Migration - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV
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Informationen vom <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
TAGUNG<br />
IN RUIT<br />
Viel Diskussionsstoff,<br />
viele Informationen<br />
IM NETZ<br />
UNTERWEGS<br />
Verbraucher 60+,<br />
Internet goes Ländle<br />
BLICK INS<br />
LAND<br />
Die Stadt- und<br />
Kreisseniorenräte<br />
berichten<br />
„PFLEGE<br />
ENGAGIERT“:<br />
Vieles bleibt noch<br />
zu tun<br />
<strong>Migration</strong><br />
Älter werden in der Fremde<br />
LSR begleitet neue Landesregierung<br />
konstruktiv und sehr wachsam<br />
2-2011<br />
2. Quartal 2011<br />
1
Im Blick<br />
2 2-2011<br />
Mitten im Leben!<br />
Im Alter wird ein Leben in Geborgenheit, in der Nähe von Angehörigen und Freunden<br />
besonders wichtig. In unseren Seniorenzentren in Stuttgart, Fellbach, Bondorf, Korntal-<br />
Münchingen, Friolzheim, Schwäbisch Gmünd und Steinenbronn bieten wir Ihnen beides.<br />
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Einen Augen „blick“, bitte!<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
liebe Seniorinnen und Senioren,<br />
<strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> (LSR) vertritt die<br />
Interessen von rund 2,5 Mio.<br />
Bürgerinnen und Bürgern ab<br />
60 Jahre. Vor diesem Hintergrund verwundert<br />
es nicht, dass der vollzogene politische<br />
Wechsel in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit<br />
Sicherheit Auswirkungen auf die Seniorenvertretungen<br />
in den nächsten fünf Jahren<br />
haben wird. Deshalb interessiert natürlich<br />
in erster Linie, welche Leitlinien sich die<br />
neue Landesregierung selbst gegeben hat.<br />
<strong>Der</strong> Koalitionsvertrag gibt dazu in vielfältiger<br />
Art und Weise Antworten. Dabei ist<br />
selbstverständlich, dass ein solcher Vertrag<br />
kein konkretes Regierungshandeln<br />
ersetzen kann und die Älteren natürlich aufmerksam die konkreten Maßnahmen<br />
und Entscheidungen der neuen Landesregierung bewerten werden.<br />
Seniorenarbeit und bürgerschaftliches Engagement sind zwei Seiten einer Medaille.<br />
Deshalb ist es in besonderer Weise zu begrüßen, dass mit im Vordergrund<br />
der Aufgabenstellung der Landesregierung mehr Bürgerbeteiligung auf allen<br />
Entscheidungsebenen Maßstab des politischen Handelns werden soll. Immerhin<br />
besteht nach dem Vertrag der beiden Regierungsparteien die Absicht, das<br />
freiwillige Engagement aller Generationen zu stärken und dies als einen unverzichtbaren<br />
Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
zu werten und letztlich auch zielgerecht zu unterstützen. Hinzu kommt,<br />
dass gesellschaftliches Engagement für Städte und Gemeinden im Land als Vorteil<br />
bewertet wird und insofern die Älteren Chancen bekommen, sich noch wirkungsvoller<br />
als bisher bürgerschaftlich einzubringen.<br />
<strong>Der</strong> LSR hält es für gut und richtig, dass das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familie und Senioren bestehen bleibt. Das bedeutet, dass die Anliegen<br />
der Älteren sich weiterhin in der Zuständigkeitsbeschreibung des Sozialministeriums<br />
wiederfinden. Nachdem in der Vergangenheit bereits eine konstruktive<br />
Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen im Ministerium praktiziert werden<br />
konnte, geht der LSR davon aus, dass damit Kontinuität angesagt ist und die<br />
Anliegen der Seniorinnen und Senioren dort auch künftig gut aufgehoben sein<br />
werden.<br />
Vielfältige Herausforderungen des demografischen Wandels stehen an.<br />
Lösungskonzepte sind gefragt und konkretes Regierungshandeln wird auch<br />
erwartet. Deshalb ist es gut und richtig, dass das Thema „Gesundheitliche<br />
Unsere Themen<br />
Wir berichten<br />
6 Jahrestagung in Ruit<br />
Wissbegierige „Räte“<br />
12 <strong>Migration</strong><br />
Wir werden weniger, älter und bunter<br />
16 Pflegestützpunkte in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
18 BELA<br />
Bürgerengagement für Lebensqualität<br />
im Alter<br />
Internet<br />
19 Verbraucher 60+<br />
Sicher im Internet<br />
Aktiv mit Bus, Bahn und Rad<br />
Die Nahverkehrsgesellschaft <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> (NVBW) informiert<br />
2-2011<br />
Im Blick<br />
3
Aktuell<br />
Unsere Themen<br />
Internet<br />
25 Digitale Kompetenz für Ältere<br />
ZAWiW Ulm mit vielen Projekten<br />
dabei<br />
30 Blick ins Land<br />
Pflege<br />
38 Noten für Pflegeeinrichtungen<br />
Aussagekraft bescheiden<br />
40 „Pflege engagiert“ muss sein<br />
Die Agentur zieht Bilanz<br />
43 Seniorenfreundliche Hotels<br />
Interview mit DEHOGA-Präsident<br />
Peter Schmid<br />
Rubriken<br />
45 Aktuell<br />
47 Impressum<br />
4 2-2011<br />
Versorgung“ und vor allen Dingen auch der Bereich Pflege und die Verbesserung<br />
der Pflegeinfrastruktur im künftigen Regierungshandeln einen hohen Stellenwert<br />
einnehmen soll. <strong>Der</strong> LSR wird dabei die Arbeit der Landesregierung<br />
konstruktiv, zielorientiert, aber auch sehr wachsam begleiten. So sind beispielsweise<br />
im Zusammenhang mit dem Verbraucherschutz wirksame neue Strukturen<br />
erforderlich, um die Gesundheits- und Pflegeberatung auszubauen. In diesem<br />
Zusammenhang hat der LSR auch die Erwartung, dass ein unabhängiger<br />
Patientenvertreter für das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> berufen wird, der sich für<br />
die Rechte von Patientinnen und Patienten einsetzt.<br />
Wir begrüßen die Absicht, die Potenziale des Alters zu nutzen, allerdings sehen<br />
wir in der Koalitionsvereinbarung in diesem Zusammenhang Defizite. So wird<br />
zum Beispiel im Bereich der Prävention das Thema „Ältere“ nach unserer Einschätzung<br />
doch deutlich vernachlässigt. Des Weiteren wünschen wir uns einen<br />
umfassenden und konkreten Leitfaden für die Seniorenarbeit mit dem Schwerpunkt<br />
„Selbstbestimmtes Leben zu Hause“. Eine ganzheitliche Betrachtung,<br />
angefangen vom künftigen Wohnen, über haushaltsnahe Dienstleistungen,<br />
Strategien zur medizinisch-pflegerischen Versorgung, bis hin zur alltagsunterstützenden<br />
Technik sind erforderlich. <strong>Der</strong> LSR wird gerade in diesem Bereich<br />
konkretes Regierungshandeln einfordern und Antworten im Sinne einer langfristigen<br />
Bewältigung der Herausforderungen für die wachsende ältere Generation<br />
einfordern. Auch zu diesen Themen bietet der <strong>Landesseniorenrat</strong> der<br />
Landesregierung eine konstruktive Zusammenarbeit an.<br />
Wir wissen, dass viele gesellschaftliche Bereiche an eine neu gebildete Regierung<br />
hohe Erwartungen haben. Deshalb erkennen wir an, dass nicht alle unsere<br />
Wünsche und Vorstellungen sofort und unmittelbar Wirklichkeit werden können.<br />
Was wir aber erwarten ist, dass die Kompetenz von Älteren, der Rat von<br />
Seniorinnen und Senioren auf allen Ebenen ernst genommen wird und insofern<br />
auch eine wirklich echte Bürgerbeteiligung, gerade durch Ältere, stattfinden<br />
wird.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Roland Sing
Foto: Markus Tedeskino<br />
WENN ES UM DARMKREBS GEHT,<br />
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2-2011<br />
5
Jahrestagung<br />
Ruit: Zwei Tage (als) Wissensquelle und Erfahrungsaustausch. Bilder: LSR<br />
Jahrestagung der Seniorenräte in Ruit<br />
Wissbegierige und lernfähige „Räte“<br />
Ein breit gefächertes Themenspektrum wartete auch in diesem<br />
Jahr auf die 80 Teilnehmenden an der Tagung des LSR<br />
mit den Kreis- und Stadtseniorenräten in der Sportschule<br />
Ruit am 30. und 31. März. Es gab viel Diskussionsstoff und<br />
vielfältige Informationen. Das zeigte sich gleich beim Auftakt<br />
mit den so genannten „Ruiter Erklärungen“, die Vorsitzender<br />
Roland Sing einbrachte.<br />
Dass wir ein eigenes Gesetz zu<br />
den Patientenrechten, aber<br />
auch einen unabhängigen<br />
Patientenbeauftragten brauchen,<br />
darauf einigte sich die Runde nach<br />
intensiver Diskussion der „Ruiter<br />
Erklärung I-2011“ einstimmig.<br />
Dass dieses Anliegen wohl auch in<br />
der Öffentlichkeit auf Interesse stößt,<br />
zeigte sich am nächsten Morgen:<br />
Die Teilnehmenden konnten in den<br />
„Stuttgarter Nachrichten“ lesen, dass<br />
man die sofort herausgegebene Presseinformation<br />
dort bereits verwertet<br />
und diese Forderung an die neue<br />
Landesregierung gedruckt hatte.<br />
6 2-2011<br />
Mehr Ortsseniorenräte<br />
Auch die „Ruiter Erklärung II – 2011“<br />
wurde von allen gut geheißen.<br />
Man war sich einig, dass es im Ländle<br />
künftig mehr als zehn Prozent<br />
Ortschaften geben müsse mit einer<br />
Seniorenvertretung. Die dazu überarbeiteten<br />
„Gemeinsamen Empfehlungen<br />
der kommunalen Landesverbände<br />
und des LSR“ dürften dafür<br />
hilfreich sein. In der Diskussion wurde<br />
deutlich, dass es oft schwer sei, die<br />
Bedenken von Bürgermeistern und<br />
Gemeinderäten gegen die Schaffung<br />
von Seniorenräten zu zerstreuen. Das<br />
sei eine (ungeliebte) Konkurrenz.<br />
Glücklicherweise konnte aber auch<br />
über positive Ergebnisse berichtet<br />
werden. Am Rande der Tagung gab<br />
es dazu einen intensiven Meinungs-<br />
und Erfahrungsaustausch. Dass die<br />
erfolgreiche Arbeit der Räte zu wenig<br />
bekannt sei, war (leider) die ideale<br />
Überleitung zu den Kurzinformationen<br />
des Pressesprechers des LSR<br />
und dem Autor dieses Beitrages.<br />
Andere über „Gutes“ reden<br />
lassen<br />
Wichtig ist, dass auch die interne<br />
Kommunikation zwischen den Räten<br />
sowie dem LSR noch besser wird.<br />
Das beginne schon beim Verteilen<br />
von „im blick“ oder der Weitergabe<br />
von Presseinformationen, die aus<br />
Stuttgart kommen. Es dürfe kein<br />
„Herrschaftswissen“ geben. In kurzer<br />
Zeit werde das Medium Internet<br />
(Webauftritt der Räte) ganz entschei-
Auch Dr. Ingrid Glas war intensiv „gefragt“.<br />
dend das Erscheinungsbild der Seniorenarbeit<br />
prägen. Mit einem Klick<br />
müsse man sich dort über Aktivitäten<br />
oder das Pressecho darauf informieren<br />
können. Auf dem Weg über<br />
gute PR könne man noch mehr Menschen<br />
fürs Mitmachen, aber auch als<br />
Förderer/Sponsoren und Unterstützer<br />
unserer Sache gewinnen. Es reiche<br />
nicht aus, lediglich Gutes zu tun.<br />
Man müsse auch darüber reden und<br />
schreiben. Noch nachhaltiger wirke,<br />
wenn andere gut über die Arbeit der<br />
Senioren berichten, denn ihnen wird<br />
kein Eigenlob unterstellt. <strong>Der</strong> Pressesprecher<br />
kommt bei Interesse gerne<br />
zu den Räten zum Grundsatzgespräch<br />
und schult für die Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Wer oder was ist AMNOG?<br />
Wohl alle sind betroffen, aber kennt<br />
man sich damit aus? Einige Aspekte<br />
des Riesenthemas Rabattverträge<br />
(AMNOG steht für „Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz“)vermittelte<br />
Dr. Ingrid Glas vom Landesapothekerverband<br />
(LAV). Das Fazit:<br />
Kompliziert und für die Kunden<br />
absolut nicht durchschaubar. Aber<br />
auch für die Apotheken „schwer<br />
verdaulich“. Deshalb erfreulich das<br />
Angebot: <strong>Der</strong> LAV wird gerne jemanden<br />
zu Vortragsveranstaltungen<br />
vor Ort schicken. Jetzt nur wenige<br />
Aspekte: 56 000 Arzneimittel<br />
laufen über Rabattverträge (mit den<br />
unterschiedlichsten Kassen). Deshalb<br />
gibt es allein zu diesen Präparaten<br />
21 Millionen Datensätze in der<br />
EDV-Anlage der Apotheken. Nur<br />
noch mit ihrer Hilfe kann sich das<br />
Personal kundig machen, wer was<br />
und warum nicht und zu welchem<br />
Preis bekommt. Die oftmals verordneten<br />
Generika sind nicht wirklich<br />
„gleich“. Etwas Positives: Knapp die<br />
Hälfte der Arzneimittel gibt es nun<br />
ohne Zuzahlung der Patienten.<br />
19 Prozent verbrauchen<br />
44 Prozent<br />
Bei der Arzneimitteltherapie für die<br />
Senioren gelte es, vieles zu berücksichtigen<br />
(von mehreren Symptomen<br />
gleichzeitig, verändertem Stoff-<br />
Jahrestagung<br />
wechsel und geänderter Feinmotorik<br />
bis zur Sehschwäche). <strong>Der</strong> Personenkreis<br />
der über 65-Jährigen mache 19<br />
Prozent der Bevölkerung aus, nehme<br />
aber 44 Prozent der verbrauchten<br />
Arzneimittel. Deshalb oft problematische<br />
Wechselwirkungen, auch weil<br />
Haus- und Fachärzte unabhängig<br />
voneinander „verschreiben“. Nach<br />
Schätzungen: 17 000 Todesfälle durch<br />
falsch eingenommene Präparate. Mit<br />
mehr Kontrolle könnten 30 Prozent<br />
der Einweisungen in Krankenhäuser<br />
wegen Neben- und Wechselwirkungen<br />
sowie etwa 10 000 Todesfälle<br />
vermieden werden. Dazu Sing: Auch<br />
wegen dieser Missstände sei und<br />
bleibe er weiter ein Fan der elektronischen<br />
Gesundheitskarte.<br />
Fragen Sie Ihre Apothekerin<br />
oder Ihren Apotheker<br />
Außer „Rezepte einlösen“ können<br />
noch andere Dienste der Apotheken<br />
in Anspruch genommen werden:<br />
Schnelle und zeitnahe Beratung rund<br />
um die Arzneimittel, eine hervorragende<br />
niedrigschwellige Anlaufstel-<br />
2-2011<br />
7
Jahrestagung<br />
Marketing-Chefin Sonja Haas-Andreas und Mitarbeiter Uwe Neumann präsentieren den „Drei-Löwen-Takt“.<br />
le, 20 Millionen Rezepturen pro Jahr<br />
(Herstellen von beispielsweise Salben<br />
und Zäpfchen) sowie Notdienst<br />
mit 2 000 Apotheken pro Nacht. Aus<br />
der Diskussion: Bei Ärzteproblemen<br />
im ländlichen Raum „sterben“ auch<br />
die Apotheken. Die Beratung der<br />
Apotheke ist das Plus gegenüber Internetdiensten.<br />
Es gibt „Bringdienste“,<br />
die gerne genutzt werden. Da<br />
Ältere im Normalfall zu ihren örtlichen<br />
Apotheken gehen, haben LSR<br />
und LAV gemeinsam ein Programm<br />
vereinbart, um das Personal dort<br />
speziell auf die Belange der Älteren<br />
zu schulen.<br />
Wo und wann Züge und<br />
Omnibusse?<br />
Ein ganz anderes, aber für die Senioren<br />
ebenfalls interessantes Thema,<br />
offerierten Sonja Haas-Andreas und<br />
Uwe Neumann vom „Drei-Löwen-<br />
Takt“ (Nahverkehrsgesellschaft<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>). Dieser Zusammenschluss<br />
des „Schienenpersonennahverkehrs“<br />
aller Verbünde<br />
im Ländle und der Deutschen Bahn<br />
ist stufenweise ab 1995 entstanden.<br />
Am meisten werden die Freizeitangebote<br />
sowie die elektronische<br />
8 2-2011<br />
Fahrplanauskunft EFA genutzt.<br />
Wichtig für Senioren, die noch nicht<br />
„im Netz“ sind, ist die telefonische<br />
Fahrplanauskunft rund um die Uhr<br />
an allen Tagen. Wer 0 18 05/77 99 66<br />
anruft, bekommt landesweit Auskünfte.<br />
Für diejenigen, die es gerne<br />
Schwarz auf Weiß haben: ein dickes,<br />
gedrucktes Kursbuch mit allen „Verbünden“<br />
für 9,90 Euro.<br />
„Ehrenamtlich“ Zug fahren<br />
Die besonderen Kompetenzen der<br />
Älteren sind bei zwei Projekten<br />
des 3-Löwen-Taktes gefragt. Zum<br />
einen geht es um „Kids on Tour“,<br />
wenn Kinder ohne Begleitung reisen<br />
müssen. Hier sind viele Ältere<br />
gesucht. Auch wenn Senioren selbst<br />
auf die Reise gehen und jemanden<br />
brauchen, der sich dabei um sie<br />
kümmert. Es besteht große Nachfrage<br />
nach solchen ehrenamtlichen<br />
Bahnfahrern. Vorteilhaft ist es, die<br />
Fahrscheinautomaten nutzen zu<br />
können. Für viele Ältere ist das jedoch<br />
noch ein „Buch mit 7 Siegeln“.<br />
Das soll sich ändern. Deshalb bieten<br />
die „3-Löwen“ Schulungen für das<br />
Benutzen der Automaten an. In der<br />
Diskussion konnten die Räte noch<br />
eine Fülle von Anregungen und Kritikpunkten<br />
auf den Weg mitgeben.<br />
Dafür gab es als Gegenleistung das<br />
Angebot, dass das Marketingteam<br />
von „3-Löwen“ gerne auch zu Infoveranstaltungen<br />
vor Ort kommen<br />
würde.<br />
„Ältere aktiv im Internet“<br />
Vorsitzender Sing erinnerte an die<br />
gemeinsame Erklärung von Sozialministerium,Senior-Internet-Initiativen,<br />
Volkshochschulen und dem<br />
LSR vom Herbst 2010 (mehr dazu<br />
„im blick“ 3/4 aus 2010, Seite 27),<br />
mit der Ältere dazu ermuntert werden<br />
sollen, das Internet zu nutzen.<br />
Bodo Kleineidam, Sprecher der Senior-Internet-Initiativen,<br />
erläuterte<br />
das Angebot der Helfer; immerhin<br />
gibt es jetzt bereits an 40 Orten<br />
solche ehrenamtlichen Initiativen<br />
(www.netzwerk-sii-bw.de). Weitere<br />
Initiativen sollen gegründet werden.<br />
Dafür gibt es 2011 nochmals<br />
finanzielle Mittel vom „Ministerium<br />
für Ländlichen Raum“. Im Faltblatt<br />
„Internet goes Ländle“ (www.<br />
internet-goes-laendle.de) sind die<br />
sechs Schritte zur Gründung einer<br />
Senior-Internet-Initiative aufge-
zeigt. Zu Auftaktgesprächen mit<br />
Bürgermeistern oder anderen Verantwortlichen<br />
käme jeweils gerne<br />
auch ein Senior-Internet-Helfer.<br />
Willi Zierer, stellvertretender VHS-<br />
Verbandsdirektor, ergänzte, dass<br />
die 175 Volkshochschulen mit ihren<br />
750 Außenstellen viele EDV- und Internetkurse,<br />
auch speziell für Ältere,<br />
eingerichtet haben. Hier wäre aber<br />
ebenfalls noch mehr denkbar. Sein<br />
Vorschlag: Die Räte sollten aktiv<br />
werden, auf ihre VHS zugehen und<br />
klären, was man gemeinsam voranbringen<br />
könne. Aus der Diskussion:<br />
<strong>Der</strong> KSR Schwäbisch-Hall hat in<br />
Heimen „Internet-Cafés“ etablieren<br />
können, in denen der Anschluss<br />
kostenlos genutzt werden kann und<br />
Geräte hat man aus Spenden erhalten.<br />
Ideal auch ein anderes Projekt,<br />
bei dem man die PCs einer Schule<br />
am unterrichtsfreien Nachmittag<br />
für Einstiegskurse und das Üben zur<br />
Verfügung gestellt bekommen hat.<br />
Wird regional noch besser<br />
getagt?<br />
Das dürfte sich im Sommer des Jahres<br />
zeigen. Geschäftsführerin Birgit<br />
Faigle wies darauf hin, dass es bei<br />
den vier „Regionaltagungen“ der<br />
Räte (jeweils auf Regierungsbezirksebene)<br />
auch darum gehe, die zwölf<br />
Kandidatinnen und Kandidaten der<br />
Seniorenräte für den im November<br />
neu zu wählenden Vorstand des LSR<br />
zu nominieren.<br />
Termine der<br />
Regionaltagungen 2011<br />
6. Juli, Böblingen<br />
12. Juli, Weingarten<br />
14. Juli, Karlsruhe<br />
20. Juli, Villingen<br />
Freiwillig Dienst leisten?<br />
Auf besonderes Interesse stießen<br />
Informationen über den gegenwärtigen<br />
Stand der Planungen zum Bun-<br />
LSR-Vorsitzender Roland Sing hat viel zu moderieren.<br />
desfreiwilligendienst, der ab 1. Juli<br />
auch die Zivildienstleistenden in<br />
vielen Heimen ersetzen soll. Dazu ist<br />
im Moment noch (fast) alles in Bewegung.<br />
Nach intensiver Diskussion<br />
die Bitte: Die Seniorenräte sollen<br />
sich einschalten und die Politik beeinflussen.<br />
Ambulante Palliativversorgung<br />
selbst „leidend“<br />
<strong>Der</strong> seit 2007 verbriefte Rechtsanspruch<br />
auf ambulante palliative Hilfe<br />
liegt teilweise im Argen. Deshalb hat<br />
der LSR im Sozialministerium nachgefragt.<br />
Von dort die Antwort, dass<br />
man jährlich 32 Millionen Euro für<br />
diese Zwecke bereit stehen habe. Verträge<br />
werden wohl bald abgeschlossen.<br />
Die Bitte des Vorsitzenden: Die<br />
Räte sollen vor Ort aktiv werden und<br />
klären „Wie sieht es bei uns aus?“.<br />
Die Würde des Menschen müsse auch<br />
beim Sterben gewahrt bleiben.<br />
„Jahr der Pflege“?<br />
Das vom Bundesgesundheitsminister<br />
propagierte „Jahr der Pflege“<br />
zeigt noch keine große Wirkung.<br />
Dazu gehört beispielsweise auch die<br />
Rehabilitation für Angehörige, die<br />
aber kaum bekannt ist. Sing bittet,<br />
Jahrestagung<br />
die vorhandenen Pflegestützpunkte<br />
mit Leben zu erfüllen. Beispielsweise<br />
sollten die Räte Sprechstunden an<br />
den Samstagen fordern.<br />
Wie lange noch Ärzte im<br />
„ländlichen Raum“?<br />
Die für viele Räte kaum bekannte<br />
Kassenärztliche Vereinigung (KV)<br />
stellte Sibylle König vor. Um dem<br />
Mangel an Ärzten im ländlichen<br />
Raum entgegenzuwirken, werden<br />
zwei Modell-Praxen eingerichtet, die<br />
aber erst 2012 starten. Schnellere<br />
Hilfen könnten die Einbeziehung der<br />
(ländlichen) Hausärzte in kommunale<br />
Fahrdienste bieten (Landarzt-Taxis).<br />
Die zu bewältigenden Probleme<br />
seien vielfältig (auch manchmal auf<br />
die „Kirchturmpolitik“ zurückzuführen).<br />
Deshalb gehe man als KV seit<br />
2010 auf eine Art „Tour de Ländle“,<br />
damit es für die Probleme mehr Verständnis<br />
und ein Miteinander beim<br />
Umorientieren gibt. Auch verstärkte<br />
Möglichkeiten der Teilzeitarbeit<br />
könnten dazu beitragen, denn 60<br />
Prozent des Ärztenachwuchses sind<br />
weiblich. Generell mangele es nicht<br />
an Studenten, nur würden sie nach<br />
der Ausbildung „verloren gehen“.<br />
Deshalb gelte es, ein geeignetes Anreizsystem<br />
zu schaffen, das aber<br />
2-2011<br />
9
Jahrestagung<br />
Die KV – dank Sibylle König jetzt bekannter.<br />
nicht nur monetäre Aspekte umfassen<br />
dürfe. Nach der wieder recht<br />
regen Diskussion erklärte der Vorsitzende,<br />
dass er auch offiziell mit der<br />
KV im Kontakt sei und bleibe und<br />
demnächst Gespräche anstehen. Bei<br />
10 2-2011<br />
seinem Dank an die Referentin gibt<br />
er ihr noch ein Exemplar des neuen<br />
„im blick“ mit und regt an, dass in<br />
den Arztpraxen zusätzlich zu anderen<br />
Blättern die Zeitschrift des LSR<br />
ausgelegt werden könnte.<br />
Ruiter Erklärung I: Patientenrechtegesetz<br />
Risiken reduzieren –<br />
Ressourcen stärken<br />
Ein wieder mal „bewegtes“ Thema<br />
sprach das LSR-Vorstandsmitglied<br />
Dr. Christoph Rott vom Institut für<br />
Gerontologie in Heidelberg an. Er<br />
stellte als besonders wichtig heraus<br />
und unterfütterte mit diversen Studien<br />
aus der ganzen Welt seine drei<br />
Forderungen: Sich körperlich bewegen<br />
(dazu eine Untersuchung mit dem<br />
Titel „Flotte Geher leben länger“),<br />
geistig aktiv bleiben und das Leben<br />
positiv bewerten. Nach Erkenntnissen<br />
in Japan könne man das Risiko,<br />
an Demenz zu erkranken, sogar um<br />
bis zu 66 Prozent reduzieren.<br />
Mein (vor)letzter Wille<br />
Wolfgang Weiß vom Betreuungsverein<br />
Stuttgart-Filder informierte in<br />
seinem Vortrag „Vorsorgevollmacht<br />
versus gesetzliche Betreuung“: Nur<br />
wenn absolutes Vertrauen gegenüber<br />
den Bevollmächtigten gegeben<br />
ist, soll die Vollmacht ausgestellt<br />
werden. Eventuell auch Namen darin<br />
aufnehmen für den Fall, dass man<br />
Ein Gesetz über die Rechte von Patientinnen und Patienten ist überfällig. Patientinnen und Patienten müssen<br />
die Möglichkeit erhalten, über ihre bestehenden Patientenrechte umfassende Aufklärung zu erhalten. Die<br />
in unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen heute bereits bestehenden Patientenrechte müssen in einem<br />
eigenen Gesetz zusammengefasst und transparent werden. Patientenrechte sind durch die Rechtsprechung<br />
laufend weiterentwickelt worden. Diese Ergebnisse müssen ebenfalls zusammengefasst in ein neues Patientengesetz<br />
aufgenommen werden.<br />
Das gilt auch für vertragliche Regelungen und Richtlinien der Vertragspartner, die auf der gesetzlichen<br />
Grundlage des Sozialgesetzbuches V Entscheidungen zu Patientenrechten treffen. Gesetzliche Krankenkassen<br />
müssen in die Lage versetzt und auch verpflichtet werden, ihren Versicherten Informationen über die<br />
Qualität von Behandlungen und Einrichtungen anzubieten. Des Weiteren ist es erforderlich, dass künftig<br />
Kranken- und Pflegekassen ihre Versicherten bei Schadensersatzansprüchen verpflichtend unterstützen<br />
müssen. Von besonderer Bedeutung ist auch, dass für Patientinnen und Patienten Sicherheit darüber besteht,<br />
dass Ärztinnen und Ärzte über eine ausreichende und fortdauernde Berufshaftpflichtversicherung<br />
verfügen, damit auch größere Schadensersatzzahlungen tatsächlich, umfassend und zeitnah erfüllt werden<br />
können.<br />
In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> soll durch die künftige Landesregierung ein unabhängiger Patientenbeauftragter bestimmt<br />
werden, an den sich Patientinnen und Patienten direkt wegen Verletzungen von Patientenrechten wenden<br />
können.
später doch mal einen gesetzlichen<br />
Betreuer brauchen würde. Interessant<br />
auch die vielen kleinen Tipps:<br />
Die 17 Euro für die Aufbewahrung<br />
der Vollmacht bei der „Hinterlegungsstelle“<br />
könne man eventuell<br />
sparen. <strong>Der</strong> sicherste Weg sei: Im<br />
Portemonnaie ein kleines Kärtchen<br />
dabei zu haben, das informiert, wer<br />
ist die von mir bevollmächtige Person<br />
und wie ist diese zu erreichen.<br />
Wichtig und förderlich auch die Info,<br />
dass es inzwischen in jedem Landkreis<br />
mindestens einen Betreuungsverein<br />
gibt. Dort könne man sich<br />
kostenlos beraten lassen. Allerdings<br />
würden sich nicht alle Konstellationen,<br />
die es für die Vollmacht und<br />
Betreuung geben könnte, darstellen<br />
und absichern lassen.<br />
Die „letzten“ Infos<br />
Dietrich Eckhardt, stellvertretender<br />
LSR-Vorsitzender, informierte<br />
über das seit 2008 gelaufene Projekt<br />
BELA III (Bürgerschaftliches Engagement<br />
für Lebensqualität im Alter).<br />
Offiziell sei das mit dem heutigen Tag<br />
zu Ende gegangen. An einigen Orten<br />
Alle wollen alles mitbekommen.<br />
laufe es jedoch flott weiter, weil sich<br />
dort Engagierte bei verschiedenen<br />
Trägern zusammengefunden haben.<br />
Er legte allen Räten dringend ans<br />
Herz, den BELA-Gedanken weiter zu<br />
fördern und zu vertiefen.<br />
Schatzmeister Werner Schüle kann<br />
auf den „Seniorenfreundlichen Service“<br />
in 43 Städten hinweisen, in<br />
denen über 3 000 Geschäfte dieses<br />
Zertifikat erhalten haben. <strong>Der</strong><br />
von Berlin kreierte „Generationenfreundliche<br />
Einkauf“ komme (auch<br />
wegen der Kosten) wohl fast nur für<br />
die großen Handelsketten in Frage.<br />
Wir halten deshalb an unserem<br />
erfolgreichen Modell fest. In der<br />
Jahrestagung<br />
Ruiter Erklärung II: Ausbau der Vertretungen von Seniorinnen<br />
und Senioren in den Kommunen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Diskussion wird das bestärkt. Geschäftsführerin<br />
Faigle weist noch<br />
auf die Versicherung für Seniorenräte<br />
hin, über die man sich bei<br />
Bedarf informieren könne. Sie erinnert<br />
des Weiteren an die Fördermöglichkeiten<br />
für bürgerschaftliche<br />
Initiativen, die pflegende Angehörige<br />
und pflegebedürftige Menschen<br />
zu Hause unterstützen. Die Agentur<br />
„Pflege engagiert“ (www.pflege-<br />
engagiert.de) berät dazu.<br />
Eva Balz, stellvertretende LSR-Vorsitzende,<br />
kann eine gelungene Tagung<br />
beschließen.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
<strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat mit den kommunalen Landesverbänden – Gemeindetag,<br />
Landkreistag und Städtetag <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – gemeinsame Empfehlungen zur Arbeit von Kreis-, Stadt<br />
und Ortsseniorenräten in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verabschiedet. An alle kommunalpolitisch Verantwortlichen<br />
appellieren die Vertreterinnen und Vertreter der Seniorinnen und Senioren, nachhaltig die Gründung von<br />
Ortsseniorenräten zu unterstützen. Nur rund zehn Prozent aller Kommunen verfügen heute über Ortsseniorenräte.<br />
Unter dem Aspekt der Schöpfung des Potenzials von Älteren ist es ganz wichtig, dass die Kommunen<br />
„Alter als Chance begreifen“. Die Herausforderungen der demografischen Entwicklung können ohne breites<br />
bürgerschaftliches Engagement zukünftig nicht bewältigt werden. Seniorenräte können durch ihre Arbeit dazu<br />
beitragen, dass sich Frauen und Männer der älteren Generation an der Gestaltung des Gemeinwesens aktiv<br />
beteiligen. Hinzu kommt, dass das Engagement die Eigeninitiative und eine positive Lebenseinstellung der<br />
älteren Menschen in einer neuen Lebensphase befördert und stärkt.<br />
An die Seniorinnen und Senioren in den Kommunen von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird appelliert, aktiv auf die<br />
jeweils in ihrer Kommune Verantwortlichen zuzugehen und die Gründung von Ortsseniorenräten nachhaltig<br />
zu betreiben.<br />
An die künftige Landesregierung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird appelliert, die Vertretung von Seniorinnen und<br />
Senioren durch eine konstruktive Gestaltung der Koalitionsvereinbarung nachhaltig zu unterstützen und auf<br />
allen Ebenen zu stärken.<br />
2-2011<br />
11
Älter werden in der Fremde<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Kreisseniorenrat<br />
Stuttgart<br />
Bodenseekreis<br />
Integration älterer Migranten<br />
in die AWO-Begegnungs- und<br />
Servicezentren<br />
Bereits im Jahr 2000 hat die Arbeiterwohlfahrt<br />
auf ihrer Bundeskonferenz<br />
einen Beschluss gefasst, der<br />
alle AWO-Gliederungen auffordert,<br />
ihre Dienste und Einrichtungen interkulturell<br />
zu öffnen. Dabei solle<br />
nicht nur darauf geachtet werden,<br />
dass Migranten ihrem Bevölkerungsanteil<br />
entsprechend in den<br />
Angeboten repräsentiert sind, sondern<br />
dass diese sich konzeptionell,<br />
organisatorisch und auch personell<br />
an den Bedürfnissen der Migranten<br />
orientieren. Ein hoher Anspruch,<br />
den die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband<br />
Stuttgart e. V. im Rahmen<br />
des Projektes „Älter werden in der<br />
Fremde“ zur Integration älterer Migranten<br />
in die Begegnungsstätten in<br />
die Praxis umgesetzt hat.<br />
Angebote interkulturell öffnen<br />
Die AWO Stuttgart betreibt in der<br />
Landeshauptstadt 13 Begegnungs-<br />
und Servicezentren. Sie bieten ein<br />
vielfältiges Angebot an Möglichkeiten<br />
der Freizeitgestaltung, der Bera-<br />
12 2-2011<br />
„Wir werden weniger, älter und bunter.“<br />
Das sind die Fakten des demografischen Wandels. Auch die älteren Menschen sind<br />
eine „bunte“, ethnisch und kulturell heterogene und differenzierte Bevölkerungsgruppe.<br />
Ältere Migrantinnen und Migranten kommen in der Seniorenpolitik und Altenarbeit<br />
wenig vor. Kenntnisse über die Lebenslagen und spezifischen Bedürfnisse<br />
der älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergrund sind lückenhaft, und es gibt Berührungsängste<br />
auf beiden Seiten.<br />
Von nun an möchte sich die Zeitschrift „im blick“ dem Thema „<strong>Migration</strong>“ stärker annehmen,<br />
um zu informieren, über Aktuelles zu berichten, Menschen zu Wort kommen<br />
lassen und verschiedene Projekte vorzustellen.<br />
tung und auch der Vermittlung von<br />
mobilen Hilfsdiensten. Aufgrund der<br />
langjährigen Erfahrungen, die man<br />
bei der AWO Stuttgart in den Bereichen<br />
<strong>Migration</strong> wie Altenhilfe gesammelt<br />
hat und auch aufgrund der<br />
Erkenntnis, dass immer mehr ältere<br />
Migranten aus dem Erwerbsleben<br />
ausscheiden, hat sie sich dazu entschlossen,<br />
die Angebote in zunächst<br />
drei Begegnungs- und Servicezentren<br />
gezielt interkulturell zu öffnen.<br />
Das Projekt „Älter werden in der<br />
Fremde“ hatte zum Ziel, die Bedürfnisse<br />
der ausländischen Senioren zu<br />
ermitteln und darauf basierend entsprechende<br />
Angebote im Rahmen<br />
der Begegnungsstättenarbeit zu realisieren.<br />
Dabei sollte kein Parallelprogramm<br />
für Migranten entstehen,<br />
vielmehr sollten diese stadtteilorientiert<br />
in das bestehende Regelangebot<br />
integriert werden. Angestrebt wurden<br />
gemeinsame Veranstaltungen<br />
und Gruppenangebote, ohne dass<br />
die eigene Identität und Kultur in<br />
den Hintergrund rückt.<br />
Vorstufe: muttersprachlich<br />
In der Anfangsphase des Projekts<br />
wurde mit speziellen Angeboten für<br />
ausländische Senioren begonnen, um<br />
diese mit den Begegnungs- und Servicezentren<br />
bekannt zu machen. So<br />
fanden zum Beispiel muttersprach-<br />
liche Gruppentreffen oder Vorträge<br />
in den jeweiligen Herkunftssprachen<br />
statt. Diese Angebote wurden bewusst<br />
so gelegt, dass am selben Tag<br />
auch im Regelangebot Veranstaltungen<br />
stattfanden, die für Migranten<br />
attraktiv sein könnten. Mittels verschiedener<br />
Feste und Tanzveranstaltungen<br />
fanden bereits zu Beginn<br />
Annäherungen zwischen deutschen<br />
und ausländischen Senioren statt.<br />
Gemeinsam „kennenlernen“<br />
Durch die Verbindung von migrantenspezifischen<br />
Angeboten und die<br />
Einbindung in diverse Regelangebote<br />
konnte die Besucherzahl ausländischer<br />
Senioren deutlich erhöht<br />
werden. Kontinuierlich wurden und<br />
werden Angebote erarbeitet, die für<br />
deutsche wie ausländische Senioren<br />
attraktiv sind. So entstand zum<br />
Beispiel eine Reihe „Stuttgart und<br />
Umgebung kennen lernen“, in der<br />
deutsche wie ausländische Senioren<br />
gemeinsam Ausstellungen und<br />
andere Sehenswürdigkeiten besichtigen.<br />
Zunehmend gelang es auch,<br />
bürgerschaftlich Engagierte aus<br />
den jeweiligen Herkunftsländern zu<br />
gewinnen, die gemeinsam mit den<br />
Mitarbeitern der Begegnungs- und<br />
Servicezentren Gruppenangebote<br />
anbieten und begleiten. So konnten<br />
zum Beispiel Programme wie
„Griechisches Kochen“, „Gedächtnistraining<br />
in türkischer Sprache“,<br />
„Orientalischer Tanz“ und auch eine<br />
Gymnastikgruppe nur für Frauen<br />
unter der Leitung von Ehrenamtlichen<br />
mit <strong>Migration</strong>shintergrund realisiert<br />
werden. Eine Schachgruppe<br />
hat sich in der Zwischenzeit sogar<br />
dahingehend entwickelt, dass diese<br />
nicht nur von Menschen verschiedenster<br />
Herkunftsländer besucht<br />
wird, sondern auch von jungen Männern.<br />
So konnte nicht nur eine Annäherung<br />
verschiedener Kulturen,<br />
sondern auch zwischen „Jung und<br />
Alt“ erreicht werden.<br />
Die „Eigenen“ sensibilisieren<br />
Die Auf- und Ausbauphase war selbstverständlich<br />
durch eine Vielzahl weiterer<br />
– zum Teil recht aufwändiger<br />
Maßnahmen – flankiert. So musste<br />
in den Stadtteilen eine intensive Öffentlichkeitsarbeit<br />
betrieben werden,<br />
damit Migranten angesprochen und<br />
für die Arbeit der Begegnungs- und<br />
Servicezentren interessiert werden<br />
konnten. Ferner mussten die Mitarbeiter<br />
für das Projekt sensibilisiert<br />
werden – eine gute Zusammenarbeit<br />
zwischen Altenhilfe und den <strong>Migration</strong>sdiensten<br />
war hier sehr entscheidend.<br />
Letztendlich sind die für die<br />
ausländischen Senioren oft bereits<br />
bekannten Mitarbeiter der <strong>Migration</strong>sdienste<br />
hier wichtige Türöffner.<br />
Bürgerschaftlich Engagierte<br />
„öffnen“ am besten<br />
Abschließend stellt sich die Frage,<br />
wie nachhaltig und letztendlich erfolgreich<br />
das Vorhaben der interkulturellen<br />
Öffnung aus der Projektphase<br />
in den regelhaften Betrieb<br />
der Begegnungs- und Servicezentren<br />
überführt werden konnte. Ilona<br />
Gloning, Leiterin der Einrichtung<br />
in Stuttgart-Ost, zieht ein positives<br />
Fazit: „Durch die regelmäßigen Besuche<br />
von älteren Migranten wurde<br />
der Alltag der Begegnungs- und<br />
Servicezentren bereichert. Auch die<br />
Mitarbeiter konnten für die spezifi-<br />
schen Belange der Migranten sensibilisiert<br />
werden.“ Besonders positiv<br />
ist allerdings, dass die Annäherung<br />
der deutschen wie ausländischen<br />
Senioren gelungen ist. Angebote,<br />
die von Menschen unterschiedlicher<br />
Herkunftsländer genutzt werden,<br />
konnten dauerhaft etabliert werden.<br />
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass<br />
ältere Migranten oft einen „Türöffner“<br />
brauchen, der ihnen den Zugang<br />
zu den bestehenden Angeboten<br />
erleichtert. Diese Funktion nehmen<br />
zwischenzeitlich die gewonnenen<br />
bürgerschaftlich Engagierten mit<br />
<strong>Migration</strong>shintergrund wahr.<br />
Erfolgreich: bis zu 20 Prozent<br />
Die Angebote der Begegnungs- und<br />
Servicezentren wurden vor Projektbeginn<br />
nur vereinzelt von ausländischen<br />
Senioren in Anspruch genommen.<br />
Seit Beginn des Projekts<br />
ist die Zahl der Besuche von Menschen<br />
mit <strong>Migration</strong>shintergrund<br />
auf bis zu 20 Prozent gestiegen – je<br />
nach Stadtteil. „Mit viel Geduld und<br />
Verständnis für andere Kulturen,<br />
aber auch der Be reitschaft, ethnische<br />
Nischen zuzulassen, kann<br />
Schritt für Schritt eine Öffnung erreicht<br />
werden. Ältere Migranten<br />
müssen wissen, dass es in den Einrichtungen<br />
Menschen gibt, die ihre<br />
Kultur und Sprache kennen und<br />
Kreisseniorenrat<br />
Böblingen<br />
Am Krisentelefon auch<br />
in türkischer Sprache<br />
<strong>Migration</strong><br />
Regelmäßige Besuche von älteren Migranten bereichern den Alltag der Begegnungs- und Servicezentren. Bild: AWO<br />
verstehen, um den Schritt in das Begegnungs-<br />
und Servicezentrum zu<br />
machen“, so Gloning.<br />
Marcel Faißt, Referent Altenhilfe,<br />
AWO <strong>Württemberg</strong> e. V.<br />
www.awo-wuerttemberg.de<br />
„Im Leid sind alle Unterschiede aufgehoben“,<br />
sagt eine junge Frau, die<br />
es wissen muss: Müserref Gündogdu<br />
ist Mitbegründerin des NISA Frauenvereins<br />
e.V., der im Jahre 2000<br />
entstanden und deren Vorsitzende<br />
sie seither ist. Die Mitglieder von<br />
NISA kümmern sich intensiv um<br />
muslimische Frauen mit vielen Angeboten<br />
und Programmen.<br />
Kaum noch „Großfamilien“<br />
Im Rahmen der Wohltätigkeitsgesinnung<br />
bietet NISA auch einen ehrenamtlichen<br />
Besuchsdienst für ältere<br />
muslimische Frauen an, vornehmlich<br />
an die neue gesellschaftliche Realität<br />
ausgerichtet, da nun auch die erste<br />
Gastarbeitergeneration alt geworden<br />
2-2011<br />
13
<strong>Migration</strong><br />
ist. „Durch Beruf und Arbeit können<br />
in selbst sehr familienorientierten<br />
und traditionellen Familien die älteren<br />
Menschen nicht mehr so betreut<br />
werden, wie es für die Großfamilie<br />
der Herkunftsländer noch selbstverständlich<br />
war. Unsere älteren Menschen<br />
sind somit in ähnlichen Situationen<br />
wie die ‚Einheimischen’ und<br />
daher von gleichen gesellschaftlichen<br />
Problemen betroffen“, beschreibt die<br />
Vorsitzende, zugleich Einsatzleiterin<br />
des ehrenamtlichen Besuchsdienstes,<br />
die aktuelle Situation.<br />
Landratsamt schult für<br />
Besuchsdienst<br />
<strong>Der</strong> ehrenamtliche Besuchsdienst ist<br />
2006 mit Unterstützung der Altenhilfefachberatung<br />
des Landratsamtes<br />
Böblingen aufgebaut worden. Durch<br />
eine 6-tägige Schulung wurden 14<br />
Mitarbeiterinnen auf ihre neue Aufgabe<br />
vorbereitet. Regelmäßig finden<br />
Treffen zur Fortbildung und zum<br />
Austausch statt. Dieser ehrenamtliche<br />
Besuchsdienst von NISA begleitet,<br />
betreut und unterstützt kompetent<br />
die Senior(inn)en vor Ort in<br />
Sindelfingen und Böblingen. Durch<br />
viel Engagement des NISA Frauenvereins<br />
konnten mittlerweile Besuchsdienste<br />
in anderen Gemeinden<br />
wie Herrenberg, Weil der Stadt und<br />
Renningen aufgebaut werden.<br />
Demenz trifft alle<br />
Nationalitäten<br />
<strong>Der</strong> NISA Frauenverein beteiligt sich<br />
aktiv an der Info-Aktion zu Demenzerkrankungen<br />
im Landkreis Böblingen.<br />
Ebenso werden Kaffeenachmittage,<br />
Gesprächskreise, Analphabetenkurse,<br />
Perlenstickerei und Kinderbasteln<br />
organisiert. Seminarreihen für ältere<br />
Frauen mit altersspezifischen Themen<br />
wie Demenz, Depressionen oder<br />
Sexualität werden angeboten. <strong>Der</strong><br />
NISA Frauenverein erhielt 2008 für<br />
seinen Besuchsdienst durch die Teilnahme<br />
am Bundeswettbewerb „Aktiv<br />
für Demokratie und Toleranz“ eine<br />
Auszeichnung.<br />
14 2-2011<br />
Unter der Schirmherrschaft des KSR<br />
gibt es im Landkreis Böblingen ein<br />
Krisentelefon, wo man sich Rat holen<br />
kann in schwierigen Situationen,<br />
etwa „wenn Pflege an Grenzen stößt“.<br />
Einige NISA-Mitarbeiterinnen engagieren<br />
sich auch hier und bedienen<br />
Montags das Krisentelefon in türkischer<br />
Sprache. „Im Leid sind alle<br />
Unterschiede aufgehoben“, meint<br />
Gündogdu, die auch Integrationsberaterin<br />
und Kulturdolmetscherin ist.<br />
„Türöffner“ sind wichtig<br />
<strong>Der</strong> KSR Böblingen hat das Thema<br />
„Migranten“ zu einem seiner Schwerpunkte<br />
gewählt. Er unterstützt NISA,<br />
macht Werbung für diese Organisation<br />
und versucht, ihr Türen zu öffnen.<br />
Deshalb hat die Vorsitzende im Oktober<br />
2010 auf der KSR-Beiratssitzung<br />
vor über 50 Teilnehmern ihre Organisation<br />
und Projekte vorgestellt<br />
und Begeisterung ausgelöst. Über<br />
NISA und andere Organisationen für<br />
Migranten stellt der KSR auch seine<br />
Programme und Projekte vor. Insbesondere<br />
werden damit die Eltern von<br />
Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergrund<br />
informiert über das Coaching<br />
an den Schulen und über Angebote<br />
in den Jugendhäusern. Die Integrationsbeauftragte<br />
der Stadt Sindelfingen<br />
spielt hierbei eine große, unterstützende<br />
Rolle.<br />
Manfred Koebler<br />
(manfred.koebler@gmail.com)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Bodenseekreis<br />
„Das Stimmengewirr im Treffpunkt<br />
Mozartstraße erinnert an den biblischen<br />
Turmbau zu Babel. Es wird<br />
munter in italienischer, türkischer,<br />
kroatischer oder russischer Sprache<br />
durcheinander geredet“, so berich-<br />
Vorsitzende Müserref Gündogdu (links) und elf ihrer<br />
Helferinnen sind mit der Ehrennadel der Stadt Sindelfingen<br />
ausgezeichnet worden. Darüber freut sich auch<br />
SSR- Vorstandsmitglied Annedore Groß-Koebler.<br />
Bild: M. Koebler<br />
tete die „Fellbacher Zeitung“ vom<br />
ersten Treffen des „Internationalen<br />
Kaffee“ im letzten Herbst.<br />
Wie kommen wir an diese<br />
„Mit-Senioren“?<br />
An dieser Frage sind die Bemühungen<br />
bisher oft gescheitert. In Fellbach, einer<br />
Stadt mit 8 000 Menschen mit<br />
<strong>Migration</strong>s-Erfahrung und über 100<br />
Ethnien zählen über 1 000 davon bereits<br />
zu den Senioren. Wohl auch deshalb<br />
hatte man sich im Rahmen des<br />
Projekts „Alter schafft Neues“ dieses<br />
Themas angenommen und auf Initiative<br />
des Fellbacher Stadtseniorenrats<br />
(SSR) Nägel mit Köpfen gemacht.<br />
Wichtig, dass die ausländischen Vereine,<br />
die Kirchen, der SSR und die<br />
Stadtverwaltung früh beteiligt wurden.<br />
Äußerst nützlich sind natürlich<br />
die persönlichen Kontakte der sieben<br />
Mitglieder des „Arbeitskreises Internationales<br />
Senioren Kaffee“ (mit muttersprachlichen<br />
Ansprechpartnern).<br />
Auch von den positiven Erfahrungen<br />
beim erfolgreichen Frauen-Sprachcafé<br />
in Fellbach konnten die Initiatoren<br />
profitieren.<br />
Kaffeetrinken und<br />
interessante Themen<br />
Dass die monatliche Runde (zwischen<br />
15 und 30 Teilnehmern) so gut<br />
ankommt, hängt sicher vom Engage-
ment des Arbeitskreises, aber auch<br />
vom Programm ab. Man kommt nicht<br />
lediglich zum Kaffeetrinken zusammen.<br />
Das bietet nur den Rahmen für<br />
einen jeweils interessanten Vortrag,<br />
der alle Nationalitäten angeht und<br />
auch Deutsche anzieht. Das bisherige<br />
und geplante Programm: Film zu „Älter<br />
werden in Deutschland“; Pflegeversicherung;<br />
„Wenn die Rente nicht<br />
reicht“; „Wie komme ich beim Arzt zu<br />
Recht“; Feste, Sitten und Gebräuche<br />
um den Jahreswechsel; „Richtig vererben“;<br />
„Wie bleibe ich körperlich fit“.<br />
Im Mai-Vortrag wird der Oberbürgermeister<br />
Christoph Palm persönlich<br />
die Stadt vorstellen. Beim Thema im<br />
März „Fit im Kopf (Gedächtnistraining)“<br />
war der Verfasser dabei und<br />
erlebte: Die 25, die gekommen waren,<br />
machten von der ersten Minute<br />
an begeistert mit. Und als am Schluss<br />
noch das Angebot offeriert wird, im<br />
Treffpunkt Mozartstraße künftig bei<br />
den Übungsstunden „Gedächtnistraining<br />
für Alle“ mit dabei zu sein, da<br />
gibt es spontane Zusagen. Aber auch<br />
die dort ausliegenden Programme für<br />
andere Veranstaltungen werden nicht<br />
nur zur Kenntnis, sondern oft mitgenommen<br />
und genutzt. So hatte man<br />
bei der (schwäbischen) Fasnet 2011<br />
im Treffpunkt Mozartstraße erstmals<br />
begeisterte Italiener mit dabei.<br />
„Internationales Kaffee“: ein<br />
kleiner lohnender Weg<br />
Nach diesen Eindrücken erscheint so<br />
etwas wie das „Internationale Kaffee“<br />
im generellen Seniorentreffpunkt<br />
eines Ortes als eine ideale Brücke,<br />
auf der die Senioren mit und ohne<br />
<strong>Migration</strong>shintergrund aufeinander<br />
zugehen und einen gemeinsam Weg<br />
zum Älterwerden beschreiten können.<br />
Beide Seiten dürften dabei jeweils<br />
von der anderen profitieren.<br />
Das wünscht sich auch der <strong>Landesseniorenrat</strong>.<br />
Helfen wird es sicherlich,<br />
wenn viele Seniorenräte überlegen,<br />
was sie in dieser Richtung tun können.<br />
<strong>Der</strong> AK „Internationales Kaffee“<br />
in Fellbach gibt gerne Auskünfte zu<br />
Stadtseniorenrat<br />
Kreisseniorenrat<br />
Stuttgart<br />
Bodenseekreis<br />
Vorsorgeberatung auch<br />
für Migranten<br />
<strong>Der</strong> Stadtseniorenrat Stuttgart (SSR)<br />
hat bereits bei seiner Gründung 1992<br />
die Vertretung der ausländischen<br />
Mitbürger in seinem Vorstand vorgesehen,<br />
und so haben wir bis heute<br />
im Vorstand diese Verbindung<br />
zu Migrant(inn)en. Ebenso gibt<br />
es unter unseren Stadtteil-Delegierten<br />
mehrere mit Migrantionshintergrund.<br />
Das heißt allerdings noch<br />
lange nicht, dass wir eine engere Verbindung<br />
zu diesen älteren Mitbürgern<br />
gefunden haben – verschiedene Versuche,<br />
die Kontakte enger zu gestalten,<br />
waren leider wenig erfolgreich.<br />
Nun wollen wir einen neuen Anlauf<br />
nehmen, denn schließlich ist der SSR<br />
auch für die Interessenvertretung<br />
dieser großen Bevölkerungsgruppe<br />
zuständig. Nachdem unsere Arbeit in<br />
den Stadtbezirken – jeder Bezirksbeirat<br />
wählt alle drei Jahre vier Delegierte<br />
in den SSR – sich gut etabliert hat,<br />
verlagert sich die Vorsorgeberatung<br />
mehr und mehr in die Stadtteile.<br />
<strong>Migration</strong><br />
Gemeinsam beim „bewegten“ „Internationalen Kaffee“. Bild: SSR Fellbach<br />
den Details. Auch der Vorsitzende<br />
des SSR Fellbach, Peter Wetzel, ist<br />
Mitinitiator und Mitglied im Arbeitskreis<br />
– Kontakt: stadtseniorenratfellbach@gmx.de<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
Und hier wollen wir nun die Vorsorgeberatung<br />
der Migrant(inn)en aufnehmen:<br />
Wir werden im Frühsommer<br />
mit Hilfe der Abteilung Integrationspolitik<br />
der Stadt Stuttgart die religiösen<br />
und kulturellen Vereine der<br />
verschiedenen ausländischen Gruppen<br />
einladen, um mit ihnen über die<br />
Einrichtung von Vorsorge-Sprechstunden<br />
zu sprechen. Dabei geht es<br />
um Informationen über ambulante<br />
Pflege (auch in den Heimatsprachen),<br />
Kosten, Pflegeversicherung, Vorsorgeansprüche,<br />
Stellen von Anträgen<br />
zur Einstufung – und natürlich um<br />
die Abfassung von Vorsorgevollmacht<br />
und Patientenverfügung.<br />
Es wird nicht leicht sein, die Hemmschwellen<br />
und Tabus zu überwinden<br />
und, wenn möglich, sprachliche Hilfen<br />
sowohl bei der mündlichen Beratung<br />
wie bei unseren schriftlichen<br />
Materialien zu organisieren.<br />
Ältere Migranten schließen sich<br />
wohl noch mehr als jüngere vor allem<br />
an ihre Landsleute an. Aber die<br />
Zeiten, wo die Altersvorsorge ein für<br />
alle Mal bei den Kindern lag, sind<br />
auch für diese Gruppe vorbei und<br />
sie hat Anspruch auf unsere Hilfe.<br />
Also versuchen wir es! Unsere Delegierten<br />
wollen wir ebenfalls auf einer<br />
Veranstaltung im Mai für dieses<br />
Projekt gewinnen und dann, wenn<br />
möglich, im Herbst in einigen Stadtteilen<br />
mit größeren Gruppen älterer<br />
Migrant(inn)en beginnen.<br />
Renate Krausnick-Horst<br />
(stadtseniorenrat-stuttgart@<br />
t-online.de)<br />
2-2011<br />
15
Pflege<br />
Pflegestützpunkte im Land<br />
Zur wohnortnahen Beratung,<br />
Versorgung und Betreuung der<br />
Bevölkerung wurden in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> Pflegestützpunkte<br />
in Rahmen der gesetzlichen<br />
Vorschriften des § 92c Sozialgesetzbuch<br />
(SGB) XI eingerichtet.<br />
Zu diesem Zwecke haben die<br />
Landesverbände der Pflegekassen<br />
und der Krankenkassen,<br />
der Vdek sowie die Kommunalen<br />
Landesverbände eine Kooperationsvereinbarungabgeschlossen.<br />
Nachdem im Land gewachsene<br />
Pflegestrukturen bereits<br />
vorhanden sind, waren<br />
zur Vermeidung von<br />
Doppelstrukturen für die Errichtung<br />
von Pflegestützpunkten vorhandene<br />
beziehungsweise in der kommunalen<br />
Sozialplanung vorgesehene kommu-<br />
16 2-2011<br />
nale Beratungs- und Betreuungsangebote<br />
vorrangig zu berücksichtigen.<br />
In der Kooperationsvereinbarung<br />
haben sich die Landesverbände der<br />
Krankenkassen, die Ersatzkassen sowie<br />
die Kommunalen Landesverbände<br />
verpflichtet, die Landesarbeitsgemeinschaft<br />
zu errichten und als<br />
eingetragenen Verein zu führen.<br />
Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Pflegestützpunkte <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> e.V. sind:<br />
AOK <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, Barmer<br />
GEK, Deutsche Angestellten-Krankenkasse,<br />
Hanseatische Krankenkasse,<br />
hkk Bremen, IKK classic,<br />
KKH-Allianz, Knappschaft,<br />
Landes verband der BKK <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>, Landwirtschaftliche<br />
Kranken kasse BW, Techniker Krankenkasse<br />
(jeweils als Kranken- und<br />
Pflegekasse), Landkreistag <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>, Städtetag <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>, Gemeindetag <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> und beratend das<br />
Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familien und Senioren.<br />
Die Privaten Pflegekassen und Verbände<br />
der Leistungserbringer in<br />
der Pflege sowie die Verbände der<br />
von Pflegebedürftigkeit Betroffenen<br />
können auf Antrag aufgenommen<br />
werden.<br />
Für das Land ist nach der Kooperationsvereinbarung<br />
für jeden Land-<br />
und Stadtkreis die Errichtung eines<br />
Pflegestützpunktes vorgesehen. Für<br />
die Landkreise Esslingen, Karlsruhe,<br />
Ludwigsburg und Rhein-Neckar<br />
sowie für die Stadtkreise Mannheim<br />
und Stuttgart wurden zwei Pflegestützpunkte<br />
vorgesehen.<br />
Die Landesarbeitsgemeinschaft hat<br />
zwischenzeitlich über die Errichtung<br />
von 48 Pflegestützpunkten entschieden.<br />
<strong>Der</strong> Landkreis Biberach<br />
hat keinen Antrag gestellt; die vom<br />
Neckar-Odenwald-Kreis vorgelegten<br />
Unterlagen ließen eine Entscheidung<br />
durch den Vorstand nicht zu.<br />
Aufgaben der Pflegestützpunkte<br />
Von den bewilligten Pflegestützpunkten<br />
haben zwischenzeitlich mehr als<br />
30 ihre Arbeit aufgenommen. Es ist<br />
davon auszugehen, dass die restlichen<br />
Pflegestützpunkte bis spätestens<br />
August dieses Jahres beginnen.<br />
Zu den Aufgaben eines Pflegestützpunktes<br />
gehören unter anderem:<br />
• Information über regionale Unterstützungsangebote<br />
• Auskünfte über rechtliche und<br />
finanzielle Fragestellungen<br />
• Konkrete Hilfestellungen bei der<br />
Inanspruchnahme von Leistungen
• Beratung vor einem Pflege- oder<br />
Betreuungsbedarf etwa bei beginnender<br />
Demenz<br />
• Frühzeitig begleitende Hilfeplanung<br />
etwa bei Änderung des Pflege-<br />
und Betreuungsbedarfs<br />
• Aufklärung über Prävention und<br />
Rehabilitation<br />
• Bereitstellung von Antragsformularen<br />
• Unterstützung bei sonstigen Fragen<br />
rund um das Thema Pflege<br />
• Bei Bedarf die Durchführung einer<br />
Pflegeberatung nach § 7a SGB XI<br />
im Pflegestützpunkt.<br />
Von großer Bedeutung ist, dass die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
im Pflegestützpunkt zur Neutralität<br />
verpflichtet sind und die fachliche<br />
Beratung und Begleitung von Pflegebedürftigen<br />
und deren Angehörigen<br />
nach den aktuell anerkannten fachlichen<br />
Standards neutral und trägerunabhängig<br />
vornehmen. Des Weiteren<br />
werden in den Pflegestützpunkten<br />
keinerlei Leistungsentscheidungen<br />
getroffen. Diese Entscheidungen obliegen<br />
weiterhin den zuständigen<br />
Leistungsträgern.<br />
Vom Vorstand der LAG Pflegestützpunkte<br />
wurde großer Wert darauf<br />
gelegt, dass die Pflegestützpunkte<br />
• mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
gut zu erreichen sind<br />
• einen barrierefreien Zugang gewährleisten<br />
• für den Hilfesuchenden durch<br />
Informationsschilder gut erkennbar<br />
sind<br />
• feste und bedarfsgerechte Öffnungszeiten<br />
haben<br />
• telefonisch erreichbar sind<br />
• in begründeten Fällen auch eine<br />
aufsuchende Beratung sicher<br />
stellen.<br />
Da der Begriff „Pflegestützpunkt“<br />
nicht geschützt ist, wurde zur Identifikation<br />
der von der LAG Pflegestützpunkte<br />
zugelassenen Pflegestützpunkte<br />
ein markengeschütztes Logo<br />
entwickelt. Bei Pflegestützpunkten,<br />
die dieses Logo haben, kann man<br />
sicher gehen, dass diese zum Betreiben<br />
eines Pflegestützpunktes durch<br />
die LAG Pflegestützpunkte beauftragt<br />
wurden.<br />
Werden gut angenommen<br />
Die zugelassenen Pflegestützpunkte<br />
arbeiten nicht nach einem einheitlichen<br />
Konzept. So gibt es Pflegestützpunkte,<br />
die nur eine zentrale<br />
Anlaufstelle haben. Andere Pflegestützpunkte<br />
sind mit Kommunen zur<br />
Durchführung der Aufgaben Kooperationen<br />
eingegangen. Ebenso gibt<br />
es Pflegestützpunkte, die Sprechzeiten<br />
in Gemeinden anbieten. Welches<br />
Konzept der jeweilige Pflegestützpunkt<br />
verfolgt, kann in der Regel der<br />
Homepage des Landratsamtes oder<br />
der Kommune entnommen werden.<br />
Nach den bisherigen Erkenntnissen<br />
werden die Pflegestützpunkte von<br />
der Bevölkerung gut angenommen.<br />
Genaue Daten gibt es noch nicht.<br />
Das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familien und Senioren<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat eine wissenschaftliche<br />
Evaluation in Auftrag gegeben.<br />
Das Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />
(KDA) wird im Zeitraum von<br />
April 2011 bis Dezember 2012 diese<br />
Evaluation vornehmen. Mit dieser<br />
Evaluation soll die Performance von<br />
• Strukturqualität<br />
• Prozessqualität<br />
• Ergebnisqualität<br />
• Wirksamkeit<br />
• Systementwicklung<br />
• Organisationseffekte<br />
beurteilt werden.<br />
Die LAG Pflegestützpunkte ist zukünftig<br />
auch im Internet vertreten.<br />
Unter www.bw-pflegestuetzpunkt.de<br />
kann man Auskünfte zu Pflegestützpunkten<br />
erhalten.<br />
Walter Scheller<br />
Vorsitzenden des Vorstands<br />
der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Pflegestützpunkte<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
Walter Scheller<br />
2-2011<br />
Pflege<br />
17
BELA<br />
Mehr „Bürgerengagement<br />
für Lebensqualität im Alter“<br />
Wie ist das Projekt BELA III<br />
„gelaufen“ und mit welchen<br />
Ergebnissen?<br />
Träger des von April 2008 bis März<br />
2011 gelaufenen Projektes: LSR, Sozialministerium<br />
und die Kommunalen<br />
Landesverbände. Die wesentlich sten<br />
Ziele aller BELA-Projekte waren:<br />
die Lebensqualität von Pflegeheimbewohnern<br />
verbessern, das bürgerschaftliche<br />
Engagement stärken und<br />
die Arbeit von Freiwilligen und professionellen<br />
Pflegekräften qualifizieren<br />
und miteinander verknüpfen.<br />
Welche Ziele hatte man 2008?<br />
Bei BELA III sollten sich die stationären<br />
Einrichtungen für die gesamte<br />
Kommune öffnen. Gleichzeitig wollte<br />
man landesweit das bürgerschaftliche<br />
Engagement in der stationären<br />
Altenhilfe weiter entwickeln und voranbringen.<br />
Dazu war geplant: der<br />
Aufbau eines flächendeckenden und<br />
dauerhaften Verbundes von Pflegeeinrichtungen.<br />
Weiteres Ziel: die<br />
Organisation für eine langfristige Arbeit<br />
in diesem Verbund schaffen. Mit<br />
einem „Eigenmittelstock“ der Träger<br />
sollte diese gemeinsame Arbeit<br />
auf Dauer ermöglicht werden. BELA<br />
III wurde zu 70 Prozent aus Mitteln<br />
der Robert Bosch Stiftung und zu 30<br />
Prozent aus den Mitteln der beteiligten<br />
Heime finanziert.<br />
Aktivitäten vor Ort bündeln<br />
und voranbringen<br />
Während der Startphase ab Januar<br />
2008 musste organisiert werden:<br />
Ein „Lenkungsausschuss“ aus Mitgliedern<br />
der Trägergruppe und den<br />
Heimen wurde gewählt, die Koordinatorin<br />
Iren Steiner bestellt und<br />
18 2-2011<br />
ein Projektbüro beim Diakonischen<br />
Werk <strong>Württemberg</strong> eingerichtet. Ab<br />
Herbst 2008 gab es eine „Trägerkonferenz“.<br />
Sie war die Diskussions- und<br />
Entscheidungsplattform. Die Evangelische<br />
Hochschule Freiburg evaluierte<br />
das Projekt. Es entstanden<br />
12 „Regionale Knotenpunkte“, um<br />
die Aktivitäten vor Ort zu bündeln<br />
und voranzubringen.<br />
In zentralen und regionalen Veranstaltungen<br />
trafen sich die am Projekt<br />
beteiligten bürgerschaftlich<br />
engagierten Menschen und die Verantwortlichen<br />
aus den Heimen. Das<br />
Ziel dabei: der Wissenstransfer, die<br />
Strukturen weiter entwickeln und<br />
bessere Kooperation aller Beteiligten.<br />
Man hat eine Internetplattform<br />
(www.bela3.de) aufgebaut, eine<br />
Börse mit Best-Practice-Beispielen<br />
geschaffen und ist zu den Projekten<br />
gefahren. Viele Materialen sind erstellt<br />
worden, die den Heimen auch<br />
weiterhin zur Verfügung stehen.<br />
Ab Mitte 2009 haben der Lenkungsausschuss<br />
und die beteiligten Träger<br />
über zukünftige Formen und Strukturen<br />
der Zusammenarbeit im BELA-<br />
Netzwerk diskutiert. Die Arbeit sollte<br />
ab 2011 in einem „Trägerverbund“<br />
fortgesetzt werden. Das gemeinsame<br />
Ziel: die wertvolle Arbeit von BELA<br />
III dauerhaft weiterführen und auf<br />
eine stabile organisatorische und finanzielle<br />
Grundlage stellen.<br />
<strong>Der</strong> Beschlussvorschlag für die Versammlung<br />
der Einrichtungsträger sah<br />
eine Koordinierungsstelle vor und,<br />
um diese zu finanzieren, eine Umlage<br />
der beteiligten Heime in Höhe von<br />
2 Euro pro Pflegeplatz. Das für die<br />
Finanzierung festgesetzte Quorum<br />
(mindestens 25 000 Pflegeplätze) ist<br />
nicht erreicht worden. Bei einer Umfrage<br />
unter den 47 BELA-Mitgliedern<br />
beteiligten sich 42. Davon hätten 15<br />
mit rund 15 500 Plätzen weiterhin<br />
im BELA-III-Verbund zusammengearbeitet.<br />
Damit wäre die Mindestgröße<br />
nicht erreicht worden.<br />
<strong>Der</strong> Lenkungsausschuss hat deshalb<br />
am 15.12.2010 festgestellt, dass das<br />
landesweite Projekt wie geplant zum<br />
31.12.2010 endet. Die Robert Bosch<br />
Stiftung verlängerte die Laufzeit bis<br />
zum 31.03.2011.<br />
Resümee<br />
Die Trägergruppe bewertet nach den<br />
drei Jahren so:<br />
BELA III hat das Bewusstsein dafür<br />
geschärft, wie notwendig ein starkes<br />
bürgerschaftliches Engagement in<br />
Pflegeeinrichtungen ist und wie es<br />
mit professionellem Handeln verknüpft<br />
werden sollte. Diesen Ansatz<br />
hält man weiterhin für notwendig<br />
und zielführend.<br />
Die sich daraus ergebenden Chancen<br />
haben viele der beteiligten Akteure<br />
(Träger, Einrichtungen und bürgerschaftlich<br />
Engagierte) erkannt und in<br />
die Praxis umgesetzt. Dieses Engagement<br />
wird ausdrücklich gewürdigt.<br />
Es wird empfohlen, den BELA-Gedanken<br />
und die in BELA III entwickelten<br />
Methoden der Zusammenarbeit<br />
zwischen hauptamtlich und<br />
bürgerschaftlich Engagierten zu stärken<br />
und fortzuführen. Die bereits so<br />
aktiven Träger, Einrichtungen, Kooperationsverbünde<br />
und regionalen<br />
Netzwerke werden ausdrücklich ermutigt,<br />
ihre Arbeit fortzusetzen.<br />
Die Trägergruppe: LSR, Sozialministerium,<br />
kommunale Landesverbände
Im „Netz“ unterwegs<br />
Im März endete die erste Staffel<br />
von acht regionalen Verbraucherkonferenzen<br />
für die Verbraucher<br />
60+ in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. „Sicher<br />
im Internet“ hieß die Überschrift für<br />
die jeweils halbtägigen Veranstaltungen<br />
des Verbraucherministeriums<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, des <strong>Landesseniorenrat</strong>s<br />
und der VERBRAUCHER<br />
INITIATVE.<br />
Das Internet hat in den letzten Jahren<br />
massiv an Bedeutung gewonnen.<br />
Verbraucher werden in diesem Jahr<br />
rund 18 Milliarden Euro im Online-<br />
Versandhandel ausgeben. Bei digitalen<br />
Dienstleistungen werden weitere<br />
6,5 Milliarden Euro umgesetzt.<br />
Ältere Menschen sind verstärkt im<br />
Internet unterwegs und fragen dort<br />
beispielsweise Gesundheitsleistungen<br />
nach. Mittlerweile nutzt jeder<br />
Dritte mindestens einmal im Monat<br />
das Internet, um sich über Krankheiten<br />
oder Arzneimittel zu informieren.<br />
Doch die vielfältige Informationsflut<br />
Verbraucher 60+<br />
Sicher im Internet<br />
Wir machen Verbraucher stark!<br />
überfordert gerade ältere Verbraucher.<br />
Gibt man beispielsweise das<br />
Stichwort „Krebs“ in eine Suchmaschine<br />
ein, erhält man Millionen von<br />
Quellen. Dies ist natürlich verwirrend,<br />
denn man kann nicht unterscheiden,<br />
ob es sich um eine seriöse<br />
Quelle handelt oder wie aktuell die<br />
Information ist.<br />
Ob Informationssuche, persönliche<br />
Kontakte oder einkaufen, Rat oder<br />
Freunde finden, telefonieren oder<br />
Bankgeschäfte online erledigen – das<br />
Internet bietet viele Möglichkeiten.<br />
Aber wer als mündiger Verbraucher<br />
diese Chancen nutzen will, muss<br />
seine Rechte und Pflichten kennen.<br />
Im Mittelpunkt der Veranstaltungen<br />
stand daher der verantwortliche<br />
Umgang mit den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten<br />
des Internets.<br />
Bei den Verbraucherkonferenzen<br />
informierten Referenten der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen/BAGSO,<br />
der<br />
Verbraucherzentrale <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
sowie von Euro-Info-Verbraucher<br />
über die Grundlagen der<br />
Internetnutzung, die Datensicherheit<br />
im Netz und das Einkaufen im Internet.<br />
Zu diesen Themen informiert<br />
auch eine 20-seitige Broschüre der<br />
VERBRAUCHER INITIATIVE, die<br />
kostenlos unter www.verbraucher.<br />
org heruntergeladen werden kann.<br />
Dass das Thema für die Zielgruppe<br />
Verbraucher 60+ offenkundig richtig<br />
gewählt war, belegen auch die<br />
Teilnehmerzahlen. Statt der erwarteten<br />
70 Teilnehmer je Veranstaltung<br />
nahmen durchschnittlich über<br />
100 Personen das Informationsangebot<br />
an. Die Veranstaltungsreihe<br />
zu diesem Thema soll daher im<br />
Sommer 2011 mit sechs weiteren<br />
Veranstaltungen in bewährter Form<br />
fortgesetzt werden.<br />
Georg Abel, Geschäftsführer bei der<br />
VERBRAUCHER INITIATIVE e.V.<br />
(Bundesverband)<br />
2-2011<br />
19
Internet<br />
Neckargemünd<br />
Ein PC-Stützpunkt für<br />
Senioren?<br />
„Man muss auch technisch auf dem<br />
Laufenden bleiben, sonst fühlt man<br />
sich ja wie ein Dinosaurier“, scherzt<br />
Karin Konrad. Die 68-Jährige war<br />
mit ihrem Mann bei der Verbraucherkonferenz<br />
„60+ – Sicher im Internet“<br />
zu Gast, die im Ökumenischen Kirchenzentrum<br />
ARCHE über die Bühne<br />
ging. <strong>Der</strong> KSR Rhein-Neckar hatte<br />
nicht lange gezögert, dafür den Zuschlag<br />
bekommen und nach der Ausschreibung<br />
rund 130 Anmeldungen.<br />
Auf dem Programm standen eine<br />
allgemeine Einführung, das „Einkaufen<br />
im Internet“, aber auch das<br />
„Onlinebanking“ sowie die Gefahren<br />
bei Internetgeschäften. Schließlich<br />
soll niemand in irgendwelche „Vertragsfallen“<br />
tappen. „Vorsicht ist<br />
immer gut“, weiß Georg Abel, Bundesgeschäftsführer<br />
der Verbraucher-<br />
Initiative. Demnach sollte man seine<br />
Adresse im Internet nicht einfach<br />
preisgeben. Laut Rainer Schlipper,<br />
Vorsitzender des KSR, leben derzeit<br />
über 100 000 über 65-Jährige in der<br />
Region – und sind rüstiger denn je.<br />
„Viele beschäftigen sich im Ruhestand<br />
mit den Medien, mit denen sie<br />
im Berufsleben vielleicht nur noch<br />
am Ende zu tun hatten. Nur für jeden<br />
Dritten über 65 Jahre ist der Umgang<br />
mit dem Internet selbstverständlich“,<br />
so Dr. Albrecht Rittmann, Ministerialdirektor<br />
im Verbraucherministerium<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Dabei<br />
eröffne gerade das Internet älteren<br />
Menschen neue Möglichkeiten, um<br />
den Alltag zu erleichtern. Besonders<br />
wenn der Bewegungsradius langsam<br />
eingeschränkt sei. Sein Ministerium<br />
strebt mehr Verbraucherschutz bei<br />
Internetgeschäften an. Eine Online-<br />
Schlichtungsstelle gibt es schon.<br />
Bürgermeister Althoff machte auch<br />
eine kurze Stippvisite bei der Kon-<br />
20 2-2011<br />
Auf dem Programm standen Themen wie „Einkaufen im Internet“, „Onlinebanking“ sowie die „Gefahren bei<br />
Internetgeschäften“. Bild: KSR Rhein-Neckar<br />
ferenz. „Ich finde die Veranstaltungsreihe<br />
großartig“, sagte er. Und<br />
er freue sich, dass künftig mehr Senioren<br />
die Homepage der Stadt mit<br />
ihren verschiedenen Links anklicken<br />
würden.<br />
Karin Konrad freut sich auf ihre neue<br />
E-Mail-Adresse, über die sie mit ihrer<br />
in Australien lebenden Tochter<br />
kommunizieren könne.<br />
Als Folge dieser Veranstaltung soll<br />
in Neckargemünd ein PC-Stützpunkt<br />
entstehen, der von Senioren betrieben<br />
wird.<br />
Schorndorf<br />
Viele Tipps<br />
Rainer Schlipper<br />
(rainer@schlipper.net)<br />
Wo Teenies im Internet zu leichtsinnig<br />
sind, gehen Senioren häufig<br />
vorsichtiger vor, als es nötig ist.<br />
Schade eigentlich, fand Staatssekretärin<br />
Friedlinde Gurr-Hirsch MdL.<br />
Schließlich kann das Internet den<br />
Bewegungsradius älterer Menschen<br />
wieder vergrößern, sofern sie ihre<br />
Rechte in der digitalen Welt kennen<br />
und Gefahren richtig einschätzen<br />
können.<br />
Aber viele Senioren schrecken vor<br />
dem Netz zurück. Von den wenigen<br />
betagten Internetnutzern haben<br />
zwar 80 Prozent bereits online eingekauft.<br />
Allerdings hatten 20 Prozent<br />
von ihnen Probleme. Entweder<br />
wurden Waren nicht geliefert oder<br />
sie hatten den Kauf versehentlich abgeschlossen.<br />
30 Prozent sind zudem<br />
schon einmal in eine Abo-Falle getappt.<br />
Deshalb fordert Gurr-Hirsch<br />
mit dem Verbraucherministerium<br />
im Rücken schon seit 2008 eine<br />
„Button-Lösung“. Dahinter steht die<br />
Idee, dass vor kostenpflichtige Aktionen<br />
ein extra „Button“ (Knopf)<br />
geschaltet wird. Erst nach dem bewussten<br />
Anklicken soll die jeweilige<br />
Aktion ausgeführt werden.<br />
Ein unlösbares Problem muss ein<br />
versehentlich abgeschlossener Vertrag<br />
aber nicht werden. Wer als<br />
Nutzer einem schwarzen Internet-<br />
Schaf aufsitzt, kann das Team der<br />
offiziellen Online-Schlichtungsstelle<br />
(www.online-schlichter.de) aus Kehl/<br />
Straßburg zu Hilfe rufen. Die Mitarbeiter<br />
vermitteln in Streitfällen zwischen<br />
Anbieter und Verbraucher. Außerdem<br />
hat die Stelle ein Online-Hand-
uch herausgebracht, das über Verbraucherrechte,<br />
Möglichkeiten und<br />
Gefahren informiert.<br />
Sowohl Guido Steinke von der Bundesarbeitsgesellschaft<br />
der Seniorenorganisationen<br />
(BAGSO) als auch<br />
Felix Braun vom Verein Euro-Info-<br />
Verbraucher empfehlen einhellig:<br />
„Immer in das Impressum schauen.“<br />
Sie raten, stets zu überprüfen,<br />
ob die angegebenen Adressen eines<br />
Internetshops stimmen. Das könne<br />
über Google-Maps und in der<br />
Suchmaschine gespeicherte Satellitenbilder<br />
geschehen. Sei statt eines<br />
Firmengebäudes ein Bauernhof mit<br />
angeschlossener Scheune zu sehen,<br />
sei der Betrug offenbar. Zudem verweist<br />
Braun auf die Verbraucherzentrale.<br />
Hier werden Abzockerfirmen<br />
aufgelistet.<br />
<strong>Der</strong> grundsätzliche Appell von Steinke<br />
und Braun ist deutlich: Möglichst<br />
wenige Daten sollten herausgegeben<br />
werden. Werden E-Mail-Adresse,<br />
Anschrift, Geburtsdatum, Bankverbindung<br />
oder Telefonnummer aber<br />
einmal abgefragt, sollte der Nutzer<br />
überprüfen, wie plausibel die Daten-<br />
forderung klingt. Zusätzliche Geheimhaltung<br />
sei in sozialen Netzwerken<br />
wie Facebook oder Wer-kenntwen<br />
geboten. Schließlich könne man<br />
hier bei falschen Grundeinstellungen<br />
schnell zur öffentlichen Publikation<br />
werden. Immerhin: Jeder sechste<br />
Internetnutzer über 60 ist Mitglied<br />
in einem derartigen Netzwerk.<br />
Aalen<br />
Heinz Weber<br />
(weber-fellbach@arcor.de)<br />
Spontan: Selbst organisiertes<br />
Internet- Netzwerk<br />
<strong>Der</strong> weiße Fleck auf der Internet-<br />
Landkarte für Senioren soll getilgt<br />
werden. Jetzt wird auch auf der Ostalb<br />
ein Netzwerk eingerichtet. Das<br />
beschloss auf Drängen vieler Teilnehmer<br />
auf der Verbraucherkonferenz<br />
60plus am 24. Februar ganz<br />
spontan der Vorstand des KSR.<br />
So hat sich das entwickelt. „Zwischenfragen<br />
erwünscht“, hatte Wolfgang<br />
von Berg von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Seniorenorganisationen<br />
(BAGSO) aufgefordert zu Beginn<br />
seiner „Kleinen Einführung in das Internet“.<br />
Das Publikum nahm ihn beim<br />
Wort und ihm bald auch das Heft aus<br />
der Hand. „Ich brauche keine weiteren<br />
Vorträge und Volkshochschulkurse.<br />
Ich brauche jemanden, den ich<br />
anrufen kann, wenn wieder mal was<br />
nicht klappt“, wirft eine Seniorin aus<br />
Alfdorf nach wenigen Minuten in die<br />
mehr als 100-köpfige Runde. Beifällige<br />
Kommentare zeigen, dass es nicht<br />
2-2011<br />
Internet<br />
nur ihr so geht. Andere wiederum<br />
wissen von Hilfsangeboten, die offenbar<br />
niemand erreichen. „Wir haben<br />
einen Raum und Termine für einen<br />
Computer-Club. Aber es hat sich so<br />
gut wie keiner gemeldet“, berichtet<br />
Robert Dietrich vom Seniorenrat<br />
Aalen. Während ein älterer Internet-<br />
Nutzer aus Bühlerzell beschreibt, wie<br />
er am Ende einer technischen Odysee<br />
dann doch teure, professionelle Hilfe<br />
in Anspruch nehmen musste.<br />
„Das alles zeigt, dass wir ein Netzwerk<br />
brauchen – also mindestens<br />
eine Adressenliste von Gleichgesinnten<br />
und Anlaufstellen im ganzen<br />
Kreis“, stellt Heidi Schroedter, die<br />
Vorsitzende des KSR fest. Und verspricht:<br />
„Ich werde die Sache in die<br />
Hand nehmen.“ Ein Prozess, den die<br />
BAGSO professionell begleiten werde,<br />
ergänzt Wolfgang von Berg. Und<br />
Schützenhilfe kommt dann auch<br />
noch von dritter Seite. „Im landesweiten<br />
Netzwerk der Senior-Internet-Helfer<br />
ist die Ostalb noch ein<br />
weißer Fleck“, bedauert Hermann<br />
Kull aus Remshalden als Vertreter<br />
der Senioren-Internet-Initiativen<br />
(Sii). Seine Organisation übernehme<br />
die Aus- und Weiterbildung von<br />
Interessierten, die dann nach dem<br />
Motto „von Senioren für Senioren“<br />
älteren Menschen den Weg ins Netz<br />
ebnen. 35 Netzwerke gebe es bislang<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Man würde<br />
es begrüßen und unterstützen,<br />
wenn die Ostalb nun dazu komme.<br />
Das fand Beifall auf der Tagung unter<br />
dem Motto „Sicher im Internet“,<br />
die Barbara Haug moderierte. Die<br />
weiteren Vorträge beschäftigten sich<br />
mit Themen wie Einkaufen im Netz<br />
oder Schutz im Internet. Grußworte<br />
sprachen Sozialdezernent Josef Rettenmaier,<br />
der das Team der Altenhilfefachberatung<br />
um Petra Pachner für<br />
die Organisation lobte sowie Sigrid<br />
Waibel vom Verbraucherschutzministerium<br />
des Landes und KSR-Vorsitzende<br />
Heidi Schroedter.<br />
Heidi Schroedter<br />
(heidi.schroedter@gmx.de)<br />
21
Bürgerengagement<br />
Auch im Landratsamt Böblingen keine Langeweile: angestrengt Zuhören und Mitmachen. Bild: KSR Böblingen<br />
Böblingen<br />
Internet: Chancen und Risiken<br />
– Auch für die ältere<br />
Generation<br />
„Das Internet ist nichts für mich, das<br />
ist was für die Jugend, das kann ich<br />
nicht, und außerdem ist es mir suspekt“,<br />
so kann man es häufig von älteren<br />
Bürgern hören. Das ist schade,<br />
denn „gerade älteren Menschen bietet<br />
das Internet neue Möglichkeiten,<br />
den Alltag zu erleichtern, sich Hilfe<br />
zu organisieren und bei einem eingeschränkten<br />
Bewegungsradius neue<br />
Kontakte zu knüpfen“, sagte Dr.<br />
Albrecht Rittmann, Ministerialdirektor<br />
im Ministerium für Ländlichen<br />
Raum, Ernährung und Verbraucherschutz<br />
in Böblingen.<br />
Leider wird das Internet bei der älteren<br />
Generation noch zu wenig genutzt:<br />
In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind<br />
56 Prozent der Bürger ab 50 Jahren<br />
sogenannte Onliner, in Deutschland<br />
sind es 50 Prozent. Das bedeutet<br />
aber auch, dass die Hälfte dieser<br />
Menschen dieses Werkzeug nicht<br />
nutzt. Bei Bürgern ab 60 Jahren sind<br />
zwei Drittel nicht mit dem Netz ver-<br />
22 2-2011<br />
bunden. „Diese Menschen müssen<br />
wir für die Nutzung des Internet motivieren“,<br />
meinte Manfred Koebler,<br />
KSR Böblingen.<br />
Das Max-Planck-Institut hat erforscht,<br />
dass man noch im Alter von<br />
50 Jahren zu 50 Prozent seine zukünftige<br />
Lebensqualität beeinflussen<br />
kann. Dazu gehören beispielsweise<br />
Bewegung, Ernährung und soziale<br />
Kontakte. In einer Studie im Herbst<br />
2010 hat das Ifo-Institut herausgefunden,<br />
dass das Internet die sozialen<br />
Kontakte fördert, ganz im Gegensatz<br />
zum Vereinsamungseffekt,<br />
den übermäßiges Fernsehen mit sich<br />
bringt. „Wir dürfen die Internet-Nutzer<br />
aber nicht allein lassen“, betonte<br />
Guido Steinke von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Seniorenorganisation<br />
(BAGSO). „Wir müssen<br />
Internet-Patenschaften stiften, wo<br />
Fragen beantwortet und Hilfestellung<br />
gegeben werden kann.“<br />
Zum Abschluss dieser interessanten<br />
Verbraucherkonferenz wurden für<br />
den Landkreis Böblingen zwei weitere<br />
Aktionen vereinbart:<br />
• Wir laden alle Vertreter von PCund<br />
Internet-Treffs aus unseren<br />
Städten und Gemeinden zu einem<br />
Gedanken- und Erfahrungsaustausch<br />
ein.<br />
• Wir werden den Internet-Mediabus<br />
zu uns in den Landkreis holen.<br />
Dieser unterstützt die Initiative<br />
„Internet erfahren“ des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und<br />
Technologie. Für eine kreisweite<br />
Aktion soll dieser Bus in der Zeit<br />
vom 11. bis 16. Juli 2011 in verschiedenen<br />
Gemeinden unseres<br />
Landkreises Station machen. Wo<br />
genau, wird noch bekannt gegeben.<br />
• Wir wollen bestehende PC- und Internet-Treffs<br />
stärken, neue Initiativen<br />
in den Gemeinden fördern und<br />
damit noch mehr Bürger für die<br />
Nutzung des Internets gewinnen.<br />
Wie ein roter Faden durchzog die<br />
Aussage von Georg Abel von der<br />
VERBRAUCHER INITIATIVE e.V.<br />
die Veranstaltung. „Wir wollen die<br />
ältere Generation verstärkt für das<br />
Internet gewinnen, möchten jedoch<br />
einen mündigen und kritischen Verbraucher,<br />
der verantwortungsvoll<br />
mit den vielen Möglichkeiten des Internet<br />
umgeht.“<br />
Manfred Koebler<br />
(manfred.koebler@googlemail.com)
Überlingen<br />
Senioren begeistert!<br />
ABER: Vorsicht<br />
Wolfgang Seiffert vom KSR konnte<br />
als Moderator die zirka 130 angemeldeten<br />
Seniorinnen und Senioren<br />
im toll dekorierten großen Kursaal<br />
der Stadt Überlingen begrüßen.<br />
Guido Steinke von der BAGSO zeigte<br />
in seiner kleinen Einführungsrunde<br />
die ersten Schritte durch die digitale<br />
Welt des Internets auf, betonte aber<br />
gleich die vorrangige Unterstützung<br />
der Initiativen durch die Anbieter,<br />
Seniorenorganisationen und Internet-Lotsen<br />
als äußerst wichtig. Nur<br />
so kann eine gemeinsame Umsetzung<br />
durch die Mithilfe von Multiplikatorinnen<br />
und Multiplikatoren<br />
den älteren Nutzern im Umgang mit<br />
dem Internet helfen, qualifizieren<br />
und begleiten.<br />
„Auch besonders seriös ins Auge fallende<br />
Gütesiegel auf Anbieterwaren<br />
können gefälscht sein. Achten Sie<br />
deshalb beim Interneteinkauf immer<br />
auf das Widerrufs- und Rückgaberecht“,<br />
so Felix Braun von der<br />
Euro-Info-Verbraucher e.V. Solche<br />
Belehrungen befinden sich oftmals<br />
versteckt im Kleingedruckten oder<br />
in den allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />
Das Widerrufs- und Rückgaberecht<br />
beträgt in fast allen EU-<br />
Ländern 14 Tage nach Erhalt der<br />
Ware, bei fehlerhafter Belehrung<br />
länger. Zwischen dem Widerrufsrecht<br />
und dem Rückgaberecht besteht<br />
ein wesentlicher Unterschied.<br />
Während das Widerrufsrecht durch<br />
Erklärung oder durch Rücksendung<br />
der Ware erfolgt, gilt für das Rückgaberecht<br />
nur die reine Rücksendung<br />
der Ware. Kundenmeinungen zu unzähligen<br />
Produkten in Bewertungsportalen<br />
können beim Bestellen einer<br />
Ware hilfreich sein. Doch leider<br />
unterliegen sie oftmals subjektiven<br />
Einflüssen, Manipulationen und der<br />
Anonymität. Auch sollte man äu-<br />
In Überlingen: Barbara Thoma vom Verbraucherministerium und Harald Leber. Bild: Höring<br />
ßerst niedrige Preisangebote unter<br />
die Lupe nehmen!<br />
Über Schutz im Internet referierte<br />
Karin Thomas-Martin von der<br />
Verbraucherzentrale <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
So versuchen Dienstleistungsanbieter<br />
über das Internet ans<br />
schnelle Geld zu gelangen. Sie verschleiern<br />
unter anderem Preishinweise<br />
und wichtige Vertragsinhalte.<br />
Opfer sind immer wieder geschäftlich<br />
oder technisch unerfahrene Personen.<br />
Köder dieser Masche sind oft<br />
Gewinnspiele, Testangebote oder<br />
„kostenlose Probephasen“. In der<br />
Regel liegt kein wirksamer Vertrag<br />
vor, wenn der Verbraucher aufgrund<br />
der Gestaltung des Angebotes von<br />
einem kostenlosen Angebot ausgehen<br />
konnte oder wenn er arglistig<br />
getäuscht wurde. Auch das Online-<br />
Banking kam in der Vortragsreihe<br />
nicht zu kurz. So stellen das Ausspähen<br />
von Zugangsdaten durch Dritte,<br />
die Fernsteuerung des Banking-Systems<br />
durch Dritte oder Phishing-<br />
Angriffe (= Passwort-Fishing) über<br />
E-Mails erhebliche Gefahren beim<br />
Nutzen des Online-Bankings dar.<br />
In der Abschlussrede waren sich alle<br />
einig: „Das Internet ist weiterhin kritisch<br />
und mit Vorsicht zu betrachten,<br />
denn die Fehler machen die vor dem<br />
Gerät sitzenden Benutzer und nicht<br />
das Internet!“ Darüber hinaus besitzt<br />
das Internet keine Löschtaste und<br />
jede Anwendung hinterlässt Spuren.<br />
Wolfgang Seiffert<br />
(seiffert.greiner@t-online.de)<br />
Calw<br />
<strong>Der</strong> „krönende“ Abschluss<br />
Dass die Senioren keineswegs zu den<br />
„Internet-Muffeln“ gehören, bewies<br />
die letzte Verbraucherkonferenz. Mit<br />
knapp 160 angemeldeten, sehr interessierten<br />
Teilnehmern füllten sie den<br />
Hirsauer Kursaal bei der am besten<br />
besuchten Veranstaltung, die perfekt<br />
vorbereitet war, vor allem vom SSR<br />
Calw mit seiner Vorsitzenden Christine<br />
Kaschützke.<br />
<strong>Der</strong> „ländliche Raum“, wie es nun<br />
mal der Landkreis Calw ist, hinkt<br />
also in punkto Internetnutzung keineswegs<br />
hinterher, sondern ist –<br />
auch wenn die Datenautobahnen<br />
hier immer noch ziemlich langsam<br />
und lückenhaft sind – sehr an diesen<br />
Möglichkeiten interessiert.<br />
Barbara Thoma vom Ministerium<br />
wies darauf hin, dass man Interesse<br />
am Internet wecken und gleichzeitig<br />
auf Risiken und Gefahren hinweisen<br />
wolle. „Jogging für Silber-Surfer“<br />
nannte der Calwer OB Manfred<br />
Dunst diese Veranstaltung. Im Zeitalter<br />
der Kommunikation sei die<br />
Konferenz eine Hilfestellung für den<br />
„fortgeschrittenen Internetnutzer“,<br />
so Hansjörg Hummel, Vorsitzender<br />
des KSR Calw.<br />
Nach solch ermutigenden Grußworten<br />
– immerhin saßen unter den<br />
Teilnehmern auch noch eine ganze<br />
Reihe von „Anfängern“ – ging es ans<br />
2-2011<br />
23
Internet<br />
„Eingemachte“ (davon gab es wie an<br />
allen Orten eine Fülle an Referaten).<br />
Fazit: trotz dieser Vielfalt wirklich<br />
abwechslungsreich, praktisch, nicht<br />
mit Internetbegriffen überfrachtet,<br />
sehr gute Zeiteinteilung mit Pausen,<br />
kleinem Imbiss und Getränken, absolut<br />
seniorengerecht! Fortführung<br />
sinnvoll!<br />
Im Kursaal von Hirsau war der Andrang am größten. Bild: Bechtle<br />
24 2-2011<br />
Götz Bechtle<br />
(G.Bechtle@t-online.de)<br />
Senior-Internet-Initiativen (Sii)<br />
Wer kann Senioren „am Netz“<br />
weiter helfen?<br />
Bei allen acht Verbraucherkonferenzen<br />
trat das Netzwerk für<br />
Senior-Internet-Initiativen <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> e.V. (Sii) mit einem<br />
Informationsstand auf. Die Veran-<br />
staltungen waren toll besucht, die<br />
Vorträge sehr gut. Die vielen Fragen<br />
zum Thema zeigten, dass bei der älteren<br />
Generation ein großes Interesse<br />
besteht, noch mehr über diese<br />
Technik zu erfahren.<br />
Die Teilnehmer konnten sich am<br />
Stand des Sii-Netzwerks informieren,<br />
bei welchen PC-Initiativen in der Nähe<br />
weiterführende Angebote ihre Fragen<br />
beantworten können. Allerdings gibt<br />
es noch nicht genügend Anlaufstellen<br />
im Land, wo ehrenamtliche Senioren<br />
ihre Altersgenossen betreuen<br />
können. Durch das Projekt „Internet<br />
goes Ländle“ bietet das Netzwerk zusammen<br />
mit seinen Partnern an, die<br />
Vorbereitung und Gründung eigener<br />
lokaler Initiativen zu unterstützen:<br />
Erfahrene Senior-Internet-Trainer<br />
(SIH) aus den Initiativen des Netzwerks<br />
beraten beim organisatorischen<br />
Aufbau und bei der Suche und<br />
Aus- und Weiterbildung von Helfern,<br />
die SIH werden wollen. Die Unter-<br />
stützung ist während der Laufzeit des<br />
Projekts kostenlos. Die ausgelegten<br />
Flyer über das Sii-Netzwerk und über<br />
das Projekt „Internet goes Ländle“<br />
gingen weg „wie die warmen Semmeln“.<br />
Die Informationen kann man<br />
nachlesen unter www.netzwerk-siibw.de<br />
(die Verbandshomepage) und<br />
www.internet-goes-laendle.de (die<br />
Projekthomepage).<br />
Auf der Verbandshomepage ist eine<br />
Landkarte mit allen existierenden<br />
Initiativen zu finden. Im internen<br />
Bereich (nur für Mitglieder) eine<br />
Fülle von fachlichen und organisatorischen<br />
Informationen (Kursunterlagen,<br />
Checklisten, Tipps und Anregungen)<br />
von anderen Initiativen<br />
zum eigenen Gebrauch.<br />
Fragen zu dem ganzen Komplex können<br />
gestellt werden an<br />
Bodo Kleineidam<br />
(info@netzwerk-sii-bw.de)<br />
Beachten Sie bitte auf den folgenden Seiten<br />
die Informationen der Nahverkehrsgesellschaft<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (NVBW).
3-Löwen-Takt<br />
Wir bewegen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Aktiv mit Bus, Bahn und Rad<br />
www.3-loewen-takt.de<br />
2-2011<br />
25
3-Löwen-Takt –<br />
die Landesmarke für Bus und Bahn<br />
Das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist zuständig für den öffentlichen Nahverkehr und wirbt mit der Landesmarke<br />
„3-Löwen-Takt“ auf vielfältige Weise für die Nutzung von Bussen und Bahnen. Doch der 3-Löwen-Takt engagiert<br />
sich darüber hinaus für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung: Im Umweltverbund soll gewährleistet werden,<br />
dass sich der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) sowie der Fahrrad- und Fußgängerverkehr als Ganzes<br />
sinnvoll ergänzen und noch besser vernetzen.<br />
Mit einer modernen Verkehrsplanung und attraktiven Angebots- und Servicepaketen sorgt der 3-Löwen-Takt<br />
dafür, dass das Reisen mit Bussen und Bahnen zum Vergnügen wird. Unterstützt wird der 3-Löwen-Takt dabei<br />
von den Verkehrsverbünden und den Verkehrsunternehmen im Land, die Tag für Tag Millionen von Fahrgästen<br />
sicher in Bus und Bahn an ihr Ziel bringen.<br />
Fahrplan-Service<br />
rund um die Uhr<br />
Aktuelle Fahrplanauskünfte für Busse<br />
und Bahnen gibt es rund um die Uhr<br />
bei der LÖWENLINE, der telefonischen<br />
Fahrplanauskunft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Unter 01805 77 99 66 (14 Cent/Min. aus<br />
dem dt. Festnetz, max. 42 Cent/Min aus<br />
Mobilfunknetzen) informieren Sie kompetente<br />
Mitarbeiter darüber, welcher<br />
Bus oder welche Bahn Sie als nächstes<br />
ans Ziel bringt. Im Internet gibt es unter<br />
www.3-loewen-takt.de die Elektronische<br />
Fahrplanauskunft (EFA). Hier<br />
kommt man in wenigen Mausklicks zur<br />
besten Verbindung. Für das mobile Internet<br />
gibt des EFA jetzt auch als kostenlo-<br />
26 se Bus&Bahn-App. 2-2011<br />
Auf die Sättel, fertig los! Mit den 3-Löwen-Takt<br />
Radexpress-Zügen unterwegs im ganzen Land<br />
Mit dem 3-Löwen-Takt, der Landes- Takt Radexpress-Zügen können Sie<br />
marke für Busse und Bahnen in <strong>Baden</strong>- kostenlos unter www.3-loewen-takt.de<br />
<strong>Württemberg</strong>, fahren Sie gut – auch herunterladen. Neben den Fahrplänen<br />
zu Ihrer nächsten Radtour. Denn die der 3-Löwen-Takt Radexpress-Züge gibt<br />
3-Löwen-Takt Radexpress-Züge es in jedem Faltblatt Vorschläge für<br />
bringen Radler auf der Schiene zu den wunderschöne Radtouren entlang der<br />
Ausgangspunkten herrlicher Fahr- Bahnstrecken – die machen richtig Lust<br />
radtouren im Land. Im Jahr 2011 sind auf die nächste Fahrradtour mit Bus und<br />
die 3-Löwen-Takt Radexpress-Züge auf Bahn in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
insgesamt vier Bahnstrecken in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> unterwegs. Die Züge fahren<br />
von Mai bis Oktober immer an Sonn- und<br />
Feiertagen. Die Fahrradbeförderung ist<br />
im 3-Löwen-Takt Radexpress kostenlos.<br />
Die Infofaltblätter zu allen vier 3-Löwen-
Du reist nicht allein –<br />
ein „mitreisendes“ Angebot<br />
Für ältere Menschen, Alleinreisende<br />
mit Kindern und für Kinder, die in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht alleine mit<br />
Bussen und Bahnen unterwegs sein<br />
möchten oder können, gibt es von der<br />
Bahnhofsmission und der Caritas in der<br />
Region Stuttgart das Angebot „Du reist<br />
nicht allein“.<br />
Ehrenamtlich Helfer begleiten und<br />
unterstützen die Reisenden auf der<br />
Fahrt mit Bussen und Bahnen durch<br />
ganz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Gerade<br />
ältere Menschen können mit diesem<br />
Angebot mobil bleiben. Denn die<br />
„Du-reist-nicht-allein-Begleiter“ helfen<br />
beim Fahrkartenkauf, beim Umsteigen,<br />
beim Lesen der Fahrpläne, oder sind<br />
Die 3-Löwen-Takt Sonntagstour –<br />
da wird jeder Tag zum Sonntag<br />
einfach nur da. Das Angebot gilt für<br />
ganz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, koordiniert<br />
wird die Reisebegleitung von der<br />
Bahnhofsmission Stuttgart.<br />
Mehr Infos zum Angebot „Du reist<br />
nicht allein“ gibt es im Internet unter:<br />
www.du-reist-nicht-allein.de oder bei<br />
den Bahnhofsmissionen in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>.<br />
Haben Sie Lust auf einen schönen Einkehrtipps. Jede Sonntagstour<br />
Tagesausflug mit Bussen und Bahnen? können sie einfach als pdf-Dokument<br />
Dann sind Sie beim 3-Löwen-Takt genau herunterladen und am eigenen Drucker<br />
richtig. Denn auf den Internetseiten des ausdrucken. Übrigens: Die 3-Löwen-<br />
3-Löwen-Takts finden Sie in der Online- Takt Sonntagstouren funktionieren<br />
Freizeitdatenbank mehr als 4.000 Ziele auch an anderen Wochentagen. Mehr<br />
und Freizeitvorschläge in ganz <strong>Baden</strong>- Informationen zu den Sonntagstouren<br />
<strong>Württemberg</strong>. Selbstverständlich und zu weiteren Freizeitangeboten mit<br />
können Sie sich zu jedem Ziel auch die Bussen und Bahnen finden Sie unter:<br />
optimale Bahn- oder Busverbindung www.3-loewen-takt.de.<br />
anzeigen lassen.<br />
Außerdem gibt es dort die 3-Löwen-<br />
Takt Sonntagstouren – jeweils mit<br />
Vorschlägen für eine Bus- oder Bahntour<br />
sowie Wander-, Radtour-, Kultur- und<br />
Werden Sie jetzt<br />
Reisebegleiter<br />
Die Nachfrage nach der kostenlosen<br />
Reisebegleitung wächst stetig,<br />
deswegen sucht die Bahnhofsmission<br />
ehrenamtliche Helferinnen und Helfer,<br />
die Reisebegleitungen übernehmen<br />
können. Wer sich engagieren möchte,<br />
wendet sich an die Bahnhofsmission<br />
Stuttgart, Telefon 0711 / 292995 oder<br />
stuttgart@bahnhofsmission.de<br />
Radroutenplaner für<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Mit dem interaktiven Radroutenplaner für<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird die Tourenplanung<br />
demnächst zum Kinderspiel. Am eigenen<br />
Computer kann sich dann jeder in<br />
sekundenschnelle die beste Fahrradroute<br />
von A nach B berechnen lassen.<br />
Weiterer Pluspunkt: der Radtourenplaner<br />
für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wird mit den<br />
Fahrplandaten von Bussen und Bahnen<br />
im Land vernetzt. So kann man seine<br />
Radtour optimal mit Bus- und Bahnangeboten<br />
kombinieren. Alle Infos zum<br />
Radroutenplaner gibt es im Internet unter<br />
www.3-loewen-takt.de<br />
2-2011<br />
27
3-Löwen-Club<br />
mit vielen Vorteilen<br />
Kennen Sie schon den 3-Löwen-Club<br />
– den Kundenclub des 3-Löwen-Takts?<br />
Clubmitgliedern bietet er viele Informationsvorteile<br />
zu Bussen und Bahnen.<br />
Ab 2011 werden erstmals speziell<br />
ausgearbeitete Tagesausflüge mit Bus<br />
und Bahn in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> für<br />
3-Löwen-Clubmitglieder angeboten.<br />
Weiteres Plus: Das 3-Löwen-Takt Kundenmagazin<br />
bekommen Clubmitglieder<br />
kostenlos zugesandt. Und das Schönste:<br />
Die Mitgliedschaft kostet nichts.<br />
Am besten gleich anmelden mit dem<br />
Online-Anmeldeformular im Internet<br />
unter: www.3-loewen-takt.de.<br />
Hier können Sie sich auch für die kostenlose<br />
LöwenMail anmelden. Einmal im<br />
Monat informiert der 3-Löwen-Takt per<br />
Newsletter über aktuelle Ereignisse und<br />
Angebote rund um Busse und Bahnen.<br />
Herausgeber:<br />
Nahverkehrsgesellschaft<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mbH (NVBW)<br />
Wilhelmsplatz 11, 70182 Stuttgart<br />
Verantwortlich: Sonja Haas-Andreas,<br />
Marketingleiterin / Pressesprecherin 3-Löwen-Takt<br />
28 2-2011<br />
Realisierung:<br />
ÖkoMedia GmbH<br />
Teckstr. 56<br />
70190 Stuttgart<br />
<strong>Der</strong> 3-Löwen-Takt bei der Tour de Ländle 2011<br />
220 Startplätze für die erste Etappe zu gewinnen<br />
Am 30. Juli 2011 startet wieder die Tour tour des Bayerischen Rundfunks<br />
de Ländle – Deutschlands beliebteste zusammen – das wird gefeiert mit<br />
Radeltour. In diesem Jahr geht es unter einer gemeinsamen Tour-Party in<br />
dem Motto „Schlössertour 2011“ auf Neu-Ulm. Höhepunkt des Abends ist<br />
Radtour durch <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. das kostenlose Open-Air-Konzert des<br />
Start der Tour 2011 ist in Göppingen.<br />
In sechs Etappen geht es auf rund<br />
italienischen Pop-Stars Umberto Tozzi.<br />
490 Kilometer bis nach Singen am Sie können bei der ersten Etappe<br />
Hohentwiel. Veranstaltet wird die dabei sein<br />
Tour de Ländle von SWR 4 <strong>Baden</strong>- <strong>Der</strong> 3-Löwen-Takt verlost exklusiv<br />
<strong>Württemberg</strong> und der EnBW.<br />
220 Startplätze für die erste Etappe<br />
<strong>Der</strong> 3-Löwen-Takt ist wieder als Partner der Tour de Ländle 2011. Die Anfahrt<br />
mit dabei und setzt für Dauerteilnehmer von Stuttgart nach Göppingen und die<br />
der Tour spezielle Busse und Züge ein. Rückfahrt von Neu-Ulm nach Stuttgart<br />
Auch Tagesteilnehmer sind willkommen. (beide Fahrten im 3-Löwen-Takt-<br />
Alle Informationen für Tageseinsteiger Sonderzug) sind selbstverständlich<br />
gibt es unter www.swr.de/tour. mit dabei. Das Gewinnspiel und alle<br />
wichtigen Informationen zur Tour de<br />
Tour de Ländle trifft BR-Radeltour Ländle finden Sie demnächst auf den<br />
Am 30. Juli 2011, der ersten Etappe Internetseiten des 3-Löwen-Takts unter:<br />
der Tour de Ländle, treffen erstmals<br />
die Tour de Ländle und die BR-Radel-<br />
www.3-loewen-takt.de<br />
Bildnachweis: DB AG, EnBW, ÖkoMedia GmbH, Hannes Ortlieb<br />
Änderungen vorbehalten. Einzelangaben ohne Gewähr. Stand: 05/2011
2-2011<br />
Internet<br />
Wie ältere Menschen das Internet<br />
nutzen und sich sozial vernetzen<br />
Von Carmen Stadelhofer und Markus Marquard, Zentrum<br />
für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung<br />
(ZAWiW) der Universität Ulm<br />
Brigitte S. ist 65. Sie hat sich lange gegen das Internet<br />
gewehrt, echte Kommunikation wäre ihr lieber,<br />
sagte sie. Dann ging ihre Enkelin vor drei Jahren<br />
für ein Jahr ins Ausland. Das hat sie dazu gebracht,<br />
sich mit dem Internet zu beschäftigen. Dass sie mit<br />
der Enkelin telefonieren und sie dabei sehen konnte,<br />
hat sie begeistert. Dass sie die Protokolle des Pfarrgemeinderats<br />
per Internet bekommt und sie mit ihrer<br />
Arbeitsgruppe über ein Forum Ideen für das nächste<br />
Gemeindefest sammelt, erscheint ihr heute selbstverständlich.<br />
Peter N., 61 Jahre, ist vor zwei Jahren aus dem Beruf<br />
in den so genannten „Ruhestand“ verabschiedet<br />
worden. Nach „Ruhe“ war es ihm nicht. Und endlich<br />
konnte er sich einem Thema widmen, das ihn schon<br />
lange interessiert: Geschichte der Kelten in seiner Region.<br />
Er hat sich einem Arbeitskreis angeschlossen,<br />
der sich einmal im Monat trifft. Zwischendurch recherchiert<br />
er im Internet über Literatur und Beiträge<br />
zu diesem Thema und tauscht sich über eine Mailingliste<br />
mit anderen aus diesem Kreis aus.<br />
Martha K. ist weit über 80. Die Beine tun nicht mehr<br />
richtig, alleine aus dem Haus kommt sie kaum noch,<br />
aber der Kopf ist fit. Sie ist froh, dass sie sich mit 75<br />
noch aufgerafft hat, Internet zu erlernen. Das hilft ihr<br />
jetzt, mit Menschen, die ihr wichtig sind, unkompliziert<br />
in Kontakt zu bleiben. Sie nimmt aktiv an einer<br />
virtuellen Lesegruppe teil und schreibt Artikel für die<br />
Online-Zeitung „LernCafe“. So kann sie ihr Wissen<br />
und ihre Erfahrungen auch weiterhin einbringen und<br />
ist mit einem Kreis netter Menschen kontinuierlich in<br />
Verbindung.<br />
Marie B., 68 Jahre, ist früher gerne mit ihrem Mann<br />
gereist, von der Welt haben sie viel gesehen. Seit drei<br />
Jahren ist ihr Mann schwer erkrankt, die Pflege verlangt<br />
ihr viel Kraft ab. Deshalb ist sie sehr froh, sich in<br />
einem Kreis Gleichgesinnter regelmäßig austauschen<br />
zu können und gemeinsam in einem virtuellen Projekt<br />
zu arbeiten, das gibt ihr Kraft.<br />
Mit „Internet goes Ländle“ wird die Interneterschließung für ältere Menschen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
besonders im ländlichen Raum, unterstützt. Durchgeführt wird das Projekt gemeinsam<br />
vom Netzwerk sii mit der MFG <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und dem ZAWiW, gefördert vom<br />
Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
25
Internet<br />
Wie können wir das Problem lösen? Bild: ZAWiW<br />
Senior-Internet-Helfer(innen) erleichtern den<br />
Einstieg<br />
Häufig haben Ältere niemanden im privaten Umfeld, der<br />
ihnen beim Einstieg in das Internet helfen kann und sie<br />
befürchten, den technischen Problemen nicht gewachsen<br />
zu sein. Was viele nicht wissen oder noch nicht nutzen, ist<br />
die Unterstützung durch Senior-Internet-Helfer(innen).<br />
Sie bieten nicht nur Schnupper-Kurse und thematische<br />
Kurse an, sondern geben auch bei individuellen Problemen<br />
Einzelberatung.<br />
Das Internet für die Arbeit in Netzwerken nutzen<br />
Das Netzwerk „Senior-Internet-Initiativen (Sii)“ nutzt<br />
das Internet aber auch als Kommunikations- und Arbeitsinstrument.<br />
Über eine kooperative Arbeitsplattform<br />
werden die Adressen der Mitglieder und Interessierten<br />
verwaltet sowie Schulungsmaterialien und Dokumentationen<br />
ausgetauscht. Einige erfahrenere Senior-Internet-<br />
Helfer(innen) informieren über ihre Aktivitäten vor Ort<br />
auf einem eigenen Web-Log, der Vorstand trifft sich regelmäßig<br />
auch via Videokonferenz. Erprobt werden hier<br />
und in anderen Vereinigungen neue Formen der Zusammenarbeit<br />
über das Internet, die auch für andere Mitgliedsverbände<br />
des <strong>Landesseniorenrat</strong>es von Interesse<br />
sein könnten. Mehr unter www.netzwerk-sii-bw.de und<br />
www.internet-goes-laendle.de<br />
26 2-2011<br />
Zusammenarbeit von Alt und Jung im KOJALA-<br />
Netzwerk<br />
Begegnungen zwischen Alt und Jung übers Internet sind<br />
nicht nur in der Familie möglich. In dem Modellprojekt<br />
„Ulmer Lernnetzwerk KOJALA“ des ZAWiW wurden<br />
über das Internet Alt und Jung zusammengebracht.<br />
Neben dem inhaltlichen Austausch zu verschiedenen<br />
Themen entstanden dabei auch persönliche Kontakte<br />
zwischen den beteiligten Schüler(inne)n und ihren älteren<br />
Lernpartner(inne)n, die in vielen Fällen über die eigentliche<br />
Projektzeit hinaus weiter gingen. Im Mai 2011<br />
begann ein virtuelles Leseprojekt zum Jugendroman<br />
„Kalte Zeiten“ von Werner Toporski, bei dem es um ein<br />
zehnjähriges Mädchen geht, das mit Krieg, Flucht und<br />
Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs konfrontiert<br />
wird. Beteiligt sind eine neunte Realschulklasse aus<br />
Ulm, Ältere aus verschiedenen Ecken Deutschlands und<br />
aus Polen. Gemeinsam wird in einem Diskussionsforum<br />
auf der Internetplattform von kojala.de gearbeitet. Auf<br />
diese Weise macht den Jüngeren Lesen mehr Spaß und<br />
Geschichte wird für sie unmittelbar erfahrbar. Mehr unter<br />
www.kojala.de<br />
Neue Gemeinschaften schaffen im<br />
ViLE-Netzwerk<br />
Im bundesweiten Verein „Virtuelles und reales Lern- und<br />
Kompetenz-Netzwerk älterer Erwachsener“ (ViLE) e.V.<br />
(kurz: ViLE-Netzwerk) finden sich Menschen mit ähnlichen<br />
Interessen aus ganz Deutschland zusammen, um<br />
sich mit Hilfe des Internets auszutauschen, Neues zu<br />
lernen und ihre Kompetenzen und Erfahrungen einzubringen.<br />
Zusammen gearbeitet wird in regionalen und/<br />
oder virtuellen thematischen Gruppen. Die ViLE-Gruppe<br />
Lübeck beschäftigt sich beispielsweise mit aktuellen politischen<br />
Themen und fordert zur Diskussion im Netz auf,<br />
derzeit läuft ein Online-Projekt zum Thema „Atomenergie“.<br />
Die ViLE-Gruppe Frankfurt koordiniert das virtuelle<br />
Projekt „Gemeinsamlesen“, die Teilnehmenden lesen<br />
Sachbücher und Romane und tauschen sich darüber in<br />
Internetforen aus. Eine andere ViLE-Gruppe beschäftigt<br />
sich mit einem Katalog von „Jüdischen Friedhöfen<br />
in Deutschland“, eine Frauengruppe recherchiert nach<br />
wichtigen „vergessenen Frauen“ in der deutschen Geschichte,<br />
alle Ergebnisse werden auf einer eigenen Webseite<br />
dokumentiert. Mehr unter www.vile-netzwerk.de<br />
Virtuelle und reale Begegnungen sind wichtig<br />
Im ViLE-Netzwerk werden ganz unterschiedliche Formen<br />
der Kommunikation und Kooperation genutzt.<br />
„Real“ in den regionalen Untergruppen und über das Internet<br />
mit Hilfe von Mailinglisten, Foren, Chat, Skype,<br />
Videokonferenzen und Lernplattformen. Dies ermöglicht
Das Miteinander ist gefragt. Bild: ZAWiW<br />
auch eine Teilnahme von Menschen<br />
mit Mobilitätseinschränkungen. Den<br />
Mitgliedern sind regelmäßige regionale<br />
und bundesweite Treffen und<br />
Seminare wichtig. Jährlich finden<br />
Präsenzseminare und gemeinsame<br />
Reisen statt, die virtuell vor- und<br />
nachbereitet werden. Alle Aktivitäten<br />
werden auf der ViLE-Webseite<br />
von den Älteren selbst dokumentiert.<br />
Durch die intensive virtuelle und reale<br />
Kommunikation und Kooperation<br />
entstehen viele neue persönliche<br />
Freundschaften. <strong>Der</strong> Verein ViLE<br />
wurde für seine innovative Arbeit im<br />
Jahr 2010 mit dem Ersten Preis der<br />
Otto-Mühlschlegel-Stiftung ausgezeichnet,<br />
der von der Robert Bosch<br />
Stiftung ausgelobt wird.<br />
Das Internet kreativ<br />
mitgestalten<br />
Die Online-Zeitung „LernCafe“,<br />
vom Verein ViLE herausgegeben, ist<br />
ein gutes Beispiel dafür, wie Ältere<br />
Webseiten inhaltlich und technisch<br />
gestalten. In einem Qualifizierungsprojekt<br />
des ZAWiW wurden die<br />
Interessierten zunächst als Online-<br />
Redakteur(innen)e ausgebildet. Das<br />
Journal gibt es seit 2000 und erscheint<br />
vierteljährlich jeweils unter<br />
einem anderen Schwerpunktthema.<br />
In Seminaren werden Interessierte<br />
zu neuen Online-Redakteur(inn)en<br />
fortgebildet. Das „LernCafe“ wurde<br />
jüngst als ein Preisträger im Wettbewerb<br />
„365 Orte im Land der Ideen“<br />
von der Initiative „Deutschland<br />
– Land der Ideen“ ausgezeichnet.<br />
Mehr unter www.lerncafe.de<br />
Internet verbindet Ältere<br />
in Europa<br />
Seit vielen Jahren bringt das ZAWiW<br />
verschiedene Gruppen aus ganz Europa<br />
zusammen, dabei spielt das<br />
Internet eine wesentliche Rolle. In<br />
der europäischen Lernpartnerschaft<br />
„Danube-Networkers“ erstellten Ältere<br />
Texte und Videos zu gemeinsam<br />
gewählten Fragestellungen<br />
und veröffentlichten diese auf der<br />
Projektwebseite. Aktuell werden in<br />
dem Projekt „DanubeNetworkers –<br />
Neighbours at work“ (DANET) im<br />
Rahmen des Programms „Europe<br />
for Citizens“ lokale „Bürgerforen“<br />
zu zentralen gesellschaftlichen Themen<br />
durchgeführt und die Ergebnisse<br />
über das Internet diskutiert. Das<br />
Projekt möchte damit die Älteren<br />
ermutigen, an der Donau-Strategie<br />
der Europäischen Kommission aktiv<br />
teilzuhaben. Mehr unter www.danube-networkers.eu<br />
Gute Vorbilder für Internetnutzung<br />
sind notwendig<br />
Es bedarf noch vieler weiterer Vorbilder<br />
und innovativer Maßnahmen,<br />
um mehr ältere Menschen an die<br />
verschiedenen Anwendungs- und<br />
Nutzungsmöglichkeiten der neuen<br />
Medien erfolgreich heranzuführen.<br />
Gemeinsam mit Wikimedia und<br />
anderen Partnern untersucht das<br />
ZAWiW im Sinne der Aktionsforschung<br />
in dem AAL-Projekt „TAO“<br />
(Third Age Online – Community &<br />
Collaboration) derzeit den Nutzen<br />
des Internets für die „virtuelle Zusammenarbeit“<br />
und „soziale Vernetzung“<br />
durch ältere Menschen. Im<br />
Teilprojekt „Silberwissen“ werden<br />
beispielsweise ältere Menschen als<br />
Wikipedia-Autor(inn)en qualifiziert,<br />
um ihr Lebens- und Erfahrungswissen<br />
aktiv einzubringen. Mehr unter<br />
www.thirdageonline.eu<br />
Um das Internet für Ältere nutzbar zu<br />
machen, bedarf es älterer Menschen,<br />
die bereit sind, sich auf neue Formen<br />
der Zusammenarbeit über das<br />
Internet einzulassen. Wer dazu<br />
gehören will, wendet sich bitte<br />
an: ZAWiW der Universität Ulm,<br />
89081 Ulm, E-Mail: info@zawiw.de<br />
www.zawiw.de<br />
2-2011<br />
27
Internet<br />
ZAWiW-Veranstaltungshinweis<br />
Fachtagung: Alt und Jung- so funktioniert‘s! Impulse setzen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
14. Juli, Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50<br />
Die Veranstaltung hat das Ziel, mit Vorträgen, Praxisbeispielen, Diskussionen<br />
sowie unterstützenden Materialien und Erfahrungen aus intergenerationellen<br />
Lernprojekten der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, wie Alt-<br />
Jung-Projekte umgesetzt werden können.<br />
Die Basis: viele generationenübergreifende Aktivitäten mit Schulen Vereinen<br />
sowie Weiterbildungseinrichtungen. Die Projekte liefen im Modell<br />
„Ulmer Lernnetzwerk Kojala (Kompetenzbörse für Alt und Jung im Lernaustausch<br />
real und übers Internet)“. Wichtige Erkenntnisse auch vom<br />
Projekt Servicestelle für generationenübergreifendes Lernen – SeGeL<br />
(Fortbildungen zu intergenerationeller Projektarbeit).<br />
Die Fachtagung richtet sich an Verantwortliche aus Kommunen, Jugend-<br />
und Altenarbeit, Multiplikator(inn)en im Bürgerschaftlichen Engagement,<br />
Dozent(inn)en und Fachkräfte aus dem Land.<br />
Anzeige<br />
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)<br />
und Bundesfreiwilligendienst<br />
(BFD) im PARITÄTISCHEN<br />
Wir bieten Menschen,<br />
die sich engagieren möchten<br />
6- bis 18-monatige Freiwilligendienste<br />
in Voll- oder Teilzeit (für über 27-Jährige)<br />
in allen Bereichen der sozialen Arbeit<br />
mit 25 Seminartagen als pädagogische<br />
Begleitung, Qualifikation und Bildung.<br />
Unsere Träger unterstützen die<br />
Einsatzstellen des FSJ/BFD<br />
bei der Freiwilligenvermittlung,<br />
Einsatzstellenbetreuung und<br />
pädagogischen Begleitung.<br />
28 2-2011<br />
Direktkontakt auch in<br />
Ihrer Region<br />
Körperbehindertenförderung<br />
Neckar-Alb, Mössingen,<br />
Tel: 0 74 73 / 3 77-250,<br />
www.kbf.de<br />
Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>, Stuttgart,<br />
Tel: 0 7 11 / 6 19 26-164,<br />
www.wohlfahrtswerk.de<br />
Rehabilitationszentrum Südwest<br />
für Behinderte gGmbH, Karlsruhe,<br />
Tel: 07 21 / 9 32 74-20,<br />
www.reha-suedwest.de<br />
Arbeiter-Samariter-Bund LV<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, Stuttgart,<br />
Tel: 07 11 / 4 40 13-500,<br />
www.asb-bw.de<br />
Lebenshilfe für Menschen mit<br />
Behinderung e.V.<br />
Landesverband <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>, Stuttgart,<br />
Tel: 07 11 / 2 55 89-0,<br />
www.lebenshilfe-bw.de<br />
Freiwilligendienste aller<br />
Generationen (FDaG):<br />
Fach- und Projektberatung, örtl.<br />
Vernetzung von Einsatzstellen,<br />
Kontakt: Necla Karaburun,<br />
<strong>Der</strong> PARITÄTISCHE Ba.-Württ.<br />
Tel: 07 11 / 21 55- 217,<br />
E-Mail: karaburun@paritaet-bw.de<br />
Anmeldung/Kontakt<br />
ZAWiW der Universität Ulm<br />
Julia Boepple<br />
Albert-Einstein-Allee 11<br />
89081 Ulm<br />
Tel.: 07 31/50-2 31 94<br />
Fax: 07 31/50-2 31 97<br />
E-Mail: anmeldung@zawiw.de<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.kojala.de/fachtagung2011<br />
Freiwilligenengagement<br />
und Freiwilligendienste<br />
im PARITÄTISCHEN<br />
Ob für junge Menschen während Schule und Studium<br />
oder zwischen Schule und Ausbildung, für Personen<br />
nach der Familienphase, Menschen im Vorruhestand<br />
oder in Rente – der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
bietet in zahlreichen Initiativen, Gruppen, sozialen<br />
Einrichtungen und Diensten eine breite und vielfältige<br />
Plattform für bürgerschaftliches Engagement in ehrenamtlichen<br />
Tätigkeiten, in der Selbsthilfe und in Freiwilligendiensten<br />
– im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), im<br />
neuen Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder in den mindestens<br />
8 Wochenstunden umfassenden Freiwilligendiensten<br />
aller Generationen (FDaG). In seinen Reihen<br />
gibt es viele Möglichkeiten, Neues hinzuzulernen, Verantwortung<br />
zu übernehmen, sich zur Verwirklichung<br />
eigener Ideen freiwillig zu engagieren, sich in einer der<br />
zahlreichen Selbsthilfegruppen zu beteiligen oder einen<br />
Freiwilligendienst auf einem der zirka 1 600 FSJ-Plätze<br />
oder der über 1 000 BFD-Plätze zu leisten.<br />
Kontakt und weitere Infos:<br />
Dr. Hermann Frank; E-Mail: frank@paritaet-bw.de oder<br />
www.paritaet-bw.de
Die einen waren es bereits, die meisten von ihnen wollen<br />
es wieder werden und sein.<br />
Und noch besser wäre es, wenn auch die vielen anderen<br />
Leserinnen und Leser des „im blick“ IHRE Informationsquelle<br />
rund ums Älterwerden in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
unterstützen würden. Und damit das Erscheinen der vier<br />
Hefte pro Jahr auf Dauer sichern.<br />
Die Zeitschrift „im blick“, das Verbandsorgan des <strong>Landesseniorenrat</strong>es,<br />
hat es verdient.<br />
Redaktion und Verlag merken dazu an:<br />
Manche der „im blick“-Lesenden hatten in der Vergangenheit<br />
das enorm günstige Förderabonnement (ganze<br />
14,50 Euro pro Jahr für vier Ausgaben frei Haus) genutzt.<br />
Mit dem Wechsel des Verlages endete es allerdings. Nun<br />
BESTELLCOUPON · 4 Ausgaben im Jahr für 14,50 Euro ABBUCHUNGSVOLLMACHT<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Wohnort<br />
Telefon<br />
BLZ Konto-Nr.<br />
Kreditinstitut<br />
DAS JAHRES-FÖRDERABO<br />
Datum Unterschrift<br />
Das „im blick“-Abonnement läuft bis auf Widerruf und kann 2 Monate vor Jahresende<br />
gekündigt werden.<br />
WIDERRUFSRECHT: Diese Bestellung kann innerhalb einer Woche ohne Angabe von<br />
Gründen schriftlich widerrufen werden.<br />
Bitte ausschneiden und abschicken an:<br />
im blick · H. Schuh Verlag · Wolfgang-Stock-Str. 17 · 72076 Tübingen Abo-Hotline 0 70 71 - 36 90 95 · www.verlag-schuh.de<br />
2-2011<br />
Ausgaben 2011<br />
Werden Sie Förderer! Fördern Sie schon wieder oder demnächst neu?<br />
haben wir mit dem Schuh-Verlag einen neuen Partner<br />
und das Heft erscheint wieder regelmäßig vierteljährlich.<br />
Und man freut sich darüber. Deshalb haben mehrere der<br />
bisher Fördernden bereits nachgefragt, ob sie das alte<br />
Abonnement wieder aufleben lassen können.<br />
Sehr gerne! Das geht ganz einfach: Den Vordruck ausfüllen,<br />
heraustrennen und an den Verlag schicken. Und<br />
schon sind Sie wieder Förderer!<br />
Sie sind damit Vorbild für alle Lesenden!!!<br />
Erfreulich wäre es, wenn es für die meisten Abonnenten<br />
nicht dabei bleibt, auf die Vorbilder zu schauen, sondern<br />
noch viele unter die Fördernden gehen.<br />
Also einfach auch ausfüllen und selbst Vorbild werden.<br />
Wir freuen uns sehr, wenn Sie das „blicken“.<br />
29
Blick ins Land<br />
Abkürzungen<br />
KSR = Kreisseniorenrat<br />
LSR = <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
OSR = Ortsseniorenrat<br />
SSR = Stadtseniorenrat<br />
Stadtseniorenrat<br />
Biberach<br />
Seniorenwegweiser und Maßnahmenplan<br />
In der Mitgliederversammlung 2011<br />
konnte der Vorstand zwei wichtige<br />
Ergebnisse seiner Arbeit präsentieren:<br />
Die aktualisierte Neuauflage des<br />
Biberacher Seniorenwegweisers (einsehbar<br />
unter www.alles-Deutschland.<br />
de) und den Maßnahmenplan zur<br />
Verbesserung der Lebenssituation<br />
von älteren Menschen in der Stadt.<br />
Auf Grundlage des im Jahr 2007<br />
erarbeiteten Altersleitbildes hat der<br />
SSR die gut funktionierenden Angebote<br />
für ältere Menschen zusammengestellt.<br />
Für die Bereiche, in denen<br />
noch Handlungsbedarf besteht,<br />
wurde ein Maßnahmenplan erarbeitet,<br />
der sich in kurz-, mittel- und<br />
langfristig zu realisierende Vorhaben<br />
gliedert. <strong>Der</strong> letzte Teil wird in Kürze<br />
dem Gemeinderat vorgelegt. Parallel<br />
hat der SSR, zusammen mit Kooperationspartnern,<br />
bereits mit dem<br />
Umsetzen begonnen.<br />
30 2-2011<br />
Rastatt<br />
Calw<br />
Hemsbach<br />
Tübingen<br />
Freudenstadt<br />
Tuttlingen<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
Öhringen<br />
Ludwigsburg Remshalden<br />
Radolfzell<br />
Kernen<br />
Geislingen<br />
Ulm<br />
Biberach<br />
Ostalbkreis<br />
Daneben sei eine Vielzahl von Anfragen<br />
und Beschwerden älterer<br />
Bürgerinnen und Bürger bearbeitet<br />
worden, so die Vorsitzende Marlene<br />
Goeth, leider nicht immer mit dem<br />
gewünschten Erfolg. So seien einige<br />
Geschäfte nicht bereit, für gehbehinderte<br />
Kunden eine Sitzgelegenheit<br />
zur Verfügung zu stellen, obwohl<br />
der Platz vorhanden wäre. Auf der<br />
Erfolgsseite sei beispielsweise zu erwähnen,<br />
dass nach Intervention des<br />
SSR die Schrift in der nächsten Ausgabe<br />
des Biberacher Telefonbuchs<br />
wieder vergrößert werde.<br />
Bei den Vorstandswahlen mussten<br />
drei der elf Vorstandsposten<br />
neu besetzt werden. Die Spitze mit<br />
Marlene Goeth und Edmund Wiest<br />
blieb unverändert. Die Schriftführung<br />
hat Reiner Becker, die Kassenführung<br />
Hermann Hagel übernommen.<br />
Ein Magnet für die Öffentlichkeit<br />
war der Vortrag über „Betreutes<br />
Wohnen für Senioren“, in dem<br />
Christian Walz vom Seniorenbüro<br />
auf die Chancen dieser Wohnform<br />
einging, aber auch über falsche Erwartungen<br />
aufklärte.<br />
Marlene Goeth<br />
(Marlene.Goeth@gmx.de)
Kreisseniorenrat<br />
Calw<br />
Auch um Migranten kümmern<br />
„Versicherungsschutz im Ehrenamt“<br />
war eines der Themen der ganztägigen<br />
Klausurtagung des KSR in Ebhausen.<br />
Vorsitzender Hansjörg Hummel<br />
konnte außer den Mitgliedern eine<br />
Reihe von Gästen und Referenten<br />
begrüßen. Es gibt grundsätzlich für<br />
alle bürgerschaftlich und ehrenamtlich<br />
Tätigen seit 2006 eine Unfall-<br />
und Haftpflicht-Versicherung durch<br />
das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Man<br />
findet diese im Internet unter www.<br />
buergerengagement.de → Rahmenbedingungen<br />
→ Versicherung, außerdem<br />
über www.ecclesia.de<br />
Zum Thema Demenz informierte<br />
Vorstandsmitglied Hartmut Vöhringer,<br />
wobei er das so oft erwähnte<br />
„Schreckgespenst des Alters“ in<br />
gewisser Weise relativierte, denn<br />
rund 80 Prozent der 80-Jährigen<br />
sind nicht dement und bei den über<br />
90-Jährigen sind es immerhin noch<br />
rund 65 Prozent, die keine auffällige<br />
Demenz haben. Beim Kreisseniorentag<br />
am 6. Juni wird das Thema „Demenz“<br />
im Mittelpunkt stehen.<br />
Barbara Fischer, Krankenschwester<br />
bei der Diakonie Nagold, gab in einem<br />
sehr eindrucksvollen Referat<br />
einen Einblick in „Palliativ Care“,<br />
also die Versorgung Schwerstkranker,<br />
deren Tod in absehbarer Zeit zu<br />
erwarten ist.<br />
Eine Ergänzung war das Referat<br />
von Monika Wehrstein aus Nagold,<br />
das sich mit der Hospizarbeit, also<br />
der Begleitung von Sterbenden und<br />
deren Angehörigen befasste. In einigen<br />
Orten des Landkreises gibt es<br />
bereits ambulante Hospizgruppen,<br />
erste Schritte zur Schaffung eines<br />
Hospizes sind in Nagold schon erfolgt.<br />
Seit Jahresbeginn gibt es in Althengstett<br />
einen OSR, der inzwi-<br />
Mitglieder des KSR sowie Referenten beim Gruppenbild während der Klausurtagung. Bild: Götz Bechtle<br />
schen zwanzig Mitglieder umfasst.<br />
Die Vorsitzende Natalie Knobel gab<br />
einen Einblick in die bereits laufenden<br />
Aktivitäten.<br />
Von der Diakonischen Bezirksstelle<br />
Nagold war Bernd Schlanderer bei<br />
der Klausurtagung anwesend, der<br />
über „Senioren mit <strong>Migration</strong>shintergrund“<br />
referierte. Umsiedler, sogenannte<br />
Gastarbeiter sowie andere<br />
ausländische Mitbürger haben oft<br />
geringen Anteil an Bildung, Politik,<br />
Wohlstand und kulturellem Leben<br />
und nehmen deshalb auch nicht in<br />
gleicher Weise die sozialen Dienste<br />
in Anspruch. Als Überlegungen,<br />
diese Menschen für die Seniorenarbeit<br />
zu gewinnen, nannte Schlanderer<br />
die Mitarbeit in interkulturellen<br />
Einrichtungen, Kontakte zu Migrantenorganisationen<br />
zu knüpfen sowie<br />
Anlässe für gegenseitige Kontakte<br />
zu gestalten.<br />
Kreisseniorenrat<br />
Freudenstadt<br />
Nach zehn Jahren:<br />
Führungswechsel<br />
Götz Bechtle<br />
(G.Bechtle@t-online.de)<br />
Nach über zehn Jahren an der Spitze<br />
des KSR wurde Irene Härtling in der<br />
Mitgliederversammlung verabschiedet.<br />
Großen Dank gab es für ihr En-<br />
gagement für die Interessen älterer<br />
Menschen im Landkreis.<br />
Für insgesamt sechs Mitglieder,<br />
die wegen ihres Alters oder aus gesundheitlichen<br />
Gründen ausscheiden,<br />
mussten Nachfolger gefunden<br />
werden. Für die Amtsperiode von<br />
zwei Jahren waren sechs Vorstände,<br />
sechs Beisitzer und zwei Berater zu<br />
wählen.<br />
Im Arbeitskreis „Zukunft Kreisseniorenrat“<br />
wurde deshalb verstärkt<br />
nach neuen Mitstreitern gesucht, die<br />
bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.<br />
Alle vorgeschlagenen Kandidaten<br />
wurden mit überragender Mehrheit<br />
gewählt:<br />
Vorsitzende ist Marianne Ehrenberger.<br />
Ihr zur Seite stehen jetzt als<br />
neue Stellvertreterinnen Ingeborg<br />
Högemann und Heidi Stuber. Ebenfalls<br />
neu im Vorstandsteam ist Monika<br />
Doerfer als Kassenverwalterin.<br />
Schriftführer ist Günther Bauer und<br />
als Beisitzer wurden Esther Glatt,<br />
Gretel Günther, Elisabeth Huß, Klaus<br />
Rademacher, Reinhardt Schmid und<br />
Liselotte Weinmann gewählt, als beratende<br />
Mitglieder Hans Frommherz<br />
und (der leider kurz danach verstorbene)<br />
Dr. Günther Theurer.<br />
Ingeborg Högemann (ingeborg.<br />
hoegemann@rapidnetworks.de)<br />
2-2011<br />
31
Blick ins Land<br />
Am Stand der Kreisverkehrswacht Göppingen konnten Autofahrer ihre Reaktion beim plötzlichen Bremsen testen.<br />
Bild: Rainer Lauschke<br />
Stadtseniorenrat<br />
Geislingen<br />
Wohnen, lernen und mobil<br />
bleiben<br />
Das Leitthema des SSR ist in diesem<br />
Jahr ganz verstärkt der demografische<br />
Wandel. <strong>Der</strong>zeit steht das<br />
Thema „Wohnformen im Alter“ sehr<br />
im Blickfeld. All jenen, die sich mit<br />
einer Veränderung ihrer Wohnverhältnisse<br />
gedanklich befassen, will<br />
der SSR Beispiele und Möglichkeiten<br />
aufzeigen.<br />
Zu der Hauptversammlung wurde<br />
Helmut Hess aus Schorndorf eingeladen,<br />
um das „Mühlbachhaus“, ein<br />
Mehr-Generationen-Haus, vorzustellen.<br />
Die Besucher verfolgten mit<br />
regem Interesse seine detaillierten<br />
Ausführungen und es war sichtbar,<br />
wie es in den Köpfen arbeitete. Bestimmt<br />
könnten sich manche vorstellen,<br />
in einem solchen Haus zu leben.<br />
Vielleicht gibt der Vortrag Anstoß zu<br />
konkreteren Planungen.<br />
Wir wollen bei weiteren Veranstaltungen<br />
einem breiten Publikum<br />
noch mehr Wohnformen für das Alter<br />
präsentieren. Am 30. Juni wird<br />
Prof. Rotraud Weeber von der Hoch-<br />
32 2-2011<br />
schule für Wirtschaft und Umwelt<br />
(HfWU) Nürtingen-Geislingen zu<br />
diesem Thema referieren und sicherlich<br />
weitere beispielgebende, interessante<br />
Wohnkonzepte vorstellen.<br />
Kultur – sehen, begreifen und erleben.<br />
Zu diesen Themen führte der<br />
SSR zusammen mit der HfWU wieder<br />
drei interessante Studientage für<br />
die Generation 50+ durch. Namhafte<br />
Referenten eröffneten den Studierenden<br />
völlig neue Wissensgebiete,<br />
die mit Begeisterung beschritten<br />
wurden. Lebenslanges Lernen, gerade<br />
auch im zunehmenden Alter, ist<br />
heute wichtiger denn je und wir tragen<br />
mit dieser erfolgreichen Veranstaltung<br />
dazu bei. Im Übrigen fand<br />
die „Hochschule 50+“ bereits zum<br />
zweiten Mal mit großem Erfolg statt.<br />
In den kommenden Tagen beginnen<br />
die Planungen für die dritte „Hochschule<br />
50+“ in 2012.<br />
Angesichts der Tatsache, dass die<br />
meisten Senioren sehr mobil sind,<br />
haben der SSR und der TÜV Süd gemeinsam<br />
einen Senioren-Verkehrstag<br />
veranstaltet. Unter dem Motto<br />
„Mobil bleiben, aber sicher“ boten<br />
Polizei, Verkehrswacht, DRK, Hörstudios<br />
und Optiker den Besuchern<br />
viele verschiedene Tests und Infor-<br />
mationen an. So konnten die Älteren<br />
ganz zwanglos überprüfen, ob sie den<br />
heutigen Anforderungen im Straßenverkehr,<br />
wo schnelles Reagieren sehr<br />
wichtig ist, entsprechen, oder wo<br />
eventuelle Defizite entstanden sind.<br />
Einige namhafte Autohäuser stellten<br />
seniorengerechte Fahrzeuge vor und<br />
eine Fahrschule ließ ausprobieren,<br />
wie eine automatische Einparkhilfe<br />
praktisch funktioniert.<br />
Hunderte Ältere informierten sich<br />
gerne und ließen sich auch die Verpflegung<br />
aus der Gulaschkanone,<br />
sowie leckere Kuchen und Kaffee gut<br />
schmecken. Dieser erstmals veranstaltete<br />
Senioren-Verkehrstag konnte<br />
durchaus als erfolgreich bezeichnet<br />
werden und es wird ganz sicher<br />
eine Neuauflage geben.<br />
Gisela Schlegel<br />
(gi.schlegel@t-online.de)<br />
Stadtseniorenrat<br />
Hemsbach<br />
Qualifizierung mit Folgen<br />
Weinheim hat ihn, Heppenheim<br />
hat ihn, und Hemsbach hat ihn jetzt<br />
auch: einen SSR. Die Funktionsträger<br />
der neuen Einrichtung haben<br />
sich bei einem Pressegespräch der<br />
Öffentlichkeit vorgestellt und ihre<br />
Ziele und Vorhaben erläutert.<br />
Den Stein ins Rollen gebracht hat<br />
Reinhard Küßner, der auch Sprecher<br />
des SSR ist. Er nahm an der vom<br />
LSR angebotenen Qualifizierungsmaßnahme<br />
„Langlebigkeit verpflichtet“<br />
teil und initiierte über die<br />
Kommunalpolitik Runde Tische zu<br />
diesem Thema. Beim dritten Treffen<br />
wurde auch in Hemsbach ein SSR<br />
gegründet.<br />
Er hat die wachsende Zahl der älteren<br />
Bürger im Blick, möchte die<br />
Aktivitäten und Angebote, welche<br />
Vereine, Kirchen, Firmen und Insti-
tutionen für diese Altersgruppe bereithält,<br />
sammeln und diese an interessierte<br />
Senioren weitervermitteln.<br />
Dazu will der neue Rat mit den in<br />
der Seniorenarbeit tätigen Gruppen<br />
und Einrichtungen Kontakt aufnehmen<br />
und ein Verzeichnis der Aktivitäten<br />
und Angebote sowie deren Ansprechpartner<br />
anlegen, wie Küßner<br />
erläuterte.<br />
Damit kann künftig die Seniorenbroschüre<br />
der Stadt leichter aktualisiert<br />
werden, damit sollen aber<br />
vor allem in regelmäßigen Sprechstunden<br />
die Angebote an Interessierte<br />
vermittelt werden. Wo und<br />
in welchen Zeitabständen sie stattfinden,<br />
ist allerdings noch nicht<br />
entschieden; einen Wunsch hat<br />
der SSR allerdings schon: nämlich<br />
im Rathaus, wie stellvertretender<br />
Sprecher Rainer Schulz-Bauerhin<br />
betont. Sinn würde dies schon machen.<br />
Da ist sich auch Jürgen Kirchner<br />
sicher, der dem Seniorenrat als<br />
Beisitzer angehört: Das Rathaus sei<br />
barrierefrei, sagt er mit Blick auf<br />
gehbehinderte Personen. Auch könne<br />
hier sozusagen auf dem kurzen<br />
Dienstweg zum Bürgerbüro die eine<br />
oder andere Frage schnell geklärt<br />
werden, ergänzt Küßner. Telefon,<br />
PC und Bürozubehör wird die neue<br />
Gruppe von der Stadtverwaltung erhalten.<br />
Die erste große Aktion der Gruppe<br />
ist mit einem selbstredend anonymen<br />
Fragebogen verknüpft, der<br />
bereits ausgearbeitet wurde. <strong>Der</strong><br />
soll in den nächsten Wochen an alle<br />
Bürger über 60 Jahren ausgeteilt<br />
werden und steht unter der Generalfrage:<br />
„Wie möchten Sie in Zukunft<br />
in Hemsbach leben?“ Im Einzelnen<br />
begehrt der neue Rat darin<br />
Auskunft darüber, wie die Senioren<br />
das Angebot für ihre Altersgruppe<br />
bewerten, wie sie sich darüber informieren<br />
und was sich an ihnen<br />
verbessern soll.<br />
Denn auch das wird eine Aufgabe des<br />
Hemsbacher SSR sein: Neue Angebote<br />
zum Mitmachen zu initiieren. Ideen<br />
gibt es dazu genug, sagt Küßner und<br />
verweist auf eine lange Liste, in denen<br />
Aktivitäten baden-württembergischer<br />
Seniorenräte zusammengefasst<br />
sind: Dazu gehört beispielsweise eine<br />
Schreibwerkstatt für Ältere, Talenttauschbörsen,<br />
Besuchs-, Betreuungs-<br />
und Vorlesedienste und die Herausgabe<br />
eines Veranstaltungskalenders<br />
für Senioren.<br />
Reinhard Küßner<br />
(reinhard.kuessner@t-online.de)<br />
Seniorenrat<br />
Kernen im Remstal<br />
Info-Broschüre<br />
<strong>Der</strong> Seniorenrat Kernen hat eine umfangreiche<br />
Broschüre zusammengestellt.<br />
Darin enthalten sind die Rubriken<br />
„Aktiv sein im Alter“, „Leben in<br />
der eigenen Wohnung“, „Betreutes<br />
Wohnen und Pflegeheime“, „Was ist<br />
bei einem Todesfall zu tun“, „Finanzielle<br />
Leistungen, Hilfen und Vergünstigungen“,<br />
„Vorsorgen durch<br />
Vollmacht“, „Patientenverfügung<br />
und Testament“, „Informations- und<br />
Beratungsstellen“. Einen besonderen<br />
Raum nimmt die Rubrik „Aktiv sein<br />
im Alter“ ein. Vereine, Kirchen und<br />
Organisationen der Gemeinde stellen<br />
ihre Angebote vor, die sie speziell<br />
für die Senioren anbieten.<br />
<strong>Der</strong> Seniorenrat Kernen wurde im<br />
Oktober 2009 gegründet und ist eine<br />
Einrichtung der Gemeinde.<br />
<strong>Der</strong> Rat hat vier Arbeitsgruppen gebildet:<br />
• Ermitteln, Vernetzen und Koordinieren<br />
der vorhandenen Angebote<br />
für Senioren; Erstellen einer<br />
Info-Broschüre; neue Angebote<br />
entwickeln<br />
• Pflege, Wohnen, Dienstleistungen,<br />
Mobilität<br />
• Gesundheit, Sport, Freizeit, Hobby.<br />
• Kultur und Bildung, Soziales,<br />
Sonstiges.<br />
Günter Haussmann<br />
(info@seniorenrat-kernen.de)<br />
Stadtseniorenrat<br />
Ludwigsburg<br />
25 Jahre „nicht nachlassen“<br />
In seiner Hauptversammlung hat der<br />
SSR seine Gründerin und langjährige<br />
Vorsitzende Elisabeth-Charlotte<br />
Rotsch für zwei weitere Jahre gewählt,<br />
mit ihr den gesamten Vorstand. Laut<br />
Rotsch hat sich im Rückblick auf das<br />
vergangene Jahr „die Stetigkeit des<br />
Nicht-Nachlassens erneut bewährt,<br />
nun bereits 25 Jahre lang“. So erreichte<br />
der SSR an einigen neuralgischen<br />
Punkten in der Stadt Verbesserungen<br />
für Senioren und Behinderte.<br />
In den kommenden Monaten sollen<br />
Begehungen an kritischen Orten fortgesetzt<br />
werden, unter anderen am<br />
Bahnhof (Aufzüge, Bahnsteige).<br />
Elisabeth-Charlotte Rotsch<br />
(Rotsch.ing.buero@t-online.de)<br />
2-2011<br />
33
Blick ins Land<br />
Kreisseniorenrat<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
Pflegeheimbesuche lohnen<br />
Die Sitzung des KSR-Vorstandes<br />
fand wieder einmal außerhalb des<br />
„Amtssitzes Mosbach“ statt. Ausgewählt<br />
war der Pflegewohnpark<br />
„Glück im Winkel“ in der Gemeinde<br />
Neunkirchen am südwestlichen<br />
Rand des Landkreises. Er bietet Pflegebedürftigen<br />
modernste Pflege- und<br />
Serviceleistungen in einem farbenfroh<br />
und großzügig gestalteten Haus.<br />
Zusätzlich zu den bereits häufiger<br />
anzutreffenden Tier- und Gartentherapien<br />
liegen Schwerpunkte auf<br />
Hirnleistungs- und Funktionstraining<br />
sowie intensiver Validation, das<br />
heißt Kommunikation mit dementen<br />
Menschen. Das Haus verfügt über<br />
eine Wachkomastation und nimmt<br />
bei Vorliegen einer medizinisch-pflegerischen<br />
Indikation auch Sozialhilfeempfänger<br />
als Heimbewohner auf.<br />
Kurzzeitpflege ist möglich.<br />
Zu den Mitgliedern des KSR gesellte<br />
sich die Leiterin des Hauses, Cornelia<br />
Zamzau, die eine sehr informative<br />
Führung durch alle Bereiche leitete<br />
und engagiert über das Leben im<br />
Haus und mit seinen Bewohnern berichtete.<br />
Besonders wichtig für den<br />
Vorstand war die Anwesenheit zweier<br />
Vertreter des Heimbeirates (Ernst<br />
Hägele und Friedrich Brenner).<br />
Angeregt wurde im Rundgespräch<br />
die (nachrichtliche) Beteiligung des<br />
KSR bei Anträgen und Stellungnahmen<br />
der Heimleitung, um den Mitgliedern<br />
Gelegenheit zu geben, „näher<br />
am Ball“ zu sein und fallweise<br />
über die Inhalte mit dem LSR sprechen<br />
zu können.<br />
Die Gespräche drehten sich unter<br />
anderem um die Vorgaben der<br />
Landesbauordnung (für Pflegeheime),<br />
um die Inhalte und Regeln der<br />
Leistungsqualitätsvereinbarung,<br />
um die Personalsituation solcher<br />
Einrichtungen „im Hinterland“ und<br />
34 2-2011<br />
Die Mitglieder des KSR mit der Heimleiterin und den Heimbeiräten. Bild: KSR Neckar-Odenwald-Kreis<br />
den Wunsch nach einer Steigerung<br />
des Einsatzes freiwillig ehrenamtlicher<br />
Betreuer. Die Letzteren werden<br />
zum Beispiel immer wieder in vielen<br />
Heimen gesucht für das Vorlesen,<br />
Basteln, gemeinsames Spielen oder<br />
begleitetes Einkaufen und Spaziergänge.<br />
Stadtseniorenrat<br />
Öhringen<br />
Direkt gewählt<br />
Seniorenbuero@neckarodenwald-kreis.de<br />
Im Herbst 2010 waren 5 585 Bürgerinnen<br />
und Bürger, die das 60ste<br />
Lebensjahr vollendet hatten, erstmals<br />
zur Wahl eines SSR aufgerufen.<br />
Rund 42 Prozent haben von ihrem<br />
Wahlrecht Gebrauch gemacht. Öhringen<br />
gehört somit zu den wenigen<br />
Kommunen im Land <strong>Baden</strong> <strong>Württemberg</strong>,<br />
wo durch Urwahl ein SSR<br />
ins Leben gerufen wurde.<br />
Zur Wahl stellten sich 18 Personen,<br />
obwohl schon vorher vom Gemeinderat<br />
festgelegt wurde, dass der<br />
künftige Vorstand nur acht Mitglieder<br />
umfasst und die mit der höchsten<br />
Stimmenzahl gewählt sind. OB<br />
Thilo Michler ist Kraft seines Amtes<br />
Mitglied im Vorstand.<br />
Zum Vorsitzenden wurde Otto<br />
Härterich, zu seinem Stellvertreter<br />
Joachim Stier gewählt.<br />
Mit der Direktwahl durch die Bürger<br />
hat der SSR eine besondere Stellung<br />
und auch ein verbrieftes Recht, Anträge<br />
an den Gemeinderat stellen zu<br />
können.<br />
Die Geschäftsführung erfolgt durch<br />
Mitarbeiter der Stadtverwaltung,<br />
welche auch die finanziellen Verpflichtungen<br />
übernimmt, sofern<br />
die anfallenden Kosten nicht durch<br />
Spenden gedeckt werden können.<br />
Diese Konstruktion hat den Vorteil,<br />
dass keine Mitglieder geworben und<br />
auch keine Beiträge erhoben werden<br />
müssen.<br />
<strong>Der</strong> Sitz des SSR befindet sich im<br />
Haus an der Walk, dem Seniorentreff<br />
der Stadt Öhringen und nicht<br />
im Rathaus, um eventuelle Berührungsängste<br />
der Bürger mit Verwaltungsangestellten<br />
von vornherein<br />
auszuschließen.<br />
Mitglieder des Vorstandes sind jeden<br />
Dienstag von 9 Uhr bis 11 Uhr<br />
im Seniorentreff zum persönlichen<br />
Gespräch oder telefonisch zu erreichen.<br />
Bei einer ersten öffentlichen Veranstaltung<br />
am 1. März wurde den Bürgern<br />
Gelegenheit geboten, ihre Wünsche,<br />
Anregungen und Vorschläge<br />
für die künftige Arbeit des SSR vorzubringen.<br />
Otto Härterich<br />
(Otto@Haerterich.info)
<strong>Der</strong> neue SSR voller Tatendrang. Bild: SSR Öhringen<br />
Kreisseniorenrat<br />
Ostalbkreis<br />
Hausarztversorgung im ländlichen<br />
Raum<br />
Die Gründe für die zunehmende<br />
Schließung von Hausarztpraxen im<br />
ländlichen Raum sind bekannt. Zum<br />
einen nimmt der Anteil der Hausärzte,<br />
die das übliche Rentenalter erreichen,<br />
kontinuierlich zu, zum anderen<br />
konnten in ländlichen Gemeinden<br />
im Ostalbkreis für die Allgemeinarztpraxen<br />
keine Nachfolger(innen)<br />
gefunden werden. Wenn Hausarztpraxen<br />
schließen, wirkt sich dies<br />
auch auf den Bestand der Apotheken<br />
aus.<br />
Die vielfältigen Klagen von Senioren<br />
im ländlichen Raum veranlassten<br />
die Vorsitzende des KSR, Heidi<br />
Schroedter, Dr. Klaus R. Walter vom<br />
Gesundheitsamt Ostalbkreis um ein<br />
Gespräch zu bitten und nach Lösungen<br />
zu suchen.<br />
Walter bestätigte die Problematik<br />
und wies auf ein 7-Punkte-Positionspapier<br />
mit Aufgaben und Forderungen<br />
hin, das Landrat Klaus Pavel zusammen<br />
mit den Kreisärzteschaften<br />
Aalen und Schwäbisch Gmünd, den<br />
Krankenhausdirektoren der drei Kliniken<br />
des Ostalbkreises und weiteren<br />
Akteuren im Ostalbkreis erarbeitet<br />
hatte: <strong>Der</strong> Bund schafft bessere Rahmenbedingungen,<br />
das Land plant<br />
kleinräumiger Zentren, Kliniken<br />
erstellen Weiterbildungskonzepte,<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
wird gefördert, Kommunen sollen<br />
Praxen unterstützen, Sparkasse gibt<br />
Kredite für neue Praxen, ärztliche<br />
Kooperationsformen werden unterstützt<br />
und positiv begleitet.<br />
Dieses Papier hatte der Landkreistag<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ergänzt mit<br />
den Punkten: Erhöhung der Ausbildungskapazität<br />
für Mediziner, ein<br />
Auswahlverfahren, das Eignung und<br />
Motivation für den Arztberuf stärker<br />
berücksichtigt, größere Praxisnähe<br />
des Medizinstudiums, das Fach Allgemeinmedizin<br />
sollte zu einem der<br />
Pflichtfächer beim Praktischen Jahr<br />
werden, eine bessere Werbung für<br />
den Beruf des Allgemeinmediziners.<br />
Ein Jahr später wurde vom Ministerrat<br />
ein Zehn-Punkte-Aktionsprogramm<br />
„Landärzte“ mit sieben<br />
Millionen Euro für strukturelle Verbesserungen<br />
der ärztlichen Versorgung<br />
beschlossen.<br />
Walter gab noch einen interessanten<br />
Hinweis darauf, dass sich zunehmend<br />
Frauen für ein Medizinstudium entscheiden<br />
und nach dem Studium das<br />
Modell „Teilzeit“ anstreben.<br />
Beeindruckt waren die Vorstandsmitglieder<br />
des KSR von den Telemedizinprojekten<br />
wie Sturzprophylaxe,<br />
Tele-EKG und „Chronische Wunde“<br />
im Ostalbkreis, die Walter vorstellte.<br />
Sie laufen bis Mitte nächsten Jahres<br />
und werden mit 500 000 Euro bezuschusst.<br />
Die Projekte sollen die Qualität der<br />
medizinischen wohnortnahen Versorgung<br />
im ländlichen Raum verbessern<br />
und damit Probleme reduzieren.<br />
Sie werden von ambulanten Pflegediensten<br />
und den zuständigen Chefärzten<br />
am Ostalb-Klinikum durchgeführt.<br />
An diesen Projekten arbeiten<br />
mehrere Sozialstationen mit.<br />
Heidi Schroedter<br />
(heidi.schroedter@gmx.de)<br />
Stadtseniorenrat<br />
Radolfzell<br />
Kreative Senioren<br />
Blick ins Land<br />
<strong>Der</strong> Seniorenbeirat der Stadt Radolfzell<br />
veranstaltete vom 4. bis 15. April<br />
eine Ausstellung unter dem Thema<br />
„Senioren sind kreativ“ im Foyer<br />
der Sparkasse in Radolfzell. Aus der<br />
Kernstadt und den Ortsteilen stellten<br />
20 Ältere 70 Exponate unterschiedlicher<br />
Gattung zur Verfügung. Diese<br />
sehenswerte Werkschau umfasste<br />
Arbeiten mit Farbe, Holz, Ton, Stein,<br />
Textil und Dekomaterial. Die freundliche<br />
und großzügige Unterstützung<br />
der Sparkasse Singen-Radolfzell hat<br />
diese Ausstellung ermöglicht.<br />
In der gut besuchten Eröffnungsveranstaltung<br />
mit musikalischer Darbietung<br />
des „Sponti-Chors“ aus dem<br />
Kreis der Älteren wiesen Ralf Zimmermann,<br />
Marktbereichsleiter der<br />
Sparkasse Singen-Radolfzell, und<br />
Othmar Frhr. v. Bodman, Sprecher<br />
des Seniorenbeirats, auf die Bedeutung<br />
dieses Engagements unserer<br />
Seniorenschaft hin.<br />
Die Aktivitäten der älteren Generation<br />
finden in der heutigen Zeit auf<br />
vielen Gebieten statt und sind in<br />
ihrer Ausrichtung oft themenübergreifend.<br />
Mit viel Fleiß und Ausdauer<br />
verwirklichen sie ihre Ideen,<br />
wobei ihnen die Begeisterung am<br />
Gestalten ebenso wichtig ist wie<br />
der Austausch mit Gleichgesinnten.<br />
Und das Ergebnis sieht man den Exponaten<br />
auch an.<br />
Dieses kreative Schaffen unserer Älteren<br />
war uns Ziel und Ansporn zugleich,<br />
der Öffentlichkeit Zugang zu<br />
ihren Arbeiten zu gewähren und insbesondere<br />
weitere ältere Menschen<br />
anzuregen, Gleiches zu tun, um auch<br />
geistige Regsamkeit und körperliche<br />
Beweglichkeit zu fordern und zu fördern.<br />
Othmar Frhr. v. Bodman<br />
(utta@bodman.de)<br />
2-2011<br />
35
Blick ins Land<br />
Kreisseniorenrat<br />
Rastatt<br />
Besonders wichtig: Service des<br />
Personals<br />
Die Stadtapotheke Kuppenheim, die<br />
Marienapotheke Rastatt-Niederbühl<br />
und das Parketthaus Hettich in<br />
Oberndorf erhielten die Zertifikate<br />
„Seniorenfreundlicher Service“.<br />
Vertreter des KSR Rastatt überprüften<br />
nach einer Kriterienliste die<br />
beiden Apotheken und das Parkett-<br />
Haus Hettich. Bei der Bewertung<br />
wurde darauf geachtet, was bei den<br />
konkreten Geschäftstypen für ältere<br />
Menschen wichtig ist. Dabei<br />
lag ein besonderes Augenmerk auf<br />
dem Waren- und Leistungsangebot<br />
und auf dem Serviceverhalten des<br />
Personals. Darüber hinaus sind die<br />
beiden Apothekerinnen Eva Ludwig<br />
wie auch Filialleiterin Heike König<br />
sehr an dem Thema Senioren interessiert.<br />
So arbeiten beide Apotheken<br />
mit den jeweiligen Sozialstationen<br />
zusammen und stehen für Beratung<br />
(Vortragsangebot: Senioren und<br />
Arzneimittel – Ein höheres Lebensalter<br />
ist keine Krankheit) gern zur<br />
Verfügung. Da setzt man sich auch<br />
schon mal beim Bürgermeister für<br />
die Absenkung des Bürgersteiges vor<br />
der Apotheke ein, um für Rollatornutzer<br />
und Rollstuhlfahrer bessere<br />
Zugangsmöglichkeiten zur Apotheke<br />
zu erreichen.<br />
Für Hettich-Parkett-Böden in Kuppenheim-Oberndorf<br />
galten entsprechend<br />
dem Leistungsangebot die<br />
gleichen Prüfkriterien. Auch hier<br />
wurde sehr schnell deutlich, dass<br />
in den hellen und geräumigen Geschäftsräumen<br />
eine seniorenfreundliche<br />
Beratung stattfindet.<br />
Die Gesamtbewertung fiel „zufriedenstellend“<br />
aus und einer Ausfertigung<br />
der Zertifikate stand nichts<br />
mehr im Wege.<br />
36 2-2011<br />
Uwe-Peter Böhm<br />
(uwe.p.boehm@t-online.de)<br />
Dr. Heinz-Jürgen Kopmann vom Landes-<br />
Apothekerverband. Bild: SSR Remshalden<br />
Stadtseniorenrat<br />
Remshalden<br />
Zu Risiken und<br />
Nebenwirkungen (im Auto)<br />
Umfassend, ausführlich, interessant<br />
und informativ hat Apotheker<br />
Dr. Heinz-Jürgen Kopmann vom<br />
Landes-Apothekerverband seinen<br />
Vortrag zum sicheren Umgang mit<br />
Medikamenten gestaltet.<br />
Mobilität ist bis ins hohe Alter wichtig,<br />
besonders für Remshaldener,<br />
vor allem in den Teilorten. Einkaufen,<br />
Arztbesuche und die Teilnahme<br />
an Veranstaltungen sind kaum ohne<br />
eigenes Fahrzeug möglich. Daher ist<br />
es besonders wichtig zu wissen, dass<br />
Autofahren eine komplexe Körperarbeit<br />
ist: ein Zusammenwirken von<br />
verschiedenen Sinnesorganen und<br />
des Zentralnervensystems.<br />
<strong>Der</strong> Referent hat anschaulich die<br />
verschiedenen Medikamentengruppen<br />
erklärt, welche Auswirkungen<br />
sie auf den Körper, die Reaktionsfähigkeit<br />
haben. Welche anregend,<br />
welche eher ermüdend wirken, wie<br />
sie in den Blutkreislauf gelangen,<br />
was vor allem bei Dosisveränderungen<br />
oder Neueinstellung von Medikamenten<br />
zu beachten ist.<br />
Er hat auch über Nebenwirkungen<br />
und Auswirkungen gesprochen bei<br />
Medikamenten, die in der Bevölkerung<br />
eher als harmlos angesehen<br />
werden und teilweise fast bedenkenlos<br />
eingenommen werden.<br />
Diese sind keine „Smarties“. Etliche<br />
Grippemittel, auch Heuschnupfenmittel,<br />
wirken sich ungünstig im<br />
Straßenverkehr aus, dies gilt ebenso<br />
für Fußgänger als auch Radfahrer.<br />
Kopmann hat auch über den rechtlichen<br />
Hintergrund bei der Einnahme<br />
von Medikamenten gesprochen. Es<br />
gilt: die eigene Fahrtüchtigkeit und<br />
Teilnahme am Straßenverkehr ist<br />
immer kritisch zu überprüfen.<br />
Ellen Reiniger<br />
(Seniorenrat@Remshalden.de)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Tübingen<br />
„Seniorenwegweiser“<br />
auch elektronisch<br />
<strong>Der</strong> KSR hat eine Neuauflage seines<br />
Senioren-Wegweisers herausgegeben.<br />
Auf insgesamt 120 Seiten wurden<br />
Informationen über Kontaktstellen,<br />
Angebote, Dienstleistungen<br />
und Möglichkeiten für ältere Bürgerinnen<br />
und Bürger des Kreises zusammengestellt.<br />
Die Neuauflage gab es, weil die letzte<br />
Ausgabe aus dem Jahr 2009 vergriffen<br />
war. Zwar schreibt das Sekretariat<br />
des KSR den Wegweiser als elektronisches<br />
Datenwerk laufend fort<br />
und versendet auf Anforderung diese<br />
E-Fassung. Die Nachfrage nach<br />
einer gedruckten Fassung ist jedoch<br />
nach wie vor sehr groß. Offensichtlich<br />
kann die elektronische Fassung<br />
des Wegweisers eine gedruckte Veröffentlichung<br />
nicht ersetzen.
Im Wegweiser spiegelt sich insbesondere<br />
das Netz der unterstützenden<br />
und helfenden Seniorenarbeit<br />
im Kreis Tübingen wider. Er zeigt,<br />
dass dieses Netz eng geknüpft ist.<br />
<strong>Der</strong> KSR setzt sich deshalb für ein<br />
systemisch ausgerichtetes Denken<br />
und Handeln bei der Organisation<br />
der unterstützenden und helfenden<br />
Seniorenarbeit ein.<br />
Ferner geht es dem KSR auch darum,<br />
weitere Multiplikatoren zu gewinnen,<br />
die vor Ort auf den Wegweiser als Datenwerk<br />
der Seniorenarbeit aufmerksam<br />
machen und Rat suchenden älteren<br />
Menschen dabei helfen, sich<br />
in der Vielzahl der Angebote besser<br />
zurecht zu finden. Zu denken ist dabei<br />
an Personen, Organisationen und<br />
Institutionen, die selbst nicht zum<br />
System der Seniorenarbeit gehören,<br />
die aber im Rahmen ihrer eigenen<br />
Aufgaben Kontakte zu Älteren haben.<br />
<strong>Der</strong> KSR hofft, dass auch die neue<br />
Ausgabe des Wegweisers wieder<br />
zu einem Wegbegleiter der älteren<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger im<br />
Landkreis, ihrer Angehörigen, Rat<br />
gebenden Freunde und Bekannten<br />
sowie von Institutionen und Dienstleistern,<br />
die älteren Menschen helfen<br />
und sie unterstützen wollen, wird.<br />
Hansjürgen Stiller<br />
(Kreisseniorenrat_Tuebingen@<br />
t-online.de)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Tuttlingen<br />
Vier Neue und ein Faltblatt<br />
Vier Neuvorschläge, neun im Amt<br />
Bestätigte: Die Vorstandswahl des<br />
KSR hat keine Überraschungen geboten,<br />
aber dafür sind sich die Senioren<br />
bei der Jahreshauptversammlung<br />
einig gewesen.<br />
So ist ab jetzt Jürgen Zinsmayer,<br />
Leiter der Fachstelle für Familie<br />
und Senioren, der neue Kassenwart<br />
Die Mitglieder des neuen und alten Vorstandes der KSR Tuttlingen. Auf dem Bild fehlt der ausgeschiedene<br />
Wolfgang Worm. Bild: Corinna Blum<br />
des KSR. Er löst Bernd Mager, Sozialdezernent<br />
des Landratsamts Tuttlingen,<br />
ab. Außerdem schied Willi<br />
Frech, laut dem alten und neuen<br />
Vorsitzenden Martin Stützler ein<br />
„Urgestein des Vorstands“, als Beisitzer<br />
aus. Mit ihm gehen die Beisitzer<br />
Monika Haug vom DRK und<br />
Wolfgang Worm. Ihre Nachfolger<br />
sind Karl Josef Dehé, Leiter des Seniorentreffs<br />
Rietheim-Weilheim,<br />
Helga Sander, Geschäftsführerin<br />
des DRK-Kreisverbands Tuttlingen,<br />
und Wolfgang Wuchner aus<br />
Tuttlingen -Nendingen.<br />
Neu ist in diesem Jahr auch ein Faltblatt<br />
mit Informationen über den<br />
KSR, das in Zusammenarbeit mit<br />
dem Landratsamt entstanden ist.<br />
Es soll spätestens im Mai bei den<br />
Bürgermeisterämtern im Landkreis<br />
ausliegen.<br />
Rüdiger Daus<br />
(RuedigerDaus@t-online.de)<br />
Stadtseniorenrat<br />
Ulm<br />
„Wir fliegen auf Senioren“<br />
Als neue gewählte Vorsitzende übernimmt<br />
Helga Gerstmeier das Amt.<br />
Stellvertretende Vorsitzende und<br />
Schriftführerin wurde Stefanie Lohrmann,<br />
und das Amt der zweiten<br />
stellvertretenden Vorsitzenden und<br />
Schatzmeisterin begleitet zukünftig<br />
Mathilde Klimek. Neben den drei<br />
geschäftsführenden Vorständen sind<br />
weitere sechs Beisitzer(innen) in den<br />
SSR gewählt: Christl Urban, Kornelia<br />
Menden-Gräter, Halil Ibrahim<br />
Kaplan, Tilman Röhricht, Martin<br />
Grünitz und Bernhard Gnoth.<br />
Zwischenzeitlich hat das neue Gremium<br />
seine Tätigkeit aufgenommen.<br />
Neben der Identifikation wichtiger<br />
lokaler Themen steht als zentrale<br />
Aufgabe die Planung des übernächsten<br />
Landesseniorentags 2012 in Ulm<br />
im Zentrum.<br />
Im Rahmen des verkaufsoffenen<br />
Sonntags nahm der Seniorenrat mit<br />
einem Informationsstand auf dem<br />
Münsterplatz teil. Das Motto dieses<br />
Tages lautete „Albrecht Berblinger“.<br />
In Anlehnung an das Thema stellte<br />
der Rat für sich fest: „Wir fliegen auf<br />
Senioren“. Neben mannigfaltigem<br />
Informationsmaterial zu den Themen<br />
Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht,<br />
Betreuungsrecht und<br />
vielen anderen hat man auch die<br />
Möglichkeit des Bastelns von Papierfliegern<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
angeboten. <strong>Der</strong> Informationsstand<br />
war den gesamten Tag über gut frequentiert.<br />
Es entstanden sehr viele<br />
interessante Gespräche mit Bürgerinnen<br />
und Bürgern. Gleich nach<br />
seiner Eröffnungsrede besuchte der<br />
Ulmer Oberbürgermeisters Ivo Gönner<br />
den Stand des Seniorenrats und<br />
wünschte gutes Gelingen.<br />
Stefanie Lohrmann<br />
(stefanie.lohrmann@web.de)<br />
2-2011<br />
37
Pflege<br />
Noten für die Pflegeeinrichtungen im L<br />
<br />
<br />
Mit Hilfe von Noten soll<br />
die Qualität der Versorgung<br />
Pflegebedürftiger<br />
in den Heimen vergleichbar<br />
dargestellt werden. An der<br />
Methodik gib es allerdings Zweifel,<br />
ebenso an der Relevanz.<br />
Mit dem so genannten Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />
hat der Gesetzgeber<br />
2008 die Grundlage geschaffen,<br />
bundesweit die Qualität der Pflegeheime<br />
und ambulanten Pflegedienste<br />
für den Verbraucher vergleichbar abzubilden.<br />
Vor allem die Ergebnis- und<br />
Lebensqualität der Pflegebedürftigen<br />
sollten verständlich, umfassend,<br />
übersichtlich und zuverlässig darstellt<br />
werden, damit Kunden und Angehörige<br />
vergleichen und ein Heim<br />
fundiert auswählen können.<br />
38 2-2011<br />
<br />
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<br />
Nach längerem Diskussionsprozess<br />
haben im Sommer 2009 die Beteiligten<br />
(Pflegekassen, Medizinischer<br />
Dienst der Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände,<br />
Sozialhilfeträger und<br />
andere) Pflegenoten vereinbart, mit<br />
denen die Ergebnisse der Prüfungen<br />
dargestellt werden. Seit Ende des<br />
Jahres 2009 prüft der Medizinische<br />
Dienst der Krankenkassen (MDK)<br />
nun bundesweit unangemeldet die<br />
Einrichtungen der Altenhilfe.<br />
Aufbau der Pflegenoten<br />
<br />
<br />
<br />
Die regelmäßigen jährlichen Begehungen<br />
stellen für die Pflegeheime in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ein Novum dar.<br />
Neben einem umfangreichen Prüfbericht,<br />
der die eventuellen Mängel<br />
und die daraus resultierenden Ver-<br />
<br />
<br />
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besserungsempfehlungen enthält,<br />
kommt ein bundesweit einheitlicher<br />
Fragenkatalog zum Einsatz, der die<br />
Qualität erfassen und widerspiegeln<br />
soll. Bis Ende 2010 sollte für jedes<br />
Pflegeheim eine Zensur vorliegen,<br />
was jedoch aufgrund der Vielzahl<br />
an Einrichtungen nicht erreicht<br />
werden konnte. Mittlerweile startet<br />
aber schon vereinzelt der zweite Prüfungsdurchgang.<br />
Vier unterschiedliche Bewertungsbereiche<br />
werden durch den MDK<br />
abgefragt:<br />
• die pflegerische und medizinische<br />
Versorgung<br />
• der Umgang mit demenzkranken<br />
Pflegebedürftigen<br />
• die Betreuung und Beschäftigung<br />
sowie die Gestaltung des Alltags
and<br />
• die Wohnumgebung, die Hygiene<br />
sowie die Verpflegung.<br />
Die Summe aller Kriterien ergibt<br />
dann eine Gesamtnote, die noch<br />
mit dem Ergebnis einer Befragung<br />
von ausgewählten Bewohner(inne)n<br />
ergänzt wird. Alle Pflegenoten werden<br />
in den jeweiligen Häusern ausgehängt<br />
sowie im Internet (bei den<br />
Krankenkassen und anderen) veröffentlicht.<br />
Neben der neuen Bewertungssystematik<br />
war es für die Verantwortlichen<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine<br />
zusätzliche Herausforderung, dass<br />
nun erstmalig der MDK regelmäßig<br />
zu Begehungen in die Heime<br />
kommt. In der Vergangenheit wurde<br />
überwiegend der ambulante Bereich<br />
durch den MDK geprüft, während<br />
die Heimaufsichten für die Kontrollen<br />
der Pflegeheime verantwortlich<br />
waren.<br />
Die Qualität der rund 1 400 Pflegeheime<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wurden<br />
bis März 2011 zu über 90 Prozent<br />
mit den Noten bewertet. Die Durchschnittspflegenote<br />
im Land liegt bei<br />
1,2 und ist damit deutlich besser als<br />
der Bundesdurchschnitt (1,6). Doch<br />
genau diese sehr guten Werte sorgen<br />
bei Fachleuten für erhebliche Kritik.<br />
Kritik an den Pflegenoten<br />
Vor allem das Fehlen belastbarer<br />
pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
wird angeprangert. Bei dem<br />
derzeitigen Vorgehen ist es wissenschaftlich<br />
nicht nachgewiesen, ob<br />
auch wirklich die Qualität gemessen<br />
wird, die in die Zensur mündet.<br />
Aus diesem Grunde haben einige<br />
Pflegeheime in anderen Bundesländern<br />
gegen die Veröffentlichung<br />
ihrer schlechten Noten geklagt und<br />
zum Teil Recht bekommen. Hinzu<br />
kommen statistische Unzulänglichkeiten,<br />
handwerkliche Fehler und<br />
fragliche Berechnungsmethoden,<br />
welche die Ergebnisse beeinträchtigen<br />
können. Ebenso ist zu hin-<br />
terfragen, warum die Leistungserbringer,<br />
also diejenigen, die geprüft<br />
werden (die privaten, kommunalen<br />
und gemeinnützigen Verbände der<br />
Pflegeheime) vom Gesetzgeber an<br />
den Verhandlungen für die Prüfrichtlinien<br />
beteiligt wurden. Dies ist<br />
ungefähr so, als würde ein Autohersteller<br />
bei der Erarbeitung der TÜV-<br />
Kriterien oder Gymnasiasten bei der<br />
Erstellung ihrer Abiturprüfung mitwirken.<br />
Auch ist seit Einführung der<br />
Notenbewertung deutlich sichtbar,<br />
dass sich nahezu alle Bundesländer<br />
inzwischen in ihren Ergebnissen<br />
verbessert haben – es deutet sich<br />
an, dass sich ein gewisser Vorbereitungseffekt<br />
bei den Heimen auf die<br />
Prüfung eingestellt hat.<br />
Alternativen zur Pflegenote<br />
Folglich werden sich bei der Bewertungssystematik<br />
zukünftig Veränderungen<br />
ergeben, um auf die<br />
berechtigte Kritik zu reagieren. Die<br />
aufgezeigten Probleme und kritischen<br />
Einwürfe gelten sowohl für<br />
den stationären wie den ambulanten<br />
Bereich. Dem Verbraucher<br />
stehen noch weitere Anlaufpunkte<br />
zur Verfügung, über die Informationen<br />
zu Pflegeheimen eingeholt<br />
werden können. Neben den Pflegestützpunkten<br />
gibt es im Internet<br />
das Projekt „Heimverzeichnis“ der<br />
BIVA (Bundesinteressenvertretung<br />
der Nutzerinnen und Nutzer von<br />
Wohn- und Betreuungsangeboten<br />
im Alter und bei Behinderung), mit<br />
dem ebenfalls die Lebensqualität<br />
erhoben werden soll. Viele Einrichtungen<br />
lassen sich zusätzlich noch<br />
von weiteren Prüfinstitutionen besuchen,<br />
um mit Zertifikaten wie die<br />
„Sterne“ des Pflegenetzes Heilbronn<br />
und Siegeln wie IQD für ihre Qualität<br />
zu werben.<br />
Wichtiger als die Noten ist der<br />
persönliche Eindruck<br />
Letztendlich dürften jedoch alle Noten<br />
und die nach außen dargestellten<br />
Symbole bei der Auswahl eines<br />
2-2011<br />
Aktuelles<br />
Pflegeheimes gegenüber den persönlichen<br />
Eindrücken vor Ort nachrangig<br />
sein. Erste Befragungen bei<br />
Verbrauchern verdeutlichen, dass<br />
das Interesse eher zurückhaltend<br />
und die Aussagekraft bescheiden ist.<br />
Vielmehr ist immer noch der erste<br />
Eindruck beim Betreten eines Pflegeheims<br />
entscheidend. Gleichermaßen<br />
wichtig sind die Freundlichkeit<br />
des Personals, der Geruch, die<br />
Atmosphäre, die Begrüßung oder<br />
ein Platz zum Verweilen und Kaffeetrinken.<br />
Aber auch der Ruf des<br />
Heimes und die Heimatnähe, die<br />
Einbindung in das Gemeindeleben,<br />
die Empfehlung des Hausarztes,<br />
die Erreichbarkeit und Nähe zum<br />
Wohnort der Angehörigen oder die<br />
Kosten können für die Auswahl einer<br />
Einrichtung entscheidend sein.<br />
Sascha M. Buchinger,<br />
Referent für stationäre Altenhilfe<br />
beim DRK Landesverband<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Sascha M. Buchinger<br />
39
Pflege<br />
Alle sind dafür: „Pflege engagiert“ muss sein!<br />
Förderung für Initiativen nach § 45d, SGB XI<br />
Aber: wie „pflegen“ wir selbst<br />
dieses Thema? Nach zwei Jahren<br />
Förderung des Ehrenamts<br />
und der Selbsthilfe im Rahmen<br />
von § 45 des Sozialgesetzbuches<br />
(SGB) XI zieht die Agentur<br />
„Pflege engagiert“ eine Bilanz:<br />
Einiges ist erreicht, aber vieles<br />
bleibt noch zu tun. Dafür sind<br />
eine engagierte Bürgerschaft,<br />
aber auch die Kommunen und<br />
Seniorenvertretungen weiter<br />
gefordert.<br />
<strong>Der</strong> demografische Wandel von unten<br />
und von oben, von der Jugend<br />
und vom Alter her, hat unseren Alltag<br />
erreicht. Das Thema „Sorgearbeit“<br />
ist in den bedeutenden Medien<br />
der Republik angekommen. Insbesondere<br />
Demenzerkrankte und ihre<br />
Angehörigen finden mehr öffentliche<br />
Aufmerksamkeit. Die Bundespolitik<br />
hat das drängende Anliegen<br />
der Vereinbarkeit von Pflege und<br />
Beruf jetzt aufgegriffen mit dem<br />
Gesetz zur Familienpflegezeit – umstritten<br />
und teilweise halbherzig in<br />
der Umsetzung. Die Gefahr scheint<br />
erkannt.<br />
Wir sind eine Gesellschaft des langen<br />
Lebens. Lebensformen im Alter<br />
werden bunter, aber auch fragiler.<br />
Familien halten zusammen, wohnen<br />
aber nicht mehr so nah beieinander.<br />
Für Menschen in bestimmten Lebenslagen<br />
entstehen so Risiken bei<br />
drohender Betreuungs- und Pflegebedürftigkeit<br />
– mangelnde Unterstützung<br />
für allein lebende Hochbetagte,<br />
insbesondere Männer, für<br />
alte Menschen ohne Kinder, für pflegende<br />
Angehörige, die berufstätig<br />
sind; oder Versorgungsrisiken – bei<br />
Bürgerinnen und Bürger im ländlichen<br />
Raum oder bei Menschen mit<br />
sehr niedrigen Renten, die sich keine<br />
Hilfsdienste leisten können.<br />
40 2-2011<br />
Auch neue Antworten?<br />
Das Fazit: Zukunftsfähigkeit hängt<br />
auch hier von einer zügigen und konsequenten<br />
Wende ab. Wir brauchen<br />
neue Antworten für Zukunftsbedarfe.<br />
Es geht um einen Wechsel von<br />
der Versorgungs- zur Mitwirkungsgesellschaft<br />
durch kleinräumige,<br />
wohnortnahe Angebote und kreative,<br />
Pflege flankierende Aktivitäten. Gefragt<br />
sind lokale Verantwortungsgemeinschaften.<br />
Dieses Anliegen steht auch im Mittelpunkt<br />
der Förderung von Initiativen<br />
des Ehrenamts und der Selbsthilfe<br />
nach SGB XI § 45d. Solche Initiativen<br />
können bereits heute einen Beitrag<br />
leisten gegen Vereinsamung,<br />
Verwahrlosung und Verkümmerung<br />
in Lebenssituationen mit Pflege.<br />
Sie sind aber auch unverzichtbare<br />
Meilensteine auf dem Weg zu zukunftsfähigen<br />
und solidarischen<br />
Formen des Zusammenlebens, wenn<br />
man Hilfe braucht. Es geht um Zusammenschlüsse<br />
von Betroffenen,<br />
Bürgerschaft, Fachdiensten und<br />
kommunalen Partnern nach selbstbestimmten<br />
Regeln. Vision ist die<br />
„Caring community“.<br />
Immerhin 60 neue Initiativen<br />
Eine große Hilfe dabei sind die vielseitigen<br />
bürgerschaftlichen Initiativen,<br />
die 2010, im zweiten Jahr der<br />
Förderung nach SGB XI § 45d, ihre<br />
Arbeit aufgenommen oder fortgesetzt<br />
haben. Sie vereinen praktischen<br />
Alltagssinn mit dem Anliegen gesell-
Projekt-Initiatorinnen bei der Arbeit im Tandem im Kurs 2010/2011.<br />
schaftspolitischer Mitgestaltung im<br />
eigenen Umfeld. Bei vielen begründet<br />
sich das Engagement aus der<br />
Überzeugung, dass neue Wege eines<br />
gelingenden Lebens mit Pflege von<br />
Bürgerinnen und Bürgern gesucht<br />
und gefunden werden müssen.<br />
Im letzten Jahr wurden 60 neue<br />
Initiativen mit kommunalen sowie<br />
Mitteln der Pflegekasse und zum<br />
Teil auch Landesmitteln gefördert.<br />
Das bedeutet einen Zuwachs von<br />
62 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />
Durch Fördermittel konnten die Initiativen<br />
das freiwillige Engagement<br />
qualifizieren, verlässliche fachliche<br />
Begleitung bereitstellen, Öffentlichkeitsarbeit<br />
betreiben und Aufwände<br />
der Freiwilligen in den jeweiligen<br />
Aktivitäten ersetzen.<br />
Die Förderung trägt zu einem fairen<br />
und verlässlicheren Rahmen für die<br />
Beteiligung von Freiwilligen bei. Bestehende<br />
Initiativen entdecken darin<br />
Chancen. Sie gewinnen Ressourcen<br />
für weitere Schritte.<br />
Allerdings verlockt diese Förderung<br />
bisher nur zögerlich zum Aufbau<br />
neuer Aktivitäten.<br />
Wo und wie wird geholfen?<br />
Die 60 im Jahr 2010 geförderten<br />
Initiativen decken bisher vier Handlungsfelder<br />
ab:<br />
• Selbstständigkeit erhalten und<br />
verbessern: Dazu gehören beispielsweise<br />
Seniorennetzwerke,<br />
Wohnberatung, Einkaufsunterstützung<br />
oder Formen von Alltagsassistenz,<br />
Kümmerer für den<br />
„Schreibkram“.<br />
• Soziale Einbindung (im Quartier)<br />
anregen: Dazu zählen Kontaktund<br />
Besuchsdienste, „Besuchspaten“,<br />
Mittagstische, Samstagsfrühstück<br />
für Menschen mit<br />
chronischer psychischer Erkrankung<br />
und vieles mehr.<br />
• Gesundheit erhalten bei Pflegebedürftigkeit:<br />
Besonders interessante<br />
Entwicklungen gab es bei zugehenden<br />
Bewegungsangeboten wie dem<br />
aktivierenden Hausbesuch, aber<br />
auch bei bekannteren Formen wie<br />
Gedächtnisgruppen oder „Urlaub<br />
ohne Koffer“.<br />
• Unterstützung von pflegenden<br />
Angehörigen in der Form von<br />
Pflegebegleitungsinitiativen, Gesprächsangeboten<br />
mit Selbsthilfe-<br />
2-2011<br />
Pflege<br />
charakter oder Forum pflegender<br />
Angehöriger.<br />
Wo sind die Probleme?<br />
Es gibt allerdings auch Hürden beim<br />
weiteren Aus- und Aufbau:<br />
• die Notwendigkeit der kommunalen<br />
Ko-Finanzierung<br />
• die Abstimmung mit der Kommune<br />
und dem Landkreis ist zwingend<br />
notwendig. Dies schreckt<br />
Organisationen ab, die mit diesen<br />
Wegen nicht vertraut sind.<br />
• Angebote und Aktivitäten erfordern<br />
bestimmte Qualitätsstandards<br />
und fachliche Ressourcen.<br />
Träger signalisieren Überforderung<br />
durch „neue Baustellen“.<br />
• Angebote und Aktivitäten beruhen<br />
auf der systematischen Zusammenarbeit<br />
von Hauptamtlichen<br />
und Freiwilligen. <strong>Der</strong> „Wohlfahrtsmix“<br />
im ambulanten Bereich zählt<br />
nicht zu den selbstverständlichen<br />
und vertrauten Kooperationsformen.<br />
Ein grundsätzlicher Wandel<br />
im beruflichen Selbstverständnis<br />
ist erforderlich.<br />
• Entlastung und Begleitung als Pflege<br />
flankierende Maßnahmen erfordern<br />
Kooperation und Öffnung von<br />
Familien und Pflegebedürftigen<br />
hin zu geteilter Verantwortung. In<br />
der Regel besteht jedoch nach wie<br />
vor eine Kultur der Distanz.<br />
Wie kommt man besser voran?<br />
Es gibt Hinweise, wo Prozesse leichter<br />
vorankommen:<br />
• in Landkreisen mit systematischer<br />
Demografieplanung und Tradition<br />
im Bürgerengagement bei Pflege:<br />
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald,<br />
Landkreis Esslingen<br />
• in Städten mit Fachstellen, die auch<br />
den Themenbereich Bürgerengagement<br />
und Pflege aufgreifen:<br />
Esslingen, Stuttgart, Karlsruhe,<br />
Reutlingen, Schwäbisch Gmünd<br />
• in Landkreisen, die Fördermittel<br />
für §-45d-Initiativen bereitstellen<br />
können: Breisgau-Hochschwarzwald,<br />
Tübingen<br />
41
Pflege<br />
• in Orten mit großem lokalem<br />
Reichtum von alten und neuen<br />
Initiativen im Umfeld von Pflege:<br />
Weilheim, Kirchheim/Teck, Bad<br />
Wurzach, Nürtingen, Lenningen.<br />
Entscheidend: Das Miteinander<br />
vor Ort<br />
Es kommt auf Promotoren und Kommunikation<br />
vor Ort an. Die Agentur<br />
„Pflege engagiert“ informiert und berät<br />
Interessenten. Für 2011 streben<br />
wir an:<br />
• Trotz einem bundesweit vergleichsweise<br />
entwickelten Projektstand<br />
hält das Interesse an, und die<br />
Initiativen werden bunter. Diese<br />
Entwicklung möchten wir durch<br />
Information und Wissenstransfer<br />
verstärken.<br />
• Jenseits von fachlichen Zusammenhängen<br />
muss die Informationsarbeit<br />
weiter fortgesetzt werden<br />
und sich verstärkt und kontinuierlich<br />
auf niedrigschwellige, bürgerschaftliche<br />
Kreise beziehen. Wir<br />
erweitern unsere Pfade, besonders<br />
auch im Blick auf die Arbeit von<br />
Pflegestützpunkten und Mehrgenerationenhäuser.<br />
• <strong>Der</strong> konkrete Wissenstransfer zu<br />
bisherigen Projekten ist wichtig,<br />
um bei Fachleuten und interessierten<br />
Bürgern soziale Phantasie<br />
anzuregen. Wir beteiligen uns an<br />
den 2011 stattfindenden Innovationskonferenzen<br />
im Land.<br />
• Regionalgespräche haben sich als<br />
wichtige und nützliche Plattformen<br />
erwiesen. Wir suchen weiterhin<br />
den Kontakt mit Seniorenräten,<br />
fachlichen und politischen<br />
Multiplikatoren. Wir verstärken<br />
die Ausrichtung auf vielfältigere<br />
Zielgruppen (bürgerschaftliche<br />
Initiativen und Multiplikatoren,<br />
Mitarbeiter aus Kommunen und<br />
Verbänden). Im Herbst laden wir<br />
wieder zu vier Regionalgesprächen<br />
ein: in Ulm, Mengen, Mosbach<br />
und Offenburg.<br />
• <strong>Der</strong> Weg in die Förderpraxis ist<br />
aufwändig und erfordert meist<br />
mehrere Schritte der Informati-<br />
42 2-2011<br />
Beim Erfahrungsaustausch.<br />
on, Kommunikation und Begleitung.<br />
Wir möchten kommunale<br />
Mitarbeiter dabei unterstützen,<br />
durch ein vernetztes Vorgehen mit<br />
Verbänden, Personalressourcen<br />
als kommunale Förderung einzubringen.<br />
Die Förderung von Selbsthilfe und<br />
Bürgerengagement nach SGB XI<br />
§ 45d bietet jenseits des Anliegens<br />
Pflege flankierender Maßnahmen<br />
ein weites sozialpolitisches Übungsfeld<br />
mit vielen Gewinnchancen.<br />
Ressourcen für lokale Anliegen<br />
können erschlossen werden. Neue<br />
Kooperationen werden auf den Weg<br />
gebracht. Vertrauen in Eigeninitiative<br />
wächst.<br />
<strong>Der</strong> Aufbau neuer Initiativen in einem<br />
neuen Handlungsfeld mit neuen<br />
Rahmenbedingungen erfordert vielfältige,<br />
kontinuierliche und zeitintensive<br />
Beratungs- und Begleitprozesse.<br />
Leicht lassen sich diese Entwicklungen<br />
(noch) nicht befördern, aber angesichts<br />
der vielfältigen gesellschaftliche<br />
Herausforderungen gibt es dazu<br />
kaum realistische Alternativen.<br />
Iren Steiner, Beratungs- und Vermittlungsagentur<br />
„Pflege engagiert“<br />
www.pflege-engagiert.de
„Traditionelle Gerichte<br />
sind wieder gefragt“<br />
Interview mit DEHOGA-Präsident Peter Schmid zum Thema<br />
seniorenfreundliche Hotels- und Gaststätten<br />
Peter Schmid ist Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes<br />
DEHOGA <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
und Besitzer des seniorenfreundlichen Hotels<br />
„Graf Eberhard“ in Bad Urach. „Im Blick“<br />
sprach mit ihm über die Chancen des demografischen<br />
Wandels für die gastliche Branche<br />
und über die Umsetzung des Themas Seniorenfreundlichkeit<br />
in seinem Betrieb.<br />
Herr Schmid, Sie haben Ihr Hotel unmittelbar nach<br />
dem Start der Zusammenarbeit zwischen DEHOGA und<br />
<strong>Landesseniorenrat</strong> als „Seniorenfreundlichen Beherbergungsbetrieb“<br />
zertifizieren lassen. War da nur Ihre Vorbildfunktion<br />
des Verbandspräsident ausschlaggebend<br />
oder gab es auch für den Unternehmer Peter Schmid<br />
gute Gründe?<br />
Peter Schmid: Natürlich wollte ich als DEHOGA-Präsident<br />
mit meiner Teilnahme auch ein Zeichen setzen –<br />
einfach, weil ich diese Zusammenarbeit gut und wichtig<br />
finde. Aber die Zertifizierung als seniorenfreundlicher<br />
Betrieb macht für unser Haus natürlich auch aus rein betrieblichen<br />
Gründen Sinn: Ältere Gäste sind schon heute<br />
für uns die wichtigste Zielgruppe. Sich optimal auf ihre<br />
Wünsche und Bedürfnisse einzustellen ist ganz sicher<br />
eine gute Investition, und ich freue mich, dass die Kriterien,<br />
die wir als Verband gemeinsam mit dem <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
erarbeitet haben, uns dabei helfen.<br />
Haben Sie konkret etwas verändert im Betrieb?<br />
Peter Schmid: Viel mussten wir eigentlich gar nicht<br />
verändern, weil wir uns bislang schon ganz gut auf ältere<br />
Gäste eingestellt hatten. Aber man wird sensibilisiert.<br />
War haben zum Beispiel geprüft, ob die Schrift auf den<br />
Speisekarten wirklich ausreichend groß und gut lesbar<br />
ist. Auch die Beschriftung in den Aufzügen war ein Thema,<br />
ausreichende Helligkeit und natürlich die Höhe der<br />
Betten im Hotel ebenso. Es gibt immer Details, die man<br />
verbessern kann – wir haben dank der Zertifizierungskriterien<br />
unser Angebot an der einen oder anderen Stelle im<br />
Sinne der Seniorenfreundlichkeit optimiert.<br />
Seniorenfreundliche Hotels<br />
Betrifft das auch Ihr kulinarisches Angebot?<br />
Peter Schmid: Ältere Gäste haben im Grunde keine anderen<br />
Wünsche als die Jungen. Alle Gäste wollen gut essen<br />
und freundlich bedient werden – völlig unabhängig vom<br />
Alter. Aber wir bemerken schon, dass traditionelle Gerichte<br />
wieder stärker gefragt sind: Kalbsfrikassee zum Beispiel<br />
oder Pastetchen mit Ragout fin – die waren eine Zeit lang<br />
praktisch von der Speisekarte verschwunden. Jetzt bieten<br />
wir solche Gerichte wieder öfter an, weil sie vor allem bei<br />
unseren älteren Gästen einfach gut ankommen.<br />
Bringt Ihnen die Zertifzierung „Seniorenfreundlicher<br />
Betrieb“ mehr Gäste?<br />
Peter Schmid: Das ist schwer zu sagen, da wir eigentlich<br />
schon immer einen hohen Anteil älterer Gäste hatten. Ich<br />
sehe die Zertifizierung aber in jedem Fall als Vorteil: Zum<br />
einen natürlich als Botschaft nach außen – zum anderen<br />
ist der Kriterienkatalog, der ja maßgeblich von Senioren<br />
mitgestaltet wurde, einfach ein guter Ratgeber um sich auf<br />
eine stark wachsende und im übrigen auch kaufkräftige<br />
Zielgruppe besser einzustellen. Ich kann meinen Kollegen<br />
daher nur raten, mitzumachen bei dieser Sache.<br />
Bislang gibt es landesweit 78 seniorenfreundliche Hotel-<br />
und Gaststättenbetriebe – warum sind es nicht mehr?<br />
Peter Schmid: Ich bin sicher, dass es noch mehr werden,<br />
weil immer mehr Gastronomen und Hoteliers im<br />
Land den demografischen Wandel als Chance erkennen.<br />
Vielleicht muss man manche Dinge aber auch noch deutlicher<br />
kommunizieren – zum Beispiel, dass ein seniorenfreundliches<br />
Hotel nicht in sämtlichen Gästezimmern<br />
die Kriterien erfüllen muss, sondern dass es ausreicht,<br />
diesen Standard in einem Teil der Zimmer anzubieten.<br />
Ich denke, es sollte bei dieser Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>Landesseniorenrat</strong> und DEHOGA in erster Linie darum<br />
gehen, Chancen aufzuzeigen. Wir sollten keine Hürden<br />
aufbauen, sondern gemeinsam daran arbeiten, <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> zu einem noch reisefreundlicheren Land<br />
für ältere Gäste zu machen.<br />
2-2011<br />
43
Im Blick<br />
Kein Hotel wie jedes andere. Bild: Hotel am Kurpark<br />
Barrierefrei und sehr komfortabel:<br />
Das Hotel am Kurpark in Bad Herrenalb.<br />
Auf den ersten Blick sieht<br />
dieses Haus ziemlich normal<br />
aus: Ein modernes 4-Sterne-Hotel<br />
im Kurort Bad<br />
Herrenalb im Nordschwarzwald. Das<br />
Besondere ist das, was es darin nicht<br />
gibt: keine Stufen oder andere Hindernisse,<br />
die für Menschen mit eingeschränkter<br />
Mobilität beschwerlich<br />
werden können. Ohne eine Schwelle<br />
gelangt man ins Hotel und auch innerhalb<br />
des Hauses überallhin. Auch<br />
44 2-2011<br />
der Zugang zu den Balkonen sowie<br />
der Saunabereich ist ohne jede Barriere.<br />
Alle 60 Zimmer samt der Nasszellen<br />
wurden speziell für Rollstuhlfahrer<br />
konzipiert. Besonderheiten<br />
gibt es auch bei den Mitarbeitern:<br />
Das Hotel ist ein „Integrationsbetrieb“.<br />
Mit diesem Haus wurden<br />
gezielt Arbeitsplätze für Menschen<br />
mit gesundheitlichen Einschränkungen<br />
geschaffen. 10 der 25 Mitarbeiter<br />
sind „schwerbehindert“ – wobei<br />
sie dank guter Ausbildung mit ihrer<br />
gesundheitlichen Beeinträchtigung<br />
gut zurecht kommen. Einige der<br />
Hotelangestellten sind selbst „mobilitätseingeschränkt“<br />
– und wissen<br />
deshalb bestens, was sich rollstuhlfahrende<br />
Gäste wünschen. „Unsere<br />
primäre Zielgruppe sind Rollstuhlfahrer<br />
und andere Menschen mit<br />
eingeschränktem Bewegungsfähigkeit“,<br />
erklärt Hoteldirektor Hans<br />
Günter Jung. „Und auch unter vielen<br />
anderen hat es sich schon herumgesprochen,<br />
dass unser Hotel gerade<br />
deshalb sehr komfortabel ist. Besonders<br />
Familien genießen es sehr, dass<br />
unsere Zimmer viel größer sind, als<br />
sie es von anderen Hotels gewöhnt<br />
sind.“ Eine weitere Besonderheit ist,<br />
dass man über die Diakoniestation<br />
in Bad Herrenalb auch im Hotel Pflegeleistungen<br />
buchen kann. Auf diese<br />
Weise können auch Paare mit einem<br />
pflegebedürftigen Partner gemeinsam<br />
Urlaub machen.<br />
Die Idee für ein „solches Hotel der<br />
besonderen Art“ im Ländle wurde<br />
2003 im Sozialministerium entwickelt,<br />
mit der Paulinenpflege Winnenden<br />
e. V. fand sich ein kompetenter<br />
Kooperationspartner, um das<br />
Projekt zu realisieren. Eröffnet wurde<br />
das „Hotel am Kurpark“ 2008.<br />
Kontakt: www.hotelak.de,<br />
Telefon 0 70 83/5 00 20
Sozialministerin Dr. Monika Stolz, Gustav Betz Bild: LSR<br />
Staufermedaille des<br />
Landes für Gustav Betz<br />
Für seine vielfältigen Verdienste um das Wohl der Allgemeinheit<br />
ist der Vorsitzende des SSR Karlsruhe, Gustav<br />
Betz, mit der Staufermedaille des Landes geehrt worden.<br />
Bei einer Feierstunde im Rathaus hatte Sozialministerin<br />
Dr. Monika Stolz die Auszeichnung des Ministerpräsidenten<br />
überreicht.<br />
© agencyteam · AOKBW-05-11275<br />
Die einzigartige<br />
Kombination.<br />
Betz war maßgeblich an der Gründung des Karlsruher Seniorenrates<br />
im Jahr 1997 beteiligt und von 1999 bis 2005<br />
Vorstandsmitglied im LSR. „Mit seinem über 50-jährigen<br />
ehrenamtlichen Engagement ist er ein leuchtendes Beispiel<br />
dafür, wie man selbst sein aktives Leben verlängern<br />
und sinnvoll gestalten kann“, sagte Bürgermeister Martin<br />
Lenz, der die Glückwünsche der Stadt überbrachte.<br />
Vor allem bei seiner Arbeit im SSR war der Geehrte ein<br />
„unermüdlicher und aktiver Gestalter“.<br />
Aber auch über die Grenzen der Fächerstadt hinaus habe<br />
sich Betz in der Seniorenarbeit verdient gemacht, betonte<br />
Ministerin Stolz. Dank seiner Impulse hätten die Seniorenräte<br />
in Rastatt und <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> entstehen können.<br />
Und die auf seine Initiative ins Leben gerufene „Karte ab<br />
60“ des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) sei eine<br />
einzige Erfolgsgeschichte.<br />
Für die Seniorenräte im Lande führte Betz ein Pilotprojekt<br />
zu seniorenfreundlichen Einzelhandelsgeschäften<br />
durch. Damit machte er den Weg frei für das Zertifikat<br />
„Seniorenfreundlicher Service“, das inzwischen von vielen<br />
Seniorenräten übernommen und in fast 50 Städten<br />
an über 3 000 Geschäfte verliehen wurde.<br />
„Ihr ehrenamtliches Engagement geht weit über das<br />
normale Maß hinaus“, betonte die Ministerin. „Dies<br />
soll mit der Verleihung der Staufermedaille sichtbar gemacht<br />
werden.“<br />
<strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong> gratuliert!<br />
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BEITRAG<br />
AOK <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
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2-2011<br />
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45
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Hotline der BZgA: 0800 1 372 700 (kostenlos und anonym).
Impressum<br />
„im blick“ ist eine Publikation des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (LSR).<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Einzelpreis: 2,50 Euro, bei Postversand<br />
zzgl. 1,50 Euro Postgebühren<br />
Förderabonnement: 14,50 Euro,<br />
inkl. Postgebühren<br />
<strong>Der</strong> LSR ist die Interessenvertretung der älteren<br />
Generation. Er versteht sich als Forum für<br />
Erfahrungsaustausch und Meinungsbildung<br />
auf sozialem, wirtschaftlichem und politischem<br />
Gebiet. In ihm wirken die in der Altenarbeit<br />
tätigen Verbände und die Kreisseniorenräte<br />
zusammen. <strong>Der</strong> LSR ist parteipolitisch<br />
unabhängig.<br />
Vorsitzender: Roland Sing<br />
Geschäftsführerin: Birgit Faigle<br />
Herausgeber<br />
<strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
Rotebühlstraße 131, 70197 Stuttgart<br />
Telefon 07 11/61 38 24, Telefax 07 11/61 79 65<br />
E-Mail: landesseniorenrat@lsr-bw.de<br />
www.lsr-bw.de<br />
Verlag<br />
H. Schuh Verlag<br />
72076 Tübingen<br />
Telefon 0 70 71/36 90 95<br />
Telefax 0 70 71/36 90 93<br />
E-Mail: im-blick@t-online.de<br />
Redaktion<br />
Birgit Faigle, <strong>Landesseniorenrat</strong> (fai)<br />
Hans-Jörg Eckardt, <strong>Landesseniorenrat</strong> (eck)<br />
Hermann Schuh, Projektleitung (hs)<br />
Anzeigen/Abo-Service<br />
MSW Marketing<br />
Telefon 0 7o 71/3 65 94 70<br />
Die richtigen Worte.<br />
Fest- und Trauerredner<br />
Dr. Alfons Koller<br />
Als einfühlsamer und erfahrener Redner gestalte<br />
ich Feste und Trauerfeiern. Ich komme<br />
auch gerne zu Ihnen.<br />
Mit ruhiger und angenehmer Stimme erreiche<br />
ich Ihre Festgäste und verstehe es, die Zuhörer<br />
in den jeweiligen Anlass mit hinein zu nehmen.<br />
Bei Trauerfeiern geht es mir sowohl um christliche<br />
Begräbnisfeiern für Menschen, die aus der<br />
Kirche ausgetreten sind – als auch um weltliche<br />
Trauerfeiern ohne religiösen Inhalt mit entsprechenden<br />
Symbolen und literarisch-philosophischen<br />
Texten.<br />
<strong>Der</strong> Verstorbene und dessen Leben stehen im<br />
Mit tel punkt meiner Betrachtung. Es geht um<br />
einen würdevollen Abschied und um einen<br />
spürbaren Trost für die Angehörigen.<br />
Layout und Produktion<br />
agentur passwort, Nina Heiland<br />
Druckerei Deile GmbH<br />
Sindelfinger Straße 5/2, 72070 Tübingen<br />
Titel: Stiftungsdorf Gröpelingen<br />
Impressum<br />
Sie möchten einen Beitrag<br />
veröffentlichen?<br />
landesseniorenrat@lsr-bw.de<br />
Sie möchten mehr Informationen?<br />
www.lsr-bw.de<br />
Redaktionsschluss:<br />
jeweils 2 Wochen vor Quartalsende<br />
Mediadaten 2011 gültig<br />
© Copyright 2011 by H. Schuh Verlag. Nachdrucke und Vervielfältigungen,<br />
gleich welcher Art, sind – auch auszugsweise<br />
– nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet.<br />
Für Mitglieder des <strong>Landesseniorenrat</strong>es sind diese kostenlos.<br />
Artikel, die namentlich gekennzeichnet sind, stellen nicht in<br />
jedem Fall die Meinung der Redaktion dar. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag<br />
keine Haftung. Leserzuschriften sind willkommen.<br />
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Dr. Alfons Koller An der Steig 9b 78464 Konstanz 2-2011<br />
Tel.: 0 75 31/3 32 49 Mobil: 01 76 - 62 65 06 04 E-Mail: dr.alfonskoller@web.de www.fest-und-trauerredner.de<br />
47
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48 2-2011<br />
Gesundheit hat viele Gesichter