Mitteilungen 12-03 A+B.qxd - Freie Waldorfschule Frankfurt am Main

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30 Der Engel... “Wo bist du hin? Noch eben warst du da – Was wandtest du dich wieder abwärts, wehe, nach jenem Leben, das ich nicht verstehe, und warst mir jüngst doch noch so innig nah. Ich soll hinab mit dir in deine Welt, aus der die Schauer der Verwesung hauchen, ins Reich des Todes soll ich mit dir tauchen, das wie ein Leichnam fort und fort zerfällt? Wohl gibt es meinesgleichen, eingeweiht in eure fürchterlichen Daseinsstufen... Doch ich bin‘s nicht. Nur wie verworrnes Rufen erschreckt das Wort mich eurer Zeitlichkeit. Lass mich mein Haupt verhüllen, bis du neu mir wiederkehrst, so rein, wie ich dich liebe, von nichts erfüllt als süßem Geistestriebe und deinem Urbild wieder strahlend treu.” Christian Morgenstern Als Gegenbild zu Inhalt und Sprache des Theaterstückes, als Weg aus Schicksalsverstrickung und Ausweglosigkeit die Besinnung auf das eigene Ideal, das eigene höhere Selbst, den Engel. In Verbindung damit zu treten, liegt in jedes einzelnen Menschen Freiheit. Ich suchte nach diesem Gedicht in der Hoffnung, den Beteiligten damit gedankliche Anregung geben zu können. Jutta Hegemann, Lehrerin Ich hatte keinen Plan, was mich an diesem Freitagabend erwarten würde: Wird es wieder wortlos, blumig tropisch oder antik, unterhaltsam oder gar langweilig? Wie wird die Klasse sich einbringen? Es war weder blumig, noch unterhaltsam im üblichen Sinn. Der Abend hat mich, den Zuschauer, berührt, getroffen, betroffen gemacht. Ich fing an zu lachen an Stellen, die Betroffenheit verlangt hätten.Ich musste mich wehren; durch Lachen vor der Heftigkeit des Stückes erwehren. Es war eine Herausforderung für das Publikum und die Schüler! Die Anforderung an die Schüler minutenlang zu schimpfen und zu schreien, war gross. Es war sicher schwer, sich von der Rolle zu distanzieren. Es war keiner der schönen, unterhaltsamen Theaterabende, es ging an die, auf die Nerven, aber es hat sich gelohnt... oder: Wir können nicht mehr fluchen und schimpfen! Das Schimpfen und Fluchen will gelernt sein! Es reicht einfach nicht, das gleiche Wort x-mal zu wiederholen. Woran liegt es, dass uns diese Fähigkeit abhanden, gekommen ist? Wo sind Wortgewalt, Sprachvielfalt und ein grosser Wortschatz geblieben? Oder liegt es an den mangelnden Werten und Moralbezügen, die nötig sind, um durch eindeutige Zuweisungen jemanden mit einem Schimpfwort zu belegen? In Zeiten, in denen Politik darüber nachdenkt, Huren in die Sozialversicherung zu bringen, ist diese Berufsbezeichnung zu Recht als Schimpfwort nicht mehr zu gebrauchen. Brauchen wir also Werte um wieder Fluchen zu lernen oder pfeifen wir auf die Werte und lassen das Fluchen? Christoph Fritzsch, Lehrer
Zum Kunstforum am 27. September 2003 Das Kunstforum von Cornelia Rühlig, Schülermutter Einen Tag lang gemeinsam künstlerisch tätig zu sein - unter Begleitung und Anleitung von Profis aus dem jeweiligen Fach: Musik, Theater, Malerei, Photographie, Design, Bildhauerei... eine Art offener Werkstatt-Charakter... Ein gemeinsamer kreativer Tag speziell für die erwachsenen Mitglieder unserer Schulgemeinschaft: für Oberstufenschüler, Eltern, Lehrer oder auch eine interessierte, uns nahestehende Öffentlichkeit... So ungefähr hatten wir uns das gedacht, den entsprechenden Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern geknüpft... Die Chance des Kunstforums wurde zwar längst nicht von so vielen genutzt wie ursprünglich gedacht, doch diejenigen, die teilnahmen, waren voller Freude und Zufriedenheit dabei. Fast schon bilderbuchartig lebte hier unsere Schulkultur. Hierarchien, Unterschiede zwischen Eltern, Lehrern, Schülern... tauchten nicht auf im gemeinsamen Tun. Sichtlich wohl fühlten sich unsere Oberstufenschüler und stellten gleich die Frage: Wann wiederholen wir das hier? Nächstes Jahr? Mal sehen, der Ansatz passte wirklich gut. Doch derzeit plant man für Herbst 2004 schon die nationale „Waldorfwoche“. Aufgefordert ist jede Schule, mit Themen eigener Wahl die Öffentlichkeit anzusprechen. Wir überlegen, eventuell den Schritt gleich in die Innenstadt zu wagen, Aktionen am Mainufer, im Historischen Garten, am Fuß des Kaiserdomes, an der Hauptwache, im Bahnhof... Wo auch immer, wir planen schon... Frau Gnadt und Herr Janson eröffnen gemeinsam das Kunstforum... Wir danken allen Künstlerinnen und Künstlern, die uns das Kunstforum 2003 ermöglichten: Photographie: Alexander Englert Musik (Rock classics): Achim Grimm, Heinrich Seikel Design (Innenarchitektur): Christian Treumann Steinmetz: Joachim Kreutz Malerei (mit Overheadprojektor): Ulrike Kampmann Theater: Barbara Englert Ein herzlicher Dank an die siebten Klassen und an die Damen unserer Schulküche, die uns mit leckerer Suppe, Salaten... Kaffee und Kuchen versorgten. Unermüdlich bereitete Frau Schad mit uns das Kunstforum vor. Am Tage selbst übernahm sie verfügt gleichzeitig noch die Kinderbetreuung... 31
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