29.06.2013 Aufrufe

März 2010 (PDF) - an.schläge

März 2010 (PDF) - an.schläge

März 2010 (PDF) - an.schläge

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 03/<strong>2010</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN märz<br />

thema<br />

DeutschDiktat<br />

Der Integrationskurs fördert<br />

Sprachhierarchien<br />

e 3,8 (Ö) e 4,8 (D) sfr 9,-<br />

lingvo?<br />

politik<br />

BolognaBurns<br />

Die BildungsministerInnen treffen<br />

auf Protest


3 Wochen<br />

gratis<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

jungeWelt


auf.takt<br />

Am 12. Februar beginnen die 21. Olympischen<br />

Winterspiele in V<strong>an</strong>couver. Gender-Politiken im<br />

Sport gelten zu Recht als besonders konservativ –<br />

hartnäckig wird hier <strong>an</strong> traditionellen Körperund<br />

Geschlechterbildern festgehalten, wie das<br />

vorläufige Startverbot für Caster Semenya oder<br />

der Ausschluss von Skispringerinnen bei den<br />

olympischen Wettbewerben aktuell einmal mehr<br />

beweisen. Ironischerweise sind es jedoch gerade<br />

die Geschlechtstests bei Sportwettkämpfen, die<br />

sichtbar machen, dass Geschlechtsidentität keineswegs<br />

eine eindeutige Sache ist.<br />

Bettina Enzenhofer zeichnet im Rahmen des<br />

Olympia-Schwerpunktes dieser Ausgabe die Geschichte<br />

der Geschlechtstest im Sport nach. Der<br />

l<strong>an</strong>gen historischen Tradition des Frauenausschlusses<br />

bei den Olympischen Spielen widmet<br />

sich Silke Pixner in ihrem Artikel. Und Kerstin<br />

Kellerm<strong>an</strong>n hat recherchiert, warum die Skispringerinnen<br />

in V<strong>an</strong>couver nicht fliegen dürfen.<br />

Aber zumindest bei uns gibt es einen Platz<br />

am Stockerl: And the winner is … Missy Magazine!<br />

Den ersten Preis unseres X-mas-Contest hat<br />

Missy-Redakteurin Chris Köver gewonnen, die unsere<br />

Lametta-Lilith auf einer Release-Party in<br />

Hamburg g<strong>an</strong>z besonders dekorativ drapiert hat.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

politik<br />

thema<br />

Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gesellschaft<br />

kultur<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

Schwestern im Geiste?<br />

Wer gleiche Rechte für Migr<strong>an</strong>tinnen will, muss Rassismus bekämpfen<br />

eingetragene.partnerschaft<br />

Das Stadthaus nur für Ehepaare<br />

Lesben und Schwule dürfen sich nun verpartnern. Was haben sie davon?<br />

klima.konferenz<br />

Kopenhagener Desaster<br />

Gender-Aspekte im Klimaschutz bringen nichts ohne konkrete Strategien<br />

gesine.schw<strong>an</strong><br />

Großes Enttäuschungspotenzial<br />

Die Ex-Präsidentschaftsk<strong>an</strong>didatin über Kinder, Karriere und SPD-Krise<br />

outside.olympia<br />

Rekordverdächtig<br />

Startverbot: Sind Skispringerinnen zu gut für V<strong>an</strong>couver?<br />

olympia.outside<br />

46,XX/46,XY<br />

Grob unsportlich: Geschlechtstests bei den Olympischen Spielen<br />

forum.wissenschaft<br />

Drei rote Pfiffe<br />

Der Widerst<strong>an</strong>d der kärntnerslowenischen Partis<strong>an</strong>in „Jelka“<br />

berufs.orientierung<br />

Vollzeit glücklich?<br />

Vom Suchen und Finden „richtiger“ Arbeit in Krisenzeiten<br />

jo<strong>an</strong>a.adesuwa.reiterer<br />

„Es gibt eine Nachfrage“<br />

Die Menschenrechtspreisträgerin über ihren Kampf gegen Frauenh<strong>an</strong>del<br />

bild.wechsel<br />

„Bis heute sehr bewegend”<br />

Das Künstlerinnenarchiv „Bildwechsel“ ist ein Exportschlager<br />

tricky.women<br />

Animierende Visionen<br />

Der Animationsfilm wagt sich <strong>an</strong> die Dokumentation<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Pop Evolutions<br />

Von der Oper zum D<strong>an</strong>ce-Pop<br />

<strong>an</strong>.lesen<br />

Autobiografische Odyssee in Bildern<br />

Comic-Epos über eine italienische Reise<br />

ge.sehen<br />

„Reiche sind Betrüger“<br />

Queere Kapitalismuskritik:„Louise hires a contract killer” im Kino<br />

05<br />

08<br />

10<br />

14<br />

16<br />

20<br />

22<br />

28<br />

30<br />

34<br />

36<br />

38<br />

39<br />

42


<strong>an</strong>. uns<br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at, office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Koordinierende Redakteurinnen:<br />

Lea Susemichel, office@<strong>an</strong>schlaege.at,T.01/920 16 78<br />

Vina Yun, redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,T. 01/920 16 76<br />

Buchhaltung, Abos:<br />

Svenja Häfner, buchhaltung@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

abo@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Termine, Tipps: Andrea Heinz, termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />

Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />

Andrea Heinz/h<strong>an</strong>, Silke Pixner/pix, Fiona Sara Schmidt/fis,<br />

Lea Susemichel/les, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu<br />

Praktikum: Caroline Mieling/cami<br />

Mitarbeit bei dieser Nummer:<br />

Eva Bachinger, Kendra Eckhorst, Denice Fredriksson,<br />

Judith Götz, Silke Graf, Beate Hammond, Gabi Horak,<br />

Kathrin Iv<strong>an</strong>csits/kaiv, Leonie Kapfer/leka, Nadine Kegele/nad,<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n, Sylvia Köchl/sylk, Birge Krondorfer,<br />

Eva Morocutti, Helga P<strong>an</strong>kratz, Lisi Schleicher/liS<br />

Cover: Gia D. Parsons<br />

Cartoon: Paula Bolyos<br />

plus.minus: Lea Susemichel<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Greg Archer, Mirjam Baker, Bildwechsel,<br />

Drava-Verlag, flickr/Null Prozent, Niko Form<strong>an</strong>ek,<br />

Gender CC, Knut Klaßen, koolfilm.de, Michael Kren,<br />

Luc Massin, JP Meurisse, Klaus Pichler, David J. Roberts,<br />

Stadtkino Verleih, Eva Trimmel<br />

Layout: Lea Susemichel<br />

Homepage: Mirjam Bromundt, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Druck: Tiskarna Druck<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorsp<strong>an</strong>n und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen.<br />

Kürzungen vorbehalten.<br />

ISSN 1993-3002<br />

Offenlegung nach §<br />

25 Mediengesetz:<br />

Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>, das feministische Magazin, werden von<br />

„CheckArt. Verein für feministische Medien und Politik“<br />

herausgegeben. Sie verstehen sich als feministische<br />

Gegenöffentlichkeit gegen den Malestream und als Teil<br />

queer-feministischer Bewegungen.<br />

Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> sind Mitglied der VAZ – Vereinigung<br />

alternativer Zeitschriften und des feministischen<br />

Medienverb<strong>an</strong>ds.<br />

In 80 Pickerln um die Welt: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> in Oventic, Mexiko<br />

Foto: Lea Susemichel<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:


Sylvia Köchl<br />

Allgemein begreiflich, oder?<br />

Im Rahmen eines Scheidungsverfahrens übergab eine<br />

Ehefrau ihrem Gatten im Oktober 2009 eines Tages<br />

die Scheidungspapiere, worauf er zu einem Messer<br />

griff und mehrfach auf sie einstach. Anschließend<br />

verprügelte er sie noch mit einem Stahlrohr.<br />

Sie überlebte nur knapp.<br />

Im Strafprozess gegen den Täter, der im Jänner <strong>2010</strong><br />

stattf<strong>an</strong>d, argumentierte der Staats<strong>an</strong>walt in seiner Anklage,<br />

die Tat sei aus einer „allgemein begreiflichen heftigen Gemütsbewegung“<br />

heraus passiert, weshalb er, der Staats<strong>an</strong>walt, statt<br />

auf Mordversuch nur auf versuchten Totschlag plädiere – immerhin<br />

ein Unterschied von mehreren Gefängnisjahren.„Gerade<br />

Ausländer oder Personen mit Migrationshintergrund“, so<br />

die Anklagebegründung,„befinden sich häufig in besonders<br />

schwierigen Lebenssituationen, die sich, auch begünstigt<br />

durch die Art ihrer Herkunft, in einem Affekt entladen können.“<br />

Das Gericht folgte der Anklage, verurteilte den M<strong>an</strong>n zu sechs<br />

Jahren Haft wegen versuchten Totschlags und schöpfte damit<br />

nicht einmal den Strafrahmen von zehn Jahren aus.<br />

Die Folge: Eine heftige politische und juristische Debatte,<br />

auf die .Justizministerin Claudia B<strong>an</strong>dion-Ortner mit einem<br />

Erlass reagierte. Dieser betont, dass „der Grad der Heftigkeit<br />

der Gemütsbewegung“ – also der Affekt – nach denselben<br />

Kriterien bemessen werden soll wie bei einem in<br />

Österreich geborenen M<strong>an</strong>n.<br />

Allerdings legte B<strong>an</strong>dion-Ortner d<strong>an</strong>ach noch eins drauf<br />

und sprach sich dafür aus in Zukunft „religiös motivierte Gewalt“<br />

als Erschwernisgrund bei der Strafbemessung hinzuzufügen.<br />

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek forderte<br />

stattdessen „Gewalt in der Familie gegen Schwächere“ als Erschwernisgrund,<br />

denn die Motive für männliche Gewalt in<br />

der Familie seien ihr „prinzipiell wurscht.“<br />

Kern der rechtspolitischen Diskussionen war und ist aber<br />

die Formel „allgemein begreiflich“. Wäre die „heftige Gemütsbewegung“,<br />

die (<strong>an</strong>geblich) zur Attacke auf die Frau geführt<br />

hatte, nämlich nicht „allgemein begreiflich“ gewesen, hätte<br />

die Anklage auf versuchten Mord lauten müssen. Juristisch<br />

gesehen ist die Formel „allgemein begreiflich“ das entscheidende<br />

Tool, das Staats<strong>an</strong>wältInnen dabei helfen soll, diese<br />

zentrale Entscheidung zwischen einer Mord- und einer Totschlag<strong>an</strong>klage<br />

zu treffen. Damit soll erörtert werden, ob der<br />

individuelle Rechtfertigungsdiskurs des Täters/der Täterin<br />

auch gesellschaftlich akzeptiert wird. Das ist allerdings des<br />

Pudels Kern:Wer ist diese Allgemeinheit, die ein Verhalten<br />

wie in diesem Fall als begreiflich <strong>an</strong>sieht?<br />

Die Schweizer Historikerin und Staatsrechtlerin Regula<br />

Ludi stellt fest, dass „eine der Hauptfunktionen des Strafrechts<br />

darin besteht, den gesellschaftlich unerwünschten Exzess<br />

der <strong>an</strong> und für sich als normal geltenden männlichen<br />

Aggressivität zu absorbieren“. Wenn männliche Aggressivität<br />

also die Norm ist, <strong>an</strong> der sich das Strafrecht orientiert, d<strong>an</strong>n<br />

k<strong>an</strong>n es sich bei jener „Allgemeinheit“, die den Grad dieser<br />

Aggressivität „begreiflich“ findet, wohl auch nur um eine<br />

männliche h<strong>an</strong>deln. Dass das nicht nur theoretisch so funktioniert,<br />

belegt z.B. die Presseaussendung der Väterrechtler-<br />

Gruppe „Forum Kinderbeist<strong>an</strong>d“ zum Mord <strong>an</strong> einer Rechtspflegerin<br />

am Bezirksgericht Hollabrunn im Dezember 2009<br />

durch einen M<strong>an</strong>n, der nach seinem Scheidungsurteil die zuständige<br />

Richterin erschießen wollte. Das „systematische Unrecht<br />

gegen Männer, insbesondere Väter, durch Familienrichterinnen“<br />

rufe, so heißt es in der Aussendung, den „Zorn der<br />

Männer“ hervor, und genau hier ende das „rechtsstaatliche<br />

Selbsthilfeverbot“ (sprich: das Verbot der Selbstjustiz).<br />

Hätte der Täter von Hollabrunn statt der Gerichts<strong>an</strong>gestellten<br />

seine geschiedene Gattin umgebracht, käme ein so<br />

inniges Verständnis sicherlich nicht nur von g<strong>an</strong>z rechts<br />

außen, d<strong>an</strong>n würde womöglich ein <strong>an</strong>derer Staats<strong>an</strong>walt<br />

wieder eine „allgemein begreifliche Gemütsbewegung“ feststellen<br />

und aus einem Mord einen Totschlag machen.<br />

Der Rest der Argumente im obigen Fall („Art der Herkunft“,„fremde<br />

Sittenvorstellungen“ oder „religiös motivierte<br />

Gewalt“) ist einfach nur rassistisch – oder aber ein schwer<br />

missglückter Versuch, auf Lebensverhältnisse zu rekurrieren,<br />

unter denen Migr<strong>an</strong>tInnen ja tatsächlich vielfach leiden,<br />

nämlich ökonomisch und sozial prekär leben zu müssen. Missglückt<br />

deswegen, weil einerseits häusliche Gewalt nicht<br />

klassenspezifisch ist und weil <strong>an</strong>dererseits der Verweis auf<br />

die „Herkunft“ mit dem Ged<strong>an</strong>ken <strong>an</strong> besonders „affektgesteuerte<br />

Südländer“ spielt.<br />

Was bleibt ist die Einsicht, dass zumindest in der Rechtsprechung<br />

„normal“ immer noch „männlich“ bedeutet. Um<br />

das zu verändern, braucht es massive hegemoniale Verschiebungen<br />

im gesamtgesellschaftlichen Diskurs, denen die<br />

Rechtsprechung d<strong>an</strong>n auf Dauer folgen würde. ❚<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich <strong>an</strong>.riss<br />

denk.mal<br />

Utopia für Graz<br />

Das 8. <strong>März</strong>-Komitee in Graz hat sich für die Ver<strong>an</strong>staltungen zum diesjährigen<br />

Frauentag das Motto „UTOPIA“ auf die Fahnen geschrieben –<br />

unter <strong>an</strong>derem soll die Frage erkundet werden, wie die Welt wohl aussähe,<br />

wenn bek<strong>an</strong>nte Anliegen der Frauenbewegung bereits umgesetzt<br />

wären. Von 4. bis 5. <strong>März</strong> findet das internationale Symposium „Frauen<br />

Bewegen“ statt, das g<strong>an</strong>z unter dem Thema „Interkulturalität und Migration“<br />

steht. Das Eröffnungsreferat hält die Wiener Kultur- und Sozialwissenschaftlerin<br />

H<strong>an</strong>na Hacker, <strong>an</strong>schließend wird die Österreich-Premiere<br />

des Films „Pink Taxi“ gefeiert, der von der ersten Betreiberin eines<br />

Taxiunternehmens in Moskau h<strong>an</strong>delt. Am Folgetag gibt es am Vormittag<br />

Referate zu Themen wie „Jung, muslimisch, weiblich“ oder „Affirmative<br />

Action“ am Beispiel Brasiliens, nachmittags wird in Workshops zu den<br />

Themen weiter diskutiert. Eine verbindliche Anmeldung ist notwendig.<br />

Das UTOPIA-Fest zum Frauentag findet am Samstag, den 6. <strong>März</strong>,<br />

statt. Am 8. <strong>März</strong> gibt es dafür am Grazer Hauptplatz die Aktion „Why<br />

Wait? Science Fiction & Reality Check“. trude<br />

Details und weitere Infos unter: www.grazerfrauenrat.at<br />

„DAS IST KEIN SCHLANKHEITS-<br />

WAHN, DAS DIENT DER<br />

GESUNDHEIT“<br />

heißt es im Editorial der mit Sp<strong>an</strong>nung erwarteten<br />

neuen „Brigitte“-Ausgabe, in der<br />

erstmals auf professionelle Models verzichtet<br />

wurde. Denn neben der Absage <strong>an</strong> Magermodels<br />

findet sich darin auch die obligatorische<br />

Brigitte-Diät mit Kalorientabelle<br />

und fettreduzierter Kost. Auch die neuen Fotomodels<br />

sehen weiterhin so aus, als hätten<br />

sie sich eisern <strong>an</strong> diese Diät gehalten. Allesamt<br />

sind sie außerdem ungeheuer attraktiv<br />

und großteils deutlich unter dreißig.<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

adipositively I<br />

Donut<br />

pille.d<strong>an</strong>ach<br />

„Chubby“ heißt mollig, die Selbstbezeichnung<br />

„The Chubsters“ steht für stolz getragenes<br />

Übergewicht und ist der Name einer queeren<br />

G<strong>an</strong>g, die auf fetten Maschinen Fat Politics<br />

macht. „Boss bitch“ ist die Autorin von „Fat<br />

<strong>an</strong>d Proud: The Politics of Size“ Charlotte<br />

Cooper aka „The Beefer“.Und weil jede<br />

richtige G<strong>an</strong>g auch einen coolen Gruppengruß<br />

braucht, gibt es das Donut-H<strong>an</strong>dzeichen (die<br />

Finger werden dabei zu einem Donut-Ring<br />

geschlossen). „Weil Donuts lecker sind.“<br />

www.chubsterg<strong>an</strong>g.com<br />

Ministerielle Hilfe für Online-Beratung<br />

D<strong>an</strong>k der Wiener Frauenberatung finden seit vier Jahren Hilfesuchende<br />

in g<strong>an</strong>z Österreich Beratungs<strong>an</strong>gebote auch im Internet. Unter<br />

www.frauenberatenfrauen.at sind Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen<br />

und Juristinnen erreichbar, auf Wunsch auch <strong>an</strong>onym. Die Themen sind<br />

vielfältig,„egal, ob sich eine Frau scheiden lassen möchte, von Gewalt<br />

betroffen ist oder <strong>an</strong> ihrem Arbeitsplatz gemobbt wird“, meint Frauenministerin<br />

Gabriele Heinisch-Hosek dazu. Sie begrüßt die Initiative, da<br />

sie gerade für Gewaltopfer die Hemmschwelle senkt, sich Hilfe zu holen.<br />

Das chronisch unterfin<strong>an</strong>zierte Angebot wird daher ab heuer durch das<br />

Frauenministerium beim Ausbau unterstützt, eine zusätzliche Mitarbeiterin<br />

konnte eingestellt werden. Frauen brauchen keine Mailadresse <strong>an</strong>zugeben,<br />

die Datenübermittlung wird verschlüsselt. „Für junge Frauen,<br />

die selbstverständlich im Internet unterwegs sind, und Frauen am L<strong>an</strong>d,<br />

die keine Beratungsstelle in der Nähe haben, ist das Angebot interess<strong>an</strong>t“,<br />

so Heinisch-Hosek. Zusätzlich bietet der Online-Service Informationen<br />

in Gebärdensprache. fis<br />

www.frauenberatenfrauen.at<br />

homo.ehe<br />

Neuer KostNixLaden in Bau<br />

Es wurde wieder in die Hände gespuckt: Anf<strong>an</strong>g Februar ist in Wien in<br />

der Pfeilgasse 33 wieder fleißig gewerkt worden. Die Baustelle: ein 330<br />

Quadratmeter großer Freiraum, die neue „Schenke“ mit <strong>an</strong>geschlossenem<br />

KostNixLaden. Damit entsteht in Wien ein zweiter KostNixLaden<br />

(neben jenem in der Zentagasse). Die Idee:„einkaufen“ ohne Geld. Konkret<br />

bedeutet das, dass Menschen Dinge vorbeibringen können, für die<br />

sie keine Verwendung mehr haben und/oder Dinge mitnehmen, die sie<br />

benötigen. Wichtig dabei: Die Sachen müssen funktionieren bzw. wirk-<br />

adipositively II<br />

Cupcake<br />

Bevin Br<strong>an</strong>l<strong>an</strong>dingham mag Cupcakes offenbar<br />

lieber als Donuts. Nach diesen muffinähnlichen<br />

Kuchen hat sie jedenfalls ihr<br />

„Cupcake Cabaret“ ben<strong>an</strong>nt, in dem sie performt<br />

, wie m<strong>an</strong> eine „Queer Fat Femme“ wird.<br />

Die „Fationista“ betreibt außerdem den Blog<br />

„The queer fat femme guide to life“ und das<br />

Audio-Magazin „FemmeCast“. Ihre Motivation:<br />

„I believe in the power of community to<br />

bring strength to marginalized identity.“<br />

Yeah, Fat Feminism: The fat is in the fire!<br />

http://queerfatfemme.com


lich brauchbar sein. Damit der Laden weder zu einer Müllhalde mutiert<br />

noch komplett leer geräumt wird, dürfen pro Person und Tag maximal<br />

drei Gegenstände mitgenommen werden. Das breite Angebot<br />

in der Zentagasse umfasst unter <strong>an</strong>derem CDs, Kleider, Bücher und<br />

Haushaltsartikel.<br />

Die KostNixLäden, die sich selbst als „wissenschaftliche Mikroexperimente,<br />

aber auch als direkter Beitrag zu einem selbstbestimmten<br />

Leben ohne kapitalistische Zwänge verstehen“, wollen auch menschliche<br />

Vereinzelung überbrücken. Dass das klappt, haben die helfenden<br />

Hände in der Pfeilgasse schon gemeinschaftlich bewiesen. pix<br />

Infos unter: www.kostnixladen.at, www.autoorg<strong>an</strong>isation.org/mediawiki/index.php/Schenke<br />

verhütung<br />

Prozess-Auftakt gegen Tierschützer_innen<br />

Am 2. <strong>März</strong> beginnt der Prozess nach „§278a – Kriminelle Org<strong>an</strong>isation“<br />

gegen zehn Personen aus der Tierschützer_innen-Szene, die im<br />

Mai 2008 teilweise verhaftet bzw. <strong>an</strong>geklagt wurden. Ihnen wird die<br />

Bildung einer kriminellen Org<strong>an</strong>isation vorgeworfen, unter <strong>an</strong>derem<br />

deshalb, weil sie Demos org<strong>an</strong>isiert oder Aktivist_innen aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

bei sich beherbergt haben – „Aktivitäten“ wie sie bei jeder sozialkritischen<br />

Bewegung vorkommen.<br />

Werden die Tierschützer_innen tatsächlich verurteilt, schafft das<br />

einen Präzedenzfall, nach dem weiter gegen <strong>an</strong>dere aktivistische<br />

Gruppen vorgeg<strong>an</strong>gen werden könnte. Daher regt sich rund um den<br />

Prozessbeginn reichlich Widerst<strong>an</strong>d: Die Großdemo am 27. Februar ist<br />

der Auftakt für weitere Proteste und Aktionen während der vierwöchigen<br />

Prozesszeit, um Solidarität bzw. Unmut gegen Repression zum<br />

Ausdruck zu bringen. trude<br />

www.<strong>an</strong>tirep2008.tk<br />

aktion<br />

Sexistische Werbung gesetzlich verbieten<br />

Dass Werbung – frau denke nur <strong>an</strong> den letzten Bundesheer-Werbespot<br />

– gerne platt und vor allem sexistisch daherkommt, ist nichts<br />

Neues. Bisher konnte frau in Österreich allerdings bis auf eine Beschwerde<br />

beim Werberat, der ein freiwilliges Selbstregulierungsinstrument<br />

der Werbebr<strong>an</strong>che ist, wenig unternehmen.<br />

Geht es nach Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, soll das<br />

nun <strong>an</strong>ders werden: Sie möchte Sexismus in der Werbung gesetzlich<br />

verbieten. Vorstellbar wäre das etwa durch eine Änderung im Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetz.<br />

Heinisch-Hosek will hier aber auch tatsächliche<br />

S<strong>an</strong>ktionen – also in Form von Strafen – festhalten und nicht nur eine<br />

zahnlose Lösung erreichen. Dafür, so die Einschätzung der Frauenministerin,<br />

gebe es derzeit in der ÖVP allerdings keine Mehrheit. trude<br />

http://diest<strong>an</strong>dard.at<br />

www.furche.at<br />

10 Jahre dieSt<strong>an</strong>dard.at<br />

Am Weltfrauentag feiert die feministische Online-Zeitung<br />

dieSt<strong>an</strong>dard.at ihren zehnten Geburtstag. Die Schwesternseite des<br />

österreichischen Nachrichtenportals derSt<strong>an</strong>dard.at zählt heute bis<br />

zu 160.000 Besucher_innen pro Monat. FIONA S ARA S CHMIDT sprach<br />

mit dieSt<strong>an</strong>dard-Redakteurin BEATE H AUSBICHLER.<br />

Wie kam es zur Gründung von dieSt<strong>an</strong>dard.at?<br />

Ende der 90er gab es sowohl bei dem bestehenden Frauennetzwerk<br />

der Print-Ausgabe als auch bei derSt<strong>an</strong>dard.at die Idee, eine tagesaktuelle<br />

Seite mit feministischen und frauenpolitischen Inhalten zu<br />

machen. Am 8. <strong>März</strong> 2000 wurde dieSt<strong>an</strong>dard.at gestartet.<br />

Die Seite ist in die Themenbereiche Politik, Meinung, Arbeitswelten,<br />

Kultur, Wissenschaft und Alltag (z.B. Verhütung, Medien, Werbung) gegliedert.<br />

Von Montag bis Freitag wird sie jeweils von einer Redakteurin<br />

mit tagesaktuellen Meldungen gefüllt, dazu kommen unsere eigenen<br />

Artikel, Kommentare, Pros & Kontras, Rezensionen usw. Heute sind wir<br />

fünf Frauen, die zwischen zehn und dreißig Stunden in der Redaktion<br />

arbeiten, bis auf eine sind wir alle freie Dienstnehmerinnen.<br />

Welche thematischen Veränderungen gab es seit der Gründung?<br />

Das Sp<strong>an</strong>nungsfeld „Multikulturalismus und Feminismus“ ist in den<br />

letzten Jahren verstärkt Thema geworden – im Sinne von Frauenrechten<br />

als Rechte mit „westlichen Moralvorstellungen“. Außerdem<br />

haben queere Perspektiven <strong>an</strong> Relev<strong>an</strong>z gewonnen. Ein relativ neues<br />

Phänomen ist auch, dass Gleichberechtigung in der Öffentlichkeit zunehmend<br />

als „Männerdiskriminierung“ durchgeht. Die Kluft zwischen<br />

Realität (z.B. schlechtere Löhne für Frauen) und öffentlicher<br />

Wahrnehmung („Es gibt schon genug Frauenförderungsmaßnahmen“)<br />

ist meines Erachtens größer geworden.<br />

Wie beeinflusst das Internet die Relev<strong>an</strong>z von feministischem Journalismus?<br />

Tagesjournalismus mit einem feministischen Anspruch muss besonders<br />

berücksichtigen, dass nicht alle LeserInnen zu den jeweiligen<br />

Themen den gleichen Wissensst<strong>an</strong>d haben, und soll auch für weniger<br />

Informierte zugänglich sein. Als Internetmedium ist es möglich, über<br />

Links auf ähnliche Seiten, Initiativen, Projekte u.ä. zu verweisen und<br />

auch ohne Redaktion im Rücken in Blogs zu schreiben. Im Fall von<br />

dieSt<strong>an</strong>dard.at ist es sicher auch so, dass Leute auf feministische Themen<br />

stoßen, die sonst damit nicht in Berührung kämen.<br />

Welche Auswirkungen hat die „Zitrone“, die ihr regelmäßig für sexistische<br />

Statements und Medieninhalte vergebt?<br />

Wir bekommen sehr viele Vor<strong>schläge</strong> für Zitronen von LeserInnen, zur<br />

öffentlichen Sensibilisierung tragen die Zitronen also sicher bei. M<strong>an</strong>che<br />

meinen, mit der Kritik von Werbesujets würde nochmals für die jeweilige<br />

Firma geworben werden – herabwürdigende Darstellungen deshalb<br />

zu ignorieren, ist aber dennoch keine Möglichkeit. Hin und wieder<br />

rütteln unsere Zitronen aber auf, und die Politik wird aufmerksam.<br />

http://diest<strong>an</strong>dard.at<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


eingetragene partnerschaft<br />

Das Stadthaus nur für Ehepaare<br />

Seit 1. J<strong>an</strong>uar hat Österreich endlich die Eingetragene Partnerschaft. Mit allen Mitteln soll dabei jedoch die heilige<br />

Institution der Ehe geschützt werden. Dass diese ohnehin niem<strong>an</strong>d mehr will, f<strong>an</strong>d Andrea Heinz heraus.<br />

1 Lambda Nachrichten, 6/2009,<br />

Nr. 132, Jg. 31.<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

„Es gibt nur wenige Themen,<br />

die so diskutiert wurden wie<br />

die einfache Frage, ob m<strong>an</strong> zwei<br />

Menschen, die l<strong>an</strong>gfristig und<br />

dauerhaft fürein<strong>an</strong>der da sein<br />

und gegenseitig Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen<br />

wollen, auch eine rechtliche<br />

Absicherung geben soll. Genau dies be<strong>an</strong>tworten<br />

wir mit dem heutigen Gesetzesbeschluss<br />

mit einem klaren Ja.“<br />

Stolz präsentierte ÖVP-Justizsprecher<br />

Heribert Donnerbauer mit diesen Worten<br />

das im Dezember des Vorjahres beschlossene<br />

Gesetz zur Eingetragenen<br />

Partnerschaft (EP).<br />

Kaum vorstellbar, staunt Christi<strong>an</strong><br />

Högl, Obm<strong>an</strong>n der Homosexuellen-Initiative<br />

(HOSI) Wien, in den „Lambda-<br />

Nachrichten“ – immerhin habe m<strong>an</strong> eine<br />

rechte Mehrheit im Parlament. 1 Bereits<br />

seit knapp 22 Jahren ist die EP ein<br />

erklärtes Ziel der HOSI. Vorbild war, wie<br />

so oft, Sk<strong>an</strong>dinavien: Als erstes L<strong>an</strong>d der<br />

Welt stellte Schweden 1988 gleichgeschlechtliche<br />

Lebensgemeinschaften<br />

den heterosexuellen rechtlich gleich,<br />

Dänemark zog ein Jahr später mit der<br />

EP nach.<br />

„Aufenthaltspartnerschaft“. 2003 r<strong>an</strong>g<br />

Österreich sich durch, auch gleichgeschlechtlichen<br />

Lebensgemeinschaften<br />

die gleichen Rechte wie heterosexuellen<br />

zuzugestehen – allerdings musste<br />

hier der Europäische Gerichtshof für<br />

Menschenrechte ein wenig nachhelfen.<br />

Mit dem am 1. J<strong>an</strong>uar <strong>2010</strong> in Kraft getretenen<br />

Gesetz zur Eingetragenen<br />

Partnerschaft haben Lesben und<br />

Schwule nun zu einem großen Teil dieselben<br />

Rechte und Pflichten wie Ehepartner.<br />

Sie sind ein<strong>an</strong>der zu „gemeinsamem<br />

Wohnen“, einer „Vertrauensbeziehung“<br />

sowie zu „<strong>an</strong>ständiger Begeg-<br />

Foto: Eva Trimmel<br />

nung und Beist<strong>an</strong>d“ verpflichtet. Als<br />

„nächste Angehörige“ können sie zum<br />

Beispiel im Kr<strong>an</strong>kenhaus direkt über<br />

den Zust<strong>an</strong>d ihres/r PartnerIn informiert<br />

werden. Bei der Pflegefreistellung,<br />

steuer-, wohn- und erbrechtlichen<br />

Vorteilen sowie Ansprüchen auf Hinterbliebenenpension<br />

sind sie der Ehe<br />

gleichgestellt, ebenso vor Gericht.<br />

Schließlich – in diesen unseren Zeiten<br />

gar nicht unwichtig – gibt es nun neben<br />

der „Aufenthaltsehe“ auch die<br />

„Aufenthaltspartnerschaft“. „Auch<br />

wenn das Fremdenrecht insgesamt als<br />

rassistisch, nationalistisch und menschenfeindlich<br />

einzustufen ist, haben<br />

einige Menschen durch die EP zumindest<br />

eine Ch<strong>an</strong>ce, l<strong>an</strong>gfristig bei ihren<br />

österreichischen PartnerInnen zu leben<br />

– sollten sie die Antragstellung bei<br />

Rückkehr in ihr Heimatl<strong>an</strong>d überleben“,<br />

„loben“ Christine Klapeer und Karin


Schönpflug von der Lesbenberatung Lila<br />

Tipp diesen Aspekt des Gesetzes.<br />

Christi<strong>an</strong> Högl von der HOSI findet<br />

<strong>an</strong> der EP besonders positiv, dass „durch<br />

ihre Einführung stärker im Bewusstsein<br />

der Allgemeinheit ver<strong>an</strong>kert wird, dass<br />

auch unverheiratete gleichgeschlechtliche<br />

Lebensgemeinschaften den verschiedengeschlechtlichen<br />

gleichgestellt<br />

sind. Das ist zwar schon seit einigen<br />

Jahren der Fall, wurde bisher aber nicht<br />

wahrgenommen, und Lesben und<br />

Schwule haben etwa ihr Recht auf Pflegeurlaub<br />

für den erkr<strong>an</strong>kten Partner<br />

oder die erkr<strong>an</strong>kte Partnerin nicht in<br />

Anspruch genommen.“ Und immerhin,<br />

so Peter Traschkowitsch von der SozialdemokratischenHomosexuellenorg<strong>an</strong>isation<br />

SoHo, hat Österreich nun diesbezüglich<br />

einen Platz im Mittelfeld Europas<br />

eingenommen. Bisher bildete es<br />

nämlich, gemeinsam mit Polen und<br />

Griechenl<strong>an</strong>d, das Schlusslicht.<br />

Ein erster Schritt. Trotz begründeter Freude<br />

ist keine der Initiativen völlig zufrieden<br />

mit dem Erreichten. „Positiv ist auf<br />

jeden Fall, dass mit der EP nun ein erster<br />

Schritt in Richtung Gleichstellung<br />

get<strong>an</strong> wurde. Für uns k<strong>an</strong>n das aber nur<br />

ein Anf<strong>an</strong>g sein“, sagt Christina Blaschun<br />

im Namen des Kollektivs „femme<br />

goes queer“. Gemeinsam mit „The Real<br />

Golden Girls“ und den Grünen Andersrum<br />

hatten die Frauen am 5. J<strong>an</strong>uar<br />

vor dem zuständigen Amt für Bevölkerungswesen<br />

am Magistrat Klagenfurt<br />

eine „Protesthochzeit“ abgehalten.<br />

Denn das Gesetz verwehrt Lesben und<br />

Schwulen die Verpartnerung am St<strong>an</strong>desamt<br />

– <strong>an</strong>geblich aus verwaltungstechnischen<br />

Gründen:„Sonst hätte beispielsweise<br />

jeder St<strong>an</strong>desbeamte alle<br />

auch international geltenden Regeln<br />

ständig parat haben müssen“, sorgt<br />

sich die ÖVP um ihre Beamten. Vielen<br />

Verpartnerungswilligen ist das ein Dorn<br />

im Auge, sie fühlen sich damit als „Sonderfall“<br />

von der Regel ausgeschlossen.<br />

In der Kärntner Hauptstadt fiel die Wahl<br />

etwa auf ein „schmuckloses Büro im<br />

dritten Stock eines tristen Amtsgebäudes“,<br />

so „femmes goes queer“. Gegenüber<br />

geht’s gleich zur Alkoholberatung.<br />

Bürgermeister Christi<strong>an</strong> Schneider zeigte<br />

sich leidlich einsichtig und „lässt“ die<br />

Verpartnerungswilligen nun in den<br />

Festsaal des Europahauses einziehen.<br />

„Das Stadthaus bleibt für Ehepaare“,<br />

ließ er seiner Bek<strong>an</strong>ntmachung pflichtschuldig<br />

folgen.<br />

„Familien“- und „Nach“-Namen. Überhaupt<br />

scheint das die größte Angst der PolitikerInnen<br />

in Sachen EP zu sein: Ja nicht<br />

die heilige Institution der Familie <strong>an</strong>tasten!<br />

Das gebiert teils recht absonderliche<br />

Einfälle. So bekommen Verpartnerte<br />

keinen „Familien“-, sondern lediglich einen<br />

„Nach“-Namen. Als Familie gilt weiterhin<br />

nur die Dreieinigkeit Vater-Mutter-Kind.<br />

Diese Heteronormativität erfordert<br />

wiederum ein zweites Kästchen<br />

auf diversen Formularen. „M<strong>an</strong> darf getrost<br />

Wetten darauf abschließen, dass<br />

die meisten Formulare im ersten Anlauf<br />

falsch ausgefüllt werden. Da wird die<br />

Unwissenheit vieler Leute wohl massiven<br />

unfreiwilligen zivilen Ungehorsam<br />

hervorrufen“, vermutet Christi<strong>an</strong> Högl.<br />

Während das Gesetz in diesem Punkt<br />

fast wie eine Farce <strong>an</strong>mutet, schränkt es<br />

die PartnerInnen <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle elementar<br />

ein: Im gemeinsamen Haushalt<br />

lebende Kinder können vom Partner/<br />

von der Partnerin nicht als Stiefkind <strong>an</strong>genommen,<br />

Adoptionen nicht von beiden<br />

PartnerInnen durchgeführt werden.<br />

Auch „medizinisch unterstützte<br />

Fortpfl<strong>an</strong>zung [ist] nur in einer Lebensgemeinschaft<br />

von Personen verschiedenen<br />

Geschlechts zulässig.“ 2 „Wir raten<br />

daher Paaren, die ein Kind mit in die<br />

neue Beziehung nehmen, von einer Eintragung<br />

ihrer PartnerInnenschaft ab, da<br />

es hier im Gesetz zu Verschlechterungen<br />

kommt“, erklärt Marco Schreuder<br />

von den Grünen Andersrum.<br />

Ehereform, bitte kommen! Ein weiteres Anliegen<br />

der Grünen Andersrum: Das geltende<br />

Eherecht soll nicht nur auf l<strong>an</strong>ge<br />

Sicht auch für lesbische und schwule<br />

Paare geöffnet werden – es sei vor allem<br />

„dringend reformbedürftig“. „Viele<br />

Menschen, egal ob lesbisch, schwul, bisexuell,<br />

tr<strong>an</strong>ssexuell oder heterosexuell,<br />

halten das Eherecht für <strong>an</strong>tiquiert und<br />

patriarchal konzipiert.“ So auch Högl<br />

von der HOSI:„Die rechtlichen Grundlagen<br />

für die österreichische Ehe sind<br />

längst reformbedürftig. Teilweise sind<br />

sie im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch<br />

in Bestimmungen festgeschrieben,<br />

die aus 1812 stammen, teilweise<br />

im Ehe-Gesetz, das ein nach wie<br />

vor bestehendes Relikt aus der Nazi-Zeit<br />

darstellt. In Deutschl<strong>an</strong>d hat m<strong>an</strong> das<br />

übrigens längst modernisiert“, sagt<br />

Högl.„Wir bewerten es daher als<br />

äußerst positiv, dass die EP vieles <strong>an</strong> diesem<br />

historischen, teilweise recht patriarchalisch<br />

<strong>an</strong>mutenden Ballast nicht<br />

mitschleppt.“ So sind Eingetragene PartnerInnen<br />

nicht zur Treue verpflichtet,<br />

und auch eine Scheidung lässt sich wesentlich<br />

leichter und schneller durchführen,<br />

als das bei einer Ehe der Fall ist.<br />

Doch auch die EP normiert und<br />

schließt aus, denn sie etabliert auf<br />

„Viele Menschen – egal ob lesbisch, schwul, bisexuell, tr<strong>an</strong>ssexuell oder heterosexuell<br />

– halten das Eherecht für <strong>an</strong>tiquiert und patriarchal konzipiert.“<br />

rechtlicher Ebene eine neue, duale Beziehungsnorm:<br />

Hetero- und Homosexualität.<br />

Die heterosexuelle Ehe wird<br />

durch die „<strong>an</strong>dere“ Partnerschaft weiter<br />

als normgebende Inst<strong>an</strong>z bestätigt. Andere<br />

Lebensformen werden dagegen<br />

gänzlich ausgeblendet. „Das wirklich<br />

gravierende Problem beim derzeitigen<br />

EP-Gesetz ist die Verleumdung, Ausblendung,<br />

Nicht-Anerkennung und Diskriminierung<br />

von LGBT-Familien“, sagen<br />

Christine und Karin von LilaTipp.<br />

Heiraten in Traum-Location. Ungeachtet aller<br />

Diskussionen haben sich bereits am<br />

erstmöglichen Termin, dem 4. J<strong>an</strong>uar,<br />

vier Paare getraut. Eines von ihnen besiegelte<br />

damit eine mehr als 50-jährige<br />

Beziehung. Für das Jahr <strong>2010</strong> rechnet<br />

die Stadt Wien mit bis zu 450 Trauungen.<br />

Und zumindest ein paar ÖsterreicherInnen<br />

freuen sich g<strong>an</strong>z ehrlich<br />

und uneingeschränkt über die neue<br />

EP: „Wedding Pl<strong>an</strong>er“ und <strong>an</strong>dere<br />

Geschäftstüchtige haben sich so einiges<br />

einfallen lassen und werben damit,<br />

dass diverse Traum-Locations<br />

„auch“ gleichgeschlechtlichen Hochzeitspaaren<br />

einen warmherzigen Empf<strong>an</strong>g<br />

bereiten. ❚<br />

partnerschaft eingetragene<br />

2 Österreichisches Parlament:<br />

Materialien zum EPG. 485 der Beilagen<br />

XXIV. GP - Regierungsvorlage –<br />

Erläuterungen.<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


frauen armut<br />

Wenn der Sozialstaat<br />

versagt<br />

<strong>2010</strong> ist das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer<br />

Ausgrenzung. Da gibt die Politik etwas Geld her für wichtige Projekte und<br />

verspricht Besserung. Aber was braucht es tatsächlich im Kampf gegen<br />

Frauenarmut? Von Gabi Horak<br />

Die Armutskonferenz ist das Österreichische<br />

Netzwerk gegen Armut<br />

und soziale Ausgrenzung. Von 23. bis<br />

24. Februar f<strong>an</strong>d die 8. Armutskonferenz<br />

unter dem Motto<br />

„Geld.Macht.Glücklich“ in St. Virgil,<br />

Salzburg, statt.<br />

Infos: www.armutskonferenz.at<br />

Links:<br />

Österreichische Frauenhäuser:<br />

www.aoef.ats<br />

WAVE: www.wave-network.org<br />

Buchtipp:<br />

Schenk, Martin/ Moser, Michaela: Es<br />

reicht. Für alle. Wege aus der Armut.<br />

Wien, Deuticke <strong>2010</strong>. (siehe Rezension<br />

S. XY)<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Die im Herbst 2009 beschlossene<br />

Mindestsicherung in<br />

Österreich ist zu wenig. „Sie<br />

wird die Armut nicht wirklich<br />

bekämpfen. Zumindest in Wien<br />

ist sie nicht viel höher als zuletzt<br />

die Sozialhilfe, das macht keinen Unterschied“,<br />

sagt Andrea Abedi von der<br />

Caritas Sozialberatung „Genea“. Und<br />

wird das Europäische Jahr gegen Armut<br />

etwas bringen? „Es wird wohl<br />

viel sichtbar gemacht werden, aber<br />

sonst habe ich keine großen Erwartungen.“<br />

Sichtbar werden – das wäre<br />

schon mal ein Anf<strong>an</strong>g. Gerade was<br />

Frauenarmut betrifft, lässt schon die<br />

Datenlage zu wünschen übrig. Armutsbetroffene<br />

Frauen verschwinden<br />

im „Haushaltseinkommen“,<br />

schlagen sich zu einem großen Teil<br />

als Alleinerzieherinnen oder Mindestpensionistinnen<br />

durch, sind Migr<strong>an</strong>tinnen,<br />

die bei der Trennung vom<br />

Ehem<strong>an</strong>n noch dazu die Aufenthaltsbewilligung<br />

verlieren. Armut hat viele<br />

Gesichter.<br />

Niem<strong>an</strong>d ist nur arm. „Das öffentliche<br />

Bewusstsein für Armutsrisiken und<br />

ihre Folgen zu stärken – Hauptziel<br />

des EU-Jahres – ist ein gutes Anliegen“,<br />

meint Margit Appel von der<br />

Katholischen Sozialakademie und<br />

Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe<br />

„Frauen und Armut“ innerhalb der<br />

Armutskonferenz. Aber:„In welche<br />

Sichtweise von Armut ist das eingebettet?<br />

In der EU werden Armut und<br />

Ausgrenzung als ein Zust<strong>an</strong>d gesehen,<br />

der verhindert, das volle Potenzial<br />

jedes Einzelnen auszuschöpfen.<br />

Durch diese geminderte Fähigkeit<br />

nehmen die Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

Leben und die wirtschaftliche<br />

Entwicklung Schaden.<br />

Von sozialer Gerechtigkeit ist das<br />

sehr weit entfernt!“<br />

ARMUT<br />

Armutsgefährdungsschwelle<br />

(= 60 Prozent des Medi<strong>an</strong>einkommens)<br />

1 Erwachsene/r: 951 Euro im Monat<br />

1 Erwachsene /1 Kind: 1.236 Euro<br />

rund 1 Million Menschen in Österreich<br />

(12,4 Prozent) sind demnach<br />

von Einkommensarmut betroffen.<br />

Höchstes Armutsrisiko<br />

Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft:<br />

30 Prozent<br />

Ein-Eltern-Haushalte: 29 Prozent<br />

Alleinlebende Frauen mit Pension:<br />

24 Prozent<br />

Alleinlebende Frauen ohne Pension:<br />

20 Prozent<br />

Alleinlebende Männer: 16 Prozent<br />

Working Poor stellen mit 46 Prozent<br />

die größte Gruppe der Armutsgefährdeten<br />

im Erwerbsalter dar.<br />

Fin<strong>an</strong>zielle Deprivation<br />

Ein Fünftel der Bevölkerung k<strong>an</strong>n<br />

sich zwei oder mehr dieser Merkmale<br />

des Mindestlebensst<strong>an</strong>dards nicht<br />

leisten:<br />

• Wohnung <strong>an</strong>gemessen warm halten<br />

• Regelmäßige Zahlungen (Wohnung,<br />

Kredit) rechtzeitig begleichen<br />

können<br />

• Notwendige Arzt/Zahnarztbesuche<br />

in Anspruch nehmen<br />

• Unerwartete Ausgaben bis zu 900<br />

Euro (z.B. Reparaturen) fin<strong>an</strong>zieren<br />

können<br />

• Bei Bedarf neue Kleidung kaufen<br />

können<br />

• Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch<br />

oder vergleichbare vegetarische<br />

Speisen<br />

• FreundInnen oder Verw<strong>an</strong>dte einmal<br />

im Monat zum Essen einladen<br />

können<br />

M<strong>an</strong>ifeste Armut<br />

(= Einkommensarmut + fin<strong>an</strong>zielle<br />

Deprivation)<br />

492.000 Menschen (6 Prozent) in<br />

Österreich<br />

26 Prozent aller m<strong>an</strong>ifest Armen haben<br />

keine österreichische Staatsbürgerschaft<br />

(Quelle: Statistik Austria im Auftrag des BMASK: Armutsgefährdung<br />

in Österreich. EU-SILC)


Die Arbeitsgruppe „Frauen und Armut“<br />

wird im Oktober eine Broschüre<br />

veröffentlichen, die sich auf Deutsch,<br />

Englisch, Serbokroatisch und Türkisch<br />

direkt <strong>an</strong> armutsbetroffene Frauen<br />

wendet. Sie soll die Frauen ermutigen,<br />

sich nicht für ihre Armut zu schämen,<br />

sich über ihre Rechte zu informieren<br />

und diese auch einzufordern.<br />

Sichtbar werden, sich nicht schämen<br />

müssen, nicht nur Betroffene sein,<br />

sondern AkteurIn mit Rechten und legitimen<br />

Bedürfnissen – diese grundlegende<br />

Bewusstseinsarbeit steht im<br />

Zentrum em<strong>an</strong>zipatorischer Projekte im<br />

Kampf gegen Armut.<br />

Michaela Moser, Sozialexpertin der<br />

Armutskonferenz, betont, wie wichtig<br />

dieser Perspektivenwechsel ist. Frauen,<br />

die in materieller Armut leben, dürfen<br />

nicht auf diesen Aspekt ihrer Identität,<br />

auf ihre Rolle als Bittstellerinnen, reduziert<br />

werden:„Vielmehr geht es darum,<br />

sie in der – wenn auch eingeschränkten<br />

– Vielfalt ihres Lebensvollzugs z u<br />

sehen, mit all ihrem Potenzial, ihren<br />

Gefühlen, Ängsten, Vor<strong>schläge</strong>n und<br />

Perspektiven. Sie leben in einem Netz<br />

<strong>an</strong> Beziehungen und sind nicht nur ,Armutsbetroffene’.“<br />

Armutsrisiko Gewalt. Einem Teil dieses Beziehungsnetzes<br />

widmen sich die Österreichischen<br />

Frauenhäuser in ihrem Projekt<br />

zum EU-Jahr gegen Armut. Sie bieten<br />

Fortbildungen für betriebliche<br />

Führungskräfte, BetriebsrätInnen und<br />

Vertrauenspersonen, damit diese von<br />

häuslicher Gewalt betroffene Mitarbeiterinnen<br />

erkennen und besser unterstützen<br />

können.<br />

Das WAVE-Netzwerk (Women<br />

Against Violence Europe) arbeitete zuletzt<br />

<strong>an</strong> dem zweijährigen EU-Projekt<br />

„GenderWorks“. Ziel war es, den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

von Gewalt gegen Frauen<br />

und Armut herauszuarbeiten. Die umf<strong>an</strong>greichen<br />

Ergebnisse werden in Kürze<br />

in einem detaillierten Bericht veröffentlicht,<br />

der u.a. die besonders prekäre Situation<br />

von gewaltbetroffenen Frauen<br />

mit Kindern aufzeigt: Oft ist das Ende<br />

einer Gewaltbeziehung der Beginn eines<br />

Lebens als Alleinerzieherin, was das<br />

höchste Armutsrisiko darstellt.<br />

Eckpfeiler der Armutsbekämpfung. Ende Februar<br />

f<strong>an</strong>d die 8. Armutskonferenz des<br />

gleichnamigen Netzwerks statt. Umver-<br />

teilung und Lebensqualität st<strong>an</strong>den im<br />

Mittelpunkt der Diskussionsforen, bei<br />

denen ExpertInnen der Theorie und ExpertInnen<br />

der Praxis (sogen<strong>an</strong>nte „Armutsbetroffene“)<br />

gemeinsam <strong>an</strong> Entwürfen<br />

für die Zukunft arbeiteten. Im<br />

EU-Jahr sind besonders viele Projekte<br />

und Aktionen gepl<strong>an</strong>t, insbesondere Interventionen<br />

im öffentlichen Raum.<br />

Denn noch immer ist das Sichtbarmachen<br />

ein Haupt<strong>an</strong>liegen der Armutskonferenz.<br />

Michaela Moser plädiert für einen<br />

Strategiewechsel, um Armut nachhaltig<br />

zu bekämpfen: „Eine erneuerte Politik<br />

des Sozialen, die Bedürftigkeit als<br />

menschlichen Normalzust<strong>an</strong>d erkennt<br />

und die den Blick vom M<strong>an</strong>gel abwendet.“<br />

„Es ist genug für alle da!“ lautet<br />

ein Slog<strong>an</strong> der österreichischen Armutskonferenz,<br />

der deutlich machen<br />

will, dass Armutsbekämpfung vor allem<br />

eine Verteilungsfrage ist. Drei Eckpfeiler<br />

seien notwendig für eine wirksame<br />

Armutsbekämpfung: 1. Einkommen<br />

umverteilen durch das Recht auf<br />

monetäre Mindestsicherung über der<br />

Armutsgrenze sowie eine faire Belastung<br />

von Vermögen und Vermögenszuwächsen;<br />

2. soziale Infrastruktur sicherstellen<br />

und damit für alle den Zug<strong>an</strong>g<br />

zu Bildung, Gesundheitsversorgung,<br />

öffentlichem Verkehr,<br />

Versorgung mit Grundgütern wie Wasser<br />

und Energie, aber auch zu Beratungs-<br />

und Betreuungsleistungen sichern;<br />

3. Arbeitsplätze und Arbeitszeit<br />

neu gestalten.<br />

Denn Arbeit sei nicht nur Geldverdienen,<br />

meint Moser: „Es hat auch mit<br />

Sinn- und Identitätsstiftung zu tun,<br />

mit Freude <strong>an</strong> sozialer Interaktion und<br />

dem Einsatz eigener Talente.“ Derzeit<br />

gelte jedoch die Devise: „Hauptsache<br />

Arbeit!“ Auch wenn das heißt: schlecht<br />

bezahlt, ohne Perspektive, sinntötend<br />

und gesundheitsschädigend. Nicht zuletzt<br />

wird in den Diskussionen um Reformen<br />

des Sozialstaates allzu oft „vergessen“,<br />

dass die Verliererinnen des<br />

kränkelnden Systems vor allem Frauen<br />

sind – und zwar weil sie neben dser<br />

(Erwerbs-)Arbeit auch den Großteil der<br />

Fürsorge in der Familie übernehmen.<br />

Und sol<strong>an</strong>ge diese Fürsorgearbeit<br />

nicht in das Konzept von Arbeit mit<br />

einbezogen wird, sind wir wohl von gerechter<br />

Verteilung noch Lichtjahre entfernt.<br />

❚<br />

Beate Hammond<br />

Marie Nejar wird achtzig<br />

Heutzutage sind singende Kinderstars ziemlich aus der Mode<br />

(Schnappi-singende Mädchen einmal ausgenommen). Früher,<br />

besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, f<strong>an</strong>d die Gesellschaft<br />

allerdings nichts dabei, sich <strong>an</strong> den Darbietungen Minderjähriger<br />

zu erfreuen. So l<strong>an</strong>ge die Kinder klein, zart und schnuckelig<br />

waren, wurden sie vom Publikum geliebt. Mit dem tatsächlichen<br />

Alter wurde d<strong>an</strong>n auch mal geschummelt, damit das mit<br />

dem Kindchenschema stimmte.<br />

So kam es dazu, dass aus einer talentierten jungen Frau namens<br />

Marie Nejar ein Kinderstar wurde, der auf der Bühne fast<br />

nie ohne Teddybär auftrat. Im Sommer 1949 wird die schwarze<br />

Deutsche Marie Nejar durch einen Zufall am Timmendorfer<br />

Str<strong>an</strong>d entdeckt. Sogar Charlie Chaplin lobt ihre Stimme. Als<br />

Leila Negra feiert sie in den 1950er Jahren große Erfolge in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d und Österreich.<br />

Zu dieser Zeit tritt sie regelmäßig in Wien auf. Bei einem<br />

„Hausfrauen-Nachmittag“ ( ja, so etwas gab es) im Wiener<br />

Konzerthaus wird sie als „schwarzer Singvogel“ <strong>an</strong>gekündigt.<br />

Ein paar Monate später hat sie einen weiteren Auftritt, diesmal<br />

als neuer „Liebling der Wiener“: Im Fr<strong>an</strong>z-Antel-Film „Die<br />

süßesten Früchte“ singt sie 1953 im Duett mit Peter Alex<strong>an</strong>der<br />

die Titelmelodie.<br />

Abseits der Bühne kam es trotz aller Berühmtheit zu un<strong>an</strong>genehmen<br />

Erlebnissen. In einem Wiener Str<strong>an</strong>dbad stört sich eine<br />

Frau mit den Worten „Ich muss mich gleich übergeben“ <strong>an</strong><br />

ihrem Anblick. Die Frau entschuldigt sich erst, als ihre Freundin<br />

sie darauf hinweist, wen sie vor sich hat. Mit Ende Zw<strong>an</strong>zig<br />

steht Nejar immer noch mit Teddybär im Arm auf der Bühne<br />

und singt Lieder von traurigen schwarzen Menschen. Sie wechselt<br />

den M<strong>an</strong>ager, doch als dieser tödlich verunglückt, gibt sie<br />

ihre Ges<strong>an</strong>gskarriere auf und lernt „etwas Anständiges“. Sie<br />

wird Kr<strong>an</strong>kenschwester und arbeitet bis zur Pensionierung in<br />

diesem Beruf.<br />

Mit 77 Jahren wird ihre Autobiografie zum Bestseller. Am 20.<br />

<strong>März</strong> wird Marie Nejar achtzig Jahre alt.<br />

Marie Nejar: Mach nicht so traurige Augen …<br />

Rowohlt Verlag, 2007<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international <strong>an</strong>.riss<br />

fußball.wm<br />

„Save the Early Morning Market“<br />

In Durb<strong>an</strong>, Südafrika, haben 6.000 StraßenhändlerInnen den Kampf gegen<br />

die Zerstörung ihres Arbeitsplatzes aufgenommen. Ihre Bemühungen<br />

richten sich gegen die Pläne der Gemeinde, auf dem Warwick Markt<br />

bis zur Fußballweltmeisterschaft <strong>2010</strong> ein Einkaufszentrum zu errichten.<br />

Derzeit bietet der Markt im Stadtzentrum <strong>an</strong> geschäftigen Tagen<br />

bis zu 8.000 StraßenhändlerInnen ein sicheres Einkommen. Mit der Errichtung<br />

eines Einkaufszentrums würde die Gemeinde nicht nur die<br />

Existenzgrundlage tausender Menschen zerstören, sondern auch einen<br />

sozialen Knotenpunkt.<br />

Aufgrund der drohenden Schließung des Marktes kam es im letzten<br />

Jahr zu Ausein<strong>an</strong>dersetzungen zwischen HändlerInnen und der Polizei,<br />

wobei sieben Frauen schwer verletzt wurden. Ihre Erfahrungen mit der<br />

Gewalt seitens der Polizei verarbeiteten einige Frauen mit Aktionen <strong>an</strong>lässlich<br />

des Tages „Gegen Gewalt <strong>an</strong> Frauen“. leka<br />

www.frauensolidaritaet.org<br />

Online-Petition zur Erhaltung des Marktes: www.ipetitions.com/petition/warwickjunction<br />

nach.ruf<br />

Mary Daly (1928–<strong>2010</strong>)<br />

Die US-amerik<strong>an</strong>ische Theologin und Philosophin Mary Daly ist am 3.<br />

Jänner im Alter von 81 Jahren gestorben. Daly wurde durch ihre, durchwegs<br />

umstrittene, radikalfeministische Kritik <strong>an</strong> der christlichen Kirche<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Foto: David J. Roberts<br />

und ihrer Patriarchats<strong>an</strong>alyse bek<strong>an</strong>nt. Bereits 1968 erschien ihr Buch<br />

„The Church <strong>an</strong>d the Second Sex“ (deutsch:„Kirche, Frau und Sexus“).<br />

Zu ihren einflussreichsten Werken gehören „Beyond God the Father“<br />

(„Jenseits von Gottvater Sohn & Co.“), in dem sie zum Kirchenaustritt<br />

aufrief, und „Gyn/ecology“, das die systematischen patriarchalen Angriffe<br />

gegen Frauen sowie u.a. die Gynäkologie in den USA als faschistoid<br />

<strong>an</strong>pr<strong>an</strong>gert.<br />

Daly studierte in den USA und der Schweiz, als streitbare „radical<br />

lesbi<strong>an</strong> feminist“ lehrte sie dreißig Jahre l<strong>an</strong>g – trotz massiver Widerstände<br />

– bis Ende der 1990er Theologie am katholischen Boston<br />

College. viyu<br />

www.frauenrat.de<br />

west.sahara<br />

Aminatou Haidar kämpft weiter<br />

Die Menschenrechtsaktivistin Aminatou Haidar geriet Ende 2009 in die<br />

Schlagzeilen, als sie nach einem einmonatigen Hungerstreik am Flughafen<br />

von L<strong>an</strong>zarote die Erlaubnis erhielt, in ihre Heimat Westsahara<br />

zurückzureisen. Die Westsahara ist eine ehemalige sp<strong>an</strong>ische Kolonie,<br />

die nach mehreren Jahren <strong>an</strong>tikolonialistischem Kampf der Frente Polisario<br />

1975 eigentlich befreit gewesen wäre – hätte nicht Sp<strong>an</strong>ien mit<br />

Marokko einen Vertrag abgeschlossen, auf dessen Grundlage Marokko<br />

bis heute zwei Drittel des L<strong>an</strong>des besetzt hält und Sp<strong>an</strong>ien die Vorrechte<br />

auf ein Drittel des westsaharauischen Phosphats besitzt. Seit Jahrzehnten<br />

wird auf diplomatischem Weg versucht, diese völkerrechtswidrige<br />

Situation zu klären, seit fast zw<strong>an</strong>zig Jahren hält sich die Frente Polisario<br />

<strong>an</strong> einen Waffenstillst<strong>an</strong>d, um eine friedliche Lösung zu ermöglichen. In<br />

der Zwischenzeit leben seit mehr als dreißig Jahren 160.000 Saharauis<br />

in Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste.<br />

Aminatou Haidar, die sich stets am zivilen Ungehorsam beteiligte,<br />

mehrfach deswegen im Gefängnis saß und auch gefoltert wurde, war<br />

im November 2009 in die USA gereist, wo sie einen Menschenrechtspreis<br />

erhielt. Bei der Wiedereinreise in die Westsahara gab sie als Nationalität<br />

statt marokk<strong>an</strong>isch saharauisch <strong>an</strong>, worauf sie von Marokko ohne<br />

Papiere nach L<strong>an</strong>zarote abgeschoben wurde, wo sie nun festsaß und<br />

den Hungerstreik beg<strong>an</strong>n. Ende Dezember durfte sie wieder in die Westsahara<br />

einreisen, nachdem zahlreiche Org<strong>an</strong>isationen und PolitikerInnen<br />

für sie eingetreten waren.<br />

Es sind aber nicht nur Marokko und Sp<strong>an</strong>ien, die vom ungeklärten<br />

(post-)kolonialen Status der Westsahara profitieren, indem sie die vielen<br />

Bodenschätze abbauen. Die EU bezahlt jährlich Millionen <strong>an</strong> Marokko<br />

für die Erlaubnis, die besonders reichen Fischbestände <strong>an</strong> der westsaharauischen<br />

Küste auszubeuten.<br />

Aminatou Haidar wurde von Sp<strong>an</strong>ien schon mehrfach politisches<br />

Asyl <strong>an</strong>geboten – sie hat immer abgelehnt. sylk<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Aminatou_Haidar, http://lesahraoui.vox.com/<br />

gleich.berechtigt<br />

Vorreiter Mexiko<br />

Mexiko City ist die erste Stadt und der erste Bundesstaat Lateinamerikas,<br />

der die Homo-Ehe eingeführt hat. Fast zeitgleich wurde Ende 2009<br />

von der linken Mehrheit im Parlament von Mexiko-Stadt auch das Adoptionsrecht<br />

für gleichgeschlechtliche Ehepaare durchgesetzt. In <strong>an</strong>deren


lateinamerik<strong>an</strong>ischen Ländern wie Argentinien sieht es dahingegend<br />

leider weniger rosig aus. Anf<strong>an</strong>g Dezember wurde in Buenos Aires nämlich<br />

die erste gleichgeschlechtliche Ehe per Gerichtsbeschluss verhindert.<br />

Zwar gab es vereinzelt Städte, u.a. auch Buenos Aires, in denen<br />

gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingetragen werden konnten, jedoch<br />

blieb Schwulen und Lesben das Recht auf gleichberechtigte Eheschließung<br />

bisl<strong>an</strong>g überall verwehrt. Anders in der Hauptstadt Mexikos,<br />

wo gleichgeschlechtliche Paare nun ab Februar, bereits 45 Tage nach der<br />

gesetzlichen Verabschiedung, heiraten dürfen. cami<br />

www.pagina12.com, http://diest<strong>an</strong>dard.at, www.gaywien.at<br />

indien<br />

Wahlbehörde <strong>an</strong>erkennt drittes Geschlecht<br />

Indischen Tr<strong>an</strong>s*personen wird das Ausfüllen von Wahlformularen demnächst<br />

deutlich erleichtert. Die indische Wahlbehörde gab kürzlich bek<strong>an</strong>nt,<br />

dass sie ab <strong>2010</strong> auf ihren Wahlscheinen nicht nur die Geschlechtsbezeichnungen<br />

„männlich“ und „weiblich“ führen wird, sondern<br />

auch eine dritte Vari<strong>an</strong>te:„other“. Damit will sie der knapp 50.000<br />

Personen umfassenden Gemeinde der Tr<strong>an</strong>ssexuellen, Hijras und Eunuchen<br />

entgegenkommen.<br />

Der Status der Hijras in Indien ist ambivalent. Zwar galten sie<br />

früher als Menschen mit „übersinnlichen Kräften“ und wurden auch<br />

dementsprechend verehrt, heute leiden sie jedoch zunehmend unter<br />

gesellschaftlicher Stigmatisierung und Ausgrenzung. Vor allem auf dem<br />

Arbeitsmarkt haben Hijras schlechte Ch<strong>an</strong>cen. Vielen bleibt als letzter<br />

Ausweg nur die Prostitution. Nach der Anerkennung durch die Wahlbehörde<br />

hofft die Hijra-Gemeinde nun auf weitere gesellschaftliche und<br />

rechtliche Verbesserungen. leka<br />

www.queer-news.at<br />

www.gi<strong>an</strong>as-return.de<br />

burka.streit<br />

Drei gegen Dänemark<br />

<strong>an</strong>.riss international<br />

In Dänemark ist die seit dem letzten Jahr schwelende Debatte um ein<br />

öffentliches Verbot der Burka erneut entbr<strong>an</strong>nt. Die Hintergründe: Letzten<br />

Herbst hatte die Regierung ein „Burka-Komitee“ einberufen – den<br />

Anstoß dazu gab der Abgeordnete Naser Khader, Integrationssprecher<br />

der dänischen Konservativen Volkspartei. Khader – selbst syrischer Herkunft<br />

– forderte ein Verbot der Burka, des G<strong>an</strong>zkörperschleiers mit dem<br />

vergitterten Sichtfenster, in der Öffentlichkeit, da diese den „dänischen<br />

Werten“ widerspreche.<br />

Nach allgemeinen Umfragen würde auch die Mehrheit der DänInnen<br />

ein solches Gesetz befürworten. Ministerpräsident Lars Løkke<br />

Rasmussen richtete daraufhin das „Burka-Komitee“ ein, um die aktuelle<br />

Lage zu prüfen.<br />

Im Jänner wurden die Ergebnisse der 69-seitigen Studie des „Burka-<br />

Komitees“ bek<strong>an</strong>nt: Demnach gibt es in g<strong>an</strong>z Dänemark nur drei (!)<br />

Frauen, die regelmäßig die Burka <strong>an</strong>legen. Den Niquab, den Gesichtsschleier<br />

mit Augenschlitz, tragen laut Untersuchung etwa ein- bis zweihundert<br />

Frauen. Auch das häufige Argument, Verschleierungen würden<br />

prinzipiell unter Zw<strong>an</strong>g stattfinden, wurde in der Studie relativiert: Mehr<br />

als ein Drittel der dänischen Schleierträgerinnen sind zum Islam konvertierte<br />

Däninnen, die sich freiwillig verhüllen.<br />

Das Tragen der Burka bzw. des Niquab bleibt vorerst weiterhin erlaubt.<br />

Jedoch zweifeln die Rechten die Untersuchungsergebnisse <strong>an</strong>,<br />

und die Liberalen stellen sich zwar gegen ein Verbot, fordern aber Einschränkungen<br />

für Burka-Trägerinnen – u.a. sollen sie nicht zu Prüfungen<br />

zugelassen werden und bei Nutzung öffentlicher Busse dem/der FahrerIn<br />

zur Kontrolle der Monatskarte ihr Gesicht zeigen müssen. viyu<br />

www.fr-online.de, www.sueddeutsche.de<br />

Ich war dreizehn Jahre alt, als ich meiner ersten großen Game-Liebe<br />

begegnete: „The Great Gi<strong>an</strong>a Sisters“. Was die Super Mario Brothers<br />

für die Nintendo-Videogame-Konsole waren, waren die Gi<strong>an</strong>a Sisters<br />

für den Commodore 64 bzw. Amiga. 1987 von Rainbow Arts entwickelt,<br />

wurden die kleinen Pixel-Schwestern schnell zu einem populären<br />

Jump’n’Run-Hit. Bis Nintendo seine Rechte <strong>an</strong> den Italo-<br />

Klemptnern verletzt sah und die Konkurrenz klagte – mit Erfolg.<br />

Trotzdem hat sich bis heute eine ergebene F<strong>an</strong>gemeinde um das<br />

kultige Schwesternpaar gehalten. Und das wohl nicht nur wegen des<br />

kecken Spruchs auf dem Gi<strong>an</strong>a-Cover: „The Brothers are history“. Ironischerweise<br />

brachte gerade Nintendo 2009 das offizielle Sequel für<br />

seine DS-H<strong>an</strong>dheld-Konsole heraus (siehe www.gi<strong>an</strong>a-sisters.com).<br />

„Gi<strong>an</strong>a’s Return“ hingegen wurde von F<strong>an</strong>s entwickelt und ist als<br />

freier Download verfügbar (u.a. für Windows, Mac, Linux und sogar<br />

Dreamcast). Nach gut vierjähriger Programmierarbeit wurde das F<strong>an</strong>-<br />

Projekt pünktlich zu Jahresbeginn veröffentlicht. 56 Levels, versteckte<br />

Bonus-Höhlen, tricky Shortcuts und böse Endgegner lassen das Gamerinnen-Herz<br />

höher schlagen. Jump, Gi<strong>an</strong>a, jump! viyu<br />

februar <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


gesine schw<strong>an</strong><br />

Das innere Patriarchat<br />

Norma Cacho ist Mitglied der<br />

mexik<strong>an</strong>ischen Nichtregierungsorg<strong>an</strong>isation<br />

CIEPAC (Centro de<br />

Investigaciones Económicas y<br />

Políticas de Acción Comunitaria) in<br />

S<strong>an</strong> Cristóbal, Chiapas.<br />

Übersetzung aus dem Sp<strong>an</strong>ischen:<br />

Eberhard Albrecht<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>:Wie beg<strong>an</strong>n die Andere<br />

Kampagne?<br />

Norma Cacho: Die Andere Kampagne<br />

startete offiziell am 1. J<strong>an</strong>uar<br />

2006. Davor f<strong>an</strong>d eine Reihe<br />

von Treffen mit sozialen und Bauernorg<strong>an</strong>isationen,<br />

indigenen Gemeinden,<br />

Kollektiven, NGOs und Einzelpersonen<br />

statt. Mit einer Rundreise durch die<br />

Bundesstaaten Mexikos beg<strong>an</strong>n die EZ-<br />

LN, Bewusstseinsarbeit für einen gesellschaftlichen<br />

W<strong>an</strong>del in der Bevölkerung<br />

zu leisten und sich darüber auszutauschen.<br />

Ziel war, die Erfahrungen, die<br />

Kämpfe, die Probleme des „Mexiko von<br />

Unten“ kennenzulernen – gleichsam eine<br />

Art Röntgenaufnahme davon zu machen.<br />

Es war von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> klar, dass<br />

die Andere Kampagne ein l<strong>an</strong>gfristig<br />

<strong>an</strong>gelegter Prozess sein würde.<br />

Nach den Repressionen in Atenco 2<br />

im Mai 2006 entwickelte die Andere<br />

Kampagne Gegenstrategien, um Widerst<strong>an</strong>d<br />

zu leisten. Allerdings waren diese<br />

nicht sehr konkret, die Tour ebbte daraufhin<br />

ziemlich ab. Ein Aufschwung im<br />

Oktober 2007 führte schließlich zum<br />

Treffen der Indigenen Völker von Amerika<br />

in Vicam, Sonora. Im Augenblick befindet<br />

sich die Kampagne in einer neuen<br />

Phase – m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n es auch als eine Art<br />

Umgruppierung beschreiben, im Augen-<br />

blick entwickeln sich einige sehr interess<strong>an</strong>te<br />

Prozesse.<br />

Als wir das M<strong>an</strong>ifest 3 lasen, schien es<br />

uns, als ob der Feminismus großen Einfluss<br />

in der „Anderen Kampagne“ gehabt<br />

hätte.<br />

Für uns Frauen war es sehr komplex<br />

und voller Brüche. Es wurde versucht<br />

zu spalten, die „Problematik der<br />

Frauen“ wieder einmal auf später zu<br />

verschieben. Als die verschiedenen Arbeitssektoren<br />

der Anderen Kampagne<br />

ben<strong>an</strong>nt wurden, wie z.B. Arbeiter, Bauern<br />

usw. versuchte m<strong>an</strong> uns Frauen in<br />

einen Bereich zusammen mit LGBTQs<br />

(Lesbi<strong>an</strong>, Gay, Bisexual, Tr<strong>an</strong>sgender,<br />

Queer) und den Minderheiten zu<br />

stecken. Obwohl sich die Andere Kampagne<br />

als <strong>an</strong>ti-patriarchal definiert, ist<br />

sie in der Praxis sehr patriarchal und<br />

ziemlich sexistisch. Wir, die feministischen<br />

Kollektive hatten hier große<br />

Schwierigkeiten. Doch wir wollten auch<br />

nicht einen bereits eroberten Raum<br />

wieder aufgeben.<br />

Im Programm zum ersten Forum<br />

der Anderen Kampagne kam z.B. Gender<br />

kaum vor. Von den dreißig Diskussionspunkten,<br />

die auf der Tagesordnung<br />

st<strong>an</strong>den, hieß der letzte: die Rechte von<br />

Frauen respektieren. Es verschleißt<br />

schon sehr, Teil einer Sozialen Bewe-<br />

Foto: Jens Kastner<br />

Mit „La Otra Campaña“ initiierte die EZLN 1 2006 eine breite außerparlamentarische Alli<strong>an</strong>z zur politischen<br />

Mobilisierung „von unten“. Eva Bahl und Zara Pfeiffer sprachen mit Norma Cacho über die Genderverhältnisse<br />

in der „Anderen Kampagne“.<br />

gung zu sein und immer wieder sagen<br />

zu müssen:„Liebe Mitstreiter, wir müssen<br />

aber auch die Forderungen der<br />

Frauen berücksichtigen. Die Fragen von<br />

Gender und Patriarchat müssen diskutiert<br />

werden, meint ihr nicht?“ Wir Frauen<br />

stehen in einer doppelten Ausein<strong>an</strong>dersetzung:<br />

Sowohl mit dem patriarchalen<br />

System <strong>an</strong> sich als auch innerhalb<br />

der Sozialen Bewegung selbst, wo<br />

wir versuchen, die spezifischen Bedingungen<br />

für uns mexik<strong>an</strong>ischen Frauen<br />

zu definieren und zu konkretisieren.<br />

Welche Methoden habt ihr gegen<br />

den Sexismus innerhalb der Anderen<br />

Kampagne entwickelt?<br />

Der Kapitalismus ist patriarchal,<br />

aber nicht nur der, sondern viele politische<br />

Systeme und Bewegungen. Es<br />

reicht also nicht zu fordern, der Kapitalismus<br />

müsse zerstört werden, und zu<br />

glauben, damit würden alle aufhören,<br />

patriarchal zu sein. Und dass dies d<strong>an</strong>n<br />

automatisch für die politische Praxis<br />

und für deine persönlichen Beziehungen<br />

gelten würde.<br />

Wir brauchen einen Raum innerhalb<br />

der Anderen Kampagne, um dort<br />

diskutieren und konkrete Vor<strong>schläge</strong> zu<br />

den Themen machen zu können. Da<br />

geht es noch nicht einmal um Sexismus.<br />

Männer müssen sich die Frage


stellen:W<strong>an</strong>n schaffen wir es, euch einzuschließen?<br />

Denn in der Praxis wird<br />

dieses „auf gleicher Ebene agieren“ sehr<br />

in Frage gestellt. Aber wir wissen auch,<br />

dass es sich um einen Prozess h<strong>an</strong>delt.<br />

Das geht nicht von heute auf morgen.<br />

Wir sind weiter im Kampf und werden<br />

sehen, wie weit wir kommen können.<br />

Beim Lesen der zehn Punkte des M<strong>an</strong>ifestes<br />

ist uns auch aufgefallen, dass<br />

Tr<strong>an</strong>ssexuelle und Intersexuelle ausdrücklich<br />

aufgeführt werden.<br />

Zur Anderen Kampagne wurde sehr<br />

intensiv und breit aufgerufen. Das richtete<br />

sich <strong>an</strong> jeden und jede, der/die interessiert<br />

war und Lust dazu hatte, diese<br />

<strong>an</strong>dere Sache zu schaffen. Damit wurden<br />

auch Gruppen erreicht, die in der Sozialen<br />

Bewegung traditionell am R<strong>an</strong>de stehen<br />

und sich unterordnen müssen. Es<br />

schloss sich also ein breites Spektrum<br />

von Org<strong>an</strong>isationen <strong>an</strong>: Das ging von<br />

Gruppen mit l<strong>an</strong>ger Geschichte bis hin<br />

zu kleinen Kollektiven, die sich erst gerade<br />

bildeten und dabei waren, sich politisch<br />

zu positionieren. So kamen auch Initiativen<br />

dazu, die die Anerkennung der<br />

Vielfalt geschlechtlicher Identitäten fordern,<br />

Inter- und Tr<strong>an</strong>ssexuelle, und legten<br />

ihre Forderungen auf den Tisch, dass sie<br />

gleich zu achten seien wie jede <strong>an</strong>dere<br />

Person in der Kampagne auch.<br />

Es ging also darum, dass sich alle<br />

<strong>an</strong>schließen konnten, aber auch das war<br />

schwer, denn wir haben weiterhin viele<br />

Vorurteile. Auch hier wird der Kampf<br />

weitergehen. Das M<strong>an</strong>ifest ändert die<br />

Einstellung nicht. Wie schon gesagt, befindet<br />

sich die Andere Kampagne im Augenblick<br />

in einer neuen Etappe. L<strong>an</strong>ge<br />

Zeit gab es keine Aktionen, die Koordination<br />

war schwierig. Das G<strong>an</strong>ze hatte<br />

nicht den Zusammenhalt und die Wirkung,<br />

die m<strong>an</strong> sich <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs erhofft hatte.Aktuell<br />

versucht m<strong>an</strong> mittels der Foren,<br />

die es jetzt wieder gibt, sich zu artikulieren<br />

und die Kampagne erneut zum<br />

Brodeln zu bringen.<br />

Es ist wirklich sehr komplex, wenn<br />

m<strong>an</strong> in einer so breiten Initiative alles<br />

zusammenführen will. Diese große Vielfalt<br />

bedeutet auf der einen Seite einen<br />

großen Reichtum, ist aber auch eine<br />

große Herausforderung. Es müssen Formen<br />

gefunden werden, diese Diversität<br />

zu diskutieren. Bei den Versammlungen<br />

kommen ja nur die Leute, die die Möglichkeit<br />

dazu haben. Da k<strong>an</strong>n es schon<br />

mühsam sein, sich einzubringen.<br />

Welche Rolle nehmen denn Feministinnen<br />

innerhalb der Anderen Kampagne<br />

ein?<br />

Es gibt viele Frauenkollektive und -<br />

gruppen, die mitmachen. Aber sie sind<br />

sehr zurückhaltend, wenn es darum<br />

geht, sich öffentlich dem Feminismus<br />

<strong>an</strong>zuschließen. Wirklich schwierig ist,<br />

immer wieder zu erklären, dass der<br />

Feminismus ein interess<strong>an</strong>ter Vorschlag<br />

ist. Es geht nicht darum, dass die Andere<br />

Kampagne feministisch wird, sondern-darum<br />

<strong>an</strong>zuerkennen, dass eine<br />

patriarchale Alternative keine echte Al-<br />

ternative sein. Darum streiten wir auf<br />

allen Ebenen. Wir sind zwar wenige,<br />

aber wir sind da. Wir haben auch am<br />

Marsch der zapatistischen Frauen teilgenommen,<br />

und auch das war schwierig.<br />

Die Genoss_innen sind in einem interess<strong>an</strong>ten<br />

Empowerment-Prozess.<br />

und das ist nicht immer so, wie wir es<br />

gern sehen würden. Am Eing<strong>an</strong>g einer<br />

Gemeinde hing zum Beispiel ein Tr<strong>an</strong>sparent,<br />

auf dem st<strong>an</strong>d zu lesen: In diesen<br />

Tagen können Männer nur d<strong>an</strong>n <strong>an</strong><br />

den Treffen teilnehmen, wenn sie dabei<br />

die Kinder versorgen und das Essen machen.<br />

Das Tr<strong>an</strong>sparent endete allerdings<br />

mit dem Satz: Nach Ende des Treffens<br />

wird alles wieder so sein wie früher.<br />

Das war doch bestimmt Ironie?<br />

Die EZLN hat öffentlich bek<strong>an</strong>nt,<br />

dass eine Frage, in der sie sich stärker<br />

engagieren muss, die Situation der Frauen<br />

ist. Wir erkennen das <strong>an</strong>. Außerdem<br />

sind wir davon überzeugt, dass die autonomen<br />

zapatistischen Gemeinden ihre<br />

Probleme selbst lösen müssen. Wir mischen<br />

uns auch aus einem <strong>an</strong>deren<br />

Grund nicht ein:Wir wissen, dass dort<br />

Gewalt für die Frauen immer noch eine<br />

Realität ist. Dort steht noch viel Arbeit<br />

im Inneren <strong>an</strong>, Selbstkritik ist notwendig.<br />

Wie wird der Feminismus in der mexik<strong>an</strong>ischen<br />

Gesellschaft im Allgemeinen<br />

wahrgenommen?<br />

Am besten beginne ich mit den<br />

grotesken Bezeichnungen, mit denen<br />

wir belegt werden: Lesben, Verbitterte<br />

und Männerfeindinnen. Dass wir unsere<br />

Rolle nicht akzeptieren, oder dass wir<br />

schlechte Frauen sind. Wir haben gelernt,<br />

damit umzugehen.<br />

Für die große Mehrheit, vor allem<br />

in den konservativen Städten, ist eine<br />

Feministin eine Frau, die nicht einverst<strong>an</strong>den<br />

ist. Nur einige wenige teilen<br />

die Überzeugung, dass die Frauen das<br />

Recht haben, eine Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

abzubrechen, und <strong>an</strong>erkennen, dass<br />

Feministinnen dreißig Jahre dafür<br />

gekämpft haben. Oder dass es jetzt<br />

Gesetze gegen Gewalt <strong>an</strong> Frauen gibt<br />

und der vierzig Jahre <strong>an</strong>dauernde<br />

Kampf der Feministinnen zu Fortschritten<br />

bei der politischen Beteili-<br />

Es reicht also nicht zu fordern, der Kapitalismus müsse zerstört werden, und zu<br />

glauben, damit würden alle aufhören, patriarchal zu sein.<br />

gung der Frauen geführt hat. Dieser<br />

<strong>an</strong>dere Teil der Gesellschaft, der unsere<br />

Errungenschaften achtet, ist sehr<br />

klein, aber er existiert.<br />

Komplizierter ist, dass Ablehnung<br />

auch von Linken kommt. Die die Genossen<br />

wollen ihren Machtstatus nicht verlieren.<br />

Wenn also eine Frau hergeht und<br />

das, was sie sagen, in Frage stellt, heißt<br />

es:„Moment mal!“ Ich bin unter Linken<br />

einigen Machos begegnet, die waren<br />

schlimmer als die bei den Rechten. Wir<br />

müssen das konkret <strong>an</strong>sprechen. Es<br />

sind interess<strong>an</strong>te Dinge erreicht worden,<br />

aber bei den zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen habe ich bei Linken<br />

Dinge gesehen … uff! Wenn zum Beispiel<br />

ein Militär eine Frau vergewaltigt,<br />

d<strong>an</strong>n sind alle empört. Aber wenn das<br />

„intern“ passiert, wird das wenig thematisiert.<br />

Die Linke ist eben auch Teil der Gesellschaft<br />

…<br />

… die aus Machos und Patriarchen<br />

besteht, davon müssen wir ausgehen.<br />

Jeder beginnt bei sich, bei seiner Alltagsrealität<br />

und bei der Arbeit <strong>an</strong> sich<br />

selbst:Wie du deinen inneren Patriarchen<br />

dekonstruierst, denn du bist erzogen<br />

und unterrichtet worden. Wir sind<br />

zur Unterordnung erzogen worden, und<br />

dies zu dekonstruieren, ist auch sehr<br />

mühsam. ❚<br />

schw<strong>an</strong> gesine<br />

1 Die EZLN (Ejército Zapatista de Liberación<br />

Nacional) in Chiapas, einem<br />

der ärmsten Bundesstaaten Mexikos,<br />

trat am 1. J<strong>an</strong>uar 1994 mit einem bewaffneten<br />

Aufst<strong>an</strong>d erstmals öffentlich<br />

in Erscheinung und setzt sich<br />

seitdem mit politischen Mitteln für<br />

die Rechte der indigenen Bevölkerung<br />

Mexikos, aber auch generell gegen<br />

neoliberale Politik und für autonome<br />

Selbstverwaltung ein.<br />

2 Bek<strong>an</strong>nt wurde Atenco durch den<br />

Widerst<strong>an</strong>d seiner EinwohnerInnen<br />

gegen einen gepl<strong>an</strong>ten Neubau des<br />

internationalen Flughafens von Mexiko-Stadt<br />

2001/2003, der eine Enteignung<br />

der meisten ihrer Ländereien<br />

bedeutet hätte. Die EinwohnerInnen,<br />

org<strong>an</strong>isiert in der „Frente de Pueblos<br />

en Defensa de la Tierra“, wehrten sich<br />

mit Protesten und der Besetzung öffentlicher<br />

Ämter. Anf<strong>an</strong>g Mai 2006<br />

geriet Atenco erneut in die Schlagzeilen,<br />

als die Polizei gegen Blumenhändler<br />

aus dem Ort vorging. Die sich<br />

entwickelnden Zusammenstöße arteten<br />

in Straßenschlachten aus. Von<br />

S<strong>an</strong> Salvador Atenco aus eilten Bäuerinnen<br />

und Bauern zu Hilfe und<br />

blockierten die nahe gelegene<br />

Schnellstraße. Bei dem folgenden Einsatz<br />

von mehr als 2.000 Polizisten<br />

gab es zwei Tote, mehrere Schwerverletzte<br />

und fast 300 Verhaftete. Infolgedessen<br />

werden schwerwiegende<br />

Anklagen über sexuellen Missbrauch,<br />

Vergewaltigungen, Missh<strong>an</strong>dlungen<br />

und Folter erhoben, die eine Verletzung<br />

der fundamentalen Menschenrechte<br />

darstellen.<br />

3 Deutsche Gruppe B.A.S.T.A., Übersetzung<br />

von D<strong>an</strong>a:<br />

http://projekte.free.de/b<strong>an</strong>krott/<br />

basta/c20060702.html, Quelle:<br />

http://enlacezapatista.ezln.org.mx/<br />

la-otra-camp<strong>an</strong>a/370<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


outside olympia<br />

Rekordverdächtig<br />

Skispringerinnen wurde das Recht verweigert, <strong>an</strong> den Olympischen Winterspielen in V<strong>an</strong>couver teilzunehmen.<br />

Das liegt eventuell auch dar<strong>an</strong>, dass sie weiter springen könnten als die Männer. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> februar <strong>2010</strong><br />

Es wäre wohl ein Riesensk<strong>an</strong>dal:Wenn<br />

nämlich eine Richterin<br />

des Obersten Gerichtshofes<br />

in K<strong>an</strong>ada entscheiden würde,<br />

das Skispringen für Männer<br />

ebenfalls zu verbieten, um der Diskriminierung<br />

der Skispringerinnen Einhalt zu<br />

gebieten. Die österreichischen Skispringer,<br />

ihre Trainer und der ÖSV würden<br />

zweifellos einen Schock erleiden.<br />

120 Springerinnen aus 25 Nationen<br />

dürfen auch bei dieser Olympiade in<br />

V<strong>an</strong>couver wieder nicht teilnehmen. Zuvor<br />

hatten weltweit 11.000 Unterstützer-<br />

Innen eine Petition unterzeichnet. Die<br />

im Mai 2008 eingereichte Klage der<br />

Springerinnen wurde Ende Dezember<br />

jedoch in letzter Inst<strong>an</strong>z vom Obersten<br />

Gerichtshof in K<strong>an</strong>ada abgelehnt. Offizielle<br />

Begründung: Für die Zulassung eines<br />

olympischen Wettbewerbes müssen<br />

mindestens zwei Weltmeisterschaften<br />

stattgefunden haben. Im Februar<br />

2009 gab es in Liberec die bisl<strong>an</strong>g einzige<br />

Weltmeisterschaft im Damenskispringen.<br />

Nun versuchen die Springerinnen<br />

in Berufung zu gehen. Denn das Internationale<br />

Olympische Komitee (IOC)<br />

führt mit der Entscheidung, die Ski-<br />

springerinnen nicht teilnehmen zu lassen,<br />

seine selbst immer betonten<br />

Bemühungen, den Frauensport zu fördern,<br />

ad absurdum.<br />

„In diesem Fall geht es nicht nur<br />

um die Skispringerinnen. Das wahre<br />

Thema ist Gender-Diskriminierung und<br />

von nationaler Bedeutung. Es geht darum,<br />

ob das Olympische Org<strong>an</strong>isationskomitee<br />

für V<strong>an</strong>couver von einer ausländischen<br />

Org<strong>an</strong>isation gezwungen<br />

werden k<strong>an</strong>n, eine diskriminierende<br />

Entscheidung in K<strong>an</strong>ada umzusetzen“,<br />

erklärte der mit der Berufung befasste<br />

Rechts<strong>an</strong>walt Ross Clark in V<strong>an</strong>couver.


„Eigentlich tolerieren wir keinerlei Diskriminierung<br />

aufgrund des Geschlechts<br />

in K<strong>an</strong>ada.“<br />

„Du fliegst nicht mehr.“ Möglicherweise<br />

liegt der Grund für die <strong>an</strong>dauernde Diskriminierung<br />

aber ohnehin wo<strong>an</strong>ders.<br />

Die US-amerik<strong>an</strong>ische Skispringerin<br />

Lindsay V<strong>an</strong> stellte bei den Vorflügen einen<br />

neuen Rekord auf. Und darf nun<br />

nicht <strong>an</strong>treten. Seit der WM in Liberec<br />

ist sie die erste Weltmeisterin in der Geschichte<br />

des Damenskispringens. Eine<br />

Vorspringerin, D<strong>an</strong>iela Iraschko, erreichte<br />

in Österreich am Kulm 2003 eine<br />

Weite von zweihundert Metern, obwohl<br />

die Bedingungen in der Spur für Vorspringerinnen<br />

schlechter sind. Nur vier<br />

Männer gel<strong>an</strong>gten damals in die Nähe<br />

ihrer Vorgabe. „Die ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Entscheidungsträger sagten aber nicht,<br />

‚Wow super‘, sondern,‚Du fliegst nicht<br />

mehr …‘“, erzählt William Rush bei einem<br />

Kaffee in einem Einkaufszentrum<br />

in Wien Heiligenstadt. Er ist der Onkel<br />

der aufstrebenden Skifliegerin Jessica<br />

Jerome, die die US-Nationals in Lake Placid<br />

im Staate New York gew<strong>an</strong>n und<br />

schon vor acht Jahren Vorspringern für<br />

die Olympiade in Salt Lake City war:„Ich<br />

glaube, es gibt eine große Ch<strong>an</strong>ce, dass<br />

Frauen besser springen als Männer!<br />

Frauen sind aerodynamischer und haben<br />

leichtere Knochen. Männer müssen<br />

abmagern, sie müssen l<strong>an</strong>g und leicht<br />

sein, um weit zu fliegen. Kein Wunder,<br />

dass die Männer dagegen sind, dass<br />

Frauen springen.“<br />

„Skispringen ist eine der extremsten<br />

Sportarten“, sagte Jessica Jerome<br />

selbst in einem Interview. „Es besitzt<br />

dieses wagemutige, gefährliche Element,<br />

aber auch schöne, eleg<strong>an</strong>te Seiten.<br />

Springen ist ein sehr traditioneller,<br />

europäischer, alter Männer-Sport. M<strong>an</strong>che<br />

Männer befürchten, dass Frauen<br />

ihm das Extreme nehmen könnten.“ Die<br />

Tochter von William Rushs Schwester,<br />

die in Park City in Utah aufwuchs, leidet<br />

sehr darunter, dass sie nicht <strong>an</strong>treten<br />

darf und währenddessen immer älter<br />

wird. Die jungen Frauen müssen sich<br />

die Ausrüstung, die Flüge und den Un-<br />

terhalt selber erarbeiten, denn sie erhalten<br />

keinerlei Gelder vom Olympischen<br />

Komitee oder von Sponsoren. Und so<br />

fehlen ihnen auch die fin<strong>an</strong>ziellen Mittel<br />

für professionelles Training. „Alle<br />

Gelder, die sie hereinbringen, werden<br />

verteilt, sie selbst bekommen nichts.<br />

Wenn Jessica einen Privatsponsor ergattern<br />

würde, verliert sie ihren Amateurstatus<br />

und darf erst recht nicht <strong>an</strong>treten“,<br />

schildert Rush die Schwierigkeiten.<br />

Die Jap<strong>an</strong>erinnen konnten sogar einige<br />

Male nicht nach Europa kommen,<br />

weil es kein Geld für Flugtickets gab.<br />

Marketing & Medien. „Ich sagte meiner<br />

Schwester, das ist Marketing, das Olympiakomitee<br />

ist eine riesige Firma und für<br />

die einzelnen Länder ist es ebenfalls<br />

„Springen ist ein sehr traditioneller, europäischer,<br />

alter Männer-Sport.“<br />

ökonomisch wichtig. Es ist auch eine Frage<br />

der Übertragung durch das Fernsehen,<br />

dem größten Sponsor des Skispringens“,<br />

sagt Rush.„Meine Nichte hätte<br />

schon bei drei Olympiaden springen können,<br />

aber sie wird niemals in einer springen<br />

– wegen Geld. Einmal war eine Amerik<strong>an</strong>erin<br />

als einzige ohne ihren Werbeträger,<br />

nämlich ihre Ski, auf dem Podest“,<br />

lacht er. Vor kurzem verlor eine Fluggesellschaft<br />

Jessica Jeromes gesamte Ausrüstung<br />

– ein Tiefschlag für Jerome und<br />

ihre Familie, der für eine Springerin das<br />

Ende ihrer Karriere bedeuten k<strong>an</strong>n.<br />

Bei einer Diskussion zum Thema<br />

„Sportjournalismus“ <strong>an</strong> der Universität<br />

Wien hält es Joh<strong>an</strong>n Skocek vom „St<strong>an</strong>dard“<br />

nicht einmal der Mühe wert, zu<br />

begründen, warum er nichts über die<br />

Skispringerinnen bringt. Er zieht es vor,<br />

darüber zu diskutieren, dass „m<strong>an</strong> in der<br />

Sportberichterstattung überall bei Raiffeisen<br />

<strong>an</strong>stößt“. Sein Kollege Wolfg<strong>an</strong>g<br />

Wiederstein von „Die Presse“ verweist<br />

darauf, dass sie die Vorgabe haben, in<br />

Richtung Mainstream zu berichten:<br />

„Denn niem<strong>an</strong>d kauft ‚Die Presse’ wegen<br />

der Sportberichterstattung.“ Doch<br />

die konsequente Verhaberung zwischen<br />

Politik, Sportlern und Journalisten sehen<br />

beide durchaus als Problem.<br />

Biologistische Argumente. Das IOC entschied<br />

2006, dass es beim Skispringen<br />

nicht genug Frauen auf internationalem<br />

Level gäbe. „Es ist ein Fall von Diskriminierung<br />

wie aus dem Bilderbuch“,<br />

sagte Anita De Fr<strong>an</strong>tz, Vorsitzende der<br />

Kommission für „Frauen und Sport“ des<br />

Olympischen Komitees. „Einer Gruppe<br />

von Athletinnen wird gesagt, sie wären<br />

nicht gut genug. Dabei war das noch<br />

nie ein Kriterium.“<br />

FIS-Präsident Gi<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>co Kasper<br />

ließ 2005 im Radio verlauten, dass Skifliegen<br />

für Frauen zu gefährlich wäre, da<br />

„es für Frauen aus medizinischer Sicht<br />

nicht zu vertreten ist“. Die Rede war von<br />

möglichen Quetschungen des Geburtsbeckens<br />

und einer Verdrehung der Eierstöcke.<br />

Ein neueres Argument besagt,<br />

dass das Feld zu weit ausein<strong>an</strong>der liege,<br />

tatsächlich liegen die Ergebnisse der<br />

Springerinnen jedoch relativ eng beiein<strong>an</strong>der.„Anf<strong>an</strong>gs<br />

gab es nur dreißig bis<br />

vierzig Rodlerinnen weltweit, L<strong>an</strong>glauf<br />

galt auch l<strong>an</strong>ge als obskur und im<br />

Snowboard gibt es inzwischen starke<br />

Frauen – für Österreich z.B. Marion Kreiner<br />

oder Dorosia Krings. Sie nehmen <strong>an</strong><br />

Olympia teil. Es gibt f<strong>an</strong>tastische Motorrad-<br />

und Autofahrerinnen, wenn sie aber<br />

eine Gefahr für den Erfolg der Männer<br />

sind, boxen sie sie raus“, meint Rush, der<br />

selbst Trainer einer Damen-Softball-<br />

M<strong>an</strong>nschaft war – inzwischen auch keine<br />

olympische Disziplin mehr.<br />

Wenn es Männern durch eine Gerichtsentscheidung<br />

nun ebenfalls verboten<br />

werden würde, am Skifliegen bei<br />

der Olympiade teilzunehmen, käme vieles<br />

in Bewegung. „Es wäre viel billiger,<br />

Frauen hineinzulassen. Aber die werden<br />

die Frauen d<strong>an</strong>n nur von geringerer Dist<strong>an</strong>z<br />

aus springen lassen … so werden<br />

sie es machen“, schätzt William Rush,<br />

der <strong>an</strong> den Europäischen Gerichtshof für<br />

Menschenrechte schrieb und die Antwort<br />

erhielt, dass er kein Betroffener sei.<br />

In „Sport am Sonntag“ gab es einmal<br />

eine Reportage über eine 12-Jährige<br />

muslimische Springerin in Innsbruck.<br />

Gefragt, warum sie kein Kopftuch trage,<br />

<strong>an</strong>twortete sie:„Ich habe ja eh meine<br />

Mütze!“. Vielleicht wird sie eines schönen<br />

Tages erfolgreich den Gerichtshof<br />

<strong>an</strong>rufen. ❚<br />

olympia outside<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


outside olympia<br />

Ziiiieeeeh!<br />

Der l<strong>an</strong>ge Kampf der Skispringerinnen für die Zulassung zu den Olympischen Spielen <strong>2010</strong> ist erfolglos geblieben.<br />

Doch die Ch<strong>an</strong>cen, dass 2014 auch Frauen fliegen werden, stehen gut. Silke Pixner über den l<strong>an</strong>gen Kampf um<br />

sportliche Anerkennung und Gleichbeh<strong>an</strong>dlung bei den Olympischen Spielen.<br />

Offizielle Homepage der Olympischen<br />

Spiele: www.olympic.org/en<br />

Statistiken: www.olympia-statistik.de<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Ägyptische W<strong>an</strong>dmalereien aus<br />

der Zeit um 2600 v. Chr. zeigen<br />

Ballspielerinnen und Akrobatinnen;<br />

auf römischen Fußbodenmosaiken<br />

aus der Zeit zwischen<br />

500 und 1 v. Chr. sind junge Frauen beim<br />

Weitsprung zu sehen, eine fr<strong>an</strong>zösische<br />

Chronik aus dem 15. Jahrhundert berichtet<br />

von einer Tennis spielenden Pariserin,<br />

gegen die nur die besten Spieler<br />

eine Ch<strong>an</strong>ce hatten. Belege für die<br />

sportliche Aktivität von Frauen und deren<br />

Lust <strong>an</strong> der körperlichen Betätigung<br />

gibt es also nicht nur zahlreiche, sondern<br />

auch schon aus frühester Zeit.<br />

Gleichzeitig wurden sportliche Frauen<br />

(von Männern) immer schon als Zeichen<br />

eines drohenden Sittenverfalls gesehen.<br />

So wurden etwa die Spart<strong>an</strong>erin-<br />

nen von den <strong>an</strong>tiken Griechen wegen<br />

ihrer sportlichen Betätigung, ihrer unziemlichen<br />

Sportbekleidung und der<br />

Teilnahme <strong>an</strong> Wettbewerben – auch gemeinsam<br />

mit Männern – scharf verurteilt.<br />

Bei den <strong>an</strong>tiken Olympischen Spielen,<br />

die ab ca. 776 v. Chr. bis etwa 393 n.<br />

Chr. in Griechenl<strong>an</strong>d stattf<strong>an</strong>den, wurden<br />

Frauen von der Teilnahme <strong>an</strong> den<br />

Wettkämpfen kategorisch ausgeschlossen.<br />

Verheirateten Frauen wurde nicht<br />

einmal das Zusehen gestattet.<br />

Obwohl es Frauen verboten war,<br />

sich <strong>an</strong> den Spielen des Zeus zu beteiligen,<br />

wurde ihnen außerhalb Olympias<br />

jedoch eine etwas bedeutendere Rolle<br />

im Sport zugebilligt. So gab es etwa für<br />

griechische Mädchen eigene Laufwettbewerbe,<br />

und auf der Insel Chios trugen<br />

Mädchen laut Überlieferungen Ringkämpfe<br />

aus. Die Teilnahme von Frauen<br />

<strong>an</strong> den leichtathletischen Disziplinen<br />

scheint zur Zeit der Römer weiter zugenommen<br />

zu haben. Die meisten städtischen<br />

Sportfeste boten auch Frauenwettkämpfe<br />

<strong>an</strong>, und selbst die heiligen<br />

Spiele von Korinth, Delphi und Nemea<br />

wurden zunehmend von Frauen erobert.<br />

Nur Olympia blieb konservativ<br />

und hielt bis zuletzt am Ausschluss von<br />

Athletinnen und verheirateten Zuschauerinnen<br />

fest.<br />

Harte Kämpfe. Doch nicht nur die <strong>an</strong>tiken<br />

Griechen schlossen Frauen von den<br />

Olympischen Spielen aus. Auch bei der<br />

Wiederbelebung des sportlichen Großereignisses<br />

im Jahr 1896 durften keine


Athletinnen teilnehmen. Der Begründer<br />

der neuzeitlichen Spiele, Baron Pierre de<br />

Coubertin, sah die Aufgabe der Frauen<br />

darin, die Sieger zu bekränzen und sie<br />

von den Rängen aus zu bejubeln. De<br />

Coubertin war mit dieser Einstellung<br />

ein Kind seiner Zeit. „Ungezügeltes Rennen,<br />

Klettern oder Hüpfen können bei<br />

allzu großer Erschütterung die weiblichen<br />

Fortpfl<strong>an</strong>zungsorg<strong>an</strong>e funktionsunfähig<br />

machen“, warnten etwa medizinische<br />

H<strong>an</strong>dbücher. Auch der spätere<br />

Präsident des olympischen Komitees,<br />

Karl Ritter von Halt, verteidigte das<br />

männliche Monopol auf den sportlichen<br />

Wettkampf:„Der Kampf verzerrt<br />

das Mädchen<strong>an</strong>tlitz, er gibt der <strong>an</strong>mutigen<br />

weiblichen Bewegung einen harten,<br />

männlichen Ton. Er lässt die Grazie<br />

verschwinden, mit einem Wort: Er wirkt<br />

beim Weibe unschön. Der Kampf gebührt<br />

dem M<strong>an</strong>ne, der Natur des Weibes<br />

ist er wesensfremd.“<br />

Gegen den Willen von de Coubertin<br />

und einigen seiner Zeitgenossen traten<br />

jedoch bereits im Jahr 1900, bei den<br />

zweiten Olympischen Spielen der Neuzeit,<br />

22 Athletinnen <strong>an</strong>, überwiegend in<br />

den Disziplinen Tennis und Golf. Der<br />

Frauen<strong>an</strong>teil belief sich damals auf<br />

zwei Prozent.<br />

Die erste Frau, die bei den Spielen<br />

teilnahm, gehörte auch zum ersten<br />

OlympiasiegerInnen-Team der Geschichte:<br />

Hélène de Pourtalès zählte am<br />

22. Mai 1900 bei den Segelwettbewerben<br />

in der Bootsklasse 1-2 Tonnen zur<br />

Besatzung. Bereits sieben Wochen später<br />

gab es auch eine erste Olympiasiegerin<br />

als Einzelathletin. Die Britin Charlotte<br />

Cooper konnte die Damenkonkurrenz<br />

im Tennis für sich entscheiden.<br />

Die erstmalige Teilnahme von Frauen<br />

<strong>an</strong> den Olympischen Spielen war ein<br />

Meilenstein in der Geschichte des Frauensports.<br />

Da Frauen jedoch nicht bei allen<br />

Disziplinen teilnehmen durften, ver<strong>an</strong>staltete<br />

die Frauen-Sport-Föderation<br />

die Frauenweltspiele. Diese Konkurrenzver<strong>an</strong>staltung<br />

zu den Spielen f<strong>an</strong>d erst-<br />

mals 1921 in Monte Carlo statt. Bei den<br />

Bewerben konnten sich die Teilnehmerinnen<br />

in den verschiedensten Disziplinen<br />

– wie etwa im Speerwerfen oder<br />

Hürdenlauf – mitein<strong>an</strong>der messen.<br />

Olympia für Frauen. Doch auch die klassischen<br />

Spiele konnten die Athletinnen<br />

immer mehr für sich gewinnen. Die Anzahl<br />

der <strong>an</strong> den Spielen teilnehmenden<br />

Sportlerinnen ist im Laufe der Jahre stetig,<br />

wenn auch l<strong>an</strong>gsam gestiegen. Betrug<br />

der Frauen<strong>an</strong>teil bei den Olympischen<br />

Sommerspielen im Jahr 1956<br />

noch rund 16 Prozent (610 Frauen), wurde<br />

im Jahr 2000 ein Frauen<strong>an</strong>teil von<br />

etwa 38 Prozent (4.096 Frauen) erreicht.<br />

In Peking wurde 2008 mit rund 4.400<br />

Athletinnen ein neuer Rekord erreicht.<br />

Im Sommer 2012 könnte bei den Olym-<br />

„Ungezügeltes Rennen, Klettern oder Hüpfen können<br />

bei allzu grosser Erschütterung die weiblichen Fortpfl<strong>an</strong>zungsorg<strong>an</strong>e<br />

funktionsunfähig machen“,<br />

warnten etwa medizinische H<strong>an</strong>dbücher.<br />

pischen Spielen in London erstmals die<br />

„fifty-fifty“-Marke erreicht werden.<br />

Auch bei den Winterspielen zeigt sich<br />

ein ähnliches Bild. 1956 betrug der Frauen<strong>an</strong>teil<br />

etwa 17 (132 Frauen), 1998 bereits<br />

rund 36 Prozent. Bei den 21. Olympischen<br />

Winterspielen in V<strong>an</strong>couver<br />

werden rund 2.600 AthletInnen <strong>an</strong>treten,<br />

davon etwa 1.000 Frauen.<br />

Auch die einzelnen olympischen<br />

Disziplinen wurden und werden nach<br />

und nach von den Sportlerinnen erobert.<br />

Erst seit 1928 sind Frauen zu verschiedenen<br />

Leichtathletikdisziplinen zugelassen,<br />

L<strong>an</strong>gstreckenläufe für Athletinnen<br />

sind erst 1960 in Rom zum festen<br />

Best<strong>an</strong>dteil der Spiele geworden. Im<br />

Jahr 1964 wurde Volleyball als erste<br />

Frauen-Teamsportart bei den Olympischen<br />

Spielen erlaubt. Erst zw<strong>an</strong>zig Jahre<br />

später feierte der olympische Frauenmarathon<br />

Premiere. Um Medaillen<br />

kicken und Floretts und Degen schwingen<br />

dürfen Athletinnen seit 1996. Bei<br />

den Olympischen Sommerspielen in<br />

London werden sie auch in der letzten<br />

bisher den Männern vorbehaltenen Disziplin<br />

– das Skispringen bei den Winterspielen<br />

ausgenommen – dabei sein:<br />

dem Boxen. ❚<br />

Sylvia Köchl<br />

Springende Soldaten<br />

olympia outside<br />

Das Bundesheer ist der größte Förderer von Leistungssport in<br />

Österreich. Bei Olympischen Spielen stellt es meist etwa die<br />

Hälfte der SportlerInnen. Besonders gefördert werden Sportarten,„die<br />

von militärischem Interesse sind“ (vor allem militärischer<br />

Fünfkampf, Schießen, aber auch L<strong>an</strong>glauf und Biathlon).<br />

Alle Mitglieder des Bundesheeres, d.h. seit 1998 auch Frauen,<br />

die freiwillig zum Heer gehen, können sich für Förderprogramme<br />

als SpitzensportlerInnen bewerben und finden d<strong>an</strong>n ideale<br />

Rahmenbedingungen vor. Sie sind fin<strong>an</strong>ziell und sozial voll abgesichert<br />

und werden professionell betreut.<br />

Das Anliegen eines Heeres, den Körper des Soldaten/des Kriegers<br />

fit zu machen und zu halten, ist natürlich nichts Neues.<br />

Die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten „Deutschen Turnvereine“<br />

etwa hatten von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> Kampf- und Wehrbereitschaft<br />

im Sinn. Und nicht nur die berüchtigten rechtsextremen<br />

„Wehrsportübungen“, die bis heute abgehalten werden, knüpfen<br />

nahtlos <strong>an</strong> ein faschistisches Körper- und Männlichkeitsideal<br />

<strong>an</strong>, auch das Bundesheer formuliert auf seiner Homepage<br />

g<strong>an</strong>z offen: „Nach dem Abzug der Besatzungstruppen waren<br />

die Bel<strong>an</strong>ge des Sports fast gänzlich den einzelnen Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten<br />

überlassen, die meist nach alten Vorschriften der<br />

Deutschen Wehrmacht die Körperausbildung in das Ausbildungsprogramm<br />

aufnahmen.“<br />

Eine besondere Rolle für den Einstieg und die Jugendförderung<br />

spielt der Österreichische Heeressportverb<strong>an</strong>d, der unzählige<br />

Zweigvereine in allen Bundesländern unterhält. In seinen Statuten<br />

von 2005 heißt es u.a.: „Der Zweck des Verb<strong>an</strong>des liegt<br />

in der Hebung der körperlichen Leistungskraft der Soldaten (…)<br />

sowie der Vertiefung der Zusammengehörigkeit und der Kameradschaft<br />

aus der Ausübung und Förderung des Körpersports;<br />

der Anleitung zur gesunden Freizeitgestaltung, der Erziehung<br />

zur Ritterlichkeit, Selbstbeherrschung und Willensformung.“<br />

Von den bek<strong>an</strong>nten Skispringern Österreichs stammt der<br />

Großteil aus dem Bundesheer (z.B. Anton Innauer und Andreas<br />

Goldberger oder aktuell Martin Koch, Andreas Kofler und<br />

Wolfg<strong>an</strong>g Loitzl). Ihnen ermöglicht das Heer, auf höchstem Niveau<br />

eine Sportart zu betreiben, die in vielleicht sechs oder<br />

sieben Ländern der Welt eine größere Bedeutung hat. Wenn<br />

auch Skispringen nicht gerade von größtem militärischen Interesse<br />

ist, so erklärt doch das Engagement des Bundesheeres<br />

teilweise die männliche Genealogie dieser Sportart. Bliebe nur<br />

noch die Frage, was tendenziell magersüchtige und entsprechend<br />

schlecht ernährte Skispringer zur „Hebung der körperlichen<br />

Leistungskraft der Soldaten“ beitragen …<br />

Alle Zitate von: www.bundesheer.at und www.heeressport.at<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


outside olympia<br />

46,XX/46,XY<br />

Was eine Frau zur Frau macht, ist auch in sportlichen Wettbewerben nicht leicht zu be<strong>an</strong>tworten. Versucht wird es<br />

trotzdem. Von Bettina Enzenhofer<br />

1 Caster Semenya gew<strong>an</strong>n bei der<br />

Leichtathletik-Weltmeisterschaft<br />

2009 in Berlin die Goldmedaille im<br />

800-Meter-Lauf. Zweifel <strong>an</strong> ihrer<br />

Weiblichkeit aufgrund des guten<br />

Ergebnisses und ihrer maskulinen<br />

äußeren Erscheinung führten zur<br />

Anordnung eines „gender verification<br />

test“.<br />

2 S<strong>an</strong>thi Soundaraj<strong>an</strong> gew<strong>an</strong>n bei<br />

den Asienspielen 2006 in Doha die<br />

Silbermedaille für den 800-Meter-<br />

Lauf. Nach einem Geschlechtstest<br />

musste sie die Medaille wieder abgeben,<br />

weil sie „männliche“ Chromosomen<br />

hat. Soundaraj<strong>an</strong> versuchte daraufhin,<br />

sich das Leben zu nehmen.<br />

3 María José Martínez-Patiño durfte<br />

bei den Olympischen Spielen 1988<br />

nicht starten, als bek<strong>an</strong>nt wurde, dass<br />

sie XY-Chromosomen hat. Sie wurde<br />

außerdem vom sp<strong>an</strong>ischen Team ausgeschlossen,<br />

bereits errungene Titel<br />

wurden ihr entzogen. Martínez-<br />

Patiño wehrte sich gegen den IOC-<br />

Beschluss, zweieinhalb Jahre später<br />

wurde sie von der IAAF wieder eingesetzt.<br />

20 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> februar <strong>2010</strong><br />

Caster Semenya 2009 1 . S<strong>an</strong>thi<br />

Soundaraj<strong>an</strong> 2006 2 . María José<br />

Martínez-Patiño 1988 3 : Sie alle<br />

fielen beim Geschlechtstest<br />

durch. Semenya, Soundaraj<strong>an</strong>,<br />

Martínez-Patiño und etliche <strong>an</strong>dere<br />

konnten nicht beweisen, dass sie Frauen<br />

sind. Mediziner_innen sprachen ihnen<br />

ihre weibliche Identität ab und<br />

schlossen sie von sportlichen Wettbewerben<br />

aus. Bis heute ist die Praxis der<br />

Geschlechtstests aktuell.<br />

Die verbreitete Meinung lautet:<br />

Das biologische Geschlecht ist klar erkennbar.<br />

Bei sportlichen Wettbewerben<br />

müssen Frauen und Männer getrennt<br />

werden, weil sie unterschiedliche Leistungen<br />

erbringen und Männer den<br />

Frauen gegenüber einen Vorteil haben.<br />

Es muss deshalb darauf geachtet werden,<br />

dass sich in die Gruppe der Frauen<br />

keine Männer schummeln.<br />

Die weniger verbreitete Meinung<br />

besagt: Das biologische Geschlecht ist<br />

nicht klar erkennbar. Frauen und Männer<br />

können gleiche Leistungen bringen.<br />

Und über „weiblich“ und „männlich“<br />

hinaus gibt es noch viele <strong>an</strong>dere Variationen<br />

von Geschlecht.<br />

Komplexität von Geschlecht. Biolog_innen<br />

und Mediziner_innen wissen heute,<br />

dass die Sache mit „Frau = XX = weibliche<br />

(innere und äußere) Genitalien =<br />

Östrogene“ (bzw. „M<strong>an</strong>n = XY = männliche<br />

Genitalien = Androgene“) so einfach<br />

nicht ist. Stattdessen gilt: Komplexität<br />

allerorten. Geschlecht ist heute<br />

keine simple biologische Tatsache mehr,<br />

die schnell bestimmt werden k<strong>an</strong>n. Die<br />

Biologie ist inzwischen auf derart viele<br />

für die Geschlechtsentwicklung relev<strong>an</strong>te<br />

Faktoren gestoßen, dass sie mit<br />

dieser Komplexität selbst kaum mehr<br />

zurechtkommt. Die Biolog_in Heinz-Jürgen<br />

Voß präzisiert:„Die Biologie weiß<br />

nicht, was Geschlecht ist und wie es<br />

ausgebildet wird.“ 4 Geschlecht in ein<br />

binäres M<strong>an</strong>n/Frau-Schema einordnen<br />

zu wollen, widerspricht mittlerweile<br />

den eigenen biologischen Erkenntnissen:<br />

Für die Entstehung von Geschlecht<br />

spielen viele Einflüsse zusammen, der<br />

derzeitige Wissensst<strong>an</strong>d kennt genetische,<br />

<strong>an</strong>atomische, hormonelle, psychische<br />

und soziale Faktoren. Falls nicht alle<br />

Faktoren in die gleiche Richtung weisen,<br />

k<strong>an</strong>n niem<strong>an</strong>d klare und sichere<br />

objektive Kriterien für eine geschlechtli-<br />

che Zuordnung geben. In einem solchen<br />

Fall k<strong>an</strong>n höchstens nach l<strong>an</strong>gen Untersuchungen<br />

– die nicht selten unter pathologisierenden<br />

Vorzeichen stattfinden<br />

– d<strong>an</strong>ach geforscht werden, welches<br />

Geschlecht überwiegt.<br />

M<strong>an</strong>che Menschen werden mit einem<br />

Körper geboren, der eine Zuordnung<br />

zu weiblich oder männlich unmöglich<br />

macht. 5 Ihnen wird eine<br />

„Störung der Geschlechtsentwicklung“<br />

(DSD, engl. disorder of sex development)<br />

diagnostiziert. 6 Diese k<strong>an</strong>n sich<br />

auf verschiedenste Arten bemerkbar<br />

machen: Menschen mit XY-Chromosomen<br />

können bspw. äußerlich weiblich<br />

sein, als Mädchen aufwachsen und erst<br />

bei Ausbleiben der Menstruation mit<br />

ihrem „untypischen“ Karyotyp 7 konfrontiert<br />

werden. DSD, so die Lehrmedizin,<br />

k<strong>an</strong>n sich aber auch durch XX-Chromosomen<br />

mit männlichen Genitalien<br />

äußern. Die jeweilige Geschlechtszuweisung<br />

hängt immer von der genauen<br />

Diagnose ab. Die Geschlechtschromosomen<br />

können zudem in „untypischer“<br />

Zahl vorliegen: 45,X (Turner-Syndrom),<br />

47,XXY (Klinefelter-Syndrom), 45,X/46,XY<br />

oder 46,XX/46,XY.


Deutlich wird: Die Geschlechtschromosomen<br />

und die Genitalien sagen<br />

nicht viel über das individuelle Geschlecht<br />

aus. Genau das war aber zu Beginn<br />

der Geschlechtstests bei sportlichen<br />

Wettbewerben noch unbek<strong>an</strong>nt.<br />

Doch obwohl m<strong>an</strong>/frau heute davon<br />

weiß, werden derartige Tests immer<br />

noch durchgeführt.<br />

Geschichte der Geschlechtstests. Die Angst,<br />

dass sich Männer ins Team der Frauen<br />

schummeln und durch einen biologischen<br />

Vorteil unerk<strong>an</strong>nt gewinnen<br />

könnten, geht auf die Zeit des Kalten<br />

Krieges zurück. Einen bewiesenen Vorfall,<br />

der solche Ängste und Behauptungen<br />

rechtfertigen würde, gab es zwar<br />

nicht. Trotzdem wurden 1966 erstmals<br />

offiziell Geschlechtstests für Frauen eingeführt:<br />

Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft<br />

in Budapest mussten<br />

sich Frauen nackt einem Gremium aus<br />

Ärztinnen präsentieren. Körper und Genitalien<br />

wurden inspiziert. Das Vorh<strong>an</strong>densein<br />

von Brüsten und Vagina bedeutete:<br />

Es ist eine Frau. Nach vielfachen<br />

Beschwerden über diese entwürdigende<br />

Methode ordnete das Internationale<br />

Olympische Komitee (IOC) eine neue<br />

Technik <strong>an</strong>, den Barr-Test. Für diesen<br />

wurde ein Abstrich von der W<strong>an</strong>geninnenseite<br />

genommen, gesucht wurde<br />

nach dem inaktiven X-Chromatin. 8 Wurde<br />

es von den Mediziner_innen gefunden,<br />

gaben sie das O.K. für die Teilnahme<br />

in der weiblichen Gruppe.<br />

Der Barr-Test wurde erstmals bei<br />

den Olympischen Winterspielen 1968 in<br />

Grenoble und bei den Olympischen<br />

Sommerspielen 1968 in Mexiko-Stadt<br />

durchgeführt. Auch <strong>an</strong>dere Verbände<br />

(z.B. die International Association of<br />

Athletics Federations, IAAF) übernahmen<br />

den Test. Die Krux dar<strong>an</strong>: Er besagt<br />

einerseits, dass Frauen mit XY-<br />

Karyotyp – auch wenn sie eine Androgeninsensitivität<br />

haben (bei dieser<br />

DSD-Form können die als leistungssteigernd<br />

erachteten Androgene nicht<br />

oder nur vermindert wirken) –, Männer<br />

sind, <strong>an</strong>dererseits hätte der Test Männer<br />

mit bspw. XXY-Karyotyp oder dem<br />

Klinefelter-Syndrom in der Frauengruppe<br />

starten lassen.<br />

Mitte der 1970er machten Mediziner_innen<br />

zwar darauf aufmerksam,<br />

dass der Test technisch unzuverlässig<br />

ist, Konsequenzen hatte das aber vorerst<br />

nicht. Erst 1992 bei den Olympischen<br />

Winterspielen in Albertville wurde<br />

ein neuer Geschlechtstest eingesetzt:<br />

Mittels einer DNA-Analyse sollte<br />

Y-chromosomales Material (speziell das<br />

SRY-Gen) entdeckt werden. Dies bedeutete<br />

einen Wechsel der Perspektive:<br />

Ging es bis 1992 darum, weibliche körperliche<br />

Faktoren nachzuweisen, so war<br />

der Fokus von 1992 <strong>an</strong>, männliche körperliche<br />

Faktoren ausschließen zu können.<br />

Doch auch die DNA-Analyse ist für<br />

eine Geschlechtsbestimmung letztlich<br />

ungenügend.<br />

Im Zweifel dagegen. In der IAAF wird seit<br />

1992 eine allgemeine Geschlechtsüberprüfung<br />

nicht mehr verwendet. Ein genereller<br />

Gesundheits-Check wird bei allen<br />

Teilnehmer_innen empfohlen, aber<br />

nicht vorgeschrieben. M<strong>an</strong>/frau geht<br />

davon aus, dass ein sich unter die Teilnehmerinnen<br />

schummelnder M<strong>an</strong>n bei<br />

der Urinprobe entlarvt werden würde.<br />

Die IAAF behält sich allerdings vor, in<br />

„Zweifelsfällen“ doch geschlechtsprüfende<br />

Tests durchzuführen.<br />

Beim IOC wurden zum letzten Mal<br />

alle 3.387 Teilnehmerinnen der Olympischen<br />

Sommerspiele 1996 in Atl<strong>an</strong>ta<br />

überprüft. Acht Teilnehmerinnen wurden<br />

zwar positiv getestet, durften aber<br />

trotzdem <strong>an</strong>treten (sieben der acht hatten<br />

eine partielle oder komplette Androgeninsensivität).<br />

Seit 1999 verzichtet<br />

das IOC auf Geschlechtstests, d.h. die<br />

Olympischen Sommerspiele 2000 in<br />

Sydney und die Olympischen Winterspiele<br />

2002 in Salt Lake City f<strong>an</strong>den<br />

erstmals ohne Geschlechtsüberprüfung<br />

statt. Wie bei der IAAF wird nun „nur“<br />

mehr in „Zweifelsfällen“ getestet. Was<br />

als „zweifelhaft“ zu bewerten ist, ist da-<br />

bei nicht g<strong>an</strong>z klar – ein „Verdacht“<br />

reicht, um Teilnehmerinnen öffentlich<br />

bloßzustellen (siehe etwa den Fall<br />

Caster Semenya).<br />

Für die Medizinethikerin Claudia<br />

Wiesem<strong>an</strong>n ist die IAAF-Richtlinie „wolkig,<br />

enthält lauter schwammige Wörter“.<br />

9 Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org<br />

spricht von neuen<br />

Ungerechtigkeiten (Tests hinter verschlossenen<br />

Türen, keine Kontrolle),<br />

auch die Denunziation durch <strong>an</strong>dere<br />

Teilnehmerinnen werde so gefördert.<br />

Tr<strong>an</strong>sgender-Teilnahme. Immerhin zeigt<br />

sich <strong>an</strong> den heutigen Methoden der Geschlechtsfeststellung<br />

ein Umdenken:<br />

Mittlerweile braucht es ein breites Gremium<br />

aus Gynäkolog_innen, Endokrinolog_innen,<br />

Psycholog_innen, Inneren<br />

Mediziner_innen und Gender/Tr<strong>an</strong>sgender-Expert_innen<br />

für eine Geschlechtsüberprüfung.<br />

Eine weitere<br />

Neuigkeit ist die Erlaubnis für tr<strong>an</strong>ssexuelle<br />

Menschen, <strong>an</strong> den Olympischen<br />

Spielen teilzunehmen – wenn<br />

auch nur unter bestimmten diskriminierenden<br />

Auflagen: So muss etwa eine<br />

Gonadektomie 10 zwei Jahre vor der Teil-<br />

1966 wurden erstmals offiziell Geschlechtstests für Frauen eingeführt: Bei der<br />

Leichtathletik-Europameisterschaft mussten sich Frauen nackt einem Gremium<br />

aus Ärztinnen präsentieren. Körper und Genitalien wurden inspiziert.<br />

nahme stattgefunden haben. Das IOC<br />

hat im Oktober 2003 eine diesbezügliche<br />

Richtlinie herausgegeben, der sich<br />

auch die IAAF <strong>an</strong>schloss.<br />

Kurz nach Redaktionsschluss f<strong>an</strong>d<br />

Mitte J<strong>an</strong>uar in Miami das IOC-Symposium<br />

„ 2nd World Conference on Hormonal<br />

<strong>an</strong>d Genetic Basis of Sexual Differentiation<br />

Disorders“ statt. Die bisher<br />

veröffentlichten Ergebnisse sind<br />

empörend: Es sollenGesundheitszentren<br />

eingerichtet werden, in denen DSD<br />

diagnostiziert und Athlet_innen beh<strong>an</strong>delt<br />

werden sollen. Denn, so der Chefmediziner<br />

Arne Ljungqvist, Menschen<br />

mit DSD brauchen in den meisten Fällen<br />

eine Beh<strong>an</strong>dlung (Operationen, Hormontherapie)<br />

– eine glatte Lüge. Außerdem<br />

wirdAthletinnen ein Gesundheitscheck<br />

vor den Olympischen Spielen nahegelegt:<br />

DSD könne so im Vorhinein<br />

identifiziert werden. ❚<br />

olympia outside<br />

4 Heinz-Jürgen Voß:„Caster Semenya:<br />

wie aus einem Menschen ein „Fall“<br />

wird“, http://schwule-seite.de/poitics_geschlecht_sport_mensch.html<br />

5 In der Literatur gibt es unterschiedliche<br />

Angaben zur Häufigkeit von<br />

DSD, die höchste Zahl findet sich bei<br />

Blackless et al. mit 1,728% der Lebendgeburten;<br />

<strong>an</strong>dere Autor_innen sprechen<br />

von einer DSD-betroffenen Person<br />

pro 3.000 (Melton) oder 4.500<br />

(Hughes et al.) Geburten.<br />

6 Im April 2006 wurde das „Consensus<br />

statement on m<strong>an</strong>agement of intersex<br />

disorders“ veröffentlicht, das<br />

eine neue Definition und Klassifikation<br />

für intersexuelle Menschen vorsieht.<br />

Seitdem spricht m<strong>an</strong>/frau von<br />

„Störungen der Geschlechtsentwicklung“<br />

(bzw. engl. DSD, Diseases of Sexual<br />

Development).<br />

7 Aus dem Karyotyp wird u.a. ersichtlich,<br />

wie viele Chromosomen ein<br />

Mensch in einer Körperzelle besitzt<br />

(meistens 46) und welcher Art die Geschlechtschromosomen<br />

sind: 46,XX<br />

bedeutet, dass 46 Chromosomen vorh<strong>an</strong>den<br />

sind, die Geschlechtschromosomen<br />

sind XX. 45,X bedeutet 45<br />

Chromosomen, ein X-Chromosom,<br />

ein zweites Geschlechtschromosom<br />

fehlt. 47,XXY = 47 Chromosomen, ein<br />

Geschlechtschromosom ist zu viel<br />

vorh<strong>an</strong>den. 46,XX/46,XY ist ein Chromosomenmosaik,<br />

bei dem m<strong>an</strong>che<br />

Zellen XX, m<strong>an</strong>che XY als Geschlechtschromosomen<br />

aufweisen.<br />

8 Bei Vorliegen von zwei X-Chromosomen<br />

ist eines weitgehend inaktiv<br />

und als sogen<strong>an</strong>nter Barr-Körper<br />

nachweisbar. Bei Vorliegen von einem<br />

X- und einem Y-Chromosom gibt es<br />

kein inaktives X-Chromosom und<br />

demzufolge keinen Barr-Körper.<br />

9 Claudia Wiesem<strong>an</strong>n, Presseinformation:„„Sportethik<br />

tut Not!“ Medizinethikerin<br />

der Universitätsmedizin<br />

Göttingen nimmt Stellung“,<br />

www.med.uni- goettingen.de/presseinformationen/presseinformationen_11336.asp?year=2009<br />

10 Gonadektomie = Entfernung der<br />

Gonaden (Keimdrüsen), also Hoden<br />

bzw. Eierstöcke.<br />

februar <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


forum wissenschaft<br />

Drei rote Pfiffe<br />

Der vergessene Widerst<strong>an</strong>d: Eine Neuerscheinung erinnert <strong>an</strong> das Leben der kärntnerslowenischen Partis<strong>an</strong>in<br />

Helena Kuhar alias „Jelka“. Von Judith Götz<br />

Helena Kuchar: Jelka. Aus dem<br />

Leben einer Kärntner Partis<strong>an</strong>in.<br />

Drava 2009, 19,80 Euro<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Über sechzig Jahre Befreiung<br />

v<br />

meint in Kärnten/Koroska vor<br />

allem„Niederlage“ und hinsichtlich<br />

der Erinnerungstradition<br />

in erster Linie eine Kultivierung<br />

faschistoider und <strong>an</strong>tislowenischer<br />

Brauchtumspflege. Dies verdeutlicht<br />

sich in der Fortsetzung eines<br />

Gedenkens, das <strong>an</strong> die vermeintlichen<br />

„Opfer“ der Partis<strong>an</strong>Innen erinnert,<br />

nicht jedoch <strong>an</strong> ihren <strong>an</strong>tifaschistischen<br />

Beitrag zur Befreiung. Auch die von<br />

kärntnerslowenischen Partis<strong>an</strong>Innen<br />

niedergeschriebenen (Lebens-)Geschichten<br />

werden bis heute weitgehend<br />

marginalisiert.<br />

Bücher gegen das Vergessen. Der Drava Verlag<br />

hat in den letzten Jahren unter dem<br />

Titel „Bücher gegen das Vergessen“<br />

mehrere autobiografische Werke herausgegeben,<br />

geschrieben von ehemaligen<br />

Partis<strong>an</strong>Innen und/oder <strong>an</strong>deren<br />

(Kärntner) SlowenInnen, die sich auf<br />

unterschiedliche Art und Weise gegen<br />

das nationalsozialistische Vernichtungsregime<br />

zur Wehr setzten. Zu diesen<br />

Werken zählt auch die Neuauflage<br />

der Lebensgeschichte von Helena Kuhar,<br />

einer Kärntner Slowenin, die als Partis<strong>an</strong>in<br />

unter dem Namen „Jelka“ gekämpft<br />

hat. Die Entstehungsgeschichte des<br />

Buchs ist dabei beinahe so sp<strong>an</strong>nend<br />

wie die Erzählung selbst. Das Werk war<br />

nämlich bereits 1984 auf Basis von Interviews,<br />

die Thomas Busch und Brigitte<br />

Windhab mit Jelka geführt hatten, in einer<br />

Eigenveröffentlichung der Kooperative<br />

„Longo Mai“ erschienen. Begleitet<br />

von einer Klage des als rechtsextrem<br />

bek<strong>an</strong>nten Sohn des NS-Gauleiters Friedrich<br />

Rainer, Schmähungen und Dro-<br />

v<br />

hungen in Kärnten/Koroska und großer<br />

(positiver) Reson<strong>an</strong>z im restlichen<br />

Österreich, verkaufte sich das Buch im<br />

Eigenverlag bereits 6.000 Mal. Und die<br />

Musikgruppe „Schmetterlinge“ widmete<br />

Jelka auf der LP „Herbstreise“ (1979)<br />

den Song „Drei rote Pfiffe“.<br />

In slowenischer Übersetzung wurde<br />

Jelkas Lebensgeschichte ebenfalls<br />

bereits 1984 im Drava Verlag veröffentlicht,<br />

nicht jedoch in deutscher Sprache.<br />

Während sich in den 1980ern noch kein<br />

Verlag finden ließ, der bereit war, ihre<br />

Erinnerungen zu publizieren, sieht das<br />

Foto: Drava Verlag<br />

heute <strong>an</strong>ders aus. Wenngleich sich <strong>an</strong><br />

der Diskriminierung von Angehörigen<br />

der slowenischen Minderheit und dem<br />

Umg<strong>an</strong>g mit der größten und effektivsten<br />

österreichischen Widerst<strong>an</strong>dsgrup-<br />

v<br />

pe in Kärnten/Koroska wenig geändert<br />

hat, scheint es heute zumindest ein zunehmendes<br />

Problembewusstsein für<br />

das Ableben von ZeitzeugInnen zu geben,<br />

und das Interesse <strong>an</strong> der widerständigen<br />

Geschichte der Kärntner SlowenInnen<br />

wächst.<br />

Einzige Biografie einer Frau. Es gibt unterschiedliche<br />

Gründe dafür, dass die Lebensgeschichte<br />

von Jelka bisl<strong>an</strong>g die<br />

einzige Biografie einer Frau ist, die in<br />

der Drava-Reihe veröffentlicht wurde.<br />

Einerseits neigen viele Frauen dazu, ihre<br />

eigenen Geschichten als „weniger wichtig“<br />

zu bewerten. Andererseits bedingt<br />

die oftmals sehr enge Definition des Begriffs<br />

„Widerst<strong>an</strong>d“, der sich lediglich<br />

auf den bewaffneten Kampf bezieht,<br />

dass insbesondere jene Widerst<strong>an</strong>dsformen,<br />

die sich vor allem Frauen zu eigen<br />

gemacht hatten, weitgehend ausgeklammert<br />

bleiben. Widerständige


H<strong>an</strong>dlungen können jedoch vom Gebrauch<br />

der slowenischen Sprache in<br />

der Öffentlichkeit während der NS-Zeit<br />

über Hilfsdienste bis hin zum aktiven<br />

Kampf reichen. Dass Frauen zwar zahlenmäßig<br />

deutlich unterrepräsentiert,<br />

aber auf allen Ebenen vertreten und <strong>an</strong><br />

allen Widerst<strong>an</strong>dsformen beteiligt waren,<br />

scheint heute bek<strong>an</strong>nt. Weniger<br />

bek<strong>an</strong>nt ist hingegen, dass es auch bei<br />

den Partis<strong>an</strong>Innen häufig sehr wohl<br />

geschlechtsspezifische Arbeitsteilun-<br />

gen gab. Weshalb auch die Historikerin<br />

Brigitte Entner in ihrem Einführungsvortrag<br />

bei der Jelka-Buchpräsentation<br />

im Oktober 2009 im Slowenischen<br />

Wissenschaftsinstitut in Wien die Frage<br />

stellte:„Gibt es spezifisch weibliche<br />

Formen des Widerst<strong>an</strong>ds?“ Während<br />

nämlich die meisten Männer „in den<br />

Wald“ gingen, sollten Frauen meist so<br />

l<strong>an</strong>ge wie möglich auf den Höfen bleiben,<br />

um die Bewegung aus der Legalität<br />

heraus zu unterstützen, was nicht<br />

zuletzt zu einer klassischen Doppelbelastung<br />

und enormem Druck führte.<br />

Auch Jelka erzählt in ihren Erinnerungen,<br />

dass sie l<strong>an</strong>ge Zeit versucht<br />

hatte, bei ihrer Familie zu bleiben, die<br />

Bedrohung durch die Nazis aufgrund<br />

ihres Engagements jedoch immer stärker<br />

wurde, so dass auch sie schließlich<br />

untertauchen musste. Bei den Partis<strong>an</strong>Innen<br />

<strong>an</strong>gekommen, übernahm sie<br />

unterschiedliche Aufgaben, die vom<br />

bewaffneten Kampf über politische Arbeit<br />

bis hin zu typischen Frauenarbeiten<br />

(kochen, Kr<strong>an</strong>ke/Verwundete pflegen)<br />

reichten. Doch die Karrierech<strong>an</strong>cen<br />

für Frauen bei den Partis<strong>an</strong>Innen<br />

scheinen gering gewesen zu sein, was<br />

auch der Umst<strong>an</strong>d verdeutlicht, dass in<br />

den Führungsstrukturen des kärnterslowenischen<br />

Widerst<strong>an</strong>ds kaum Frauen<br />

<strong>an</strong>zutreffen waren.<br />

Partis<strong>an</strong>In, amtsbescheinigt. Entner kritisiert<br />

<strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle auch die ausbleibenden<br />

Entschädigungszahlungen für<br />

ehemalige Partis<strong>an</strong>innen bzw. das Opferfürsorgegesetz<br />

(OFG), das gerade<br />

Frauen ausgrenzte, weil es die oftmals<br />

eben von Frauen ausgeübten widerständigen<br />

H<strong>an</strong>dlungen nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte.<br />

„Nicht für alle, die den Partis<strong>an</strong>Innenkampf<br />

unterstützten, war der<br />

Weg zur Amtsbescheinigung problemlos.<br />

Zunächst musste bewiesen werden,<br />

dass die Unterstützung der FreiheitskämpferInnen<br />

tatsächlich erfolgt<br />

war. Eine Verhaftung wegen bloßen<br />

Verdachts darauf reichte dafür nicht<br />

aus. Die Gestapo hingegen hatte nicht<br />

gezögert, Verdächtige auch ohne Be-<br />

weise zu verhaften. Geübte Praxis war<br />

es, die Verdächtigen in ‚Schutzhaft’ zu<br />

nehmen und in ein KZ zu deportieren.<br />

Ein ehemaliger KZ-Häftling, der ‚nur’<br />

aufgrund des Verdachtes der Partis<strong>an</strong>Innenunterstützung<br />

deportiert worden<br />

war, war folglich vor dem OFG <strong>an</strong>spruchslos<br />

– als ob die erlebten Traumata<br />

und materiellen Schäden durch<br />

die erlebte Haft in diesem Fall geringere<br />

gewesen wären. Weiters musste<br />

die Freiwilligkeit der Hilfeleistung<br />

nachgewiesen werden.“ 1<br />

Von der Magd zur Partis<strong>an</strong>in. „Aus dem Leben<br />

einer Kärntner Partis<strong>an</strong>in“ erzählt<br />

die Geschichte von Helena Kuhar, beginnend<br />

mit ihrer Geburt 1906. Sie<br />

schildert ihre Arbeit als Magd, ihre Zeit<br />

bei den Partis<strong>an</strong>Innen sowie den <strong>an</strong>dauernden<br />

Kampf um Anerkennung<br />

und Rechte in den Nachrkriegsjahren.<br />

Auf fesselnde Art und Weise und in<br />

einfach gehaltener Sprache wird in den<br />

Aufzeichnungen ein umfassendes Bild<br />

des kärntnerslowenischen Lebens vor,<br />

nach und vor allem während des Nationalsozialismus<br />

gezeichnet. Aus Jelkas<br />

Erzählungen geht nicht nur die Armut<br />

der Zwischenkriegsjahre der<br />

kärntnerslowenischen Bevölkerung<br />

hervor, sondern vor allem auch der kultivierte<br />

Antislowenismus und Deutschnationalismus,<br />

der den Aufstieg des<br />

Nationalsozialismus stark beförderte.<br />

Kuhars Erinnerungen streifen die Arisierungen<br />

jüdischer Geschäfte, die Deportation<br />

jüdischer und kärtnerslowenischer<br />

Familien und die Leidensgeschichten<br />

vieler Menschen aus ihrem<br />

unmittelbaren Umfeld. Als sich Jelka<br />

als vierfache Mutter den Partis<strong>an</strong>Innen<br />

<strong>an</strong>schloss, war ihr M<strong>an</strong>n schon l<strong>an</strong>ge<br />

zum Kriegsdienst eingezogen worden<br />

und ihr Bruder bereits zu den Partis<strong>an</strong>en<br />

geg<strong>an</strong>gen. Ihre Schwägerin war<br />

„abgeholt“ und in ein Lager gebracht<br />

worden, so dass sich Jelka auch noch<br />

zweier weiterer Kinder <strong>an</strong>nehmen musste.<br />

Bevor sie 1942 in die Wälder ging,<br />

hatte sie die Partis<strong>an</strong>Innen bereits l<strong>an</strong>ge<br />

Zeit durch Besorgungen, Hilfs- und<br />

Die oftmals sehr enge Definition des Begriffs „Widerst<strong>an</strong>d“, der sich lediglich auf<br />

den bewaffneten Kampf bezieht, führt dazu, dass jene Widerst<strong>an</strong>dsformen, die sich<br />

vor allem Frauen zu eigen gemacht hatten, weitgehend ausgeklammert bleiben.<br />

Kurierdienste und dergleichen unterstützt.<br />

Jelka wurde mehrfach von der<br />

Gestapo verhört und beschuldigt, das<br />

„B<strong>an</strong>ditenwesen“ zu unterstützen. Sie<br />

schildert die Brutalität der Nazis auf<br />

eindringliche Weise, aber auch den Mut<br />

und das Geschick, das sie aufbrachte,<br />

um ihnen zu entkommen.<br />

Doch auch Jelkas Geschichte endet<br />

nicht mit der Befreiung. Es folgt der Leidensweg,<br />

der den Kärntner SlowenInnen,<br />

und insbesondere den ehemaligen<br />

Partis<strong>an</strong>Innen, nach 1945 noch bevorst<strong>an</strong>d.„Wir<br />

ahnten, dass die Zukunft<br />

dem bisherigen Schicksal der Kärntner<br />

Slowenen gleichen würde“, schreibt Lipej<br />

Kolenik über die Nachkriegszeit, die<br />

für ihn in m<strong>an</strong>cher Hinsicht noch<br />

schlimmer gewesen war als die Kriegsjahre<br />

selbst. Als ehemaliger Partis<strong>an</strong>e<br />

den Diffamierungen als „eigentlicher<br />

Täter und Verräter“ ausgesetzt, wurde<br />

er von einer wiederinstallierten slowenInnenfeindlichen<br />

Kärntner Obrigkeit<br />

bis Ende 1949 13 Mal eingesperrt. Auch<br />

Jelka blieb nach dem Krieg aktiv in<br />

kärntnerslowenischen Org<strong>an</strong>isationen<br />

und wurde etwa 1947 zur Vorsitzenden<br />

der „Antifaschistischen Frauenfront“<br />

gewählt. Denn die Hoffnung gab sie nie<br />

auf:„Die Hoffnung ist wie ein Feuer, <strong>an</strong><br />

dem m<strong>an</strong> sich aufwärmt, wenn es<br />

rundherum kalt ist. Sol<strong>an</strong>ge wir gegen<br />

den Hitler gekämpft hatten, dachten<br />

wir: Morgen wird Gerechtigkeit sein in<br />

Kärnten! Daraus ist nichts geworden.<br />

Jetzt darf m<strong>an</strong> die Glut nicht ausgehen<br />

lassen. Aus der Glut k<strong>an</strong>n einmal ein<br />

neues Feuer werden. Aber wenn sie<br />

ausgeht, bleibt nur kalte Asche.“ ❚<br />

wissenschaft forum<br />

1 Heidi Wilscher, Brigitte Entner:<br />

„Sämtlich Slovenen!“ Kärntner<br />

SlowenInnen zwischen Entrechtung<br />

und Diskriminierung. In: Verena<br />

Pawlowsky u. Harald Wendelin (Hg.),<br />

Ausgeschlossen und entrechtet. Wien<br />

2006 (= Raub und Rückgabe – Österreich<br />

von 1938 bis heute, Bd. 4), S.74<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> november 2009


8. <strong>März</strong>: Feier- oder Kampftag?<br />

Was in Vietnam und Kuba geht, muss auch in Europa her, meint Kersten Artus. Im Gegensatz zu den<br />

Autonomen Feministinnen, die auf staatliche Feierlichkeiten pfeifen.<br />

Mindestlöhne, Arbeitzeitverkürzung, Gleichstellung – es<br />

gibt viele Forderungen, die zur vollständigen Em<strong>an</strong>zipation<br />

gestellt werden, und die noch l<strong>an</strong>ge nicht durchgesetzt<br />

sind. Der Feiertag ist überfällig, weil Frauen vor allem seit<br />

Beginn der Industrialisierung schon viel erreicht haben. Unzählige<br />

Feministinnen, Gewerkschafterinnen, Antifaschistinnen, Politikerinnen<br />

haben für Frauenrechte gekämpft – m<strong>an</strong>che sind dafür<br />

sogar gestorben. Ihnen gilt unser Respekt. Im Mittelalter wurden<br />

Frauen verbr<strong>an</strong>nt, erschlagen, weil sie für Frauen Gutes get<strong>an</strong> haben,<br />

weil sie selbstbewusst waren, weil sie sich nicht unterdrücken<br />

ließen. Sie sollen durch den Feiertag gewürdigt werden.<br />

Frauen und Mädchen erfahren auch heute noch ständig Gewalt.<br />

Es gibt aber Helferinnen, die sich um diese Frauen kümmern: in<br />

Frauenhäusern, in Gewaltberatungsstellen, in Obdachlosentreffs. Sie<br />

verdienen es, gefeiert zu werden. Es gibt Betriebsrätinnen, die sich<br />

für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Sie begleiten<br />

Kolleginnen zum Arbeitsgericht, wenn diese nach der Elternzeit<br />

gekündigt werden. Ihnen gilt D<strong>an</strong>k für ihren Einsatz.<br />

Frauen, die aus ihrem Heimatl<strong>an</strong>d flüchten müssen, werden in<br />

Deutschl<strong>an</strong>dunfreundlich aufgenommen. Die Asylgesetze sind<br />

menschenfeindlich geändert worden. Viele Frauen haben Angst vor<br />

Abschiebung. Den Status der Duldung und nicht selten auch der Illegalität<br />

und Papierlosigkeit zu ertragen, erschüttert diese Frauen<br />

und traumatisiert sie. Sie erfahren dennoch Hilfe und Solidarität:<br />

Andere Frauen verbringen nach ihrer Erwerbsarbeit unzählige Stunden<br />

damit, sich um diese Frauen zu kümmern. Ärztinnen leisten kostenlose<br />

medizinische Hilfe. Sie verdienen einen Tag im Jahr, <strong>an</strong> dem<br />

m<strong>an</strong> ihnen d<strong>an</strong>kt. Viele Mädchen sind perspektivlos. Eine g<strong>an</strong>ze Generation<br />

wächst in Hartz IV-Haushalten auf. Für diese Mädchen<br />

stellt sich nicht die Frage, wie sie Karriere machen. Für sie stellt sich<br />

die Frage nach einem guten Schulabschluss, Schutz vor zu frühen<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaften, Schutz vor Niedriglöhnen, Drogen, Prostitution.<br />

Wer sich um diese Mädchengeneration kümmert, ihr Orientierung<br />

gibt, verdient endlich Anerkennung.<br />

In vielen Ländern ist der 8. <strong>März</strong> ein gesetzlicher Feiertag, in Armenien,<br />

Aserbaidsch<strong>an</strong>, Bulgarien, Burkina Faso, Georgien, Kasachst<strong>an</strong>,<br />

Kirgisist<strong>an</strong>, Kuba, Mazedonien, Moldawien, in der Mongolei, in<br />

Russl<strong>an</strong>d, Serbien, Tadschikist<strong>an</strong>, in der Ukraine, in Usbekist<strong>an</strong>, Vietnam<br />

und Weißrussl<strong>an</strong>d. In China ist der Nachmittag für Frauen arbeitsfrei.<br />

Es wird also höchste Zeit, dass auch die „westlichen“ Länder<br />

ihre Frauen mit einem Feiertag würdigen. ❚<br />

Kersten Artus („Die Linke“ Hamburg) treibt die Kampagne „Der Internationale Frauentag muss ein Feiertag werden“<br />

seit 2009 vor<strong>an</strong>: http://8-maerz.de<br />

1908 wurde in Deutschl<strong>an</strong>d das Verbot politischer Betätigung<br />

von Frauen aufgehoben. Viele Genossen der damaligen<br />

SPD meinten, dass nun mit der legalen Möglichkeit die<br />

wichtigste Forderung der Frauenbewegung erreicht und<br />

keine eigene Frauenarbeit mehr notwendig sei. Die Frauen<br />

kämpften jedoch weiterhin für Frauenrechte, 1910 brachte Clara<br />

Zetkin den Antrag für einen internationalen Frauentag auf der Amsterdamer<br />

Konferenz der Sozialistischen Internationale ein. In der<br />

Geschichte war der 8. <strong>März</strong> immer ein öffentliches Auftreten von<br />

Frauen gegen patriarchale Verhältnisse, für Frauenrechte, gegen<br />

Kapitalismus, für soziale Gerechtigkeit und gegen Krieg.<br />

In den 1970er Jahren entwickelte sich ein starkes, feministisches<br />

Bewusstsein, das sich in der eigenständigen Org<strong>an</strong>isierung<br />

als Frauen für die Entwicklung einer Subjektivität von Frauen, für<br />

ein solidarisches Verhältnis unter Frauen und in einem revolutionären<br />

Frauenbefreiungskampf ausdrückt. Wir müssen uns unabhängig<br />

von Männern, Staat und Kapital org<strong>an</strong>isieren, wir wollen<br />

nicht gleich-berechtigt ausbeuten und Kriege führen, sondern Sexismus<br />

beenden und das Patriarchat zerschlagen.<br />

Der bürgerliche Staat ist nicht unabhängig von der Gesellschaft.<br />

Er regelt und gar<strong>an</strong>tiert das Gelingen des Kapital-Patriarchats.<br />

Er schützt das Privateigentum und regelt die „Ware Arbeitskraft“,<br />

die geschlechtsspezifischen Lohnverhältnisse und Arbeitsteilungen,<br />

die unbezahlte Versorgungsarbeit. Er stützt die „Normalität“<br />

des Sexismus durch geringere Bewertung von Gewalt <strong>an</strong><br />

Frauen z.B. gegenüber Eigentumsdelikten und indem er die Ehe als<br />

„Grundwert“ des Staates verteidigt. Er erschafft mittels „Ausländergesetzen“<br />

sogen<strong>an</strong>nnte „Fremde“, für die soziale und politische<br />

Rechte der Verfassung nicht gelten. Seine Funktion ist die Integration<br />

von Widerst<strong>an</strong>d oder die Niederschlagung von Aufständen.<br />

Doch wir lassen uns weder von „Feierlichkeiten“ vereinnahmen<br />

noch von einem §278 mundtot und h<strong>an</strong>dlungsunfähig machen.<br />

Für uns ist der 8. <strong>März</strong> ein FrauenKampfTag – gegen Sexismus<br />

und Patriarchat, gegen Rassismus, gegen Kapitalismus und imperialistische<br />

Kriege, für Frauenbefreiung international. Unsere Kämpfe finden<br />

alltäglich und org<strong>an</strong>isiert statt, im Alltag, in Beziehungen, bei der<br />

Arbeit, in der Ausbildung, in Institutionen, im Denken, beim Träumen,<br />

im Fühlen und Erkennen, beim Sich-Org<strong>an</strong>isieren, auf der Straße und<br />

gegen den Staat. Demonstrationen sind eine Form, unsere Kämpfe zu<br />

verbinden und öffentlich zu machen, unsere Stärke gemeinsam zu leben,<br />

in Verbundenheit mit den kämpfenden Frauen in der Welt. ❚<br />

Autonome Feministinnen im Vorbereitungsplenum zum 8. <strong>März</strong><br />

Frauendemo 8.3.10, Treffpunkt 17h Mariahilferstraße/Ecke Museumsplatz<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 25


<strong>an</strong>. zeigen<br />

suche<br />

SchreinerIn gesucht! Suche<br />

SchreinerIn oder h<strong>an</strong>dwerklich<br />

begabte Person, die uns ein<br />

Hochbett bauen k<strong>an</strong>n.<br />

svenjahaefner@hotmail.com<br />

biete<br />

Rundg<strong>an</strong>g und szenische Lesung in<br />

der Josefstadt. Anlässlich des<br />

Internationalen Frauentages findet<br />

im Bezirk Josefstadt ein Rundg<strong>an</strong>g<br />

auf den Spuren von Alma Joh<strong>an</strong>na<br />

Koeniag, Hilde Zaloczer, Eugenie<br />

Schwarzwald und Therese<br />

Schlesinger statt. Nach dem ersten<br />

Rundg<strong>an</strong>g erfolgt eine szenische<br />

Autonome österr.<br />

Frauennotrufe<br />

Beratung für Frauen & Mädchen<br />

mit sexuellen Gewalterfahrungen<br />

Wien 01/523 22 22<br />

Graz 0316/31 80 77<br />

Innsbruck 0512/57 44 16<br />

Linz 0732/60 22 00<br />

Salzburg 0662/88 11 00<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Lesung zu Eugenie Schwarzwald.<br />

1. Rundg<strong>an</strong>g 18.03.10, 17 Uhr, Pfeilg.<br />

47-49. Lesung 19 Uhr. 2. Rundg<strong>an</strong>g<br />

19.03.10, 16 Uhr. T.o1/400008115<br />

post@bv08.wien.gv.at<br />

Wen Do Schwerpunkt<br />

Wochenenden gehen weiter.<br />

Am 20./21.03.10 und 10./11.04.10 im<br />

FZ, Autonomes feministisches<br />

FrauenLesbenMädchen-Zentrum,<br />

1090, Währingerstr. 59/Stg. 6,www.wendo-wien.at.tf<br />

Vortragsreihe zu Pionierinnen und<br />

Zukunftsfrauen im Kosmostheater<br />

29.03.–13.12.10, mit Petra Unger,<br />

www.kosmostheater.at/cgi-bin/<br />

kosmos/event/events.pl<br />

FRAUENHOTEL artemisia BERLIN<br />

Zimmer zum Wohlfühlen in Citylage. Ab 39,- Euro.<br />

Br<strong>an</strong>denburgische Str. 18, 10707 Berlin, T 0049 30 8738905<br />

artemisia@frauenhotel-berlin.de<br />

www.frauenhotel-berlin.de<br />

Beate Hammond<br />

Ein Kinderstar wird achtzig<br />

Heutzutage sind singende Kinderstars ziemlich aus der Mode<br />

(Schnappi-singende Mädchen einmal ausgenommen). Früher,<br />

besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, f<strong>an</strong>d die Gesellschaft<br />

allerdings nichts dabei, sich <strong>an</strong> den Darbietungen Minderjähriger<br />

zu erfreuen. So l<strong>an</strong>ge die Kinder klein, zart und schnuckelig<br />

waren, wurden sie vom Publikum geliebt. Mit dem tatsächlichen<br />

Alter wurde d<strong>an</strong>n auch mal geschummelt, damit das mit<br />

dem Kindchenschema stimmte.<br />

So kam es dazu, dass aus einer talentierten jungen Frau namens<br />

Marie Nejar ein Kinderstar wurde, der auf der Bühne fast<br />

nie ohne Teddybär auftrat. Im Sommer 1949 wird die schwarze<br />

Deutsche Marie Nejar durch einen Zufall am Timmendorfer<br />

Str<strong>an</strong>d entdeckt. Sogar Charlie Chaplin lobt ihre Stimme. Als<br />

Leila Negra feiert sie in den 1950er Jahren große Erfolge in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d und Österreich.<br />

Zu dieser Zeit tritt sie regelmäßig in Wien auf. Bei einem<br />

„Hausfrauen-Nachmittag“ ( ja, so etwas gab es) im Wiener<br />

Konzerthaus wird sie als „schwarzer Singvogel“ <strong>an</strong>gekündigt.<br />

Ein paar Monate später hat sie einen weiteren Auftritt, diesmal<br />

als neuer „Liebling der Wiener“: Im Fr<strong>an</strong>z-Antel-Film „Die<br />

süßesten Früchte“ singt sie 1953 im Duett mit Peter Alex<strong>an</strong>der<br />

die Titelmelodie.<br />

Abseits der Bühne kam es trotz aller Berühmtheit zu un<strong>an</strong>genehmen<br />

Erlebnissen. In einem Wiener Str<strong>an</strong>dbad stört sich eine<br />

Frau mit den Worten „Ich muss mich gleich übergeben“ <strong>an</strong><br />

ihrem Anblick. Die Frau entschuldigt sich erst, als ihre Freundin<br />

sie darauf hinweist, wen sie vor sich hat. Mit Ende Zw<strong>an</strong>zig<br />

steht Nejar immer noch mit Teddybär im Arm auf der Bühne<br />

und singt Lieder von traurigen schwarzen Menschen. Sie wechselt<br />

den M<strong>an</strong>ager, doch als dieser tödlich verunglückt, gibt sie<br />

ihre Ges<strong>an</strong>gskarriere auf und lernt „etwas Anständiges“. Sie<br />

wird Kr<strong>an</strong>kenschwester und arbeitet bis zur Pensionierung in<br />

diesem Beruf.<br />

Mit 77 Jahren wird ihre Autobiografie zum Bestseller. Am 20.<br />

<strong>März</strong> wird Marie Nejar achtzig Jahre alt.<br />

Marie Nejar: Mach nicht so traurige Augen …<br />

Rowohlt Verlag, 2007


uch.projekt<br />

Aufklärer_innen gesucht<br />

Foto: „In Geschichte eingeschrieben“, Mädchentagebuch 1956<br />

Aufklärungsbücher für Jugendliche gehen meist von einem heterosexuellen<br />

Normalzust<strong>an</strong>d aus, Homosexualität wird gesondert beh<strong>an</strong>delt,<br />

und sowohl Queerness als auch Jugendliche mit körperlicher oder geistiger<br />

Beeinträchtigung sind kein Thema. Das möchte ein Buchprojekt<br />

ändern und sucht dafür Autor_innen. Die Herausgeberinnen Nadine<br />

Glade und Anna Hollendung studierten Gender Studies <strong>an</strong> der Uni Oldenburg,<br />

ihr Konzept beschreiben sie so:„Wir wünschen uns Ihre Perspektive<br />

in unserer Aufsatzsammlung für Jugendliche mit und ohne Behinderung,<br />

queer, tr<strong>an</strong>s*-, inter-, homo-, hetero-, bi- oder asexuell. Sie<br />

können hier darstellen, was Sie selbst früher gern gesagt bekommen<br />

hätten.“ Gepl<strong>an</strong>te Themen sind bisher zum Beispiel Medien, Sexualpraktiken,<br />

Liebe, Schönheitsideale und Verhütung. Ideen und Beiträge können<br />

bis zum 20. <strong>März</strong> einges<strong>an</strong>dt werden, nähere Informationen finden<br />

sich unter http://genderblog.de/index.php/<strong>2010</strong>/01/11/cfp-jugendaufklarungsbuch-fur-alle<br />

fis<br />

gründung<br />

FachGesellschaft GeschlechterStudien<br />

„Diese Satzung wurde von der Mitgliederversammlung am 29. J<strong>an</strong>uar<br />

<strong>2010</strong> in Berlin verabschiedet und tritt mit der Eintragung in das Vereinsregister<br />

in Kraft“, heißt es in den Statuten der „FachGesellschaft GeschlechterStudien“.<br />

Gegründet wurde der Verein von 204 Wissenschaftlerinnen,<br />

Wissenschaftlern und Studierenden der Technischen Universität<br />

Berlin sowie den Zentren für Geschlechterforschung der TU und<br />

HU Berlin, der Universitäten Siegen und Luxemburg. Vorst<strong>an</strong>dsmitglied<br />

Sabine Hark:„Das Ziel der Fachgesellschaft ist es, die Etablierung und<br />

Weiterentwicklung der Geschlechterstudien im deutschsprachigen<br />

Raum sowie insbesondere den inter- und tr<strong>an</strong>sdisziplinären Austausch<br />

zu fördern.“ kaiv<br />

http://fg-gender.de<br />

r ing.vorlesung<br />

Migration und Geschlechterverhältnisse<br />

Foto: flickr/neingeist<br />

C<strong>an</strong> the Subaltern speak? Dieser Frage widmen sich die Vorträge der<br />

Ringvorlesung „K<strong>an</strong>n die Migr<strong>an</strong>tin sprechen? Migration und Geschlechterverhältnisse“<br />

<strong>an</strong> der Salzburger Universität. Die Beiträge der 12. Ringvorlesung<br />

aus dem Bereich Gender Studies untersuchen das Phänomen<br />

<strong>an</strong>.riss arbeit.wissenschaft<br />

Migration in seinen geschlechtsspezifischen Zusammenhängen aus interdisziplinärer<br />

Perspektive.<br />

Eröffnet wird das Semester am 9.3.<strong>2010</strong> von Helma Lutz mit ihrer<br />

Vorlesung „Sprechen aus dem Off? Migration und Geschlechterverhältnisse<br />

aus internationaler Perspektive“. Weiteren Themenfeldern wie etwa<br />

Mobilität und Gender oder Migrationskonstruktionen in der Literatur<br />

widmen sich Birgit Enzenberger mit ihrem Vortrag „Frauen auf der<br />

Flucht“ oder María Do Mar Castro Varela, die am 22.6. über „Postkoloniale<br />

Konfusionen: Zur Frage von Sexualität und Post-Kolonialismus“<br />

spricht. Die Unsichtbarkeit von Frauen beh<strong>an</strong>delt Sylvia Hahn in ihrer<br />

Vorlesung „Wo sind die Frauen? Oder:Wie die Frauen in der Migrationsgeschichte<br />

verlorengingen“. pix<br />

Dienstags, 18.30–20, 5020 Salzburg, Rudolfskai 42, HS 380 Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, www.unisalzburg.at/gendup<br />

lohn.gleichstellung<br />

(Kein) Geld für Kindergärtnerinnen<br />

Acht Jahre dauerte der Rechtsstreit, jetzt wurde die Lohnbeschwerde<br />

von hundert schweizerischen Kindergärtnerinnen abgewiesen. 2001<br />

stufte der K<strong>an</strong>ton Basell<strong>an</strong>d Kindergärtnerinnen zwar in eine höhere<br />

Lohnklasse ein, reduzierte gleichzeitig aber ihr Pensum. Dieses von<br />

den Kindergärtnerinnen beklagte „Zw<strong>an</strong>gs-Teilzeitpensum“ hatte einen<br />

insgesamt niedrigeren Verdienst zur Folge. Die Gewerkschaft<br />

„vpod“ kritisiert nun das veraltete Kindergartenbild, auf dessen Basis<br />

das Gericht geurteilt hat: Kindergärtnerinnen sind heute identisch<br />

ausgebildet wie Primarlehrkräfte, ihnen steht somit auch die gleiche<br />

Lohnklasse zu.<br />

Bessere Nachrichten gibt es für KindergärtnerInnen in Österreich:<br />

Mit Anf<strong>an</strong>g <strong>2010</strong> stieg der Mindestlohntarif für KindergärtnerInnen, die<br />

in privaten Kindergärten arbeiten. Auf einen Kollektivvertrag warten sie<br />

allerdings immer noch. be<br />

www.frauensicht.ch, www.ots.at, www.kindergartenaufst<strong>an</strong>d.at<br />

event<br />

Oh Economy, Up Yours!<br />

Schnell Entschlossene auf nach Berlin! Anf<strong>an</strong>g <strong>März</strong> wird dort Ökonomie<br />

aus queerfeministischer Perspektive kritisiert: In Workshops und<br />

Vorträgen, bei Filmen und Partys soll klar werden, dass linke Ökonomiekritik<br />

und queere und feministische Anliegen mitein<strong>an</strong>der verwoben<br />

sind. Denn Ökonomie und Heteronormativität haben eines gemeinsam:<br />

Sie sind Regulierungssysteme, die uns den Status quo als normal<br />

oder sinnvoll erscheinen lassen. Für gesellschaftliche Veränderungen<br />

müssen diese Normierungen aber aufgebrochen – oder zumindest diskutiert<br />

werden.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte des Events sind „Reproduktionsverhältnisse<br />

im 21. Jahrhundert“ und „Gewaltökonomien“, die Themen decken<br />

dabei von Care-Work bis zum Einkommenssteuerrecht und personalisierter<br />

Gewalt einiges ab. Von einem fixen Ökonomiebegriff wollen die<br />

Ver<strong>an</strong>stalter_innen dabei nicht ausgehen, denn die Frage ist vielmehr:<br />

Welchen Ökonomiebegriff braucht eine queerfeministische ökonomiekritische<br />

Theoriepraxis? be<br />

4.–6.3., Who cares? Queerfeminismus & Ökonomiekritik, Berlin, verschiedene Ver<strong>an</strong>staltungsorte,<br />

www.feministische-oekonomiekritik.org<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


<strong>an</strong>wältinnen kollektiv<br />

Sie hören von meiner Anwältin …<br />

Die Juristerei kämpft immer noch mit eigenen Geschlechtsbarrieren. Doch Anwältinnen <strong>an</strong>tworten mit cleveren<br />

Formen der Vergesellschaftung. Drei aktuelle Fälle von Selbstständigkeit. Von Katharina Ludwig<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Als Margarete Berent am 7.<br />

<strong>März</strong> vor 85 Jahren als erste<br />

Anwältin in Preußen zugelassen<br />

wurde, bezog sie ihre „Anwaltspraxis“<br />

in Berlin-Schöneberg.<br />

Sie verdiente sich ein Anwaltseinkommen,<br />

reiste wiederholt ins Ausl<strong>an</strong>d,<br />

engagierte sich in der Frauenbewegung<br />

und in der jüdischen Gemeinde,<br />

hielt Vorträge und sprach im Radio.<br />

Nach l<strong>an</strong>gem Warten auf die praktische<br />

Berufsberechtigung, machte sie<br />

sich, mit 37 Jahren, selbstständig. Berent<br />

war als Anwältin aktiv, bis sie im<br />

Sommer 1933 als „Nicht-Arierin“ aus<br />

der Rechts<strong>an</strong>waltskammer ausgeschlossen<br />

wurde.<br />

Mittlerweile sind mehr als fünfzig<br />

Prozent der AbsolventInnen der juristischen<br />

Staatsexamen Frauen. Der Frauen<strong>an</strong>teil<br />

der über 150.000 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

tätigen AnwältInnen liegt bei<br />

dreißig Prozent, noch 1970 kamen nicht<br />

einmal fünf Anwältinnen auf 95 männliche<br />

Kollegen. Die Wege der Freiberuflerinnen<br />

sind heute divers, führen in internationale<br />

Großk<strong>an</strong>zleien, feministi-<br />

sche Juristinnenkollektive oder in frauenbewegte<br />

Bürogemeinschaften.<br />

Dünne Höhenluft. In herkömmlichen K<strong>an</strong>zleien<br />

sind laut der aktuellen Statistik<br />

des Deutschen Anwalt Vereins (DAV) 38<br />

Prozent der MitarbeiterInnen weiblich.<br />

Knapp über 18 Prozent sind gleichberechtigte<br />

Partnerinnen. In vielen Fällen<br />

arbeiten Anwältinnen nicht nur für ihre<br />

M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>tInnen, sondern auch für <strong>an</strong>dere<br />

Anwälte, für ihre Chefs.<br />

„Der Frauen<strong>an</strong>teil ist eine Sache der<br />

Generationen,“ sagt Barbara Mayer,<br />

Freiburger Partnerin der international<br />

tätigen Sozietät Graf von Westphalen<br />

und spezialisiert auf Gesellschaftsrecht,<br />

Fusionen und Übernahmen, auf Englisch<br />

kurz M&A. „Bei Neueinstellungen<br />

liegt der Frauen<strong>an</strong>teil inzwischen bei allen<br />

größeren K<strong>an</strong>zleien zwischen<br />

dreißig und vierzig Prozent, aber im Laufe<br />

der Jahre wird es immer dünner.“<br />

Dafür gebe es zwei Gründe: Einerseits<br />

gab es unter den heute Fünfzig- bis<br />

Sechzigjährigen noch weniger Jura-Studentinnen,<br />

<strong>an</strong>dererseits hören m<strong>an</strong>che<br />

Frauen wieder auf, wechseln in eine<br />

kleinere K<strong>an</strong>zlei oder in den öffentlichen<br />

Dienst, weil die Arbeit dort besser<br />

mit der Familienarbeit kombinierbar ist.<br />

Mayer selbst hat sich nach dem<br />

Studium mit Freunden selbstständig<br />

gemacht und wurde d<strong>an</strong>n durch Fusion<br />

Teil einer Großk<strong>an</strong>zlei mit 150 Fachkräften.<br />

Ihre Wochenarbeitszeit liegt bei etwa<br />

sechzig Stunden. Die Arbeit in<br />

Großk<strong>an</strong>zleien, sagt sie, setzt natürlich<br />

relativ viel Flexibilität und Bereitschaft<br />

voraus: M<strong>an</strong> muss ab und zu kurzfristig<br />

reisen oder eben auch mal Abends da<br />

sein. „Letzten Endes sind die Kinder das<br />

Entscheidende für die Stellung von<br />

Frauen in Anwaltsk<strong>an</strong>zleien“, so Mayer.<br />

Für Anwältinnen wie sie, die keine Kinder<br />

haben, oder deren Kinder schon erwachsen<br />

sind, gäbe es keine Nachteile.<br />

„Die Frage ist, ob es möglich ist, sich in<br />

einer Phase mit kleinen Kindern so zu<br />

engagieren wie es <strong>an</strong>dere tun und<br />

d<strong>an</strong>n auch beruflich vor<strong>an</strong>zukommen.“<br />

Die trennende Marke liegt bei etwa 32,<br />

33 Jahren. „Jedenfalls in Deutschl<strong>an</strong>d“,<br />

fügt Mayer hinzu. Denn im Vergleich


mit K<strong>an</strong>zleien und Unternehmen aus<br />

<strong>an</strong>deren Ländern, mit denen sie im internationalen<br />

Wirtschaftsrecht immer<br />

wieder zu tun hat, wird deutlich, dass<br />

der Frauen<strong>an</strong>teil auch viel größer sein<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

In der Arbeitsgemeinschaft „Anwältinnen<br />

des DAV“ engagiert sich Mayer<br />

gemeinsam mit 249 Kolleginnen dafür,<br />

nach wie vor existierende berufliche Behinderungen<br />

für die Arbeitsrealität von<br />

Frauen abzubauen. Etwa wenn für Notarsprüfungen<br />

eine Anzahl von bearbeiteten<br />

Fällen in einem Zeitraum gefordert<br />

wird, der mit der Teilzeitarbeit<br />

nicht mehr vereinbar ist. Das klingt<br />

nach Kleinigkeiten, führt aber faktisch<br />

dazu, dass Anwältinnen – von denen<br />

eben viele in einer bestimmten Phase<br />

Teilzeit arbeiten – faktisch von bestimmten<br />

Tätigkeitsbereichen ausgeschlossen<br />

sind.<br />

In einem Beratungsberuf sei das<br />

St<strong>an</strong>ding aber zu einem erheblichen Teil<br />

auch eine Frage des Alters, räumt Mayer<br />

ein. Ein junger Berater habe weniger<br />

Autorität als ein älterer; und das gelte<br />

für Frauen genauso wie für Männer. „Ich<br />

bin 45 und merke, dass ich jetzt eher<br />

ernst genommen werde als mit dreißig.<br />

Wenn m<strong>an</strong> jem<strong>an</strong>den berät, sagt m<strong>an</strong><br />

letztlich, was er oder sie tun soll – -dazu<br />

bedarf es einer gewissen Erfahrung und<br />

,grauer Schläfen'.“<br />

Überlastete Kollektive. Barbara Wessel,<br />

Jahrg<strong>an</strong>g 1965, hatte es schon bis zum<br />

ersten Staatsexamen geschafft, als sie<br />

ihr Jura-Studium zwischenzeitlich abbrach.<br />

Sie hielt ihr Fach für eine konservative<br />

und werterhaltende Wissenschaft,<br />

in der m<strong>an</strong> keine neuen Impulse<br />

setzen k<strong>an</strong>n und nur eine bestehende<br />

Rechtsordnung verteidigt. Schließlich<br />

machte sie aber doch ihren Abschluss<br />

und trat im Jahr 2000 als Fach<strong>an</strong>wältin<br />

für „Ausländer-, Asyl- und Familienrecht“<br />

in ein Frauenkollektiv von sieben<br />

Anwältinnen ein, das sich auf die Vertretung<br />

von Frauen spezialisiert hatte.<br />

„Die Entscheidung für das Kollektiv-<br />

büro war klar politisch begründet –<br />

nicht weil ich nicht mit Männern zusammenarbeiten<br />

könnte, sondern um<br />

eine klarere, gesellschaftlich sichtbare<br />

Parteinahme für Frauen herauszuarbeiten.“<br />

Die Anwältinnen im Kollektiv in<br />

Berlin-Kreuzberg verst<strong>an</strong>den ihre Arbeit<br />

politisch, was wegen zusätzlichem Engagement<br />

und neben dem ökonomischen<br />

Druck zu einem enormen Arbeitspensum<br />

führte, erzählt Wessel.<br />

Trotz unterstützendem Ansatz st<strong>an</strong>d<br />

die Gruppe letztlich vor einem ähnlichen<br />

Phänomen wie Frauen in m<strong>an</strong>cher<br />

Großk<strong>an</strong>zlei: Zumindest in dieser bestimmten<br />

Personenkonstellation konnten<br />

sie nicht auf veränderte Lebensformen<br />

und Prioritäten Einzelner reagieren.<br />

Vor drei Jahren löste sich das zu seiner<br />

Zeit größte Anwältinnenkollektiv<br />

Europas auf. Mit einer ehemaligen Mitstreiterin<br />

ist Wessel heute in einer Sozietät<br />

zusammengeschlossen, also zur<br />

gemeinschaftlichen Berufsausübung<br />

mit gemeinsamer Kasse, mit zwei weiteren<br />

Anwälten und einer Anwältin teilt<br />

sie sich das Büro.<br />

Wessel meint,, dass viele Frauen<br />

auch die fin<strong>an</strong>zielle Unsicherheit fürchten,<br />

die die Selbstständigkeit mit sich<br />

bringt. In einer Bürogemeinschaft hängen,<br />

wenn es nicht gut läuft, alle im Risiko<br />

mit drin. Wessel ist Mitglied im Republik<strong>an</strong>ischen<br />

Anwaltsverein, der sich<br />

als Teil einer Bürgerrechtsbewegung<br />

versteht und auf fortschrittliche Rechtsentwicklung<br />

hinwirken will.<br />

Arbeitsklima und Verhaltenstypen,<br />

das macht Wessel im Gespräch aber<br />

klar, sind sehr von der juristischen Spezialisierung<br />

bestimmt. „AnwältInnen<br />

werden je nach Arbeitsbereich stark in<br />

Rollen gezwungen: Selbstdarstellungsund<br />

Behauptungsdruck variieren sehr.“<br />

Ob sie etwa lautstark auftreten, weil<br />

dies auch von den M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>tInnen so<br />

gewünscht und zuweilen mit Kompetenz<br />

verwechselt wird, sei ebenso von<br />

Fachgebiet zu Fachgebiet sehr unterschiedlich.<br />

Solidarische Kooperativen. Für Lisa Griesehop,<br />

Fach<strong>an</strong>wältin für Arbeits- und<br />

Sozialrecht in Berlin-Mitte, war der<br />

Schritt in ein kooperatives Anwältinnenbüro<br />

nach ihren selbstorg<strong>an</strong>isierten<br />

Erfahrungen während des Jura- und Soziologie-Studiums<br />

nur konsequent. Seit<br />

1996 teilt sie sich mit zwei Kolleginnen<br />

ein Büro in der ehemaligen Fabriks<strong>an</strong>lage<br />

WeiberWirtschaft, wo mehr als sechzig<br />

Frauen in Genossenschaften ihren<br />

Initiativen und Unternehmungen nachgehen.<br />

Griesehop, ebenfalls aktiv in der AG<br />

Anwältinnen, sieht eine eindeutige Tendenz,<br />

nicht in Großk<strong>an</strong>zleien zu gehen.<br />

Die Ch<strong>an</strong>cen, Richterin zu werden, seien<br />

eher gering. Die Aussicht auf Stellungen<br />

bei der Staats<strong>an</strong>waltschaft seien besser,<br />

aber als Anklägerin des Staates zu wirken<br />

sei für viele auch nicht wünschenswert.<br />

Der Weg in die Selbstständigkeit<br />

hingegen sei g<strong>an</strong>z realistisch und dennoch<br />

für viele nicht vorstellbar.„Hier gibt<br />

es eine große Diskrep<strong>an</strong>z zwischen den<br />

Vorstellungen und der Realität des Berufswunsches.<br />

Viele scheuen die Ver<strong>an</strong>twortung,<br />

eine K<strong>an</strong>zlei zu führen.“<br />

„Die Entscheidung für das Kollektivbüro war klar politisch begründet – nicht weil<br />

ich nicht mit Männern zusammenarbeiten könnte, sondern um eine klarere, gesellschaftlich<br />

sichtbare Parteinahme für Frauen herauszuarbeiten.“<br />

Anwältin Griesehop und ihre zwei<br />

Kolleginnen treten nach außen hin gemeinsam<br />

auf, rechnen intern aber individuell<br />

ab. Das ermöglicht jeder – egal<br />

ob mit jungen oder älteren Kindern<br />

oder eben ohne –, den Arbeitsaufw<strong>an</strong>d<br />

den übrigen Lebenserfordernissen und<br />

-bedürfnissen <strong>an</strong>zupassen. „Aufgrund<br />

der Org<strong>an</strong>isation als Bürogemeinschaft<br />

besteht ein hohes Maß <strong>an</strong> Flexibilität.<br />

Jede arbeitet, so viel wie sie will.“ Es gilt<br />

das Solidarprinzip, Griesehop selbst ist<br />

vierzig Stunden pro Woche vor Ort.<br />

„In US-K<strong>an</strong>zleien ist es g<strong>an</strong>g und<br />

gäbe, zwölf Stunden zu arbeiten und<br />

bis 22 Uhr im Büro zu sitzen,“ sagt sie,<br />

„selbst wenn nichts mehr zu tun ist.“<br />

Acht Stunden am Tag würden reichen,<br />

d<strong>an</strong>ach sei m<strong>an</strong> sowieso nicht mehr<br />

leistungsfähig. „Hier wie dort gibt es<br />

aber Frauen, die sich zusammentun wie<br />

z. B. im Deutschen Anwaltsverein und<br />

sagen, dass es so nicht weitergeht.“ ❚<br />

kollektiv <strong>an</strong>wältinnen<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31


medien raum<br />

„Ein sehr, sehr seltsames Terrain“<br />

Die k<strong>an</strong>adische Medienkünstlerin Michelle Ter<strong>an</strong> sieht in den Bildern aus YouTube & Co. und der realen lokalen<br />

Nachbarschaft kein Entweder-Oder. Doch der Sprung von der digitalen Karte auf die Straße k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>chmal auf den<br />

Magen schlagen. Ein Interview von Katharina Ludwig.<br />

Links zum Projekt „Busc<strong>an</strong>do al Sr.<br />

Goodbar“ von Michelle Ter<strong>an</strong>:<br />

http://techform<strong>an</strong>ce.blogspot.com<br />

www.ubermatic.lftk.org<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Der junge Billardspieler aus<br />

Murcia in Sp<strong>an</strong>ien hatte nicht<br />

mit Kameras gerechnet und<br />

auch nicht damit, dass auf ein<br />

YouTube-Video hin bald eine<br />

Gruppe Interessierter in seinem<br />

Schlafzimmer sitzen würde. Ver<strong>an</strong>twortlich<br />

für diese Verwirrung ist Michelle<br />

Ter<strong>an</strong>, diesjährige Preisträgerin<br />

des tr<strong>an</strong>smediale-Festivals für digitale<br />

Kunst. Mit ihrem Stadtprojekt „Busc<strong>an</strong>do<br />

al Sr. Goodbar“ hat die von Berlin<br />

aus tätige K<strong>an</strong>adierin ein Interface für<br />

hybrid menschlich-mediale Räume geschaffen:<br />

Dazu nutzte sie die Funktion<br />

„Geotagging“, mit der YouTube-Broadcaster<br />

seit 2007 ihre Videos geografisch<br />

lokalisieren und auf GoogleEarth<br />

verzeichnen lassen können. Sie kreierte<br />

damit eine Stadtwahrnehmungstour<br />

entl<strong>an</strong>g heimproduzierter Bilder:<br />

Während sich ein Bus durch die<br />

Straßen bewegt, sind auf Bildschirmen<br />

lokale YouTube-Clips von Klavierspielern,<br />

Betrunkenen, jungen Akrobaten<br />

im Park und der jeweils aktuelle St<strong>an</strong>dort<br />

auf Google Earth zu sehen.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Hatten die Leute aus den<br />

YouTube-Videos, die ihr mit der Bustour<br />

in Murcia besucht habt, eigentlich<br />

Angst, ihre Anonymität zu verlieren?<br />

Michelle Ter<strong>an</strong>: Nein, überhaupt<br />

nicht. Der Filter hat ja schon vorher <strong>an</strong>gesetzt:<br />

Die, die Angst hatten, haben<br />

wahrscheinlich erst gar nicht auf meine<br />

YouTube-Nachricht reagiert. Das waren<br />

fünf von zehn. Die <strong>an</strong>dere Hälfte, die<br />

mir ge<strong>an</strong>twortet hat, hatte sich bereits<br />

auf das Abenteuer eingelassen. Ich habe<br />

die Leute bei diesem Projekt ja dezidiert<br />

um Erlaubnis gefragt und sie eingeladen,<br />

sich aktiv bei der Produktion<br />

eines Kunstwerkes zu beteiligen. Sie<br />

sind also Mitwirkende, die wissen, was<br />

sie tun.<br />

Du hast dich in den letzten Jahren<br />

viel mit Bildern von privaten Überwachungskameras<br />

beschäftigt und sie etwa<br />

in Oslo als interventionistisches Freiluftkino<br />

übertragen. Dabei ging es stark um<br />

Verfremdung. Zielst du jetzt mit „Busc<strong>an</strong>do<br />

al Sr. Goodbar“ eher darauf ab, die<br />

mediatisierte Umgebung wieder vertraut<br />

zu machen?<br />

Mir geht es um Dekontextualisierung<br />

und Entwöhnungsprozesse. Menschen<br />

entwickeln bestimmte Einstellungen<br />

und Beziehungen zu dem, was<br />

sie tun. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n diese aber ein wenig<br />

untergraben – gar nicht im Sinne von<br />

Attacke, sondern mehr als kleine Verschiebungen.<br />

Diese Destabilisierung erlaubt<br />

<strong>an</strong>dere Interpretationen und Gefühle<br />

in der Beziehung zwischen Medien<br />

und physischem Raum. Das ist ja ein<br />

sehr, sehr seltsames Terrain, so hybrid,<br />

fragmentiert und verflochten. Diese Erfahrung,<br />

simult<strong>an</strong> zwischen physischen<br />

und mediatisierten Situationen zu operieren,<br />

dieses Schw<strong>an</strong>ken möchte ich<br />

beleuchten.<br />

Wie gehst du dabei vor, etwa beim<br />

Projekt „Busc<strong>an</strong>do al Sr. Goodbar“?<br />

Zuerst habe ich zwei, drei Monate<br />

für mich alleine recherchiert. Habe auf<br />

Google Maps herumgesucht, YouTube-<br />

K<strong>an</strong>äle gesichtet und begonnen Playlisten<br />

zu erstellen. In Murcia habe ich<br />

d<strong>an</strong>n mit Irene Verdú, einer Schauspielerin<br />

aus der Stadt, zusammengearbeitet<br />

und mich mit ihr über die Videos


und die Menschen darin ausgetauscht.<br />

Erst d<strong>an</strong>n beg<strong>an</strong>nen wir durch die Stadt<br />

zu gehen. Was das für ein Unterschied<br />

ist, in einem Büro Videos zu sichten<br />

oder plötzlich in der Straße zu versuchen,<br />

sich zu orientieren! Das war eine<br />

unglaublich verwirrende Realitätsverschiebung.<br />

Du hast dich <strong>an</strong> eine gewisse<br />

Stadt<strong>an</strong>sicht auf der digitalisierten<br />

Karte gewöhnt und plötzlich stehst du<br />

da und fragst dich:Wie komme ich jetzt<br />

dorthin? Ziemlich ekelerregend, beim<br />

ersten Mal fühlte ich mich zerknittert,<br />

und mir wurde übel.<br />

Warum denn?<br />

Auf einer Karte ist alles geordnet<br />

und in sich geschlossen. Auf der Straße<br />

sind die Dist<strong>an</strong>zen aber <strong>an</strong>ders, du<br />

weißt nicht, wo du l<strong>an</strong>g sollst und musst<br />

dich erst eingewöhnen oder wieder<br />

eingewöhnen. M<strong>an</strong> muss sich die Beziehung<br />

zwischen der Karte und dem Geschehen<br />

vor Ort <strong>an</strong>sehen und das irgendwie<br />

zusammenbringen.<br />

Hat sich dadurch auch dein Blick auf<br />

die Karte verändert?<br />

Ja, absolut. Üblicherweise navigiert<br />

m<strong>an</strong> ja mithilfe von Gebäuden und Zeichen,<br />

verschiedenen visuellen Hinweisen<br />

und nicht nach Straßennamen.<br />

Nicht „Biegen Sie auf Straße xy rechts<br />

ein und folgen Sie dem Streckenverlauf“.<br />

Schließlich kam noch der Busfahrer<br />

unserer Tour zu uns dazu. Der war<br />

natürlich Profi. So kamen verschiedene<br />

Einstiegsebenen zur Stadt zusammen.<br />

Oft werden Online-Netzwerke ja solchen<br />

in der greifbaren Wirklichkeit gegenübergestellt<br />

– als wären sie abgetrennt<br />

und würden die <strong>an</strong>deren Netzwerke<br />

verdrängen.<br />

Für mich ist das Interess<strong>an</strong>te <strong>an</strong> der<br />

Arbeit mit diesen Technologien, dass es<br />

keine Entweder-Oder-Situation gibt.<br />

Das hat auch mit meinen eigenen Kollaborationen<br />

zu tun. M<strong>an</strong> arbeitet online<br />

zusammen, aber trifft sich auch im<br />

echten Leben. Die Beziehung bewegt<br />

sich immer wieder, betritt dieses unterschiedliche<br />

Terrain und verlässt es wieder.<br />

Das ist kein theoretisches Konzept,<br />

sondern die gegenwärtige Realität. An<br />

separate Online- und Offline-Gruppen<br />

zu denken, rationalisiert und stabilisiert<br />

bereits das Erlebnis. Was in Wirklichkeit<br />

passiert, ist hybrid. Wir sind sehr fragmentierte<br />

Individuen mit all diesen verschiedenen<br />

komplexen körperlichen<br />

und mentalen Erfahrungen, sozialen Interaktionen,<br />

kulturellen Tr<strong>an</strong>sformationen<br />

und ästhetischen Erscheinungen.<br />

Zum Beispiel?<br />

Wenn jem<strong>an</strong>d sagt, er/sie macht<br />

ein Video für dich, denkt m<strong>an</strong> <strong>an</strong> eine<br />

Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Eigentlich<br />

ist es das aber nicht. Es ist<br />

Broadcast/Rundfunk, also leckt es überall.<br />

Du bekommst unbeabsichtigtes Publikum.<br />

Mit meinen urb<strong>an</strong>en Interventionen<br />

zu privaten Überwachungsbil-<br />

dern zeige ich diese Lecks und bringe<br />

das unbeabsichtigte Publikum ein.<br />

Du arbeitest auch mit großen Plattformen<br />

wie Google und YouTube. Welche<br />

Rolle spielt es für dich, wer diese Plattformen<br />

besitzt?<br />

Was ich mache, bezieht sich immer<br />

auf eine alltägliche Produktion von Bildern.<br />

Egal, ob sie beabsichtigt ist oder<br />

nicht. Ich arbeite also mit gefundenen<br />

Bildern und deshalb dort, wo diese entstehen<br />

– das sind nun mal kommerzielle<br />

Plattformen. Ich sehe darin aber keine<br />

große Veränderung. Es wurde immer<br />

auch schon in kommerziellen Kontexten<br />

gearbeitet, zum Beispiel bei der<br />

Schnappschuss-Fotografie mit Kodak.<br />

Was sich ändert, betrifft die Produktion<br />

von Daten und deren Vernetzung.<br />

… womit viele kritische Punkte verbunden<br />

sind. Siehst du hier einen Bewusstseinsw<strong>an</strong>del?<br />

Es gibt viel Diskussion über digitale<br />

Arbeit und Datenschutz, die sehr wichtig<br />

und komplex ist. Mich interessiert<br />

aber vor allem, über Agency zu sprechen,<br />

über H<strong>an</strong>dlungskompetenz und<br />

Übertragbarkeit von Daten. Wer interpretiert<br />

die Bilder, und wer gibt ihnen<br />

Bedeutung? Welche Ver<strong>an</strong>twortung haben<br />

Firmen gegenüber den Menschen,<br />

die diese Umgebungen online mitgestalten<br />

und die sich mit ihren selbstproduzierten<br />

Medien zum Beispiel aktiv <strong>an</strong><br />

solchen Karten beteiligen? Ich rede<br />

nicht von Entlohnung, aber sie müssen<br />

doch etwas zurückbekommen. Firmen<br />

können große Datenmengen nach Belieben<br />

einfach löschen, das Interface ändern<br />

oder bestimmte Angebote streichen.<br />

Das Beispiel Facebook zeigt, dass<br />

hier aber auch Petitionen entstehen<br />

können, Information weitergegeben<br />

und auch von Mainstream-Medien aufgenommen<br />

wird und schließlich Einfluss<br />

auf Entscheidungen möglich ist.<br />

Gab es einen Punkt, wo sich dein Interesse<br />

für Dist<strong>an</strong>z/Nähe verschoben<br />

hat, als du begonnen hast mit Live-Video,<br />

Telepräsenz und Perform<strong>an</strong>ce zu experimentieren?<br />

In der Tschechischen Republik, An-<br />

Der Diskurs in den 1990ern, das Internet sei ein ortloser Ort,<br />

war eine Fehlkonzeption.<br />

f<strong>an</strong>g der 1990er, hatte ich erstmals die<br />

Gelegenheit, mit geografischem Bezug<br />

zu arbeiten, und beg<strong>an</strong>n über das Verhältnis<br />

von Information und Ort nachzudenken.<br />

Information wie Architektur,<br />

im Verhältnis zu Geschichte und Politik.<br />

Gleichzeitig zeigte mir die Zusammenarbeit<br />

mit tschechischen und russischen<br />

KünstlerInnen das Performative<br />

des Raums und die vielen Schichten, die<br />

ihn ausmachen. Das hat mich geprägt,<br />

genauso wie später das Arbeiten in<br />

Netzwerken mit KünstlerInnen aus Ostund<br />

Westeuropa, K<strong>an</strong>ada und den USA.<br />

Als ich 1999 mit Online-Perform<strong>an</strong>ces<br />

beg<strong>an</strong>n, waren über die Videokonferenz-Software<br />

CuSeeMe Menschen <strong>an</strong><br />

diesen unterschiedlichen Orten mitein<strong>an</strong>der<br />

verbunden, aber jedeR hatte eine<br />

Kamera, die auf einen Punkt in der eigenen<br />

Wohnung gerichtet war. MusikerInnen<br />

spielten ihre Instrumente, m<strong>an</strong>che<br />

machten bewegungsorientierte Perform<strong>an</strong>ces<br />

– aber es brauchte immer einen<br />

Anf<strong>an</strong>gsort, das eigene Wohnzimmer<br />

oder wo auch immer die Perform<strong>an</strong>ce<br />

stattf<strong>an</strong>d. Das Ereignis war also schon<br />

immer in der äußerlichen Realität begründet.<br />

Der Diskurs in den 1990ern, das<br />

Internet sei ein ortloser Ort, war eine<br />

Fehlkonzeption.Wir sind nicht plötzlich<br />

in eine 3D-Welt eingetaucht, sondern haben<br />

unsere Umgebung geschaffen und<br />

d<strong>an</strong>n online gestellt. ❚<br />

raum medien<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


Modersohn-Becker, Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag, 25. Mai 1906<br />

kultur <strong>an</strong>.riss<br />

ausstellung<br />

Ohne frauliche Empfindsamkeit<br />

Fassungslos zeigten sich BetrachterInnen Ende des 19. Jahrhunderts <strong>an</strong>gesichts<br />

der Bilder der Künstlerin Paula Modersohn-Becker:„Roh“ und<br />

„brutal“ wären sie – und vor allem ohne das „Mütterliche, Frauliche,<br />

Empfindsame“, das sie doch eigentlich hätten haben müssen. Modersohn-Becker<br />

gab wenig auf diese bürgerlichen Erwartungen, privat<br />

ebenso wie auf der Leinw<strong>an</strong>d. Beeinflusst von Vorbildern wie Céz<strong>an</strong>ne<br />

oder V<strong>an</strong> Gogh verzichtete sie auf Naturtreue und reduzierte auf das<br />

Wesentliche. Auf dem „Porträt am 6. Hochzeitstag“ malt sie sich selbst:<br />

halbnackt, schw<strong>an</strong>ger und frisch getrennt von ihrem M<strong>an</strong>n. Eine junge,<br />

alleinstehende Frau mit Kinderwunsch – im Jahr 1906 ein ebenso großer<br />

Sk<strong>an</strong>dal wie Modersohn-Beckers Bilder. Während ihres kurzen Lebens (sie<br />

starb mit 31 Jahren) verkaufte sie nur drei Bilder. Heute gehört sie zum<br />

K<strong>an</strong>on der westeuropäischen Kunstgeschichte. h<strong>an</strong><br />

Paula Modersohn-Becker: Pionierin der Moderne, 14.3.-4.6., Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Fr<strong>an</strong>z-Zeller-Platz 3, T.: 02732/90 80<br />

10, www.kunsthalle.at<br />

dokumentation<br />

Das Recht auf Glück<br />

1994 erhob sich die zapatistische Befreiungsarmee EZLN im südmexik<strong>an</strong>ischen<br />

Bundesstaat Chiapas gegen kapitalistische Ausbeutung sowie<br />

rassistisch motivierte Diskriminierung und patriarchale Unterdrückung.<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Zapatistische Frauen luden zum Jahreswechsel 2006/07 zu einem tr<strong>an</strong>snationalen<br />

„Ersten Treffen der zapatistischen Frauen mit den Frauen der<br />

Welt“ in das selbstverwaltete Aufst<strong>an</strong>dsgebiet ein, in den Lak<strong>an</strong>donischen<br />

Regenwald nach La Garrucha.<br />

Auch der Verein Zwischenzeit aus Münster nahm <strong>an</strong> der Versammlung<br />

teil und präsentiert im <strong>März</strong> die Buch- und DVD-Edition „Das Recht<br />

glücklich zu sein – El derecho de ser feliz“, die die Redebeiträge jenes<br />

Treffens dokumentiert: Darin wird sowohl von den individuellen Biografien<br />

der indigenen Frauen vor dem Aufst<strong>an</strong>d vom 1.1.1994 als auch von<br />

ihren Aufgaben, Schwierigkeiten und Erfolgen im Prozess der Partizipation<br />

von Frauen innerhalb der EZLN berichtet. Ihnen geht es um den Aufbau<br />

einer zivilen Selbstverwaltung wie auch um den alltäglichen Kampf<br />

um Anerkennung als Frauen, Indigene und Arme.<br />

Teile der Gewinne aus dem Verkauf gehen <strong>an</strong> zapatistische Frauenprojekte.<br />

vers<br />

Die Buch-DVD-Edition kostet 16 Euro und k<strong>an</strong>n bestellt werden unter: buch@zwischenzeit-muenster.de. Weitere Infos:<br />

www.zwischenzeit-muenster.de<br />

dj.line<br />

Frequenz fürs Herz<br />

Dinky, Electric Indigo, Jennifer Cardini oder Cio d’Or – hört sich schon mal<br />

gut <strong>an</strong> und nach den richtigen Ingredienzen für einen feinen, t<strong>an</strong>zbaren<br />

Abend. Die female:pressure-DJ<strong>an</strong>es Misonica und Thielephon laden gemeisam<br />

mit dem Club Pl<strong>an</strong>etarium ab jetzt monatlich in eben gen<strong>an</strong>nte<br />

Location zur female DJ-Line Hertzbeat und präsentieren internationale<br />

Labels, weltweit bek<strong>an</strong>nte Acts der Techno- und Minimal-Szene und vergessen<br />

auch nicht auf Newcomer-Geheimtipps. Vor allem weibliche,<br />

denn die wollen die Ver<strong>an</strong>stalterinnen auf der Bühne sehen – männliche<br />

Konkurrenzver<strong>an</strong>staltungen gibt es ja genug. mij<br />

Hertzbeat Opening, 12.3.<strong>2010</strong>, mit Dinky, Electric Indigo, VJ: c++, ab 22.00, d<strong>an</strong>ach monatlich, www.myspace.com/hertzbeat<br />

steirische.kulturförderung<br />

Feigenblatt<br />

In diesem Jahr möchte die steirische Kulturservicegesellschaft KSG<br />

den weiblichen Anteil am Kulturschaffen des L<strong>an</strong>des sichtbar machen.<br />

Das für Juni gepl<strong>an</strong>te Symposium „frauen.kultur.steiermark“ soll zeigen,<br />

was Frauen im Kulturbetrieb alles leisten können, erklärt Geschäftsführerin<br />

Angelika Vauti-Scheucher. D<strong>an</strong>eben wird den Frauen<br />

ein „besonderer Platz“ in der KSG-Galerie „Kon-Temporär“ eingeräumt.<br />

Dabei sollte das L<strong>an</strong>d Steiermark doch gar nicht selbst kulturell tätig<br />

sein, gibt Anita Hofer, Obfrau der IG Kultur Steiermark, der Interessensgemeinschaft<br />

autonomer Kulturinitiativen im Bundesl<strong>an</strong>d, zu bedenken.<br />

Und weist darauf hin, dass die KSG als Eigentum des L<strong>an</strong>des aus<br />

dem Kulturressort fin<strong>an</strong>ziert wird und mit ihren 1,5 Millionen Euro<br />

Budget fast ebenso viel erhält, wie die gesamte autonome Kulturszene<br />

zusammen.<br />

„Anstatt selbst Programm zu machen und einen teuren Verwaltungsapparat<br />

zu unterhalten, sollte das Geld zu den Kulturschaffenden<br />

fließen“, sagt Hofer. „Ein Frauenschwerpunkt ist nur als Förderungsschwerpunkt<br />

nachhaltig. Ohne direkte Förderung <strong>an</strong> Künstlerinnen oder<br />

feministische Projekte erfüllt die vermeintliche Sichtbarmachung lediglich<br />

eine Feigenblattfunktion.“ h<strong>an</strong><br />

KSG: http://kulturservice.steiermark.at; IG Kultur Steiermark: http://igkultur.mur.at


staats.preis<br />

„Nicht einmal Koproduktionen“<br />

Die Position der „Komponistin in Österreich“, sagt Olga Neuwirth, habe<br />

es in Österreich schlicht „nicht gegeben“. Auch jetzt hat sie noch darum<br />

zu kämpfen:„Ich muss in Österreich, wahrscheinlich weil ich eine Frau<br />

bin, jedes Mal wieder beweisen, dass ich komponieren k<strong>an</strong>n.“<br />

Am 4. April wird die 41-jährige Grazerin als zehnte Frau mit dem<br />

Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Für Neuwirth eine<br />

„Ehre“ – wenn auch eine „erstaunliche“: Ihr Verlag befindet sich in<br />

Berlin, in näherer Zukunft sind „nicht einmal Koproduktionen“ mit<br />

Österreich gepl<strong>an</strong>t. „Wäre ich von Österreich abhängig gewesen, wäre<br />

ich keine Komponistin.“ Ministerin Schmied jedenfalls hat dem Vorschlag<br />

des Kunstsenats, Neuwirth auszuzeichnen, „mit besonderer<br />

Freude“ zugestimmt: Sie verfüge „über differenzierte Kenntnisse in<br />

der Bildenden Kunst, dem Film, der Neurowissenschaften und der Philosophie“.<br />

h<strong>an</strong><br />

regie.preis<br />

Unter Frauen-Regie<br />

Zum ersten Mal zeichnete der US-amerik<strong>an</strong>ische RegisseurInnenverb<strong>an</strong>d<br />

(Directors Guild of America) in diesem Jahr eine Frau aus: Die<br />

amerik<strong>an</strong>ische Filmemacherin Kathryn Bigelow bekam den Preis der<br />

DGA für ihr Kriegs-Drama „Tödliches Komm<strong>an</strong>do“ („The Hurt Locker“).<br />

Der Film h<strong>an</strong>delt von einem Bombenentschärfer in den frühen Tagen<br />

der Irak-Besetzung und von der Droge, die der Krieg sein k<strong>an</strong>n. Die 58-<br />

Jährige setzte sich damit unter <strong>an</strong>derem gegen James Cameron<br />

(„Avatar“) durch. Zuvor war das Kriegsdrama bereits von Hollywoods<br />

ProduzentInnen zum Film des Jahres gewählt worden, kurz darauf<br />

wurde es für neun Oscars nominiert – unter <strong>an</strong>derem für die beste Regie.<br />

Bis auf sechs Ausnahmen ging der Regie-Oscar seit 1948 immer <strong>an</strong><br />

den Gewinner des DGA-Awards. Daumendrücken k<strong>an</strong>n aber trotzdem<br />

nicht schaden. h<strong>an</strong><br />

http://diest<strong>an</strong>dard.at<br />

ausstellung<br />

Role-Taking, Role-Making<br />

Die erste österreichische Einzelausstellung der in Sarajevo geborenen<br />

Installations- und Videokünstlerin D<strong>an</strong>ica Dakiç gibt es noch bis Mai<br />

in Wien zu sehen. Von eigenen und fremden Migrationserfahrungen<br />

berichtet Dakiçs Werk, etwa von der Diskriminierung der Sinti und Roma<br />

im Kosovo wie auch in Deutschl<strong>an</strong>d, und beschäftigt sich mit der<br />

Macht von Sprache, Identität und kulturellem Gedächtnis. Zur Erforschung<br />

von Stereotypen nutzt D<strong>an</strong>ica Dakiç Strategien des Theaters<br />

und der Performativität: Eine Methode ist dabei die Nachahmung<br />

konventioneller Darstellungen, die dokumentarischem Material gegenübergestellt<br />

werden und die Objekte selbst zu Wort kommen lassen.<br />

Die Künstlerin spielt mit Klischees, Erwartungshaltungen und<br />

Vorstellungen von Identität, die im Zuge von Exil und Globalisierung<br />

brüchig werden. fis<br />

D<strong>an</strong>ica Dakiç: Role-Taking, Role-Making, 22.1.-16.5., Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner Hauptstraße 15<br />

Michèle Thoma<br />

Raus hier!<br />

„Wird aber auch höchste Zeit“, sagt Älteste Tochter. „Na endlich!“, sagt<br />

Jüngere Tochter. Jüngster Sohn schaut vor sich hin. „Armer Jüngster<br />

Sohn“, sagt Älteste Tochter zu Jüngstem Sohn, über Jüngsten Sohn.<br />

„Jetzt sitzt du mit den beiden Verrückten da.“<br />

Die beiden Verrückten sind der Vater und die Mutter. Oder die beiden<br />

Alten. Die verrückten Alten und die alten Verrückten. Mit denen sitzt<br />

Jüngster Sohn jetzt bald allein da. Wenn Ältester Sohn auszieht, was<br />

ziemlich bald sein wird. Ältester Sohn ist einfach zu alt, um noch weiter<br />

mit zwei Alten und einem Jüngsten und lauter Verrückten zu leben.<br />

„Ich muss hier raus“, sagt er und rüttelt <strong>an</strong> den Stäben. Den Letzten<br />

beißen die zahnlosen Hunde.<br />

Jüngster Sohn schaut beklommen drein.<br />

„Ich weiß nicht, warum er so schnell auszieht, so plötzlich“, sagt die<br />

Mutter, und weiß es natürlich. „Er hätte noch ein, zwei Jahre hier chillen<br />

können. Alles all inclusive.“<br />

„All inclusive euch“, sagt Älteste Tochter, die wie die meisten ältesten<br />

Töchter eine Nestflüchterin war. „Wir sind doch echt locker“, sagt die<br />

Mutter. „Wir sind doch ein bisschen wie eine WG.“ – „WG … wer will<br />

schon mit seinen Eltern in einer WG leben!“, sagt Älteste Tochter. Jüngste<br />

Tochter verzieht das Gesicht ironisch. Gott sei D<strong>an</strong>k hat sie den Absprung<br />

aus der Möchtegern-WG der Mutter geschafft: Mit all ihren Farben,<br />

Stoffen, Düften ist sie ausgezogen und hat die Mutter in einem<br />

Männerheim voll schwarzer Socken, sumpffarbener Bundesheerunterhosen<br />

und düsterer Duschgels zurückgelassen.<br />

„Er könnte in einer WG leben, in der zwei Verrückte, zwei Alte, zwei verrückte<br />

Alte alles machen“, sagt die Mutter. „Und er k<strong>an</strong>n machen, was<br />

er will.“<br />

„Vielleicht will er nicht machen, was er will, während er alles gemacht<br />

bekommt“, sagt Älteste Tochter.<br />

„Schon gut, dass er geht“, sagt Jüngste Tochter. „Aber Jüngster Sohn<br />

k<strong>an</strong>n einem echt Leid tun.“<br />

„Ich bin schneller weg, als ihr schauen könnt“, sagt Jüngster Sohn.<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


theater experiment<br />

Learning by Doing<br />

Regina Fichtner ist freie Perfomerin in London. Das bedeutet ein Leben mit Callcenter-Job, Warehouse-Festivals und<br />

Arbeitsbek<strong>an</strong>ntschaften. Ein Porträt von Irmi Wutscher.<br />

Regina Fichtner, geboren und aufgewachsen<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d/Mainz.<br />

Studierte Theaterwissenschaft in<br />

Mainz und absolvierte eine MA in<br />

Perform<strong>an</strong>ce in Hamburg. Sie lebt<br />

als freischaffende Perform<strong>an</strong>cekünstlerin,<br />

Schauspielerin und<br />

Theaterpädagogin in London.<br />

Die nächste Möglichkeit, das<br />

Ophelia Collective live zu sehen:<br />

Sonntag, 21. <strong>März</strong>,„Scratch at the<br />

Jack“, Brockley Jack Theatre London<br />

Weitere Infos :<br />

www.brockleyjack.co.uk<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Ein windiger November-Sonntag<br />

in London. Im Proberaum<br />

im obersten Stockwerk eines<br />

aufgelassenen Warehouses<br />

hängen drei leere, goldene Bilderrahmen<br />

von der Decke. Rhi<strong>an</strong>non<br />

Brace, Sonja Brühlm<strong>an</strong>n und Regina<br />

Fichtner bemühen sich, den Raum mit<br />

einer Gasheizk<strong>an</strong>one auf halbwegs akzeptable<br />

Arbeitstemperatur zu bekommen.<br />

Sieben Pfund kostet er pro Stunde,<br />

er ist für zehn Stunden gemietet. Wertvolle<br />

Zeit, denn immerhin soll <strong>an</strong> mehreren<br />

Projekten weitergearbeitet werden.<br />

Daher beginnen die drei zügig mit<br />

dem Aufwärmen, Körper- und Kontaktimprovisation.<br />

D<strong>an</strong>ach arbeiten sie <strong>an</strong><br />

einer Perform<strong>an</strong>ce, die sich mit der Figur<br />

von Katharina der Großen beschäftigt.<br />

Die Frauen schauen unverw<strong>an</strong>dt<br />

durch die Bilderrahmen durch, sie nehmen<br />

künstliche, steife, majestätische<br />

Positionen ein. Eine der drei ist meine<br />

gute Freundin Regina.<br />

Machen statt Denken. Seit J<strong>an</strong>uar 2009<br />

lebt Regina Fichtner als freie Performerin<br />

in London. Nach einem Studium der<br />

Theaterwissenschaft und einem Master<br />

in Performing Arts in Hamburg ist sie<br />

hierher gekommen, um in der Londoner<br />

Kunstszene Fuß zu fassen. Angezogen<br />

hat sie vor allem die hier vorherrschende<br />

Learning-by-Doing-Mentalität:„In<br />

Engl<strong>an</strong>d ist es so, dass m<strong>an</strong> am besten<br />

was zeigen soll. Bevor m<strong>an</strong> überhaupt<br />

erwartet, dass m<strong>an</strong> Geld kriegt. In<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, hab ich das Gefühl, ist es<br />

ein bisschen umgekehrt: M<strong>an</strong> reicht ein<br />

Konzept ein, das theoretisch und toll<br />

sein muss, und erst wenn das irgendwo<br />

<strong>an</strong>genommen wird, beginnt m<strong>an</strong> zu arbeiten.“<br />

Und das entspricht nicht so<br />

g<strong>an</strong>z ihrer Arbeitsweise. „Ich möchte<br />

A Homeless Queen, Installation 2, Foto: Luca Paglia<br />

nicht hinter ’nem Blatt sitzen und über<br />

meine Kunst nachdenken, ich möchte<br />

einfach tun.“<br />

Und das Tun, das funktioniert, denn<br />

in London finden sich – über Festivals,<br />

bei Vorsprechen und bei sogen<strong>an</strong>nten<br />

Scratch-Nights – junge KünstlerInnen<br />

zusammen, die auf eigene Faust Perform<strong>an</strong>ces<br />

entwickeln und ihr Work-in-Progress<br />

auf Mini-Festivals zeigen. So wie<br />

Regina mit den <strong>an</strong>deren Frauen vom<br />

Ophelia Collective.<br />

Im Kollektiv. Das Kollektiv hat sich 2009<br />

gegründet, ursprünglich mit vier Mitgliedern,<br />

als Zusammenschluss von „female<br />

movement artists“, also Künstlerinnen,<br />

die sich mit Bewegung beschäftigen.<br />

Mittlerweile hat sich das Konzept<br />

allerdings erweitert, denn jede verfolgt<br />

eine eigene Richtung:„Jo<strong>an</strong>na macht<br />

Film, ich Perform<strong>an</strong>ce eher in Richtung


Schauspiel, Rhi<strong>an</strong>non und Shriya Zakaria<br />

machen Bewegung und T<strong>an</strong>z. Das ist<br />

sehr sp<strong>an</strong>nend, weil m<strong>an</strong> sich gegenseitig<br />

inspiriert.“<br />

Auch thematisch gehen die vier<br />

KünstlerInnen jeweils ihre eigenen Wege:„Ich<br />

versuche immer ein bisschen<br />

aktuell zu sein, in irgendeiner Art und<br />

Weise gesellschaftliche Realitäten aufzugreifen“,<br />

meint Regina. „Rhi<strong>an</strong>non arbeitet<br />

gerade sehr stark mit historischen<br />

Bildern aus der Kunst.“ Aus dieser<br />

Arbeit ist auch der Name der Gruppe<br />

entst<strong>an</strong>den: Denn Rhi<strong>an</strong>nons Projekt,<br />

das sich mit Bildern von Ophelia aus<br />

Shakespeares „Hamlet“ beschäftigt,<br />

wurde zur Namensgeberin für das Kollektiv:„Für<br />

das Projekt haben wir die<br />

Website gemacht“, erinnert sich Regina,<br />

„und da mussten wir dem G<strong>an</strong>zen einen<br />

Namen geben. Das f<strong>an</strong>den eigentlich<br />

alle g<strong>an</strong>z nett.“ Etwas ernster meint<br />

sie d<strong>an</strong>n:„Ophelia ist schon eine sehr<br />

inspirierende Figur. Sei es in der bildenden<br />

Kunst, im Theater, in der Theatergeschichte.<br />

Sie ist auch eine Figur, die Shakespeare<br />

nicht klar gestrickt hat. Das<br />

finde ich auch interess<strong>an</strong>t, nämlich ein<br />

Kollektiv so zu benennen, dass es auch<br />

nicht klar definiert ist. Wir haben unsere<br />

eigenen Ideen, aber eigentlich kein<br />

Ideal, das wir hier verfolgen. Also was<br />

Inspirierendes, aber trotzdem unverbindlich.“<br />

Female artists. Dass das Kollektiv nur aus<br />

Frauen besteht, ist vor allem wegen der<br />

starken Konkurrenz wichtig. Und:„Weil<br />

Männer es ein bisschen leichter haben<br />

in der Kunst. Es ist leider auch so, dass<br />

es zwar viele Frauen gibt, aber die Männer,<br />

gerade im Bereich Schauspiel, halt<br />

schneller einen Job kriegen. Und Performerinnen<br />

eben nicht.“ Gerade deswegen<br />

findet Regina es wichtig, dass Frauen<br />

sich zusammentun, sich gegenseitig<br />

stärken und gemeinsam etwas aufbauen.<br />

„Sich nicht immer alleine durchschlagen<br />

müssen, zwischen der g<strong>an</strong>zen<br />

Konkurrenz. Denn das finde ich ein bisschen<br />

<strong>an</strong>strengend.“ Dem Kollektiv geht<br />

es nicht nur um die Zusammenarbeit in<br />

künstlerischer Hinsicht. „Die einen<br />

hören das, die <strong>an</strong>deren jenes, wo m<strong>an</strong><br />

sich bewerben k<strong>an</strong>n, wo m<strong>an</strong> was zeigen<br />

k<strong>an</strong>n, da schiebt m<strong>an</strong> sich die Informationen<br />

zu.“ Auch org<strong>an</strong>isatorisch<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Aufgaben aufteilen, sei es<br />

Räume und Auftritte org<strong>an</strong>isieren, die<br />

Website aktualisieren oder die jeweils<br />

<strong>an</strong>deren bei Proben filmen und fotografieren<br />

und Feedback geben. Und natürlich<br />

sich gemeinsam für Fin<strong>an</strong>zierungen<br />

bewerben. „Der Alltag ist hier schon<br />

<strong>an</strong>strengend genug“, meint Regina.<br />

„M<strong>an</strong> hat das Projekt, geht abends proben,<br />

tagsüber arbeitet m<strong>an</strong>. Da ist es<br />

einfach schön, ein wenig Rückhalt zu<br />

haben.“<br />

Theaterpädagogik und Callcenter. Denn<br />

auch das reine Überleben, Geld aufzutreiben<br />

für grundlegende Dinge wie<br />

Essen und Miete, ist aufwändig. „Wenn<br />

m<strong>an</strong> in London <strong>an</strong>kommt, darf m<strong>an</strong> die<br />

Erwartungen bezüglich Jobs nicht zu<br />

hoch schrauben“, meint Regina. Denn<br />

neu in der Kunst und auch in der Stadt<br />

zu sein, ist nicht einfach. Regina hat als<br />

ausgebildete Theaterpädagogin über<br />

das Goethe-Institut einen Job in einem<br />

Deutschkurs für Kindergartenkinder<br />

bekommen. Nebenbei arbeitet sie<br />

auch noch im Callcenter, aus dem einfachen<br />

Grund, dass m<strong>an</strong> dort keine fixen<br />

Dienstzeiten hat, sondern Woche<br />

für Woche zu- oder absagen k<strong>an</strong>n. Der<br />

prekäre Status kommt in diesem Falle<br />

der KünstlerInnen-Karriere entgegen.<br />

„Ich kenn genug KünstlerInnen, die als<br />

KellnerInnen arbeiten, die einen festen<br />

Vertrag haben und feste Stunden. Aber<br />

wenn d<strong>an</strong>n irgendwas kommt, eine<br />

Produktion, eine Aufführung, eine Audition,<br />

was weiß ich, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> da<br />

nicht so leicht absagen. Beim Callcenter<br />

geht das immer.“ Aus demselben<br />

Grund nimmt sie auch nicht mehr Kindergartenkurse<br />

<strong>an</strong>, auch wenn sie<br />

prinzipiell lieber mit Kindern arbeiten<br />

würde.<br />

Trotzdem hofft Regina, dass es mit<br />

dem Callcenter-Job irgendw<strong>an</strong>n vorbei<br />

ist, dass sie von ihren Projekten früher<br />

oder später leben k<strong>an</strong>n. „Ich denke, es<br />

wird trotzdem unregelmäßiges Geld<br />

sein. Da muss ich einfach schauen, wie<br />

das jetzt läuft, das k<strong>an</strong>n ich jetzt noch<br />

gar nicht so richtig sagen.“ Bis dahin<br />

werden eben Abstriche gemacht.<br />

Londoner Leben. Regina wohnt in einem<br />

Schuhkarton von Zimmer in einem klassischen<br />

englischen Einfamilienhaus im<br />

Londoner East End. Deswegen bezahlt<br />

sie auch nur wenig Miete. In „normal“<br />

großen Räumen wohnen meist zwei<br />

Leute, Pärchen. „Das machen hier alle<br />

so.“ Bis auf eine Küche gibt es keine Gemeinschaftsräume<br />

und auch sonst keine<br />

Gemeinsamkeiten im Leben der BewohnerInnen.<br />

„Jede macht hier so ihr<br />

Ding und sieht zu, dass sie sich so<br />

„Ich möchte nicht hinter ’nem Blatt sitzen und über meine Kunst nachdenken,<br />

ich möchte einfach tun.“<br />

durchschlägt“, so Regina. „Alle sind perm<strong>an</strong>ent<br />

busy und mit Überleben beschäftigt.<br />

Für Privatkontakte, die sich<br />

außerhalb deiner Arbeit, deiner Projekte<br />

abspielen, bleibt eigentlich kaum Zeit.<br />

Es ist zum Beispiel auch schwer, sich<br />

jetzt mal kurz auf einen Kaffee zu treffen,<br />

weil London ja auch sehr riesig ist.<br />

Das geht in Hamburg oder Mainz, wo<br />

ich herkomme, viel, viel leichter.“<br />

Ob sich das harte Leben ausgezahlt<br />

hat, wird Regina wohl erst in einigen<br />

Jahren wissen. „Es läuft gerade<br />

g<strong>an</strong>z schlecht hier in London, weil die<br />

Olympischen Spiele sehr viel Geld bekommen<br />

und die Kunst eher gekürzt<br />

wird.“<br />

Derzeit ist Regina als eine von vielen<br />

Hamlets in der experimentellen<br />

Theaterproduktion „Tower Hamlet“ zu<br />

sehen. Denn sie performt nicht nur in<br />

ihren eigenen Produktionen, sondern<br />

experimentiert auch gerne für <strong>an</strong>dere<br />

KünstlerInnen, um selbst inspiriert und<br />

„im Training“ zu bleiben. „Genügend interess<strong>an</strong>te<br />

Leute für Projekte trifft m<strong>an</strong><br />

in London ja.“<br />

Bald möchte sie ein, zwei eigene<br />

Szenen fertig haben, mit denen sie auf<br />

Festivals auftreten k<strong>an</strong>n. Der nächste<br />

große Traum: Im kommenden Sommer<br />

in irgendeiner Form beim Edinburgh<br />

Festival dabei zu sein. „Nicht mit einem<br />

eigenen Stück, aber als Performerin<br />

oder mit meinem Projekt. Das sieht im<br />

Lebenslauf erstmal gut aus, und d<strong>an</strong>n<br />

muss m<strong>an</strong> weitersehen.“ ❚<br />

experiment theater<br />

Ophelia Collective:<br />

http://theopheliacollective.<br />

blogspot.com<br />

Tower Hamlet Projekt:<br />

www.towerhamlets.gov.uk/lgsl/<br />

451-500/461_parks/mile_end<br />

_park/mile_end_art_pavilion.asp<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


ild kunst<br />

Ausstellung<br />

BIRGIT JÜRGENSSEN. Pulsschlag einer<br />

Sinnlichkeit. Bis 10. <strong>März</strong> <strong>2010</strong><br />

Vertikale Galerie in der Verbund-<br />

Zentrale, Am Hof 6a, 1010 Wien,<br />

www.sammlung.verbund.at<br />

Öffentlich zugänglich nur im Rahmen<br />

der Kunstgespräche während der Laufzeit<br />

der Ausstellung jeden Mittwoch<br />

um 18 Uhr; Eintritt frei, Anmeldung<br />

erforderlich:<br />

sammlung.verbund@artphal<strong>an</strong>x.at<br />

oder Tel.: +43 1 5249803-11<br />

Buch<br />

Gabriele Schor, Abigail Solomon-<br />

Godeau (Hginnen): Birgit Jürgenssen<br />

Hatje C<strong>an</strong>tz Verlag 2009, 39,80 Euro<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Was k<strong>an</strong>n ich der so mächtig<br />

einsetzenden Rezeption des Gesamtwerks<br />

der 2003 verstorbenen<br />

heimischen Künstlerin Birgit<br />

Jürgenssen hinzufügen? Vielleicht<br />

das: Die Sammlung Verbund wurde<br />

2004 gegründet und „hat sich von<br />

Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> zum Werk von Birgit Jürgenssen<br />

als eine der bedeutendsten Positionen<br />

österreichischer Kunst nach 1945<br />

bek<strong>an</strong>nt“. Das schreibt Gabriele Schor,<br />

die Sammlungsleiterin und eine der<br />

Herausgeberinnen der die Ausstellung<br />

begleitenden Publikation, in ihrer Vorbemerkung.<br />

Das verbindende Anliegen der<br />

Autorinnen des Katalogs (Gabriele Schor,<br />

Abigail Solomon-Godeau, Elisabeth<br />

Bronfen, Sigrid Schade, Geraldine Spiekerm<strong>an</strong>n)<br />

sei es,„die historischen Koordinaten<br />

der feministischen Kunst seit<br />

1968 dahingehend zu korrigieren, dass<br />

eine von Peter Weibel ausgesprochene<br />

Einschätzung möglichst erkennbar<br />

wird“: Birgit Jürgenssen sei das Missing<br />

Link, das endlich entdeckt werde.<br />

Haltung bewahren. Als eine ihrer ehemaligen<br />

Student_innen verbindet mich<br />

Birgit Jürgenssen, Ohne Titel (Frau), 1972, S/W-Fotografie, überzeichnet, 21 x 33,7 cm, Nachlass Birgit Jürgenssen, ph1037, VBK, Wien<br />

Mit Beerenzweigen peitschen<br />

Noch bis zum 10. <strong>März</strong> <strong>2010</strong> sind in der Vertikalen Galerie der Verbund-Zentrale im ersten Wiener Gemeindebezirk<br />

rund vierzig Werke der bildenden Künstlerin Birgit Jürgenssen zu sehen. Ein Ausstellungsrundg<strong>an</strong>g von Lise Steger.<br />

bzw. verbinde ich mit Birgit Jürgenssen<br />

nicht nur Kunst, diese epigenetische<br />

Aktivität, mit der die Menschen <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen,<br />

„eine neue, zweite Linie der Evolution,<br />

die der Revolution (Gegen-Windung),<br />

zu produzieren“, wie Elisabeth<br />

Samsonow 1998 zur Arbeit von Birgit<br />

Jürgenssen in ihrem Text „Maske extra“<br />

schrieb. Ich denke auch <strong>an</strong> persönliche<br />

Begegnungen. Jetzt, <strong>2010</strong>, k<strong>an</strong>n<br />

ich versuchen, einen veränderten Blick<br />

auf die Bilder von Birgit Jürgenssen zu<br />

werfen.<br />

„Jeder hat seine Ansicht“ ist der Titel<br />

eines Fotos von Birgit Jürgenssen,<br />

das in der Vertikalen Galerie vertreten<br />

ist. Birgit Jürgenssen kehrt im Jahr 1975<br />

singulär feministisch der politischen<br />

Welle ihren Rücken zu, sie wendet sich<br />

ab, zeigt mit ihrer Einstellung Rückgrat,<br />

bewahrt Haltung. Sie trägt den Titelsatz<br />

zudem auf einem lediglich mit<br />

sprachlichen Zeichen bedeckten Körperteil,<br />

der hochgradig erotisch besetzt<br />

ist. Sie wendet sich ab, dist<strong>an</strong>ziert sich<br />

von denen, die Ansichten mit-teilen<br />

wollen und übersetzt lieber Wortsprache<br />

in Bilder.<br />

Match mit sich selbst. Da Ausstellungsbesucher_innen<br />

sich ernsthaft darüber<br />

mokieren, wieso die Künstlerfrau sich<br />

eigentlich nicht Modell-mäßig von einem<br />

Kameram<strong>an</strong>n hat ablichten lassen,<br />

möchte m<strong>an</strong> sich doch schon fragen<br />

dürfen: Ja, haben Sie denn gar keinen<br />

blassen Dunst? Aber wir wollen uns<br />

nicht zu sehr über hierzul<strong>an</strong>de versäumte<br />

Erwachsenenbildung im Fach<br />

Sehen-Lernen aufregen, auch ewig gestrige<br />

Entdecker-Gelüste und schier endlose<br />

Orientierungslosigkeit von Kunstgeschichtler_innen<br />

im männlichen<br />

Mastermind-Denken sollen uns nicht<br />

weiter stören.<br />

Es ist natürlich gut, Birgit Jürgenssens<br />

Bilder sehen zu können. Ihren<br />

künstlerischen Weg nach g<strong>an</strong>z oben<br />

verfolgend, <strong>an</strong> der Grafik vorbei, die Jürgenssens<br />

Match zeigt, das sie mit sich<br />

selbst austrägt, gel<strong>an</strong>gt m<strong>an</strong> fast bis<br />

zum Schachspielraum im obersten<br />

Stockwerk der Verbundzentrale und resümiert<br />

vor der Glastür, dass das<br />

Schweigen Marcel Duchamps noch immer<br />

überbewertet wird. Während des<br />

Aufstiegs k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich <strong>an</strong> Zettel-


kästen bedienen – m<strong>an</strong> fingert ein bisschen<br />

mühselig herum, um ein Begleitblatt<br />

aus dem Behältnis zu fischen.<br />

Auf diesen Blättern sind die auf<br />

der jeweiligen Ebene ausgestellten Arbeiten<br />

reproduziert abgebildet und mit<br />

kurzen erläuternden Texten versehen.<br />

Wie ein Versehen liest sich auch m<strong>an</strong>ches:<br />

Neben einem Foto aus dem Jahr<br />

1979/80 etwa, auf dem Birgit Jürgenssen,<br />

ausstaffiert mit Feuerlöscher, <strong>an</strong>alogem<br />

Telefon, Leuchtbrille und Fersenschützern,<br />

einen semionautischen<br />

Schatten voraus <strong>an</strong> die W<strong>an</strong>d hinter<br />

sich wirft, steht, dass m<strong>an</strong> „einen Großteil<br />

ihrer fotografischen Serien wohl<br />

auch als Perform<strong>an</strong>ce ohne Publikum<br />

umschreiben“ könne. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n vielleicht<br />

durchaus – und möglicherweise<br />

mit Absicht – weibliche Kunstgeschichten<br />

umschreiben, aber: Eine Perform<strong>an</strong>ce<br />

ist eine Perform<strong>an</strong>ce ist eine Perform<strong>an</strong>ce.<br />

Und wenn ein_e Künstler_in zu<br />

schüchtern ist, um vor Publikum zu<br />

agieren (so eine Aussage von Birgit Jürgenssen),<br />

d<strong>an</strong>n möchte m<strong>an</strong> sich hier<br />

<strong>an</strong> dieser Stelle g<strong>an</strong>z einfach wünschen<br />

dürfen, dass das, was Künstler_innen<br />

protokollieren, so gelesen wird, wie es<br />

aufgezeichnet wurde. Wozu soll es gut<br />

sein, die reflektierte und mutig dem öffentlichen<br />

Urteil preisgegebene Selbsterkenntnis<br />

einer zutiefst sinnlichen<br />

Künstlerin, Frau und Dame nachträglich<br />

zu verwässern?<br />

Brotwecken und Bratrohre. Jürgenssen hat<br />

sich durch ihre Werke im Überg<strong>an</strong>g Moderne/Postmoderne<br />

entfaltet. Die Kraft<br />

ihrer Bilder liegt in dem Vermögen,<br />

Menschen in Bewegung zu versetzen,<br />

uns emotional zu berühren. Vor ihrer<br />

H<strong>an</strong>dlinienzeichnung zum Beispiel verw<strong>an</strong>deln<br />

wir uns fast automatisch in<br />

Chirom<strong>an</strong>tinnen.<br />

Birgit Jürgenssen, eine Frau mit Kamera,<br />

geleitet von ihrer Liebe zur Fotografie,<br />

hat uns sehr viele, spielerisch<br />

leicht <strong>an</strong>mutende Traumbilder hinter-<br />

Schwarze Frauen Community, Bild: Petja Dimitrova<br />

lassen. Für besonders scharf gewürzt<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> diejenigen Produkte ihrer<br />

jahrzehntel<strong>an</strong>gen Kamera-Arbeit erachten,<br />

die auf der Fokussierung des Themenkomplexes<br />

Opfer/Täterin beruhen –<br />

wie etwa ihre berühmt-berüchtigte<br />

Küchenschürze, die aus einem tragbaren<br />

Herd mit geöffnetem Bratrohr plus<br />

daraus hervorragendem Brotlaib besteht.<br />

„Phallus klebt allus“ heißt ein Liebesgedicht-Werbetext<br />

von Ernst J<strong>an</strong>dl,<br />

<strong>an</strong> den m<strong>an</strong> denken k<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong><br />

der Bildinterpretation der jungen Ausstellungsgesprächsführerin<br />

zuhört, die<br />

uns den Brotwecken als Phallussymbol<br />

vorführt – uns für jung und dumm verkaufend.<br />

Bicasso Birgit Jürgenssen. Jürgenssen hält<br />

mit diesen Fotos, die aus einer Verbrecherkartei<br />

zu stammen scheinen, der<br />

Gesellschaft, in der sie lebte, doch einfach<br />

einen Spiegel vor. Was wurde verl<strong>an</strong>gt<br />

von der Frau: Dass sie sich der ihr<br />

zugedachten Rolle als Hausfrau und<br />

Jürgenssen hat sich durch ihre Werke im Überg<strong>an</strong>g<br />

Moderne/Postmoderne entfaltet. Die Kraft ihrer<br />

Bilder liegt in dem Vermögen, Menschen in Bewegung<br />

zu versetzen, uns emotional zu berühren.<br />

Mutter fügt. Die Künstlerin hat sich dagegen<br />

urpoetisch, als Objekt und Subjekt<br />

zugleich, dem kriminalistischen<br />

Blick einer Foto-Grafikerin, die sie war,<br />

ausgesetzt. Das Unschuldstheater des<br />

kollektiven Opfer-Spielens wird hier fotografisch/performativ<br />

gebrochen<br />

durch den feministischen Shot.<br />

Niki de St. Phalle hat Schießbilder<br />

gemacht, Birgit Jürgenssen hat Papier<br />

mit Beerenzweigen gepeitscht. Ja, Bicasso<br />

Birgit Jürgenssen – wie sie sich<br />

mal als Kind selbst n<strong>an</strong>nte – ist eine edle<br />

Künstlerin. Ob m<strong>an</strong> sich auf die diesjährige<br />

Retrospektive im Wiener Kunstforum<br />

freuen k<strong>an</strong>n, weiß ich nicht. „Ich<br />

weiß nicht“ war auch der Titel einer Einzelausstellung<br />

Jürgenssens in der Galerie<br />

Hubert Winter 2001. Auf einem Foto<br />

im Katalog steht die Frau Künstlerin in<br />

rotem M<strong>an</strong>tel neben ihrem gelben<br />

Renault R4 auf dem Bürgersteig vor<br />

dem Galerieschaufenster. Und ich habe<br />

den Eindruck, dass der R4 den Kindern<br />

der Generation, zu der Birgit gehört,<br />

wohl etwas bedeutet. ❚<br />

denice<br />

It's cold here in Lesbol<strong>an</strong>d<br />

I wish that this title me<strong>an</strong>t something deep <strong>an</strong>d political. But<br />

sorry, no, it doesn’t. It is simply based on the weather. Because<br />

I am, slowly <strong>an</strong>d completely, going b<strong>an</strong><strong>an</strong>as. When I moved<br />

south from the freezing tundras of Sweden, I made a deal with<br />

Ms God that I would never be that cold again, <strong>an</strong>d winter<br />

would never feel that long again. And I just got completely<br />

fucked in the arse this year. And not in a good way. My brain is<br />

as useable as the cheap peas that have been in our WG freezer<br />

for almost two years now. I c<strong>an</strong>'t come up with <strong>an</strong>ything witty<br />

to write about at all. The only thing spinning around in my<br />

head is the sentence, "I blame the cold, I would have never done<br />

this if it hadn’t been for this fucking cold." Because what<br />

happens to me when it is cold <strong>an</strong>d dark for too long is that I<br />

get depressed <strong>an</strong>d stupid. And when I get depressed, I drink. A<br />

lot. And this of course makes me even more stupid.<br />

Here are some of the less charming things I have been doing<br />

habitually for the last couple of months when going out:<br />

Talking to this girl while placing my h<strong>an</strong>d on her cleavage, <strong>an</strong>d<br />

keeping it there throughout the whole conversation …! Like<br />

everybloodytime I met her. Afterwards I turned to my other<br />

friend <strong>an</strong>d explained: "She's got such a nice rack!" I me<strong>an</strong> …<br />

hello?! Rack? Really? What's wrong with me? It's like my brain<br />

got replaced by a penis.<br />

Turning into the lesbi<strong>an</strong> Godmother. Where every damn dyke<br />

is part of my "famiglia", <strong>an</strong>d in my par<strong>an</strong>oid little head there<br />

are a lot of threats out there … "Don"t fuck with my friends,<br />

you dick! They are my family, <strong>an</strong>d if you piss on my family, you<br />

are history! You get that, assssshoooole? (Here I spit a little<br />

while having problems trying not to say asscchhole since I'm a<br />

bit "tipsy".) I know what you are up to! I'm Denice! I know<br />

everything!"<br />

Especially the part about "I'm Denice" gives me the shivers. As<br />

if I were Zorro.<br />

And if that weren’t enough, there is also me, sitting on the bar,<br />

doing a Marilyn Monroe- impersonation (where I think I'm<br />

sexy as hell. Am not, of course), jumping up on stage at fluc,<br />

ripping my blouse off to Hole, thinking I really am Courtney<br />

Love, singing along with (<strong>an</strong>d much, much louder th<strong>an</strong>) the<br />

music, trying to force people to make out with me when they<br />

clearly don't w<strong>an</strong>t to, hitchhiking (alone) in the middle of the<br />

night, in the middle of the road, from University campus to the<br />

6th district (very far … very necessary), <strong>an</strong>d so on …<br />

Do you remember the video to that horrible song from Prodigy,<br />

"Smack My Bitch Up"? That chick is me. But when you read<br />

this, it will hopefully be spring already, <strong>an</strong>d I will have turned<br />

back into my lovely, well-behaved self again. I promise.<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


Von Power-Pop zu „found sound“<br />

Auf der Route von Calgary über M<strong>an</strong>chester nach Berlin mit Sonja Eism<strong>an</strong>n.<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Der Welt liebste Power-Pop-<br />

Zwillinge, Teg<strong>an</strong> & Sara, geben<br />

ihren vielen glühenden F<strong>an</strong>s<br />

endlich wieder neue Nahrung:<br />

Sainthood (Warner) ist das bereits<br />

sechste Studioalbum der queeren<br />

K<strong>an</strong>adierinnen mit dem bombensicheren<br />

Händchen für Ohrwurm-Melodien.<br />

Teg<strong>an</strong> und Sara Quin, vor knapp dreißig<br />

Jahren in Calgary geboren und mit bereits<br />

zehn Jahren Bühnenerfahrung auf<br />

den schmalen Buckeln, treiben hier, wieder<br />

mit Unterstützung von Chris Walla<br />

von Deathcab for Cutie als Produzenten,<br />

das weiter, was sie so perfekt beherrschen:<br />

Herzschmerz-Texte zu kraftvollen,<br />

ebenso rockigen wie poppigen Balladen,<br />

die sogar all jene bis auf die Knochen<br />

erweichen, die sonst bei der Erwähnung<br />

von „Ballade“ mit<br />

Übelkeits<strong>an</strong>fällen kämpfen. Fast noch<br />

ein wenig glatter und synthiepoppiger<br />

als die beiden überaus erfolgreichen<br />

Vorgängeralben „The Con“ und „So<br />

Jealous“, erscheint „Sainthood“ beim<br />

ersten Hören beinahe trivial, bis einen<br />

die Magie des abwechselnden, sehnsuchtsvollen<br />

Ges<strong>an</strong>gs der Schwestern<br />

d<strong>an</strong>n doch wieder kriegt.<br />

Auch aus K<strong>an</strong>ada, und zwar aus<br />

V<strong>an</strong>couver, kommt die Singer/Songwriterin<br />

Olivia Fetherstonhaugh, die sich<br />

für die Veröffentlichung ihres Debütalbums<br />

Dark Eyes (Mint) d<strong>an</strong>kenswerter<br />

Weise für den etwas weniger komplizierten<br />

Namen F<strong>an</strong>shaw entschieden<br />

hat. G<strong>an</strong>ze fünf Jahre hat sich die Musikerin,<br />

die sich in der Presseinfo auf<br />

Anais Nin als Inspirationsquelle beruft,<br />

für die neun Songs mit vagem Retro-<br />

Country-Flair und schmelzendem Ges<strong>an</strong>g<br />

Zeit gelassen – und <strong>an</strong> einigen<br />

Stücken <strong>an</strong>geblich sogar bis zu einem<br />

Jahr gefeilt. Es wird sich zeigen, ob sich<br />

die Geduldsarbeit der Perfektionistin<br />

tatsächlich gelohnt hat, wenn die zart<br />

verhaltenen Songs über traurige Lieben<br />

es schaffen, aus der Flut der Veröffentlichungen<br />

weiblicher Singer/Songwriter<br />

dauerhaft herauszustechen.<br />

Mit dem Hervorstechen haben<br />

Scream Club noch nie ein Problem gehabt<br />

– dafür sind die Bühnenoutfits<br />

und die Perform<strong>an</strong>ces des queeren Duos<br />

aus Olympia, Washington, das jetzt<br />

in Berlin residiert, einfach viel zu aufregend.<br />

Für ihre gemeinsame Remix-Platte<br />

(auf Rock Machine Records) mit Electrosexual,<br />

die eine Vorbotin des im<br />

Sommer erscheinenden neuen Albums<br />

ist, haben sich die beiden Electro-Rapperinnen<br />

für einen clubbigeren Sound<br />

entschieden, der weitgehend mit der<br />

Domin<strong>an</strong>z der spaßigen bis derben<br />

Raps, für die m<strong>an</strong> Cindy Wonderful und<br />

Sarah Adorable früher k<strong>an</strong>nte, bricht.<br />

Break You Nice ist mit seinen stampfenden<br />

Beats und schrillen Synths-Effekten<br />

fast Gay-Großraumdisko tauglich,<br />

und Screaming And Crying, die B-<br />

Seite, für die auch Shunda K. von Yo Majesty<br />

als Gast-Rapperin verpflichtet<br />

werden konnte, bewegt sich in Richtung<br />

einer Deep-Tr<strong>an</strong>ce-Hymne mit<br />

Spoken-Word-Einlagen.<br />

Optisch extravag<strong>an</strong>t gibt sich auch<br />

eine junge Künstlerin aus M<strong>an</strong>chester,<br />

die bekleidungstechnisch wie auch musikalisch<br />

den Blick zurück in die 1980er<br />

Jahre wirft. Julie Campbell aka Lonelady<br />

sieht sich auf ihrem in einer verfallenden<br />

Fabrikhalle aufgenommenen Debüt<br />

Nerve Up (Warp) von geografischen wie<br />

mentalen NachbarInnen wie Joy Division,<br />

The Fall oder ESG beeinflusst. Die individualistische<br />

Platte, fast komplett im<br />

Alleing<strong>an</strong>g eingespielt, ist mit ihrem<br />

kalt-metallischen Sound und dem<br />

scharfen, mark<strong>an</strong>ten Ges<strong>an</strong>g zu scheppernder<br />

Gitarre, Drums und Synth-<br />

Sounds aber nicht die x-te Emulation<br />

der Verg<strong>an</strong>genheit, sondern beweist<br />

sich im Gegenteil als ausreichend denkund<br />

merkwürdig, um für sich selbst zu<br />

bestehen.<br />

Zu guter Letzt noch der Hinweis<br />

auf eine neue Serie des stets so verdienstvoll<br />

um weibliche Artists bemühten<br />

Berliner Labels Monika Records:<br />

Nachdem dessen Betreiberin Gudrun<br />

Gut vor einigen Jahren bereits die Reihe<br />

„4 Women No Cry“ mit je vier internationalen<br />

Produzentinnen pro Platte aus<br />

der Taufe gehoben hat, agiert sie jetzt<br />

lokal und stellt in City Splits je zwei Musikerinnen<br />

aus einer Stadt vor. Den Anf<strong>an</strong>g<br />

machen zwei Wahl-Berlinerinnen:<br />

Theresa Stroetges aka Golden Diskó<br />

Ship mit ihrer melodiösen Rumpel-Raschel-Elektronik<br />

und Jasmina Maschina<br />

(eigentlich Jasmine Guffond aus Australien),<br />

die elektronische Improvisationselemente<br />

ebenso wie mel<strong>an</strong>cholisches<br />

Songwriting in ihre oft mit „found sound“-Quellen<br />

versetzten Tracks einfließen<br />

lässt. Auch beim nächsten Trip<br />

der City Splits bleibt es sp<strong>an</strong>nend – der<br />

führt nach L.A. und zeigt g<strong>an</strong>z sicher,<br />

dass die Klischees der männerdominierten<br />

Rock-City ausgedient haben. ❚


Wirtschaftswunder-Working-Class<br />

Ulla Hahn hat mit „Aufbruch“ die Fortsetzung ihres Erfolgsrom<strong>an</strong>s „Das verborgene Wort“<br />

geschrieben. Arbeitertochter Hildegard kämpft weiter gegen kleine Verhältnisse.<br />

Von Lea Susemichel<br />

Mit dem Konkurs des Vers<strong>an</strong>dhauses<br />

Quelle im letzten Jahr<br />

ging nicht nur ein Stück Wirtschafts-,<br />

sondern auch eine<br />

wichtige Episode deutscher<br />

Kulturgeschichte zu Ende. Ulla Hahn<br />

erzählt diese Geschichte, wenn sie in<br />

ihrem neuen Rom<strong>an</strong> das Eintreffen des<br />

Quelle-Katalogs in der rheinischen<br />

Nachkriegsdörflichkeit schildert. Denn<br />

die im weiblichen Familienkreis<br />

getätigte Bestellung von „Nummer<br />

fünfzehn, Größe einhundertvier, Hüftgürtel<br />

mit dreifach verstärkter Magenplatte,<br />

zweiundvierzig Zentimeter hoher<br />

Rückenschnürung, elastische<br />

Einsätze aus Elastinova-Gummi um<br />

Taille, Schenkelpartie und Schritt“ war<br />

ein von Kaffee und Kuchen begleitetes<br />

Großereignis. Bei dem das Betrachten<br />

von Damenhosen und Hauskitteln immer<br />

wieder auch zur Verh<strong>an</strong>dlung von<br />

Geschlechterrollen einlud.<br />

„Aufbruch“ ist die Fortsetzung von<br />

Hahns 2001 erschienenem Erfolgsrom<strong>an</strong><br />

„Das verborgene Wort“. Erneut<br />

geht es um die in den 1950/60ern in der<br />

Altstraße 2 in Dondorf verbrachte Kindheit<br />

und Adoleszenz von Hildegard „Hilla“<br />

Palm. Um rheinländischen Katholizismus<br />

und kleinste Verhältnisse, in denen<br />

unter röhrenden Hirschen Marmelade<br />

auf Graubrot gegessen und aus<br />

Tassen ohne Unterteller – m<strong>an</strong> will<br />

schließlich nicht vorgeben, etwas Besseres<br />

zu sein – getrunken wird.<br />

Hilla ist „dat Kenk vun nem Prolete“.<br />

Und von klein auf liegt für sie die<br />

Verheißung von Klassenmobilität in<br />

der Welt der Bücher („Bööscher“). Die<br />

Flucht zu Hugo von Hofm<strong>an</strong>nsthal<br />

schützt sie vor proletarischem Kleingeist,<br />

dem heimischen Kölsch setzt sie<br />

Latein entgegen, das sie mit ihrem<br />

Bruder als verschwisternden Geheimcode<br />

gegen die Eltern kultiviert. Die<br />

promovierte Germ<strong>an</strong>istin Ulla Hahn<br />

vertraut auf die em<strong>an</strong>zipatorische Wirkung<br />

einer hum<strong>an</strong>istischen Bildung,<br />

und so ist es letztlich der im Schuppen<br />

verschlungene literarische K<strong>an</strong>on, dem<br />

Hilla in diesem stark autobiografisch<br />

geprägten Buch ihre persönliche Befreiung<br />

abringt. Eine Befreiung, die sie<br />

am Ende <strong>an</strong> die Universität nach Köln<br />

führt.<br />

Die große Erzählung von der strebsamen<br />

Autodidaktin ist freilich auch in<br />

fordistischen Zeiten nicht weniger<br />

fragwürdig als in neoliberalen. Aber<br />

der Rom<strong>an</strong> enthält darüber hinaus<br />

auch eine präzise Milieustudie, die sich<br />

nicht nur durch eine fast kulturwissenschaftliche<br />

Analysegenauigkeit auszeichnet,<br />

sondern die durch ihre narrative<br />

Opulenz dabei auch großes Lesevergnügen<br />

bereitet. In kölschem Dialekt<br />

offenbart sich darin, dass sich<br />

Klassenzugehörigkeit am Sortiment<br />

im Einkaufswagen ebenso ablesen<br />

lässt wie am Zust<strong>an</strong>d der Zähne (weshalb<br />

Hilla ihr erstes selbst verdientes<br />

Geld für eine Überkronung all ihrer<br />

Vorderzähne opfert). Hahn zeichnet<br />

das Sitten- und Selbstbild der Wirtschaftswunder-Working-Class<br />

und<br />

gibt einen gleichermaßen belustigenden<br />

wie beklemmenden Einblick in die<br />

Adenauer-Ära. Eine Zeit, in der m<strong>an</strong><br />

sich vor dem Fernseher schick machte,<br />

„wenn Robert Lembke in seiner Sendung<br />

‚Was bin ich?‘ auftrat“ (so die Autorin<br />

in einem Interview), und in der<br />

Lehrer zum Direktor zitiert wurden,<br />

wenn sie im Unterricht zu einer Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit dem Nationalsozialismus<br />

<strong>an</strong>hielten.<br />

Es sind aber nicht nur die Kämpfe<br />

eines Arbeiterkindes, die Hilla führen<br />

muss, als sie sich etwa bei ihrem ersten<br />

Job in der Fabrik mit den dortigen nichtdeutschen<br />

Arbeiterinnen solidarisiert.<br />

Es sind immer auch die Kämpfe einer<br />

Arbeitertochter. Denn es ist nicht allein<br />

Klassismus, es ist auch der allgegenwärtige<br />

Sexismus, der ihre Ausbruchsversuche<br />

aus der Dondorfer Miefigkeit<br />

erschwert. Im Mittelpunkt des Rom<strong>an</strong>s<br />

steht eine Vergewaltigung, die Hillas<br />

sämtlichen Leidenschaften ein vorläufiges<br />

Ende setzt – auch jener für Literatur.<br />

So bringt auch der Aus- und Aufbruch<br />

ins Kölner Studentinnenleben, mit dem<br />

der Entwicklungsrom<strong>an</strong> endet, nicht<br />

den ersehnten Befreiungsschlag. Allerdings<br />

schreibt Ulla Hahn dem Vernehmen<br />

nach bereits am letzten Teil der<br />

Trilogie. ❚<br />

Ulla Hahn: Aufbruch<br />

DVA 2009, 24,95 Euro (D)<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


lese zeichen<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Funny Murmels<br />

„Vor zehn Jahren wurde<br />

Murmel Comics <strong>an</strong> einem<br />

Wiener Küchentisch gegründet“,<br />

heißt es im Vorwort<br />

zur Jubiläumsauswahl<br />

„Me, Making Funny<br />

Faces“. Seit 1999 erscheinen<br />

Anthologien zu Themen<br />

wie Einkaufen, Sich verlieben, Pläne machen<br />

und vielem mehr. Das lose Murmel-Kollektiv<br />

ist dem Credo verpflichtet:Wer eine Geschichte<br />

erzählen will, soll sie auf-zeichnen, und<br />

zeichnen k<strong>an</strong>n grundsätzlich jede/r.<br />

Meine persönlichen Highlights aus den<br />

Werken der vielen tollen Zeichnerinnen im Murmel-Kollektiv:„In<br />

den Alpen“ von Ulrike Müller<br />

kompiliert einen Satz von Kathy Acker mit feinen<br />

Bildern einer jungen Frau, die auf den Eing<strong>an</strong>gsstufen<br />

einer Almhütte sitzt und sich einen<br />

gepflegten Bierrausch zulegt. „Eine schwere<br />

Entscheidung“ von VerenaW beschreibt den hohen<br />

logistischen und intellektuellen Aufw<strong>an</strong>d<br />

beim Kauf einer neuen Daunenjacke (dicke vs.<br />

schicke Jacke). Jule K. schildert mit „New Love“ in<br />

g<strong>an</strong>z bezaubernden Bildern die Geschichte<br />

zweier Heavy-Metal-Girls auf einer Parkb<strong>an</strong>k, die<br />

sich im gemeinsamen Ätzen über Frühlingsgefühlsterror<br />

und Liebe als Unterdrückungsmech<strong>an</strong>ismus<br />

näher kommen. Sonja Eism<strong>an</strong>n war<br />

mal in „D.C. ohne Cash“ und arbeitete sich in der<br />

Youth-Hostel-Hierarchie hinauf. Lisa Berger erzählt<br />

in „Unsere Musik in Temesoara“, wie sie<br />

mit ihrer B<strong>an</strong>d „etwas irritiert“ am dortigen Ladyfest<br />

2005 auftrat.<br />

Und zuletzt noch Gwendolin Althöfer mit<br />

„Noch so jung! Schon so alt!“: Wie Viola „in sich“<br />

ging und ihre Gebärmutter f<strong>an</strong>d. Wer Murmel<br />

Comics noch nicht kennt, k<strong>an</strong>n mit „Me, Making<br />

Funny Faces“ eine richtige kleine Schatzkiste<br />

öffnen.<br />

Sylvia Köchl<br />

Murmel Comics: Me, Making Funny Faces<br />

Luftschacht 2009, 15 Euro (A)<br />

www.murmel-comics.org<br />

Lieben und Lügen<br />

Anita ist ein „Chaosgirl“.<br />

Sie ist Mutter zweier kleiner<br />

Buben und steht ihnen<br />

in punkto Wildheit in<br />

nichts nach. Sie klettert<br />

auf Bäume, liebt die Geschwindigkeit<br />

und verabscheut<br />

Autoritäten. Anita<br />

tritt in das Leben von Irene,„besser, sie r<strong>an</strong>nte<br />

beinahe in mich hinein, ich konnte ihr gerade<br />

noch ausweichen, bevor wir zusammenprallten.“<br />

Irene verliebt sich unsterblich in Anita, verfällt<br />

ihrer Leidenschaftlichkeit – und verfängt<br />

sich in ihrem Lügennetz. Denn als Lebenskünstlerin<br />

nimmt Anita es mit der Wahrheit über ihr<br />

Leben nicht gerade genau. Mit der Liebe und der<br />

Lüge widmet sich Karin Rick in ihrem neusten<br />

Rom<strong>an</strong> zwei alten Themen. Und fragt sich d<strong>an</strong>eben,<br />

wie Kinder die neue Liebe ihres Elternteils<br />

wahrnehmen.<br />

Andrea Heinz<br />

Karin Rick: Chaosgirl<br />

Konkursbuch Verlag 2009, 9,90 (D)<br />

Kein Vertrauen<br />

Mit Cornelia Travniceks Erzählb<strong>an</strong>d<br />

„Fütter mich“,<br />

deren Protagonistinnen<br />

zumeist junge Heldinnen<br />

wie die Autorin selbst sind,<br />

liegen uns Geschichten<br />

vor, denen <strong>an</strong>zusehen ist,<br />

dass da was schlummert.<br />

Dabei tut die unprätentiöse Sprache nur zu gerne<br />

so, als wäre hier eigentlich eh nichts, also g<strong>an</strong>z<br />

ehrlich nichts los. Die Fährten zu dem, was da im<br />

Busch sein könnte, lässt die Autorin in das Erzählte<br />

hinein tröpfeln, kaum merkbar, l<strong>an</strong>ge erwartet<br />

und ohne via billigem Wink mit dem Zaunpfahl<br />

die Sache zur Auflösung zu bringen. Die Geschichten<br />

wirken zumal, als hätte m<strong>an</strong> die Brille<br />

verlegt und sehe bloß unscharf. Sicher aber dreht<br />

sich‘s allerorts um’s Sterben und den Tod, um<br />

unmögliche Beziehungen, um sogen<strong>an</strong>nte Normalitäten<br />

und Abweichungen:„‚Hast du die gesehen‘,<br />

zupft sie mich am Ärmel. Die hat ja<br />

Oberschenkel, da sind meine Oberarme dicker.<br />

[...]‘ Ich lache mit.“ Es geht ums füttern, sich füttern<br />

lassen, zu viel, zu wenig essen, um mästen<br />

und kotzen und Radiergummi futtern. Was den<br />

Körpern in Travniceks Erzählb<strong>an</strong>d zugeführt<br />

oder vorenthalten wird und warum, ist von zahlreicher<br />

Motivation. Eine Hauptkomponente, die<br />

aber fast allen Erzählungen zueigen ist, ist die<br />

Routine. Um dieser zu entkommen, entwickeln<br />

die Held_innen nicht ungerne absurde bis grausame<br />

Ged<strong>an</strong>ken. Doch alles Personal gilt als<br />

mündig und muss den Knoten selber lösen.<br />

Schließt die Autorin eine Geschichte ausnahmsweise<br />

mit einem Happy End, k<strong>an</strong>n ihr darin<br />

scheinbar nicht vertraut werden. Elf Erzählungen<br />

über all das, was in Körpern und Köpfen vorgeht,<br />

den eigenen und <strong>an</strong>deren. „Ich kaufe mir<br />

Bücher und verstecke sie unter meinem Bett.<br />

Roald Dahl. Edgar All<strong>an</strong> Poe. Haruki Murakami.<br />

Keine Geschichten für ein Ungeborenes.“<br />

Nadine Kegele<br />

Cornelia Travnicek: Fütter mich<br />

Skarabaeus 2008, 14,90 Euro (Ö)<br />

Armut ist vermeidbar<br />

Weniger Jobs, weniger<br />

Lohn, weniger Zukunft,<br />

weniger Sicherheit sind<br />

keine Naturereignisse, die<br />

über uns hereinbrechen.<br />

„Es reicht! Für alle!“, sind<br />

die SozialexpertInnen<br />

Michaela Moser und Martin<br />

Schenk, beide seit Jahren in der Armutskonferenz<br />

engagiert, überzeugt. Den Beweis treten<br />

sie in ihrem seit Anf<strong>an</strong>g Februar erhältlichen<br />

neuesten Buch <strong>an</strong> und zeigen Wege aus der Armut.<br />

Sie bringen internationale Beispiele und<br />

Modelle, wie Umverteilung funktionieren<br />

k<strong>an</strong>n. Was Armut bedeutet, und wie schnell


Menschen zu „Betroffenen“ werden, zeigen individuelle<br />

Geschichten von Menschen, denen<br />

die AutorInnen in der Sozialberatung begegnet<br />

sind: „Die Biografien der Betroffenen sind bunter,<br />

als der schnelle Blick glauben macht. Die<br />

Dauerpraktik<strong>an</strong>tin mit Uni-Abschluss und der<br />

Schulabbrecher, die Alleinerzieherin mit drei<br />

kleinen Kindern, die früher als Dolmetscherin<br />

in der Welt herumkam, und der L<strong>an</strong>gzeitarbeitslose,<br />

der einmal eine Firma geleitet hat.<br />

Der junge M<strong>an</strong>n mit Depressionen, der sich in<br />

sozialen Initiativen engagiert, und die perfekt<br />

Deutsch sprechende Migr<strong>an</strong>tin in der Leiharbeitsfirma.<br />

Der Freund, der sich als Ich-AG<br />

durchschlägt, und die – nach einem B<strong>an</strong>dscheibenvorfall<br />

des Vaters – überschuldete Familie.<br />

Ihre Geschichten sind unterschiedlich, ihre Lebensverhältnisse<br />

allesamt prekär.“ Eine Pflichtlektüre<br />

im Europäischen Jahr der Armutsbekämpfung.<br />

Gabi Horak<br />

Martin Schenk, Michaela Moser: Es reicht! Für alle! Wege aus der Armut.<br />

Deuticke <strong>2010</strong>, 20,50 Euro (A)<br />

Ziemlich düster<br />

Im Jahr 2025 tötet eine<br />

Seuche,„die wasserlose<br />

Flut“, fast alle Menschen.<br />

Nur wenige überleben,<br />

wie zum Beispiel die beiden<br />

Frauen Toby und Ren.<br />

Beide kennen sich von<br />

früher, als sie noch bei den<br />

„Gottesgärtnern“ waren, einer sektenartigen<br />

Vereinigung, die auf dem Dach eines Hochhauses<br />

versucht, sich den Zwängen des herrschenden<br />

ökonomisierten und technisierten Systems<br />

zu entziehen. Die „Gärtner“ sind strenge VegetarierInnen,<br />

die ihr Gemüse selbst <strong>an</strong>bauen und<br />

eine Rückkehr zur Natur predigen. In Rückblenden<br />

erfährt die Leserin durch die Erinnerungen<br />

der Hauptfiguren Toby und Ren von der Zeit vor<br />

der P<strong>an</strong>demie.<br />

Die fast 70-jährige K<strong>an</strong>adierin Margaret Atwood<br />

beschreibt in ihrem dystopischen Rom<strong>an</strong><br />

„Das Jahr der Flut“ eine düstere, ökologisch ruinierte,<br />

von totalitären Biotech-Konzernen regierte<br />

Welt. Der Sicherheitsapparat „CorpSEcorps“<br />

überwacht die Ordnung im Staat. Wenige Reiche<br />

wohnen in Luxuswohn<strong>an</strong>lagen, während<br />

die Masse der Gesellschaft, die „Plebsler“, in<br />

Sinkhole, einem heruntergekommenen Ghetto<br />

leben. Genm<strong>an</strong>ipulationen, Konsumrausch, Org<strong>an</strong>h<strong>an</strong>del,<br />

Verbrechen und B<strong>an</strong>denkriege<br />

gehören zum Alltagsleben. Jede/r kämpft gegen<br />

jede/n. Nur die „Gärtner“ sagen dem System<br />

den Kampf <strong>an</strong>, denn sie sehen die „wasserlose<br />

Flut“ kommen.<br />

Mit ihrem neuen Rom<strong>an</strong> knüpft Atwood <strong>an</strong><br />

ihre <strong>an</strong>ti-utopischen Rom<strong>an</strong>e „Der Report der<br />

Magd“ von 1985 und „Oryx und Crake“ von 2003<br />

<strong>an</strong>.„Das Jahr der Flut“ wurde großartig von Monika<br />

Schmalz übersetzt, leider ist die Geschichte<br />

teilweise sehr verwirrend und l<strong>an</strong>gatmig. Trotzdem<br />

macht Atwoods Warnung vor Umweltzerstörung<br />

und Biokapitalismus nachdenklich.<br />

Claire Benedikt<br />

Margaret Atwood: Das Jahr der Flut<br />

Berlin Verlag 2009, 22,70 Euro (A)<br />

„General“ Tubm<strong>an</strong><br />

Sie ist eine der bedeutendsten<br />

KämpferInnen der<br />

afroamerik<strong>an</strong>ischen Geschichte:<br />

Harriet Tubm<strong>an</strong><br />

(1820-1913), von ihren AnhängerInnen<br />

und Freund-<br />

Innen – mehr als dreihundert<br />

befreite SklavInnen –<br />

nur „Moses“, von ihrem weißen Mitkämpfer<br />

John Brown auch „General Tubm<strong>an</strong>“ gen<strong>an</strong>nt.<br />

Tubm<strong>an</strong> wächst als Sklavin auf einer Pl<strong>an</strong>tage in<br />

Maryl<strong>an</strong>d auf, als 14-Jährige wird sie durch einen<br />

Schlag auf den Kopf mit einem Bleigewicht gesundheitlich<br />

beeinträchtigt. 1850 flieht sie, weil<br />

sie verkauft werden soll, und wird erfolgreicher<br />

„Conductor“ (Schaffnerin) der „Underground<br />

Railroad“, jener „Untergrundbahn“, die Versklavte<br />

befreit und in den sicheren Norden oder sogar<br />

nach K<strong>an</strong>ada bringt. Tubm<strong>an</strong> hat immer eine<br />

Pistole bei sich, und dies nicht nur, um sich<br />

gegen Sklavenjäger zur Wehr setzen zu können,<br />

weil auf sie eine „F<strong>an</strong>gprämie“ ausgesetzt ist.<br />

Verliert einer ihrer Schützlinge den Mut, zwingt<br />

sie ihn/sie mit Waffengewalt, weiterzugehen.<br />

Unter ihrer Leitung findet auch eine der spektakulärsten<br />

militärischen Aktionen gegen die Südstaaten<br />

statt – was die Militärgeschichtsschreibung<br />

des 20. Jahrhunderts gern unterschlägt:<br />

Tubm<strong>an</strong> war die einzige Frau, die im amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Bürgerkrieg mitgekämpft hat. Ihre<br />

schwarzen Brüder „durften“ zwar trotz großer<br />

Widerstände kämpfen, doch wurden sie<br />

schlechter bezahlt als die weißen Soldaten.<br />

Rassismus ist keine ausschließliche Angelegenheit<br />

der sklavenhaltenden Südstaaten, denn<br />

auch Tubm<strong>an</strong> wird um ihren Arbeitslohn geprellt<br />

– erst dreißig Jahre später wird er ihr ausgezahlt.<br />

„Freiheit oder Tod“ von Anna-Maria Benz ist<br />

die erste deutschsprachige Biografie einer Frau,<br />

deren Forderung nach Freiheit für alle Menschen<br />

immer noch nicht eingelöst ist – und die Lebensgeschichte<br />

Harriet Tubm<strong>an</strong>s zeigt uns, dass „die<br />

Verg<strong>an</strong>genheit niemals tot ist“, wie William Faulkner<br />

schrieb,„sie ist nicht einmal verg<strong>an</strong>gen.“<br />

Julia Olajnek<br />

Anna-Maria Benz: Freiheit oder Tod. Harriet Tubm<strong>an</strong> (um 1820-1913).<br />

Afroamerik<strong>an</strong>ische Freiheitskämpferin.<br />

Verlag Edition AV, 18 Euro (D)<br />

Popodrücken und<br />

Froschküsse<br />

Was macht eine verwöhnte<br />

Prinzessin, wenn der Vater<br />

sich mit der Köchin auf<br />

eine Seniorenresidenz auf<br />

Mallorca absetzt, er ihr nur<br />

das halbe Königreich vermacht<br />

und sie sich für die <strong>an</strong>dere Hälfte von einem<br />

Helden retten und heiraten lassen muss?<br />

Toben und Schreien helfen da wenig. Für Annabel<br />

muss ein Held her. Trotz ihrer eher kümmerlichen<br />

Märchenkenntnisse wird die Zofe Moldau<br />

als Ratgeberin her<strong>an</strong>gezogen. Nun schleppt Anna<br />

– das „bel“ hat sie mittlerweile abgelegt,<br />

denn was nützt ein g<strong>an</strong>zer Name in einem halben<br />

Königreich – Matratzen. Denn bek<strong>an</strong>ntlich<br />

werden echte Prinzessinnen gerettet, wenn sie<br />

auf weichen Matratzen liegen und trotzdem Popodrücken<br />

haben. Sie schminkt sich ihr Gesicht<br />

mit schwarzer Schuhcreme, zieht sich ihr rotes<br />

Nachthemd <strong>an</strong> und setzt sich die schneeweiße<br />

Kochmütze ihrer Stiefmutter auf (Anna verdreht<br />

damit „Schneewittchen“:„So weiß wie Schnee,<br />

so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz.“).<br />

D<strong>an</strong>n baut Anna winzige, mittelgroße<br />

und riesige Zwerge, um die sie sich kümmert.<br />

Als letzten Versuch fischt die Prinzessin mit spitzen<br />

Fingern einen Frosch aus dem Schlossteich,<br />

der sich ziemlich ungern und – mit Rücksicht<br />

auf seine Verlobte – nur auf die Backen küssen<br />

lässt. Doch weit und breit ist kein Held in Sicht.<br />

Anna nimmt die Angelegenheit nun doch selbst<br />

in die H<strong>an</strong>d, und die LeserInnen dürfen gesp<strong>an</strong>nt<br />

sein, auf welchen Helden die im Laufe<br />

der Geschichte merklich bescheidener werdende<br />

Prinzessin stößt. Neben dem witzigen und<br />

unkonventionellen Inhalt sind es auch die f<strong>an</strong>tasievollen<br />

und mit kleinen Details gespickten Bilder,<br />

die mir die Aussage entlocken: Es darf auch<br />

mal wieder eine Prinzessinnengeschichte sein.<br />

Svenja Häfner<br />

Sus<strong>an</strong>ne Opel-Götz: Prinzessin Anna oder Wie m<strong>an</strong> einen Helden findet.<br />

Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 2009; 12,90 Euro (D)<br />

lese zeichen<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


ge. sehen<br />

Tr<strong>an</strong>s-Formiert!<br />

„DesTravArte“, das erste Festival für Tr<strong>an</strong>s-Kunst und Forum für Tr<strong>an</strong>s-Aktivist_innen in Buenos Aires,<br />

war phänomenal, meint Daphne Ebner.<br />

http://festivaldestravarte.blogspot.com<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Vom 14. bis zum 16. Dezember<br />

2009 f<strong>an</strong>d das „DesTravArte – 1º<br />

Encuentro de Arte Tr<strong>an</strong>s de Buenos<br />

Aires 2009“ statt, das erste<br />

Festival für Tr<strong>an</strong>s-Kunst und Forum<br />

für Tr<strong>an</strong>s-Aktivist_innen aus allen<br />

Bereichen der Tr<strong>an</strong>s-Bewegungen aus<br />

Argentinien, Brasilien und Uruguay. Über<br />

1.000 Besucher_innen bescherten der<br />

Org<strong>an</strong>isationsgruppe eine phänomenale<br />

Premiere.<br />

Das dynamische Festivalprogramm<br />

spiegelte gekonnt die zwei<br />

wichtigsten Anliegen des Tr<strong>an</strong>s-Kollektivs<br />

wider: Einerseits ging es darum,<br />

auf die schwierige Lebenssituation von<br />

Tr<strong>an</strong>s-Personen in Südamerika aufmerksam<br />

zu machen, <strong>an</strong>dererseits, sich<br />

einem breiten Publikum in seiner<br />

g<strong>an</strong>zen glamourösen Vielseitigkeit und<br />

Kreativität zu zeigen.<br />

Zwischen Gewalt und Glamour.. Das Festivalprogramm<br />

umfasste Konzerte, Lesungen,<br />

eine Kunstausstellung und<br />

Theaterinszenierungen – darunter ein<br />

Aufklärungstheater von und für tr<strong>an</strong>ssexuelle<br />

Sexarbeiterinnen, das mit einem<br />

unschlagbar satirisch-bissigen<br />

Tonfall die wichtigsten Fragen zu AIDS-<br />

Prävention, Silikoneinlagen und Risiken<br />

bei der Selbstmedikation mit Hormonen<br />

klärte. Zu sehen waren auch Kurzfilme,<br />

die meisten davon Dokumentationen<br />

über die Arbeits- und Lebensbedingungen<br />

von Tr<strong>an</strong>s-Frauen in Argentinien.<br />

So erzählt beispielsweise der 2009<br />

entst<strong>an</strong>dene Doku-Film „Tamara“ (Regie:<br />

Hernán Bonfiglio) vom Leben der<br />

gleichnamigen Sexarbeiterin auf dem<br />

Straßenstrich in Constitución bis zu ihrer<br />

Ermordung durch einen bis heute<br />

nicht gefassten bzw. nicht gesuchten<br />

Täter. Die Straflosigkeit bei Gewaltverbrechen<br />

<strong>an</strong> Tr<strong>an</strong>s-Personen ist hoch und<br />

eine der vielen Folgen des nicht vorh<strong>an</strong>denen<br />

öffentlichen Interesses.<br />

Die Tr<strong>an</strong>s-Gemeinde nutzte das<br />

Festival aber auch, um mit Stolz zu zeigen,<br />

dass sie nicht nur Opfer von<br />

Schutzlosigkeit und Repression ist.<br />

Hochstimmung herrschte zum Beispiel,<br />

als die Designerin Valeria Licciardi ihre<br />

aktuelle Modekollektion mit Tr<strong>an</strong>s-Frauen<br />

präsentierte und sie so bewusst in<br />

ihrer Schönheit und erotischen Anziehungskraft<br />

inszenierte. Licciardi formulierte<br />

damit geschickt eine Antwort auf<br />

die gesellschaftliche Doppelmoral gegenüber<br />

Tr<strong>an</strong>s-Frauen, die sich gerne<br />

über die Körper von Tr<strong>an</strong>s-Personen als<br />

„unnatürlich“ oder „monströs“ lustig<br />

macht, während die nachts gut besuchten<br />

Straßenstriche belegen, dass Tr<strong>an</strong>s-<br />

Frauen durchaus im sexuellen Begehren<br />

der Gesellschaft vorkommen.<br />

Identidad de Género. Den Kern des Festivalprogramms<br />

bildeten jedoch die öffentlichen<br />

Gesprächsrunden. Eröffnet<br />

wurden diese durch eine Ver<strong>an</strong>staltung<br />

zum Thema „Ley de Identidad de Género“,<br />

einem aktuellen Gesetzesentwurf<br />

zur Gender-Identität, über den nächstes<br />

Fotos: Romina Morozovich<br />

Jahr in Argentinien und Uruguay abgestimmt<br />

werden soll. Das neue Gesetz<br />

soll es Tr<strong>an</strong>s-Personen künftig erlauben,<br />

ihren Namen und die registrierten Daten<br />

zu ihrer Person in einem unkomplizierten,<br />

außergerichtlichen Verfahren<br />

ihrem Gender, das heißt ihrem real gelebten<br />

Geschlecht, <strong>an</strong>zupassen und innerhalb<br />

von neunzig Tagen einen neuen,<br />

aktualisierten Pass zu erhalten.<br />

Auf dem Festival entwickelt und<br />

vorgestellt wurde das Projekt der<br />

sozialistischen Abgeordneten Silvia<br />

Augsburger und Marcela Romero, Vorsitzende<br />

von ATTTA (Asociación de Travestis,<br />

Tr<strong>an</strong>sexuales y Tr<strong>an</strong>sgénero Argentinas).<br />

Romero ist die erste Tr<strong>an</strong>s-Frau<br />

Argentiniens, die nach jahrel<strong>an</strong>gem<br />

Kampf im August 2009 erfolgreich ihre<br />

Identität als Frau durch einen neuen<br />

Personalausweis bestätigt bekam.<br />

„Keinen Ausweis zu haben bedeutet<br />

für uns die Verweigerung des Grundrechts<br />

auf unsere Identität “, so Marcela<br />

Romero.„Neben dem psychischen Druck<br />

versperrt es uns außerdem den Zug<strong>an</strong>g<br />

zum öffentlichen Gesundheits- und Erziehungswesen,<br />

zum Arbeitsmarkt, zum<br />

Anspruch auf Rente und Sozialversicherung<br />

und macht jede Art von Vertragsabschlüssen<br />

unmöglich. Sogar um zu<br />

wählen, müssen wir uns in die Schl<strong>an</strong>ge<br />

der Männer stellen. Für die Tr<strong>an</strong>s-Personen<br />

hat die Demokratie noch nicht begonnen.<br />

Wir leben wie während der Diktatur,<br />

unter der systematischen Verletzung<br />

unserer Menschenrechte.“ ❚


musik.t<strong>an</strong>z.fest<br />

6.3., 22.00, Wien<br />

Stayin’ alive – Betty! Being a Wom<strong>an</strong>.<br />

Being Betty! Don’t come as you are!<br />

Come as Betty!<br />

brut im Künstlerhaus/Bar brut deluxe,<br />

1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74,<br />

www.brut-wien.at<br />

7.3., 19.00, Wien<br />

Florence <strong>an</strong>d the Machine<br />

Arena, 1030 Wien, Baumgasse 80,<br />

T. 01/798 85 95, arena@arena.co.at,<br />

www.arena.co.at, Kosten: 19,- Euro<br />

9.3., 20.00, Wien<br />

Baby Dee<br />

WUK, Foyer, 1090 Wien, Währingerstraße 59,<br />

T.01/408 54 62, info@wuk.at, www.wuk.at,<br />

Kosten: 16,-<br />

11.3., 21.00, Wien<br />

Madita: Pacemaker<br />

WUK Saal, 1090 Wien, Währingerstraße 59,<br />

T. 01/401 21 0, info@wuk.at, www.wuk.at,<br />

Kosten: 19,-/18,-/17,- Euro<br />

12.3., 22.00, Wien<br />

Hertzbeat Opening<br />

Club Pl<strong>an</strong>etarium, 1020 Wien, Oswald-<br />

Thomas-Platz 1, www.pl<strong>an</strong>etarium.com,<br />

www.hertzbeat.at<br />

13.3., 22.00, Wien<br />

Anna Jermolaewa: Single Party<br />

(Or<strong>an</strong>gent<strong>an</strong>zperform<strong>an</strong>ce)<br />

brut im Künstlerhaus/Bar brut deluxe,<br />

1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74,<br />

www.brut-wien.at<br />

18.3., 20.00, Hittisau<br />

Konzert: pforte im Frauenmuseum.<br />

Komponieren Frauen <strong>an</strong>ders?<br />

Louise Adolpha Le Beau und Robert<br />

Schum<strong>an</strong>n<br />

Frauenmuseum, 6952 Hittisau,<br />

Platz 501, T. 05513/620 930,<br />

kontakt@frauenmuseum.at,<br />

www.frauenmuseum.at<br />

19.3., Wien<br />

ÖFA-kollektivet (Stockholm): imarsch<br />

(Party-Perform<strong>an</strong>ce)<br />

brut im Konzerthaus, 1030 Wien,<br />

Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,<br />

www.brut-wien.at, im Anschluss <strong>an</strong> die<br />

imaget<strong>an</strong>z-Ver<strong>an</strong>staltung<br />

20.3., 21.00, Wien<br />

4. Afrika Frühlingsball<br />

Parkhotel Schönbrunn, 1130 Wien,<br />

Hietzinger Hauptstraße 10-20, T. 0699/<br />

111 022 62, afrikaball@radioafrika.net,<br />

Kosten: 25,-/20,- Euro<br />

film<br />

derzeit<br />

Bock for President<br />

in ausgewählten Kinos<br />

derzeit<br />

Die Frauenkaraw<strong>an</strong>e<br />

in ausgewählten Kinos<br />

derzeit<br />

Louise Hires a Contract Killer<br />

in ausgewählten Kinos<br />

derzeit<br />

Verdammnis<br />

in ausgewählten Kinos<br />

bis 4.3., Wien<br />

FrauenFilmTage <strong>2010</strong><br />

Filmhaus Kino, 1070 Wien, Spittelberggasse 3,<br />

T. 01/522 48 16, office@stadtkinowien.at,<br />

kontakt@frauenfilmtage.at,<br />

www.frauenfilmtage.at<br />

4.-8.3., Wien<br />

Tricky Women <strong>2010</strong><br />

Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1, T. 01/208<br />

30 00, office@topkino.at, www.topkino.at<br />

© DV8-Film<br />

ab 5.3., Deutschl<strong>an</strong>d/Österreich<br />

MALI und die Kunst des Teilens, 108<br />

Minuten, dt. Fassung z.T. mit Dialogen<br />

in Bambara und Fr<strong>an</strong>zösisch mit dt.<br />

Untertiteln<br />

Votivkino, 1090 Wien, Rechbauerkino,<br />

8010 Graz, Movimento, 4020 Linz,<br />

Casabl<strong>an</strong>ca, 01097 Dresden, Cineplex,<br />

97337 Dettelbach, Union, 12587 Berlin,<br />

VH Ulm, 89073 Ulm<br />

ab 19.3.<br />

Die Fremde. Mit Sibel Kekili u.a.<br />

in ausgewählten Kinos<br />

25.-28.3., 21.00, Wien<br />

Queer Film Nights: Eloïse.<br />

Topkino, 1060 Wien, Rahlgasse 1,<br />

T. 0699/120 96 100,<br />

reservierung@identities.at<br />

8.4., Wien<br />

Mia H<strong>an</strong>sen-Løve: Le Père de mes<br />

enf<strong>an</strong>ts<br />

Österreichisches Filmmuseum, 1010 Wien,<br />

Augustinerstraße 1, T. 01/533 70 54,<br />

office@filmmuseum.at,<br />

www.filmmuseum.at<br />

bühne<br />

1.3., 10.00, Wien<br />

Laika, Inti & Culturcentrum Hasselt:<br />

Nu (T<strong>an</strong>z)<br />

brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karsplatz 5,<br />

T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at<br />

bis 26.3., Wien<br />

“Die X Gebote”: 10 AutorInnen – 10<br />

Auftragswerke – 10 Uraufführungen<br />

Schauspielhaus Wien, 1090 Wien,<br />

Porzell<strong>an</strong>gasse 19, T. 01/317 01 01 11,<br />

office@schauspielhaus.at,<br />

www.schauspielhaus.at<br />

4.3., 20.30, Wien<br />

Annie Sprinkle & Elisabeth Stevens<br />

im Künstlerinnenzimmer<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />

karten@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at<br />

5., 6.3., 20.00, Wien<br />

Alix Eynaudi & Agata Maszkiewicz:<br />

long long short long short (Perform<strong>an</strong>ce)<br />

brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,<br />

T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at<br />

5., 6.3., 20.30, Wien<br />

Annie Sprinkle & Elisabeth Stevens:<br />

Dirty Sexecology. 25 Ways to Make<br />

Love to Earth<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />

karten@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at<br />

5.3., 22.00, Wien<br />

Club Burlesque Brutal: La tristesse. Von<br />

Katrina Daschner, mit Denice Fredriksson,<br />

Kathrin Füßl, Sabine Marte,<br />

S<strong>an</strong>dra Ortm<strong>an</strong>n<br />

brut im Konzerthaus, 1030 Wien,<br />

Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,<br />

www.brut-wien.at<br />

8., 9.3., 20.00, Wien<br />

An Kaler: Save a Horse ride a Cowboy<br />

(Perform<strong>an</strong>ce)<br />

brut im Konzerthaus, 1030 Wien,<br />

Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,<br />

www.brut-wien.at<br />

8.-13.3., Wien<br />

Das Theater mit dem Gender – 10 Jahre<br />

KosmosTheater. Jubiläumswoche<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />

office@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at<br />

9.-14.3., Wien<br />

DR. PICCOLO. Comedy und T<strong>an</strong>ztheater<br />

ohne viel Sprache, ab 5 jahren<br />

WUK Museum, 1090 Wien, Währinger<br />

Straße 59, www.wuk.at<br />

12.3., 20.00, Wien<br />

Zoë Knights: Drama Queen<br />

brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,<br />

T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at<br />

15., 16.3., 20.00, Wien<br />

Martina Ruhsam: ] SCORE [<br />

brut im Konzerthaus, 1030 Wien,<br />

Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,<br />

www.brut-wien.at<br />

16.3., Wien<br />

Magdalena Chow<strong>an</strong>iec/mariamagdalena:<br />

Emphaty Project Vol.1 (Perform<strong>an</strong>ce)<br />

brut im Künstlerhaus/Bar brut<br />

deluxe/Foyer, 1010 Wien, Karlsplatz 5,<br />

T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at, im<br />

Anschluss <strong>an</strong> die imaget<strong>an</strong>z-Ver<strong>an</strong>staltung<br />

] SCORE [<br />

19.3., 12.4., 19.30, Wien<br />

Auf den Punkt. Solostück von und mit<br />

Martha Laschkolnig. Die Geschichte<br />

der Clownin “Martha Labil”.<br />

3raum – Anatomietheater, 1030 Wien,<br />

Beatrixgasse 11, T. 0650/323 33 77,<br />

info@3raum.or.at, http://3raum.or.at<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

Erste Liebe<br />

Der Sp<strong>an</strong>ien-Schwerpunkt von identities09 hat eindrucksvoll bewiesen, mit welcher B<strong>an</strong>dbreite und Selbstverständlichkeit<br />

das sp<strong>an</strong>ische Kino queere Themen beh<strong>an</strong>delt. Noch ein gutes Argument: Die junge „Eloïse“ und ihr<br />

Coming of Age.<br />

Queer Film Nights: Eloïse, Sp<strong>an</strong>ien 2009, OmdU, 25.-28.3., 21.00, Filmhaus Kino, 1070 Wien, Spittelberggasse 3,<br />

T. 0699/120 96 100, reservierung@identities.at, www.identities.at<br />

20.3., Wien<br />

Schätze. Eine Erlebnisnacht für die<br />

g<strong>an</strong>ze Familie, ab 8 Jahren<br />

WUK Museum, 1090 Wien, Währinger<br />

Straße 59, T. 01/401 21 52,<br />

kinderkultur@wuk.at, www.wuk.at,<br />

Kosten: 30,- pro Person<br />

25., 27.3., 20.30, Wien<br />

UNO: UNA - Fragmentiert<br />

(Paola Bi<strong>an</strong>chi/Comp<strong>an</strong>y Homunculus)<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />

karten@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at<br />

9., 10.4., 18.00, Wien<br />

Helen Cole: We see Fireworks<br />

(Installation)<br />

brut im Konzerthaus, 1030 Wien,<br />

Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,<br />

www.brut-wien.at<br />

seminar.workshop<br />

16.3., 15-18.00, Wien<br />

Jobwerkstatt<br />

Sprungbrett, 1150 Wien,<br />

Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45,<br />

sprungbrett@sprungbrett.or.at,<br />

www.sprungbrett.or.at<br />

19., 20.3., 23., 24.4., 28., 29.5., Salzburg<br />

Lehrg<strong>an</strong>g De-Eskalation<br />

Jeweils Freitag 14.00 bis Samstag 17.00,<br />

Anmeldung und Information unter:<br />

Friedensbüro, 5020 Salzburg,<br />

Fr<strong>an</strong>z-Josef-Straße 3, T. 0662/87 39 31,<br />

ronacher@friedensbuero,<br />

www.friedensbuero.at<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>. künden<br />

vortrag.diskussion<br />

bis 22.6.<strong>2010</strong>, Di, 18-20.00, Wien<br />

Obskure Differenzen: Psycho<strong>an</strong>alyse<br />

und Gender Studies? 9. Ringvorlesung<br />

im Rahmen des Masterstudiums<br />

Gender Studies sowie des Erweiterungscurriculums<br />

Gender Studies<br />

Hörsaal B, Campus der Universität Wien,<br />

Hof 2, 1090 Wien, Spitalgasse 2,<br />

www.univie.ac.at/gender<br />

9.3., 20.00, Wien<br />

„Kultureller Rassismus“ – Neues<br />

Paradigma oder alter Hut?<br />

1010 Wien, Wipplingerstraße 23,<br />

http://aua.blogsport.de<br />

11.3., 17.00, Wien<br />

Gespräche zur Kunst im öffentlichen<br />

Raum: Für wen, warum und wie weiter?<br />

Kunstraum Niederösterreich, 1014 Wien,<br />

Herrengasse 13, T. 01/90 42 111,<br />

www.kunstraum.net<br />

29.3., 19.00, Wien<br />

Nachdrücklich vorbildlich: Auf den<br />

Spuren von Pionierinnen und Zukunftsfrauen.<br />

Auguste Fickert: Vorkämpferin<br />

und Frauenrechtlerin der<br />

Ersten österreichischen Frauenbewegung<br />

KosmosTheater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,<br />

karten@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at<br />

31.3., 20.00, München<br />

J<strong>an</strong> Kündemund: Good old queer cinema<br />

- Zur St<strong>an</strong>dortbestimmung einer<br />

historischen Befreiung des Kinos<br />

Glockenbachwerkstatt, 80331 München,<br />

Blumenstr. 7, www.glockenbachwerkstatt.de,<br />

www.gender.soziologie.uni-münchen.de<br />

ausstellung<br />

bis 11.4., Salzburg<br />

Sonia Leimer<br />

Kabinett, Salzburger Kunstverein/Künstlerhaus,<br />

5020 Salzburg, Hellbrunner straße 3,<br />

T. 0662/842 294 0,<br />

www.salzburger-kunstverein.at<br />

bis 4.4., Innsbruck<br />

Kristine Roepstorff: Illuminating<br />

Shadows<br />

Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck,<br />

Marien-Theresien-Straße 45, T. 0512/508 31<br />

71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at.<br />

Di.-So. 11-18.00,<br />

Do. 11-20.00<br />

bis 4.4., Hittisau<br />

Stilles Holz. die Architektin Wenche<br />

Selmer<br />

Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501,<br />

T. 05513/620 930, kontakt@frauenmuseum.at,<br />

www.frauenmuseum.at<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

bis April, Wien<br />

photo wall & video wall: Isa<br />

Rosenberger<br />

KUNSTHALLE wien, 1070 Wien,<br />

Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33,<br />

www.kunsthallewien.at<br />

bis 13.3., Wien<br />

Wir wohnen<br />

Kunstraum Niederösterreich, 1014 Wien,<br />

Herrengasse 13, T. 01/90 42 111,<br />

www.kunstraum.net, Di.-Fr. 11.00,<br />

Sa. 11-15.00<br />

bis 16.5., Wien<br />

D<strong>an</strong>ica Dakic: Role-Taking, Role-<br />

Making<br />

Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner<br />

Hauptstraße 15, T. 01/504 98 80,<br />

foundation@generali.at,<br />

http://foundation.generali.at<br />

bis 24.3., Wien<br />

Corinne L. Rusch: Solo I<br />

Fotogalerie Wien, WUK, 1090 Wien,<br />

Währingerstraße 59, T.01/408 54 62,<br />

fotogalerie-wien@wuk.at, www.wuk.at<br />

bis 26.10., Graz<br />

l[i]eben. uferlos und <strong>an</strong>dersrum<br />

Volkskundemuseum, 8010 Graz,<br />

Paulustorgasse 11-13a, T. 0316/801 798 81,<br />

volkskunde@museum-jo<strong>an</strong>neum.at,<br />

www.museum-jo<strong>an</strong>neum.at, 9-16.00<br />

4.3.-22.4., Wien<br />

HANDS ON – Photographs by four<br />

British Artists:<br />

ALIKI BRAINE, LAURA MEDLER, ANNA<br />

MOSSMAN, LINDSAY SEERS<br />

Galerie RAUM MIT LICHT, 1070 Wien,<br />

Kaiserstraße 32, galerie@raum-mitlicht.at,<br />

www.raum-mit-licht.at,<br />

Mi., Do., Fr. 14-18.00, Sa. 11-14.00<br />

14.3.-4.7., Krems<br />

Paula Modersohn-Becker: Pionierin<br />

der Moderne<br />

Kunsthalle Krems, 3500 Krems <strong>an</strong> der<br />

Donau, Fr<strong>an</strong>k-Zeller-Platz 3, T. 02732/90 80<br />

10, www.kunsthalle.at<br />

30.3.-28.4., Wien<br />

Wunderwelt. Julie Monaco (A), Chloe<br />

Potter (USA/A), Simona Reisch (A),<br />

Magda Tóthová (SK/A)<br />

Fotogalerie Wien, WUK, 1090 Wien,<br />

Währinger Straße 59, T. 01/40 854 62,<br />

www.fotogalerie-wien.at<br />

lesung<br />

3.3., 20.00, Wien<br />

Herta Müller liest aus „Atemschaukel“<br />

Burgtheater, 1010 Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 2,<br />

literarisches.quartier@alte-schmiede.at,<br />

www.alte-schmiede.at<br />

8.3., 19.00, Wien<br />

Ruth Schweikert:„Soll und Haben des<br />

zivilen und literarischen Lebens im<br />

Jahr 2003“ und Nico Bleutge. Im Rahmen<br />

von “Doppelte Buchführung.<br />

Leben und Schreiben.”<br />

Alte Schmiede Kunstverein, 1010 Wien,<br />

Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29,<br />

info@alte-schmiede.at,<br />

www.alte-schmiede.at<br />

10.3., 19.00, Wien<br />

Anna Mitgutsch:„Wenn du wiederkommst“<br />

Alte Schmiede Kunstverein, 1010 Wien,<br />

Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29,<br />

info@alte-schmiede.at,<br />

www.alte-schmiede.at<br />

17.3., 19.00, Wien<br />

Barbara Frischmuth liest aus ihren<br />

neuen Fabeln „Die Kuh, der Bock, die<br />

Geiss und ihr Liebhaber“<br />

Literarisches Quartier, Alte Schmiede<br />

Kunstverein, 1010 Wien, Schönlaterngasse<br />

9, T. 01/512 83 29, info@alte-schmiede.at,<br />

www.alte-schmiede.at<br />

Montag<br />

fixtermin<br />

Offener Treff für junge Lesben … und<br />

solche, die es noch werden wollen.<br />

Treffen für Mädchen und Frauen<br />

zwischen 13 und 20 Jahren<br />

Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke<br />

Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at,<br />

www.villa.at, jeden Montag 17-19.00<br />

Diskuthek im Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />

www.frauenzentrum.at,<br />

jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />

Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />

www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-<br />

22.00<br />

„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der<br />

Motorradclub für Lesben<br />

7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19,<br />

dob@dykesonbiles.at,<br />

www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden<br />

2. Montag<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich da nicht so sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at,<br />

jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />

Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />

Raimundpassage 2,<br />

office@RKLambda.at,<br />

www.rklambda.at, jeden 1. Montag<br />

„Zwischen den Welten“ –<br />

Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische [Co]Mütter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-<br />

21.00, Anmeldung erforderlich,<br />

Kosten: 3,60 Euro<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Rudolfstiftung, Schw<strong>an</strong>geren Ambul<strong>an</strong>z,<br />

3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />

Dienstag<br />

Frauencafé der Frauengruppe<br />

ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />

Q-motion Stammtisch<br />

Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof<br />

Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di<br />

im Monat ab 19.00<br />

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />

Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />

Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />

Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich<br />

jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,<br />

shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung<br />

erforderlich, kostenlos,<br />

www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer<br />

_Maedchen_un.747.0.html<br />

Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />

Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot,<br />

bei dem Kleinstkinder in den<br />

Kinosaal mitgenommen werden können.<br />

Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,<br />

T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/<br />

f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00<br />

Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 01/545 43 93<br />

ViennaMix. Verein von und für<br />

les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen in Wien<br />

Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />

jeden 2. Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />

jeden Di 19.30-21.00<br />

Mittwoch<br />

Chatberatung – frauenspezifisch<br />

und <strong>an</strong>onym<br />

jeden Mittwoch von 17 bis 19.00,<br />

Terminvereinbarung unter<br />

www.frauenberatenfrauen.at –<br />

Onlineberatung<br />

Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden<br />

Mittwoch, 17.00, Innenministerium<br />

Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse<br />

7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at<br />

Frauencafé<br />

Jugendzentrum Agathon,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />

jeden 1. Mi ab 19.30<br />

Frauencafé<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />

Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />

www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />

Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi<br />

ab 20.00<br />

Deutsch-Konversation<br />

Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstr. 4, T. 0512/564 778,<br />

jeden Mi von 14-18.00<br />

Vereinscafé Anchorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />

Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580<br />

839, info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />

und Fr ab 20.30<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reinisch<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />

www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />

Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe<br />

Aufschlag-BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />

19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Offene Frauengruppe<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />

Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen,<br />

1., Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />

18-20.00,<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00


Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />

lesbische und bisexuelle Frauen.<br />

Leiterin: Christine Swarowsky<br />

Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.<br />

15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at,<br />

www.courage-beratung.at,<br />

14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/Abend:<br />

48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />

<strong>an</strong>onyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00<br />

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />

Restaur<strong>an</strong>t „Zur Brücke“, 4840<br />

Vöcklabruck, Vorstadt 18,<br />

www.hosilinz.at/gruppen/<br />

hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden<br />

Do ab 20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />

Salon de Femme<br />

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9,<br />

ab 18.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

Barbetrieb von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do<br />

u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>kündigung<br />

FZ-Plenum<br />

FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6,<br />

T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />

Mahnwache und Speakerscorner<br />

Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />

20 u. 20.15, jeden Do<br />

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />

Lesben, Mädchen!<br />

Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung<br />

erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />

http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />

Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />

Süchtige<br />

7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144,<br />

jeden Do 19.00<br />

Treffen der „Jungen Herzen“<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Freitag<br />

ARGE Dicke Weiber – Feministische<br />

Initiative dicker Frauen<br />

FZ-Bar im Autonomen FrauenLesben-<br />

MädchenZentrum,Währinger Straße 59/<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse, 1090 Wien<br />

Kontakt: argedickeweiber@gmx.at, jeden<br />

2. Fr im Monat, 17.30<br />

1. Linzer Lesbenstammtisch<br />

Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />

www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00<br />

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,<br />

Schwule u. TG-Personen Treffen<br />

Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstraße 17,<br />

Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />

Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />

Bi Stammtisch<br />

Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />

SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr.<br />

13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-<br />

P<strong>an</strong>therinnen – der Abend für<br />

Lesben und Freundinnen<br />

Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />

Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/<br />

frauencafe, T. 0316/366 601,<br />

Fr 19-23.00<br />

Vereinscafé Anchorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

jeden Mi und Fr ab 20.30<br />

Barbetrieb mit Musik, Billard,<br />

Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />

19-24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>kündigung<br />

g.spot for queers to check in &<br />

freak out<br />

Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />

jeden 1. Fr ab 22.00<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />

jeden 1. Fr<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi und Fr ab<br />

21.00<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambul<strong>an</strong>z, 22.,<br />

L<strong>an</strong>gobardenstr. 122<br />

Queerul<strong>an</strong>tinnen – die neue Unigruppe.<br />

Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen,<br />

Feizeitphilosophinnen u. <strong>an</strong>dere<br />

blümer<strong>an</strong>te Identitäten<br />

Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />

Kontakt: queerul<strong>an</strong>tinnen@gmx.at<br />

Samstag<br />

Frauenstammtisch – Treffen für<br />

Lesben, bisexuelle und tr<strong>an</strong>sgender<br />

Frauen und Freundinnen<br />

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />

www.stammtischkrems.info<br />

/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00<br />

Mostviertel Andersrum.<br />

Lesbisch/schwules Treffen<br />

mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />

T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />

Orl<strong>an</strong>do-Party<br />

6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng.<br />

4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr.<br />

2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />

jeden 1. So ab 10.30<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />

Frauenbadeträume<br />

Badehaus Sargfabrik, 1140 Wiien,<br />

Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at,<br />

Kosten: 12,90 + 4,- Euro Kosmetik, jeden<br />

3. So, 16-20.00, Einlass: 16-bis 17.00,<br />

Anmeldung möglich unter<br />

badehaus@sargfabrik.at oder T. 01/988 98<br />

111. Gerne können Sie auch spont<strong>an</strong> kommen.<br />

Infos: 0664/55 42 656<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />

für Lesben und Schwule<br />

aus.weg, D-80469 München,<br />

Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />

Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />

70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />

T. 02682/661 24<br />

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />

Auch muttersprachliche Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />

T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,<br />

Di 17-19.00<br />

maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />

von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />

maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />

Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

zu Verhütung und Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,<br />

T. 0662/442 255, kostenlos<br />

Hotline Essstörungen des<br />

Frauengesundheitszentrums Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />

u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />

Patchwork-Familien-Service<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung<br />

erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

Gar nicht traurig<br />

Katrina Daschner alias Frau Professor La Rose lädt wieder zur Brutalen Burlesque. Pomp und Glamour inklusive.<br />

Auch dabei sind Denice Fredriksson (D<strong>an</strong>dies & Darlings), Kathrin Füßl, Sabine Marte und S<strong>an</strong>dra Ortm<strong>an</strong>n<br />

(Sissy Boyz und Ärzte ohne Ängste). Anschließend gibt’s die große imaget<strong>an</strong>z-Eröffnungsfeier.<br />

Club Burlesque Brutal: La Tristesse, 5.3., 22.00, brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20,<br />

T. 01/587 87 74<br />

Verhütungsberatung für Mädchen<br />

und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />

abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />

junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />

Frauen mit Kind<br />

abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />

T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />

www.abzaustria.at,<br />

Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

T. 01/714 39 39<br />

Bright Future für Frauen und<br />

Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM<br />

Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />

9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />

9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Coming Out Gruppe<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586<br />

8150, www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />

Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele<br />

Knappitsch<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71<br />

märz <strong>2010</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 47<br />

Foto: Dorit Margreiter


<strong>an</strong>. künden<br />

Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung.<br />

Mit Petra Öllinger<br />

6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />

petra.oellinger@web.de,<br />

www.petra-oellinger.at<br />

radio.fixtermin<br />

Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />

jeden 1. Mo<br />

Di 13.00-14.00<br />

Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on Air.<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

Di 18.00-19.00<br />

Weibertalk. Eine Sendung des Frauen-<br />

Lesben Zentrums Innsbruck<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.0, jeden 2. Di monatlich<br />

Mi 18.00-18.30<br />

Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Or<strong>an</strong>gina bzw. Bauch, Bein, Po: Die<br />

Sendung für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />

Fr 19.00-20.00<br />

Space FEM FM Frauenradio<br />

Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />

jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />

48 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />

Bild: © FIFTITU%/femoffensive<br />

Shout out Loud!<br />

„Sei deine eigene Demo! Stell dein Radio <strong>an</strong>s Fenster<br />

und drehe es auf!“, fordert die Feministische Offensive<br />

ihre HörerInnen zum 100. Frauentag auf. Zwölf<br />

Frauen-Redaktionen aus Österreich und der Schweiz<br />

senden jeweils eine Stunde ihr Programm und werden<br />

auf allen Freien Radios ausgestrahlt.<br />

Feministische Offensive, 8.3., 07.00-19.00,<br />

http://femoffense.servus.at<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />

FrauenForums<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />

Sa 13.00-14.00<br />

Rainbow City-Radio für Lesben<br />

und Schwule<br />

Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />

HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40,<br />

Kosten: 3,- Euro<br />

So 20.00-21.00<br />

Weibertalk. Eine Sendung des Frauen-<br />

Lesben Zentrums Innsbruck<br />

Freies Radio Innsbruck FREIRAD 105.9MHz<br />

und im Netz von UPC Tirol auf 88,80MHz,<br />

jeden 1. So<br />

aktivitäten<br />

Do, 17.30-20.45, Wien<br />

SAPPHO – Psychotherapeutische<br />

Gruppe für lesbische und bisexuelle<br />

Frauen. Das zufriedene les-bi-sche Ich<br />

bin Ich<br />

Beratungsstelle COURAGE, 1060 Wien,<br />

Windmühlgasse 15/1/7, 14tägig jeweils<br />

Donnerstag (4 Therapieeinheiten), Kosten:<br />

Euro 48,- pro Abend, Anmeldung:<br />

www.courage-beratung.at, T. 01 / 585 69 66,<br />

info@courage-beratung.at<br />

2., 9.3., 15-18.00, Wien<br />

Deine Designlampe<br />

Sprungbrett, 1150 Wien, Pilgerimgasse 22-<br />

24/1/1, T. 01/789 45 45,<br />

sprungbrett@sprungbrett.or.at,<br />

www.sprungbrett.or.at<br />

19.3., 19-24.00, Wien<br />

Orientalischer Badeabend für Frauen<br />

Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien,<br />

Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98 131,<br />

badehaus@sargfabrik.at,<br />

www.sargfabrik.at<br />

23.3., 15-18.00, Wien<br />

Girls, Girls, Girls. Der Badenachmittag<br />

für Mädchen<br />

Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien,<br />

Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98-131,<br />

badehaus@sargfabrik.at,<br />

www.sargfabrik.at<br />

28.3., 16-20.00, Wien<br />

Frauenbadeträume. Entsp<strong>an</strong>nen -<br />

pflegen - genießen<br />

Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien,<br />

Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98-131,<br />

badehaus@sargfabrik.at,<br />

www.sargfabrik.at<br />

7.4., 19-24.00, Wien<br />

Venus im Bade. Wohlfühlabend für<br />

Frauen und ihre Freundinnen<br />

Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien,<br />

Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98-131,<br />

badehaus@sargfabrik.at,<br />

www.sargfabrik.at<br />

Selbstverteidigung<br />

20., 21.3., 10-19.00, Wien<br />

Wen Do Grundkurs. Gegen Sexismus<br />

h<strong>an</strong>deln<br />

FZ, Autonomes feministisches<br />

FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 1090<br />

Wien, Währingerstraße 59/Stiege 6, 2.<br />

Stock, T. 01/408 50 57, Anmeldung durch<br />

Überweisung der Kurskosten bis 10.3.<br />

10., 11.4., 10-19.00, Wien<br />

Wen Do Schwerpunkt: Eingreifen<br />

gegen Rassismus<br />

FZ, Autonomes feministisches<br />

FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 1090<br />

Wien, Währingerstraße 59/Stiege 6, 2.<br />

Stock, T. 01/408 50 57, Anmeldung durch<br />

Überweisung der Kurskosten bis 31.3.,<br />

Erfahrungen eines Wen Do-Grundkurses<br />

wären gut, sind aber keine Voraussetzung<br />

‘<br />

frauentag<br />

8.3., 15-23.00, Berlin<br />

Den Frauentag im Hamam feiern<br />

Frauenzentrum Schokofabrik e.V., 10997<br />

Berlin, Treffpunkt: Türkisches Bad, Hamam,<br />

Mari<strong>an</strong>nenstraße 6, T. +49/30/615 14 46,<br />

frauenzentrum@schokofabrik.de,<br />

www.schokofabrik.de,<br />

www.hamamberlin.de<br />

8.3., 19.00, Berlin<br />

Internationaler Frauentag. Szenische<br />

Lesung der 36 Ladies: Mittel … klein …<br />

GROSS<br />

Frauenzentrum Schokofabrik e.V., 10997<br />

Berlin, Treffpunkt: Café Mari<strong>an</strong>ne,<br />

Mari<strong>an</strong>nenstraße 6,<br />

frauenzentrum@schokofabrik.de,<br />

www.schokofabrik.de<br />

8.3., 7-19.00, Österreich/Schweiz<br />

100 Jahre Internationaler Frauentag<br />

im Freien Radio<br />

http://femoffensive.servus.at<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 04/10: 9.3.<strong>2010</strong><br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im April<br />

film<br />

Im Bazar der Geschlechter<br />

Sexualpolitiken im Ir<strong>an</strong>: Interview mit Doku-Regisseurin<br />

Sudabeh Mortezai<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibt’s z. B. in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

Fachbuchh<strong>an</strong>dlung ÖGB<br />

Kuppitsch<br />

Morawa<br />

Winter<br />

Frick International<br />

tiempo<br />

Facultas<br />

Lhotzkys Literaturbuffet<br />

Buchh. Polycollege<br />

phil<br />

Südwind<br />

Tabak Trafik Brosenbauch<br />

Riedl<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Infoladen Infomaden<br />

Infoladen Treibs<strong>an</strong>d<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

Rupertusbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Wagnersche Buchh.<br />

Amazone-Zentrum<br />

Berta – Bücher & Produkte<br />

KiG<br />

Hacek-Bücherei<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

T V<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1020<br />

1050<br />

1060<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

1100<br />

4040<br />

4600<br />

5020<br />

6020<br />

6900<br />

8020<br />

8020<br />

9020<br />

29.03.,<br />

21.00<br />

AUF OKTO<br />

WEBSTREAM:<br />

WWW.OKTO.TV<br />

und auch in vielen deutschen Städten<br />

Rathausstr. 21<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

Rathausstr. 18<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Joh<strong>an</strong>nesgasse 16<br />

Universitätsstr. 7<br />

Taborstr. 28<br />

Reinprechtsdorferstr. 38<br />

Gumpendorferstr. 10-12<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Kaiserstraße 96<br />

Alser Str. 39<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Wiel<strong>an</strong>dgasse 2-4<br />

Rudolfstr. 17<br />

Dragonerstr. 22<br />

Dreifaltigkeitsg. 12<br />

Museumstr. 4<br />

Brockm<strong>an</strong>ng. 15<br />

Siebenundvierzigerg. 27<br />

Feuerbachgasse 25<br />

Paulitschgasse 5/7<br />

www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

www.myspace.com/<strong>an</strong>schlaege


Der Grüne Frauenbericht<br />

<strong>2010</strong> ist da!<br />

Raus aus der Krise!<br />

Frauenleben in Österreich<br />

Grüner Frauenbericht <strong>2010</strong><br />

www.gruene.at<br />

Jetzt downloaden oder<br />

bestellen unter www.gruene.at


Karriere jetzt:<br />

Weiter auf der Leiter!<br />

• Gleicher Lohn für gleiche Arbeit<br />

durch Einkommenstr<strong>an</strong>sparenz<br />

• Ausbau der Kinderbetreuung<br />

und G<strong>an</strong>ztagsschulplätze<br />

• Mehr Frauen in Führungspositionen<br />

mit verpflichtenden Quoten<br />

• Aufbruch von Rollenklischees<br />

Nähere Infos sowie die UnterstützerInnenplattform „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ auf www.frauen.spoe.at


<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

aboni<br />

paroli!<br />

www.<strong>an</strong>schlaege.at, www. <strong>an</strong>schlaege.at<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 03/10, 24. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,8 (Ö) e 4,8 (D) sfr 9,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!