Tätigkeitsbericht 2004 - Weiße Rose Stiftung eV
Tätigkeitsbericht 2004 - Weiße Rose Stiftung eV
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<strong>Tätigkeitsbericht</strong> <strong>2004</strong><br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.
Inhaltsübersicht<br />
1 Erinnern und Erkennen 2<br />
2 Kontinuität und neue Orientierung 4<br />
3 Der gesellschaftliche Ort der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. 6<br />
4 Die Partner 11<br />
5 Projekte <strong>2004</strong> 12<br />
6 Ausblick 2005/2006 22<br />
7 Berichte des Ehrenvorsitzenden<br />
und der Zeitzeugen 23<br />
8 Die DenkStätten 38<br />
9 Die Ausstellung 43<br />
10 Angebote und Hinweise 44<br />
11 Literaturhinweise 45<br />
12 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />
ihre Organe, ihre Organisation<br />
und ihr Ort 47
1 Erinnern und Erkennen<br />
Fazit einer Ära<br />
In einer festlichen Matinee, ausgerichtet im<br />
Senatssaal der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München, erhielt Franz J. Müller eine<br />
Festschrift zu seinen Ehren mit dem Titel<br />
„Erinnern und Erkennen”. Nach einer Begrüßung<br />
der Gäste durch den neuen Vorsitzenden<br />
der <strong>Stiftung</strong>, Dr. Christof Schmid,<br />
und persönlichen Würdigungen durch Prof.<br />
Siegfried Hummel, Dr. Gertraud Burkert und<br />
Prof. Dr. Andreas Heldrich überreichte ihm<br />
Anneliese Knoop-Graf das Buch im Namen<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. Es wurde in<br />
Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale<br />
für politische Bildungsarbeit für die<br />
<strong>Stiftung</strong> von Dr. Mathias Rösch herausgegeben<br />
und im Verlag Ernst Vögel verlegt.<br />
„Erinnern und Erkennen“ beschreibt in ausführlichen<br />
Beiträgen zu drei Hauptkapiteln<br />
Aspekte des Widerstands am Beispiel der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> (Prof. Dr. Hans Mommsen,<br />
Anneliese Knoop-Graf, Dr. Mathias Rösch,<br />
Dr. Johannes Tuchel, Prof. Dr. Eugen Biser),<br />
die Geschichte der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. (Dr. Klaus Hahnzog, Prof. Dr. Michael<br />
Wyschogrod, Britta Müller-Baltschun, Dr.<br />
Dagmar Engels, Sophie und Johannes<br />
Nebmeier) sowie Perspektiven der Erinnerungsarbeit<br />
für die Zukunft (Prof. Dr. Peter<br />
Steinbach, Dr. Peter März, Karin Friedrich).<br />
Neben diesen ausführlichen Sachbeiträgen<br />
schildern Persönlichkeiten unserer Gesellschaft<br />
in kurzen Statements ihr individuelles<br />
Verhältnis zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>: Senta Berger,<br />
Ulrich Chaussy, Dr. Klaus von Dohnanyi, Dr.<br />
Heiner Geißler, Ivo Gönner, Prof. Dr. Arno<br />
Gruen, Heiner Guter, Dr. Hildegard Hamm-<br />
Brücher, Elisabeth Hartnagel, Prof. Dr.<br />
Andreas Heldrich, Hans Hirzel, Charlotte<br />
Knobloch, Dr. Traute Lafrenz-Page, Prof. Dr.<br />
Jutta Limbach, Freya von Moltke, Dr.<br />
Heribert Prantl, Dr. Werner Rechmann, Prof.<br />
Dr. Klaus G. Saur, Dr. Edmund Stoiber, Erwin<br />
Teufel, Wolfgang Thierse, Christian Ude, Dr.<br />
Michael Verhoeven, Dr. Hans-Jochen Vogel,<br />
Winfrid Vogel, Dr. Richard von Weizsäcker.<br />
Diese Festschrift zieht eine zugleich sachliche<br />
und würdigende Bilanz des Wirkens von<br />
2
Franz J. Müller für die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. Ihr Titel „Erinnern und Erkennen“ fasst<br />
seine Lebensbemühung zusammen: Das<br />
Bewahren des Gewesenen im heutigen<br />
Bewusstsein, seine Umsetzung in Erkenntnis<br />
und diese als Voraussetzung für mutiges<br />
und moralisches Handeln heute.<br />
Franz J. Müller hat die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. im Jahre 1987 zusammen mit anderen<br />
Teilnehmern der Widerstandsgruppe<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und mit nahen Angehörigen der<br />
Hingerichteten gegründet. Seither hat er die<br />
<strong>Stiftung</strong> bis zum 1. April <strong>2004</strong> als 1. Vorsitzender<br />
geleitet. Unterstützt haben ihn dabei<br />
viele. Vorab Anneliese Knoop-Graf als 2. Vorsitzende,<br />
Dr. Marie-Luise Schultze-Jahn und<br />
nach ihrem Ausscheiden aus der <strong>Stiftung</strong> Dr.<br />
Werner Rechmann als Schatzmeister und<br />
3. Vorsitzender sowie als Geschäftsführerin<br />
Britta Müller-Baltschun. Daneben der Kreis<br />
der Mitglieder und Ehrenmitglieder (s. S. 47)<br />
sowie seit 1997 der Beirat der <strong>Stiftung</strong> mit<br />
Harald Strötgen, Dr. Werner Rechmann und<br />
Prof. Dr. Andreas Heldrich als dessen Vorsitzende.<br />
Und schließlich der große Kreis<br />
der Freunde und Förderer der <strong>Stiftung</strong>: Die<br />
„Städtegemeinschaft im Zeichen der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>“, die Bayerische Landeszentrale<br />
für politische Bildungsarbeit, die vielen<br />
einzelnen Spender und Förderer und vor<br />
allem der Kreis der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />
in den DenkStätten.<br />
Sie alle haben dazu beigetragen, dass die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. ihren Platz auf der<br />
geistigen und moralischen Landkarte der Erinnerungskultur<br />
in Deutschland und Europa<br />
gefunden hat. Sie hat mit ihren Themen die<br />
Aufmerksamkeit höchster Persönlichkeiten<br />
in Staat und Gesellschaft ebenso erreicht<br />
wie das Interesse von jährlich Tausenden<br />
von Menschen. Sie war erfolgreich in ihrem<br />
Ziel des Bewahrens und Erinnerns. Und<br />
sie hat sich bemüht, die Grundhaltung der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> damals auf heutige gesellschaftliche,<br />
politische und individuelle Fragen<br />
zu übertragen.<br />
Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. ist mit der<br />
Ausstellung, mit der Arbeit der DenkStätte<br />
in München und Ulm und mit Veranstaltungen<br />
und Symposien in Deutschland und in<br />
3
vielen anderen Ländern präsent. Vor allem<br />
aber erreicht sie durch die Aktivitäten der<br />
Zeitzeugen diejenigen, die für eine künftige<br />
verantwortungsbewusste Gesellschaft entscheidend<br />
sind, die Jugendlichen. Dies alles<br />
hat ganz wesentlich mit der Persönlichkeit<br />
von Franz J. Müller zu tun.<br />
Zur Redlichkeit der Bilanz gehört auch, dass<br />
sie auch Spannungen innerhalb der <strong>Stiftung</strong><br />
vermerkt, dass sie eine – in allen Punkten<br />
widerlegte – publizistische Kampagne gegen<br />
die <strong>Stiftung</strong> ebenso wenig verschweigt, wie<br />
die eigenständige Gründung des Weisse<br />
<strong>Rose</strong> Instituts e.V. mit Prof. Dr. Wolfgang<br />
Huber als 1. Vorsitzenden, mit Harald<br />
Strötgen als 2. Vorsitzenden und mit Dr.<br />
Michael Probst, Dr. Erich Schmorell und Dr.<br />
Marie-Luise Schultze-Jahn als prominente<br />
Mitglieder.<br />
Unabhängig von dieser Entwicklung hat<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. als bewusste<br />
Weichenstellung für die Zeit nach der Gründergeneration<br />
eine modifi zierte Satzung<br />
verabschiedet und sich in einer eigenen<br />
Strukturkommission mit der künftigen<br />
Organisation der <strong>Stiftung</strong> befasst. Danach<br />
hat Franz J. Müller das Amt des 1. Vorsitzenden<br />
abgegeben und gehört seither dem<br />
Vorstand als Ehrenvorsitzender an. Zeitgleich<br />
hat Britta Müller-Baltschun die Funktion der<br />
Geschäftsführerin der <strong>Stiftung</strong> aufgegeben<br />
und unterstützt seither Franz J. Müller bei<br />
seiner Arbeit.<br />
2 Kontinuität und neue Orientierung<br />
Der Wechsel im Vorstand<br />
Unter der Leitung von Dr. Klaus Hahnzog<br />
wählte die Mitgliederversammlung am<br />
2. April <strong>2004</strong> auf Vorschlag von Franz J.<br />
Müller Dr. Christof Schmid, Jahrgang 1941,<br />
zum neuen 1. Vorsitzenden. Er war in unterschiedlichen<br />
Programmfunktionen beim<br />
Bayerischen Rundfunk, beim Süddeutschen<br />
Rundfunk, beim Südwestfunk und Südwestrundfunk<br />
tätig, zuletzt als Fernsehdirektor<br />
von SWF und SWR. Seit Gründung des<br />
Beirats der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. war<br />
er Mitglied dieses Gremiums. Neben ihm<br />
4
und Franz J. Müller als Ehrenvorsitzendem<br />
gehören unverändert Anneliese Knoop-Graf<br />
und Dr. Werner Rechmann dem Vorstand der<br />
<strong>Stiftung</strong> an.<br />
Ziel des neuen Vorstands ist es, auf dem<br />
Geleisteten aufzubauen und zugleich den<br />
zweiten Abschnitt in der Geschichte der <strong>Stiftung</strong><br />
inhaltlich zu bestimmen. Dazu gehört,<br />
dass die <strong>Stiftung</strong> eines Tages in der Lage<br />
sein wird, auch ohne die Zeitzeugen vital<br />
weiter zu bestehen. Sie muss auch dann<br />
als moralische Instanz in der Öffentlichkeit<br />
wahrgenommen werden. Ihre Stimme muss<br />
auch dann noch in Politik und Gesellschaft<br />
Gewicht haben. Und ihr Fortbestand muss<br />
für diejenigen, die sie materiell tragen,<br />
selbstverständlich und notwendig sein. Dieses<br />
Ziel soll die Programmatik der <strong>Stiftung</strong> in<br />
den kommenden Jahren bestimmen. In dem<br />
Maße, in dem die Authentizität der Zeitzeugen<br />
und mit ihr die Vitalität des Erinnerns<br />
abnehmen, sollte die Präsenz der <strong>Stiftung</strong><br />
im Diskurs der heutigen Gesellschaft zunehmen.<br />
Die Frage „Wie war das damals?“<br />
muss weiter gestellt werden in der Frage<br />
„Was bedeutet das heute?“.<br />
Wie dies von Anfang an geplant war, muss<br />
die <strong>Stiftung</strong> also über den Ort des Erinnerns<br />
hinaus verstärkt zum Ort des Nachdenkens<br />
und der Auseinandersetzung werden. Dabei<br />
wird es weiterhin ihr Ziel sein, das historische<br />
Wissen in der Forschung und in Zusammenarbeit<br />
mit ihr zu vertiefen und dafür<br />
in geeigneter Weise Foren der Vermittlung<br />
zu eröffnen. Dieser Teil der <strong>Stiftung</strong>sarbeit<br />
wird in Form von Projekten und durch das<br />
Engagement wechselnder freier Partner aus<br />
Wissenschaft und Publizistik wahrzunehmen<br />
sein. Neben dieser historischen Fachkompetenz<br />
geht es jedoch verstärkt um zeitgemäße<br />
Vermittlungskompetenz. Gefragt ist die<br />
Fähigkeit, relevante Themen aufzuspüren,<br />
sie mit kompetenten Partnern zu diskutieren<br />
und ihnen eine angemessene Plattform zu<br />
geben.<br />
Nimmt man mit dem Mut zur Verkürzung die<br />
moralische Integrität, die Bereitschaft, die<br />
Perspektive anderer einzunehmen und die<br />
Zivilcourage als Leitmotive ihres Handelns,<br />
so ist zu fragen, wie hätten die Mitglieder<br />
5
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> diesen leitenden Motiven<br />
heute in den Debatten um Terror und Krieg,<br />
um soziale Gerechtigkeit, um Minderheiten<br />
und ihre Integration Geltung verschafft?<br />
Es geht also verstärkt um das aktive Weiterleben<br />
und Weiterwirken der jungen<br />
Menschen von damals vor allem unter den<br />
jungen Menschen von heute. Es geht um<br />
Leitbilder, an denen sich heutiges Denken<br />
und Handeln orientieren kann. Es geht<br />
schließlich auch um einen Beitrag zur Erneuerung<br />
des Begriffs des Politischen, in dem<br />
Opportunität, Parteilichkeit und Unwahrheit<br />
zurückgedrängt werden zugunsten von Integrität<br />
und Glaubwürdigkeit und der Bereitschaft,<br />
offen für diese Werte einzutreten.<br />
Dabei geht es sicher auch darum, den<br />
persönlichen Mut der Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> im Bewusstsein zu halten und<br />
ihn zugleich vom Nimbus der Unerreichbarkeit<br />
zu befreien und auf die Ebene des<br />
Vergleichbaren zurückzuführen. Vergleichbar<br />
ist heute nicht mehr die Gefährdung, das<br />
existentielle Risiko des Einzelnen. Vergleichbar<br />
aber ist der moralische Anspruch und die<br />
Bereitschaft, ihn auch unter Inkaufnahme<br />
von Sanktionen zum Maßstab des Handelns<br />
zu machen. Vergleichbar ist heute nicht die<br />
Notwendigkeit der kleinen Gemeinschaft im<br />
Geheimen. Was damals verdeckt und versteckt<br />
geschehen musste, kann heute offen<br />
und öffentlich ausgetragen werden. Das Risiko<br />
hat sich verringert. Der Anspruch nicht.<br />
3 Der gesellschaftliche Ort der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
Ergebnisse einer Gesprächsrunde<br />
Um den gesellschaftlichen Hintergrund<br />
auszuleuchten, vor dem die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> e.V. ihre künftigen Ziele abzu stecken<br />
hat, traf sich auf Einladung des Vorsitzenden<br />
der <strong>Stiftung</strong> am 5.11.<strong>2004</strong> in der Ludwig-<br />
Maximilians-Universität ein Kreis von Persönlichkeiten,<br />
die alle eine wichtige Aufgabe<br />
in unserer Gesellschaft wahrnehmen und<br />
die bereit waren, ihren jeweiligen Erfahrungshorizont<br />
einzubringen. Es waren dies<br />
Heinz Beumer, Oberstudiendirektor des<br />
6
Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Münster,<br />
Stefan Herms, Senatsdirektor und Leiter<br />
des Staatsamtes der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg, Dr. Peter März, Leiter der<br />
Bayerischen Landeszentrale für politische<br />
Bildungsarbeit, Dr. Uwe <strong>Rose</strong>nbaum, SWR-<br />
Landessenderdirektor Rheinland-Pfalz, Dr.<br />
Wolfgang Schmidt, Vorstandsmitglied der<br />
Körber-<strong>Stiftung</strong>, Dr. Uwe Timm, Schriftsteller,<br />
Frank Trümper, Global Head of Cultural Affairs<br />
bei der Deutschen Bank AG in Frankfurt<br />
sowie Privatdozentin Dr. Dorothee Wierling,<br />
stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle<br />
für Zeitgeschichte in Hamburg. Sie<br />
erörterten gemeinsam mit dem Vorsitzenden<br />
der <strong>Stiftung</strong> Defi zite unserer zivilen Gesellschaft,<br />
sprachen über möglichen und nötigen<br />
Umgang mit der Vergangenheit, über<br />
die Aufgabe der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. im<br />
Prozess des Erinnerns und gaben schließlich<br />
strategische Empfehlungen an die <strong>Stiftung</strong>.<br />
Über die Defi zite unserer zivilen<br />
Gesellschaft<br />
Unsere Zivilgesellschaft existiert in der<br />
Spannung von Anpassung und Überindividualisierung.<br />
Die Mehrzahl der Menschen<br />
trifft frühzeitige Lebensfestlegungen und<br />
unterwirft sich einem allgemeinen Formen-,<br />
Normen- und Konsumzwang. Wer nicht<br />
mithalten kann oder will, verfällt der Einsamkeit<br />
der Verlierer. Ein neuer Totalitarismus,<br />
die Ökonomisierung aller Lebensbereiche,<br />
bestimmt das Klima. Ein dumpfes Konfrontationsdenken<br />
– wir / die – macht sich insbesondere<br />
bei gewaltbereiten Jugendlichen<br />
breit.<br />
Auf der anderen Seite schwindet mit der<br />
Ökonomisierung aller Lebensbereiche der<br />
Gemeinsinn. Die Frage nach dem persönlichen<br />
Vorteil bestimmt Handeln und Unterlassen.<br />
Der Wertekonsens geht verloren. In<br />
dieser Überindividualisierung atomisiert sich<br />
die Gesellschaft. Jeder ist sich selbst der<br />
Nächste. Einer ist der Konkurrent des anderen.<br />
Einrichtungen, die die Zivilgesellschaft<br />
tragen, werden desavouiert. Unter solchen<br />
Umständen schwinden Mitwirkungsbereitschaft<br />
und Verantwortungsgefühl. Zuständig<br />
/ verantwortlich sind immer die anderen.<br />
7
Und im Zweifel der Staat. Entsprechend<br />
stark ist zivilgesellschaftliches Engagement<br />
dort, wo es staatlich alimentiert ist. In der<br />
Regel wird es nicht von denen wahrgenommen,<br />
die eine vitale Position in der Gesellschaft<br />
innehaben.<br />
Tatsächlich fi ndet Zerstörung der Zivilgesellschaft<br />
gerade auch von oben statt: je höher<br />
die gesellschaftliche Position, um so geringer<br />
die gesellschaftliche Loyalität und die<br />
Loyalität zum eigenen Konzern (Internationalisierung<br />
/ Globalisierung / Ökonomisierung).<br />
Themen wie wachsende Armut u.a. werden<br />
nicht wahrgenommen.<br />
Parallel dazu fehlt es auf der unteren und<br />
der mittleren Ebene unserer Gesellschaft<br />
an Plattformen für zivilgesellschaftliches<br />
Engagement. Die Schulen, Orte verdichteter<br />
gesellschaftlicher Wirklichkeit, agieren<br />
weitgehend isoliert im Spannungsfeld von<br />
Anpassung und Vereinzelung. Insbesondere<br />
die Hauptschulen und ihre Schüler gehören<br />
zu den Verlierern, denen sich die Existenzfrage<br />
ausschließlich im materiellen Sinn stellt.<br />
Es fehlt am Kontext, der in überschaubarem<br />
Rahmen Tätigkeitsbereiche eröffnet und<br />
Anreize zum Engagement schafft.<br />
Dies alles führt im Fazit zur gänzlichen Abwesenheit<br />
von Bürgerstolz und gesellschaftlichem<br />
Selbstbewusstsein als Ausdruck<br />
einer souveränen Gesellschaft. Es fehlt an<br />
Visionen für die Zukunft der Gesellschaft.<br />
Diese Lücke besetzen mit Springerstiefeln,<br />
Gewaltbereitschaft und fremdenfeindlichen<br />
Parolen diejenigen, die sich selbst und der<br />
Gesellschaft abhanden gekommen sind,<br />
denen Protest Ersatz für Orientierung ist<br />
und die auf Ausgrenzung mit Desintegration<br />
reagieren.<br />
Wer diese Zeichen der Zeit erkennt, darf<br />
ihnen nicht untätig begegnen. Er ist aufgerufen,<br />
seinen Beitrag für eine starke Zivilgesellschaft<br />
mit zivilem Engagement und ziviler<br />
Courage zu leisten. Dies gilt für Einzelpersonen,<br />
und es gilt für Einrichtungen und<br />
Organisationen wie die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. Sie alle haben dazu beizutragen, dass<br />
das Volk, der Souverän, seine Souveränität<br />
zurückgewinnt.<br />
8
Über den Umgang mit Vergangenheit<br />
Ausweis einer zivilen Gesellschaft ist auch,<br />
dass sie sich erinnern kann. Sie muss vor<br />
dem Hintergrund ihrer komplexen Herkunft<br />
(Weimar und Buchenwald) ihre Zukunft in<br />
den Blick nehmen. Sie muss sich über sich<br />
und ihren Traditionsbestand verständigen.<br />
Dabei kann sie gerade im historischen Aufarbeiten<br />
von moralischem Verhalten in unmoralischer<br />
Zeit intellektuelle und emotionale<br />
Orientierung bieten.<br />
Es geht also um Erinnerung in einem doppelten<br />
Sinn: Zum einen um das Vergegenwärtigen<br />
des Gewesenen. Dann aber vor<br />
allem um Erinnerung als gestaltender Faktor<br />
in unserer heterogenen Gesellschaft, insbesondere<br />
bei Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen. Denn dies ist das Ziel des<br />
Erinnerns: Nicht nur dem historischen Geschehen<br />
und den in ihm handelnden Personen<br />
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen,<br />
sondern es für heute zu übersetzen. Es<br />
muss von der Ebene der Gedenkdaten und<br />
der Vernissagen weg zu heutiger Relevanz<br />
gebracht werden. Erinnern sollte zur qualifi<br />
zierten Auseinandersetzung über gültige<br />
Werte beitragen. Es kann auch an Beispielen<br />
des Scheiterns Möglichkeiten des Gelingens<br />
aufzeigen. Und es kann etwa am Beispiel<br />
der hingerichteten Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> den Begriff von Sieger und Verlierer<br />
relativieren.<br />
Von der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. und<br />
dem Erinnern<br />
Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. hat es mit beiden<br />
Aspekten des Erinnerns zu tun.<br />
Sie hat die historische Forschung über den<br />
deutschen Widerstand, über die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> und über Bedingungen moralischen<br />
Verhaltens in unmoralischer Zeit anzuregen<br />
und zu befördern. Und sie hat dieses<br />
„Substrat der Erfahrungen“ insbesondere<br />
an Jugendliche und junge Erwachsene so<br />
weiterzugeben, dass daraus Orientierung<br />
und Motivation entstehen. Damit steht sie in<br />
einer wesentlich pädagogischen Pfl icht. Sie<br />
muss aus Wissen Ansatzpunkte für Haltung<br />
und Verhalten gewinnen und nachvollziehbar<br />
9
vermitteln. Sie muss diejenigen, die diese<br />
Vermittlung zu leisten haben, dafür ausrüsten.<br />
Durch Bereitstellung von Materialien,<br />
durch Einrichtung entsprechender Foren,<br />
durch den Aufbau eines interdisziplinären<br />
Netzwerks.<br />
Strategische Empfehlungen an die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> sollte sich des Wertes der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> als sinnlichem Symbol vergewissern.<br />
Sie sollte diese „Marke“, die im<br />
allgemeinen Verständnis für Jugend, Unschuld<br />
und Überparteilichkeit steht, gezielt<br />
bei ihrem Bemühen um bürgerliche und<br />
individuelle Freiheit, moralisches Handeln<br />
und europäisches Denken einsetzen. Diese<br />
immateriellen Werte müssen strategisch in<br />
eine primär materiell orientierte Gesellschaft<br />
eingebracht werden. Sie dürfen nicht wohlfeil<br />
abgegeben werden.<br />
Dazu gehört, dass sich die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
e.V. ihre Alleinstellung erhält, dass sie<br />
nicht das tut, was andere auch tun können,<br />
dass sie nicht vorschnell Verbindungen mit<br />
Dritten eingeht, durch die sie ihre Unverwechselbarkeit<br />
verliert. Erst wenn sie in intensiver<br />
Programmarbeit wenige, dafür aber<br />
eindeutig identifi zierbare Ziele formuliert und<br />
bekannt gemacht hat, kann sie in bestehenden<br />
Netzwerken kooperieren. Je „scharfkantiger“<br />
sie aufgestellt ist, um so wirksamer<br />
kann sie werden.<br />
Konkret heißt das:<br />
Im historischen Bereich die Erforschung<br />
der Bedingungen für mutiges moralisches<br />
Verhalten in unmoralischer Zeit<br />
anstoßen und befördern.<br />
Im pädagogischen Bereich den Aufbau<br />
von Camps für Lehrer und Multiplikatoren<br />
sowie den Ausbau eines <strong>Weiße</strong>-<br />
<strong>Rose</strong>-Netzwerks unter besonderer<br />
Berücksichtigung von Namensträgerschulen<br />
und Hauptschulen vorantreiben.<br />
Im Bereich Jugendarbeit nicht Vorhandenes<br />
auszeichnen, sondern Entstehendes<br />
unterstützen. Dies vornehmlich dort, wo<br />
Jugendliche mit Mut eigene Lebensentwürfe<br />
realisieren und wo sie bereit sind,<br />
10
persönliche Risiken zum Erhalt einer<br />
humanen Zivilgesellschaft einzugehen<br />
(Zivilcourage). Förderung solcher Initiativen<br />
durch moralische Rückendeckung,<br />
Herstellung von Öffentlichkeit, Supervision,<br />
sachliche, juristische und fi nanzielle<br />
Unterstützung.<br />
Im publizistischen Bereich ein Bezugsfeld<br />
gesellschaftlich einfl ussreicher<br />
Persönlichkeiten aufbauen, die bereit<br />
sind, solche Initiativen mit Nachdruck<br />
zu unterstützen, und die daran interessiert<br />
sind, im Zeichen der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
öffentlich für den Erhalt einer humanen<br />
Zivilgesellschaft einzutreten (<strong>Weiße</strong>-<br />
<strong>Rose</strong>-Manifest).<br />
4 Die Partner<br />
Die vitale Wahrnehmung ihrer Aufgaben für<br />
die Gesellschaft setzt die vitale Verankerung<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. in der Gesellschaft<br />
voraus. Es gilt, die bestehenden Partnerschaften<br />
lebendig zu erhalten und neue<br />
hinzuzugewinnen.<br />
Zu den bestehenden gehören die Mitglieder,<br />
Ehrenmitglieder und der Beirat der <strong>Stiftung</strong><br />
(s. S. 47). Es gehört dazu die Ludwig-Maximilians-Universität,<br />
die den geistigen und<br />
räumlichen Rahmen bildet, innerhalb dessen<br />
sich die <strong>Stiftung</strong> mit ihrer DenkStätte und<br />
ihrem Büro aufgehoben weiß. Zu den wichtigen<br />
und verlässlichen Partnern gehören die<br />
Freunde und Förderer der <strong>Stiftung</strong>. Und es<br />
gehören dazu die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen,<br />
die Dienst in der DenkStätte am<br />
Lichthof der LMU und wichtige Arbeit an<br />
den Projekten leisten.<br />
Zu den bestehenden Partnern zählt weiterhin<br />
die „Städtegemeinschaft im Zeichen der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>“, die Gemeinschaft der Städte<br />
also, in denen die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> gelebt und<br />
Widerstand geleistet hat und die seit der<br />
Gründung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
diese nicht zuletzt materiell unterstützt. Es<br />
sind dies die Städte und Gemeinden Berlin,<br />
Freiburg, Gräfelfi ng, München, Hamburg,<br />
Saarbrücken, Stuttgart und Ulm.<br />
11
Um Berlin und Stuttgart, die vor einigen<br />
Jahren ihre aktive Mitwirkung an der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. eingestellt haben, bemüht<br />
sich der Vorstand mit Nachdruck. Und<br />
ähnlich, wie es gelungen ist, die Freie und<br />
Hansestadt Hamburg als aktiven Partner für<br />
die Projektarbeit der <strong>Stiftung</strong> zu gewinnen,<br />
sucht die <strong>Stiftung</strong> auch bei den anderen<br />
Städten der Gemeinschaft Anknüpfungspunkte<br />
für neue Zusammenarbeit.<br />
Zu den wichtigsten und verlässlichsten<br />
Projekt-Partnern der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
gehörte und gehört als Vertreterin des Freistaats<br />
Bayern die Bayerische Landeszentrale<br />
für politische Bildungsarbeit, die in vielfältige<br />
Kooperationen eingebunden ist. Die Aufgeschlossenheit<br />
und das Engagement ihres<br />
Leiters, Herrn Dr. März, und seines Stellvertreters,<br />
Herrn Karg, tragen die Arbeit der<br />
<strong>Stiftung</strong> entscheidend mit.<br />
Zu diesen bestehenden Partnerschaften<br />
kommen neue hinzu: Zum Hamburger<br />
Staatsamt (Herr Herms), zur Hamburger<br />
Landeszentrale für politische Bildung (Frau<br />
Dr. Bamberger-Stemmann), zur Körber-<strong>Stiftung</strong><br />
(Herr Dr. Schmidt), zur ZEIT-<strong>Stiftung</strong><br />
(Herr Prof. Dr. Göring), zur Alfried Krupp von<br />
Bohlen und Halbach-<strong>Stiftung</strong> und zur <strong>Stiftung</strong><br />
Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (Herr<br />
Dr. Bopp) bestehen neue Anknüpfungspunkte,<br />
die teilweise in konkrete Projektarbeit<br />
münden.<br />
5 Projekte <strong>2004</strong><br />
Neben der täglichen Öffentlichkeitsarbeit in<br />
den DenkStätten ( Führungen, Zeitzeugengespräche,<br />
Betreuung von Schüler- und Seminararbeiten,<br />
Ausbau und Vernetzung der Bibliothek<br />
etc.), der Organisation des Verleihs<br />
der Ausstellung durch Ulrich Müller (s. S. 43)<br />
sowie der Herausgabe der Festschrift „Erinnern<br />
und Erkennen“ hat die <strong>Stiftung</strong> gemeinsam<br />
mit der Bayerischen Landeszentrale im<br />
Jahr <strong>2004</strong> fünf Projekte voran gebracht.<br />
12
Internetportal<br />
www.weisse-rose-stiftung.de<br />
Die frühere Internetseite der <strong>Stiftung</strong> war<br />
als Online-Visitenkarte konzipiert. Sie wurde<br />
von Annette Scholz und Gerhard Grabsdorf<br />
grundlegend überarbeitet und nach knapp<br />
vier Monaten Entwicklungszeit ins Netz<br />
gestellt. Seither wird sie von Ursula Kaufmann<br />
redaktionell betreut. Die Seite wurde<br />
zu einem Online-Portal ausgebaut, das nicht<br />
nur Informationen zur Arbeit und zur Forschung<br />
rund um die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> bereitstellt,<br />
sondern auch als Kommunikationsplattform<br />
dient.<br />
Aktualität<br />
Da mit der Reform des Auftritts die Inhalte<br />
von den MitarbeiterInnen der <strong>Stiftung</strong><br />
ohne den Umweg über eine Agentur selbst<br />
gepfl egt und ergänzt werden, können die<br />
Informationen über Veranstaltungen und<br />
über die Aktivitäten der <strong>Stiftung</strong> und angrenzender<br />
Einrichtungen stets aktuell sein. Sie<br />
werden leicht verfügbar angeboten: Auf der<br />
Startseite werden aktuelle Kurzinformationen<br />
als Inhaltsangaben angezeigt. Wer sich<br />
vertieft informieren will, folgt dem Link am<br />
Ende des Kurzbeitrags und kommt so zu<br />
den ausführlichen Mitteilungen und Textangeboten.<br />
Auf diese Weise ändert sich die Startseite<br />
ständig. Und auch der gelegentliche Leser<br />
erkennt sofort, dass die Seite lebt und die<br />
<strong>Stiftung</strong> aktiv ist. Hinzu kommt, dass die<br />
Startseite von einigen Suchmaschinen als<br />
interessant eingestuft und in der Such-Trefferliste<br />
weiter vorn angezeigt wird. Darüber<br />
hinaus können sich Interessierte regelmäßig<br />
durch einen Newsletter über die Aktivitäten<br />
der <strong>Stiftung</strong> und den Stand ihrer Projekte<br />
informieren.<br />
Kommunikationsplattform<br />
Die <strong>Stiftung</strong> möchte verstärkt mit Menschen<br />
in Dialog treten, die an ihren Themen und ihrer<br />
Arbeit interessiert sind. Dies ist nicht nur<br />
wichtig, um Ziele und Pläne einem größeren<br />
Publikum bekannt zu machen, sondern auch,<br />
um von dort Kritik und Anregung zu erfahren.<br />
Eine Internetseite sollte dazu beitragen,<br />
13
dass aus fl üchtigen Besuchern interessierte<br />
Nutzer werden, die Veranstaltungen besuchen,<br />
sich gegenüber der <strong>Stiftung</strong> artikulieren<br />
und im Idealfall zu Spendern, Förderern<br />
und Partnern werden.<br />
Die Internetseite sollte aber auch mehr<br />
und mehr junge Menschen ansprechen.<br />
Dies in Sprache und Darbietungsform eines<br />
Mediums, das ihnen entspricht. Jugendliche<br />
sollen in die Diskussion einbezogen<br />
und mit ihren Fragen und Anregungen in<br />
der <strong>Stiftung</strong> Diskussionspartner fi nden.<br />
Instrumente, mit denen dieses Ziel verfolgt<br />
wird, sind die Aufl istung aller Namensträger-Schulen<br />
in Deutschland mit Adressen,<br />
Ansprechpartnern und Links zu den<br />
Homepages, die Einrichtung eines Download-Bereichs<br />
sowie Literatur- und Veranstaltungshinweise.<br />
Zudem werden Interessenten<br />
an verschiedenen Stellen der Seite<br />
immer wieder ermuntert, mit der <strong>Stiftung</strong> in<br />
Kontakt zu treten und eigene Ideen, Forschungsergebnisse<br />
und kritische Anregungen<br />
einzubringen.<br />
Barrierefreiheit<br />
Behinderte nutzen statistisch gesehen überdurchschnittlich<br />
oft das Internet. Das Portal<br />
der <strong>Stiftung</strong> ist daher so angelegt, dass es<br />
auch von Menschen mit Sehbehinderungen<br />
oder motorischen Einschränkungen genutzt<br />
werden kann. Für die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />
die im Blickpunkt einer größeren Öffentlichkeit<br />
stehen will, ist es wichtig, dass<br />
ihre Angebote gerade auch der Gruppe der<br />
Behinderten offen stehen.<br />
Pfl egeaufwand<br />
Durch den Einsatz des datenbank-gestützten<br />
Content Management Systems „mamura“<br />
können die MitarbeiterInnen der <strong>Stiftung</strong> die<br />
Inhalte der Seite selbst ändern und aktualisieren.<br />
Dabei kann festgelegt werden,<br />
welche Inhalte sofort online sichtbar sind,<br />
welche ab einem bestimmten Datum angezeigt<br />
werden sollen und wann sie ausgeblendet<br />
werden. Mit diesem System wird<br />
die Seite für Suchmaschinen optimiert. Eine<br />
Erweiterung um eine Fremdsprachenversion<br />
ist jederzeit möglich.<br />
14
Nutzung<br />
Das Internetportal www.weisse-rose-stiftung.de<br />
wurde Mitte September <strong>2004</strong> ins<br />
Netz gestellt. Bis zum Februar 2005 wurden<br />
über 8000 Aufrufe der Seite registriert. Tendenz<br />
steigend. Allein im Februar 2005 wurde<br />
das Portal täglich durchschnittlich mehr als<br />
100 mal aufgerufen.<br />
Annette Scholz<br />
Buch- und Film-Projekt zur Ulmer<br />
Abiturientengruppe<br />
Das Projekt widmet sich dem Kreis der<br />
Ulmer Abiturienten um Heinz Brenner,<br />
Hans Hirzel, Franz J. Müller, Heiner Guter<br />
und Walter Hetzel, aus deren Mitte 1943<br />
die Flugblätter der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> im Raum<br />
Stuttgart und Mannheim verbreitet wurden.<br />
Ziel des Projekts war es, sämtliche<br />
verfügbaren Quellen zu erschließen, die<br />
Faktoren herauszuarbeiten, die den Weg<br />
der fünf Jugendlichen von der Indifferenz<br />
zum politisch motivierten Widerstand<br />
prägten, und die Ergebnisse in Form einer<br />
Publikation und eines Videofi lms zu dokumentieren.<br />
Die hervorragende Quellenlage<br />
bot eine gute Ausgangssituation. Rund 30<br />
Stunden Tonband- und Filmaufnahmen von<br />
Zeitzeugeninterviews, darunter intensive<br />
biografi sche Interviews von Ulrich Chaussy,<br />
dazu die veröffentlichten Erinnerungen der<br />
Zeitzeugen und eine Vielzahl an Archivalia<br />
(Verhörprotokolle, Ermittlungsakten, Urteil<br />
des Volksgerichtshofes 1943 usw.) wurden<br />
ausgewertet. Eine Magisterarbeit und eine<br />
Zulassungsarbeit hatten erste Grundlinien<br />
entwickelt und dokumentierten ihrerseits<br />
Gespräche mit Zeitzeugen. Interviews mit<br />
Franz J. Müller im Herbst des Jahres schlossen<br />
letzte Lücken.<br />
Das etwa 50-seitige Manuskript skizziert<br />
die wichtigsten Sozialisierungsfelder: Elternhaus,<br />
Schule, Hitlerjugend, Gesprächskreis<br />
um den katholischen Pater Eisele, Reichsarbeitsdienst.<br />
In einem eigenen Kapitel<br />
werden die Experimente mit verschiedenen<br />
Formen von Verweigerung, Nonkonformität<br />
und Opposition analysiert, die in der Flugblattaktion<br />
und daran anschließend in Verhaf-<br />
15
tung, Prozess und Gefängnishaft mündeten.<br />
Dieser Weg in den Widerstand entpuppte<br />
sich als facettenreich und nur wenig geradlinig<br />
– in manchen Punkten abhängig von einer<br />
Vielzahl an Zufällen – und mündete dennoch<br />
in der konsequent politisch motivierten<br />
Flugblattaktion. Der Volksgerichtshof kannte<br />
diese Hintergründe nicht. Dies bewahrte die<br />
Jugendlichen vor der Todesstrafe. Eine kurze<br />
Zusammenfassung des Manuskripts fi ndet<br />
sich in der kürzlich erschienen Festschrift für<br />
Franz J. Müller, „Erinnern und Erkennen“<br />
(München <strong>2004</strong>). Der geplante Filmbeitrag<br />
wurde gemeinsam mit der Dokumentarfi<br />
lmerin Katrin Seybold in ein Konzept für<br />
eine DVD umgewandelt, das 2005 realisiert<br />
werden soll. In dieser DVD werden Schüler<br />
selbstständig aus weitgehend unbearbeiteten<br />
Zeitzeugeninterviews und aus Dokumenten<br />
die Entwicklungsgeschichte der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> recherchieren können. Aus<br />
bisher unveröffentlichtem Material wird für<br />
alle Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> nachgezeichnet,<br />
welche Faktoren ihren Weg in den<br />
Widerstand beeinfl usst haben.<br />
Projekt mit und für ausländische Jugendliche<br />
– Schüleraustausch Frankreich<br />
Das Projektteam entwickelte für den<br />
deutsch-französischen Schüleraustausch<br />
zweier Münchner Schulen ein eintägiges Veranstaltungsprogramm.<br />
Jugendliche beider<br />
Länder sollen gemeinsam den Widerstand<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> und die aktuellen Bezüge<br />
dieses Widerstandes kennen lernen. Am<br />
22. Oktober <strong>2004</strong> sahen 33 französische<br />
Austauschschüler des Gymnasiums Oberhaching<br />
zunächst den Film „Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“<br />
von Michael Verhoeven und unternahmen<br />
anschließend einen Postenlauf zu historischen<br />
Orten in und um die Universität. Am<br />
13. Dezember testeten 42 französische und<br />
44 deutsche Austauschschüler des Michaeli-Gymnasiums<br />
dieses Programm. Beide<br />
Projekttage stießen auf Zustimmung der<br />
Schüler.<br />
Beide Schulen haben bereits Interesse<br />
bekundet, die Veranstaltung im kommenden<br />
Jahr zu wiederholen. Mit dem Kurt-Huber-<br />
Gymnasium in Gräfelfi ng und dem Karlsgym-<br />
16
nasium in Pasing beginnen entsprechende<br />
Vorbereitungen im Frühjahr 2005. Das<br />
Tagesprogramm wird derzeit überarbeitet,<br />
damit die Schulen die Veranstaltung künftig<br />
selbstständig durchführen können. Im Angebot<br />
fi ndet sich dann auch Workshoparbeit<br />
mit Originaldokumenten und ein Zeitzeugengespräch.<br />
Die bisherigen Projekterfahrungen<br />
fl ießen in die Entwicklung spezieller Führungen<br />
für junge französische Besucher der<br />
DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ein.<br />
Projekt Hörstation für die DenkStätte<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
Die DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> am Lichthof der<br />
Universität München erhält eine Hörstation.<br />
Gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk,<br />
dem Rundfunkjournalisten Ulrich Trebbin und<br />
verschiedenen Schulen entwickelte das Projektteam<br />
parallel zu den Inhalten der Ausstellung<br />
ein aus fünf Kapiteln bestehendes Programm,<br />
das sich vor allem an Jugendliche<br />
richtet. Im Mittelpunkt stehen die Motive für<br />
den Widerstand, die Inhalte der Flugblätter,<br />
die Widerstandsaktionen 1942/1943, Verhaftungen<br />
und Prozesse. Ausgewertet wurde<br />
eine Sammlung von rund 150 Stunden an Video-<br />
und Tonbandinterviews mit Zeitzeugen<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>, dazu Originalaufnahmen<br />
aus dem politischen Alltag 1933-1945 sowie<br />
Tagebücher, Briefe und Dokumente dieser<br />
Widerstandsgruppe.<br />
In mehreren Workshops wählten Schüler<br />
und Lehrer von vier Münchner Namensträgerschulen,<br />
einer Hauptschule und einer<br />
Berufsoberschule aus Donauwörth Ton- und<br />
Textdokumente aus und beschrieben die<br />
Anforderungen an eine Hörstation aus der<br />
Sicht von Jugendlichen.<br />
Auf der Basis dieser Auswahl und des von<br />
der <strong>Stiftung</strong> entwickelten Konzeptes schrieb<br />
der Rundfunkjournalist Ulrich Trebbin das<br />
Manuskript. Die Redaktion lag in den Händen<br />
der <strong>Stiftung</strong> und der BR-Redakteurin<br />
Dr. Helga Montag, die zugleich die Produktion<br />
leitete. Der Bayerische Rundfunk (BR)<br />
produzierte in seinen Studios rund 50 ein-<br />
bis zweiminütige Tonaufnahmen, darunter 25<br />
Zeitzeugenberichte, sieben Originaltonaufnahmen<br />
von 1933 bis 1945 und 18 Doku-<br />
17
mente zur Geschichte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>.<br />
Dazu gehören Erinnerungen der Schwester<br />
von Willi Graf, Anneliese Knoop-Graf, Briefe<br />
von Christoph Probst aber auch die BBC-<br />
Meldung vom Sommer 1943 zur Hinrichtung<br />
Hans Scholls.<br />
Senta Berger, Gert Heidenreich, und Udo<br />
Wachtveitl liehen den Textdokumenten und<br />
Intros ihre Stimme ohne Kosten zu berechnen.<br />
Mit ausdrücklicher Billigung des<br />
Intendanten, Dr. Thomas Gruber, übernahm<br />
der BR die Kosten der Studioproduktion.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellte dem BR Materialien für<br />
eine Stundensendung über das Gesamtprojekt<br />
zur Verfügung, die am 20. Februar<br />
2005 (BR2 Radio) ausgestrahlt wurde. Die<br />
Ludwig-Maximilians-Universität und der BR<br />
unterstützten die äußere Gestaltung. Die KZ-<br />
Gedenkstätte Dachau, das Berliner Jüdische<br />
Museum, das Jüdische Museum Franken<br />
und das Berliner Historische Museum berieten<br />
die <strong>Stiftung</strong> in technischen und gestalterischen<br />
Fragen.<br />
Die fünf Hörstationen wurden am 24. Februar<br />
2005 eröffnet. Erste Vorbereitungen sind<br />
getroffen, um die Tondokumente langfristig<br />
als CD-ROM für den Schulgebrauch anzubieten<br />
und akustische Guides zu entwickeln,<br />
die künftig den Wanderausstellungen der<br />
<strong>Stiftung</strong> mitgegeben werden.<br />
Das Grundschulprojekt<br />
Im zurückliegenden Jahr entstand eine<br />
Unterrichtsvorlage, auf deren Basis Lehrer-<br />
Innen in der vierten Klasse Grundschule ein<br />
mehrtägiges Unterrichtsprojekt zur Thematik<br />
“Widerstand im Dritten Reich am Beispiel<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>” durchführen können. Die<br />
Kinder sollen auf diese Weise einen ersten<br />
Zugang zur Thematik gewinnen.<br />
Die Vorlage beginnt mit einer Vorbereitungsphase,<br />
die die Eltern integriert. Anschließend<br />
wird im Unterricht das Kinderbuch „Der<br />
unheimlich starke Willibald“ von Willi Fährmann<br />
gelesen und der Text mit unterschiedlichen<br />
kreativen Methoden bearbeitet. Am<br />
Beispiel einer Gruppe von Mäusen lässt sich<br />
beobachten, wie eine Gesellschaft langsam<br />
in diktatorische Verhältnisse abgleitet und<br />
18
sich dennoch erfolgreicher Widerstand entwickelt.<br />
In der dritten Phase erarbeiten sich<br />
die Kinder auf der Basis einer kurzen, von<br />
der Zeitzeugin Karin Friedrich erzählten Geschichte<br />
zum „Dritten Reich“, einen Fragenkatalog<br />
für das anschließende gemeinsame<br />
Interview mit Frau Friedrich. Karin Friedrich<br />
wuchs bereits als kleines Mädchen mit nonkonformen<br />
und widerständigem Verhalten<br />
in ihrer Familie auf und engagierte sich als<br />
Jugendliche aktiv in der Widerstandsgruppe<br />
ihrer Mutter. Im Interview werden in kindgerechter<br />
Form kurze Geschichten aus dem<br />
Alltag der Diktatur und, am Beispiel der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong>, zu den Möglichkeiten des Widerstandes<br />
erzählt. Diese Geschichten werden<br />
wiederum mit unterschiedlichen Methoden<br />
„verarbeitet“.<br />
Das Manuskript (40 Seiten, inkl. Anhang)<br />
bietet den Lehrkräften einzelne Module zur<br />
Auswahl, aus denen eine zwei- bis dreistündige<br />
Einheit oder auch das vollständige Programm<br />
von 10 Unterrichtsstunden zusammengestellt<br />
werden können.<br />
Das Projekt wurde in vielfältiger Weise<br />
unterstützt. Als Zeitzeugin wirkte Karin<br />
Friedrich mit, für die Mitarbeit am Manuskript<br />
Prof. emer. Dr. Rolf Oerter (Universität<br />
München / Institut für Pädagogische Psychologie),<br />
Rita Rohrbach (Grundschullehrerin,<br />
Universität Gießen) und Dr. Heike Deckert-<br />
Peaceman (Universität Frankfurt a. M.),<br />
die derzeit an ergänzenden Artikeln für<br />
die geplante Veröffentlichung arbeiten. Im<br />
Sommer des Jahres wurde das Manuskript<br />
von verschiedenen Grundschulpädagogen<br />
und Entwicklungspsychologen an der Universität<br />
München, darunter Prof. Dr. Kahlert<br />
und Prof. Dr. Oerter, geprüft. Nach entsprechenden<br />
Vorbereitungen im Spätherbst und<br />
Winter <strong>2004</strong> testen zwei Grundschulen in<br />
München seit Februar / März 2005 die Unterrichtsvorlage<br />
in ihren vierten Jahrgangsstufen.<br />
Für den Sommer 2005 bereitet die<br />
<strong>Stiftung</strong> gemeinsam mit der Akademie für<br />
Lehrerfortbildung in Dillingen eine Fortbildung<br />
zu dieser Unterrichtsvorlage für Grundschullehrer<br />
vor.<br />
Mathias Rösch<br />
19
Fünf Jahre <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung in<br />
Russland<br />
Das klassische Deutschlandbild der Russen,<br />
bestimmt durch die Bewunderung von deutscher<br />
Tüchtigkeit und Verlässlichkeit und durch<br />
die Kenntnis deutscher Kultur, Wissenschaft<br />
und Technik, wurde durch die Verbrechen<br />
und Grausamkeiten der NS-Zeit ins Negative<br />
verkehrt. Deshalb war es eine gute Idee, die<br />
leicht überarbeitete <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
ins Russische zu übersetzen und in Städten<br />
der Russischen Föderation zu zeigen.<br />
Der Start in Orenburg am Ural, dem Geburtsort<br />
von Alexander Schmorell, geriet im<br />
Ok tober 1999 zu einem nicht erwarteten<br />
Medienereignis: Die deutsche Delegation mit<br />
Angehörigen der Familien Schmorell, Müller,<br />
Knoop-Graf und Guter erlebte herz liche<br />
Gastfreundschaft und vorbildliche Organisation<br />
durch Gebiets- und Stadtverwaltung<br />
sowie ein beispielhaftes Engagement des<br />
russischen Organisationspartners „Eurasia“<br />
Orenburg unter ihrem Präsidenten Igor Chramow.<br />
Ein Engagement, das über fünf Jahre<br />
andauern sollte.<br />
Das Bild, das die Ausstellung, der Katalog in<br />
russischer Sprache und das Begleitprogramm<br />
an Universitäten und Schulen mit Gesprächen<br />
zwischen jungen Menschen, Zeitzeugen und<br />
Veteranen und mit Vorführungen von Filmen<br />
von Michael Verhoeven und Sava Kulisch von<br />
den jungen deutschen Studenten der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> vermittelten, weckte Neugier und Sympathie<br />
bei den Besuchern und in den Medien.<br />
Mit Staunen und Respekt erfuhren sie meist<br />
zum ersten Mal, dass es neben den Deutschen,<br />
die begeistert, blind oder zumindest<br />
gefügig der NS-Ideologie gefolgt waren, auch<br />
einen moralisch-ethisch bestimmten Widerstand<br />
einer studentischen Gruppierung gab,<br />
die sich <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> nannte, und die für ihre<br />
Aktivitäten mit dem Leben bezahlte.<br />
Dass diese humanistisch gebildeten, christlich<br />
erzogenen Studenten schon früh erkannten,<br />
dass die NS-Führung ein verbrecherisches<br />
Regime war, das die Deutschen ins<br />
Verderben führte, lasen die Besucher der<br />
Ausstellung in den übersetzten Flugblättern<br />
mit Hochachtung und Sympathie für Wort<br />
20
und Tat der Widerstandsgruppe <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />
Dabei gelang es zu vermitteln, dass die<br />
Stu denten keine „Heiligen“ waren, sondern<br />
lebensfrohe, verantwortungsvolle junge<br />
Menschen.<br />
Vertrauen schuf in den Diskussionen der Umstand,<br />
dass das Versagen vieler Deutscher<br />
aus allen Gesellschaftsschichten gegenüber<br />
dem immer krimineller werdenden NS-Regime<br />
und ihre klägliche Rechtfertigung nach<br />
1945, sie hätten nichts gesehen, nichts<br />
gehört und nichts gewusst, offen angesprochen<br />
wurde. Gleichzeitig wurde das von der<br />
sowjetischen Führung verordnete Bild vom<br />
alleinigen antifaschistischen Widerstand der<br />
Kommunisten relativiert und der Glaube an<br />
Frieden, Freiheit und Recht in einem geeinten<br />
Europa gestärkt. Die Wirkung der Ausstellung<br />
in Russland beruhte neben der Darstellung<br />
der Einzelschicksale der Handelnden auch auf<br />
dem freimütigen Bekenntnis zur deutschen<br />
Schuld und Verantwortung am und im Zweiten<br />
Weltkrieg. In der faszinierenden Persönlichkeit<br />
von Alexander Schmorell erkannten<br />
die Russen einen der „ihren“ und waren stolz<br />
darauf.<br />
So konnte die Ausstellung viel länger als<br />
erwartet in den Städten Orenburg (zweimal),<br />
Saratow, Wolgograd (zweimal), Sarepta,<br />
Krasnogorsk, Smolensk, Brjansk, Moskau,<br />
Gagarin, St. Petersburg (9 Monate), Kazan,<br />
Orjel, Woronesch, Irkutsk und Ulan Ude<br />
gezeigt werden. Nach gründlicher materieller<br />
Überarbeitung wurde sie zum Schluss<br />
mit großzügiger fi nanzieller Unterstützung<br />
der Bosch-<strong>Stiftung</strong>, der <strong>Stiftung</strong> Erinnerung,<br />
Verantwortung, Zukunft, des Deutschen<br />
Bundeswehrverbandes und der Stadtsparkasse<br />
München in einem umgebauten Komplex<br />
der Pädagogischen Universität Orenburg zu<br />
einer dauerhaften DenkStätte umgewandelt.<br />
Ihre Eröffnung fand unter großer Anteilnahme<br />
der Öffentlichkeit am 16.9.<strong>2004</strong>, dem<br />
Geburtstag von Alexander Schmorell, statt.<br />
Gleichzeitig wurden die zwei von der <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V. zur Verfügung gestellten<br />
Alexander Schmorell-Stipendien von Winfrid<br />
Vogel überreicht.<br />
Winfrid Vogel<br />
21
Dank schuldet die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> der<br />
<strong>Stiftung</strong> „Eurasia“ Orenburg und ihrem Begründer,<br />
dem ehemaligen Oberbürgermeister<br />
Donkovzev. Vor allem aber dem langjährigen<br />
Mitglied ihres Beirats, Brigadegeneral<br />
a.D. Winfrid Vogel, ohne dessen großes<br />
Engagement das Projekt nicht in dieser Weise<br />
hätte realisiert werden können.<br />
6 Ausblick 2005/2006<br />
Das Gedenkjahr 2005 hat sich Ende <strong>2004</strong><br />
angekündigt. Bereits in den ersten Monaten<br />
fanden eine Reihe wichtiger Veranstaltung<br />
im Zeichen der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> statt.<br />
Die Rede der Preisträgerin des<br />
Geschwister Scholl Preises <strong>2004</strong>,<br />
Soazig Aaron, am 22.11.<strong>2004</strong>, nachzulesen<br />
und auszudrucken unter<br />
www.weisse-rose-stiftung.de.<br />
Die Gedächtnisvorlesung „Erinnerung,<br />
Verantwortung, Versöhnung“ von Prof.<br />
Dr. Andreas Heldrich am 31.1.2005,<br />
nachzulesen und auszudrucken unter<br />
www.weisse-rose-stiftung.de.<br />
Die Präsentation der Ausstellung „Die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> – Gesichter einer Freundschaft“<br />
der Kulturinitiative Spuren e.V. in<br />
der Thomas Mann-Halle der LMU. Dazu<br />
der Eröffnungsvortrag von Anneliese<br />
Knoop-Graf am 1.2.2005 in der Aula der<br />
LMU, nachzulesen und auszudrucken<br />
unter www.weisse-rose-stiftung.de.<br />
Die Charity-Premiere des Films „Sophie<br />
Scholl – Die letzten Tage“ mit 800 geladenen<br />
Gästen und 2500 Schülern am<br />
22.2.2005.<br />
Die Enthüllung der Sophie-Scholl-Büste<br />
des Künstlers Nikolai Tregor im Lichthof<br />
der Universität am 22.2.2005.<br />
Die öffentliche Präsentation der Hörstation<br />
vor ca. 400 jugendlichen und<br />
erwachsenen Gästen.<br />
Neben diesen eher spektakulären Ereignissen<br />
wird die tägliche Arbeit der <strong>Stiftung</strong><br />
fortgesetzt: Das Grundschulprojekt wird<br />
abgeschlossen, das Film-Projekt „Ulmer Abiturientengruppe<br />
und <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> 1942/43“<br />
22
wird als DVD-Konzept fortgesetzt. Daneben<br />
wird über ein Konzept „Vergessener Widerstand“<br />
am Beispiel von Ulm / Neu-Ulm und<br />
Freiburg sowie über eine Erweiterung der<br />
DenkStätte nachgedacht.<br />
Einer Anregung von Dr. Hans-Jochen Vogel<br />
folgend wird ein großes Polen-Projekt im<br />
Zentrum der Arbeit der <strong>Stiftung</strong> in den Jahren<br />
2005 und 2006 stehen. Projektpartner<br />
werden die Alfried Krupp von Bohlen und<br />
Halbach-<strong>Stiftung</strong> sein, die <strong>Stiftung</strong> Erinnerung,<br />
Verantwortung, Zukunft, die <strong>Stiftung</strong><br />
Kreisau, die Bayerische Landeszentrale für<br />
politische Bildungsarbeit, die Hamburger<br />
Landeszentrale für politische Bildung sowie<br />
der Landkreis München.<br />
Im Mittelpunkt des Projekts steht die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung in polnischer Sprache. Sie<br />
wird durch sechs polnische Städte (darunter<br />
Danzig, Krakau und Warschau) gehen.<br />
Begleitet wird sie von polnisch-deutschen<br />
Schülerbegegnungen sowie von Kontakten<br />
von Lehrern und jungen Journalisten aus<br />
Polen und Deutschland. Ziel des Projekts ist<br />
es, in Erinnerung an die trennende Vergangenheit<br />
konkrete Schritte in eine gemeinsame<br />
europäische Zukunft zu setzen.<br />
7 Berichte des Ehrenvorsitzenden und<br />
der Zeitzeugen<br />
Franz J. Müller<br />
14.1. München<br />
Eine 9. Klasse der Waldorfschule Cottbus,<br />
die an dem Ausstellungs- und Jugendprojekt<br />
der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> mitgearbeitet hatte,<br />
kam während ihrer Klassenreise am 14. Januar<br />
zu einem Zeitzeugengespräch mit FJM<br />
in die DenkStätte.<br />
16.1. München<br />
Im Hause Müller wurden im Rahmen der<br />
historischen Recherche zu dem Film “Sophie<br />
Scholl – Letzte Tage” am 16. Januar Filmaufnahmen<br />
mit FJM gemacht. Das Interesse<br />
galt neben den Umständen seiner Verhaftung<br />
und seiner Zeit im Gefängnis vor allem<br />
seiner Erfahrung mit dem Volksgerichtshof<br />
und Roland Freisler.<br />
23
19.1. Röthenbach<br />
Während der Feierlichkeiten zur Enthüllung<br />
der Sophie Scholl Büste in der Walhalla<br />
hatten zwei Schülerinnen FJM in ihre Schule<br />
nach Röthenbach eingeladen. Am 19. Januar<br />
sprach er dann in der Aula zu den 10.<br />
Klassen der Geschwister-Scholl-Hauptschule<br />
und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums<br />
(140 Schülerinnen) über seine Erfahrungen<br />
in der Nazi-Zeit und musste in der anschließenden<br />
Diskussion viele Fragen zum Alltag<br />
im NS und zu seinen Widerstandserfahrungen<br />
beantworten. In der Schülerzeitschrift<br />
„Rotstift” wurde später diese Begegnung<br />
ausführlich beschrieben und als Interview<br />
abgedruckt.<br />
28.1. München<br />
Aus der Waldorfschule Landsberg kamen am<br />
28. Januar 40 Neuntklässler in die DenkStätte.<br />
Nach einer allgemeinen Einführung von<br />
Ursula Kaufmann erzählte FJM aus seiner<br />
Jugend, von den Flugblattaktionen, seiner<br />
Zeit im Gefängnis und seinen Folgerungen<br />
für die Gegenwart. Anschließend führte er<br />
ein Zeitzeugengespräch mit Schülern der<br />
Hans-Leipelt-Schule Donauwörth.<br />
2.2. Kirchheim<br />
Am 2. Februar folgten im Gymnasium Kirchheim<br />
bei München 150 SchülerInnen aufmerksam<br />
und sehr diszipliniert dem Zeitzeugengespräch<br />
von FJM.<br />
10.2. München<br />
25 SchülerInnen der 10. Klasse der Realschule<br />
St. Georgen führten am 10. Februar<br />
nach einer allgemeinen Einführung durch<br />
Ursula Kaufmann ein lebhaftes Zeitzeugengespräch<br />
mit FJM.<br />
12.2. München<br />
Mit Ihren LehrerInnen kamen 30 SchülerInnen<br />
des Luisen-Gymnasiums München am<br />
12. Februar in die DenkStätte. Die 14jährigen<br />
waren sehr gut vorbereitet und stellten lebhaft<br />
viele Fragen.<br />
27.2. Erfurt<br />
In der Staatskanzlei wurden am 27. Februar<br />
ausgewählte Schulprojekte zum Ausstellungs-<br />
und Jugendprojekt in Thüringen<br />
„Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit”<br />
präsentiert. Andreas Kleine-Kraneburg<br />
24
(Konrad-Adenauer-<strong>Stiftung</strong>) berichtete über<br />
das Gesamtprojekt, Ministerpräsident Dieter<br />
Althaus sprach zu den jungen Leuten. FJM<br />
dankte allen Förderern und Mitwirkenden<br />
und diskutierte dann bei einem Rundgang<br />
durch die Ausstellung mit den SchülerInnen<br />
über ihre Projektideen.<br />
22./23.3. Ebensee<br />
Dr. Wolfgang Quatember und Mitarbeiter<br />
der KZ-Gedenkstätte Ebensee hatten anlässlich<br />
der Präsentation der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung<br />
vorbildliches Begleitmaterial erarbeitet.<br />
Am 22. und 23. März konnten sich damit<br />
Schülerlnnen der Hauptschulen Thalgau und<br />
Golling während einer Führung intensiv auf<br />
das Zeitzeugengespräch mit FJM vorbereiten.<br />
Sie stellten dann offen und neugierig<br />
Fragen zu vielen Bereichen der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
und wollten vor allem wissen, wie der Alltag<br />
in der Nazizeit war und wie FJM zum Widerstand<br />
kam; offene, intensive Gespräche.<br />
25.3. Alsfeld<br />
In der Feierstunde anlässlich der Namensgebung<br />
„Geschwister-Scholl-Schule” am 25.<br />
März hielt FJM die Festansprache. Vorher<br />
hatte er schon in drei Schülergruppen der 9.<br />
und 10. Klassen gesprochen, die im Rahmen<br />
von Projekttagen schon mit der Thematik befasst<br />
waren und entsprechend interessierte<br />
Fragen stellten.<br />
30.3. Berlin<br />
Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung wurde am 30.<br />
März im Bundestag in Berlin eröffnet. Nach<br />
der Begrüßung durch Bundestagspräsident<br />
Wolfgang Thierse sprach FJM ein Grußwort<br />
und Bundesministerin Renate Schmidt hielt<br />
den Einführungsvortrag. Es ergaben sich viele<br />
Gespräche und Ideen für neue Projekte.<br />
München<br />
Sabine Puhlfürst besuchte mit 35 Schüler-<br />
Innen der Deutsch-Französischen Schule<br />
die DenkStätte. Ursula Kaufmann machte<br />
eine allgemeine Führung. Auf Grund der<br />
intensiven Vorbereitung durch die Analyse<br />
der Flugblätter, der Urteile des Volksgerichtshofes<br />
und anderer Texte entstand nach dem<br />
Zeitzeugenbericht von FJM eine außerordentlich<br />
fundierte Diskussion.<br />
25
24.4. Wien<br />
Auf Einladung von Dr. Reinold Wolfram sprachen<br />
FJM und Arno Klönne am 24. April bei<br />
den Bündischen Tagen des Österreichischen<br />
Wandervogels zum Thema: „Zivilcourage<br />
und gewaltloser Widerstand der Mitglieder<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> – ein zeitloses Vorbild für<br />
die Jugend“. Aus der österreichischen Perspektive<br />
der Jugendlichen ergaben sich interessante<br />
Fragen bei intensiven Gesprächen.<br />
29./30.4. München<br />
Am mittlerweile schon traditionellen jährlichen<br />
Besuch von Hans Nebmaier mit Klassen<br />
des Kronberg-Gymnasiums Aschaffenburg<br />
in der DenkStätte beteiligte sich am 29.<br />
und 30. April auch Jörg Sterner mit Klassen<br />
der Partnerschaftsschule College Fenelon<br />
aus Lyon. Die mehr als 70 SchülerInnen hatten<br />
sich gut vorbereitet. Auf der Basis des<br />
umfangreichen Fragenkatalogs entstanden<br />
an beiden Tagen intensive Zeitzeugengespräche<br />
mit FJM.<br />
3.5. Gummersbach<br />
In der überfüllten Hauptgeschäftsstelle der<br />
Sparkasse Gummersbach sprach FJM am 3.<br />
Mai zur Eröffnung der <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />
Am nächsten Morgen interessierten<br />
sich mehrere Klassen des Grotenbach-Gymnasiums<br />
für den Zeitzeugen. Da er nicht alle<br />
Fragen vor Ort beantworten konnte, kamen<br />
einige SchülerInnen auf die Idee, ihre Fragen<br />
schriftlich zu stellen. Eine gute Möglichkeit.<br />
10.5. Aßling<br />
In der Volksschule Aßling wurde im Mai die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung gezeigt. Ethik-Lehrer<br />
Herr Lohmeier hatte in verschiedenen<br />
Klassen Kurzreferate zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> erarbeitet.<br />
In Anwesenheit des Bürgermeisters,<br />
des Pfarrers, vieler KollegInnen, Eltern und<br />
Großeltern, des Elternbeirates und der 150<br />
Schüler folgte am 10. Mai den Schülerreferaten<br />
eine lebhafte, offene Diskussion mit FJM<br />
vor allem über den Alltag im Nationalsozialismus.<br />
12.5. Leipzig I Kohren-Sahlis<br />
Die Friedrich Ebert <strong>Stiftung</strong> hatte FJM eingeladen.<br />
Er diskutierte am 12. Mai abends in<br />
der Evangelischen Studentengemeinde. Am<br />
13. Mai sprach er im Evangelischen Schul-<br />
26
zentrum zu 120 Schülern der Leistungskurse<br />
Geschichte und Religion und diskutierte<br />
dann in einer kleineren Gruppe über: „Widerstandsformen<br />
der Jugend im Dritten Reich<br />
und Konsequenzen für heute”.<br />
Am 14. Mai nahm er in Kohren-Sahlis an einer<br />
„Rüstzeit“ der Evangelischen Studentengemeinde<br />
teil zum Thema: „Wir schweigen<br />
nicht. – Sophie Scholl. Mitglied der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong> in Briefen, Gebeten und Skizzen“. Das<br />
Wochenende war von den StudentInnen<br />
intensiv vorbereitet und wurde von Studentenpfarrer<br />
Stephan Bickhardt einfühlsam<br />
geleitet.<br />
17.-27.5. München<br />
Nach allgemeinen Führungen durch Ursula<br />
Kaufmann hatte FJM in der DenkStätte Zeitzeugengespräche<br />
und Diskussionen<br />
am 17. Mai mit 24 Realschülern aus Tübingen<br />
und Wirtschaftsschülern aus Dänemark,<br />
am 24. Mai mit 31 Berufsschülerinnen aus<br />
München und 20 Schülerinnen des Neuhof-<br />
Gymnasiums;<br />
am 25. Mai mit 30 Berufsschülerinnen aus<br />
Augsburg und 24 Schülerinnen des Humboldt-Gymnasiums<br />
aus Gifhorn;<br />
am 27. Mai zweimal mit Berufsschülerinnen<br />
aus München und 25 Schülerlnnen des Realgymnasiums<br />
Zell am See.<br />
4.6. St. Georgen<br />
In der Realschule sprach FJM am 4. Juni mit<br />
den vier neunten Klassen vor allem über<br />
seine Erfahrungen im Alltag des Nationalsozialismus.<br />
Die Klassen folgten besonders<br />
aufmerksam seinen Ausführungen und<br />
stellten viele Fragen, was leider wegen der<br />
wartenden Schulbusse abgebrochen werden<br />
mussten.<br />
Freiburg<br />
In der Klasse der früheren Mitarbeiterin der<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> Katja Schuster stellte<br />
sich FJM nach einer kurzen Einführung<br />
den lebhaften Fragen der gut vorbereiteten<br />
SchülerInnen, von denen eine später ein<br />
Telefoninterview mit ihm führte, das in der<br />
Badischen Zeitung gedruckt wurde.<br />
27
16.6. Heidelberg<br />
Wie mittlerweile schon traditionell, referierte<br />
FJM am 16. Juni abends in der Friedrich-<br />
Ebert-Gedenkstätte vor zahlreichem<br />
Publikum über seine Erfahrungen im Dritten<br />
Reich und im Widerstand. Die anschließende<br />
Diskussion war eher ein Austausch mit den<br />
älteren Zuhörern über Erfahrungen in der<br />
Nazizeit und nach dem Krieg.<br />
Am nächsten Morgen war dann wieder volles<br />
Haus bei zwei Zeitzeugengesprächen mit<br />
mehreren Klassen verschiedener Schulen.<br />
21.6. Oldenburg<br />
In der Carl von Ossietzky Universität eröffnete<br />
FJM am 21. Juni die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung.<br />
Prof. Dr. Freiwald war besonders das<br />
Zeitzeugengespräch mit Studenten wichtig.<br />
Am nächsten Morgen fuhr FJM nach Rastede<br />
in die Schule. Das Gespräch dort mit<br />
den Schülerlnnen der Leistungskurse Politik<br />
und Geschichte war ein ganz besonderes:<br />
Es wurden gleich zu Beginn derart fundierte<br />
Fragen gestellt, dass sich ein allgemeiner<br />
Vortrag erübrigte.<br />
24.6. München<br />
Im Rahmen einer Vorlesungsreihe der Hochschule<br />
für Philosophie von Prof. Dr. Funiok:<br />
“Methoden und Themen kultureller Erwachsenenbildung”<br />
wurde am 24. Juni die<br />
Arbeit der DenkStätte vorgestellt. Nach einer<br />
Einführung von Dr. Mathias Rösch berichtete<br />
FJM über seine Arbeit als Zeitzeuge. Die Veranstaltung<br />
motivierte die Teilnehmer, wieder<br />
in die DenkStätte zu kommen und sich näher<br />
mit der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> zu beschäftigen.<br />
29.6. München<br />
Wie in den letzten Jahren kamen auf Initiative<br />
von Andrew Duggan 22 Studenten der<br />
Lincoln Highschool aus Portland am 29. Juni<br />
zu einem Zeitzeugengespräch mit FJM in<br />
die DenkStätte. Es erstaunt immer wieder,<br />
wie interessiert solche Studenten am Widerstand<br />
sind.<br />
1.7. Esslingen<br />
Im Rahmen des Projektes von Prof. Dr. Wolf<br />
Ritscher „Erziehung nach Auschwitz” an der<br />
Fachhochschule für Sozialwesen sprach FJM<br />
am 1. Juli bei einer Podiumsdiskussion und<br />
diskutierte mit den Studenten.<br />
28
8.7. München<br />
Der Sohn eines langjährigen Förderers holte<br />
FJM am 8. Juli zu einem Zeitzeugengespräch<br />
an seine Schule, das Maria-Theresia-Gymnasium.<br />
Die SchülerInnen waren bei der<br />
anschließenden Diskussion hauptsächlich<br />
am Alltag im NS und Möglichkeiten zum<br />
Widerstand interessiert.<br />
10.7. München<br />
Aus Kehl am Rhein kamen 25 SchülerInnen<br />
der 10. Klasse des Einstein-Gymnasiums zu<br />
einem Zeitzeugengespräch mit FJM am 10.<br />
Juli in die DenkStätte.<br />
13.7. München<br />
Teilnehmer des kirchengeschichtlichen Proseminars<br />
„Probleme der Kirchengeschichte:<br />
Christ und Staat“ an der Evangelisch-Theologischen<br />
Fakultät suchten zum inhaltlichen<br />
Abschluss am 13. Juli nach einer allgemeinen<br />
Führung ein Zeitzeugengespräch mit<br />
FJM in der DenkStätte. Dabei wurde besonders<br />
thematisiert: „Widerstand aus christlichem<br />
Gewissen bei der Weissen <strong>Rose</strong>?“<br />
14.7. München<br />
Ein Schüler der Privatschule Derksen hatte ein<br />
Zeitzeugengespräch am 14. Juli mit FJM durch<br />
einen Fragenkatalog sehr gut vorbereitet.<br />
20.7. Stuttgart<br />
Auf Einladung des Bildungswerkes der Konrad-Adenauer-<strong>Stiftung</strong><br />
sprach FJM im Rahmen<br />
zweitägiger Projekttage zum 60. Jahrestag<br />
am 20. Juli im Eberhard-Ludwigs-Gymnasium<br />
zu 70 SchülerInnen der 10. und 12. Klassen.<br />
(Vor Claus Graf Schenk von Stauffenberg<br />
hatte schon Kurt Huber dieses Gymnasiums<br />
besucht.) Es entstand eine lebhafte, lockere<br />
Diskussion.<br />
20.7. Sigmaringen<br />
Im Rahmen des 60. Gedenktages wurde in<br />
der Graf-Stauffenberg-Kaserne die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> Ausstellung gezeigt. Sie war sehr informativ<br />
durch Tafeln, Dokumente und Objekte<br />
zu anderen Widerstandsgruppen ergänzt.<br />
Nach einer Führung von geladenen Gästen<br />
durch die Ausstellung sprach FJM am 20. Juli<br />
über „erlebten und praktizierten Widerstand”,<br />
diskutierte mit den Gästen und nahm dann<br />
teil an dem militärischen Zeremoniell mit<br />
Ministerpräsident Teufel am Gedenkstein.<br />
29
16.8. München<br />
Prof. Christopher Wickham kam am 16.<br />
August wieder mit Studenten der University<br />
of Texas at San Antonio zu einem Zeitzeugengespräch<br />
in die DenkStätte. Die Gruppe<br />
hatte sich gut vorbereitet, so dass eine interessante<br />
Diskussion entstand.<br />
16.9. München<br />
Im Rahmen einer Studienwoche zum Thema<br />
Nationalsozialismus in München kam Dr. B.<br />
Witschi am 16. September mit der gut vorbereiteten<br />
obersten Klasse seines Gymnasiums<br />
in Bern zu einem Zeitzeugengespräch<br />
mit FJM in die DenkStätte.<br />
3.10. München<br />
Der Außenminister von Nicaragua besuchte<br />
am 3. Oktober die DenkStätte und ließ sich<br />
von FJM über deutschen Widerstand, besonders<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> informieren.<br />
15.10. München<br />
Nach der Premiere „Sophie Scholl – Widerstand<br />
des Gewissens... um des Lebens<br />
willen” am 15. Oktober berichtete FJM auf<br />
der Bühne über seine Erlebnisse im Widerstand.<br />
Das Publikum war überrascht, dass<br />
noch Menschen aus der Nazi-Zeit Zeugnis<br />
ablegen.<br />
16.10. München<br />
Zum zweiten Mal war die DenkStätte im<br />
Programm der „Langen Nacht der Museen”<br />
Die MitarbeiterInnen konnten des Ansturms<br />
teilweise kaum Herr werden; über 1450<br />
Besucher schätzen wir. FJM war fast ohne<br />
Pause ab 19.00 Uhr im Hörsaal zu Zeitzeugengesprächen<br />
bereit. Das letzte begann<br />
nach Mitternacht.<br />
19.10. München<br />
Jugendliche der Evangelischen Kirchengemeinde<br />
Köln suchten am 19. Oktober in der<br />
DenkStätte ein Zeitzeugengespräch mit FJM.<br />
22.10. München<br />
Aus Burg auf Fehmarn kamen 18 Schüler<br />
des 10. Jahrganges am 22. Oktober zu einer<br />
Führung in die DenkStätte und suchten anschließend<br />
ein Zeitzeugengespräch mit FJM.<br />
23.-26.10. München<br />
Anlässlich der Münchner Wissenschaftstage<br />
in der LMU war die DenkStätte am 23. und<br />
30
26. Oktober geöffnet und FJM zu Gesprächen<br />
mit den Besuchern bereit.<br />
27.10. Bamberg<br />
Das Mittwochsgespräch der Katholischen<br />
Studentengemeinde hatte am 27. Oktober<br />
das Thema: „Wir schweigen nicht!, Der Widerstand<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> gegen die Nationalsozialisten”.<br />
FJM referierte, beantwortete<br />
viele Fragen und diskutierte fast bis Mitternacht<br />
mit interessierten Studenten.<br />
Am nächsten Morgen sprach er im Gymnasium<br />
der Englischen Fräulein zweimal zu<br />
jeweils fast 100 gut vorbereiteten Schülerinnen,<br />
die lebhaft Fragen stellten und in<br />
kleiner Gruppe über die Schulzeit hinaus mit<br />
ihm diskutierten.<br />
10.11. München<br />
Wie schon im letzten Jahr kamen am 10.<br />
November neue und alte Bewohner des<br />
Geschwister-Scholl-Studentenheims zu<br />
Semesterbeginn in die DenkStätte. FJM war<br />
auch am Abend bereit, die DenkStätte offen<br />
zu halten und Gespräche zu führen. Einige<br />
Studenten blieben weit über die vereinbarte<br />
Zeit hinaus.<br />
13.11. München<br />
Der Arbeitskreis der Katholischen Landjugend<br />
Würzburg suchte am 13. November ein<br />
Zeitzeugengespräch mit FJM in der Denk-<br />
Stätte.<br />
21.11. München<br />
Paolo Ghezzi und Historiker aus Trento fi lmten<br />
in der DenkStätte Interviews mit FJM.<br />
München<br />
Zwei 9. Klassen aus der Hauptschule Triftern<br />
kamen in die DenkStätte und suchten nach<br />
einer Führung durch Ursula Kaufmann das<br />
Zeitzeugengespräch mit FJM, dem die neugierigen<br />
Fragen der Jugendlichen gefi elen.<br />
22.11. München<br />
Nach der Verleihung des Geschwister-Scholl-<br />
Preises am 22. November besuchte Soazig<br />
Aaron mit ihrer Verlegerin die DenkStätte.<br />
Nach einem einführenden Gespräch mit FJM<br />
nahmen sie sich überraschend viel Zeit, um<br />
mit Britta Müller-Baltschun durch die Ausstellung<br />
zu gehen.<br />
31
3.12. Sangerhausen / Sondershausen<br />
Marlon Rohland von „Menschenskinder”<br />
hatte die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> Ausstellung an das<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasium vermittelt.<br />
Im Foyer der Schule hing die Ausstellung<br />
zwei Wochen lang den Schülerlnnen „im<br />
Weg”. So konnte FJM am 3. Dezember, als<br />
er zweimal in der gut gefüllten Aula zu den<br />
Schülerinnen der oberen Klassen sprach,<br />
manches an Wissen voraussetzen. In den<br />
anschließenden Diskussionen wurden viele<br />
gegenwartsbezogene Fragen gestellt, natürlich<br />
auch zur NPD in Sachsen.<br />
Am Nachmittag wollten im Carl-Schroder-<br />
Saal in Sondershausen junge und ältere<br />
Gäste mit dem Zeitzeugen ins Gespräch<br />
kommen. Auch hier blieb eine kleine Gruppe<br />
zusammen und diskutierte über die Neuen<br />
Rechten.<br />
Britta Müller-Baltschun<br />
Anneliese Knoop-Graf<br />
27.1. Bad Nauheim und Friedberg<br />
Anlässlich des Gedenktages für die Opfer<br />
des Nationalsozialismus spricht A.K-G in der<br />
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.<br />
Außerdem hält sie einen Vortrag in der<br />
Burgkirche Friedberg vor etwa zweihundert<br />
SchülerInnen und Lehrern unterschiedlicher<br />
Schulformen.<br />
29.1 Bühl<br />
In einer Veranstaltung der „Liberalen Frauen”<br />
erinnert A.K-G an die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und<br />
insbesondere an Sophie Scholl.<br />
7.2. Feldberg/Schwarzwald<br />
Bei der Mitgliederversammlung von „Offi cium<br />
et Humanitas e.V.”, Rastatt, spricht A.K-G<br />
zum Thema <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und insbesondere<br />
über „Willi Graf – Deutschland zuliebe?<br />
Deutschland zuliebe!” Die etwa 25 Teilnehmer<br />
kamen aus unterschiedlichen Berufen. Es<br />
entspann sich eine sehr lebhafte Diskussion.<br />
11.2. Lebach<br />
Die etwa 250 Schüler des Geschwister-<br />
Scholl-Gymnasiums in Lebach hören A.K-G.<br />
bei ihrem Vortrag über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> mit<br />
gespannter Aufmerksamkeit zu.<br />
32
9.3. Bonn-Beuel<br />
Vortrag im Adelheid-Gymnasium für ca. 400<br />
SchülerInnen, Lehrer und Eltern. Die sehr intensiv<br />
erlebte Gedenkfeier endet mit langem<br />
Applaus. Die Schülervertretung stellt einen<br />
Antrag an die Stadt, Willi Graf mit der Benennung<br />
einer Straße zu ehren. Ein gleicher<br />
Antrag wurde von dem Landtagsabgeordneten<br />
der SPD, Herrn von Grünberg, gestellt.<br />
13.3. Burg Guttenberg / Heilbronn<br />
In einem Benefi zkonzert in der Burgkappelle<br />
der Burg Guttenberg wird eine Komposition<br />
der russischen Komponistin Tamara Ibraginowa,<br />
„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>”, aufgeführt. A.K-G.<br />
führt in die Gedankenwelt der Widerstandsbewegung<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> ein.<br />
26.3. Saarbrücken<br />
Bei einer Veranstaltung der Casino-Gesellschaft<br />
Saarbrücken wird der Entwurf einer<br />
Willi Graf-Büste erstmalig vom Künstler<br />
vorgestellt. A.K-G. spricht bei dieser Gelegenheit<br />
über Willi Graf und seine Bedeutung<br />
für Saarbrücken.<br />
29./30.3. Glinde<br />
Im Beratungszentrum Südstorman (Reinbek)<br />
spricht A.K-G. zum Thema „Jeder Einzelne<br />
trägt die ganze Verantwortung”. Die Veranstaltung<br />
war gut – meist von älteren Personen<br />
– besucht.<br />
Weitere Vorträge erfolgten in der Integrierten<br />
Gesamtschule und im Gymnasium<br />
Glinde.<br />
Alle Veranstaltungen waren ausgegangen<br />
vom dem Projekt: „Blut tut gut”.<br />
29.4. Freiburg<br />
Die von der Kulturinitiative Spuren e.V. in<br />
Freiburg initiierte und gestaltete Ausstellung<br />
„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> – Geschichte einer Freundschaft”<br />
wird von A.K-G. als Schirmherrin in<br />
der Aula der Universität Freiburg mit einem<br />
Festvortrag eröffnet, der mit großem Beifall<br />
von den ca. 400 Anwesenden bedacht wird.<br />
4.5. Baden-Baden<br />
In der TV-Sendung des SWR „Planet Wissen”<br />
ging es um eine Rückblende auf jene<br />
Menschen, die den „Aufstand des Gewissens”<br />
wagten. A.K-G. tritt als Zeitzeugin in<br />
den Passagen über die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> auf.<br />
33
4./5.6. Freudenstadt<br />
A.K-G. leitet eine mehrstündige Diskussionsrunde<br />
zum Thema „Willi Graf und die <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong>. Fakten und Konzeption”; eine Veranstaltung<br />
innerhalb des Hauptseminars der<br />
Universität Karlsruhe (Prof. Dr. Peter Steinbach):<br />
„Widerstandsrezeption in der Schweiz<br />
und in Deutschland.”<br />
Die StudentInnen hatten ein gutes Vorwissen.<br />
Dementsprechend waren Fragestellung<br />
und Beteiligung von hohem Niveau.<br />
8.6. Neustadt/Weinstr.<br />
A.K-G. spricht in der Hambach-Gesellschaft für<br />
historische Forschung und politische Bildung<br />
e.V. Das Vortragsmanuskript wird im Jahrbuch<br />
der Hambach-Gesellschaft veröffentlicht.<br />
16.6. Freiburg<br />
In der Kath. Hochschulgemeinde Freiburg-Littenweiler<br />
spricht A.K-G. über das<br />
Thema „Verbergt nicht eure Feigheit unter<br />
dem Mantel der Klugheit. Kirche und<br />
Nationalsozia lismus”. Die Veranstaltung<br />
stand unter dem Motto: „Gesicht gezeigt”.<br />
18.6. Saarbrücken<br />
A.K-G. enthüllt in einer Gedenkfeier im<br />
Saarbrücker Rathaus eine Bronzebüste ihres<br />
Bruders, dem im Jahr zuvor posthum die<br />
Ehrenbürgerschaft der Stadt Saarbrücken<br />
verliehen worden war.<br />
Die Finanzierung der Büste des Saarbrücker<br />
Bildhauers Hans Schröder, die künftig im<br />
Treppenaufgang des Saarbrücker Rathauses<br />
steht, erfolgte durch Spenden von saarländischen<br />
Bürgern sowie durch Willi Grafs<br />
Freundes- und Verwandtenkreis.<br />
21.6. Homberg-Efze<br />
A.K-G. spricht und diskutiert mit SchülerInnen<br />
der Klasse 10 der Theodor-Heuss-Schule,<br />
die sich an dem Geschichtswettbewerb<br />
des Hessischen Wissenschaftsministeriums<br />
„Was bedeutet uns der Widerstand im Nationalsozialismus<br />
heute?” beteiligt haben. Die<br />
Klasse hat innerhalb dieses Wettbewerbs<br />
den 1. Preis gewonnen und darf für eine<br />
Woche nach Berlin reisen.<br />
1.7. Münster<br />
Im Geschwister-Scholl-Gymnasium trifft<br />
A.K-G. mit SchülerInnen der Oberstufe zu-<br />
34
sammen und stellt den künftigen Sextanern<br />
in einer Begrüßungsansprache die Namensträger<br />
der Schule vor.<br />
2.-4.7. Kochel<br />
In der Georg-von-Vollmar-Akademie wird im<br />
Rahmen eines Seminars mit dem Thema<br />
„Widerstand im Nationalsozialismus” der<br />
Film „Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>” gezeigt und von<br />
A.K-G. und Michael Verhoeven kommentiert.<br />
Außerdem hält A.K-G. einen Vortrag zum<br />
Thema „Willi Graf und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>”, woran<br />
die Teilnehmer des Seminars (zwischen<br />
25 und 80 Jahren) lebhaft interessiert sind.<br />
13./14.7. Grenzach/Wyhlen<br />
Aufgrund einer Einladung des Heimatverbandes<br />
Grenzach/Wyhlen hält im Zusammenhang<br />
mit einer Ausstellung „Nie wieder<br />
Krieg” A.K-G. einen Vortrag über Willi Graf<br />
und die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />
Außerdem stellt sich A.K-G. den Klassen 10<br />
bis 12 des Lise-Meitner-Gymnasiums zur<br />
Diskussion.<br />
19./20.7. Soest<br />
Im Burghof des Rathauses fi ndet ein Empfang<br />
mit dem Bürgermeister der Stadt statt.<br />
Anschließend hält A.K-G. in einer öffentlichen<br />
Veranstaltung einen Vortrag über die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>.<br />
Am Tag darauf spricht A.K-G. zu SchülerInnen<br />
verschiedener Soester Schulen.<br />
14./15.9. Andernach<br />
In einem intensiven Gespräch mit Geschichtslehrern<br />
des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums<br />
erläutert A.K-G. Zeitumstände und<br />
Menschenbild der Mitglieder der <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong>.<br />
Am darauf folgenden Tag kommt A.K-G. mit<br />
etwa 120 SchülerInnen des Gymnasiums<br />
sowie der Geschwister-Scholl-Realschule<br />
zusammen.<br />
26.9. Burg Guttenberg / Bad Wimpfen<br />
In der Burgbibliothek der Baronin von Guttenberg<br />
hält A.K-G. einen Vortrag über die<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>. Abends fi ndet im Theaterkeller<br />
des Hohenstauffen-Gymnasiums in Bad<br />
Wimpfen in Kooperation mit dem Förderverein<br />
der Schule und der Volkshochschule<br />
eine gut besuchte Veranstaltung statt, in<br />
35
der A.K-G. zu Schülern, Lehrern und Eltern<br />
spricht. Der Vorsitzende des Fördervereins<br />
der Schule hat am Tag darauf auf dem Schulhof<br />
einen großen Ginkgo-Baum eingepfl anzt,<br />
als Zeichen eines „widerständigen Baumes”.<br />
25.-27.10. Berlin<br />
Innerhalb einer Tagung des Zeitpfeil-Projekts<br />
(Politischer Arbeitskreis Schulen e.V.) zum<br />
Thema „Widerstand und Demokratie” in<br />
der Gedenkstätte Deutscher Widerstand<br />
nimmt A.K-G. an vielen Veranstaltungen in<br />
der Gedenkstätte Deutscher Widerstand teil:<br />
z.B. Zeitzeugengespräche, „Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
und die Edelweißpiraten”, Gruppenarbeit<br />
zum Thema „Zeitzeugen”, „Zur Rezeption<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> nach dem 2. Weltkrieg”<br />
(Gespräch zwischen dem Leiter der Gedenkstätte<br />
Dr. Joh. Tuchel und A.K-G.).<br />
23.11. München<br />
A.K-G. besucht das Willi-Graf-Gymnasium zu<br />
einer zweistündigen Veranstaltung mit den<br />
KlassensprecherInnen aller Jahrgangstufen.<br />
Dabei fällt auf, dass die jüngeren Jahrgänge<br />
sich weit lebendiger beteiligen als die SchülerInnen<br />
der Mittel- und Oberstufe.<br />
30.11. Senden<br />
In der Geschwister-Scholl-Realschule bestreitet<br />
A.K-G. verschiedene Veranstaltungen mit<br />
SchülerInnen, Eltern und Lehrern.<br />
1.12. Münster<br />
A.K-G. besucht das Geschwister-Scholl-Gymnasium<br />
und gestaltet zwei Schulstunden mit<br />
allen Klassen 6, die sich sehr interessiert<br />
und gut informiert zeigen. Am Abend fi ndet<br />
die Verleihung des Willi-Graf-Preises an drei<br />
Schüler in einer sehr gut gestalteten Feierstunde<br />
statt. Am Tag darauf wird der Film<br />
„Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>“ von Michael Verhoeven<br />
für die Klassen 8 vorgeführt. Ein Gespräch<br />
mit A.K-G. schließt sich an.<br />
8.12. Nohfelden<br />
In Zusammenarbeit mit der Waldorfschule<br />
ist eine Abendveranstaltung in der Dorfgemeinschaft<br />
Anlass für einen Diskussionsabend<br />
mit der Klasse 8, ihrem sehr engagierten<br />
Lehrer und A.K-G.<br />
Anneliese Knoop-Graf<br />
36
Karin Friedrich<br />
6. März <strong>2004</strong>, St. Bonifaz, München<br />
„Widerstehen lernen”, Workshop für Jugendliche<br />
zur „<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>”, 10-16 Uhr, 80<br />
TeilnehmerInnen am Zeitzeugengespräch.<br />
30. März <strong>2004</strong>, Deutscher Bundestag, Paul<br />
Löbe-Haus<br />
Teilnahme an der Eröffnung der „<strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong>-Ausstellung“.<br />
23.-25. April <strong>2004</strong>, Museum Europäischer<br />
Kulturen, Berlin<br />
Teilnahme an der Jahrestagung des Adolf<br />
Reichwein-Vereins unter dem Motto: ,,60<br />
Jahre nach dem 20. Juli 1944 – Adolf Reichwein<br />
als Museumspädagoge und Widerstandskämpfer”.<br />
Unter anderem Erörterung der Frage, ob in<br />
Zukunft Zusammenarbeit von Verein und<br />
<strong>Stiftung</strong> zur Grundschularbeit möglich ist?<br />
Zeitzeugengespräch mit Jugendlichen.<br />
14. Juni <strong>2004</strong>, Kath. <strong>Stiftung</strong>sfachhochschule,<br />
München<br />
Zeitzeugengespräch<br />
12. Oktober 2904, „Jüdisches Museum”<br />
Berlin, „Blindenwerkstatt Otto Weidt”<br />
Am 12. Oktober <strong>2004</strong> wurde Karin Friedrich<br />
im Museum der Blindenwerkstatt Otto<br />
Weidt von der Israelischen Holocaust-Gedenkstätte<br />
YAD VASHEM in Jerusalem mit<br />
dem Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“<br />
ausgezeichnet.<br />
YAD VASHEM, die Behörde zur Verewigung<br />
des Andenkens an die Märtyrer und Helden<br />
in Jerusalem ist Erinnerungsstätte und zugleich<br />
Forschungszentrum, das sich mit dem<br />
Schicksal der europäischen Juden während<br />
der Zeit des Naziregimes beschäftigt. Sie<br />
hat unter anderem auch die Aufgabe, derer<br />
in Dankbarkeit zu gedenken, die mit persönlichem<br />
Einsatz und unter Gefährdung des<br />
eigenen Lebens, oft auch dem ihrer Familien<br />
versuchten, Juden zu retten.<br />
YAD VASHEM tut dies mit dem Ehrentitel<br />
„Gerechte/r unter den Völkern”. Er umfasst<br />
Medaille und Urkunde, sowie die Verewigung<br />
des Namens auf der MEMORIAL-<br />
WALL im „Garten der Gerechten” in YAD<br />
37
VASHEM. Dies ist die höchste Auszeichnung,<br />
die Israel an Nicht-Juden vergibt.<br />
Bis heute haben nahezu 19.000 Frauen und<br />
Männer aus allen Teilen Europas diesen<br />
Ehrentitel erhalten. Unter den Geehrten sind<br />
400 Deutsche.<br />
Karin Friedrich<br />
8 Die DenkStätten<br />
DenkStätte München <strong>2004</strong><br />
Die DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> am Lichthof<br />
der Universität München hat ein gutes Jahr<br />
hinter sich. Die Besucherzahlen sind erneut<br />
um 11 Prozent angestiegen, das heißt von<br />
einem kontinuierlichen Sockel von rund<br />
14.000 in den Jahren 1999 bis 2002 auf<br />
mittlerweile 19.300. Erfreulicherweise sind<br />
nach wie vor weit über die Hälfte aller Besucher<br />
in der DenkStätte unter 30 Jahre, davon<br />
die meisten SchülerInnen. Für viele Schulen<br />
aber auch für die Studenten des Münchner<br />
Geschwister-Scholl-Heimes oder die Sprachstudenten<br />
des Goethe Instituts zählt die<br />
Ausstellung in der Universität mittlerweile<br />
zum festen Jahresprogramm. Das Interesse<br />
an der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> und an den Themen der<br />
NS-Diktatur ist ungebrochen.<br />
Diese Erfahrung bestätigte sich auch in<br />
der allgemeinen Arbeit der DenkStätte in<br />
diesem Jahr: Zwei größere Projekte, acht<br />
Workshops mit über 200 Teilnehmern, über<br />
60 Zeitzeugengespräche, 54 Führungen<br />
und rund 30 Beratungsgespräche für Forschungs-<br />
und Schülerarbeiten zur <strong>Weiße</strong>n<br />
<strong>Rose</strong>. Lag der Schwerpunkt im Vorjahr auf<br />
der Reorganisation, ging es <strong>2004</strong> darum,<br />
auf verschiedenen Ebenen die Angebote<br />
für die Besucher auszubauen. Dazu gehörten<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong>-Tage für französische<br />
Austauschschüler und die Entwicklung von<br />
Hörstationen, die der wachsenden Nachfrage<br />
nach den Erinnerungen der Zeitzeugen<br />
entgegenkommen und die Ausstellung mit<br />
zusätzlichen Informationen ergänzen sollen.<br />
Zwei neue Vitrinen – Leihgaben für die wir<br />
dem Haus der Bayerischen Geschichte danken<br />
– lassen mit Tagebüchern, Briefen von<br />
Sophie Scholl oder auch einem Schulzeugnis<br />
38
von Alexander Schmorell die Geschichte<br />
plastischer werden. Der Bibliothekskatalog<br />
ist fertiggestellt und über die Homepage der<br />
<strong>Stiftung</strong> abrufbar.<br />
Drei Veranstaltungen sollen hier besonders<br />
erwähnt werden. Im Februar trafen<br />
sich rund 100 Jugendliche aus München<br />
in einer gemeinsamen Veranstaltung von<br />
<strong>Stiftung</strong>, Bund der Katholischen Jugend<br />
und Evangelischer Jugend München: „Widerstehen<br />
lernen“. Karin Friedrich berichtete<br />
als Zeitzeugin, Workshops vermittelten die<br />
Geschichte der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> und suchten<br />
u.a. mit Rollenspielen für den Umgang mit<br />
Außenseitern oder mit der eigenen Gewaltbereitschaft<br />
zu sensibilisieren. Im Oktober<br />
beteiligte sich die DenkStätte wieder an<br />
der Münchner „Langen Nacht der Museen“.<br />
War die Veranstaltung bereits im Vorjahr ein<br />
Erfolg, so war das Ergebnis in diesem Jahr<br />
buchstäblich überwältigend. Die Besucherzahl<br />
verdreifachte sich auf rund 1450. Mit<br />
12 Führungen und sechs Zeitzeugengesprächen,<br />
die Franz J. Müller führte, war der<br />
Bedarf bei weitem nicht gedeckt, viele Besucher<br />
blieben bis 2 Uhr nachts. Im November<br />
entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit<br />
mit dem Gospel Art Studio, das in<br />
einem Schwabinger Theater ein Stück über<br />
die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> inszenierte. Viele Schulen<br />
besuchten im Anschluss an das Stück die<br />
DenkStätte.<br />
Die DenkStätte wird zunehmend stärker<br />
international wahrgenommen. Ein Trend der<br />
auch <strong>2004</strong> anhielt. Rund 20 Prozent der 245<br />
organisierten Gruppenbesuche stammten<br />
aus Ländern außerhalb der EU. Dazu trugen<br />
sicher auch die Fernsehberichte des chinesische<br />
Staatsfernsehens und eines russischen<br />
Teams bei, das einen Dokumentarfi lm zum<br />
Zweiten Weltkrieg produzierte.<br />
Das Team der DenkStätte hat sich für die<br />
weitere Arbeit eine Reihe von Zielen gesetzt.<br />
Es gilt, die Angebote für Hauptschüler-<br />
Innen auszubauen, deren Anteil an den Besucherzahlen<br />
stetig wächst. Die Beteiligung<br />
der Münchner Hauptschule in der Zielstattstraße<br />
an der Entwicklung der Hörstationen<br />
war hier ein erster Schritt. Im kommenden<br />
Jahr sollen die Flugblätter der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
39
auf eigenen Ausstellungstafeln präsentiert<br />
und wechselnde Sonderausstellungen als ergänzendes<br />
Element eingeführt werden. Hier<br />
soll zunächst Alexander Schmorell deutlicher<br />
ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden.<br />
Wichtigstes Ziel unserer Arbeit bleibt<br />
jedoch, dem Austausch zwischen Jugendlichen<br />
und den Zeitzeugen der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
Raum zu geben und die Diskussion über<br />
die aktuellen Bezüge der Ereignisse von<br />
1942/1943 zu fördern.<br />
Abschließend gilt es einen Dank auszusprechen:<br />
Die DenkStätte verdankt vieles dem<br />
Team der mittlerweile sieben Ehrenamtlichen,<br />
die die Arbeit am Desk leisten und<br />
deren Kompetenz und Freundlichkeit den<br />
guten Ruf der DenkStätte wesentlich mitbegründen.<br />
Mathias Rösch<br />
DenkStätte Ulm <strong>2004</strong><br />
Führungen im Jahr <strong>2004</strong>:<br />
39 gemeldete Führungen mit 1211 Personen<br />
ca. 25 Gruppenbesuche ohne Führungen<br />
mit etwa 450 Personen<br />
ca. 2700 EinzelbesucherInnen<br />
zahlreiche Einzelgespräche<br />
Besucherzahl insgesamt: ca. 4350 Personen<br />
Im Jahr <strong>2004</strong> wurden insgesamt 39 Führungen<br />
mit 1211 Personen in der Ulmer Denk-<br />
Stätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> durchgeführt. Davon<br />
wurden zwölf von Frau Dr. Dagmar Engels,<br />
der Leiterin der Ulmer Volkshochschule, 20<br />
wurden von Frau Karin Bey (pädagogische<br />
Mitarbeiterin der Ulmer DenkStätte <strong>Weiße</strong><br />
<strong>Rose</strong> bis Juli <strong>2004</strong>) und sieben von Herrn<br />
Klaus Schlaier (pädagogischer Mitarbeiter<br />
der Ulmer DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> seit Oktober<br />
<strong>2004</strong>) durchgeführt.<br />
Viele Gruppen kamen aus Ulm, Neu-Ulm<br />
und der näheren Umgebung. Darüber hinaus<br />
besuchten uns Gruppen aus Stuttgart,<br />
Radolfszell, Göppingen, Konstanz, Tübingen,<br />
Minsk, Lindau und Kaufbeuren. Die meisten<br />
Gruppen bestanden aus Schülerinnen und<br />
Schülern aus Haupt-, Real-, Berufsschulen<br />
40
und Gymnasien. Auch gab es eine Führung<br />
mit Zeitzeugengespräch im Rahmen eines<br />
Workcamps des Dokumentationszentrums<br />
Oberer Kuhberg.<br />
Erwachsenen-Gruppen waren ein Jura-<br />
Lehrstuhl aus Konstanz, zwei Führungen im<br />
Rahmen des Katholikentages, eine Führung<br />
im Rahmen des Landesposaunentages, eine<br />
Führung im Rahmen der Tagung der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
der Jugendkunstschulen<br />
(Baden-Württemberg), eine Führung<br />
für eine Studentengruppe der Universität<br />
Ulm und zwei Führungen für Menschen, die<br />
ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Wohlfahrtswerk<br />
Baden-Württemberg in Stuttgart<br />
leisten.<br />
Die Anzahl an Einzelpersonen, die sich im<br />
Foyer der Ulmer Volkshochschule die Dauerausstellung<br />
angesehen haben, belief sich<br />
auf ca. 10 Personen am Tag, so dass bei<br />
einem Publikumsverkehr von 270 Tagen im<br />
Jahr von ca. 2700 weiteren interessierten<br />
EinzelbesucherInnen ausgegangen werden<br />
kann, die sich alleine, zu zweit oder in<br />
kleinen Gruppen die Ausstellung angesehen<br />
haben.<br />
Mit zahlreichen EinzelbesucherInnen entstanden<br />
Gespräche über Ulm während<br />
der Zeit des Nationalsozialismus und der<br />
Nachkriegszeit sowie über die Opposition<br />
Jugendlicher in Ulm.<br />
Führung mit Seminar<br />
In <strong>2004</strong> gab es unter der Leitung von Frau<br />
Karin Bey ein Seminar, das ergänzend zu<br />
Führungen durch die Ulmer DenkStätte<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> angeboten wurde: „Demokratie<br />
lernen – Zivilcourage wagen“ – ein Seminar<br />
für Eltern, Elternbeiräte und andere Erwachsene,<br />
die mit Jugendlichen zu tun haben.<br />
In diesem Seminar wurde erarbeitet, dass<br />
Demokratie als Grundlage einer offenen<br />
Gesellschaft sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
politischer und religiöser<br />
Orientierungen auszeichnet. Hierbei wurde<br />
vor allem dafür sensibilisiert, dass demokratische<br />
Gesellschaften mehr Spannungen<br />
auszuhalten haben als autoritär strukturierte<br />
Gesellschaften, denn sie erlauben mehr<br />
41
Spielräume und sind gegenüber Populismen<br />
anfällig, die einfache Lösungen propagieren.<br />
In Demokratien sind unterschiedliche Standpunkte<br />
zu verarbeiten und auszutragen.<br />
Grenzen der eigenen Toleranz- und Demokratiefähigkeit<br />
werden oft schneller erreicht,<br />
als ursprünglich erwartet.<br />
Ziel des Seminars war es, praktische Ansatzpunkte<br />
für ein einvernehmliches Miteinander<br />
in einer multikulturellen Gesellschaft zu erarbeiten,<br />
um zu einer kritischen Auseinandersetzung<br />
mit undemokratischen Äußerungen<br />
und Handlungen sowie für das aktive Eintreten<br />
für die Rechte aller Bürgerinnen und<br />
Bürger Mut zu machen.<br />
„Demokratie lernen“ meinte in diesem<br />
Seminar die Erfahrung von Auseinandersetzung,<br />
von Interessengegensätzen und<br />
-ausgleich, meinte Mehrheitssuche und<br />
Minderheitenschutz, meinte die Erfahrung<br />
derjenigen Prozesse, die zum Wesen von<br />
Demokratie in Klein- und Großgruppen gehören.<br />
Das Seminar machte sensibel für die<br />
je persönliche Toleranz und deren Grenze,<br />
ebenso für die Schwierigkeiten, einer demokratischen<br />
Struktur gerecht zu werden. Auch<br />
Fakten und Gefühle, die couragiertes Eingreifen<br />
verunmöglichen oder ermöglichen,<br />
waren Thema.<br />
Aufeinander aufbauende interaktive Übungen<br />
und Inputs zu Demokratie, Zivilcourage<br />
und Toleranz ermöglichten erfahrungsorientiertes<br />
Lernen. Dazu wurden kommunikative<br />
Kompetenzen gefördert. Lernen wurde<br />
möglich durch Bereitstellung von Erfahrungsräumen:<br />
In Übungen gemeinsam gesammelte<br />
und refl ektierte Erfahrungen wurden<br />
mit eigenen tradierten Wertvorstellungen<br />
und Mustern konfrontiert und hinterfragt.<br />
Im Seminar wurden nicht Gewissheiten<br />
vermittelt, sondern Orientierungsmöglichkeiten<br />
diskutiert und individuelle Erfahrungen<br />
refl ektiert. Im Besonderen wurde auf die<br />
Möglichkeiten eingegangen, die Eltern oder<br />
andere Erwachsene haben, die mit Jugendlichen<br />
arbeiten, auf die Kinder und Jugendlichen<br />
einzuwirken; sie zur Refl exion über ihr<br />
(Nicht-)Verhalten anzuregen.<br />
42
SchülerInnenunterstützung<br />
In 17 Fällen wurden SchülerInnen unterschiedlicher<br />
Schularten bei der Erstellung von Haus-<br />
und Facharbeiten oder Referaten unterstützt.<br />
Hierbei setzten sich die Jugendlichen mit<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> und dem Widerstand von<br />
Jugendlichen und Jugendopposition im Dritten<br />
Reich in Ulm auseinander. Neben den jeweiligen<br />
politischen und historischen Hintergründen<br />
spielte in diesem Zusammenhang die<br />
Motivation und die geistig-moralische Haltung<br />
der in der Ausstellung portraitierten Jugendlichen<br />
eine besondere Rolle.<br />
Veranstaltungen<br />
Die Ulmer DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> war Mitveranstalter<br />
im Rahmen des Gedenktages<br />
für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.<br />
Januar. Neben der Abendveranstaltung zum<br />
Thema „Zur Geschichte jüdischer ‚Displaced<br />
Persons’ in Ulm/Neu-Ulm“ gab es auch zwei<br />
Folgeveranstaltungen: „Zur Geschichte der<br />
jüdischen ,Displaced Persons’ in Ulm“ und<br />
„Leben im Transit: ,Displaced Persons’ in<br />
Neu-Ulm“.<br />
Im Mittelpunkt der Abendveranstaltung am<br />
27.1.<strong>2004</strong> stand Lea Fleischmann, Tochter<br />
jüdischer „Displaced Persons“, geboren 1947<br />
in Ulm.<br />
Klaus Schlaier<br />
9 Die Ausstellung<br />
Die Wanderausstellung zur Geschichte der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> wurde in folgenden Städten<br />
gezeigt:<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Aßling (Bayern), Berlin (Deutscher Bundestag),<br />
Gummersbach (Nordrhein-Westfalen),<br />
Homburg (Saarland), Lebach (Saarland), Bad<br />
Nauheim (Hessen), Oldenburg (Niedersachsen),<br />
Rahden (Nordrhein-Westfalen), Sangerhausen<br />
(Sachsen-Anhalt), Sigmaringen<br />
(Baden-Württemberg)<br />
Italien<br />
Ovada, Trento<br />
Österreich<br />
Ebensee, Graz, Heidenreichstein, Linz, Wien<br />
43
10 Angebote und Hinweise<br />
Die im Folgenden aufgeführten Angebote<br />
und Materialien können per Fax oder per<br />
e-mail gebucht oder bestellt werden. Über<br />
die dabei entstehenden Kosten informiert<br />
das Internet unter<br />
www.weisse-rose-stiftung.de.<br />
1. Zeitzeugen sprechen mit Schülern über<br />
den Widerstand der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> und ihre<br />
persönlichen Erinnerungen daran, Dauer ca.<br />
60 - 90 Minuten<br />
2. Führungen durch die Ausstellung in der<br />
DenkStätte <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> und in der Universität,<br />
Dauer ca. 30 - 60 Minuten<br />
3. Sonderausstellungen zu einzelnen Mitgliedern<br />
der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> in der DenkStätte;<br />
ab Herbst 2005, beginnend mit Alexander<br />
Schmorell<br />
4. Hörstationen in der DenkStätte mit Zeitzeugenberichten<br />
und Originaltonaufnahmen<br />
zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> und zum Nationalsozialismus<br />
5. Präsenzbibliothek zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>, zum<br />
Widerstand gegen den NS, zu Terror, Verfolgung,<br />
Holocaust und anderen Aspekten der<br />
NS-Zeit<br />
6. Verleih der gekürzten Schülerversion der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>-Ausstellung:<br />
(deutsch, englisch, französisch, italienisch,<br />
ab 2006 auch auf polnisch). Zusätzliche Informationen<br />
unter www.weisse-rose-stiftung.<br />
de<br />
7. Arbeitsmappen mit Originaldokumenten<br />
zur Vertiefung verschiedener Aspekte des<br />
Widerstands der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> und des Nationalsozialismus<br />
(Fertigstellung 2005)<br />
8. Unterrichtsmodul für die 4. Klasse Grundschule<br />
zur Vermittlung der Thematik Widerstand<br />
gegen den Nationalsozialismus am<br />
Beispiel der <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong> (ab Sommer 2005<br />
ausleihbar)<br />
9. Fachliche Beratung für schriftliche Arbeiten<br />
zur <strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong><br />
10. Ausstellungskatalog <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong><br />
(deutsch, englisch, französisch, italienisch,<br />
russisch)<br />
44
11. Faksimile-Druck der sechs Flugblätter der<br />
<strong>Weiße</strong>n <strong>Rose</strong>, Text auch in englischer Sprache<br />
12. „Kinderland ist abgebrannt“, Dokumentarfi<br />
lm von Sybille Tiedemann, Ute Badura,<br />
1997, 90 Min. Inhalt: Mitläufertum, Resistenz<br />
und Widerstand im Alltag verschiedener<br />
Ulmer Familien 1933-1945<br />
13. „NEIN! Zeugen des Widerstandes in<br />
München 1933-1945“ Film von Katrin Seybold,<br />
1998, 54 Min. Inhalt: Einzelbiografi en<br />
von Münchner Bürgern, die sich dem NS<br />
Regime trotz lebensbedrohlicher Umstände<br />
verweigerten.<br />
11 Literaturhinweise<br />
Soazig Aaron<br />
„Klaras Nein“<br />
Verlag Friedenauer Presse<br />
Geschwister-Scholl-Preis <strong>2004</strong><br />
Fred Breinersdorfer (Hrsg.)<br />
„Sophie Scholl Die letzten Tage“<br />
Das Buch zum Film<br />
Fischer Verlag, arte edition<br />
45
Peter Steinbach<br />
„Der 20. Juli 1944“<br />
Siedler Verlag<br />
Hermann Vinke<br />
„Fritz Hartnagel Der Freund von Sophie<br />
Scholl“<br />
Verlag Arche<br />
„Erinnern und Erkennen“, Festschrift zum<br />
80. Geburtstag von Franz J. Müller<br />
Verlag Ernst Vögel<br />
46
12 Die <strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong>, ihre Organe,<br />
ihre Organisation und ihr Ort<br />
Der Vorstand<br />
Dr. Christof Schmid, 1. Vorsitzender;<br />
Anneliese Knoop-Graf, 2. Vorsitzende;<br />
Dr. Werner Rechmann, 3. Vorsitzender und<br />
Schatzmei ster;<br />
Franz J. Müller, Ehrenvorsitzender<br />
Die Mitglieder<br />
Karin Friedrich; Heiner Guter; Nikolay<br />
Hamazaspian; Dr. Hildegard Hamm-Brücher;<br />
Elisabeth Hartnagel; Anneliese Knoop-Graf;<br />
Dr. Traute Lafrenz-Page; Dr. Silvester<br />
Lechner; Franz J. Müller; Dieter Sasse<br />
Die Ehrenmitglieder<br />
Dr. Klaus Hahnzog; Prof. Dr. Andreas<br />
Heldrich; Prof. Dr. Hans Mommsen; Britta<br />
Müller-Baltschun; Dr. Werner Rechmann; Dr.<br />
Rachel Salamander; Prof. Dr. h.c. Klaus Saur;<br />
Prof. Dr. Michael Wyschogrod<br />
Der Beirat<br />
Dr. Klaus Hahnzog; Dr. Hildegard Hamm-<br />
Brücher; Prof. Dr. Andreas Heldrich; Dr.<br />
Michael Höhenberger; Charlotte Knobloch;<br />
Prof. Dr. Jutta Limbach; Prof. Dr. Hans<br />
Mommsen; Johannes Rau; Dr. Rachel<br />
Salamander; Prof. Dr. h.c. Klaus Saur; Prof.<br />
Dr. Peter Steinbach; Dr. Rudolf Sussmann;<br />
Erwin Teufel; Christian Ude; Dr. Michael<br />
Verhoeven; Winfrid Vogel; Dr. Hans-Jochen<br />
Vogel<br />
Die Organisation<br />
Die Strukturkommission hat ein Organisationsmodell<br />
vorgeschlagen, das die <strong>Stiftung</strong><br />
so darstellt, wie sie aus heutiger Sicht in<br />
einigen Jahren voll aufgestellt sein kann.<br />
Es sieht auf der Leitungsebene den dreiköpfi<br />
gen Vorstand und den Ehrenvorsitzenden<br />
mit den in der Satzung beschriebenen<br />
Verpfl ichtungen und Kompetenzen vor.<br />
Auf der Ebene der Exekutive werden folgende<br />
Sachbereiche gesehen: Leitung der<br />
Denkstätte und pädagogische Projekte /<br />
inhaltliche und administrative Betreuung der<br />
47
Ausstellung / Wissenschaft und Forschung<br />
/ Akquisition und Sponsoring / Presse und<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Zwischen Vorstand<br />
und Exekutive sieht die Strukturkommission<br />
die Geschäftsleitung, die laut Satzung „im<br />
Rahmen der Richtlinien des Vorstands die<br />
Geschäfte“ führt.<br />
Vorstand und Mitgliederversammlung haben<br />
sich darauf verständigt, dass diese Struktur<br />
in dem Maße ausgefüllt wird, in dem die<br />
inhaltlichen und die materiellen Voraussetzungen<br />
dies erfordern und ermöglichen. Für<br />
die nächsten zwei bis drei Jahre wird der<br />
Vorsitzende des Vorstands die Funktion des<br />
Geschäftsführers in Personalunion wahrnehmen<br />
und dabei klar defi nierte Teilfunk tionen<br />
zur Bearbeitung delegieren. Und zwar:<br />
Inhaltliches (Denkstätte und pädagogische<br />
Projekte / Ausstellung / Wissenschaft und<br />
Forschung) an Herrn Dr. Mathias Rösch. Management<br />
(Leitung des Büros / Organisation<br />
/ Disposition / Finanzen / Personal) an Frau<br />
Ruth Drolshagen. Führungen und pädagogische<br />
Mitarbeit in der DenkStätte sowie<br />
Betreuung des Internets an Frau Ursula<br />
Kaufmann. Betreuung der Ausstellung und<br />
des Archivs an Herrn Ulrich Müller.<br />
Akquisition, Sponsoring sowie Presse und<br />
Öffentlichkeitsarbeit werden bis auf weiteres<br />
vom Vorstand wahrgenommen.<br />
Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der Denk-<br />
Stätte und bei Projekten sind Susanne<br />
Bergmann, Gerda Eierstock, Barbara<br />
Gollmann, Kirsten Hinrichsen, Barbara Keim,<br />
Maren Killmann, Christa Nickisch, Maria und<br />
Horst Plotzki, Erica Sell, Irene von Denffer.<br />
Die Anschrift<br />
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
Ludwig-Maximilians-Universität<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1<br />
80539 München<br />
Tel. 089 / 2180-5678/5359<br />
Fax 089 / 2180-5346/13518<br />
E-Mail: info@weisse-rose-stiftung.de<br />
48
<strong>Weiße</strong> <strong>Rose</strong> <strong>Stiftung</strong> e.V.<br />
Ludwig-Maximilians-Universität<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1<br />
80539 München<br />
Telefon: 089 / 2180-5359<br />
info@weisse-rose-stiftung.de<br />
www.weisse-rose-stiftung.de