeuger Jim Black, auf der Bühne wie im<br />
Studio. "Kyrill" ist ungestüm und zärtlich, polternd und schleichend,<br />
verwegen und verträumt, ein Album zum Erforschen und<br />
Nachspüren. www.achimkaufmann.com<br />
peter FuldA: indien<br />
mit vibe und seele<br />
Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“<br />
So hat es der Philosoph Ludwig Wittgenstein ausgedrückt,<br />
und damit meinte er: Neue Ausdrucksformen verfeinern<br />
die Wahrnehmung – im Stofflichen wie im Seelischen. Der Pianist<br />
Peter Fulda, 41, hat Klavier in Würzburg studiert und Komposition<br />
in Köln, damit wurde er zu einem Experten im klanglichen Vokabular<br />
des Abendlandes, das doch viel zu begrenzt blieb für die Erforschung<br />
des inneren Raums. „In der indischen Musik habe ich<br />
einen rhythmischen und melodischen Variationsreichtum entdeckt,<br />
den es in unserer Kultur nicht gibt“, erläutert Fulda. „Dadurch,<br />
dass ich Musizierweisen anderer Kulturen zu verstehen<br />
versuche, erweitert sich auch mein Verständnis für meine eigene<br />
Perspektive.“ Diese Expansion ist jedoch kein Selbstzweck, sondern<br />
sie dient der Wachsamkeit für die Bewegungen der Seele, wie<br />
der Künstler sie während eines zweimonatigen Aufenthalts in Indien<br />
bei der Arbeit mit seinem Tabla-Lehrer Sajal Karmakar erlebt<br />
hat. So bleibt Fuldas Musik nie vordergründig, sondern ist in der<br />
Vielfalt ihrer kulturellen Bezüge immer eine Reise des Geistes zu<br />
den Grenzen der Sprache, dorthin, wo das Denken anfängt.<br />
8 rituAls (Konnex, 2008) Den acht Tonritualen des Albums<br />
gehen fünf Klanglandschaften voran, gemeinsam skizziert von<br />
Gitarre, Vibrafon, Klavier, Schlagzeug und Bass; sie sind bereits<br />
Teil des großen Handlungsablaufs, zulaufend auf die gemeinsame<br />
Introspektion. Diese Musik ist ein Annähern, das kein Ankommen<br />
sucht; sie verlässt vertraute Muster, um Gefühle im Hörenden zu<br />
provozieren, die ihm Geheimnisse verraten. Vielleicht über ihn<br />
selbst. www.peterfulda.de<br />
ExPansion<br />
Peter Fulda<br />
erweiterte durch<br />
die Musik Indiens<br />
seine kulturelle<br />
Perspektive.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
nils wogrAm: usA<br />
hoch hinAus<br />
Als Nils Wogram mit 19 Jahren nach New York ging, um an<br />
der New School for Music sein Posaunenstudium zu beginnen,<br />
hatte er sehr genaue Vorstellungen davon, wie sein<br />
Leben in dieser Stadt aussehen würde – großartige Konzerte, erstklassige<br />
Musiker, begeisterte Mitschüler, kein Tag ohne neue Erkenntnisse.<br />
„Das Schöne daran war: All das ist eingetreten“, erinnert<br />
sich der 37-Jährige heute. „Besonders fruchtbar war für mich<br />
der Unterricht bei Kenny Werner, der viele Elemente aus<br />
klassischer Musik und Jazz miteinander verwoben hat.“ Zwei<br />
Jahre blieb Nils Wogram in New York, wo er 1994 auch sein erstes<br />
Album „New York Conversations“ aufnahm. Danach kehrte er<br />
nach Deutschland zurück und begann sein Studium an der Hochschule<br />
für Musik in Köln, doch seine Anbindung an die USA blieb<br />
bestehen: 1997 wurde er für eine Komposition beim International<br />
Julius Hemphill Competition ausgezeichnet, im selben Jahr spielte<br />
er auf dem Musikfestival zum 25-jährigen Bestehen von Enja Records<br />
in New York. Dieses Jahr wird Nils Wogram ein eigenes Plattenlabel<br />
gründen, ein Bluesalbum aufnehmen und mit seiner<br />
Band Root 70 auf Tournee gehen. Wäre er als Musiker dort, wo er<br />
heute steht, wenn er die zwei Jahre nicht in New York verbracht<br />
hätte? „Bestimmt nicht“, sagt Nils Wogram ohne zu zögern. „Ich<br />
habe damals alle Einflüsse aufgenommen wie ein Schwamm, und<br />
diese Impulse trage ich noch heute in mir.“<br />
indiEn<br />
Der Subkontinent verfügt über<br />
ganz eigene rhythmische und<br />
melodische Varianten.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
usa<br />
Die Heimat des Jazz: New York<br />
brachte viele der berühmtesten<br />
Jazz-Legenden hervor.<br />
WiE Ein<br />
scHWaMM<br />
Nils Wogram<br />
sog in New<br />
York alles auf,<br />
was er erlebte –<br />
und lässt sich<br />
heute noch von<br />
seiner Zeit dort<br />
inspirieren.<br />
prettY good news (Unit, 2009) Nils Wograms aktuelles<br />
Album hat er mit seinem Projekt Lush eingespielt, und das<br />
englische Wort "lush" bedeutet üppig, überbordend, gleichzeitig<br />
wohlig, luxuriös. Tatsächlich besteht "Pretty Good News" aus<br />
sechs überaus vielseitigen Stücken, zitierend aus Jazz, Pop, Rock<br />
und Funk, und über den immer neuen Ideen in Komposition und<br />
Arrangement hält die Sängerin Simone Vollenweider mit ihrer<br />
hellen, aber durchsetzungsfreudigen Stimme all diese Nuancen<br />
im Zaum. www.nilswogram.com<br />
13
hAns lüdemAnn: AFriKA<br />
neues vom schwArzen Kontinent<br />
S V<br />
ollte es das jetzt gewesen sein? „Im Jazz geht es häufig darum,<br />
sich Dinge von anderen Musikern anzueignen, und irgendwann<br />
habe ich mich gefragt, wann denn eigentlich etwas<br />
Neues kommt“, erinnert sich Hans Lüdemann, 49, der sich seit<br />
den Neunzigerjahren mit afrikanischer Musik auseinandersetzt.<br />
„Sie bot mir damals neue Möglichkeiten, denn sie nutzt Rhythmen<br />
und Klangfarben, die im Westen nicht gebräuchlich sind.“<br />
1999 führte den Pianisten eine Konzertreise auf Einladung des<br />
Goethe-Instituts nach Westafrika, er spielte im Senegal, an der Elfenbeinküste,<br />
in Burkina Faso, Ghana und Mali. Auf dieser Reise<br />
lernte Hans Lüdemann zwei Musiker kennen, mit denen er noch<br />
heute arbeitet: Tata Dindin, der die Kora-Harfe spielt, und Aly<br />
Keita, bekannt als Virtuose des Balafons. Gemeinsam veröffentlichten<br />
sie als Trio Ivoire mehrere Alben, immer wieder fuhr Hans<br />
Lüdemann für Tourneen nach Afrika, siebenmal in den letzten<br />
WEstaFrika<br />
Afrikanischer Jazz<br />
benutzt Rhythmen und<br />
Klangfarben, die man<br />
im europäischen und<br />
amerikanischen Jazz<br />
kaum kennt.<br />
zwei Jahren, für dieses Jahr sind Tourneen in Europa und Nordamerika<br />
geplant. Mittlerweile ist seine Expertise auch in den USA<br />
gefragt, zurzeit hält Hans Lüdemann eine Gastprofessur am<br />
Swarthmore College in den USA. Doch bei aller Lust auf die Ferne<br />
hat Hans Lüdemann nie seine Faszination für eine abendländische<br />
Musik verloren, die schon von zahllosen Künstlern geschätzt<br />
wurde: „Ich muss jeden Tag ein wenig Bach spielen“, verrät<br />
er. „Das ist die großartigste Musik, die es gibt, und ich will sie mir<br />
immer wieder vor Augen halten.“<br />
trio ivoire: Across The Oceans (Enja, 2009) Das dritte Album<br />
der drei Menschen aus zwei Kontinenten – aus dieser Begegnung<br />
entstehen Exotik und Vertrautheit, Reibung und Erde, Spannung<br />
und Glanz. Dies ist keine Weltmusik, dies ist eine eigene Welt: Musik.<br />
www.hansluedemann.de<br />
zuHausE in dEr WElt<br />
Gastprofessor in den USA, gern gesehener Gast in<br />
Afrika: Hans Lüdemann ist gern und viel unterwegs.<br />
nEtz oHnE BodEn<br />
Florian Ross (re.) genießt es,<br />
mit Musikern aus anderen<br />
Ländern zu arbeiten.<br />
EuroPa<br />
Der „alte Kontinent“<br />
bietet eine Vielfalt an<br />
unterschiedlichen<br />
Kulturen – auch in der<br />
Musikszene.<br />
FloriAn ross: europA<br />
spielen ohne grenzen<br />
ier Songs von Florian Ross stehen im European Real Book,<br />
einer Sammlung der wichtigsten und eindrucksvollsten<br />
Jazzkompositionen des Kontinents – Standards und Stücke,<br />
die Standards werden können. Der 38-jährige Pianist hat an der<br />
Guildhall School of Music and Drama in London studiert, ist in<br />
Österreich, England, Schottland, Kroatien und Finnland aufgetreten,<br />
hat den ersten Preis beim Danish Radio Big Band Competition<br />
gewonnen und hat für den irischen Radiosender RTE Dublin<br />
und das Brussels Jazz Orchestra komponiert und arrangiert. Woher<br />
rührt diese weite Vernetzung? „Viele Kontakte entstanden im<br />
Studium und bei manchen Einrichtungen habe ich einfach mal<br />
angeklopft: Dem Brussels Jazz Orchestra habe ich ein paar Stücke<br />
geschickt, und die haben ihnen gefallen“, erklärt Florian Ross gelassen.<br />
„Danach wurde ich mit neuen Arbeiten beauftragt, lernte<br />
immer mehr Leute kennen und so entstand im Laufe der Zeit ein<br />
Schneeballeffekt.“ Eines seiner Stücke für das European Real Book<br />
heißt „Getting There Is Half the Fun“: Macht ihm das Reisen noch<br />
Spaß? „Ich lebe jetzt mit meiner Familie in Köln und freue mich,<br />
öfter zu Hause zu sein“, antwortet Florian Ross. „Trotzdem genieße<br />
ich weiterhin die Arbeit mit Musikern in anderen Ländern. Das<br />
hält mich wach und öffnet meinen Geist.“<br />
eight bAll & white horse (Intuition, 2007) Florian Ross<br />
zeigt sich ganz als Komponist und Arrangeur: Er spielt die Tasteninstrumente,<br />
aber die Hauptrollen spielen die Bläser. Entstanden<br />
sind dabei Stimmungen zwischen Filmmusik und Klangexperiment,<br />
vom verspielten „Cull Or Keep“ bis zum überraschenden<br />
„Quahog Wayland“. Stellen Sie sich vor, Alan Rickman würde den<br />
nächsten James Bond spielen: Dies wäre der Soundtrack dazu.<br />
www.florianross.de<br />
14 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
15
klappe<br />
action<br />
ein solches epos bringt dAs deutsche Kino nur selten<br />
hervor: Am 4. märz stArtete „henri 4“ in den deutschen<br />
Kinos. die musiK dAzu Komponierte hAns zimmer, der<br />
Für seine musiK zu „sherlocK holmes“ erneut Für einen<br />
oscAr nominiert wAr. musiKverleger proF. dr. rolF budde,<br />
produzentin reginA ziegler und regisseur Jo bAier<br />
erzählen exKlusiv, wie es zu dieser zusAmmenArbeit KAm.<br />
TExT: ROLF BUDDE<br />
FOTOS: ZIEGLER FILM/EVENTPRESS, REINER BAJO<br />
Manchmal klingelt das Telefon und man weiß<br />
schon beim angezeigten Anrufernamen: „Das wird<br />
ein spannendes Gespräch.“ So geschehen auch vor<br />
einem Jahr, während der MIDEM 2009, als „Regina<br />
Ziegler“ auf meinem Handy angezeigt wurde. Per se<br />
nicht verwunderlich, da der „Rolf Budde Musikverlag“<br />
ihre Musikedition vertritt. Gespannt war ich, da<br />
Regina Ziegler zu dieser Zeit gerade mitten in einem<br />
ihrer größten Projekte steckte, der Verfilmung von<br />
„Henri 4“, das ich interessiert verfolgte.<br />
Dann ging alles ganz schnell, Regina Ziegler<br />
fackelte nicht lange: Sie würde für „Henri 4“ die<br />
Musik von Hans Zimmer brauchen, seinen Stil, nur<br />
diesen könne sie sich für dieses Mittelalter-Epos<br />
vorstellen. Ob ich denn nicht mal meine Kontakte,<br />
die ich doch als Subverleger von Zimmers Musikverlag<br />
hätte, spielen lassen könnte, um den erfolgreichen<br />
Hollywood-Komponisten auch für eine<br />
deutsche Produktion zu gewinnen? Zu einem<br />
bezahlbaren Preis natürlich! Und wie das MIDEM-<br />
Leben eben so spielt, saß der Originalverleger von<br />
Hans Zimmer nur wenige Tische von mir entfernt in<br />
dem Hotel, in dem ich mich gerade aufhielt. Er gab<br />
mir die Kontaktdaten Zimmers und so setzte ich<br />
mich nach der MIDEM mit seinem Team in Verbindung<br />
und blieb auch über die nächsten Monate hartnäckig,<br />
sodass wir am Ende sagen konnten: Hans<br />
Zimmer komponiert für Regina Zieglers „Henri 4“.<br />
Kann man sich ein schöneres Ergebnis wünschen,<br />
bevor man ein Telefonat entgegennimmt? Als<br />
Musikverleger wohl kaum …<br />
16<br />
regina ziegler<br />
Was verbinden Sie mit diesem Filmprojekt? In den letzten 35 Jahren<br />
habe ich in kein Projekt mehr Leidenschaft und Energie, aber auch<br />
mehr Bereitschaft zum Risiko gesteckt. Ich habe das getan, weil es<br />
sich um einen der großen deutschen Stoffe der Weltliteratur<br />
handelt, der nie die gebührende Aufmerksamkeit gefunden hat.<br />
Was ist das Besondere an diesem Stoff? Als die Nazis Deutschland<br />
beherrschen, setzt Heinrich Mann sein Menschenbild dagegen. Für ihn gewinnt es Gestalt<br />
im geliebten Frankreich, in der noch immer lebendigen Legende von König Henri Quatre.<br />
Krieg im Namen des Glaubens – da kennt die Geschichte viele Beispiele. Dabei zeigt sich in<br />
allen diesen Fällen: Der Glaube wird auch als Instrument politischer Macht eingesetzt.<br />
Sie wollten unbedingt Hans Zimmer als Komponisten für „Henri 4“ gewinnen …<br />
Ich möchte immer die Besten in meinem Team haben. Für Jo Baier und mich ist Hans<br />
Zimmer der Richtige für „Henri 4“, weil unser Film ein großes Sittengemälde einer Zeit ist,<br />
deren positive Ideen mich zutiefst überzeugt haben. Hans Zimmers und Henry Jackmans<br />
Komposition unterstreicht in ihrer Sensibilität, ihrem Optimismus und ihrer Intensität<br />
unsere Intention, eine außergewöhnliche Geschichte mit allen Mitteln des internationalen<br />
Kinos zu erzählen.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
Jo Baier<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
17<br />
Hatten Sie klare Vorstellungen für die „Henri 4“-Musik oder hatte<br />
der Komponist freie Bahn? Zunächst hat man Vorstellungen im<br />
Kopf. Sobald man schneidet, sucht man nach Layout-Musiken, die<br />
passen könnten. Bei „Henri 4“ ergab es sich fast wie von selbst, dass<br />
relativ viel Musik von Hans Zimmer dabei war, ohne dass ich je an<br />
ihn als Komponisten gedacht hatte. Als Regina Ziegler ihn<br />
gewonnen hatte, haben er und Henry Jackman „Suiten“ geschrieben,<br />
in denen Themen vorgeschlagen wurden. Dann wurde nachkorrigiert und verändert.<br />
Welchen Stellenwert nimmt Filmmusik für Sie persönlich und in Ihren Werken ein? Einen<br />
sehr großen! Ich bin absolut sicher, dass Filmmusik nicht nur emotional, sondern auch<br />
„nachhaltig“ sehr viel zu einem Film beitragen kann – denken Sie nur an so berühmte<br />
Beispiele wie Mozarts Klarinettenkonzert-Satz bei „Out of Africa“.<br />
Wie war die Kooperation mit Hans Zimmer? Ausgezeichnet. Zunächst zeigten wir ihm<br />
den Film. Schließlich flog ich mit meinem Cutter für eine Woche nach Los Angeles und<br />
entwickelte mit Henry und Hans in langen Sitzungen die Grundzüge der Musik. Wir trafen<br />
uns jeden Tag, das war ein sehr enger, sehr kreativer und sehr uneitler Austausch von<br />
Ideen und Möglichkeiten. Und bei den Musikaufnahmen in London war ich auch dabei.<br />
FilMMusik<br />
Melodien fürs Geschichtsbuch<br />
Auch dAs historische<br />
drAmA „die päpstin“ wAr ein<br />
voller erFolg. Komponist<br />
mArcel bArsotti<br />
im interview.<br />
Marcel Barsotti wurde für seine Musik zu „Die<br />
Päpstin“ u.a. mit dem Preis der deutschen<br />
Schallplattenkritik ausgezeichnet.<br />
Worauf kommt es beim Komponieren für einen<br />
Historienfilm an?<br />
Wichtig ist, die Emotion der Bilder zu übertragen<br />
und die Geschichte damit direkter zu vermitteln.<br />
Es ist nicht ausschlaggebend, mit historischen<br />
Musiken zu arbeiten. Ich habe zwar gregorianische<br />
Chöre verwendet, allerdings nur als Klangfarbe. Entscheidend<br />
sind immer die richtige Melodie zum<br />
Stoff und die richtige Instrumentierung, und das<br />
sind oft sehr komplexe Musiken. Dafür benötigt<br />
man Zeit und Geduld mit sich selbst, was nicht immer<br />
eine selbstverständliche Angelegenheit ist.<br />
Ihr schönstes Erlebnis rund um „Die Päpstin“?<br />
Wenn man fast zwölf Monate an einem Film<br />
arbeitet, hat man das Gefühl, in die Geschichte des<br />
Films immer weiter einzutauchen. Das schönste<br />
Erlebnis waren die Orchester-, Chor- und Solistenaufnahmen.<br />
Erst hier konnte ich begreifen, wie die<br />
Musiken auf die Bilder wirkten. Doch man muss<br />
zugeben, die Enttäuschung wäre groß, sollte der<br />
Film dann floppen. Danke an den Kinogott, der die<br />
Zuschauer für uns entscheiden ließ. Somit war auch<br />
der Tag nach Kinostart ein schöner.<br />
Wo liegen die Unterschiede beim Komponieren<br />
für Kino und TV-Filme und -Serien?<br />
Fürs Kino arbeitet man fast ausschließlich mit<br />
einem echtem Orchester. Natürlich gibt es auch aufwendigere<br />
TV-Produktionen, bei denen dies gemacht<br />
wird, aber in der Regel wird im TV-Geschäft<br />
sehr kurzzeitig gedacht – zumal die Budgets für Aufwendigeres<br />
oft nicht ausreichen. Kino sollte immer<br />
noch das große und unvergessliche Erlebnis sein:<br />
keine Pausen, kein Küchengang, kein Anruf dazwischen,<br />
also maximale Konzentration auf den Film<br />
und die Musik, da muss der Score einfach stimmen.<br />
17
kultur iM Blut<br />
Hans-Joachim Otto war<br />
von 2005 bis 2009<br />
Vorsitzender des<br />
Ausschusses für Kultur<br />
und Medien des<br />
Deutschen Bundestages<br />
Ein<br />
klarEs<br />
BEkEnntnis<br />
inTERViEw: ip<br />
FOTOS: PRESSE, DENISE DEMARZIANI<br />
Herr Otto, im Koalitionsvertrag sprechen<br />
sich CDU/CSU und FDP für eine<br />
„moderne Medien- und Informationsgesellschaft“<br />
aus. Im Wirtschaftsministerium<br />
obliegt dieses Thema Ihrem Zuständigkeitsbereich.<br />
Was haben Sie sich für<br />
die laufende Legislaturperiode hierzu<br />
vorgenommen? Kommen die Anliegen<br />
der GEMA-Mitglieder darin vor?<br />
Wir haben uns eine ganze Menge vorgenommen,<br />
denn uns ist bewusst, dass die<br />
Stärkung des Urheberrechts und des geistigen<br />
Eigentums zentrale Punkte sind, um<br />
kulturelle Vielfalt zu sichern und um<br />
Künstlern und Verwertern Zukunftschancen<br />
zu bieten. Dies ist der Grund,<br />
weswegen wir ein durchsetzungsstarkes<br />
und praktikables Urheberrechts-Reglement<br />
entwickeln wollen. Es gibt bereits<br />
konkrete Überlegungen, die wir bald präsentieren<br />
werden.<br />
Darüber hinaus ist das Wirtschaftsministerium<br />
auch federführend bei der<br />
„Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“,<br />
die mittelständischen Unternehmen z.B.<br />
im kaufmännischen Bereich kompetente<br />
Hilfestellung anbietet. Dies ist auch für<br />
GEMA-Mitglieder sehr interessant: Wir<br />
haben beispielsweise ein Kompetenzzentrum<br />
eingerichtet, das für GEMA-<br />
Mitglieder, die ja oftmals kleine und mittelständische<br />
Unternehmen sind, sehr<br />
hilfreich sein kann.<br />
hAns-JoAchim otto, mdb und pArlAmentArischer<br />
stAAtsseKretär des bundesministeriums Fü r<br />
wirtschAFt und technologie, sprAch AuF der<br />
midem mit virtuos. es ging um die ziele der<br />
bundesregierung zum schutz des geistigen<br />
eigentums, um die beKämpFung der internet-<br />
pirAterie und um seine wünsche Für die gemA.<br />
Die Bundesregierung ist ja ohnehin<br />
mit der Prämisse angetreten, den Mittelstand<br />
zu stärken. Da in der Musikindustrie<br />
viele mittelständische Unternehmen angesiedelt<br />
sind, werden diese im Hinblick<br />
auf Finanzierungsmodelle oder ähnliches<br />
von Initiativen der Regierungskoalition<br />
profitieren.<br />
Bezüglich der „Initiative Kultur- und<br />
Kreativwirtschaft“: Was ist der aktuelle<br />
Stand mit Blick auf die Musikwirtschaft?<br />
Es gibt einige Neuigkeiten seit Jahresbeginn.<br />
Wir haben zum einen das Kompetenzzentrum<br />
eingerichtet, das in Zukunft<br />
auch regionale Vertretungen haben soll.<br />
Derzeit beschäftigt das in Eschborn angesiedelte<br />
Zentrum sechs Mitarbeiter, die<br />
von Unternehmen bei unterschiedlichsten<br />
Belangen in Anspruch genommen werden<br />
können: Das gilt für Fragen und Hilfe-<br />
stellung bei der Unternehmensgründung<br />
oder Unterstützung auf juristischem,<br />
steuerrechtlichem oder arbeitsrechtlichem<br />
Gebiet.<br />
Um den Blick hierbei auf die Musik zu<br />
lenken: Wir wissen seit langem, dass viele<br />
Kreative ihren Schwerpunkt natürlich auf<br />
kreative Leistungen legen und weniger auf<br />
betriebswirtschaftliche Themen. Deswegen<br />
sind sie oft mit der Schwierigkeit konfrontiert,<br />
ihre hervorragenden Leistungen<br />
auch in wirtschaftlichen Erfolg umzumünzen.<br />
Und dann gibt es noch einen Punkt,<br />
den ich mit Blick auf die Musikbranche<br />
hervorheben möchte: Das Wirtschafts-<br />
ministerium unterstützt den Auftritt<br />
Deutschlands beim „South by Southwest“-<br />
Festival vom 17. bis 21. März in Austin/<br />
Texas. Exportförderung ist hierbei das<br />
Stichwort, das wir uns groß auf den Schirm<br />
geschrieben haben. Dieses Festival ist eine<br />
der ersten Maßnahmen.<br />
Förderung auf wirtschaftlicher Ebene<br />
ist vonnöten. Wenn man den Koali-<br />
tionsvertrag liest, dann haben Sie sich<br />
aber auch darauf verständigt, dass in unserer<br />
Gesellschaft der Respekt gegenüber<br />
kreativen Leistungen gefördert werden<br />
müsse. Wie wollen Sie das erreichen?<br />
Zunächst mal ist es wichtig, dass in<br />
der Koalitionsvereinbarung ein ganz klares<br />
Bekenntnis gemacht wurde zur Stärkung<br />
des geistigen Eigentums, das genauso geschützt<br />
werden muss wie das dingliche<br />
Eigentum. Wir haben auch ein klares Bekenntnis<br />
in der Koalitionsvereinbarung<br />
gemacht, dass Sanktionsmechanismen<br />
geschaffen werden müssen, um das geistige<br />
Eigentum zu schützen, wenn es angegriffen<br />
wird.<br />
Dabei ist es sehr hilfreich, dass von<br />
der Bundeskanzlerin über den Staats-<br />
minister für Kultur und Medien bis hin zu<br />
Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
bei jeder Gelegenheit betont wird,<br />
dass wir gegen Internetpiraterie vorgehen,<br />
dass wir aber auch keine Sympathie für<br />
das Modell einer sogenannten Kulturflatrate<br />
empfinden, da dies unseres Erachtens<br />
eine Enteignung der Künstler bedeuten<br />
würde. Dadurch möchten wir immer<br />
wieder betonen, wie wertvoll kreative<br />
Leistungen sind.<br />
Die einen reden über die Kulturflatrate,<br />
die anderen wie Frankreich und<br />
Großbritannien sprechen über Internetsperren<br />
bei den sogenannten ISPs (Internet<br />
Service Providern) – unterschiedlich<br />
weit fortgeschritten sind auch die<br />
Diskussionen. Deutschland tut sich mit<br />
dem Thema schwer. Aus welchem Grund?<br />
Deutschland bekennt sich klar zum<br />
digitalen Ausbau unseres Landes. Der Zugang<br />
zum Internet bildet für zahlreiche<br />
Menschen die berufliche Grundlage: Deswegen<br />
müssen wir sehr vorsichtig sein,<br />
wenn wir auf der einen Seite einen flächendeckenden<br />
Zugang propagieren, auf der<br />
anderen Seite aber Maßnahmen ergreifen<br />
würden, die genau dies konterkarieren.<br />
Persönlich halte ich beim französischen<br />
Modell die Grundidee für unterstützenswert:<br />
Ich könnte mir vorstellen,<br />
dass die Grundlagen der ersten beiden<br />
Schritte vom französischen Modell übernommen<br />
werden, d.h. die Möglichkeit einer<br />
Warnmeldung des ISP an den Kunden<br />
geschaffen wird. So könnte man unter<br />
Umständen auch dem durchaus auftretenden<br />
sogenannten Abmahn-Missbrauch<br />
bzw. Massenabmahnungen entgegen-<br />
treten. Dazu müsste natürlich eine<br />
datenschutzrechtlich saubere gesetzliche<br />
Grundlage geschaffen werden.<br />
Dies ist mein Vorschlag, aber ich<br />
möchte an dieser Stelle deutlich hervorheben,<br />
dass es ein Modell ist, das ich persönlich<br />
vorschlage und über das wir auch derzeit<br />
diskutieren. Es ist aber noch kein<br />
offizieller Plan der Bundesregierung.<br />
Politik<br />
Hans-Joachim Otto im Gespräch<br />
Wenn wir schon beim Thema Internet<br />
und Musikdownloads sind: Laden Sie<br />
persönlich auch Musik aus dem Internet?<br />
Ich persönlich kaufe nur offline Musik,<br />
aber ich kann Ihnen versichern, dass<br />
meine beiden Töchter auf legale Weise in<br />
sehr großem Umfang Musik downloaden –<br />
ich weiß dies, da sie meine Kreditkarte zur<br />
Abbuchung nutzen. Und ich profitiere indirekt<br />
vom Herunterladen, da ich natürlich<br />
dauerberieselt werde. Meine Töchter<br />
sind begeisterte Downloader, ich persönlich<br />
bin begeisterter CD-Käufer – ich<br />
denke, die Musikindustrie kann sehr zufrieden<br />
mit unserer Familie sein.<br />
Bei diesem Kaufverhalten sicher –<br />
aber Sie haben einen Aspekt angesprochen,<br />
der oft vorgebracht wird: die<br />
fehlende Kreditkarte bei Jugendlichen.<br />
Diese sagen oft: „Ich würde ja gerne<br />
legal Musik herunterladen, aber da<br />
ich noch keine Kreditkarte habe, gibt<br />
es für mich keine Bezahl-Möglichkeit.“<br />
Ist dies auch ein Feld, in dem man Möglichkeiten<br />
schaffen muss, um den Weg<br />
für diese Zielgruppe<br />
zu erleichtern?<br />
Ich appelliere an<br />
alle Verantwortlichen,<br />
Business-Modelle zu<br />
entwickeln, die praktikabel<br />
sind – gerade<br />
auch für Kinder und<br />
Jugendliche, die noch keine Kreditkarte<br />
haben können. Es hat ja bereits eine phänomenale<br />
Steigerung von 34 Prozent bei<br />
legalen Downloads gegeben, die darauf<br />
zurückzuführen ist, dass in der Tat tragfähige,<br />
praktikable Geschäftsmodelle entwickelt<br />
wurden. In dieser Richtung müssen<br />
›› wir möchten immer<br />
wieder betonen,<br />
wie wertvoll KreAtive<br />
leistungen sind ‹‹<br />
wir weiterarbeiten, denn ich bin davon<br />
überzeugt, dass ein Weg für die Bekämpfung<br />
der Internetpiraterie auch in benutzerfreundlichen<br />
Angeboten liegt. Zehn<br />
Millionen Titel sind schon legal verfügbar,<br />
aber es müssen noch mehr werden.<br />
Nach all den Ausblicken und Plänen<br />
für die Musikwirtschaft abschließend<br />
nochmals zurück zur GEMA. Wenn Sie<br />
der GEMA einen Rat geben und ihr etwas<br />
wünschen dürfen für das Jahr 2010, was<br />
wählen Sie?<br />
Wenn ich der GEMA einen Rat geben<br />
darf, dann ist es folgender: geschlossen<br />
auftreten, intern nicht streiten, Mittel, die<br />
die GEMA erhält, sehr effizient und kostengünstig<br />
einsetzen und auch manche<br />
Diskussionen, die es in der Vergangenheit<br />
gegeben hat, glätten.<br />
Mein Wunsch für die GEMA ist, dass<br />
es ihr gelingt, mit Hilfe einer neuen EU-<br />
Richtlinie faire Wettbewerbsbedingungen<br />
in Europa zu schaffen. Die GEMA ist<br />
noch strukturell benachteiligt, da sie viele<br />
kulturelle Leistungen wie eine umfangreicheNachwuchsförderung<br />
erbringt.<br />
Jetzt muss sie aber<br />
mit anderen Verwertungsgesellschaften<br />
konkurrieren, die<br />
das nicht leisten. Ich<br />
wünsche der GEMA,<br />
dass eine Stärkung der Verwertungsge-<br />
sellschaften auf europäischer Ebene in<br />
einem produktiven Wettbewerb stattfindet<br />
und dass die GEMA als größte Ver-<br />
wertungsgesellschaft in Europa aufgrund<br />
ihrer Leistungsfähigkeit daraus gestärkt<br />
hervorgeht.<br />
VIrtuoS Vor ort in cannEs: Redakteurin Isabel Palmtag im Gespräch mit<br />
Staatssekretär Hans-Joachim Otto.<br />
›› ich wünsche der gemA eine stärKung der verwertungsgesellschAFten<br />
AuF europäischer ebene – in einem produKtiven und FAiren wettbewerb ‹‹<br />
18 virtuos Ausgabe März 2010 virtuos Ausgabe März 2010<br />
19
Brotlose Kunst ?<br />
urheber erleben eine neue wirKlichKeit: die durchschnittlichen JAhres-<br />
einKommen stAgnieren in vielen bereichen, Fördergelder brechen vielerorts<br />
weg. die neue situAtion Fordert neue geschäFtsmodelle, Aber Auch soziAl-<br />
KAssen und stiFtungen sind geFrAgt. diese helFen nicht nur mit FinAnzieller<br />
unterstützung, sondern Auch mAl mit einem musiKinstrument.<br />
TExT: KRISTINA BALBACH<br />
FOTOS: KONZERTAGENTUR FRIEDRICH, MORTEZA MOJTAHEDY<br />
E<br />
s war nicht das erste Sommerloch für Markus<br />
R. (Name von der Redaktion geändert). Aber 2009<br />
war das erste, das handfeste Konsequenzen hatte.<br />
Dabei ist R. längst nicht nur Komponist: Auftritte<br />
als Pianist, als Schauspieler und Stunden als Klavierlehrer<br />
bringen zwar zusätzlich Geld in die Kasse –<br />
aber eben nicht genug. Der 61-Jährige aus Bonn<br />
musste im Herbst seine Wohnung kündigen und<br />
beantragte Arbeitslosengeld II. Jetzt wohnt der<br />
Künstler am Stadtrand in einer Sozialwohnung.<br />
Der Staat übernimmt einen Teil der Miete, ebenso<br />
die Krankenversicherung. „Ich hatte richtig gute<br />
Jahre, Auftritte in Israel und Indien“, erzählt<br />
Markus R. Und heute? Als älterer Freischaffender<br />
führe er einen Kampf, der immer weniger zu gewinnen<br />
sei – besonders, ohne vorgesorgt zu haben.<br />
geschäFtsmodelle geFrAgt<br />
Die Zeiten sind schwierig für Urheber. Immer<br />
mehr Kreative arbeiten in Berufsfeldern, die immer<br />
weniger gefördert und bezuschusst<br />
werden. Besonders auffällig<br />
ist die Entwicklung des Jahreseinkommens,<br />
wie Zahlen der<br />
Künstlersozialkasse (KSK) belegen:<br />
So haben zum 1. Januar 2009<br />
alle bei der KSK gemeldeten<br />
Künstler im Bereich Musik im<br />
Durchschnitt 11.174 Euro pro Jahr<br />
verdient. Damit sind sie Schlusslicht<br />
– hinter der darstellenden<br />
Kunst, der bildenden Kunst und<br />
dem Bereich Wort. Dieser führt<br />
die Riege an mit 16.232 Euro.<br />
Kulturpolitiker von Bund und<br />
Ländern sind sich einig, dass die<br />
wirtschaftliche Lage von Urhebern<br />
oftmals besorgniserregend ist.<br />
Sind Urheber vom wirtschaftlichen<br />
Erfolg abgehängt? Hannes Ringlstetter kann<br />
das nicht behaupten. Im Gegenteil: Der Münchener<br />
Kabarettist und Musiker schreibt mehr<br />
denn je Texte, und er komponiert. Neben seinem<br />
Musikkabarett-Programm, mit dem der 39-Jährige<br />
erfolgreich durch die Lande tourt, moderiert er, tritt<br />
auch mal in kleineren Rollen im Fernsehen auf –<br />
eine „Rampensau“, wie er sich auf seiner Homepage<br />
nennt. „Es läuft super“, gibt der Entertainer<br />
20<br />
aBgEsicHErt<br />
Das Rezept des erfolgreichen<br />
Kabarettisten und Musikers<br />
Hannes Ringlstetter: „Man sollte<br />
sich eine Basis schaffen, um den<br />
Kopf freizukriegen!“<br />
zu. Aber es hat Zeit gebraucht. Ringlstetter musste<br />
den Markt und der Markt musste ihn finden. Der<br />
Bayer bedauert, dass sich viele Künstler zu passiv<br />
verhalten: „Man muss sich ein Geschäftsmodell<br />
überlegen“, ist sich Ringlstetter sicher.<br />
Heute kann das Multitalent gut von seinen<br />
Einnahmen leben. Die Anfangsjahre hat der Künstler<br />
dennoch nicht vergessen – auch nicht die<br />
ängste. „Die gehen auch später nicht ganz weg“,<br />
sagt er und erinnert sich an eine heftige Stimmbandentzündung,<br />
die ihn außer Gefecht gesetzt<br />
hatte. Lange habe er nicht an Vorsorge gedacht.<br />
Heute ist er privat abgesichert und hat sich gegen<br />
Berufsunfähigkeit versichert – aber er plant, so lange<br />
wie möglich auf der Bühne zu stehen. „Man sollte<br />
sich eine Basis schaffen, um den Kopf freizu-<br />
kriegen“, sagt Ringlstetter. An das romantische Bild<br />
des brotlosen Künstlers, der aus seiner Armut<br />
heraus erst so richtig kreativ werde, glaube er nicht.<br />
Eine, die mithilft, dieses Klischee zu brechen,<br />
ist Sabine Schlüter. Die Leiterin<br />
der Künstlersozialkasse (KSK)<br />
und ihr Team halten besonders<br />
bei jungen angehenden Künstlern<br />
den Finger in die Wunde –<br />
mit Erfolg: „Wir haben verhältnismäßig<br />
viele Berufsanfänger als<br />
Mitglieder“, sagt sie. Das Thema<br />
Vorsorge werde immer bekannter,<br />
an den Hochschulen werde<br />
gezielt aufgeklärt.<br />
Es war das Gesetz über die<br />
Sozialversicherung der selbstständigen<br />
Künstler und Publizisten,<br />
das sogenannte Künstlersozialversicherungsgesetz<br />
(KSVG),<br />
das 1983 das Thema Vorsorge zum<br />
ersten Mal in den Fokus rückte. Kurze<br />
Zeit später nahm die KSK ihre Arbeit auf.<br />
„Längst überfällig war das“, sagt Schlüter.<br />
Seit zwei Jahren, erzählt sie nicht ohne Stolz, gebe<br />
es die ersten Altersgeldempfänger. Und der Branche<br />
gebe das zusätzlich Aufwind. Sie habe viele<br />
junge Urheber und Musiker getroffen, die das Angebot<br />
der KSK als Ermutigung sehen, den Schritt in<br />
die Selbstständigkeit zu wagen.<br />
Wer auf diesem Weg ins Straucheln gerät, findet<br />
in Deutschland neben Versorgungswerken und<br />
sozialeinrichtungen<br />
für<br />
künstler in<br />
deutschland<br />
(Auswahl)<br />
Künstlersozialkasse (KSK) bei<br />
der Unfallkasse des Bundes<br />
(UKB) in Wilhelmshaven<br />
www.kuenstlersozialkasse.de<br />
GEMA-Sozialkasse (Berlin)<br />
www.gema.de<br />
Pensionskasse für freie<br />
Mitarbeiter der deutschen<br />
Rundfunkanstalten<br />
(Frankfurt/Main)<br />
www.pensionskasse-<br />
rundfunk.de<br />
Versorgungsanstalt der<br />
deutschen Bühnen bei der<br />
Bayerischen Versorgungs-<br />
kammer in München<br />
www.buehnenversorgung.de<br />
Versorgungsanstalt der<br />
deutschen Kulturorchester bei<br />
der Bayerischen Versorgungskammer<br />
in München<br />
www.orchesterversorgung.de<br />
Versorgungswerk der Presse<br />
GmbH in Stuttgart<br />
www.presse-versorgung.de<br />
Versorgungswerk der Deutschen<br />
Medien und Veranstaltungswirtschaft<br />
GmbH in Hannover<br />
www.vdmv.de<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
-kassen unterschiedlichste Formen an Hilfe. Bund<br />
und Länder bieten Ehren- und Hilfsfonds, private<br />
und behördliche Stiftungen kümmern sich von<br />
München bis Hamburg auch um Notfälle. Wie im<br />
Fall eines Urhebers, der sich eine schwere Verletzung<br />
zugezogen hatte und nicht arbeiten konnte.<br />
Friedlinde Siems, Abteilungsleiterin der GEMA-<br />
Sozialkasse in Berlin, erinnert sich noch gut an<br />
die tragische Geschichte. Die Zwangspause<br />
des ordentlichen GEMA-Mitglieds<br />
konnte mit einer einmaligen<br />
finanziellen Unterstützung überbrückt<br />
werden. Neben akuter<br />
Hilfe bietet die GEMA-Sozialkasse<br />
eine einkommensabhängige<br />
Zahlung im Alter an. Allerdings<br />
können nur ordentliche GEMA-<br />
Mitglieder die Leistungen in Anspruch<br />
nehmen. „Wir werden unbedingt<br />
gebraucht“, sagt sie angesichts<br />
der vielen Anträge. Oft bis in den<br />
Tod: Die Sozialkasse ist laut Siems<br />
einige der wenigen Versorgungsstellen,<br />
die einen Zuschuss zur Beerdigung<br />
eines ordentlichen Mitglieds<br />
leisten. „Das sind zum Teil<br />
echte Schicksale, die mir begegnen“,<br />
sagt Friedlinde Siems. Schicksale kennt auch<br />
Rudolf Bräuker. Der 83-Jährige hat vor 36 Jahren das<br />
Künstlerhilfe-Sozialwerk (KSW) gegründet. Seitdem<br />
setzt sich der zweifache Träger des Bundesver-<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
21<br />
HElFEndE Hand<br />
„Ich fragte mich damals: Was<br />
ist eigentlich, wenn ich mal<br />
65 bin?“ Rudolf Bräuker vom<br />
Künstlerhilfe-Sozialwerk<br />
aBgEHängt? Ein Musiker verdient laut KSK pro Jahr<br />
im Durchschnitt 11.174 Euro. Schauspielern, Bildenden<br />
Künstlern und Textdichtern geht es im Schnitt besser.<br />
Politik<br />
Vorsorge für die Zukunft<br />
dienstkreuzes für Künstler ein, die in Not geraten<br />
sind – mal schreibt er einen Brief an Behörden, ein<br />
andermal lindert er kurzfristig die Not. Wie kürzlich,<br />
als eine junge Musikgruppe bei ihm auf dem<br />
Sofa saß. Es fehlte an einem Schlagzeug. „Ich hatte<br />
zufällig eines gespendet bekommen“, erzählt Bräuker.<br />
Auch unkomplizierte finanzielle Unterstützung<br />
leistet das KSW, als Hilfe zur Selbsthilfe, wie er<br />
betont. Zudem hat Bräuker Künstlertreffs<br />
und Hilfsdienste für ältere Freischaffende<br />
ins Leben gerufen.<br />
Längst im Ruhestand, führt er<br />
noch immer die Geschäfte des<br />
KSW. Ehrenamtlich, versteht sich.<br />
An Bedeutung hat diese Aufgabe<br />
für ihn nie verloren. Bräuker erinnert<br />
sich noch gut an eine Tournee.<br />
40 Jahre alt war er damals. „Ich<br />
fragte mich: Was ist eigentlich, wenn<br />
ich mal 65 bin?“ So begann der Kampf<br />
des Wiesbadeners und seine Mitstreiter<br />
für ein Künstlersozialversicherungsgesetz.<br />
Für Rudolf Bräuker wird es auch<br />
in Zukunft viel zu tun geben.<br />
„Die Wirtschaftslage bringt das mit<br />
sich“, sagt er. Viele der älteren<br />
Künstler wüssten nicht, ob sie morgen noch genug<br />
zu essen hätten. „Und junge Künstler müssen vorsorgen“,<br />
appelliert Bräuker. „Wehe denen, die das<br />
nicht tun!“<br />
hilfs- und ehrenfonds<br />
Von Bund<br />
und ländern:<br />
(Auswahl)<br />
Deutsche Künstlerhilfe beim<br />
Bundespräsidialamt in Berlin<br />
www.bundespraesident.de<br />
Bayerischer Ehrensold für<br />
verdiente ältere Künstler beim<br />
Bayerischen Staatsministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kunst in München<br />
www.stmwfk.bayern.de<br />
Ehrensold für verdiente<br />
ehemalige Mitglieder der<br />
Bayerischen Staatstheater beim<br />
Bayerischen Staatsministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung und<br />
Kunst in München<br />
www.stmwfk.bayern.de<br />
Ehrenrenten des Senats der<br />
Freien und Hansestadt Hamburg<br />
www.hamburg.de<br />
Ehrensold des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen in Düsseldorf<br />
www.staatskanzlei-nrw.de<br />
weitere hilfs- und<br />
ehrenfonds:<br />
(Auswahl)<br />
Anni-Taube-Stiftung in<br />
Hamburg, Fördergemeinschaft<br />
Kunst e.V. in Karlsruhe,<br />
Julius-Langenbach-Stiftung in<br />
Bonn, Künstlerhilfe-Sozial-<br />
werk e.V. (KSW) in Wiesbaden,<br />
Marie-Seebach-Stiftung in<br />
Weimar, Paul und Käthe<br />
Kick-Schmidt-Stiftung in Berlin,<br />
Paul-Woitschach-Stiftung<br />
(Förderungs- und Hilfsfonds des<br />
Deutschen Komponistenverbandes)<br />
in Berlin, Stiftung<br />
Eduard Arnhold und Max Taut<br />
Hilfsfonds für Künstler in Berlin,<br />
Versorgungsstiftung der<br />
Deutschen Komponisten in<br />
Berlin (bei der GEMA-Sozialkasse),<br />
Versorgungsstiftung der<br />
Deutschen Textdichter in Berlin<br />
(bei der GEMA-Sozialkasse),<br />
Werner-Friedmann-Stiftung in<br />
München<br />
Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum<br />
(miz) in Bonn<br />
21
22<br />
Politik<br />
Rechtewahrnehmung in Europa<br />
geMeInSaM<br />
In dIe ZuKunFt<br />
wie sieht die zuKunFt der verwertungsgesellschAFten Aus? wie<br />
vielFältig ist die europäische KulturlAndschAFt in einigen JAhren?<br />
diese FrAgen werden intensiv disKutiert. die gemA und sieben weitere<br />
verwertungsgesellschAFten hAben nun KlAr Formuliert, wAs die politiK<br />
schAFFen muss: einen einheitlichen rechtsrAhmen in gAnz europA.<br />
dAvon proFitieren gesellschAFten, urheber und nutzer gleichermAssen.<br />
TExT: mp<br />
die Forderung:<br />
Die acht Verwertungsgesellschaften fordern<br />
einheitliche Regeln für die kollektive Verwaltung<br />
von Urheberrechten in Europa.<br />
Und sie fordern nicht nur, sie handeln auch: Die<br />
zuständigen Entscheidungsträger der Europäischen<br />
Union haben erste Ideen bereits erhalten.<br />
Nun stehen Beratungen auf nationaler und EUpolitischer<br />
Ebene an, um das gemeinsame Ziel für<br />
eine erfolgreiche Zukunft aller zu erreichen.<br />
die hintergründe:<br />
Für die Wahrnehmung und Durchsetzung urheberrechtlicher<br />
Nutzungsrechte, insbesondere an<br />
Musikwerken, sind Verwertungsgesellschaften aus<br />
wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Gründen<br />
unerlässlich – darüber herrscht in Wirtschaft und<br />
Politik ein breiter Konsens.<br />
Ebenso groß ist die Einigkeit bei der Frage, dass<br />
neben den Rechteinhabern vor allem auch die Nutzer<br />
von Musikwerken von der kollektiven Rechtewahrnehmung<br />
profitieren.<br />
die herAusForderung<br />
Die bisherigen Richtlinien der Europäischen<br />
Union regeln nicht die Bedingungen der kollektiven<br />
Rechtewahrnehmung im Europäischen Wirtschaftsraum.<br />
Dadurch entwickeln sich Gesetzgebung und<br />
Praxis in den Mitgliedstaaten auf unterschiedliche<br />
Weise.<br />
Resultat: Die Entstehung eines europäischen<br />
Binnenmarktes für Verwertungsgesellschaften wird<br />
hierdurch beeinträchtigt – denn für einen solchen<br />
EU-Binnenmarkt bedarf es einer gemeinsamen<br />
rechtlichen Basis.<br />
Beispielgebend hierfür und zugleich richtungweisend<br />
für die Verwertungsgesellschaften und ihre<br />
Mitglieder ist die Entwicklung des Onlinesektors auf<br />
dem Gebiet der Musik. Diese könnte durch die Harmonisierung<br />
des Wahrnehmungsrechts deutlich gefördert<br />
werden und dadurch den Rechteinhabern<br />
zugutekommen.<br />
die gemeinschAFt:<br />
„Die einzelnen Verwertungsgesellschaften wollen<br />
nicht zerrieben werden auf dem sich rasant<br />
entwickelnden europäischen Informations- und<br />
Musikmarkt. Wir halten deshalb einen einheitlichen<br />
Rahmen zur kollektiven Rechtewahrnehmung gemeinsam<br />
mit unseren europäischen Partnern für<br />
dringend notwendig. Die GEMA hat bewusst auch<br />
kleinere Schwestergesellschaften in diese Initiative<br />
mit einbezogen, weil ihr die kulturelle Vielfalt in<br />
Europa wichtig ist.“ (Dr. Harald Heker, GEMA)<br />
„Die Anwendung des derzeitigen europäischen<br />
Wettbewerbsrechts wird den Besonderheiten des<br />
geistigen Eigentums kaum gerecht. Wir freuen uns<br />
daher sehr, dass wir, die ungarische artisjus, der<br />
Initiative europäischer Verwertungsgesellschaften<br />
angehören, die sich für die Schaffung einheitlicher<br />
Bedingungen zur Lizenzierung kreativer Inhalte einsetzt.“<br />
(András Szinger, artisjus)<br />
„Auch die STIM möchte den Prozess zur Angleichung<br />
der Wahrnehmungsrechte aktiv unterstützen<br />
und deshalb die EU-Kommission gemeinsam mit<br />
unseren Partnern dazu ermutigen, das Projekt zur<br />
Erreichung einer europäischen Richtlinie aufzugreifen<br />
und voranzutreiben.“ (Kenth Muldin, STIM)<br />
für rechte-<br />
harmonie:<br />
AKM Österreich<br />
artisjus Ungarn<br />
AUME Österreich<br />
GEMA Deutschland<br />
KODA Dänemark<br />
STEF Island<br />
STIM Schweden<br />
TONO Norwegen<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
Anzeige
neue<br />
direktions-<br />
Bezeichnungen<br />
Die im Juli 2009 angekündigten<br />
administrativen Strukturänderungen<br />
in den Bereichen<br />
Inkasso Online, Tonträger und<br />
Verteilung in der GEMA hatten<br />
einige interne organisatorische<br />
Anpassungen zur Folge.<br />
Diese konnten zum Ende des<br />
Jahres 2009 erfolgreich abgeschlossen<br />
werden.<br />
Diese Maßnahmen haben<br />
Änderungen in den Direktionsbezeichnungen,<br />
die zum<br />
01.01.2010 in Kraft treten, zur<br />
Folge:<br />
Die ehemalige Direktion<br />
Rundfunk und Neue Medien<br />
wurde um den Bereich der Online-Lizenzierung<br />
und des Online-Inkassos<br />
erweitert. Sie<br />
trägt nun den Namen Sendung<br />
und Online (S/O) und wird<br />
nach wie vor von Dr. Urban<br />
Pappi geleitet.<br />
Die vormaligen Direktionen<br />
Industrie bzw. Abrechnung II/<br />
Ausland wurden zum 1.8.2009<br />
zu einem Direktionsbereich<br />
zusammengefasst. Die Direktion<br />
steht unter der Leitung<br />
von Thimo Prziklang und trägt<br />
die Bezeichnung Vervielfältigungsrechte<br />
und Ausland<br />
(VR/A).<br />
Auch für die Direktion Abrechnung<br />
I ergibt sich eine Namensänderung:<br />
diese Direktion<br />
heißt künftig Direktion<br />
Abrechnung Aufführungsund<br />
Senderechte und wird, wie<br />
bisher, von Norbert Timm geleitet.<br />
PFlicHtMittEilungEn<br />
Zahlen und mehr<br />
zahlungsplan<br />
neue musikfolge-formulare<br />
Bitte beachten Sie: Ab dem Geschäftsjahr 2010 gelten<br />
verbindlich die neuen Musikfolge-Formulare.<br />
Es betrifft<br />
- die Musikfolge für eine Einzelveranstaltung,<br />
- die Musikfolge für eine Einzelveranstaltung<br />
bei Netto-Einzelverrechnung (Direktverrechnung),<br />
- die Musikfolge für regelmäßige Veranstaltungen<br />
innerhalb eines Monats mit Live-Musik,<br />
die nächsten zAhlungstermine Für dAs geschäFtsJAhr<br />
2009 sind Folgende<br />
(beschluss des AuFsichtsrAts vom 6. / 7. mAi 2009)<br />
Zahlungstermin Sparten Abrechnungszeitraum<br />
1. April 2010 E, ED, EM, BM<br />
Ki 2009<br />
U (einschl.VK), UD<br />
M<br />
DK 2009<br />
WEB, WEB-VR 1. Halbjahr 2009<br />
MOD, MOD-VR 1. Halbjahr 2009<br />
VOD,VOD-VR 1. Halbjahr 2009<br />
PHO-VR Überhang<br />
1. Halbjahr 2009<br />
3.Vierteljahr 2009 ZL<br />
A-AR *<br />
A-VR *<br />
1. Juli 2010 PHO-VR 2. Halbjahr 2009<br />
4.Vierteljahr 2009 ZL<br />
BT-VR 2. Halbjahr 2009<br />
KMOD, KMOD-VR 2. Halbjahr 2009<br />
R, R-VR<br />
FS, FS-VR<br />
T-FS 2009<br />
T, TD, TD-VR 2009<br />
A-AR *<br />
A-VR *<br />
1. Oktober 2010 R (Großes Recht)<br />
FS (Großes Recht) 2009<br />
WEB, WEB-VR 2. Halbjahr 2009<br />
MOD, MOD-VR 2. Halbjahr 2009<br />
VOD,VOD-VR 2. Halbjahr 2009<br />
Wertungsverfahren E 2009<br />
Wertungsverfahren U 2009<br />
Schätzungsverfahren 2009<br />
PHO-VR Überhang<br />
2. Halbjahr 2009<br />
1.Vierteljahr 2010 ZL<br />
A-AR *<br />
A-VR *<br />
index zum<br />
zAhlungsplAn<br />
ZL: Zentrale Lizenzierung<br />
* Die Erträge aus dem Ausland<br />
(beide Rechte) werden nach<br />
Eingang laufend zum 1. eines<br />
jeden Quartals ausgeschüttet.<br />
Informationen zu den Abrechnungen<br />
mit Länderangaben<br />
finden Sie auch auf der GEMA-<br />
Homepage www.gema.de/<br />
auslandsabrechnungen<br />
Nachverrechnungen erfolgen<br />
jährlich zum<br />
1. November<br />
für U (einschl VK), UD, M<br />
1. Januar<br />
für E, ED, EM, BM, Ki<br />
Die Nachverrechnungen<br />
erfolgen aufgrund von<br />
Reklamationen<br />
gemäß Abschnitt IX,<br />
Ziffer 5 der Ausführungsbestimmungen<br />
zum Verteilungsplan<br />
A. Sie erfolgen wegen<br />
der maschinellen<br />
Abrechnung jeweils<br />
ausschließlich zu<br />
diesen Stichtagen. Dies<br />
ist auch deshalb<br />
notwendig, da in der<br />
Sparte U bei einer<br />
Nachverrechnung jeweils<br />
die Bildung neuer Matrixkennzahlen<br />
erfolgt.<br />
- die Musikfolge für regelmäßige Veranstaltungen<br />
innerhalb eines Monats mit Live-Musik zur<br />
Netto-Einzelverrechnung und<br />
- die Musikfolge für mehrere Veranstaltungen.<br />
Sie finden sie im Internet unter<br />
www.gema.de/veranstaltungen in der Rubrik „Formulare“.<br />
Über die Wiedereinführung der Musikfolge für mehrere<br />
Veranstaltungen wird in der nächsten virtuos-Ausgabe<br />
detaillierter berichtet.<br />
ausschüttungsdaten abrechnung ausland<br />
A-Ar 4. QuArtAl 2009 –<br />
Ausschüttung per 01.01.2010<br />
ARGENTINIEN 2004 - 2008 FILM / TV<br />
2005 - 2008<br />
DäNEMARK 2007<br />
2007 - 2008 MPRT<br />
2007 FILM / TV<br />
ESTLAND 1998 - 2006 FILM / TV<br />
2004 - 2008<br />
FINNLAND 2007<br />
2007 FILM / TV<br />
2007-2008 MPRT<br />
ISLAND 2008 1. HJ<br />
2008 1.HJ FILM / TV<br />
JAPAN 2007<br />
2007 4.Q. FILM / TV<br />
LITAUEN 2004 -2007 FILM / TV<br />
2005-2007 + MPRT<br />
NIEDERLANDE 2007<br />
2007 FILM / TV<br />
2008 MEGA LIVE<br />
NORWEGEN 2007 - 2008<br />
2007 - 2008 FILM/ TV<br />
POLEN 1997 - 2008 FILM / TV<br />
2007 - 2008<br />
SCHWEDEN 2007 - 2008 MPRT<br />
2007 2. HJ. - 2008 1. HJ. FILM / TV<br />
2007 2.HJ. - 2008 1. HJ.<br />
A-vr 4. QuArtAl 2009 –<br />
Ausschüttung per 01.01.2010<br />
GRIECHENLAND DVD 2003 - 2004<br />
PHO/ZL 2. HJ 2003 - 2004<br />
PHO/ZL/R/TV 1998-2002 NV<br />
GROSSBRIT. BT: A: 7/06, 1/07, 2/07, 4/07,<br />
7/07, 10/07, 2/08<br />
MUSIC QUIZ GAMES:<br />
A: 7/07, 10/07, 2/08<br />
ONLINE: A: 7/07, 10/07, 2/08<br />
PHO: A: 7/07, B: 4/07, 7/07, 10/07<br />
R/TV: A: 1/07, 4/07<br />
RADIO: A: 7/06, 7/07<br />
RINGTONES: A: 7/07, 10/07, 2/08<br />
TV: A: 7/06, 2/07, 7/07, 2/08<br />
B: 10/07<br />
WEB MM LIBRARY: A: 7/07,<br />
10/07, 1/08, 2/08<br />
JAPAN 04.-06.2008 ONLINE KARAOKE NV<br />
BT 2008<br />
ONLINE 2008<br />
PHO 2008<br />
R/TV 2008<br />
ÖSTERREICH BT 07.-12.2008<br />
I-TUNES 01.-06.2008<br />
ONLINE 07.-12.2008<br />
PHO 07.-12.2008<br />
PHO 2003-2007 NV/RV<br />
SPEZIALPRODUKTE 07.-12.2008<br />
WERBEFENSTER 2005 NV/RV<br />
ZL 07.-12.2008<br />
ZL 1999-2007 NV/RV<br />
PHILIPPINEN PHO 2004+1/2005<br />
POLEN ONLINE 2006 - 2008<br />
PHO 2006 Teil 2<br />
PORTUGAL PHO 2004<br />
RADIO 2004<br />
ZL 2004<br />
RUMäNIEN PHO 2002-2005<br />
RUSSLAND PHO 2. HJ 2003 - 2004<br />
SCHWEIZ 1999-2007 DIV. WEITERVERR.<br />
2001-2008 NV<br />
BT-WERBUNG 2003<br />
BT-WERBUNG 2005<br />
FILM 2002 NV<br />
PHO 2001-2008 DIV. WEITERVERR.<br />
PHO 2003-2005 NV/RV<br />
PHO/ZL 2002-2006 NV<br />
R/TV 2004-2006 NV<br />
R/TV 2008<br />
ZL 2008<br />
TSCHECHIEN PHO bis 12.2004<br />
USA PHO/ONLINE/BT bis 03.2009<br />
24 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
25
die zukunft<br />
der PriVat- Pri<br />
koPieVergütungen<br />
zwei JAhre ist die „novellierung des urheberrechtsgesetzes“,<br />
der sogenAnnte „Korb 2“ der urheberrechtsreForm,<br />
schon beschlossene sAche. nun Folgte die einigung<br />
zwischen computerherstellern und den<br />
verwertungsgesellschAFten bei pcs.<br />
TExT: mp<br />
Lange verhandelten die in der ZPÜ zusammengeschlossenen<br />
Verwertungsgesellschaften mit<br />
dem „Bundesverband Informationswirtschaft,<br />
Telekommunikation und neue Medien e.V.“ (BIT-<br />
KOM) und zuletzt mit dem „Bundesverband Computerhersteller<br />
e.V.“ (BCH) über die angemessene<br />
Vergütung für private Vervielfältigungen, die mit<br />
PCs vorgenommen werden. Grundlage der Diskussionen:<br />
Der Gesetzgeber hat die gesetzlich<br />
festgelegten Tarifsätze aufgehoben und den Verwertungsgesellschaften<br />
und den Verbänden der<br />
Hersteller und Importeure im „Korb 2“ mit auf<br />
den Weg gegeben, sich künftig über die Vergütungen<br />
für die private Vervielfältigung zu einigen.<br />
Es handelt sich um die erste Einigung dieser Art<br />
seit dem zweiten Korb. Zusätzlich zu der Einigung<br />
bezüglich PCs für die Gegenwart seit Korb 2 wurde<br />
auch eine Vereinbarung über die PC-Vergütungen<br />
für die Jahre 2002 bis 2007 getroffen. Zuvor hatten<br />
die Unternehmen und Verbände die Position vertreten,<br />
dass für diesen Zeitraum für PCs nichts gezahlt<br />
werden müsste.<br />
Mit anderen Worten: Die finanzielle Gegenleistung,<br />
die für die Erstellung von Privatkopien<br />
mit dem PC pauschal an die in der ZPÜ zusammengeschlossenen<br />
Verwertungsgesellschaften gezahlt<br />
werden muss, um die damit eingenommenen<br />
Gelder dann an die Urheber und Leistungsschutzberechtigten<br />
von Musik, Texten, Bildern oder Film-<br />
werken weiterzugeben, ist für die Vergangenheit<br />
und dieses Jahr einvernehmlich geregelt. Für 2011<br />
stehen neue Verhandlungen an.<br />
„Diese Einigung ist ein Durchbruch bei der<br />
Regelung der Vergütungen nach neuem Recht. Wir<br />
hoffen, auf dem Verhandlungswege auch für andere<br />
Produkte, mit denen private Vervielfältigungen<br />
vorgenommen werden, entsprechende<br />
Lösungen zu erzielen. Wir sind jedenfalls verhandlungsbereit“,<br />
so die ZPÜ nach erzielter Einigung<br />
mit dem BCH.<br />
Für den Bereich Leermedien und Verbraucherelektronik<br />
kann bislang kein entsprechender<br />
Verhandlungserfolg verkündet werden. Derzeit<br />
befinden sich die Verhandlungs<strong>partner</strong> bei der<br />
Schiedsstelle. Die ZPÜ hat nun aufgrund von<br />
Studien, die im Auftrag der Schiedsstelle unternommen<br />
wurden, nach den gesetzlichen Vor-<br />
gaben Tarife insbesondere für CD- und DVD-<br />
Rohlinge aufgestellt.<br />
Die „gute alte Leerkassette“ macht nur noch<br />
einen geringfügigen Teil des ZPÜ-Spektrums aus.<br />
Die Konsumenten von heute nutzen digitale Medien<br />
wie USB-Sticks, CD-Rohlinge und andere multimediale<br />
Möglichkeiten, um Musik, Filme, Texte und<br />
Bilder zu speichern und für ihre privaten Zwecke<br />
zu kopieren. Und daran orientieren sich auch<br />
die neuen ZPÜ-Tarife für all diese sogenannten<br />
Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte.<br />
die neuen tAriFe im überblicK:<br />
was ist die zPü?<br />
Die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) wurde 1963 gegründet und<br />
ist damit die älteste und aus wirtschaftlicher Sicht bedeutendste Form der<br />
Zusammenarbeit der deutschen Verwertungsgesellschaften.<br />
Die ZPÜ hat die Aufgabe, die Vergütungsansprüche gegenüber Geräteherstellern,<br />
-importeuren sowie gegenüber Leermedienherstellern und -importeuren geltend<br />
zu machen und das Vergütungsaufkommen an ihre Gesellschafter zu verteilen.<br />
diese gesellschafter der zPü sind:<br />
GEMA<br />
GÜFA (Gesellschaft zur<br />
Übernahme und Wahrung von<br />
Filmaufführungsrechten mbH)<br />
GVL (Gesellschaft zur<br />
Verwertung von<br />
Leistungsschutzrechten mbH)<br />
GWFF (Gesellschaft zur<br />
Wahrnehmung von Film- und<br />
Fernsehrechten mbH)<br />
„korB 2“ und zPü:<br />
noVellierung des<br />
urheBerrechtsgesetzes<br />
VFF (Verwertungsgesellschaft<br />
der Film und Fernsehproduzenten)<br />
VG Bild-Kunst<br />
VGF (Verwertungsgesellschaft<br />
für Nutzungsrechte an<br />
Filmwerken mbH)<br />
VG Wort<br />
Unter Korb 2 versteht sich, wie der Name schon sagt, ein<br />
Zweites Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der<br />
Informationsgesellschaft, das vor zweieinhalb Jahren vom<br />
Bundestag verabschiedet wurde.<br />
Es sollte das Urheberrecht insbesondere an den<br />
Stellen weiterentwickeln, die im Rahmen<br />
des „Korb 1“ zurückgestellt worden waren. Zu<br />
den wichtigsten Inhalten des „Korb 2“ gehört<br />
die Anpassung des pauschalen Vergütungssystems<br />
an die technischen Entwicklungen und<br />
die flexiblere Gestaltung im Hinblick auf die<br />
neuen Vervielfältigungstechniken. Anders<br />
gesagt: Die „Leerkassetten“ (Audio-Leerkassette,<br />
VHS) und der Kassetten- und Video-<br />
Rekorder, die der Gesetzgeber 1985 im Blick<br />
hatte, als die Höhe der Vergütungen für die<br />
private Vervielfältigung festgesetzt wurden, sind<br />
in den vergangenen Jahren fast ausschließlich durch<br />
digitale Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte<br />
ersetzt worden.<br />
intErn<br />
Computer-Vergütung<br />
Pcs:<br />
Im Zeitraum vom 01.01.2008 bis zum 31.12.2010 beträgt<br />
die Vergütung für PCs mit eingebautem Brenner auf der<br />
Grundlage eines Gesamtvertrages EUR 13,65, für PCs<br />
ohne Brenner EUR 12,15, jeweils zuzüglich gesetzlicher<br />
Umsatzsteuer.<br />
Für Unternehmen, die den Verträgen nicht beitreten<br />
(werden), veröffentlichen die Verwertungsgesellschaften<br />
Tarife, die um 25 % über diesen Vergütungssätzen liegen.<br />
Gleichzeitig haben sich die Parteien in einem Vergleich<br />
über eine Vergütung für PCs für den Zeitraum vom<br />
01.01.2002 bis 31.12.2007 geeinigt.<br />
die zPü macht Vergütungen<br />
insBesondere für die<br />
folgenden Produkte geltend:<br />
PCs<br />
Brenner (CD-Brenner, DVD-Brenner)<br />
Video-Rekorder, Festplatten-Rekorder,<br />
DVD-Rekorder<br />
CD-Rekorder, Kassetten-Rekorder<br />
MP3-Player<br />
Multimedia-Handys<br />
Unbespielte Tonträger (analog/digital),<br />
unbespielte Bildtonträger/DVD-Rohlinge<br />
(analog/digital), Data CD-R/-RW<br />
USB-Sticks, Speicherkarten, externe<br />
Festplatten und Festplatten zum Einbau<br />
26 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
27
unsErE<br />
dokuMEntation<br />
die doKumentAtion der gemA:<br />
dAs rücKgrAt Für die lizenzierung<br />
und verteilung<br />
FOTOS: PETRA SCHNEIDER, CAROLIN LUDWIGS<br />
Um<br />
Verwertungen lizenzieren und abrechnen zu können,<br />
braucht die GEMA detaillierte Kenntnisse über die genutzten<br />
musikalischen und audiovisuellen Werke und deren Aufteilungen.<br />
Die Dokumentationsabteilungen liefern diese Informationen und<br />
bilden durch diese Arbeit das Rückgrat der GEMA.<br />
liane<br />
fürst<br />
Abteilungsleiterin der<br />
Abteilung Werkeanmeldung<br />
Ansprech<strong>partner</strong>in für Fragen<br />
zur Dokumentation von neuem<br />
und bestehendem GEMA-<br />
Originalrepertoire<br />
e-Mail: lfuerst@gema.de<br />
intErn<br />
Die Menschen bei der GEMA<br />
stefan wohlgemuth<br />
Abteilungsleiter der<br />
Abteilung Dokumentation Service<br />
Erstellung des GEMA-Jahrbuchs<br />
e-Mail: swohlgemuth@gema.de<br />
lars Jantke<br />
Gruppenleiter in der Abteilung<br />
Internationale Dokumentation<br />
Ansprech<strong>partner</strong> für Fragen zu Verfahrensweisen<br />
bei Subverlegerwerkeanmeldungen,<br />
insbesondere zu den elektronischen<br />
Anmeldeverfahren für Subverlage<br />
e-Mail: ljantke@gema.de<br />
thomas wimmer<br />
Teamleiter in der Abteilung<br />
Werkeanmeldung<br />
Ansprech<strong>partner</strong> für Fragen<br />
zur Online-Werkeanmeldung<br />
e-Mail: twimmer@gema.de<br />
dr. JacoB de ruiter<br />
Direktor der Direktion Dokumentation<br />
Mitglied im Beirat des Deutschen<br />
Musikarchives der<br />
Deutschen Nationalbibliothek,<br />
Internationale Kooperationen<br />
e-Mail: jruiter@gema.de<br />
carmen<br />
ehrenreich<br />
Abteilungsleiterin der<br />
Abteilung Dokumentation<br />
Film und Fernsehen<br />
Ansprech<strong>partner</strong>in für<br />
Fragen zur Verwendung<br />
von Musik in audiovisuellen<br />
Produktionen<br />
e-Mail: cehrenreich@gema.de<br />
28 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
29<br />
dorothea<br />
alBrecht<br />
Abteilungsleiterin der<br />
Abteilung Originalrepertoire<br />
Abtretungen<br />
Ansprech<strong>partner</strong>in für Fragen zur<br />
Dokumentation von Subverlagsverträgen<br />
für GEMA-Originalwerke<br />
e-Mail: dalbrecht@gema.de<br />
dr. ulrich sieBert<br />
Abteilungsleiter der Abteilung<br />
Internationale Dokumentation<br />
Mitarbeit in internationalen<br />
Arbeitsgruppen<br />
e-Mail: usiebert@gema.de<br />
dagmar<br />
rosenBerger<br />
Sachbearbeiterin in<br />
der Abteilung<br />
Dokumentation Service<br />
Ansprech<strong>partner</strong>in für<br />
Repertoireanfragen, z.B. zu<br />
Rechtsinhabern von Werken;<br />
Auskünfte, ob Werke<br />
geschützt oder bereits frei sind;<br />
Ermittlung der Urheber<br />
e-Mail: drosenberger@gema.de<br />
elke rothe<br />
Abteilungsleiterin der Abteilung<br />
Dokumentation Generalverträge<br />
Ansprech<strong>partner</strong>in für Fragen zu<br />
General- und Optionsverträgen sowie<br />
zu internationalen Urhebern und<br />
Verlagen im internationalen<br />
Beteiligtenverzeichnis IPI<br />
e-Mail: erothe@gema.de
zugAngsAnbieter im internet<br />
müssen sicherstellen, dAss nutzer<br />
ipAt wisl<br />
über<br />
dignA<br />
ihren<br />
conseQu<br />
dienst<br />
Ationum<br />
nicht Au F<br />
ilit,<br />
urheberrechtswidrig<br />
seQuis AdionullAore<br />
Angebotene<br />
tetue<br />
mAgnis<br />
musiKwerKe<br />
Adipis Augueriusci<br />
zugreiFen Können.<br />
blA Feu<br />
FAcilit et utpAtin ullAortion hen<br />
TExT: mp<br />
TExT: mp<br />
Der sogenannte Usenet-Zugangsanbieter Alphaload hatte wiederholt<br />
damit geworben, dass Nutzer kostengünstig, sicher vor<br />
Rechtsverfolgung sowie schnell und anonym Zugriff auf Filme, MP3-<br />
Dateien, Software oder Spiele bekämen – darunter auch Musikwerke<br />
aus dem GEMA-Repertoire. Bereits am 26. Oktober 2007 hatte das<br />
Landgericht Hamburg zugunsten der GEMA geurteilt, dieses Urteil<br />
war in zweiter Instanz am 28. Januar 2009 vom Oberlandesgericht<br />
Hamburg bestätigt worden.<br />
Mit der in zweiter Instanz bestätigten Unterlassungsverpflichtung<br />
ordnet das Gericht an, dass Alphaload unterbinden muss,<br />
dass Nutzer über den Dienst auf konkrete, im Usenet urheberrechtswidrig<br />
angebotene Musikwerke zugreifen können. Zudem wurde das<br />
Unternehmen dazu verurteilt, sämtliche Werbeaussagen einzustellen,<br />
mit denen die Nutzung des Dienstes zu illegalen Zwecken propagiert<br />
wurde.<br />
In der Folgezeit befolgte der Betreiber des Dienstes zwar die<br />
gerichtliche Anordnung: Die gerügten Werbemaßnahmen wurden<br />
eingestellt, die streitgegenständlichen Werke waren nicht mehr über<br />
Alphaload aufzufinden. Weitergehende Maßnahmen, um das Repertoire<br />
der GEMA zu schützen, traf der Betreiber jedoch nicht. Deshalb<br />
wandte sich die GEMA am 14. September 2009 erneut an das Landgericht<br />
Hamburg, um die Nutzung von weiteren, bestimmten Werken<br />
ihres Repertoires über den Dienst zu untersagen. Mit Erfolg: Das<br />
Landgericht Hamburg erließ am 21. September 2009 den von der<br />
GEMA beantragten Beschluss.<br />
30<br />
– der FAll –<br />
§ dAs urteil §<br />
Das Oberlandesgericht Hamburg hatte zunächst mit seinem<br />
Urteil vom 28. Januar 2009 den Weg für eine grundsätzliche Haftung<br />
von Zugangsanbietern geebnet: Stellt ein Dienst illegale Nutzungsmöglichkeiten<br />
seines Angebotes in seiner Werbung besonders<br />
heraus, so trifft ihn auch eine besondere Pflicht, die Rechte der<br />
betroffenen Urheber gegen unerlaubte Nutzungen zu schützen.<br />
Dass ein solcher Dienst sich nicht nur damit begnügen kann,<br />
einfach die Werbeaussagen abzuändern, zeigt der weitere Beschluss<br />
des Landgerichtes Hamburg vom 21. September 2009: Kommt es<br />
nach der änderung der Werbeaussagen nach wie vor zu illegalen<br />
Nutzungen (wenn auch von anderen Werken), dann ist der Betreiber<br />
auch für solche Nutzungen verantwortlich.<br />
Im konkreten Fall: Um seine Verantwortlichkeit zu beenden, hätte<br />
Alphaload eben mehr tun müssen, als nur die Werbeaussagen einzustellen,<br />
so die Begründung des Gerichts.<br />
Deswegen wird durch Beschluss des LG Hamburg vom 21. September<br />
2009 im Wege einer einstweiligen Verfügung Alphaload untersagt,<br />
die relevanten Musiktitel aus dem GEMA-Repertoire über<br />
den Dienst Alphaload öffentlich zugänglich zu machen oder machen<br />
zu lassen. Für den Fall einer erneuten Zuwiderhandlung drohte das<br />
LG Hamburg ein Ordnungsgeld oder entsprechende Ordnungshaft<br />
an, ebenso muss der Dienstbetreiber die Prozesskosten begleichen.<br />
ALphALoAD<br />
Vs. GEMA<br />
die meinung des experten:<br />
dr. Kerstin bäcKer, lAusen rechtsAnwälte<br />
Welche Bedeutung haben die Alphaload-Entscheidungen für<br />
die Bemühungen der GEMA gegen Internet-Piraterie?<br />
Mit diesen Entscheidungen ist ein ganz wichtiger Schritt im Hinblick<br />
auf die Haftung von sog. Zugangsvermittlern getan worden.<br />
Denn sie zeigen, dass auch ein Dienst, der zwar keine Inhalte selbst<br />
abspeichert oder anbietet, sondern einfach nur den Zugang zu einem<br />
Netzwerk (hier dem Usenet) vermittelt, dennoch für Rechtsverletzungen,<br />
die in diesem Netzwerk stattfinden, unter bestimmten<br />
Voraussetzungen zur Verantwortung gezogen werden kann. Bislang<br />
hatten sich die Betreiber stets darauf gestützt, dass Zugangsver-<br />
mittler unter keinen Umständen für illegale Inhalte haften. Das ist<br />
nun gerichtlich widerlegt worden.<br />
Die Alphaload-Betreiber haben ihren Geschäftssitz in der<br />
Schweiz – hat dies Auswirkungen auf die Entscheidungen?<br />
Gerichtliche Entscheidungen können auch im Ausland vollstreckt<br />
werden; insoweit gibt es zwischen den Staaten entsprechende<br />
Übereinkommen.<br />
Auf die praktische Umsetzung der Entscheidungen hat der Geschäftssitz<br />
daher keine Auswirkungen – insbesondere wurden bislang<br />
etwa auch die Prozesskosten erstattet.<br />
Die deutschen Gerichte konnten hingegen mit der Sache befasst<br />
werden, weil es sich um einen „Online-Tatbestand“ handelt, denn<br />
der Dienst ist weltweit aktiv und eben auch in Deutschland nutzbar.<br />
Manch außenstehender Betrachter des Verfahrens mag sich<br />
fragen, warum die Bestätigung des Urteils aus 1. Instanz zwei Jahre<br />
auf sich warten lässt. Liegt die Verfahrensdauer an den Inhalten des<br />
Falls oder gibt es andere Gründe?<br />
Es handelt sich zwar um eine grundlegend neue Rechtsfrage, darauf<br />
lässt sich die lange Verfahrensdauer jedoch nicht zurückführen.<br />
Dies liegt einfach daran, dass es zwischenzeitlich wesentlich mehr<br />
gerichtliche Streitigkeiten im Bereich des sog. geistigen Eigentums<br />
gibt und die auf solche Streitigkeiten spezialisierten „Urheberrechtskammern“<br />
bei den Gerichten besonders stark mit Arbeit belastet sind.<br />
wAs ist dAs usenet?<br />
Das Usenet bestand bereits vor dem World Wide Web. Seine<br />
Funktionsweise ist mit einem Meinungsforum vergleichbar: Jemand<br />
schreibt eine Nachricht und veröffentlicht sie, sodass sie<br />
für jeden Interessierten abrufbar ist. Im Usenet sind die veröffentlichten<br />
Nachrichten jedoch nicht nur auf einem Server abrufbar,<br />
sondern werden auf zahlreiche Server weiterkopiert und<br />
so weltweit verbreitet. An die Nachrichten, die ursprünglich nur<br />
aus Text bestanden, können beliebige Dateien angehängt und<br />
damit von den Nutzern des Netzwerkes abgerufen werden. In<br />
den vergangenen Jahren wurde das Usenet daher zunehmend<br />
für den kostengünstigen und illegalen Bezug geschützter Inhalte<br />
verwendet.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
EinsPrucH<br />
Aktuelle Rechtsfälle verständlich erklärt<br />
gema<br />
vs. heye und<br />
Partner<br />
TExT: mp<br />
– der FAll –<br />
Die Werbeagentur Heye und Partner GmbH hatte gegen die<br />
GEMA Klage auf Feststellung erhoben, dass sie für die Eigenwerbung<br />
mit von ihr selbst produzierten musikunterlegten Werbefilmen auf<br />
der Unternehmenswebsite keine Vergütungen an die GEMA zahlen<br />
müsse. Der Ausgangspunkt des Verfahrens reicht bis ins Jahr 2006 zurück:<br />
Damals hatte die GEMA vor dem Landgericht München Recht<br />
bekommen. Auch das Oberlandesgericht München wies die Klage<br />
der Werbeagentur im Berufungsverfahren zurück. Im Revisionsverfahren<br />
haben die Richter des Bundesgerichtshofs („BGH“) nun im<br />
vergangenen Jahr das endgültige Urteil in dieser Sache gesprochen.<br />
§ dAs urteil §<br />
Der Tenor des unter dem Titel „Nutzung von Musik für Werbezwecke“<br />
veröffentlichten Urteils des BGH (Aktenzeichen I ZR 226/06)<br />
lautet wie folgt: „Die GEMA ist aufgrund der mit den Berechtigten<br />
geschlossenen Berechtigungsverträge in der Fassung der Jahre 2002<br />
und 2005 nicht berechtigt, deren urheberrechtliche Nutzungsrechte<br />
hinsichtlich der Verwendung von Musikwerken zu Werbezwecken<br />
wahrzunehmen.“<br />
Mit seinem Urteil hob der BGH das Urteil der Vorinstanz auf.<br />
Diese hatte noch in vollem Umfang bestätigt, dass bei der Rechtewahrnehmung<br />
im Werbebereich wie folgt zu unterscheiden ist:<br />
Auf der einen Seite entscheidet der Berechtigte individuell, ob<br />
seine Werke zu Werbezwecken genutzt werden dürfen. Auf der anderen<br />
Seite nimmt die GEMA die Rechte für die weitere Verwertung der<br />
Werbung wahr (z.B. Sendung eines Werbespots im Hörfunk oder<br />
Fernsehen).<br />
Nach der Entscheidung des BGH ist die GEMA aufgrund der bisherigen<br />
Fassung des Berechtigungsvertrags jedoch insgesamt nicht<br />
berechtigt, Rechte ihrer Mitglieder für die Verwendung von Musik zu<br />
EinE wEiTERE wichTiGE EnTSchEiDUnG<br />
urteil des KAmmergerichts berlin zur verrechnung<br />
von werbemusiKen im Fernsehen<br />
Die Mitgliederversammlung der GEMA hat im Jahr 2003<br />
beschlossen, den zuvor für alle Formen der Fernsehwerbung<br />
geltenden Koeffizienten 3 lediglich für „Werbespots (Wirtschaftswerbung)“<br />
beizubehalten und für „Musik in sonstigen<br />
Werbefilmen (Sender-Eigenwerbung, Direct Response TV,<br />
Erotik-Telefondienste, Teleshopping, Dauerwerbesendungen)“<br />
den Koeffizienten auf den Wert 1 abzusenken (Abschn. XIV<br />
Ziff. 3 Koeffizient 3 Abs. 2 der Ausführungsbestimmungen zum<br />
Verteilungsplan A).<br />
Das Kammergericht Berlin hat diese Regelung in einem<br />
Urteil vom 08.07.2009 in folgendem Umfang für nichtig<br />
erklärt:<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
urteil mit grosser trAgweite:<br />
nAch AuFFAssung des bundesgerichtshoFs<br />
zählt werbung<br />
im Allgemeinen nicht zu Jenen<br />
bereichen, in denen die gemA<br />
ihre mitglieder vertreten dArF.<br />
Werbezwecken wahrzunehmen. Dies bedeutet, dass die GEMA die<br />
Rechte für die Verwendung von Musik zu Werbezwecken derzeit<br />
nicht wirksam an Nutzer lizenzieren und hierfür auch keine Ausschüttungen<br />
an ihre Berechtigten vornehmen kann.<br />
mAssnAhmen der gemA:<br />
Aus Sicht der GEMA widerspricht dieses Urteil nicht nur der bislang<br />
von allen Beteiligten anerkannten Praxis, sondern auch den Interessen<br />
der GEMA-Mitglieder und des Marktes. Die GEMA hat daher<br />
folgende Maßnahmen ergriffen, um eine für alle Seiten verträgliche<br />
Lösung für die Vergangenheit und Zukunft umzusetzen: Zum einen<br />
hat sich die GEMA an die betroffenen Berechtigten wegen einer Genehmigung<br />
der in der Vergangenheit vorgenommenen Lizenzierungen<br />
gewandt. Zum anderen hat der GEMA-Aufsichtsrat beschlossen,<br />
eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen.<br />
Diese wird in Kürze über die zukünftige Wahrnehmung der Rechte<br />
zur werbemäßigen Nutzung durch die GEMA entscheiden.<br />
die meinung der experten<br />
Aus dem gemA-JustiziAriAt:<br />
Bedeutet das Urteil, dass man Musik in Werbespots nun „umsonst“<br />
einsetzen kann?<br />
Um Missverständnissen vorzubeugen, ist in diesem Zusammenhang<br />
darauf hinzuweisen, dass Musik in Werbung aufgrund des<br />
BGH-Urteils nicht „umsonst“ zu haben ist. Grundsätzlich ist jede<br />
Nutzung nach dem Urheberrechtsgesetz angemessen zu vergüten –<br />
auch die werbemäßige Nutzung von Musik. Wenn die Lizenzierung<br />
für diese Nutzung nicht über die GEMA erfolgt, dann müssen die individuellen<br />
Rechteinhaber oder deren Vertreter direkt angefragt und<br />
entsprechend vergütet werden.<br />
„(Wirtschaftswerbung); Koeffizient 1 für Musik in sonstigen<br />
Werbefilmen (Sender-Eigenwerbung, Direct Response TV, Erotik-<br />
Telefondienste, Teleshopping, Dauerwerbesendungen); Koeffizient<br />
1 gilt auch für Musik in Sender-Eigenwerbung, sofern es<br />
sich um Auftragskompositionen für Eigen- und Auftrags-<br />
produktionen handelt.“<br />
Dies bedeutet, dass die betroffenen Werbemusiken bis auf<br />
Weiteres ebenfalls auf Basis des Koeffizienten 3 zu verrechnen<br />
sind. Die weitere Handhabung wird nach der grundsätzlichen<br />
Klärung der künftigen Rechtewahrnehmung im Werbebereich<br />
Gegenstand der ordentlichen Mitgliederversammlung im Juni<br />
2010 sein.<br />
31
herzlichen<br />
glÜcKwunsch!<br />
FOTOS: COURTESY OF CHICAGO SYMPHONY ORCHESTRA, MEREDITH HEUER, GEMA, DIETRICH ALEXANDER VON<br />
PLETTENBERG, STEFAN MALZKORN, NEW EARTH RECORDS, LILO RINKENS, ULLA BAUMGART, JAKUB LUDVíK<br />
Was hat sich Ezra Pound nur dabei gedacht, als er schrieb:<br />
„Je älter man wird, desto mehr schätzt man die Kunst des<br />
konstruktiven Schweigens“? Mögen unsere Geburtstagskinder<br />
32<br />
pierre Boulez<br />
85 jahre<br />
gEBurtstagE<br />
Eine runde Sache<br />
diese „Kunst“ nie, nie, nie für sich entdecken und stattdessen<br />
mit der Kunst fortfahren, in der sie sich bereits als Meister<br />
erwiesen haben.<br />
happy birthday dear pierre,<br />
what our friendship has meant<br />
to me is beyond description –<br />
from the boulez of baden-baden<br />
to paris and new York has always<br />
been a marvelous musical and<br />
personal revelation and<br />
stimulus to me.<br />
best wishes,<br />
elliott<br />
DiE GEMA GRATUliERT ihREn „RUnDEn“ GEBURTSTAGSkinDERn<br />
90 jAhRE<br />
CURTH FLATOW<br />
GERHARD JAHNEN<br />
KURT REHFELD<br />
HEINRICH SCHACHTNER<br />
JOHANNES SCHADE<br />
85 jAhRE<br />
PIERRE BOULEZ<br />
HANS-GUENTHER BUNZ<br />
ROY ETZEL<br />
HILDEGUND KIRMSSE<br />
KURT KUEMPEL<br />
FRANZ MOECKL<br />
KARL MUELLER-SUHL<br />
SIEGFRIED RABE<br />
80 jAhRE<br />
CRISTOBAL HALFFTER<br />
HANS HAMMERSCHMID<br />
WERNER HEIDER<br />
HORST MUEHLBRADT<br />
ROBERT PAPPERT<br />
DIETER SCHNEBEL<br />
RUDOLF<br />
SUTHOFF-GROSS<br />
WERNER W. WALLROTH<br />
75 jAhRE<br />
KARL HANS BERGER<br />
RICHARD BERGMANN<br />
REINHARD DEUTSCH<br />
HANS HAIDER<br />
WALTER HAUPT<br />
REIMUND HESS<br />
INGFRIED HOFFMANN<br />
MANFRED HUEBLER<br />
MARGARETE JEHN<br />
GEORG KATZER<br />
GEORG SCHWENK<br />
AMBROS SEELOS<br />
MANFRED WEISS<br />
70 jAhRE<br />
ALLAN BOTSCHINSKY<br />
HELMUT FACKLER<br />
WOLFGANG<br />
GOLDHUBER<br />
FRANZ WILLI<br />
HALMICH<br />
HERBERT JOOS<br />
KLAUS LENZ<br />
PETER MEYER<br />
HELMUT MUELLER<br />
RUDOLPH<br />
SCHAMBECK<br />
WOLFGANG<br />
THOMA<br />
WEBER EBERHARD<br />
BERND WEFELMEYER<br />
65 jAhRE<br />
CHRISTIAN ANDERS<br />
JOHANNES BIEBL<br />
MICHAEL<br />
CHAMBOSSE<br />
GEORG DEUTER<br />
ULRICH GUMPERT<br />
SIEGWARD<br />
KASTNING<br />
HERMANN KELLER<br />
JUERGEN KUPFER<br />
Elliott<br />
cartEr<br />
Komponist<br />
ROLAND<br />
LEISTNER-MAYER<br />
PETER EMIL<br />
LUEDEMANN<br />
DIETER LUENSTEDT<br />
ELMAR NODERER<br />
GREGOR<br />
ROTTSCHALK<br />
KRISTIAN SCHULTZE<br />
EWALD STUHLER<br />
RAIVO TAMMIK<br />
JAMES RICHARD<br />
TAYLOR-LORTY<br />
GERD WELKISCH<br />
PETER WILKE<br />
ProF. Harald BantEr<br />
Die GEMA gratuliert ihrem<br />
Ehrenmitglied Prof. Harald<br />
Banter herzlich zum 80.<br />
Geburtstag!<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
GreGor rottschalk<br />
65 jahre<br />
ein leben geht in ordnung, wenn man zur<br />
rechten zeit die richtigen leute trifft und<br />
das nicht für einen zufall hält. so ging es<br />
mir und bernd brummbär, als wir uns 1972<br />
mAschine nr. 9 (unsere opium-oper für<br />
das radio) ausdachten. von einer villa am<br />
genfer see, wo wir arbeiteten, fuhren wir<br />
nach münchen, um diesen uns persönlich<br />
unbekannten georg deuter zu treffen,<br />
dessen schallplatte wir auf einem meskalintrip<br />
gehört hatten. ich erinnere mich an<br />
sein kleines zimmer, das er bewohnte, an<br />
zwei hamster, die zwischen den elektrokabeln<br />
seiner instrumente herumliefen – und<br />
an den kahlköpfigen musiker, den gerade<br />
eine magenverstimmung plagte. georg<br />
deuter war für unsere Arbeit unverzichtbar,<br />
er brachte das<br />
weltall zum Klingen,<br />
denn von dort<br />
sendeten wir unsere<br />
mAschine nr. 9<br />
zur erde. er war<br />
unser galaktischer<br />
musikant. danke,<br />
georg, dafür!<br />
WolF<br />
WondratscHEk<br />
Schriftsteller<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
GeorG<br />
Deuter<br />
65 jahre<br />
„Als alter drache will ich sachen machen,<br />
die ein junger nicht tut ...“ ich wünsche dir,<br />
lieber drittel-urvater von tabaluga, zu<br />
deinem 65. geburtstag, dass dir von nun an<br />
erst recht so manches aus dem Kopf sprudelt<br />
und in die Feder fließt, worüber du<br />
dich selber am meisten wunderst. nur wer<br />
über sich selber noch staunen und<br />
schmunzeln kann, bleibt Kind genug, um<br />
ungefährdet immer erwachsener zu werden.<br />
lass dir zeit damit, denn du weißt ja:<br />
in einen Kindertraum passen locker sieben<br />
drachenleben hinein. dein Freund und<br />
mit-urvater von<br />
tabaluga<br />
rolf zuckowski<br />
rolF<br />
zuckoWski<br />
Musiker und Komponist<br />
Walter haupt<br />
75 jahre<br />
sehr geehrter herr haupt, ich wünsche ihnen von herzen<br />
alles gute zu ihrem wunderbaren geburtstag! ich bin<br />
froh, dass ich die möglichkeit hatte, sie kennenzulernen.<br />
die teilnahme an „carmen monumental opera“ war ein<br />
erlebnis und eine riesige erfahrung für mich. dank ihrer<br />
präzision, ihrem gefühl und ihrer Kunst habe ich carmen<br />
im neuen licht kennengelernt und andere ungeahnte<br />
töne des potenzials und der schönheit dieser rolle<br />
aufgedeckt. Als carmen habe ich mich mit ihnen und<br />
dank ihnen wirklich vortrefflich<br />
gefühlt! herzlich, ihre Andrea<br />
Kalivodová<br />
andrEa<br />
kaliVodoVá<br />
Mezzosopranistin<br />
33
VorBild und<br />
lehrmeister<br />
proF. reinhold Kreile beging Jüngst seinen<br />
80. geburtstAg. Freunde und weggeFährten<br />
grAtulieren dem ehemAligen gemA-vorstAnd<br />
und -generAldireKtor, der sich unter Anderem<br />
Als leidenschAFtlicher verFechter des schutzes<br />
geistigen eigentums einen nAmen gemAcht hAt.<br />
FOTOS: GEMA, SCHOTT PROMOTION/STEFAN FORSTER<br />
lieber herr Kreile,<br />
es war erika pluhar, die sang: „es<br />
war einmal – … und es war einmal<br />
schön!“ gewiss meinte sie damit<br />
romantischeres als das urheberrecht<br />
und die politik. Aber zutreffend<br />
ist es dafür auch.<br />
denn „es war wirklich einmal<br />
schön“… als die Abgeordneten<br />
georg Kahn-Ackermann und ludwig<br />
stiegler, spd, detlef Kleinert, Fdp,<br />
und reinhold Kreile, cdu/csu, das<br />
urheberrecht im deutschen bundestag<br />
aushandelten – im Konsens<br />
zwischen den parteien, nahezu<br />
lautlos und ohne lobbygezänk. Auf<br />
diese weise erhielten wir in<br />
deutschland eines der besten<br />
urheberrechtsgesetze der welt.<br />
Aber, ich sagte schon: „es war<br />
einmal.“ denn 1989 schied reinhold<br />
Kreile aus dem deutschen bundestag<br />
aus, um sich als juristischer<br />
„musenwächter“ in der gemA den<br />
wirtschaftlichen und ideellen<br />
belangen der gemA-mitglieder zu<br />
widmen.<br />
Aber zuerst ist ihm noch ein besonderer<br />
eleganter gesetzlicher coup<br />
gelungen. mit dem „gesetz zur<br />
stärkung des schutzes des geistigen<br />
eigentums und zur bekämpfung der<br />
produktpiraterie“ haben sie in<br />
listiger weise den begriff des<br />
„geistigen eigentums“ in die<br />
deutsche urheberrechtsgesetzgebung<br />
eingeführt. ihr vorgehen ist<br />
ein beispiel dafür, wie sie auf ihre<br />
eigenste Art immer wieder die<br />
rechte der schöpferischen menschen<br />
im Auge hatten. ihre zeit als<br />
gemA-chef haben sie jüngst als den<br />
34<br />
vierten satz ihrer lebenssymphonie<br />
umschrieben. von ihnen stammt<br />
der hinweis, dass das urheberrecht<br />
die eine seite der medaille ist, deren<br />
andere seite inkasso heißt. eine<br />
treffende umschreibung unserer<br />
tätigkeit.<br />
wenn es um das geld der gemAmitglieder<br />
ging, haben sie keine<br />
Auseinandersetzung gescheut.<br />
persönliche Angriffe dabei vermochten<br />
sie nicht aus der ruhe zu<br />
bringen. sie parierten mit den<br />
wirkungsvollen worten: „ein gemAvorstand<br />
ist nicht beleidigungsfähig.“<br />
ich persönlich danke ihnen<br />
sehr für dieses mantra.<br />
bei ihrem Ausscheiden konnten sie<br />
eine der größten Aufgaben, vor die<br />
die gemA seit ihrem bestehen<br />
gestellt wurde, für abgeschlossen<br />
erklären: die wiedervereinigung der<br />
ost- und westdeutschen urheber<br />
auf dem gebiet musik in einer<br />
gesamtdeutschen gemA. es gibt<br />
nur wenige andere bereiche, in<br />
denen die wiedervereinigung so<br />
lautlos und nahezu problemlos<br />
gelungen ist. mit diesem gelungenen<br />
prozess bleibt ihr name in<br />
der geschichte der gemA für alle<br />
zeiten verbunden.<br />
ihr<br />
harald heker<br />
dr. Harald<br />
HEkEr<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der GEMA<br />
gEacHtEt und gEliEBt<br />
Oben: Prof. Reinhold Kreile (r.) mit<br />
Ex-Bundespräsident Prof. Roman Herzog<br />
und dessen inzwischen verstorbener<br />
Ehefrau Christiane. Reinhold Kreile ist<br />
Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes.<br />
Unten: Prof. Reinhold Kreile<br />
mit Ehefrau Dr. Eva Kreile<br />
lieber reinhold,<br />
wenn eine harmonische Arbeits-<br />
<strong>partner</strong>schaft Jahrzehnte wirken<br />
durfte und wenn dabei historische<br />
zeitgrößen wie Jahrhundert- und<br />
sogar Jahrtausendschwellen<br />
überschritten wurden und überdies<br />
geschichtliche gnadenakte wie die<br />
wiedervereinigung des vaterlandes<br />
miteinander erlebt und verarbeitet<br />
wurden, reichen 500 zeichen<br />
einschließlich punkten und Kommata<br />
nicht aus, um dem Freund und<br />
<strong>partner</strong> all das zu sagen, was bei<br />
seinem wechsel vom achten ins<br />
neunte lebensdezennium angemessen<br />
wäre. drum kurz und ohne<br />
punkt und Komma von herzen<br />
glück, gesundheit mit gottes<br />
gnade für die kommenden Jahre<br />
und dank, ganz großen dank für<br />
deine lebensleistung wie für deine<br />
Freundschaft.<br />
in verbundenheit und verehrung<br />
dein hans<br />
sikorski<br />
ProF. Hans<br />
W. sikorski<br />
Musikverleger<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
„ein Freund, ein guter Freund, das<br />
ist das schönste, was es gibt auf der<br />
welt.“ dieser evergreen kommt mir<br />
immer dann in den sinn, wenn ich<br />
mich an die zeit mit reinhold Kreile<br />
in der gemA erinnere. in den vielen<br />
Jahren unseres gemeinsamen<br />
einsatzes für die gemA-mitglieder<br />
war reinhold Kreile für mich vorbild<br />
und lehrmeister für einsatz, Können,<br />
erfahrung, weisheit, verlässlichkeit,<br />
Konzilianz, stil, pädagogischen<br />
eros sowie musikalische<br />
und wissenschaftliche leidenschaft.<br />
diese liste von eigenschaften, die<br />
ProF. WilHElM<br />
killMayEr<br />
Komponist<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
PErsönlicHkEit<br />
Zentrale Figur im<br />
Vermittlungsbetrieb<br />
zeitgenössischer Musik:<br />
Prof. Reinhold Kreile<br />
eine wahre Führungspersönlichkeit<br />
auszeichnen, ließe sich bei reinhold<br />
Kreile spielend verlängern. dass<br />
mich heute mit ihm eine herzliche<br />
Freundschaft verbindet, die hält,<br />
auch „wenn die ganze welt zusammenfällt“,<br />
das ist „das schönste,<br />
was es gibt auf der welt“.<br />
ProF. JürgEn<br />
BEckEr<br />
Jurist, Ex-GEMA-<br />
Vorstandssprecher<br />
lieber Freund reinhold Kreile,<br />
dass wir uns schon seit mehr als 50 Jahren freundschaftlich<br />
begleiten, ist für mich etwas sehr<br />
besonderes. sei also herzlich willkommen im<br />
Kreise der 80-Jährigen.<br />
nachdem du so viel für die musik und uns macher<br />
getan hast, verdienst du jetzt wirklich eine wunderbare<br />
zeit, die von unserem dank angefüllt ist.<br />
lass es dir bitte gut gehen und sei gegrüßt von<br />
deinem Freund<br />
wilhelm Killmayer<br />
Kunst jedweder Art kann sich nicht ohne<br />
intensive Förderung entfalten. vor allem die<br />
teilweise durchaus<br />
verständlichen<br />
irritationen, die<br />
avancierte neue<br />
musik auslöst,<br />
benötigen als Kompensationleidenschaftliches<br />
und<br />
zielgerichtetes<br />
Arrangement von persönlich-<br />
ProF.<br />
siEgFriEd<br />
keiten des öffentlichen lebens,<br />
MausEr<br />
um besonderheiten und<br />
Pianist,<br />
Qualitäten, die unter umstänMusikwissenden später von vielen erkannt schaftler<br />
werden, nahezubringen und<br />
durchzusetzen. einer der großen mentoren<br />
in diesem sinne war reinhold Kreile, der<br />
nicht nur als direktor der gemA, sondern<br />
auch als privat agierende person unermessliche<br />
verdienste für die verbreitung zeitgenössischer<br />
musik erworben hat. sein einsatz<br />
war dabei völlig attitüdenfrei, mit einem<br />
fast nüchternen blick immer ganz im dienst<br />
der sache und jenseits profilneurotischen<br />
gehabes. die Klarheit und bescheidenheit<br />
einerseits und die unnachgiebige hartnäckigkeit<br />
andererseits, immer gepaart mit<br />
einem sensiblen einfühlungsvermögen dem<br />
spezifisch neuen gegenüber, machen<br />
reinhold Kreile zu einer zentralen Figur im<br />
vermittlungsbetrieb der zeitgenös-<br />
sischen musik. im wissen um die<br />
dauerhaftigkeit und Kontinuität<br />
dieses vorbildlichen verhaltens<br />
möchte ich mit großer ehrerbietung<br />
und höchster dankesbezeugung<br />
zum runden geburtstag gratulieren.<br />
mit herzlichen grüßen!<br />
siegfried mauser<br />
richard-strauss-medaille<br />
Die GEMA bezeichnet Richard Strauss gerne als<br />
Vater der GEMA. Seine Inspiration, seine Vision<br />
hat die GEMA„mit-geboren“. Reinhold Kreile hat<br />
sich dafür eingesetzt, dass die GEMA sich weiter-<br />
entwickeln konnte. Er hat sich wie kaum ein<br />
anderer um das Urheberrecht, die Urheber und<br />
damit auch um die GEMA und um ihre<br />
Mitglieder verdient gemacht. Dafür kennt die<br />
GEMA als höchste Auszeichnung die „Richard-<br />
Strauss-Medaille“. Vielen herzlichen Dank im<br />
Namen aller Mitglieder der GEMA!<br />
35
offenes ohr<br />
Er schuf Unterhaltung für<br />
viele Generationen von<br />
Kindern: Egon L. Frauenberger<br />
schrieb und produzierte<br />
auch die Hörspiele zu den<br />
Kinderbuchklassikern „Die<br />
kleine Hexe“ und „Der<br />
Räuber Hotzenplotz“ sowie<br />
„Das kleine Gespenst“ und<br />
„Urmel aus dem Eis“.<br />
eIn WaHrHaFtIger<br />
tauSendSaSSa<br />
TExT: FRANK DOSTAL<br />
E in kluger Mann hat mal gesagt: „Die Philo- wissen<br />
sophen haben die Welt nur verschieden interpretiert;<br />
es kommt darauf an, sie zu verändern.“ Egon<br />
L. Frauenberger hat sich und seine Welt sein Leben<br />
lang verändert.<br />
Ein entscheidendes Erlebnis widerfuhr ihm,<br />
als er gerade erst zwölf Jahre alt war. 14 Freunde<br />
und er waren auf dem Weg zum Schwimmen, als<br />
plötzlich ein Fliegerangriff über sie hereinbrach.<br />
Das Haus, in dem sie Schutz suchten, wurde von<br />
einer Bombe getroffen. Alle seine 14 Kumpels wurden<br />
erschlagen. Erst nach elf Stunden befreite<br />
man ihn als Einzigen lebend aus den Trümmern.<br />
Ich nehme an, spätestens dann weiß man, welch<br />
Geschenk das Leben ist.<br />
Als die Grauen des Dritten Reichs und seines<br />
Krieges vorüber waren, durchlebte Egon L. Frauenberger<br />
seine Pubertät, und ungeschützt traf ihn<br />
etwas direkt auf seinen Solar-Plexus: die Jazz-<br />
Musik. Mit ihrem ganzen Zauber beseelte ihn die<br />
Musik derer, die die einen als Befreier und andere<br />
als Eroberer ansahen. Diese „Dschungel“-Musik<br />
lehrte ihn am eigenen Leibe die magische Wirkung,<br />
die Kunst, insbesondere Musik, auf Menschen<br />
haben kann. Jazz wurde und blieb eine<br />
entscheidende Komponente im Treibstoff-Mix<br />
seines Lebens. Seine „größten Hits“ wurden seine<br />
zahllosen Erfolge in den Bereichen Kinderhörspiel<br />
und volkstümliche Musik. Was alles er aber sonst<br />
noch in seinen vielen Berufen, Haupt- und Nebentätigkeiten<br />
anderes und erfolgreich anders gemacht<br />
und getan hat, passt normalerweise nicht<br />
in ein Menschenleben.<br />
Aber Egon L. Frauenberger war dabei kein<br />
Hans Dampf, sondern ein wahrhaftiger Tausendsassa,<br />
der seine vielfältigen Talente, seine Neugier<br />
und Fantasie zusammen mit herzlichem Lebens-<br />
egon l. FrAuenberger<br />
14.11.1931 - 17.11.2009<br />
in seiner trAuerAnzeige schrieb<br />
der deutsche textdichter-verbAnd:<br />
egon louis FrAuenberger<br />
schAtzmeister<br />
Freund<br />
boxer<br />
einer von uns<br />
Für uns<br />
er wird immer bei uns sein<br />
nicht nur dem eigenen Vorteil, sondern mit<br />
all der ihm eigenen Energie auch dem Wohlergehen<br />
seiner Berufsgenossen zugutekommen ließ.<br />
So hat er sein Leben stets mittendrin, mit und für<br />
andere gelebt.<br />
Ein loyaler Freund, ein Nahkämpfer und Steher<br />
ist aus dem Ring gegangen.<br />
„Der Räuber Hotzenplotz“ war weltweit das erste<br />
Hörspiel, das eine Goldene Schallplatte erhielt.<br />
Insgesamt erreichten 50 Produktionen von Egon L.<br />
Frauenberger Gold-Status, viermal gab es Platin.<br />
36 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
MIt So VIel leBenSFreude<br />
TExT: FRANK DOSTAL<br />
Die GEMA hat im Dezember 2009 einen Mann<br />
verloren, der eigentlich schon immer da war. Sehr<br />
wenige Mitglieder und Mitarbeiter werden sich an<br />
eine Zeit vor Hans Hee erinnern können. Viele Jahre<br />
war er das Gesicht, die Stimme der Textdichter<br />
in der GEMA. Er war für sie Mitglied im Aufsichtsrat,<br />
ihr Sprecher, stellvertretender Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrats und Präsident des Deutschen<br />
Textdichter-Verbandes.<br />
Die Textdichter (und nicht nur sie) wussten,<br />
buchstäblich zu jeder Tages- und Nachtzeit konnte<br />
man sich an ihn wenden, wenn der berufliche<br />
oder private Schuh drückte. Es war nicht nur sein<br />
enormes Wissen über unsere Regularien, aus dem<br />
er jederzeit schöpfen konnte. Vor allem war es<br />
auch seine Fähigkeit, anderen zuzuhören, die ihn<br />
auszeichnete. Sein mit großem Herzen Für-andere-da-Sein<br />
machte ihn zu „unserem Hans“. Er hat<br />
zwar oft gewusst, was die Leute hören wollen – darum<br />
war er ein so erfolgreicher Textdichter. Aber<br />
nach dem Munde geredet hat er ihnen nie.<br />
Er war jedoch auch kein immer-netter Alles-<br />
Versteher und Allen-Helfer. Zuallererst war er ein<br />
Naturereignis: ein Mann wie ein Baum. So sportlich,<br />
wie er sein ganzes Leben lang war, wäre mancher<br />
gern eine Woche lang. Wenn er den Raum<br />
betrat, hat man das gemerkt. Wenn er einen Standpunkt<br />
hatte, hat man ihn gehört. Eine Wonne, zu<br />
erleben, wie er auf wildfremde Menschen zuging<br />
und innerhalb von Sekunden in anregenden<br />
Gesprächen sprudelte.<br />
Aus dem zweiten Weltkrieg heimgekehrt,<br />
verschlug es den jungen Schwaben nach Bremen<br />
hAns hee<br />
30.01.1924 - 10.12.2009<br />
und er wurde Polizist. Bald schon war er zuständig<br />
für die Verkehrserziehung der Bremer Schulkinder.<br />
Nach Dienstschluss schrieb er Liedertexte für die<br />
neuen Schlager-Solisten und -Gruppen und fürs<br />
Kabarett sowie ganze Sendungen für die neu entstandenen<br />
freien Radio-Sender mit ihren neuen<br />
Moderatoren-Stars.<br />
Schon in den 60er-Jahren konnte man seinen<br />
Liedern nicht entkommen, wenn man in Deutschland<br />
das Radio oder eine Music Box einschaltete.<br />
Einige von ihnen wurden und blieben derartig bekannt,<br />
dass mancher sie für „freie“ Volkslieder hält.<br />
Hans Hees besonderes Interesse galt auch Büchern<br />
über Geschichte und Geschichten aus aller Welt<br />
und dem Reisen in seinem Wohnmobil, in dem so<br />
manche Ausschuss- oder Aufsichtsrats-Sitzung auf<br />
dem GEMA-Parkplatz ausführlich bis zum Morgengrauen<br />
weiter erörtert wurde. Stundenlang konnte<br />
man mit ihm immer wieder die Wunder der Sympathie,<br />
Freundschaft und Liebe ergründeln. Oder,<br />
dass wir unseren Kindern nie genug oder gar zuviel<br />
Liebe geben können. Da passierte es schon mal,<br />
dass dieser Gedanke ein paar Tränen in den Augen<br />
löste.<br />
Der Name Hans ist die Kurzform von<br />
Johannes, der latinisierten Form des hebräischen<br />
Namens Jochanan, was angeblich soviel heißt wie<br />
„Gott ist gnädig“. Es war wohl eine Gnade, dass<br />
Hans Hee mit so viel Talent ausgestattet war, mit<br />
soviel Kraft, Beharrlichkeit und Erfolg, mit so viel<br />
Lebensfreude und Mitgefühl.<br />
Übrigens: Das letzte Wort, das Hans Hee<br />
sagte, bevor er entschlief, war „Ja“.<br />
„Sierra Madre<br />
del Sur“: Mit<br />
diesem Hit ist<br />
Hans Hee bis<br />
heute in den<br />
Top 10 der<br />
GEMA-Charts<br />
vertreten.<br />
ein gruss<br />
der celler<br />
schule<br />
1995 trat Hans Hee<br />
im Namen der<br />
GEMA-Stiftung an<br />
uns heran mit der<br />
Idee, für den<br />
Textdichter-Nachwuchs<br />
in Deutschland<br />
Förder- und Ausbildungsangebote<br />
zu<br />
entwickeln. Dies war<br />
die Stunde Null der<br />
Celler Schule. Über all<br />
die Jahre ist uns Hans<br />
immer ein treuer Wegbegleiter<br />
geblieben,<br />
außerdem ein gern<br />
gesehener Besucher,<br />
streitbarer Diskussions<strong>partner</strong>,<br />
ver-<br />
lässlicher Ratgeber<br />
und väterlicher<br />
Freund. Wir vermissen<br />
Dich, Hans. Danke<br />
für alles, was Du für<br />
die Celler Schule und<br />
den Textdichter-<br />
Nachwuchs getan<br />
hast! Behalt ein<br />
Auge auf uns!<br />
Im Namen aller<br />
Absolventen<br />
Edith Jeske<br />
Tobias Reitz<br />
37
38<br />
<strong>VERANSTALTUNGEN</strong><br />
Deutscher Musikautorenpreis 2010<br />
vonBerlin<br />
prEiS<br />
Am tisch mit… – erleBen sie den deutschen musikAutorenpreis live!<br />
DEr<br />
grOSSE<br />
Am 22. April schAut die nAtionAle musikwelt erneut<br />
nAch Berlin: die GemA verGiBt 2010 zum zweiten mAl<br />
den deutschen musikAutorenpreis.<br />
TEXT: mp, bm<br />
FOTOS: ThoMAS RoSENThAL<br />
Der<br />
rote Teppich vor dem axica-Bau in Berlin<br />
ist natürlich noch nicht ausgerollt, aber hinter den<br />
Kulissen liegt er schon bereit. Noch gehen Bankangestellte<br />
und Besuchergruppen durch die großen<br />
Türen des architektonischen Meisterstücks am<br />
Pariser Platz. In ein paar Wochen werden sie sich<br />
nur für Nominierte, Laudatoren, Gäste und Pressevertreter<br />
öffnen. Und auch der gedämpfte Geräuschpegel<br />
unter der Glaskuppel des axica-Atriums<br />
ist spätestens dann Vergangenheit, wenn<br />
Moderator Dieter Moor die Bühne betritt. Dann ist<br />
im wahrsten Sinne Musik drin – bei der Verleihung<br />
des 2. Deutschen Musikautorenpreises in Berlin.<br />
Am 22. April 2010 ist es soweit: Nach der gelungenen<br />
Premiere 2009 feiert die Musikbranche erneut<br />
den von der GEMA initiierten Preis. An der<br />
erfolgreichen Philosophie wird nichts geändert:<br />
Wieder stehen unter dem Motto „Autoren ehren<br />
Autoren“ Komponisten und Textdichter für die herausragende<br />
Qualität ihrer Werke im Mittelpunkt,<br />
wieder entscheidet eine hochkarätig besetzte<br />
Fachjury über den Weg vom Nominierten zum<br />
Preisträger, wiederum überrascht so manch unerwarteter<br />
Laudator „seinen“ Preisträger mit einer<br />
ganz persönlichen Rede und auch in diesem Jahr<br />
sind Preisträger und Details des Abends bis zur<br />
Preisverleihung streng geheim.<br />
Genau diese Spannung machte im vergangenen<br />
Jahr den Charme der Veranstaltung aus:<br />
Etablierte und erfolgreiche Urheber saßen neben<br />
unbekannten Nachwuchskünstlern, Vertreter aus<br />
Musiksparten trafen aufeinander, deren Lebens-<br />
und Arbeitswelten sich sonst nie überschneiden.<br />
Und alle warteten nervös auf die Bekanntgabe der<br />
Preisträger, um diese danach gemeinsam zu feiern.<br />
Aber es gab noch mehr, was überzeugte: Dieter<br />
Moor begeisterte das Publikum mit seiner unterhaltsamen<br />
Moderation, die modern-fantasievolle<br />
Atmosphäre des axica-Baus bot den passenden<br />
Rahmen. Aus diesem Grund sind Moderator und<br />
Veranstaltungsort dieselben geblieben – so viel<br />
wird vorab verraten. Und es ist ebenfalls kein Geheimnis,<br />
dass der Deutsche Musikautorenpreis<br />
auch im zweiten Jahr unter der Schirmherrschaft<br />
von Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter<br />
der Bundesregierung für Kultur und Medien, steht.<br />
Er begleitete die Auszeichnung vom Gründungsrat<br />
an und verleiht ihr politisch Bedeutung.<br />
Auf den folgenden Seiten finden Sie alles<br />
Wissenswerte, was schon bekanntgegeben werden<br />
kann, bevor am 22. April 2010 wieder die Trophäen<br />
überreicht werden: virtuos interviewte Dieter<br />
Moor, erkundigte sich bei den Preisträgern des<br />
Deutschen Musikautorenpreises 2009, welchen<br />
Platz sie für ihren Preis gefunden haben und<br />
stellt die Jury-Mitglieder vor. Und mit ein bisschen<br />
Glück sind auch Sie dabei: bei der Verleihung<br />
dieses in Deutschland einzigartigen Preises, beim<br />
Deutschen Musikautorenpreis 2010.<br />
Insgesamt werden<br />
beim 2. Deutschen<br />
Musikautorenpreis<br />
zehn Auszeichnungen<br />
in den folgenden<br />
Kategorien vergeben:<br />
Lebenswerk<br />
Nachwuchsförderpreis<br />
(dotiert mit 10.000 Euro)<br />
Dance<br />
Experimentelle Musik<br />
Instrumentalmusik<br />
Jazz<br />
Komposition Rock/Pop<br />
Text Rock/Pop<br />
Text Schlager<br />
Erfolgreichstes Werk des<br />
Jahres (Ermittlung über<br />
Media Control)<br />
Die festliche Preisverleihung, Gäste aus der gesamten Musikbranche, die Freude der Preisträger – dies können Sie alles<br />
live erleben! Zum Preis von 90,00 Euro pro Karte können Sie bei der Verleihung des 2. Deutschen Musikautorenpreises dabei<br />
sein. Das Kontingent ist aus Platzgründen begrenzt. Alle notwendigen Informationen zum Kartenkauf finden Sie unter<br />
www.musikautorenpreis.de.<br />
virtuos und ein Bisschen Glück BrinGen sie zum<br />
deutschen musikAutorenpreis<br />
Seien Sie live dabei, wenn am 22. April 2010 in Berlin der<br />
Deutsche Musikautorenpreis verliehen wird – eine E-Mail<br />
oder eine Postkarte an die virtuos-Redaktion kann Ihre Tischkarte<br />
für den Festsaal sein.<br />
virtuos verlost zwei Einzelkarten für die Verleihung des<br />
2. Deutschen Musikautorenpreises!<br />
Schicken Sie bis zum 6. April 2010 eine E-Mail an<br />
virtuos@gema.de oder eine Postkarte an GEMA, Redaktion<br />
virtuos, Stichwort Musikautorenpreis, Rosenheimer Straße<br />
11, 81667 München. Erforderliche Angaben: Ihre Adresse und<br />
Ihre GEMA-Mitgliedsnummer.<br />
Teilnahmeberechtigt sind alle GEMA-Mitglieder. Die Gewinner<br />
werden nach der Auslosung informiert und erhalten<br />
jeweils eine Eintrittskarte (ohne Begleitung) zur Verleihung.<br />
Anreise und Übernachtung sind nicht im Gewinn enthalten.<br />
Viel Glück!<br />
38 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
39
Musik verbindet<br />
dieter moor moderiert erneut den deutschen musikAutorenpreis<br />
inTErviEw: ANGELA PIETZSCh<br />
FOTO: ThoMAS RoSENThAL<br />
Herr Moor, die GEMA schützt Kulturgut. Was<br />
bedeuten für Sie Kunst und Kultur?<br />
Das ist die Frage schlechthin. Ich habe sie mir<br />
irgendwann so beantwortet: Für mich ist Kultur<br />
alles, was nicht Natur ist. Die Natur ist unerreichbar<br />
– aber der Mensch möchte mithalten. Also<br />
schafft er Bilder, Plastiken. Der Mensch möchte<br />
also auch schöpfen. Das ist manchmal schon<br />
fast rührend.<br />
Beim Deutschen Musikautorenpreis geht<br />
es explizit um die Kunstform Musik. Wie stehen<br />
Sie als Schauspieler und Moderator zur Musik?<br />
Ich mag Musik sehr gerne und habe auch<br />
lange selbst Musik gemacht. Als junger Mensch<br />
habe ich Geige gespielt – und stand sogar fast vor<br />
dem Musikstudium. Ich war ein richtiger Instrumentenfetischist:<br />
Klavier, Ziehharmonika, Blockflöte,<br />
Saxofon. Dann habe ich mich allerdings für<br />
das Schauspielen entschieden. Doch bis heute hat<br />
Musik für mich etwas Unmittelbares: Jemand<br />
schreibt ein paar Noten auf und daraus ergeben<br />
sich Emotionen, eine Aussage. Das ist absolut<br />
faszinierend.<br />
War es also etwas Besonderes für Sie, im Mai<br />
2009 den ersten Deutschen Musikautorenpreis<br />
moderieren zu dürfen – und jetzt den zweiten?<br />
Wissen Sie, Musik verbindet Völker und<br />
Kulturen. Das hat man auch an der Stimmung im<br />
Saal gemerkt: Jeder hat den anderen ernst genommen.<br />
Die Ehrung von Peter Thomas für sein<br />
Lebenswerk war übrigens mein persönliches<br />
highlight: Dass er in seinem fortgeschrittenen<br />
Alter eine solch spontane Dankesrede hält, war<br />
ein echter Mutmacher. Das war klug und spritzig –<br />
Musik hält also jung und wach.<br />
Welche Resonanz haben Sie von Ihren<br />
Medienkollegen auf den ersten Deutschen<br />
Musikautorenpreis bekommen?<br />
Es gab ein gutes Feedback. Von der GEMA<br />
denkt man ja eher, da sitzen doch die Millimeterpapier-Typen.<br />
Aber bei diesem Preis hat man gemerkt,<br />
dass es nicht nur ums Abrechnen und um<br />
Rechte geht. Es ging um Musik und Kreativität –<br />
um einen Wert.<br />
Hat sich der Deutsche Musikautorenpreis<br />
im zweiten Jahr denn bereits in der deutschen<br />
Kulturszene etabliert?<br />
Dafür braucht es Zeit. Aber der Deutsche Musikautorenpreis<br />
wird auch in diesem Jahr ein<br />
Signal aussenden: Da widmet eine objektive<br />
Instanz den Kreativen ihre Aufmerksamkeit. Bis<br />
das wirklich beim großen Publikum ankommt,<br />
wird es dauern. Dafür ist die Szene zu überfrachtet,<br />
es gibt ja rund 200 Musikpreise in Deutschland.<br />
In den vergangenen Jahren war deutsche<br />
Musik so erfolgreich wie seit der Begeisterung<br />
für Schlager in den 70er Jahren nicht mehr ...<br />
Das Gesicht Der Kultur<br />
Jeden Sonntag ist er das Gesicht von „ttt – titel, thesen,<br />
temperamente“: Dieter Moor (51) moderiert das Kulturmagazin<br />
der ARD seit gut zwei Jahren. Der gebürtige<br />
Schweizer hat eine Schauspielausbildung und betreibt<br />
in der Nähe von Berlin einen Ökobauernhof.<br />
Es gibt ein neues Selbstbewusstsein. In den<br />
60er und 70er Jahren hat man sich sehr am angelsächsischen<br />
Raum orientiert. Bis auf die Schlager<br />
war deutsche Musik nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
nicht salonfähig. heute sind junge Musiker freier.<br />
Es ist wie bei einem Baukasten: Sie fragen sich,<br />
was gibt es, was kann ich machen. So wird die<br />
Musik sehr authentisch. Der Niedergang der<br />
großen Labels hat auch etwas Gutes: Es gibt keine<br />
Vorgaben mehr, man kann wieder origineller sein.<br />
Man stellt seine Musik ins Netz und schaut erst<br />
einmal, ob die Leute sie mögen. Noch in den 80er<br />
Jahren hieß es: friss oder stirb, es wurden<br />
Geschäfte mit der Prominenz gemacht.<br />
Ist eine Auszeichnung wie der Deutsche<br />
Musikautorenpreis denn nicht gerade jetzt<br />
besonders wichtig: in einer digitalen Welt, in<br />
der die Urheber eine immer unwichtigere Rolle<br />
spielen?<br />
Natürlich, denn er hält die Sensibilität wach.<br />
Wir leben in einer Zeit der zivilen Überproduk-<br />
tion: Früher musste man sich Komponisten oder<br />
Musiker holen, wenn man Musik hören wollte. Sie<br />
war wertvoll – heute ist sie jederzeit abspielbar.<br />
Wenn das Bewusstsein für die Urheber wieder<br />
steigt, wird auch der Wert der Musik wieder steigen.<br />
Auf was freuen Sie sich besonders am<br />
22. April?<br />
Ich freue mich auf den Abend. Darauf, dass<br />
ich ihn zum zweiten Mal moderieren darf – und<br />
darüber, dass es den Deutschen Musikautorenpreis<br />
überhaupt zum zweiten Mal gibt.<br />
Was wurde<br />
eigentlich aus ...?<br />
virtuos frAGte sich: wo stehen wohl die<br />
preise Aus dem jAhr 2009?<br />
prof.<br />
mAnfred<br />
trojAhn<br />
Natürlich habe ich lange überlegt, an welcher Stelle meiner<br />
völlig durchgestylten Wohnung dieses gelungene objekt einen<br />
Platz finden könnte. Zunächst schien es in der Nähe der doch<br />
immer einbruchsgefährdeten Eingangstür den richtigen Platz zu<br />
geben, um das teure Stück gegebenenfalls als Schlagwaffe gegen ungebetenen Besuch<br />
nutzen zu können. Dann fiel die Entscheidung aber doch auf meine Trophäenvitrine,<br />
neben die Urkunde der Bundesjugendspiele 1962, die Anstecker von Micky Maus,<br />
hudora Schlittschuh und Rotary Club und die Auszeichnung für 30 Jahre rücksichtsvolles<br />
Autofahren. Dort steht er jetzt, der teure Preis, und mancher fragt sich, ob<br />
ich ihn nicht doch bei eBay ersteigert habe, denn mein Name findet sich ja nicht auf<br />
dem guten Stück. Zu Weihnachten wurde das objekt aber seiner endlichen Nutzung<br />
zugeführt: Am heiligabend habe ich mit dem zarten Glöckchen zur Bescherung<br />
geklingelt ... Prof. Manfred Trojahn, Preisträger in der Kategorie Komposition Sinfonik<br />
SmUdo<br />
Der Preis steht in meinem Büro auf dem<br />
Schreibtisch, an dem ich aktuell sitze und meine<br />
Beiträge zum im Frühjahr erscheinenden<br />
Fanta-4-Album erarbeite. Ich bin stolz auf den<br />
Autorenpreis, denn ja, ein Autor, das bin ich.<br />
Smudo, Preisträger in der Kategorie<br />
Text Hip-Hop<br />
Peter<br />
Der Preis steht: mit dem Blick auf den<br />
Lago di Lugano, jeden Morgen tipp’<br />
ich ihn an …, er „s(ch)wingt“ mich<br />
in den Tag … – ich fühl mich sehr<br />
geehrt ob dieser Wertschätzung. Liebe<br />
GEMA: mille-fois merci.<br />
Peter Thomas, Preisträger in der<br />
Kategorie Lebenswerk<br />
thomas<br />
Niels Frevert<br />
„Ich bin abergläubisch ... sprich nicht laut<br />
über das Glück von gestern.“<br />
Niels Frevert, Preisträger in der Kategorie<br />
Komposition Independent<br />
martin<br />
Böttcher<br />
Über den Preis habe ich<br />
mich riesig gefreut. Er steht bei<br />
mir im Studio auf dem Flügel zur<br />
Inspiration.<br />
Martin Böttcher, Preisträger<br />
in der Kategorie Filmmusik<br />
Detlev Glanert<br />
Der Preis steht in meiner Bibliothek zwischen den Büchern, „Abteilung‚ Belletristik/<br />
Theater“. Detlev Glanert, Preisträger in der Kategorie Komposition Musiktheater<br />
Annette<br />
humpe<br />
Die Trophäe steht in einer Preis-Sammelecke<br />
im Regal, in allerbester Gesellschaft.<br />
Ich habe mich natürlich sehr gefreut, nach 30<br />
Jahren Songwriting einen Musikautorenpreis<br />
zu gewinnen, aber mir fallen sofort viele<br />
Kollegen ein, die ihn auch verdient haben.<br />
Annette Humpe, Preisträgerin in der<br />
Kategorie Erfolgreichstes Werk<br />
JUdiTh<br />
hoLofERNES<br />
Mein Preis stand, wie angekündigt, am<br />
Anfang tatsächlich im Kinderzimmer, weil er<br />
so schön wippt und klingelt. Leider musste ich<br />
herausfinden, dass er trotz seines robusten Äußeren<br />
der Zuneigung eines Dreijährigen nicht<br />
standhalten kann. Jetzt steht er mit einer<br />
charmanten Macke im Arbeitszimmer.<br />
Judith Holofernes, Preisträgerin<br />
in der Kategorie Text Rock/Pop<br />
Kai-Uwe<br />
KolKhorst<br />
Der GEMA-Preis wirkte für<br />
mich sehr lebensrettend! Bis vor<br />
ein paar Wochen stand er noch in<br />
Lüneburg in meinem Badezimmer,<br />
damit ich ihn jeden Morgen<br />
sehen konnte. Nun ist er in Cottbus<br />
gelandet, auf dem gemeinsamen<br />
Küchenschrank von meiner<br />
Freundin und mir – denn ich<br />
konnte endlich zu ihr ziehen!<br />
(Leider ist auch in der Zeit meine<br />
Mutter gestorben.)<br />
Das Geld dient sowohl als<br />
Rücklage als auch zum Anschub<br />
meiner neuen Arbeits- und<br />
Wohnsituation. Es verschafft mir<br />
die Unabhängigkeit, mal ein paar<br />
Auftritte weniger zu spielen und<br />
mich um die neue Platte zu kümmern!<br />
Erfreulicherweise haben<br />
sich durch diesen Preis auch ein<br />
paar alte Bekannte (darunter<br />
mittlerweile renommierte Produzenten<br />
und Künstler) bei mir gemeldet,<br />
um an der nächsten Platte<br />
mitzuwirken. Was daraus dann<br />
wird, sollte auf jeden Fall auch<br />
mit zu den Nachwirkungen dieses<br />
Preises zählen. Neues Spiel, neues<br />
Glück – so lässt es sich für mich<br />
zusammenfassen.<br />
10.000-mal bedanken möchte<br />
ich mich nochmals dafür. Meine<br />
Mutter ersetzt der Preis nicht,<br />
aber wenigstens konnte sie zu ihrem<br />
Finale noch mal mächtig<br />
stolz auf ihren Sohn sein!<br />
Kai-Uwe Kolkhorst, Preisträger<br />
in der Kategorie Nachwuchs<br />
40 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
41
Die Jury des Deutschen<br />
Musikautorenpreises 2010<br />
FOTOS: FRANK RöThEL<br />
thorsten brötzMann, KoMponist, proDuzent<br />
Der 48-Jährige saß bereits 2009 in der Jury: Thorsten Brötzmann weiß<br />
einfach, wie das Musikgeschäft funktioniert. Schließlich hat er als Produzent<br />
und Komponist bereits mehr als 60 Titel in den deutschen Single-Charts<br />
platziert. Die No Angels, Christina Stürmer, Ace of Base, Jeanette und viele<br />
mehr vertrauen auf das Gespür von Thorsten Brötzmann, der seit 1985 als<br />
Profi im Musikgeschäft arbeitet. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet:<br />
zum Beispiel mit mehr als 50 platinfarbenen und Goldenen Schallplatten<br />
sowie vier ECHO-Nominierungen.<br />
Moritz eGGert, KoMponist, MusiKer<br />
luKas hilbert, textDichter, KoMponist, proDuzent, MusiKer<br />
Er ist Fan des FC Bayern München und der Deutschen Nationalmannschaft – und kann Hobby und<br />
Beruf(ung) verbinden: Moritz Eggert komponierte zur Eröffnungsfeier der Fußball-WM 2006 die<br />
Musik. Wenn es nicht gerade um Fußball geht, konzentriert sich Moritz Eggert bei seiner Arbeit auf<br />
Orchester- und Kammermusik sowie auf das Musiktheater. Das Ergebnis: zehn abendfüllende Opern<br />
sowie weitere Werke für Tanztheater und Ballett. Grund genug, Moritz Eggert bereits zum zweiten<br />
Mal in die Jury des Deutschen Musikautorenpreises zu berufen.<br />
Los ging alles mit Udo Lindenberg: Der Ausnahmerocker holte Lukas Hilbert und seinen Bruder<br />
in sein Panikorchester. Ein Jahr später fungierte Hilbert als Lindenbergs Texter und Produzent.<br />
Seitdem zeichnet Lukas Hilbert verantwortlich für die Texte zahlreicher Hits – zuletzt für Nenas<br />
„Wir sind wahr“. Außerdem arbeitete der 37-Jährige unter anderem für Annette Humpe, Die<br />
Prinzen und Dieter Thomas Kuhn. Lukas Hilbert war auch bei der Premiere des Deutschen<br />
Musikautorenpreises Mitglied der Jury.<br />
proF. ManFreD troJahn, KoMponist<br />
ruDolF MÜssiG, textDichter, KoMponist, proDuzent<br />
Vom Preisträger zum Jury-Mitglied: Bei der ersten Verleihung des Deutschen Musikautorenpreises<br />
wurde Prof. Manfred Trojahn in der Kategorie Sinfonik ausgezeichnet. Nun hat er als Juror selbst die<br />
Qual der Wahl. Qualifiziert ist er dafür allemal: Trojahn zählt zu den profilierten Persönlichkeiten<br />
im deutschen Musikleben der Gegenwart. Der 1949 in Cremlingen bei Braunschweig geborene<br />
Komponist und Dirigent studierte Orchestermusik in Braunschweig und Komposition bei Diether<br />
de la Motte in Hamburg; für sein Schaffen wurde er mehrfach mit Stipendien und Preisen<br />
ausgezeichnet. Er ist Professor für Komposition an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf<br />
und u.a. Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste und stellvertretender Direktor der<br />
Abteilung Musik der Akademie der Künste in Berlin. 2004 bis 2006 war er Präsident des<br />
Deutschen Komponistenverbandes.<br />
Der Musikprofi begann seine Karriere in der A&R-Abteilung der damaligen Teldec, wo er u.a. mit Peter<br />
Maffay an dessen damaligem Nr. 1-Album „Steppenwolf“ arbeitete. Seit 1983 ist Rudolf Müssig als freier<br />
Autor erfolgreich. Er schrieb Chansontexte für Salvatore Adamo, englische Texte für Frank Duval,<br />
zusammen mit Rolf Zuckowski den Titelsong für die Fernsehserie „Neues vom Süderhof“, komponierte<br />
und textete für zahlreiche Interpreten wie Peter Maffay, Roland Kaiser, Karel Gott, Peggy March, Tom<br />
Astor, Truck Stop, Brunner & Brunner, Semino Rossi, Claudia Jung, Yvonne Catterfeld und Barbara<br />
Schöneberger. Außerdem war Rudolf Müssig 17 Jahre lang als Songschreiber und Produzent für die<br />
großen Erfolge der Schürzenjäger verantwortlich. Aktuell hat er die Alben von Roger Whittaker und<br />
Wencke Myhre geschrieben und produziert.<br />
42 virtuos Ausgabe März 2010<br />
Ist der Deutsche Musikautorenpreis für den Jazz be-<br />
sonders wichtig?<br />
Ja, denn Jazz ist eine der kreativsten und lebendigsten<br />
Musikformen unserer Zeit, die genauso viel Aufmerksamkeit<br />
und Förderung verdienen würde wie etwa klassische Musik.<br />
Der Jazz hat es aber generell bei uns viel schwerer, es gibt keine<br />
so starke Lobby und strukturelle Förderung wie in der Klassik.<br />
Insofern ist es toll, dass eine Institution wie die GEMA diesen<br />
Preis auch für den Jazz auslobt.<br />
Aber es gibt doch kommerziell sehr erfolgreiche Jazz-<br />
Musiker, zum Beispiel Till Brönner …<br />
Das Besondere am Jazz ist, dass er ein Riesenspektrum abdeckt.<br />
Till Brönner macht populär-verständliche Musik, die<br />
dennoch sehr hochwertig ist. Dann gibt es Musiker, die gar<br />
nicht auf den Kommerz schauen. Deren Musik ähnelt der zeitgenössischen<br />
Klassik: Sie ist komplex, das ist keine Berieselung,<br />
die man nebenbei hört. Man muss sich hinsetzen, sich bewusst<br />
Zeit nehmen. Für diesen Aufwand werden die Zuhörer aber<br />
auch durch äußerst anregenden Kunstgenuss entlohnt, der<br />
einem sonst entgehen würde!<br />
alexanDer zucKoWsKi, KoMponist, MusiKer<br />
Der Sohn von Rolf Zuckowski hatte nach eigener Einschätzung keine andere Chance, als Begeisterung<br />
für die Musik seines Vaters zu empfinden – bereits mit fünf Jahren fand er sich in einem Tonstudio<br />
mit Mikrofon in der Hand wieder, von da an ließ ihn die Musik nicht mehr los. Nach dem Abschluss<br />
seines Biologie-Studiums schrieb (und schreibt) er unter anderem Lieder für Sasha, Udo Lindenberg<br />
und Patrick Nuo. Aktuell spielt „Ali“ Zuckowski (geboren 1974 in Hamburg) zudem in der Band von<br />
Sasha Gitarre und schrieb zusammen mit Robin Grubert und Sasha einen Großteil der Songs des<br />
Album „Good News on a Bad Day“.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
<strong>VERANSTALTUNGEN</strong><br />
Deutscher Musikautorenpreis 2010<br />
henninG sieverts, KoMponist, MusiKer<br />
„Bass, Cello, Komposition“ – so fasst Henning Sieverts (geboren 1966 in Berlin) sein Schaffen<br />
zusammen. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Cello und gewann mit 17 Jahren erstmals bei<br />
„Schüler komponieren“. Sein Studium der Journalistik dient ihm mittlerweile bei den Moderationen<br />
von Jazzsendungen im Bayerischen Rundfunk, sein Hauptaugenmerk gilt aber als Musiker<br />
und Komponist dem Jazz: 85 CD-Produktionen belegen dies ebenso wie Konzertreisen rund<br />
um den Globus.<br />
ein preis zur rechten zeit<br />
zum ersten mAl wird Beim deutschen musikAutorenpreis in diesem<br />
jAhr ein preis in der kAteGorie jAzz verliehen. henninG sieverts, selBst<br />
jAzz-musiker und -komponist, vertrAt diese kAteGorie in der jury.<br />
Bekannte Jazzinterpreten gibt es viele. Was bedeutet es<br />
in der Szene, dass die GEMA die Urheber ehrt?<br />
Das ist besonders wichtig, denn viele Leute denken, dass<br />
wir Jazzer vor allem Standards nachspielen. Aber es gibt eine<br />
Vielzahl an interessanten Jazzkomponisten in Deutschland, die<br />
in großer stilistischer Vielfalt hochklassige Werke schaffen. Ich<br />
moderiere ja beim Bayerischen Rundfunk Jazzsendungen und<br />
habe angesichts des riesigen outputs an neuen, hochklassigen<br />
CDs stets die Qual der Wahl: Was kann ich vorstellen, was muss<br />
ich weglassen?<br />
Wird der Deutsche Musikautorenpreis in der Kategorie<br />
Jazz Ihrer Musikrichtung einen kleinen Auftrieb verschaffen?<br />
Das Klischee, Jazzer dudeln nur so rum, ist weit verbreitet.<br />
Deswegen ist es gut, dass der Jazz beim Deutschen Musikautorenpreis<br />
gut repräsentiert wird. Wissen Sie, der Jazz sollte genauso<br />
gefördert werden wie oper oder Kammermusik. Die<br />
Richtung stimmt im Moment: eine überparteiliche Initiative im<br />
Bundestag setzt sich für Jazzclubs ein, die Messe „jazzahead!“<br />
hat sich als wichtiger Treffpunkt etabliert und im Mai verleiht<br />
die Musikindustrie erstmals eigene „Echo Jazz“-Awards – in 13<br />
Kategorien! Da ist der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA<br />
doch in bester Gesellschaft und kommt genau zur rechten Zeit!<br />
43
am stand von Cannes<br />
Besser lassen sich politiK unD savoir-vivre nicht verBinDen:<br />
Die miDem in cannes war auch in Diesem Jahr treffpunKt Der musiKBranche.<br />
ehrensache für Die Gema, traDitionsGemäss vor ort zu sein.<br />
TEXT: mp<br />
FoTos: REED MIDEM, DENISE DEMARZIANI<br />
A<br />
lle Jahre wieder … beginnt das Musikbranchen-Jahr<br />
mit der MIDEM in Cannes. Und genauso<br />
traditionell ist der Eröffnungstag von der<br />
GEMA geprägt, selbstredend in den Hallen der bedeutenden<br />
Musikmesse aber auch da, wo jeder gerne<br />
seine Zeit verbringt: am Strand von Cannes.<br />
Entsprechend begehrt sind natürlich auch die<br />
Einladungen zum Lunch an der Croisette.<br />
Deutscher<br />
GemeinschaftsstanD<br />
Getreu der Philosophie eines Gemeinschaftsstandes<br />
begrüßten Dagmar Sikorski (DMV-Präsidentin)<br />
und Dr. Harald Heker (GEMA-Vorstandsvorsitzender)<br />
zunächst auf der Messe gemeinsam die<br />
(inter)nationalen Gäste.<br />
Gleich drei Vertreter der Bundesregierung,<br />
Staatsminister Bernd Neumann und die Parlamentarischen<br />
Staatssekretäre Steffen Kampeter und<br />
Hans-Joachim Otto, waren ebenfalls bei der Eröffnung<br />
mit dabei. Themen der Eröffnung: die Pläne<br />
der Bundesregierung zum Schutz des Urheberrechts<br />
und die Harmonisierung des Wahrnehmungsrechts<br />
in Europa.<br />
gute gesPrÄCHe Guido Evers (GVL), Maren Ruhfus (GEMA),<br />
Hans-Joachim Otto mit Dr. Harald Heker<br />
44<br />
standeröffnung (v.l.) Cornelia Much (Midem), Prof. Dieter Gorny<br />
(BVMI), Hans-Joachim Otto (FDP), Steffen Kampeter (CDU), Dagmar Sikorski<br />
(DMV), Dr. Harald Heker (GEMA) und Paul Zilk (Midem)<br />
Gema-lunch am<br />
stranD von cannes<br />
Immer noch politisch, dabei aber auch genussvoll<br />
ging es beim GEMA-Lunch am Strand von<br />
Cannes weiter – zum dritten Mal im Restaurant<br />
„Plage Ondine“, leider bei strömendem Regen. Dennoch<br />
der richtige Rahmen, um in ungezwungener<br />
Atmosphäre die Gäste über die Belange der GEMA<br />
zu informieren.<br />
Dr. Harald Heker nutzte die Gelegenheit für<br />
die offizielle Vorstellung der Harmonisierungs-<br />
Kooperation: „Gemeinsam mit sieben unserer<br />
Schwestergesellschaften fordern wir eine einheitliche<br />
EU-Richtlinie, die insbesondere den kleineren<br />
Verwertungsgesellschaften die Rechtssicherheit<br />
gibt, die für den Erhalt der kulturellen Vielfalt in<br />
Europa dringend benötigt wird. Die MIDEM in<br />
Cannes bietet den optimalen Rahmen, das Ziel<br />
unserer Kooperation international zu positionieren.“<br />
(siehe Artikel S. 22)<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
Vom faCH Rudy Holzhauer (Progressive<br />
Musikverlag) und Debbie Stones (PRS For Music)<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
Veranstaltungen<br />
MIDEM 2010<br />
geselliger<br />
austausCH<br />
Linkes Foto: (v.l.) Jörg<br />
Evers, GEMA-Aufsichtsratsvorsitzender,<br />
und<br />
Bettina Müller (GEMA)<br />
Mitte:<br />
Siegfried Loch (ACT<br />
Music & Vision) mit<br />
Ehefrau Sissy beim<br />
Lunch im Plage Ondine<br />
MIDEM NEWS<br />
DDEX: einheitlicher<br />
Standard für Online-<br />
Musikvertriebe<br />
Im Umfeld der MIDEM<br />
gaben GEMA, CELAS<br />
GmbH, PAECOL GmbH,<br />
PRS for Music (Großbritannien)<br />
und SACEM<br />
(Frankreich) eine<br />
zukunftsweisende<br />
Übereinkunft bekannt:<br />
Mit dem DDEX<br />
Übermittlungs-<br />
Standard kann jeder<br />
Online-Musikvertrieb<br />
mit der gleichen<br />
Technologie seine<br />
Verkaufszahlen für<br />
die Lizenzabrechnungen<br />
an die teilnehmenden<br />
Musikrechte-Organisationen<br />
melden. Das<br />
vereinfacht den<br />
Meldeprozess und<br />
spart Kosten.<br />
Digital Data Exchange<br />
(DDEX) wurde 2006 von<br />
Majorlabels, Online-<br />
Musikvertrieben und<br />
Musikrechte-Gesellschaften<br />
gegründet.<br />
Die Mitgliedschaft<br />
bei DDEX steht jeder<br />
Organisation und Firma<br />
offen, deren geschäftlicher<br />
Schwerpunkt im<br />
Bereich der digitalen<br />
Medien liegt.<br />
www.ddex.net<br />
45<br />
staatsminister<br />
BernD neumann,<br />
BeauftraGter Der BunDesreGierunG<br />
für Kultur unD<br />
meDien, im interview<br />
Bernd<br />
Neumann:<br />
Schutz des<br />
geistigen<br />
Eigentums als<br />
größte kulturpolitische<br />
Herausforderung<br />
Die GEMA fordert eine einheitliche europäische<br />
Richtlinie im Rahmen der Harmonisierung<br />
des Urheberrechts-Wahrnehmungsgesetzes. Was<br />
tut die Bundesregierung in dieser Beziehung?<br />
Der Koalitionsvertrag sagt dazu schon alles –<br />
den betreffenden Text habe ich selbst dort einfügen<br />
lassen: „Wir benötigen einen einheitlichen europäischen<br />
Rechtsrahmen für die Verwertungsgesellschaften.“<br />
Es ist also unverzichtbar, dass wir in Europa<br />
zu mehr Vergleichbarkeit kommen, dass soziale<br />
und kulturelle Aktivitäten, die über den eigentlichen<br />
Auftrag der Verwertung der Lizenzen hinaus gehen,<br />
auch weiterhin möglich bleiben. Als Bundesregierung<br />
werden wir versuchen, dies zielführend umzusetzen,<br />
so schwer es auch sein mag.<br />
Planen Sie während dieser Legislaturperiode<br />
Arbeitsgruppen oder runde Tische, die unter Ihrer<br />
Leitung stehen werden?<br />
Der Schutz des geistigen Eigentums durch<br />
das Urheberrecht im digitalen Zeitalter ist für mich<br />
ohnehin eine der größten kulturpolitischen Herausforderungen<br />
und kann auch nicht nur alleine von<br />
Deutschland bewältigt werden. Hierzu wird es eine<br />
Reihe von Gesprächsrunden geben: Justiz- und<br />
Wirtschaftsministerium werden sicherlich einige<br />
durchführen. Auch in meinem Haus haben wir entsprechende<br />
Absichten, wir wollen die kulturelle<br />
Dimension besonders beleuchten.<br />
Was wünschen und raten Sie der GEMA für das<br />
Jahr 2010?<br />
Die Gema möge selbstbewusst sein, denn ihr<br />
Auftrag ist unverzichtbar und ihre Existenz ist, zumindest<br />
von vernünftigen Leuten, unbestritten. Sie<br />
möge sich konstruktiv auf Kritik einlassen und das,<br />
was zu verändern ist, verändern. Aber es gibt keinen<br />
Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, da die<br />
GEMA eine der größten Verwertungsgesellschaften<br />
in Europa ist und dies zu Optimismus Anlass gibt.<br />
45
mit 60 tollen<br />
Jahren …<br />
Gema unterstützt JuGenDwettBewerB<br />
„herzlichen<br />
GlücKwunsch DeutschlanD“<br />
TEXT: mp<br />
FoTo: BMI, HANS-JOACHIM M. RICKEL<br />
D<br />
Veranstaltungen<br />
60 Jahre Bundesrepublik Deutschland, Observer<br />
ieser Geburtstag ist ein Ständchen wert: 60<br />
Jahre Bundesrepublik Deutschland! Die GEMA war<br />
bei der Suche nach der musikalischen Gratulation<br />
natürlich mit dabei: Als Jury-Partner beim bundesweit<br />
größten Jugendwettbewerb „Zeigt uns Euer<br />
Deutschland: gestern – heute – morgen“ im Jubiläumsjahr.<br />
„Wir reißen Mauern ab“ lautet der Siegertitel<br />
von Christina Schorner, Anja Viehhauser und<br />
Felix Merl aus der Jahrgangsstufe 12 der Berufsoberschule<br />
Schwandorf. Ihr Preis: ein Tag im Tonstudio.<br />
So sieht Nachwuchsförderung zum runden Geburtstag<br />
der Bundesrepublik aus!<br />
V.l.n.r. Innenminister Thomas de Maizière, Christina Schorner und Anja Viehhauser (Gewinner),<br />
Moderatorin Palina Rojinski, Felix Merl (Gewinner), Joachim Harbich (Direktor Marketing, GEMA)<br />
VorMErkEN:<br />
GEMA-Mitglieder-<br />
versammlung,<br />
28. - 30. Juni 2010<br />
in Berlin<br />
Das Modell Zukunft<br />
„eu oBserver“: Gema DisKutiert auf internationaler eBene<br />
TEXT: mp<br />
FoTo: ERIK LUNTANG-JENSEN<br />
D<br />
rei Diskussionsrunden, 15 Teilnehmer, 170 engagierte<br />
Zuhörer – das sind die blanken Zahlen der<br />
„EU Observer“-Konferenz, die im Dezember 2009<br />
Experten und Medienvertreter nach Brüssel lockte.<br />
Thema: „Online Contents and Creative Rights“. Für<br />
die GEMA war Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Evers<br />
bei einer der Diskussionsrunden mit dabei. Als einziger<br />
Vertreter einer europäischen Verwertungsgesellschaft<br />
platzierte er bei der Expertentagung die<br />
Belange und Forderungen der GEMA für die digitale<br />
Zukunft. Mit Jörg Evers diskutierten unter dem<br />
Motto „Get paid, when you get played“ mit Mary<br />
Honeyball (Großbritannien), Cecilia Wilkström<br />
(Schweden) und Jean-Eric de Cockborne (Frankreich)<br />
hochrangige EU-Parlamentarier mögliche<br />
Zukunftsmodelle – und die Verantwortlichkeiten<br />
von Politik und Verwertungsgesellschaften. Unterstützung<br />
erhielt Jörg Evers aus dem Plenum: Von<br />
dort aus betonte Aufsichtsratsmitglied Frank Dostal<br />
die Bedeutung des kulturellen Schaffens der Urheber<br />
in einer digitalen und für eine digitale Welt.<br />
„get Paid, wHen you<br />
get Played“:<br />
GEMA-Aufsichtsratvor-<br />
sitzender Jörg Evers bei<br />
der Diskussion über Zukunftsmodelle<br />
des Urheberschutzes<br />
auf digitaler Ebene<br />
46 virtuos Ausgabe März 2010<br />
„Train“-ing<br />
for kids.<br />
Ein Gespür für die Wärme des Holzes, für Farben und Formen und für die kleinen<br />
Dinge, die uns spielerisch fördern und begreifen lassen. Das zeichnet die Spielideen<br />
von Eichhorn aus.<br />
www.eichhorn-toys.de<br />
anzeiGe
TEXT: BIRGIT MIRIAM HERING<br />
FoTos: HARALD HOFFMAN, EMI/GEORG ROSKE, CHRISTOPHER DIERKS, NILS RODEKAMP<br />
D<br />
ie Philosophie des Web 2.0 bietet<br />
die idealen Voraussetzungen für Musikurheber,<br />
sich Social Media zu bedienen.<br />
Der Begriff Web 2.0 geht auf den US-Publizisten<br />
Tim O’Reilly zurück, der im Jahr<br />
2003 ein neues Internetphänomen beschrieb:<br />
Der Internetnutzer ist heute<br />
nicht mehr nur Konsument, sondern generiert<br />
selbst Inhalte und tauscht sich<br />
mit anderen Internetnutzern aus.<br />
Kein Wunder also, dass immer mehr<br />
Social-Media-Seiten wie Pilze aus dem<br />
Boden schießen. Gemeinsam ist ihnen,<br />
dass man dort ein persönliches Profil anlegen<br />
und sich mit anderen Nutzern<br />
vernetzen kann, das heißt man sammelt<br />
„Kontakte“ oder „Freunde“ und hat meist<br />
die Möglichkeit, Nachrichten an sein<br />
Netzwerk zu versenden, Interessensgruppen<br />
beizutreten und ein Online-<br />
Tagebuch zu führen, einen Blog. Auf diese<br />
Weise können sich Nachrichten, aber<br />
auch die Entdeckung einer neuen Band<br />
wie ein Lauffeuer verbreiten.<br />
mythos<br />
myspace-wunDer<br />
Legendäres Beispiel hierfür ist die<br />
britische Musikgruppe Arctic Monkeys.<br />
Ihre Erfolgsgeschichte begann zu einer<br />
Zeit, als soziale Netzwerke gerade im Kommen<br />
waren. Die Band bot ihre Lieder auf<br />
ihrer Homepage zum Herunterladen an,<br />
verteilte kostenlose Demo-CDs auf Konzerten,<br />
wurde in ersten Blogs erwähnt, eine<br />
MySpace-Seite folgte – und löste eine re-<br />
48<br />
Das musiKGeschäft hat sich Durch Das weB 2.0<br />
Dramatisch veränDert. „social meDia“ sinD in aller munDe:<br />
Dahinter verBerGen sich BeKannte namen wie myspace,<br />
XinG, twitter unD co. Doch welche Dieser online-netzwerKe<br />
eiGnen sich für musiKurheBer?<br />
gelrechte Hysterie aus. Als ihre erste<br />
Single, „I Bet You Look Good on the<br />
Dancefloor“ dann am 5. Oktober 2005 veröffentlicht<br />
wurde, landete sie gleich auf<br />
Platz eins der britischen Single-Charts.<br />
Auch die Schottin Sandi Thom avancierte<br />
2006 mit ihren selbstgemachten Keller-<br />
Videos innerhalb kürzester Zeit zum<br />
MySpace-Wunder. Ebenso wie die britische<br />
Sängerin Lilly Allen, deren Lieder<br />
auf MySpace über 1,5 Millionen Mal angehört<br />
wurden.<br />
MySpace gilt als die größte Musik-<br />
Gemeinschaft weltweit und als Karrieresprungbrett.<br />
Daneben gibt es jedoch viele<br />
andere Plattformen, die Musikschaffende<br />
nutzen können, um mit ihren Fans zu<br />
kommunizieren, ihre Musik zu vermarkten,<br />
um bekannt zu werden, einen Produzenten<br />
zu finden oder Aufträge zu bekommen.<br />
Doch welche Netzwerke sind für den<br />
Erfolg im Musikgeschäft entscheidend?<br />
Die Antwort liegt bei einem Thema, bei<br />
dem es ums Netzwerken geht, auf der<br />
Hand: Die Mischung macht’s. Musikgruppen<br />
beispielsweise nutzen heute meist<br />
mehrere Plattformen und verlinken sich<br />
auf ihrer Homepage mit diesen. Interessant<br />
sind besonders die Seiten, auf denen<br />
sich die Fans vorwiegend aufhalten. Für<br />
junge Bands kommt beispielsweise die<br />
studentische Community StudiVZ in-<br />
frage. Für Filmmusiker oder Komponisten<br />
ist eher das Business-Netzwerk Xing interessant,<br />
etwa um Aufträge zu akquirieren.<br />
Hilfreich kann hier www.cloudtracker.fm<br />
Virtuos hat einiGe Der wichtiGsten sozialen netzwerKe zusammenGestellt:<br />
lAST.FM<br />
Riesiger Musikdienst mit Liedern,<br />
Videos, Bildern, Hitlisten, Künstlerbiografien,<br />
Konzerten und einem<br />
Radio. Erlaubt das Finden und<br />
Vernetzen mit Gleichgesinnten und<br />
bringt Vorschläge zu neuer Musik,<br />
die dem eigenen Geschmack<br />
entspricht. Bietet kaum professionelle<br />
Networking-Möglichkeiten.<br />
STuDIVZ<br />
Hat knapp sechs Millionen<br />
Mitglieder. Über ein Edelprofil<br />
haben Musiker auf den drei<br />
Plattformen StudiVZ, SchülerVZ<br />
und MeinVZ die Möglichkeit, sich<br />
vorzustellen und Konzerttermine,<br />
Fotos und Videos zu veröffentlichen.<br />
Portal besonders für junge<br />
Internetnutzer.<br />
lINkEDIN<br />
Ein Geschäftsportal zum Austausch<br />
von Informationen, Ideen und<br />
Karrierechancen. Seit Februar 2009<br />
gibt es eine deutschsprachige<br />
Version. Inzwischen hat LinkedIn<br />
55 Millionen Mitglieder weltweit,<br />
in Deutschland 850.000. Besonders<br />
sinnvoll für alle Profis in der<br />
Musikbranche.<br />
sein, ein kostenpflichtiger Beobachtungsdienst<br />
für soziale Netzwerke, der transparent<br />
macht, wie viele Besucher auf den<br />
jeweiligen Profilen zum Beispiel bei Facebook<br />
oder Twitter unterwegs sind.<br />
authentische<br />
KontaKte?<br />
Ein weiteres Argument für Social<br />
Media: Authentizität ist en vogue. Musikgruppen,<br />
Textdichter, aber auch Komponisten<br />
sind heute viel stärker und<br />
persönlicher in die eigene Vermarktung<br />
eingebunden. Sie sind durch soziale<br />
Netzwerke viel greifbarer für Fans und<br />
näher dran an wichtigen Geschäftskontakten.<br />
Viele pflegen ihre Netzwerke persönlich,<br />
für manche Künstler über-<br />
nehmen das Agenturen. Manch ein<br />
etablierter Künstler geht nicht mit der<br />
Zeit und verzichtet gar auf jegliche Social<br />
Media, so etwa Helge Schneider. Es<br />
existiert zwar ein Facebook-Profil auf<br />
seinen Namen, in dem regelmäßig etwas<br />
veröffentlicht wird. Von ihm stammt es<br />
aber nicht, sagt sein Management. Wer<br />
steckt dann dahinter? Wahrscheinlich<br />
genießt es ein Fan, virtuell in die Haut<br />
von Helge Schneider zu schlüpfen. An<br />
diesem Fall wird ganz schnell klar, dass<br />
im Internet nicht immer alles echt ist.<br />
Auch die GEMA twittert.<br />
Schauen Sie rein unter<br />
www.twitter.com/GEMADialog<br />
MySpAcE<br />
Eine der größten Musik-Plattformen<br />
weltweit (rund 4,86<br />
Millionen Nutzer in Deutschland).<br />
Dort lassen sich Playlists einbinden,<br />
Tourdaten veröffentlichen und<br />
Videos einstellen. Über fünf<br />
Millionen Bands und Komponisten<br />
haben ein MySpace-Profil, 450.000<br />
allein in Deutschland.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
TWITTEr<br />
Tagebuchartige Beiträge<br />
in SMS-Länge und Echtzeit für<br />
den direkten Kontakt beispiels-<br />
weise zu den Fans. Man kann<br />
die „Tweets“abonnieren und<br />
selbst abonniert werden.<br />
Ihre Länge ist ideal, um sie<br />
unterwegs auf dem Handy<br />
abzurufen.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
XING<br />
49<br />
ToM GAEBEl,<br />
SäNGEr, koMpoNIST uND TEXTDIchTEr<br />
DEr ToM-GAEBEl-BIGBAND<br />
Mit acht Millionen Mitgliedern<br />
in Europa eines der führenden<br />
Portale für die berufliche Kontaktpflege.<br />
Bei Xing (früher OpenBC)<br />
kann man seinen Lebenslauf<br />
einstellen und updaten, ein<br />
Netzwerk aufbauen und pflegen.<br />
Gute Plattform für die Suche nach<br />
neuen Geschäftskontakten.<br />
trends<br />
MusIkschaffEnDE IM IntErnEt<br />
Social Media sind für mich faszinierend, weil man sich direkt, ungefiltert und zu jeder Tages- und Nachtzeit über alles<br />
austauschen kann. Ich nutze seit langem und am intensivsten MySpace – dort ist mein Blog, den ich mit großer Freude<br />
schreibe, und dort habe ich 46.000 „Freunde“. Vor einiger Zeit habe ich aber auch Facebook und Twitter für mich entdeckt<br />
und Spaß daran entwickelt. Und bei beinahe jedem Konzert sind „Freunde“und „Follower“ aus verschiedenen Social Media,<br />
wie ich durch Gästebucheinträge, Comments und Tweets erfahre. Ich nutze MySpace, Facebook und Twitter zur Promotion für<br />
berufliche Dinge genauso wie zum Zeitvertreib. Jeder kleine, mittlere und große Baustein trägt zum Erfolg des Ganzen bei. Welcher wie viel genau, traue ich<br />
mich nicht zu beurteilen.<br />
DANIEl SchMIDT, SäNGEr,<br />
koMpoNIST uND TEXTDIchTEr<br />
DEr BAND BAkkuShAN<br />
Für uns sind folgende Social Media nach ihrer<br />
Gewichtung besonders interessant: MySpace,<br />
Facebook, Twitter, StudiVz und Last.fm.<br />
Andere Plattformen bieten zwar ähnliche<br />
Funktionen, sind aber weniger gut vernetzt.<br />
MySpace nutzen wir wie eine Band-Homepage, da es viele Möglichkeiten<br />
der Präsentation und Vernetzung bietet. Dazu gehören ganz klar der<br />
Musicplayer und die Fotogalerie, aber auch die Statusmeldung: Alle<br />
„Freunde“ werden mittels kurzer Meldung auf ihrer Seite automatisch<br />
über neue Fotos oder Songs benachrichtigt und so auf dem Laufenden<br />
gehalten. Wir kommunizieren viel mit unseren Fans über die Plattform. Ein<br />
weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, Shopsysteme einzubinden.<br />
Twitter und Facebook nutzen wir für kurze „breaking News“. Teilweise<br />
lassen sich Plattformen auch untereinander verknüpfen. Dadurch kann<br />
man beispielsweise eine kurze Mitteilung auf Twitter schreiben, die dann<br />
automatisch überall erscheint. Die Eigenpräsentation bei MySpace hat<br />
gerade am Anfang einen sehr großen Beitrag zu unserer Bandkarriere<br />
geleistet.<br />
MATZE hIElSchEr,<br />
BASSIST DEr BAND VIrGINIA JETZT!<br />
chrISTophEr DIErkS,<br />
FIlMkoMpoNIST<br />
Zu meinem beruflichen Erfolg haben<br />
Social Media auf jeden Fall<br />
unterstützend beigetragen. Über<br />
Xing beispielsweise kam ein Treffen<br />
zustande, aus dem ein Auftrag<br />
entstanden ist. Auch habe ich schon<br />
Producer über Xing kontaktiert, die mir andere Kontakte<br />
vermittelt haben, beispielsweise zu Filmproduzenten oder<br />
Werbeagenturen. Das Gute daran ist, dass die Hemmschwelle,<br />
jemanden anzuschreiben, viel niedriger ist, als jemanden<br />
anzurufen. In allen Social Media unterwegs zu sein, geht mir aber<br />
zu weit, das kostet einfach zu viel Zeit. Xing ist derzeit am<br />
interessantesten. Bei LinkedIn bin ich eine Karteileiche. MySpace<br />
nutze ich zwar für meine Außendarstellung, trotzdem ist die<br />
Bedeutung von MySpace eher am Abklingen. Das merkt man an<br />
den Homepages von Musikern und Produzenten, die verlinken sich<br />
jetzt eher mit Facebook als mit MySpace. Da muss ich demnächst<br />
auch mal rein. Ansonsten nutze ich in erster Linie meine eigene<br />
Homepage, um News zu veröffentlichen.<br />
Social Media finden wir sehr spannend. Die Bedienung und Gestaltung von MySpace ist noch immer eine Katastrophe,<br />
daher nutzen wir es nur als bürokratische Pinnwand, veröffentlichen Tourdaten und Musik, das war’s. Einfach, toll und<br />
nachvollziehbar sind dagegen Twitter und Facebook. Man kann dort viel Quatsch machen und mit den Fans kommunizieren.<br />
Wir fragen Fans, auf welche Lieder sie live Bock haben, welche Farbe das Tourshirt haben soll oder wo man nach dem<br />
Konzert noch gut rumhängen kann. Dank Social Media bekommt man innerhalb kürzester Zeit hilfreiche Meinungen –<br />
oder auch mal einen Schlafplatz. Extrem hilfreich für uns war der Cloudtracker. Durch den konnten wir sehen, wo sich unsere Fans tummeln, denn man<br />
kann oder will ja nicht immer und überall sein. Ob Social Media zum Erfolg in unserer Bandkarriere begetragen haben, kann ich nicht beurteilen. Ich<br />
kann nur sagen, dass sie Spaß machen, ich interessante Menschen getroffen habe und dadurch kreative Dinge entstanden sind.<br />
FAcEBook<br />
Mit 350 Millionen Nutzern die<br />
größte Internet-Community<br />
weltweit. Wird häufig privat<br />
genutzt, um sich mit Familie,<br />
Freunden und Kollegen auszu-<br />
tauschen und vor allem Fotos<br />
einzustellen. Anmeldung als<br />
Einzelperson oder auch als<br />
Band möglich.<br />
FlIckr<br />
Eine der weltweit führenden<br />
Foto-Gemeinschaften. Mit 3,8<br />
Millionen Mitgliedern in<br />
Deutschland ist Flickr hierzulande<br />
die Nummer eins. Die Bilder<br />
können mit Suchbegriffen (Tags)<br />
versehen und so gefunden werden.<br />
Wird von Musikschaffenden und<br />
Fans genutzt.<br />
49
olIVIEr<br />
MESSIAEN –<br />
SEIN lEBEN IN<br />
kürZE<br />
1908 wurde Olivier<br />
Messiaen in Avignon<br />
geboren und genoss von<br />
1919 bis 1930 eine<br />
Ausbildung am Conservatoire<br />
de Paris, der Stadt, in<br />
der er ab 1931 sechzig<br />
Jahre lang als Organist<br />
tätig wurde. Während<br />
seiner Kriegsgefangenschaft<br />
1940 in Görlitz<br />
entstand „Quatuor pour la<br />
fin du temps“, bereits mit<br />
Vogelstimmen. Von 1941<br />
bis 1978 unterrichtete er<br />
Komponisten wie Boulez,<br />
Stockhausen und Xenakis.<br />
Mit Yvonne Loriod<br />
heiratete er 1961 eine<br />
Pianistin, die ihn in seinem<br />
musikalischen Schaffen<br />
stark unterstützen sollte.<br />
Seine einzige Oper „Saint<br />
François d’Assise“<br />
komponierte er 1975 bis<br />
1983. Im Jahr 1992 starb er<br />
in Paris.<br />
Der<br />
Tonjäger<br />
voGelstimmen waren seine trophäen: olivier<br />
messiaen finG ihre schönheit in seinen<br />
Kompositionen ein. eines seiner hauptwerKe,<br />
„livre Du saint sacrement“, wirD Jetzt in Der<br />
einspielunG von paul JacoBs erstmals DiGital<br />
veröffentlicht.<br />
TEXT: MARKUS LIPP<br />
Ein<br />
Morgen in der Camargue. Blühende<br />
Schwertlilien und Tamarisken. Im<br />
Schilf schmettern Singvögel, durchs Wasser<br />
waten Flamingos. Da stapft ein Mann<br />
durch das sumpfige Gelände. Er notiert mit<br />
Bleistift rasend schnell etwas auf einem<br />
Notizblock. Das muss er auch, denn seine<br />
Arbeit lässt ihm keine Zeit. Dieser Mann ist<br />
auf der Jagd.<br />
Es ist keine gewöhnliche Pirsch. Olivier<br />
Messiaen (1908 - 1992) fängt Töne ein.<br />
Vogelstimmen, die er akribisch in Echtzeit<br />
zu Papier bringt, analysiert und in seinen<br />
Kompositionen verarbeitet.<br />
Die musiKGeschichte aus<br />
Der voGelperspeKtive<br />
Vogelstimmen in der Musik, das ist<br />
grundsätzlich keine ganz neue Idee. Schon<br />
1577 imitiert sie Clément Janequin in seinem<br />
„Chant des oiseaux“. Im Frühlings-<br />
Teil seiner „Vier Jahreszeiten“ lässt Vivaldi<br />
drei Violinen wie Vögel durcheinanderzwitschern.<br />
Auch Couperin, Haydn, Ravel<br />
und Prokofjew haben Vogelgesang hier<br />
und da einbezogen.<br />
All diese Komponisten benutzen Vogelstimmen<br />
jedoch bloß als wenig differenzierte,<br />
illustrative Einsprengsel oder<br />
Untermalungen. Was hingegen Messiaen<br />
tut, geht weit darüber hinaus.<br />
Messiaen ist der erste Komponist, der<br />
die Struktur der Vogelgesänge wissenschaftlich<br />
erforscht und sie zu „Hauptstimmen<br />
einer emanzipierten Polyphonie“<br />
(Hans-Jürgen Schaal) werden lässt.<br />
pilGerfahrt mit piep-show:<br />
„livre Du saint sacrement“<br />
Was Messiaens Arbeit ausmacht, lässt sich<br />
besonders gut an seinem „Livre du Saint<br />
Sacrement“ für Orgel erkennen, das in<br />
diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert.<br />
„Das Buch vom Heiligen Sakrament“<br />
erzählt Messiaen in 18 anschaulichen, oft<br />
lautmalerischen Tableaus. Nummer VIII,<br />
„Institution de l’Eucharistie“, konzentriert<br />
sich auf Jesu Worte beim Letzten<br />
Abendmahl: „Dies ist mein Leib. Dies ist<br />
mein Blut.“ Erschreckende Worte, zugleich<br />
voller Hoffnung.<br />
Musikalisch könnte man nun diese<br />
Hoffnung etwa durch Dur-Akkorde versinnbildlichen,<br />
die Moll-Akkorde überstrahlen.<br />
Serielle Komponisten würden<br />
vielleicht den Buchstaben „HOFFNUNG“<br />
Tonparameter zuordnen. Was aber tut<br />
Messiaen?<br />
Er lässt den Ruf der Nachtigall als Zeichen<br />
der Hoffnung erschallen. Eine Nachtigall,<br />
die Messiaen in Jerusalem hörte, als<br />
sie durchs Fenster in den Abendmahlssaal<br />
sang. Für das „Livre“ hatte der damals<br />
76-Jährige die Reise ins Heilige Land unternommen,<br />
um die Vogelstimmen einzufangen,<br />
die wahrscheinlich schon Jesus<br />
gehört hatte.<br />
Beides ist typisch für Messiaen: erstens<br />
das akribische Nachforschen an<br />
„Originalschauplätzen“, zweitens die Verwendung<br />
des Vogelgesangs für frohe,<br />
transzendente Themen. Wie Messiaen<br />
dazu kam?<br />
„ihm fällt nichts mehr ein“<br />
Zunächst wird Messiaen bekannt als<br />
ein Vater der seriellen Musik. Damit ist er<br />
Mitte des 20. Jahrhunderts ganz auf der<br />
Höhe der Zeit. Als er sich jedoch bald mehr<br />
und mehr den Vögeln zuwendet, erntet er<br />
von seinen Kollegen Unverständnis: „Ihm<br />
fällt nichts mehr ein“, dieses nüchterne Urteil<br />
etwa soll Karl Heinrich Wörner gefällt<br />
haben.<br />
Messiaen war an einen Punkt gekommen,<br />
an dem ihn das strukturelle Puzzlespiel<br />
der seriellen Musik nicht mehr überzeugte.<br />
In seinen eigenen Worten: „Was blieb mir übrig<br />
als dies: das wahre, verlorene Gesicht der<br />
Musik irgendwo draußen zu suchen, in den<br />
Wäldern, in den Feldern, in den Bergen oder<br />
an der Küste, unter den Vögeln.“<br />
Dieses Zitat lässt erahnen, worauf es<br />
Messiaen ankommt: Er sucht den Urgrund<br />
der Musik, den Widerklang der Schöpfung.<br />
Als solchen erkennt der tief religiöse Katholik<br />
den Gesang der Vögel. Und so nehmen<br />
in seinen Werken biblische Themen großen<br />
Raum ein.<br />
„Das GeGenteil Der zeit“<br />
Welche spirituelle Bedeutung Vögel<br />
für Messiaen haben, formuliert er so: „Die<br />
Vögel sind das Gegenteil der Zeit. Sie stellen<br />
unsere Sehnsucht nach dem Licht dar<br />
(...).“ Messiaen spielt darauf an, dass der<br />
Vogelgesang kompositorisch ohne Anfang<br />
und Ende sei, keiner festen Metrik folge<br />
und also quasi zeitlos sei.Vogelgesang also<br />
als Fingerzeig Gottes auf die Ewigkeit, als<br />
eine Art akustisches Konfetti, das der Herr<br />
vom Himmel fallen lässt als Zeichen seiner<br />
Herrlichkeit. Und Messiaen rekomponiert<br />
sozusagen die Musik des Himmels.<br />
Er ist somit auch „Apostel der Schönheit“,<br />
wie es die Schriftstellerin und Messiaen-<br />
Enthusiastin Barbara von Wulffen in Worte<br />
fasst.<br />
50 virtuos Ausgabe März 2010<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
51<br />
trends<br />
Inspiration von oben<br />
ausBlicK von oBen<br />
Und nach Messiaen? Wimmelt es nur so<br />
von Vögeln in der Musik. Namen wie Rautavaara,<br />
Schnebel oder auch Kate Bush wären<br />
zu nennen. Und doch: In dieser Konsequenz<br />
hat sich noch kein Komponist an Vogelstimmen<br />
herangewagt wie Olivier Messiaen. Bis<br />
jetzt.<br />
hör-TIpp:<br />
Livre du Saint Sacrement. Paul Jacobs, Orgel.<br />
Naxos. Digital vorläufig nur per MP3-Download<br />
erhältlich, ab September 2010 auf CD.<br />
DEr VoGElkuNDlEr üBEr<br />
VoGElGESANG<br />
Was halten Sie von Komponisten, die Vogelstimmen<br />
in ihren Werken verarbeiten? Ich bewundere<br />
Leute wie Messiaen, denn sie schaffen es durch<br />
ihre Musik, anderen zu vermitteln, dass da<br />
draußen etwas Wunderbares passiert.<br />
Warum singen Vögel? Zum einen, um ihr Revier<br />
zu markieren und dessen Grenzen gegen die<br />
innerartliche Konkurrenz zu sichern. Zum<br />
anderen für die Partnerwahl. Gesteuert wird der<br />
Gesang durch die Hypophyse, die die Länge des<br />
Tageslichts misst, und durch Sexualhormone.<br />
Macht Vögeln das Singen Freude? Ja, eindeutig.<br />
Denn Vögel singen mehr als erforderlich. Und<br />
man hört deutlich, wie sich beispielsweise die<br />
Amsel vor Begeisterung richtig in den Gesang<br />
hineinsteigert. Möglicherweise wird sie dabei<br />
vom Gesang der Konkurrenten angestachelt.<br />
Die Fragen beantwortete Manfred Siering,<br />
1. Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft<br />
in Bayern e.V. und seit 43 Jahren Leiter<br />
vogelkundlicher Exkursionen.<br />
700 Vogelrufe<br />
konnte<br />
Olivier<br />
Messiaen<br />
unterscheiden.<br />
51
52<br />
schreib<br />
mal<br />
wieDer!<br />
was möGen sie an<br />
virtuos, was wünschen<br />
sie sich von Der reDaKtion?<br />
schreiBen sie uns,<br />
wir freuen uns üBer<br />
ihre anreGunGen!<br />
Jetzt weiss man,<br />
mit wem man spricht<br />
Allerherzlichste Glückwünsche zum Gelingen<br />
Ihrer Zeitung, die wahrlich<br />
wahrhaft „rüberkommt“. Sie wird gelesen,<br />
hat Biss und Charakter, ist verständlich,<br />
informiert … – Sie ist gedanklich quadrophonisch<br />
installiert. Etwas, was es in der<br />
Musik nicht mehr gibt. Compliments,<br />
Ihnen und Ihrem Team. Super find’ ich die<br />
Vorstellung der „GEMA-Insassen“, endlich<br />
weiß man, mit wem man spricht … Ende<br />
des Lobes. Ciao, schöne Grüße,<br />
Ihr Peter Thomas<br />
was machen Die<br />
GeBurtstaGsKinDer?<br />
Guten Morgen liebe Redaktion, Sie suchen<br />
Anregungen, um Ihr Heft virtuos noch<br />
spannender zu gestalten? Vielleicht kann<br />
die nachfolgende Anregung etwas dazu<br />
beitragen: Bei den „runden“ Geburtstagskindern,<br />
die aber auch gerne ganz schlank<br />
sein können, würde ich es begrüßen,<br />
wenn dazu einige Bemerkungen gemacht<br />
werden könnten.<br />
Also z.B. 9o. Geburtstag von WERNER<br />
WEITZE, Tätigkeit: jahrelang die rechte<br />
Hand von Verleger Ralph Maria Siegel.<br />
Wäre doch schön, wenn da nun etwas<br />
stehen würde, was diese GEMA-Mitglieder<br />
komponiert, getextet oder musikalisch geleistet<br />
haben. Viele Grüße,<br />
Ihr Michael Wilke<br />
neue musiK in<br />
ostDeutschlanD<br />
Ich schreibe Ihnen, da mir Ihr Artikel über<br />
die Komponisten der DDR im virtuos (ich<br />
bin GEMA-Mitglied) sehr gefallen hat.<br />
Das Schicksal hat es gewollt, dass ich sehr<br />
viel im Osten tätig war, und so hat mir sehr<br />
das Verständnis der Autorin Anna Schürmer<br />
für die Situation der Musiker dort in<br />
den Zeiten des Umbruchs gefallen. Mit<br />
besten Grüßen<br />
Ihr Pierre-Dominique Ponnelle<br />
IhrE<br />
MEINuNG ZählT<br />
Sie möchten uns Ihre Meinung sagen?<br />
Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften –<br />
gerne auch zu einzelnen Artikeln. Bitte<br />
senden Sie Ihre Briefe, Faxe oder E-Mails an:<br />
GEMA-Kommunikation, GEMA-General-<br />
direktion, Rosenheimer Str. 11,<br />
81667 München, Fax: 089 - 4 80 03 - 424,<br />
E-Mail: virtuos@gema.de<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe zu kürzen.<br />
neue musiK muss<br />
GeförDert werDen<br />
Ich habe wieder das neueste Heft von<br />
virtuos erhalten. Die Mischung von Information,<br />
Berichten und Notizen sowie das<br />
Layout gefallen mir sehr gut. Mit Aufmerksamkeit<br />
habe ich Ihren Bericht über die<br />
Neue Musik in Ostdeutschland studiert.<br />
Da lernt man, dass es in den gelobten<br />
westlichen Bundesländern noch erheblichen<br />
Nachholbedarf an Information gibt.<br />
Ohne die Förderung der Neuen Musik<br />
wird die Geschichte der Musik zu einer<br />
blutleeren, musealen Angelegenheit. Eine<br />
solche Entwicklung wäre verhängnisvoll.<br />
Haben Sie Dank für Ihre engagierte Arbeit.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Hans Schmidt-Mannheim<br />
resonanz<br />
Leserbriefe<br />
fotoGeheimnis<br />
Gelüftet<br />
Als gebürtiger und gelernter „Ossi“ kenne<br />
ich einige Kollegen, die in Ihrem Artikel<br />
„Neue Musik im Osten“ abgebildet wurden.<br />
Zum Beispiel kenne ich auf dem Foto<br />
auf Seite 13 (Geraer Ferienkurs 1982) den<br />
Ihnen unbekannten Mann zwischen Martin<br />
Hertel und Helmut Zapf. Das ist der<br />
Tonmeister Andreas Bracht.<br />
Und noch eine Anmerkung zu Ihrem Foto<br />
„Moment mal“: Der Kollege vorne, 2.v.r.,<br />
der von Ihnen als „Tourmaster“ Siegbert<br />
Schneider bezeichnet wurde, heißt zwar<br />
so, aber das ist der Tonmeister von damals<br />
Amiga (VEB Deutsche Schallplatten). Mit<br />
freundlichen Grüßen,<br />
Matthias Stolte<br />
(der ansonsten Ihre Zeitschrift gut findet!)<br />
Anm. d. Redaktion:<br />
Da haben Sie natürlich recht. Vielen Dank<br />
für Ihre Anmerkung.<br />
weitere musiKKita<br />
in Berlin<br />
Ich bin Musikpädagogin der Leo Kestenberg<br />
Musikschule in Berlin Tempelhof-<br />
Schöneberg. Ich habe Ihren Artikel über<br />
den Musikkindergarten Daniel Barenboim<br />
gelesen und wollte Sie sehr gerne über die<br />
Existenz einer weiteren Musikkita in Berlin<br />
informieren. Ich arbeite in der Kita am<br />
Kleistpark, in der 130 Kinder aus über 30<br />
Nationen täglich unter meiner Anleitung<br />
Musikunterricht erhalten.<br />
Mit professionellen Musikern und den<br />
Kindern sind zwei CDs entstanden, von<br />
denen die zweite („Wir Kinder vom Kleistpark<br />
machen Musik“) den Medienpreis<br />
Leopold 2009 des VdM erhalten hat. Näheres<br />
erfahren Sie unter www.wirkindervomkleistpark.de.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Elena Marx<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
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Besser sehen.<br />
Die Verteilung<br />
Teil I: Allgemeine<br />
Informationen<br />
teil i: allGemeine informationen<br />
TEXT: JüRGEN BRANDHORST<br />
Die Arbeit der GEMA besteht im Wesentlichen aus drei<br />
Bereichen:<br />
1.<br />
- der Dokumentation von Werken und ihrer Anteilsaufteilung<br />
auf die Berechtigten (Komponisten, Textdichter,<br />
Bearbeiter, Verlage)<br />
- dem Inkasso<br />
- der Verteilung, das heißt Abrechnung von Tantiemen<br />
an die bezugsberechtigten Urheber und Verlage.<br />
Insbesondere der Bereich der Verteilung erscheint vielen<br />
Mitgliedern aufgrund der vielschichtigen Regeln als schwer<br />
verständlich. In der Tat stellen die Verteilungspläne der GEMA<br />
ein über lange Zeit gewachsenes Regelwerk dar, das durch<br />
die Mitgliederversammlung aufgrund der Vielfalt der unterschiedlichen<br />
Nutzungszusammenhänge ständig angepasst und<br />
differenziert wurde und damit auch einen gewissen Grad<br />
der Komplexität erreicht hat.<br />
welche verschieDenen<br />
verteilunGspläne werDen<br />
Bei Der Gema anGewenDet?<br />
Die GEMA hat für die unterschiedlichen Nutzungsbereiche<br />
drei verschiedene Verteilungspläne aufgestellt:<br />
A. Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht<br />
B. Verteilungsplan für das Mechanische<br />
Vervielfältigungsrecht<br />
C. Vorläufiger Verteilungsplan für den<br />
Nutzungsbereich Online (befristet bis zum Jahr 2010)<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
gema-wissen<br />
Das Einmaleins der GEMa<br />
10. märz DortmunD,<br />
in Kooperation<br />
mit Dem vut.<br />
weitere informationen<br />
unter<br />
www.Gema.De<br />
info tarife teil ii<br />
Die in der letzten Ausgabe begonnene Übersicht über die<br />
Tarife der GEMA wird in einer der nächsten Ausgaben von<br />
virtuos mit der Darstellung der aktualisierten Tarife im Bereich<br />
Online fortgesetzt.<br />
55
2.<br />
1. Individuelle Verteilung (Direktverrechnung)<br />
Lizenzertrag Tantiemen<br />
Berechtigte<br />
56<br />
wie sinD Diese Drei<br />
verteilunGspläne<br />
weiter aufGeGlieDert?<br />
Um möglichst detailliert auf die besonderen Arten der<br />
Musiknutzung in diesen verschiedenen Musikverwertungsgebieten<br />
einzugehen und somit eine jeweils sachgerechte<br />
Verteilung vorzunehmen, gibt es bei der GEMA mehrere<br />
Verteilungssparten, in denen unterschiedliche Abrechnungs-<br />
regeln gelten.<br />
Die verschiedenen Abrechnungssparten sind mit den<br />
dazugehörenden Abkürzungen in untenstehender übersicht<br />
in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.<br />
Die Verteilungssparten der GEMA<br />
- A: Ausland<br />
- BM: Bühnenmusik und Bühnen-Aufführungen<br />
von vorbestehenden Werken des Kleinen Recht<br />
- BT VR: Vervielfältigungen an Bildtonträgern<br />
- DK: Mechanische Musikwiedergabe in<br />
Diskotheken<br />
- E: Veranstaltungen Ernster Musik<br />
- ED: E-Musik-Direktverrechnung<br />
(Nettoeinzelverrechnung)<br />
- EM: E-Musik-Aufführungen mittels<br />
mechanischer Vorrichtungen<br />
(Nettoeinzelverrechnung)<br />
- FS: Fernsehrundfunk<br />
- KFSA: Kabel-Fernsehrundfunk Ausland<br />
- KI: Musik im Gottesdienst<br />
- KMOD: Zuspielung von Werken als Ruftonmelodien<br />
DarstellunG Der Drei verteilunGsarten:<br />
- KRA: Kabel-Tonrundfunk Ausland<br />
- M: Aufführungen mittels mechanischer<br />
Vorrichtungen, ohne Fernsehen bzw.<br />
Bildtonträger<br />
- MOD: Musik-on-Demand –<br />
zum Herunterladen (Downloading)<br />
- PHONO VR: Vervielfältigungsrecht an Tonträgern<br />
- R: Tonrundfunk (Hörfunk)<br />
- T FS: Tonfilm im Fernsehen<br />
- T: Tonfilm<br />
- TD: Tonfilm-Direktverrechnung<br />
(Musik in Wirtschaftsfilmen,<br />
Tonbildschauen)<br />
- U: Veranstaltungen von Unterhaltungs-<br />
und Tanzmusik<br />
- UD: U-Musik-Direktverrechnung<br />
(Nettoeinzelverrechnung)<br />
- VOD: Video-on-Demand<br />
- WEB: Websites (Streaming)<br />
Außerdem wird in einigen Sparten des Senderechts<br />
und der Online-Nutzung zusätzlich noch das<br />
Vervielfältigungsrecht (VR) abgerechnet:<br />
- A VR,<br />
- FS VR,<br />
- KMOD VR,<br />
- MOD VR,<br />
- R VR,<br />
- VOD VR und<br />
- WEB VR.<br />
2. Kollektive Verrechnung<br />
Vergütung<br />
Ausschüttung<br />
Lizenzertrag<br />
POOL<br />
Berechtigte<br />
3. Verteilung durch Zuschläge<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
3.<br />
welche GrunDreGeln<br />
Der verteilunG werDen<br />
von Der Gema anGewenDet?<br />
Bei der Verteilung von Tantiemen gibt es drei unterschiedliche<br />
Formen der Abrechnung, die alle auch in bestimmten<br />
Sparten von der GEMA praktiziert werden:<br />
- die individuelle Verteilung, d.h. die Direkt- oder<br />
Nettoeinzelverrechnung<br />
- die kollektive Verrechnung, d.h. die Verrechnung auf<br />
der Grundlage z.B. von „Punkt-“ oder „Minutenwerten“<br />
- die analoge Verrechnung, d.h. die Verteilung durch<br />
Zuschläge zu anderen Sparten.<br />
Die „individuelle Verteilung“ (oder auch „Direktverrechnung“<br />
genannt) führt zu einer Nettoeinzelverrechnung von<br />
Tantiemen. Dabei werden die Einnahmen, d.h. der Inkasso-<br />
betrag für bestimmte Werknutzungen, direkt (nach Abzug von<br />
Kosten, ggf. 10%-Abzug etc.) an die jeweils beteiligten Berechtigten<br />
(Komponisten, Textdichter, Bearbeiter und Verlage) verteilt.<br />
Es besteht hier somit ein direkter Zusammenhang<br />
zwischen dem Inkasso für eine konkrete Werknutzung und dem<br />
betreffenden Ausschüttungsbetrag.<br />
Beispiele für die individuelle Verteilung, d.h. für eine<br />
Nettoeinzelverrechnung, sind die Tonträgerabrechnung in der<br />
Sparte PHONO VR oder auch bestimmte Fälle von Auf-<br />
führungen, wie sie in Abschnitt XIII der Ausführungsbe-<br />
stimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs- und<br />
Senderecht aufgelistet sind (GEMA-Jahrbuch 2009/2010, S.<br />
306-307; unter www.gema.de/jahrbuch steht das Jahrbuch<br />
auch zum Download zur Verfügung.)<br />
Die „kollektive Verrechnung“ ist hingegen die Verteilung<br />
auf der Grundlage z.B. von „Punkt-“ oder „Minutenwerten“.<br />
Die Abrechnung der Nutzung ist hier somit unabhängig vom<br />
individuellen Inkasso für eine konkrete Werknutzung. Mit<br />
anderen Worten: Das Abrechnungsergebnis steht in keiner<br />
direkten Relation z.B. zum Veranstaltungsinkasso bei<br />
Konzerten. Die Erträge der GEMA in einer Nutzungsart – wie<br />
beispielsweise U- oder E-Musik oder im Rundfunk – werden<br />
zunächst in einer Verteilungssumme, bildlich gesprochen in<br />
einem „Abrechnungstopf“ gesammelt.<br />
Kriterien für die Verteilung sind dann z.B. die Anzahl<br />
der jeweiligen Aufführungen oder Sendeminuten pro Jahr und<br />
bestimmte Merkmale der einzelnen Musikstücke (wie z.B.<br />
Gattung, Besetzung und Spieldauer).<br />
Bei dieser kollektiven Verrechnung kommt aufgrund des<br />
einheitlichen Punkt- oder Minutenwertes das so genannte<br />
„Solidarprinzip“ der GEMA zum Tragen: Die Berechtigten,<br />
deren Werke z.B. in Konzerten mit höherem Inkasso – ab-<br />
hängig von der Größe des Veranstaltungsraumes und der Höhe<br />
des Eintrittsgeldes – gespielt werden, fördern jene Berechtigten,<br />
deren Werke in kleineren Veranstaltungen mit verhältnismäßig<br />
geringem Inkasso aufgeführt werden.<br />
virtuos Ausgabe März 2010<br />
gema-wissen<br />
Das Einmaleins der GEMa<br />
Dieses Solidarprinzip hat allerdings seine Grenzen: so<br />
unter anderem bei Veranstaltungen im Bereich der U-Musik<br />
mit einem Inkassobetrag ab EUR 750,- pro Veranstaltung, die<br />
immer zu einer Nettoeinzelverrechnung führen. Die genauen<br />
Bestimmungen dazu finden sich ebenfalls in Abschn. XIII der<br />
Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs-<br />
und Senderecht (siehe ebenfalls GEMA-Jahrbuch<br />
2009/2010, S. 306-307).<br />
Als Beispiele für die kollektive Verrechnung können die Abrechnung<br />
von Veranstaltungen in der Sparte Unterhaltungs-<br />
und Tanzmusik (U) oder der Sparte Ernste Musik (E) oder aber<br />
die Rundfunkabrechnungen in den Sparten Hörfunk (R) oder<br />
Fernsehen (FS) gelten. So liegen der Abrechnung in den Sparten<br />
E beziehungsweise U jeweils einheitliche Punktwerte zugrunde,<br />
und in den Sparten R und FS gibt es einen einheitlichen Minutenwert.<br />
Punktwert U 2008: EUR 0,4195 (2007: EUR 0,3895)<br />
Punktwert E 2008: EUR 0,3611 (2007: EUR 0,3513)<br />
Minutenwert R und FS 2008: EUR 3,0870 (2007: EUR 3,3474)<br />
Bei der „anlogen Verrechnung“ oder „Verteilung durch Zuschläge“<br />
wird die Verrechnung analog zu einer anderen Sparte<br />
vorgenommen, d.h. ohne eigenständige Auswertung von Veranstaltungsprogrammen<br />
oder Sendemeldungen und somit<br />
ohne direkten Bezug zum Inkasso.<br />
Eine solche Verteilung durch Zuschläge geschieht<br />
beispielsweise in der Sparte M, in der die so genannte<br />
mechanische Musikwiedergabe von Unterhaltungsmusik z.B.<br />
in Gaststätten, Hotels, im Einzelhandel oder in Arztpraxen<br />
abgerechnet wird.<br />
Die Verteilungssumme, die für diese Wiedergabe von<br />
Tonträgern zur Verfügung steht, wird zu 60 % mit dem Minutenwert<br />
in der Sparte R (Hörfunk) und zu 40 % in der Sparte M<br />
verrechnet. Die Verrechnung in der Sparte M erfolgt nach den<br />
Aufführungszahlen, die bei der Abrechnung in der Sparte U im<br />
jeweiligen Geschäftsjahr festgestellt worden sind und ist somit<br />
ein Zuschlag zur Sparte U (vgl. die genauen Bedingungen in<br />
Abschnitt VIII Ziffer 4 d) der Ausführungsbestimmungen zum<br />
Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht).<br />
Die GEMA wählt hier diese Form der Abrechnung, da<br />
der Gesetzgeber in diesem Zusammenhang keine Programmabgabepflicht<br />
vorsieht. Die betreffenden Nutzer, wie z.B. ein<br />
Gastronom oder Einzelhändler, wären in der Praxis auch überfordert,<br />
wenn sie einen Nachweis über die wiedergegebenen<br />
Musikstücke führen müssten.<br />
info aBrechnunG<br />
Wie die drei unterschiedlichen Formen der Abrechnung, nämlich<br />
die individuelle Verteilung, die kollektive und die analoge<br />
Verrechnung in den einzelnen Sparten umgesetzt werden, wird<br />
in den kommenden Ausgaben von virtuos – auch anhand von<br />
konkreten Beispielen – erläutert werden.<br />
57
VIrTuoS 2/2010<br />
erscheint am<br />
21. Mai 2010<br />
ThEMEN<br />
urhEBEr TuN GuT<br />
Das Engagement, die<br />
Projekte, die Macher – wofür<br />
sich GEMA-Mitglieder<br />
einsetzen.<br />
DEuTSchEr<br />
MuSIkAuTorENprEIS<br />
Die Auszeichnung, die<br />
Preisträger, die Feier –<br />
Berichte von der Verleihung<br />
in Berlin.<br />
AuSSEr-<br />
orDENTlIchE<br />
MITGlIEDEr-<br />
VErSAMMluNG<br />
Die Grundlage, die<br />
Versammlung, die<br />
Beschlüsse – detaillierte<br />
Informationen von der<br />
Versammlung am<br />
12. März 2010.<br />
MITGlIEDErVEr-<br />
SAMMluNG 2010<br />
IN BErlIN<br />
Die Vorschau, das<br />
Programm, die Antragsstellung<br />
– alles rund um die<br />
Mitgliederversammlung<br />
vom 28. bis 30. Juni.<br />
58<br />
sCHlussakkord<br />
Wussten sie eigentlich, dass …<br />
... die Mundharmonika der deutsche Exportschlager Nummer eins unter den Musikinstrumenten ist?<br />
Mehr als 800.000 der kleinen, vielzüngigen Luftkanalsysteme mit einem Gesamtwert von rund 7,1<br />
Millionen Euro gingen von Januar bis Oktober 2009 laut Statistischem Bundesamt aus der Bundesrepublik<br />
in alle Welt. Mit mehr als 252.000 Stück waren die USA der Hauptabnehmer, gefolgt von Frankreich und<br />
Spanien. Eigentlich Leichtgewichte, brachten die ausgeführten deutschen Erzeugnisse insgesamt doch fast<br />
100 Tonnen auf die Waage. Die Geschichte der Mundharmonika lässt sich lediglich bis in<br />
die 1820er-Jahre zurückverfolgen. Etwa hundert Jahre später feiert das<br />
Bläsle oder der Goschenhobel, wie das Instrument auch<br />
genannt wird, seine größten Erfolge, angekurbelt vom<br />
neuen Massenmedium Schallplatte.<br />
Berühmte Interpreten: der Bluesmusiker<br />
Little Walter oder<br />
die lebende Legende Bob<br />
Dylan. Mit der erfolgreichsteMundharmonikaspieler<br />
dürfte jedoch<br />
ein namenloser Junge sein, der<br />
in dem von Arbex/Orloff geschriebenen<br />
und von Bernd Clüver interpretierten Hit „Der Junge mit der<br />
Mundharmonika“ besungen wurde und sich 1973 sieben Wochen auf Platz eins der deutschen Charts hielt.<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender<br />
der Gesellschaft<br />
für musikalische<br />
Aufführungs- und<br />
mechanische Vervielfältigungsrechte<br />
(GEMA) Berlin<br />
und München<br />
Redaktion:<br />
bm Bettina Müller<br />
(Chefredaktion, V.i.S.d.P.)<br />
ip Isabel Palmtag<br />
(stv. Chefredaktion)<br />
mp Maria Pinzger<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Kristina Balbach,<br />
Dr. Jürgen Brandhorst,<br />
Rolf Budde, Frank Dostal,<br />
Birgit Miriam Hering,<br />
Markus Lipp, Angela<br />
Pietzsch, Burkhard<br />
Maria Zimmermann<br />
GEMA<br />
Redaktion virtuos:<br />
Rosenheimer Straße 11<br />
81667 München<br />
Tel.: 089 - 4 80 03 - 421<br />
Fax: 089 - 4 80 03 - 424<br />
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virtuos Ausgabe März 2010<br />
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