Italien-Reiseberichte zum Lesen und Herunterladen (pdf; 0,90 MB)
Italien-Reiseberichte zum Lesen und Herunterladen (pdf; 0,90 MB)
Italien-Reiseberichte zum Lesen und Herunterladen (pdf; 0,90 MB)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lago di Caldonazzo <strong>und</strong> den Lago di Levico. Wer hier einmal seinen Sommerurlaub (am besten nicht<br />
in den ersten beiden Augustwochen um Ferragosto herum) verlebt hat, kommt immer wieder.<br />
Er erlebt sagenhafte Natur, er wandert zwischen 500 <strong>und</strong> 2000 Meter Höhe <strong>und</strong> badet in<br />
samtweichem Wasser, das nachmittags bis zu 27 Grad warm wird. Dabei sieht er am Abend auf die<br />
rotleuchtende Brentagruppe, die selbst im September noch firnbedeckt vom Vorjahr ist. Und<br />
anschließend genießt er die gebratenen Lachs-Forellen, die es hier zu kleinen Preisen gibt. Beide<br />
Seen liegen über 400 Meter hoch <strong>und</strong> bieten daher ein angenehmeres Klima als südwestlich von<br />
Rovereto am Gardasee, wo die Hitze steht. Auch ist auf den Trentiner Seen das Fahren mit PSstarken<br />
Motorbooten untersagt, so dass andere Wassersportler - Surfer, Segler, Taucher, Kanuten<br />
usw. - <strong>zum</strong> Zuge kommen. Levico Terme ist überdies ein Kurort, der alles bietet.<br />
Über den Hügel von Tenna, der die beiden Seen trennt, verläuft die<br />
(bereits gestern erwähnte) alte Via Claudia Augusta, jene römische<br />
Kaiserstraße, der wir seit Bozen folgen <strong>und</strong> die sich bei Trient<br />
verzweigt: Ein Strang verläuft weiter Richtung Süden über Verona in<br />
die Po-Ebene (diesem Weg folgte Ottos Heer 1209, also werden wir<br />
es auch tun), der zweite bog in Trient nach Südosten ab Richtung<br />
Venedig. Hier in Tenna fand man anlässlich einer Kirchenrenovierung<br />
einen der berühmten Meilensteine der Via Claudia Augusta <strong>und</strong> stellt<br />
ihn heute in einem kleinen Pavillon auf dem Marktplatz voller Stolz<br />
aus.<br />
Er trägt die Inschrift "Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus, Sohn von Drusus, Pontifex<br />
Maximus, bekleidet mit der /tribunicia potestas /<strong>zum</strong> sechsten Mal, Konsul <strong>zum</strong> vierten Mal, Kaiser<br />
<strong>zum</strong> elften Mal, Vater des Vaterlandes, Zensor, hat die /Via Claudia Augusta/, die sein Vater Drusus<br />
nach Öffnung der Alpen durch Krieg hatte trassieren lassen, ausgebaut von Altino bis <strong>zum</strong> Fluss<br />
Donau auf einer Länge von 350 Meilen." Auch die kleine Einsiedelei mit der Kapelle San Valentino,<br />
die es hier oben auf dem Hügel von Tenna zwischen den Seen anzuschauen gibt <strong>und</strong> die zu einem<br />
Picknick einlädt, hat es zu Ottos Zeiten schon gegeben. Besseres Essen <strong>und</strong> bessere Blicke gibt es<br />
an einem anderen Ort.<br />
Denn das Highlight hier im Valsugana ist Castel Pergine, von dem man nicht nur einen herrlichen Blick<br />
auf den See hat: Die mittelalterliche Burg beherbergt ein Schlosshotel <strong>und</strong> ein sagenhaftes<br />
Restaurant, Spezialität Trentiner Speisen, die auf alten regionalen Rezepten basieren.<br />
Die w<strong>und</strong>erschön gestaltete Speisekarte weist neben Tages- <strong>und</strong><br />
Jahreszeiten-Menüs auch ein ortstypisches aus, das in vier Gängen<br />
alle Köstlichkeiten kredenzt, die die Region zu bieten hat: Streifen<br />
vom marinierten Aal an Zwiebeln aus Tropea auf getoastetem<br />
Reispuffer als Vorspeise; Käsebällchen aus heimischem Ricotta,<br />
gebratene Stückchen vom Kaninchen <strong>und</strong> gemischtes Gemüse mit<br />
Himbeer-Dressing als Zwischengericht; Schweinefiletscheiben in<br />
Maiskruste, Pfifferlinge aus den Trentiner Bergen mit Kartoffelgratin;<br />
schließlich Törtchen aus Johannisbrotmehl mit kleinen Früchten an<br />
Stachelbeersoße. Zugegeben, bisweilen geht den Köchen oder ihren<br />
professionellen Menü-Dichtern die Phantasie durch. Dazu werden<br />
Nosiola, Teroldego <strong>und</strong> <strong>zum</strong> Dessert Moscato Giallo Dolce gereicht.<br />
Insgesamt ein Gedicht!<br />
"Wir hegen unseren einzigen Stern <strong>und</strong> sind stolz auf die h<strong>und</strong>ert Monde,<br />
die von jedem Gast selbst zu entdecken sind", sagen die Hausherren<br />
Verena Neff <strong>und</strong> Theo Schneider, sie Übersetzerin, er Architekt. Sie<br />
kamen vor 17 Jahren aus der Schweiz <strong>und</strong> haben hier ein neues Leben<br />
begonnen, wozu Weinverkostungen im paradiesischen Schlossgarten,<br />
Konzerte mit Ambiente <strong>und</strong> Ausstellungen moderner Kunst gehören. An<br />
wenigen Orten ist die Symbiose von mittelalterlicher Atmosphäre <strong>und</strong><br />
heutigem, echtem Leben so geglückt wie hier. Deshalb kommen wir<br />
immer wieder hierher <strong>und</strong> träumen ein Stück weiter.<br />
Normalerweise darf man ja solche Insidertipps für den Urlaub gar nicht weitergeben, weil es dann<br />
4