März 2010 (PDF) - an.schläge
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frauen armut<br />
Wenn der Sozialstaat<br />
versagt<br />
<strong>2010</strong> ist das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer<br />
Ausgrenzung. Da gibt die Politik etwas Geld her für wichtige Projekte und<br />
verspricht Besserung. Aber was braucht es tatsächlich im Kampf gegen<br />
Frauenarmut? Von Gabi Horak<br />
Die Armutskonferenz ist das Österreichische<br />
Netzwerk gegen Armut<br />
und soziale Ausgrenzung. Von 23. bis<br />
24. Februar f<strong>an</strong>d die 8. Armutskonferenz<br />
unter dem Motto<br />
„Geld.Macht.Glücklich“ in St. Virgil,<br />
Salzburg, statt.<br />
Infos: www.armutskonferenz.at<br />
Links:<br />
Österreichische Frauenhäuser:<br />
www.aoef.ats<br />
WAVE: www.wave-network.org<br />
Buchtipp:<br />
Schenk, Martin/ Moser, Michaela: Es<br />
reicht. Für alle. Wege aus der Armut.<br />
Wien, Deuticke <strong>2010</strong>. (siehe Rezension<br />
S. XY)<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />
Die im Herbst 2009 beschlossene<br />
Mindestsicherung in<br />
Österreich ist zu wenig. „Sie<br />
wird die Armut nicht wirklich<br />
bekämpfen. Zumindest in Wien<br />
ist sie nicht viel höher als zuletzt<br />
die Sozialhilfe, das macht keinen Unterschied“,<br />
sagt Andrea Abedi von der<br />
Caritas Sozialberatung „Genea“. Und<br />
wird das Europäische Jahr gegen Armut<br />
etwas bringen? „Es wird wohl<br />
viel sichtbar gemacht werden, aber<br />
sonst habe ich keine großen Erwartungen.“<br />
Sichtbar werden – das wäre<br />
schon mal ein Anf<strong>an</strong>g. Gerade was<br />
Frauenarmut betrifft, lässt schon die<br />
Datenlage zu wünschen übrig. Armutsbetroffene<br />
Frauen verschwinden<br />
im „Haushaltseinkommen“,<br />
schlagen sich zu einem großen Teil<br />
als Alleinerzieherinnen oder Mindestpensionistinnen<br />
durch, sind Migr<strong>an</strong>tinnen,<br />
die bei der Trennung vom<br />
Ehem<strong>an</strong>n noch dazu die Aufenthaltsbewilligung<br />
verlieren. Armut hat viele<br />
Gesichter.<br />
Niem<strong>an</strong>d ist nur arm. „Das öffentliche<br />
Bewusstsein für Armutsrisiken und<br />
ihre Folgen zu stärken – Hauptziel<br />
des EU-Jahres – ist ein gutes Anliegen“,<br />
meint Margit Appel von der<br />
Katholischen Sozialakademie und<br />
Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe<br />
„Frauen und Armut“ innerhalb der<br />
Armutskonferenz. Aber:„In welche<br />
Sichtweise von Armut ist das eingebettet?<br />
In der EU werden Armut und<br />
Ausgrenzung als ein Zust<strong>an</strong>d gesehen,<br />
der verhindert, das volle Potenzial<br />
jedes Einzelnen auszuschöpfen.<br />
Durch diese geminderte Fähigkeit<br />
nehmen die Teilnahme am gesellschaftlichen<br />
Leben und die wirtschaftliche<br />
Entwicklung Schaden.<br />
Von sozialer Gerechtigkeit ist das<br />
sehr weit entfernt!“<br />
ARMUT<br />
Armutsgefährdungsschwelle<br />
(= 60 Prozent des Medi<strong>an</strong>einkommens)<br />
1 Erwachsene/r: 951 Euro im Monat<br />
1 Erwachsene /1 Kind: 1.236 Euro<br />
rund 1 Million Menschen in Österreich<br />
(12,4 Prozent) sind demnach<br />
von Einkommensarmut betroffen.<br />
Höchstes Armutsrisiko<br />
Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft:<br />
30 Prozent<br />
Ein-Eltern-Haushalte: 29 Prozent<br />
Alleinlebende Frauen mit Pension:<br />
24 Prozent<br />
Alleinlebende Frauen ohne Pension:<br />
20 Prozent<br />
Alleinlebende Männer: 16 Prozent<br />
Working Poor stellen mit 46 Prozent<br />
die größte Gruppe der Armutsgefährdeten<br />
im Erwerbsalter dar.<br />
Fin<strong>an</strong>zielle Deprivation<br />
Ein Fünftel der Bevölkerung k<strong>an</strong>n<br />
sich zwei oder mehr dieser Merkmale<br />
des Mindestlebensst<strong>an</strong>dards nicht<br />
leisten:<br />
• Wohnung <strong>an</strong>gemessen warm halten<br />
• Regelmäßige Zahlungen (Wohnung,<br />
Kredit) rechtzeitig begleichen<br />
können<br />
• Notwendige Arzt/Zahnarztbesuche<br />
in Anspruch nehmen<br />
• Unerwartete Ausgaben bis zu 900<br />
Euro (z.B. Reparaturen) fin<strong>an</strong>zieren<br />
können<br />
• Bei Bedarf neue Kleidung kaufen<br />
können<br />
• Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch<br />
oder vergleichbare vegetarische<br />
Speisen<br />
• FreundInnen oder Verw<strong>an</strong>dte einmal<br />
im Monat zum Essen einladen<br />
können<br />
M<strong>an</strong>ifeste Armut<br />
(= Einkommensarmut + fin<strong>an</strong>zielle<br />
Deprivation)<br />
492.000 Menschen (6 Prozent) in<br />
Österreich<br />
26 Prozent aller m<strong>an</strong>ifest Armen haben<br />
keine österreichische Staatsbürgerschaft<br />
(Quelle: Statistik Austria im Auftrag des BMASK: Armutsgefährdung<br />
in Österreich. EU-SILC)