Paraplegiker 1/2011
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kerungsentwicklung. Problematisch ist, wenn<br />
Robotik als Notpflaster für den angesichts der<br />
demografischen Entwicklung angeblich unvermeidbaren<br />
Pflegenotstand herhalten soll.<br />
Dass StatistikerInnen zu höchst unterschiedlichen<br />
Bevölkerungsprognosen kommen<br />
(und bisher kamen) und noch ganz andere<br />
Faktoren für die gesellschaftliche Zukunft<br />
viel entscheidender sind, bleibt oftmals unerwähnt<br />
(z.B. Entwicklung der Erwerbslosigkeit<br />
und Berücksichtigung einer gerechteren<br />
Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums<br />
bei steigender Produktivität). Professor Gerd<br />
Bosbach, der als Mathematiker beim Statistischen<br />
Bundesamt arbeitete, wählt bei einer<br />
Schilderung dieses Sachverhaltes den Titel:<br />
„Die Panik der Deutschen. Die Prognosen zur<br />
Bevölkerungsentwicklung lenken von den eigentlichen<br />
Problemen ab.“ (z.B. Süddeutsche<br />
Zeitung, 24. April 2006, siehe auch „Schwarzbuch<br />
Deutschland, das Handbuch der vermissten<br />
Informationen“, 2009).<br />
Seit 1991 ist das reale Bruttoinlandprodukt<br />
um fast 30 % gestiegen, bei 5 % weniger Arbeitsstunden.<br />
Durch Automatisierung werden<br />
immer weniger Arbeitskräfte bei gleichzeitig<br />
steigender Produktivität gebraucht. Selbst<br />
wenn Robotik in sämtlichen (Pflege-) Dienstleistungssektoren<br />
Einzug halten könnte,<br />
bleibt die Problematik der Erwerbslosigkeit:<br />
Wo sollen die Menschen sinnvoll arbeiten, ihren<br />
Unterhalt verdienen, Steuern und Sozialabgaben<br />
zahlen?<br />
Eine nachhaltigere Lösung des Pflegenotstandes<br />
ist zu diskutieren, wenn die Arbeitsbedingungen<br />
und die Honorierung von Pflegekräften<br />
attraktiv gestaltet werden. An Menschen<br />
mangelt es dazu in Deutschland nicht. Wenn<br />
die Ressourcen eines der reichsten Länder der<br />
Welt (das Deutschland nun mal ist) umsichtig<br />
erkannt und genutzt werden und behinderte<br />
Menschen selber über die Form und den Ort<br />
ihrer Pflege im bedarfsdeckenden Ausmaß<br />
entscheiden dürfen, kann ein Gewinn an<br />
Privatsphäre und Selbsttätigkeit bei Einbeziehung<br />
von Robotik vielleicht erst zum Ausdruck<br />
kommen.<br />
Text & Fotos:<br />
Dirk Makoschey<br />
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