Gelungene Premiere - Mieterberatung Prenzlauer Berg GmbH in ...

Reicht denn eine neue Grundschule für die
Zukunft aus?
Wenn wir uns die Zahlen ansehen,
werden wir mindestens noch eine
zweite Grundschule brauchen. Es gibt
zwar noch eine ganze Menge zu
klären, aber ich bin davon überzeugt,
dass eine Grundschule an der Danziger
Straße nicht die einzige Neugründung
bleibt. Natürlich werden wir
keine neue Schule bauen, sondern auf
freie Häuser zurückgreifen. Nach der
Fusion der Camille-Claudel-Oberschule
und der Pasteur-Oberschule am
Standort Eugen-Schönhaar-Straße
könnte das Schulhaus in der Pasteurstraße
ein Kandidat sein.
Neue Schulen können nur ein Teil der Lösung des
Problems sein. Trotz aktuell ausreichender Plätze
drängen viel Eltern vehement in ganz bestimmte
Schulen. Manche versuchen, mit Scheinanmeldungen
in den jeweiligen Einzugsgebieten den
gewünschten Schulplatz zu ergattern und stören
massiv das Gerechtigkeitsempfinden vieler
Betroffener. Warum verhält sich das Bezirksamt
in dieser Frage so passiv?
Bereits in den 80er Jahren gab es
zumindest im Westteil der Stadt
solche Situationen. Es waren bislang
datenschutzrechtliche Probleme, die
eine tiefgreifende Hinterfragung der
Adressen verhinderten. Wenn jemand
sich weigerte, beispielsweise seinen
Mietvertrag zu präsentieren, dann
waren wir dagegen machtlos. Es gab
keine Rechtsgrundlage, dies zu erzwingen.
Mittlerweile gibt es Gerichtsurteile,
welche die Beweislast bei den
Eltern ansiedeln. Wenn also Zweifel in
meinem Amt auftreten, dass der
jeweilige Antragsteller tatsächlich
auch in dem entsprechenden Einzugsgebiet
wohnt, dann muss er den
Zweifel ausräumen, um mit seinem
Antrag Erfolg zu haben. Diese Praxis
wird bereits im kommenden Jahr
angewendet, für dieses Jahr ist es
allerdings zu spät.
Die Bugwelle an Schülern, die sich derzeit an
den Grundschulen aufbaut, wird in einigen
Jahren zwangsläufig die Oberschulen erreichen.
Dort wird jedoch zielstrebig weiter geschlossen.
In Prenzlauer Berg fusionierten jetzt das Pasteurund
Camille-Claudel-Gymnasium, die Martin-
Luther-King-Gesamtschule endet in diesem
Sommer. Wie soll verhindert werden, dass die
Das Interview
aktuellen Probleme an den Grundschulen sich an
den Oberschulen wiederholen?
Das Vorhalten von Schulen für bessere
Zeiten ist ein sehr schwieriger Spagat.
Bereits jetzt ist das Schulamt ein sehr
defizitärer Bereich, weil wir die
Schulen entsprechend den vom Senat
vorgegebenen Standards nicht voll
auslasten. Wir haben insgesamt zu
viele Gebäudekapazitäten im Verhältnis
zur Anzahl der Schüler. Das ist von
Vor Ort 06. 2 0 0 7 5
©Hartmut Seefeld
Die sanierte Plattenbauschule am Kollwitzplatz genießt bei den Eltern der Umgebung eine sehr hohe Wertschätzung.
uns auch gewollt, andererseits müssen
dann andere Bereiche dieses
Defizit mittragen.
Ohnehin haben wir jetzt eine
Entwicklung, die uns zwingt, das
ganze Oberschulnetz neu zu hinterfragen.
Es ist eine Tatsache, dass der
Zulauf zu den Gymnasien auf Kosten
der anderen Oberschularten weiter
anhält. Wurden einst 42 Prozent aller
Siebtklässler an Gymnasien angemeldet,
sind es heute 50 Prozent. Das ist
gut für die Auslastung der Gymnasien
und schlecht für die Real- und
Gesamtschulen.
Besonders die Tesla-Realschule
an der Rudi-Arndt-Straße und die
Schinkel-Realschule in der Erich-
Weinert-Straße in Prenzlauer Berg
sind sehr schlecht ausgelastet. Hier
stehen noch sehr schwierige Diskussionen
und Entscheidungen bevor. Es
wird auch die Option diskutiert, eine
dieser beiden Schulen zu einem
Gymnasium umzuwidmen.
Zurück zu den Jüngsten. Drei Vereinen, die als
freie Träger in eigenen Räumen mit der
Hortbetreuung von ca. 100 Schülern aus der
Grundschule an der Marie beauftragt wurden, ist
jetzt seitens des Bezirksamts der Vertrag mit der
Begründung gekündigt worden, dass die
Hortbetreuung künftig in der Schule stattfinden
soll, weil es dort ausreichend Kapazitäten gäbe.
Ist das nicht ein Widerspruch zu der
Entscheidung, wegen Platzmangels nicht alle
Kinder des Einzugsgebiets dort einzuschulen?
Der Senat hat für Ganztagsschulen
einen Schlüssel für die Nutzung von
Räumen festgelegt. Demnach decken
elf Räume pro Klassenzug den
gesamten Bedarf ab. Rein statistisch
dient dabei ein Raum der Hortbetreuung.
Im Westteil, wo der Anteil an
Hortkindern bei ca. 30 Prozent liegt,
mag das ausreichend sein, hier in
Prenzlauer Berg liegt die Quote bei 75
Prozent, in den unteren Klassen bei 90
Prozent. Ein Hortraum reicht da nicht.
Auch unter dem Aspekt, dass eine
zusätzliche Schulklasse an der Marie
eingerichtet wird, führen wir Gespräche,
die Hortbetreuung weiter unter
Einbeziehung freier Träger zu organisieren.
Und diese Gespräche sind auf
einem guten Weg.
Das Gespräch führte Hartmut Seefeld.