März 2010 (PDF) - an.schläge
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gesine schw<strong>an</strong><br />
Das innere Patriarchat<br />
Norma Cacho ist Mitglied der<br />
mexik<strong>an</strong>ischen Nichtregierungsorg<strong>an</strong>isation<br />
CIEPAC (Centro de<br />
Investigaciones Económicas y<br />
Políticas de Acción Comunitaria) in<br />
S<strong>an</strong> Cristóbal, Chiapas.<br />
Übersetzung aus dem Sp<strong>an</strong>ischen:<br />
Eberhard Albrecht<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> märz <strong>2010</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>:Wie beg<strong>an</strong>n die Andere<br />
Kampagne?<br />
Norma Cacho: Die Andere Kampagne<br />
startete offiziell am 1. J<strong>an</strong>uar<br />
2006. Davor f<strong>an</strong>d eine Reihe<br />
von Treffen mit sozialen und Bauernorg<strong>an</strong>isationen,<br />
indigenen Gemeinden,<br />
Kollektiven, NGOs und Einzelpersonen<br />
statt. Mit einer Rundreise durch die<br />
Bundesstaaten Mexikos beg<strong>an</strong>n die EZ-<br />
LN, Bewusstseinsarbeit für einen gesellschaftlichen<br />
W<strong>an</strong>del in der Bevölkerung<br />
zu leisten und sich darüber auszutauschen.<br />
Ziel war, die Erfahrungen, die<br />
Kämpfe, die Probleme des „Mexiko von<br />
Unten“ kennenzulernen – gleichsam eine<br />
Art Röntgenaufnahme davon zu machen.<br />
Es war von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> klar, dass<br />
die Andere Kampagne ein l<strong>an</strong>gfristig<br />
<strong>an</strong>gelegter Prozess sein würde.<br />
Nach den Repressionen in Atenco 2<br />
im Mai 2006 entwickelte die Andere<br />
Kampagne Gegenstrategien, um Widerst<strong>an</strong>d<br />
zu leisten. Allerdings waren diese<br />
nicht sehr konkret, die Tour ebbte daraufhin<br />
ziemlich ab. Ein Aufschwung im<br />
Oktober 2007 führte schließlich zum<br />
Treffen der Indigenen Völker von Amerika<br />
in Vicam, Sonora. Im Augenblick befindet<br />
sich die Kampagne in einer neuen<br />
Phase – m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n es auch als eine Art<br />
Umgruppierung beschreiben, im Augen-<br />
blick entwickeln sich einige sehr interess<strong>an</strong>te<br />
Prozesse.<br />
Als wir das M<strong>an</strong>ifest 3 lasen, schien es<br />
uns, als ob der Feminismus großen Einfluss<br />
in der „Anderen Kampagne“ gehabt<br />
hätte.<br />
Für uns Frauen war es sehr komplex<br />
und voller Brüche. Es wurde versucht<br />
zu spalten, die „Problematik der<br />
Frauen“ wieder einmal auf später zu<br />
verschieben. Als die verschiedenen Arbeitssektoren<br />
der Anderen Kampagne<br />
ben<strong>an</strong>nt wurden, wie z.B. Arbeiter, Bauern<br />
usw. versuchte m<strong>an</strong> uns Frauen in<br />
einen Bereich zusammen mit LGBTQs<br />
(Lesbi<strong>an</strong>, Gay, Bisexual, Tr<strong>an</strong>sgender,<br />
Queer) und den Minderheiten zu<br />
stecken. Obwohl sich die Andere Kampagne<br />
als <strong>an</strong>ti-patriarchal definiert, ist<br />
sie in der Praxis sehr patriarchal und<br />
ziemlich sexistisch. Wir, die feministischen<br />
Kollektive hatten hier große<br />
Schwierigkeiten. Doch wir wollten auch<br />
nicht einen bereits eroberten Raum<br />
wieder aufgeben.<br />
Im Programm zum ersten Forum<br />
der Anderen Kampagne kam z.B. Gender<br />
kaum vor. Von den dreißig Diskussionspunkten,<br />
die auf der Tagesordnung<br />
st<strong>an</strong>den, hieß der letzte: die Rechte von<br />
Frauen respektieren. Es verschleißt<br />
schon sehr, Teil einer Sozialen Bewe-<br />
Foto: Jens Kastner<br />
Mit „La Otra Campaña“ initiierte die EZLN 1 2006 eine breite außerparlamentarische Alli<strong>an</strong>z zur politischen<br />
Mobilisierung „von unten“. Eva Bahl und Zara Pfeiffer sprachen mit Norma Cacho über die Genderverhältnisse<br />
in der „Anderen Kampagne“.<br />
gung zu sein und immer wieder sagen<br />
zu müssen:„Liebe Mitstreiter, wir müssen<br />
aber auch die Forderungen der<br />
Frauen berücksichtigen. Die Fragen von<br />
Gender und Patriarchat müssen diskutiert<br />
werden, meint ihr nicht?“ Wir Frauen<br />
stehen in einer doppelten Ausein<strong>an</strong>dersetzung:<br />
Sowohl mit dem patriarchalen<br />
System <strong>an</strong> sich als auch innerhalb<br />
der Sozialen Bewegung selbst, wo<br />
wir versuchen, die spezifischen Bedingungen<br />
für uns mexik<strong>an</strong>ischen Frauen<br />
zu definieren und zu konkretisieren.<br />
Welche Methoden habt ihr gegen<br />
den Sexismus innerhalb der Anderen<br />
Kampagne entwickelt?<br />
Der Kapitalismus ist patriarchal,<br />
aber nicht nur der, sondern viele politische<br />
Systeme und Bewegungen. Es<br />
reicht also nicht zu fordern, der Kapitalismus<br />
müsse zerstört werden, und zu<br />
glauben, damit würden alle aufhören,<br />
patriarchal zu sein. Und dass dies d<strong>an</strong>n<br />
automatisch für die politische Praxis<br />
und für deine persönlichen Beziehungen<br />
gelten würde.<br />
Wir brauchen einen Raum innerhalb<br />
der Anderen Kampagne, um dort<br />
diskutieren und konkrete Vor<strong>schläge</strong> zu<br />
den Themen machen zu können. Da<br />
geht es noch nicht einmal um Sexismus.<br />
Männer müssen sich die Frage