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Wir kämpfen bis zur letzten Minute
Krassimir Balakov hat ein schweres Erbe angetreten
und übernimmt den pfälzischen Traditionsverein
abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.
INSiDER sprach mit dem neuen Übungsleiter.
Herr Balakov, das ging alles
sehr schnell. Sie hatten am
Mittwoch noch ein Spiel mit
Hajduk Split und gaben um
2.20 Uhr in der Nacht eine
Pressekonferenz. Eine sehr
ungewöhnliche Zeit. Wie viele
Pressevertreter waren zu dieser
Zeit überhaupt noch anwesend?
Es waren einige, ich habe sie
aber nicht gezählt. Hajduk
ist ein bedeutender Verein in
Kroatien und außerdem war es
wichtig, so schnell wie es geht
Klarheit zu schaffen.
Sie hatten mit Marco Haber in
Stuttgart in einer Mannschaft
gespielt, wurden zusammen Pokalsieger
und haben zusammen
mit Stefan Kuntz den Trainerschein
gemacht. Wie kam der
Kontakt letztendlich zustande?
Stefan Kuntz hat mich kontaktiert
und wir haben uns getroffen.
Es ging alles sehr schnell,
weil wir auch schnell einen
gemeinsamen Ansatz gefunden
haben.
Kroatische Medien behaupten,
es gäbe eine feste Ablösesumme
von 350.000,- EUR abzüglich
der nicht an Sie gezahlten
Gehälter. Warum musste der
FCK nun doch nichts bezahlen?
Solche Dinge bleiben intern,
richtig ist aber, dass keine Ablöse
fällig wurde und nur das zählt.
Nur zwei Tage nach Ihrer
Ankunft war ein weiteres
wichtiges Spiel. Konnten Sie
in der kurzen Zeit mit der
Mannschaft schon arbeiten?
Die ersten Tage haben wir nur
das Nötigste im taktischen
Bereich getan. In dieser Woche
legen wir die Konzentration auf
das Spiel mit dem Ball und
Offensivaktionen.
Was ist ihr erster Eindruck
von der Mannschaft bezüglich
Spielvermögen, Psyche und
Teamgeist?
Die Mannschaft ist verunsichert
und verkrampft. Das ist aber
nach einer solchen Negativserie
kein Wunder. Psychologie ist jetzt
sehr entscheidend. Ich werde
viele Gespräche führen, muss die
Spieler besser kennen lernen.
Die Chance für den Klassenerhalt
ist nach der Niederlage in
Freiburg gesunken. Was stimmt
sie positiv, die Liga doch noch
zu halten?
Dass wir noch sieben Spiele
haben, die nächsten zwei zu
Hause! Wir wissen: Wir haben
keine Zeit. Unsere Fans haben
es verdient, dass wir alles versuchen.
Was ich sage ist: Wir
kämpfen bis zur letzten Minute!
Der Lautrer Sturm hat bisher
erschreckend wenig getroffen.
Von 17 Toren waren 2 Eigentore
des Gegners, 5 Tore von
Abwehrspielern und 2 von abgewanderten
Spielern (Ilicevic,
Nemec). Dazu kommen 2 Tore
des bis Saisonende verletzten
Kouemaha. Was können Sie in
der kurzen Zeit tun, um den
Stürmern, das „Vollstrecker“-
Gen einzupfl anzen?
Wir haben in Freiburg keinen
richtigen Druck nach vorne entwickelt.
Wir müssen mehr in die
Tiefe spielen, bei langen Bällen
mehr nachsetzen, es sind grundsätzliche
Dinge, die wir derzeit
nicht im Griff haben. Aber daran
arbeiten wir. Wir werden uns auf
die positiven Dinge konzentrieren.
Es geht nicht darum, was
wir zu verlieren haben. Es geht
darum, was wir für den FCK
gewinnen können!
Große Schwächen gibt es auch
im Spielaufbau. Gerade in
der Rolle als „Schaltzentrale“
im Mittelfeld konnten Sie als
Spieler glänzen. Was kann man
diesbezüglich auf die Schnelle
verbessern?
Wir spielen sehr in die Breite, zu
oft nach hinten und quer, schalten
zu langsam nach vorne um.
Wir dürfen auch im Spiel gegen
den Ball nicht nachlassen. Das
ist im Abstiegskampf entscheidend.
Darin liegen auch die
Schwerpunkte unserer aktuellen
Arbeit.
Sieben Punkte Rückstand bei
sieben verbleibenden Spielen
und die Abstiegskonkurrenten
punkten. Muss man in dieser
Situation schon zweigleisig
fahren? Zum einen versuchen,
doch noch das Unmögliche zu
schaffen, aber andererseits
auch schon für die zweite Liga
planen, um den direkten Wiederaufstieg
vorzubereiten?
Unsere einzige Konzentration
muss den direkt vor uns liegenden
Aufgaben gelten. Mit
der 2. Liga werden wir uns erst
beschäftigen, wenn es keine
Chance mehr auf den Klassenerhalt
gibt. Der Verein hat dies
aber schon für die Lizenzen machen
müssen, oder? Wir werden
auf jeden Fall vorbereitet sein.
Wenn das Schlimmste passiert,
bin ich bereit für einen Neuaufbau.
Um den sofortigen Wiederaufstieg
anzustreben.
Vor vier Jahren waren es in der
zweiten Liga nur sechs Spiele
und acht Punkte Differenz.
Damals kam Stefan Kuntz zum
FCK und ein Ruck ging durch
Fans und Mannschaft.
Von ihm kann dieses Mal die
Initialzündung nicht ausgehen.
Was könnte dieses Mal den
Hebel bei der Mannschaft noch
umlegen?
Wir haben vier Heimspiele vor
uns. Natürlich können wir nicht
in jedem Spiel blind nach vorne
rennen, wir müssen die richtige
Balance fi nden. Aber die Basis
wird Kampf und Aggressivität
sein und damit nehmen wir
unsere Fans mit. Ich komme
am Samstag zu meinem ersten
Heimspiel als Cheftrainer auf
den „Betzenberg“ und da
möchte ich keine Pfi ffe hören –
und dafür sind wir, dafür ist die
Mannschaft zuständig.
Stefan Kuntz bescheinigte
Ihnen, dass Sie sich vortreffl ich
noch mit der Liga und auch
dem FCK auskennen. Wie sind
sie bezüglich Bundesliga auf
dem Laufenden geblieben?
Ich habe immer sehr gute
Informationen. Nicht nur über
die Bundesliga. Aber ich habe
viele Jahre hier gespielt und
natürlich ein gutes Netzwerk.
Sie haben einige Nachwuchsspieler
im Kader gegen Freiburg
gehabt, Derstroff durfte auch
von Beginn an starten, mit
Heintz und Wooten saßen
weitere Vertrags-Amateure auf
der Bank. Setzen Sie nun
vermehrt auf die „jungen
hungrigen Wilden“?
Ich habe noch nicht von allen
Spielern ein komplettes Bild und
auch noch nicht die Zeit gehabt,
mir von allen Jugendmannschaften
alle Informationen zu
holen. Aber in einem Verein wie
der FCK müssen alle Bestrebungen
im Nachwuchs darauf
hinauslaufen, neue Spieler für
die erste Mannschaft auszubilden.
Das sehen Stefan Kuntz
und ich absolut identisch.
Sie kennen den Betzenberg
aus alten Zeiten. An welche
Begegnung haben Sie besondere
Erinnerungen?
Keine speziellen. Ich weiß nur,
dass es immer unangenehm
war, hier aufzulaufen, denn die
Fans haben ihre Mannschaft
immer bis zum letzten Atemzug
unterstützt. Darauf hoffen wir
auch jetzt.
Text: Jens Vollmer
Foto: View
INSiDER termine & lifestyle
Seite 22
APRIL 12