Italien-Reiseberichte zum Lesen und Herunterladen (pdf; 0,90 MB)
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Letzte Station ist der Dom von Siena, nach dem Vorbild aus dem Morgenland mit abwechselnd<br />
schwarzem <strong>und</strong> weißem Marmor erbaut. Oben sind die Büsten der Päpste zu sehen, darunter jene der<br />
Kaiser - darunter! Unser Blick ist indes auf den Fußboden gerichtet, denn wir haben Glück: Die<br />
Mosaiken sind nur kurze Zeit im Jahr freigelegt, <strong>und</strong> diese Zeit ist jetzt. Erstaunlich finde ich, dass es<br />
im vorderen Teil des Gotteshauses nicht ein einziges religiöses Motiv sondern nur mythologische<br />
Allegorien zu sehen gibt. Vielleicht ist das den weltlichen Stiftern geschuldet, vielleicht aber auch Teil<br />
einer mittelalterlichen Marketingstrategie, mit der man die Besucher aus ihrer Welt ins Reich Gottes<br />
lockte. Man kann nicht alles aufzählen, was es im Dom von Siena zu sehen gibt - man sollte ihn sich<br />
nur nicht ohne einen Nestler ansehen wollen. Vielen Dank dafür an dieser Stelle.<br />
Wenn nichts dazwischen kommt, melde ich mich morgen vom Bolsena-See wieder.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
Dr. Lutz Tantow<br />
12. Reisebericht: Siena, Römerstraße nach Bolsena<br />
Castel Bigozzi liegt in einem kleinen Weiler im Herzen des Chianti-Gebietes mit langobardischen<br />
Ursprüngen, der Durchgangsort für die Pilger auf der Via Francigena <strong>und</strong> als Hotel unsere Unterkunft<br />
in der Nähe von Siena ist. Lucca war eigentlich nicht zu toppen, aber wenn es stimmt, dass die drei<br />
Hauptkriterien für eine gute Immobilie Lage, Lage <strong>und</strong> nochmals Lage heißen, sind wir hier genau<br />
richtig. Dass die Landschaft drumherum traumhaft schön ist, erkennen wir erst heute Morgen - <strong>und</strong> da<br />
müssen wir leider schon weiter Richtung Bolsena. Hier wären wir gern geblieben, <strong>und</strong> wer weiß,<br />
vielleicht kommen wir einmal wieder.<br />
Otto verließ Siena durch die Porta Romana gestärkt <strong>und</strong> mit guten<br />
Gefühlen. Seine nächste Station war Buonconvento, etwa 27<br />
Kilometer südöstlich. Auch hier begegnete man dem Welfen<br />
gastfre<strong>und</strong>lich. Die Stadtmauer aus Ziegelsteinen gab es zu seiner<br />
Zeit noch nicht, auch nicht das wehrhafte Stadttor mit dem<br />
Löwenwappen, aber dass es da heute hängt, ist sein Verdienst. Und<br />
die blaugelbe Fahne, die vor der Stadtkirche weht, assoziiert natürlich<br />
unsere Eintracht. 201 Kilometer sind es von hier noch nach Rom.<br />
Bis ins schmucke San Quirico d'Orcia sind es von hier nur 16 Kilometer,<br />
so dass das Heer den Ort bereits am Mittag erreichte. Vieles erinnert hier<br />
an San Gimignano, aber ohne den dortigen Touristen-Schnickschnack.<br />
Otto betrat <strong>zum</strong> Gebet die Stiftskirche Quirico e Giulitta <strong>und</strong> besuchte die<br />
Zweigstelle des Ospedale Santa Maria della Scala aus Siena.<br />
An der Mauer ist heute das Logo der Leiter mit Kreuz <strong>und</strong><br />
daneben das Braunschweiger Löwenwappen zu sehen. Allmählich wird es unheimlich mit<br />
soviel heimischen Symbolen. Also klären wir mal auf: Die welfenfre<strong>und</strong>lichen sieneser<br />
Bürger, nicht der Adel, wählten das Zeichen aus Verehrung von Otto IV. zu ihrem<br />
Popolo-Merkmal, deshalb findet man es hier so oft.<br />
Im nur fünf Kilometer entfernten Bagno Vignoni gibt es eine Besonderheit - statt eines<br />
Marktplatzes findet sich hier ein Wasserbecken, ähnlich dem von Cucuron im Luberon,<br />
wo der Film "Ein gutes Jahr" gedreht wurde. Hier ist aber der Gr<strong>und</strong> nicht die<br />
Schafstränke sondern eine Thermalquelle, die den kleinen Ort heute ein wenig mondän<br />
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