Mitteilungen 12-03 A+B.qxd - Freie Waldorfschule Frankfurt am Main
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6<br />
Jahreszeitliche Einstimmung<br />
Weihnachtsgedanken, andere<br />
von Johannes Schwichtenberg, derzeit Zivildienstleistender bei uns<br />
Eigentlich dachte ich immer, ich sei ein<br />
ganz normaler Mensch und nur einer von<br />
vielen, die hier in unserer von Wohlstand<br />
geprägten Region leben.<br />
Doch, wenn ich so drüber nachdenke,<br />
habe ich das Gefühl, dass ich anders bin.<br />
Ich weiß zwar nicht genau inwiefern, denn<br />
der allgemeine Weihnachts... sagen wir<br />
mal – Weihnachtstaumel hat mich ebenfalls<br />
ins Schwanken gebracht.<br />
Im Grunde sitze ich hier mit dem Ziel etwas<br />
weihnachtliche Stimmung aufkommen<br />
zu lassen, doch es will mir nicht so<br />
recht gelingen. Stattdessen mache ich<br />
mir so allerlei Gedanken, denke ein wenig<br />
über die Vorweihnachtszeit nach.<br />
Schon vor einigen Monaten wiederholte<br />
sich in den Supermärkten das alljährliche<br />
Einräumen der Weihnachtssachen:<br />
Lebkuchen, Marzipan und dieser Kr<strong>am</strong>.<br />
– Komisch, zwar ist es fast jedes Jahr<br />
wieder so, aber doch bin ich wieder aufs<br />
Neue verwundert, wenn einem plötzlich<br />
im Spätsommer die Weihnachtsangebote<br />
entgegenfunkeln.<br />
Der Konsum nimmt kein Ende, spätestens<br />
nachdem die Weihnachtsmärkte<br />
an jeder Ecke angefangen haben, wird<br />
man im Fernsehen mit Geschenkideen<br />
zugedudelt und die Geschäfte machen<br />
mas-senhaft Werbung.<br />
»Stop! Keine Werbung« interessiert niemanden.<br />
In jedem Kaufhaus sind jetzt<br />
die Gänge zugestellt mit Sonderangeboten<br />
und der materielle Überfluss könnte<br />
eigentlich jedem auffallen...<br />
Wenn man nun – nachdem man genervt<br />
20 Minuten an der Kasse gewartet hat –<br />
aus den stickigen Läden ins ungemütliche<br />
Nass-Kalt, nach draußen kommt,<br />
kniet plötzlich jemand vor einem und<br />
streckt einem einen Becher oder die<br />
bloße Hand entgegen. Nachdem die<br />
erste Irritationssekunde um ist, schaut<br />
man weg und geht weiter. An der nächsten<br />
Ecke singt jemand – und das bei<br />
der Kälte! Was soll’s, man muss ja<br />
schließlich weiter. Außerdem hat man<br />
beide Hände voller Tüten – gefüllt mit<br />
den erdenklichsten Neuheiten – also keine<br />
Hand frei, um nach etwas zu suchen<br />
und es dem Singenden zu geben.<br />
Für heute ist mein Tag im Weihnachtstrubel<br />
also zu Ende, aber ich habe längst<br />
nicht alles... Ich werde also wiederkommen.<br />
Ein paar Tage später finde ich mich nun<br />
in der Situation, dass mich jemand nach<br />
Kleingeld fragt, was ich ja schon einige<br />
Male bei anderen beobachtet hatte. Ich<br />
war zu faul etwas herauszuholen und wer<br />
weiß, vielleicht wäre gleich mein ganzes<br />
Portemonnaie weg gewesen.<br />
Ich beeile mich ins Warme zu kommen,<br />
kaufe noch dies und das... irgendwie fällt<br />
mir auf, dass die Geschäfte noch immer<br />
voll sind und das, obwohl schon <strong>am</strong> nächsten<br />
Tag Heiligabend ist. Nun gut, ist ja<br />
eigentlich auch nicht mein Problem, dann<br />
wird der überflüssige Kr<strong>am</strong> eben weggeschmissen.<br />
Oder?<br />
Auf dem Weg nach Hause komme ich an<br />
der Kirche vorbei – an einer von vielen,<br />
wobei wir doch tief im Innern alle „nur<br />
Menschen“ sind.<br />
»23 Uhr Christmesse« [...]