Türkische Demonstrativa. Eine empirische Untersuchung zu den ...

derselben Situation haben. Der Sprecher muss also die Aufmerksamkeit des Hörers durch
Blicke, Zeigegesten oder durch sprachliche Mittel auf das referierte Objekt lenken.
Sprache kann also zusätzlich zu Gesten und Blicken verwendet werden, um einen
gemeinsamen Fokus der Aufmerksamkeit zu schaffen. Es gibt keine anderen sprachlichen
Mittel, die so eng mit dieser Funktion verknüpft sind wie Demonstrativa (Diessel 2006).
3 Das türkische Demonstrativsystem
Wie bereits unter Punkt 2.1 erwähnt, lassen sich Demonstrativa weitestgehend in zwei
verschiedene grammatikalische Kategorien einteilen: 1.) Demonstrativpronomen
(pronominale Demonstrativa) und 2.) Demonstrativartikel (adnominale Demonstrativa).
Während Demonstrativpronomen als vollständige Nominalphrase verwendet werden, tauchen
Demonstrativartikel zusammen mit einem Nominal auf. So haben zum Beispiel im Englischen
die pronominalen sowie adnominalen Demonstrativa dieselbe Form: this und that können
entweder als unabhängige Pronomen auftauchen oder zusammen mit einem Nominal. Die
folgenden Beispiele verdeutlichen die beiden Verwendungen (Diessel 2005):
1.I don’t understand that. (Demonstrativpronomen)
2. This house. (Demonstrativartikel)
In der türkischen Sprache sind drei Formen von Demonstrativa zu unterscheiden:
Bu (dieser), şu (jener) 4 und o (jener). Die Pluralformen sind bun -lar, şun -lar, on -lar.
Nach Kornfilt ist der Parameter, der in der Verwendung der türkischen Demonstrativa
involviert ist, die relative Distanz eines referierten Objektes vom Sprecher in einer
Diskurssituation. Folgende Distanzparameter werden beschrieben (Kornfilt 1997, 311):
bu(n) (dieses) - nah zu Sprecher
şu(n) (jenes) - etwas weiter weg von Sprecher (mediale Entfernung)
o(n) (jenes) - weit weg von Sprecher
4 In den Fällen şu und o ist „jener“ lediglich eine approximative Übersetzung
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