Italien-Reiseberichte zum Lesen und Herunterladen (pdf; 0,90 MB)
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<strong>und</strong> eroberte so Bardowik; <strong>und</strong> da er einen grimmigen Zorn gegen die so lange aufsässige Stadt<br />
hatte, so zerstörte er sie völlig <strong>und</strong> ließ kaum einen Stein auf dem anderen. Denn bis auf den Dom<br />
wurden die übrigen neun Kirchen der Stadt <strong>und</strong> alle Häuser niedergebrannt, <strong>und</strong> auf dem<br />
Trümmerhaufen schrieb der Herzog die Worte "Vestigia Leonis", des Löwen Spuren!<br />
Es heißt aber auch, Herzog Heinrich wäre deshalb so ergrimmt auf die Stadt gewesen, weil die<br />
Bardowikerinnen ihm höchst "despectirlich" begegnet seien, als er vor den Toren gestanden. Da<br />
sollen sie vom Walle aus ihn verhöhnt <strong>und</strong> ihm nicht ihre beste Seite gezeigt haben, sondern den<br />
Rücken <strong>und</strong> was darunter sitzt, über welche unmanierliche <strong>und</strong> unehrbare Verspottung der Herzog<br />
sich dann gewaltig entrüstet habe.<br />
Dies bezeugt ein alter Niedersächsischer Chronist, der auch ehrbare Ratsherren an jener hässlichen<br />
Verunglimpfung teilnehmen lässt <strong>und</strong> hinzufügt: "Da dat de Hertog sach, da word he erst grimmig als<br />
en Leu." Die Bardowiker haben sich von diesem Unglück nie wieder erholt. Stattdessen erblühte in der<br />
Nachbarschaft Lüneburg, weshalb die Lüneburger den Braunschweigern für die Vernichtung<br />
Bardowiks angeblich heute noch dankbar sind. Verona kann von Glück sagen, dass es noch existiert.<br />
R<strong>und</strong> 100 Jahre nach Otto IV., beim Romzug Heinrichs VII., ging es grausamer zu: Theobald, der<br />
Stadt-Kapitän von Brescia, stellte sich dem Herr in den Weg. Statt seinen Leuten zur Kapitulation zu<br />
raten, forderte er <strong>zum</strong> Durchhalten <strong>und</strong> <strong>zum</strong> Widerstand auf. Ein anlässlich jenes Romzugs in Auftrag<br />
gegebener Bilderzyklus macht uns heute deutlich, wie brutal Theobald daraufhin mitgespielt wurde:<br />
Man sieht den <strong>zum</strong> Tode Verurteilten nackt an einen Pfahl geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> brennend, während ein<br />
Folterknecht mit einer glühenden Zange die Nase des Opfers ergreift.<br />
Weitere Szenen zeigen die Enthauptung Theobalds, seinen auf einen Pfahl aufgespießten Kopf <strong>und</strong><br />
seine nach der Vierteilung auf weithin sichtbaren Rädern befestigten Arme <strong>und</strong> Beine. Solches<br />
nehmet zur Abschreckung, wenn ihr euch dem künftigen Kaiser in den Weg stellt - sollte wohl die<br />
Botschaft lauten.<br />
Bedeutsam ist für uns das Datum der Schlacht an der Klause von Verona, nämlich der 15. August<br />
1209, denn es zeigt uns an, dass Ottos Heer für die 700 restlichen Kilometer von hier bis nach Rom<br />
noch genau sieben Wochen benötigte. Otto in <strong>Italien</strong> heißt ja zunächst einmal nur acht. Acht Tage<br />
sind es für uns noch bis Rom. Und wenn nichts dazwischen kommt, werden auch wir am 4. Oktober<br />
dort sein.<br />
Einstweilen hoffe ich, mich morgen aus der Po-Ebene wieder zu melden.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
Dr. phil. Lutz Tantow<br />
6. Reisebericht: Mantua, Sabbioneta <strong>und</strong> Po-Ebene<br />
Hinter Verona wird das Land flach <strong>und</strong> wir stellen uns vor, dass sich nach all den Tagen im Gebirge<br />
Otto von Braunschweig, der mit der norddeutschen Tiefebene sicher vertrauter war, hier wieder ein<br />
bisschen heimischer fühlte. Auch Mantua wirkt vertraut - es erinnert an Schwerin. Die heutige<br />
Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern wurde ja bekanntlich auch von Heinrich dem Löwen<br />
gegründet, weshalb im dortigen Kirchhof noch immer eine Kopie unseres Braunschweiger Burglöwen<br />
steht. Schwerin ist von sieben Seen umgeben <strong>und</strong> mittendrin liegt das Schweriner Schloss, heute der<br />
Sitz des Landtags.<br />
Genauso wirkt Mantua, wenn man sich von Nordosten der Stadt nähert: Die Skyline aus<br />
Geschlechtertürmen, Renaissance-Palästen, Kirchtürmen <strong>und</strong> Kathedralen-Kuppeln spiegelt sich im<br />
Gewässer, über das eine lange Brücke in den Stadtkern führt. Die gesamte Stadtmauer scheint von<br />
Seen eingeschlossen zu sein. Später klärt man uns auf, dass es sich "nur" um einen breiten Fluss<br />
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