40 ¬ <strong>wob</strong>mag interview Gold & Haltung <strong>Ein</strong> Gespräch mit Hockey-Bundestrainer Markus Weise über Effizienz und Leistungssport.
Markus Weise kann mit Erfolgsdruck umgehen. Als Coach der Deutschen Hockey- Nationalmannschaft der Damen wurde er 2004 Olympiasieger in Athen; jetzt trainiert er die Herren des Deutschen Hockey-Bundes. Mit Steffen Herbold unterhielt er sich über Effizienz und Leistungssport. ¬ Markus, fühlst du dich unter Druck? Markus Weise: Momentan gerade nicht, kommt aber sicher noch, je näher die EM rückt, die im August in Manchester stattfindet und die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2008 bringt, wenn wir mindestens Dritter werden. ¬ Ist Druck gut für dich? Markus Weise: Wenn ich Druck spüre, dann konzentriere ich mich stärker <strong>auf</strong> meinen Job, die Dinge, die in meiner Hand liegen. Wenn ich die alle gut erledige, dann tue ich das, was mir möglich ist, und das Gefühl von Druck und Ohnmacht ist so besser zu tragen, es treibt dich an, dein Bestes zu geben. Druck ist Teil meines Jobs, ganz gleich, ob er über die Medien, vom Verband oder von einzelnen Spielern kommt, er gehört dazu wie auch der selbst <strong>auf</strong>erlegte Druck. Wenn ich mit Druck nicht klar komme, dann bin ich falsch in meinem Job. ¬ In der Wirtschaft werden ja gerne Leistungssport-Metaphern bemüht. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Markus Weise: Beide Gebiete sind sich sehr verwandt. Es geht um die Spitzenleistung, um Zielorientierung, um Weltmarktführerschaft gegen starke Konkurrenz, um Budgets und deren effiziente Nutzung, es geht um Markt und Marke, Leistungsdiagnostik (Controlling), um Image und Öffentlichkeitsarbeit. Als Bundestrainer besteht meine Haupt<strong>auf</strong>gabe darin, Erfolg zu managen, und nicht darin, meine Spieler <strong>auf</strong> der Wiese zu „bespaßen“. Die Gesamtleistung meines Teams setzt sich aus vielen Puzzlesteinen zusammen und als Bundestrainer musst du mit allen Steinen spielen, sonst bleibt das Gesamtbild unvollendet. ¬ Wie denkt man im Leistungssport über das Thema Effizienz? Markus Weise: Ich muss aus meinem beschränkten Budget das Maximum herausholen. Mein Team ist zum Erfolg verdammt, weil wir als Amateursportart in hohem Maß von der öffentlichen Förderung abhängen. Wenn die Platzierung nicht stimmt, dann fließen weniger Fördermittel, ich kann weniger Lehrgänge und Länderspiele machen, ein zukünftiger Erfolg wird schwerer erreichbar, eine negative Spirale kommt in Gang. ¬ … mit direkten Auswirkungen <strong>auf</strong> dich selbst, oder? Markus Weise: Effizientes Arbeiten ist sozusagen das geknüpfte Seil, an dem das Damoklesschwert über meinem Kopf hängt. ¬ Gibt es so etwas wie spezielle Denkhaltungen von Leistungssportlern, die auch in der Wirtschft eine Rolle spielen könnten? Markus Weise: Absolut. Das Wort „Haltung“ ist der Schlüssel; es ist ein perfekt passendes Wort, weil es sowohl den geistigen wie körperlichen Aspekt beinhaltet, wie wir unserer Umwelt entgegentreten und uns in ihr verhalten. Es spielt keine Rolle, ob der Kontext ein Unternehmen oder der Leistungssport ist. Es geht in beiden um die persönliche Bestleistung. Die aus meiner Sicht beste Haltung für langfristigen Erfolg besteht aus folgender Mischung: 1. eine klare Vorstellung davon, was erreicht sein soll, verwurzelt in tiefer Selbstkenntnis, 2. starkes Vertrauen in unsere Aussichten, 3. zielgerichtete Konzentration, 4. sture Konsequenz, 5. emotionale Entschlossenheit, 6. ein Charakter, der dich <strong>auf</strong> Kurs hält und 7. schon unterwegs Freude empfinden in meinem Job. Das ist nicht <strong>auf</strong> meinem Mist gewachsen, sondern <strong>auf</strong> dem des amerikanischen Philosophen und Coach Tom Morris, der seinerseits <strong>auf</strong> das Denken von William James zurückgreift. So, Ende der „Philosophiestunde“ … ¬ Danke für diese interessanten <strong>Ein</strong>blicke in dein Denken! <strong>wob</strong>mag interview ¬ 41