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medTrend - Marienkrankenhaus Soest - Katholischer ...

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8 Das Gesundheits-Magazin <strong>medTrend</strong><br />

Diabetische Lebensmittel – Gefahr oder Hilfe?<br />

Das Gesundheits-Magazin<br />

SOEST / UNNA. Was ist die richtige Ernährung für Menschen mit Diabetes? Die überraschende Antwort: Schokolade, Kuchen und andere Leckereien sind nicht generell verboten. In Maßen zu genießen, ist<br />

durchaus erlaubt. Wenig Sinn machen hingegen sogenannte diätische Lebensmittel. Sie vermitteln eine trügerische Sicherheit. Daher ist der bekannte Aufdruck „Für Diabetiker geeignet“ neuerdings verboten.<br />

„Für Diabetiker geeignet“ „Das schlechte Gewissen nehmen“<br />

Diabetes – das bedeutet,<br />

nie wieder Kuchen und Kekse<br />

genießen zu dürfen. Mit<br />

Ausnahme von besonderenDiabetiker-Lebensmitteln.<br />

So denken wohl die<br />

meisten Deutschen. Doch<br />

Fakt ist: Die besonders gekennzeichnetenSpezialprodukte<br />

werden bald aus<br />

den Supermarkt-Regalen<br />

verschwinden.<br />

Auch wenn der Alltag der<br />

betroffenen Menschen<br />

viele Jahrzehnte tatsächlich<br />

von Verzicht und teuren<br />

Einkäufen geprägt war:<br />

nötig wäre es schon lange<br />

nicht mehr gewesen. Ärzte,<br />

Wissenschaftler und Ernährungsberater<br />

hielten Produkte<br />

mit dem Zusatz „Im<br />

Rahmen eines Diätplanes“<br />

schon seit langem für völlig<br />

überfl üssig. Doch erst seit<br />

Ende letzten Jahres ist der<br />

Aufdruck „Für Diabetiker<br />

geeignet“ in Deutschland<br />

verboten. Lediglich bereits<br />

produzierte Ware mit gültigemMindesthaltbarkeitsdatum<br />

darf noch in den<br />

Verkauf. Danach ist endgültig<br />

Schluss mit Süßigkeiten,<br />

Bier und Co. speziell für Diabetiker.<br />

„Wir haben diese<br />

Lebensmittel grundsätzlich<br />

nie empfohlen. Aber manche<br />

Patienten, die wir beraten,<br />

haben sie natürlich<br />

leider gekauft“, sagt Silke<br />

Huneke . Die Diät- und<br />

Diabetes-Assistentin am<br />

<strong>Marienkrankenhaus</strong> <strong>Soest</strong><br />

und ihre Kollegin, Sabine<br />

Ortmann, Leiterin der<br />

Diabetes-Beratung, sind<br />

froh, dass die Diabetiker-<br />

Produkte ab sofort keine<br />

Rolle mehr spielen.<br />

„Von der Entscheidung,<br />

diese Kennzeichnungen zu<br />

verbieten, bin ich sehr überzeugt“,<br />

zeigt sich auch Mike<br />

Dirkling erleichtert über die<br />

neuen rechtlichen Vorgaben.<br />

Der Leiter der Diabetesberatung<br />

des Katharinen-Hospitals<br />

empfand die<br />

klassische Diätverordnung<br />

aus den 60er Jahren seit<br />

Langem als überholt. Obwohl<br />

längst klar ist: „Ein Diabetiker<br />

sollte sich genauso<br />

gesund und ausgewogen<br />

ernähren, wie ein gesunder<br />

Mensch das tun sollte.<br />

Er muss nichts, selbst den<br />

normalen Haushaltszucker,<br />

komplett aus seinem Speiseplan<br />

verbannen.“<br />

Das totale Zuckerverbot für<br />

Diabetes-Patienten und die<br />

Verwendung von gesonderten<br />

Produkten gehören im<br />

Katharinen-Hospital schon<br />

seit einiger Zeit der Vergangenheit<br />

an. Gleich nachdem<br />

der Bundesrat im Septemer<br />

2010 beschlossen hatte,<br />

die Zusätze „Für Diabetiker<br />

geeignet“ und „Im Rahmen<br />

eines Diätplanes“ gänzlich<br />

zu streichen, hat sich die<br />

Küche des Katharinen-<br />

Hospitals umgestellt. Statt<br />

dessen stehen viel Gemüse,<br />

Obst und Vollkornprodukte<br />

und von Genussmitteln wie<br />

Kuchen und Keksen eben<br />

kleinere Portionen auf dem<br />

Speiseplan.<br />

Die Klinik-Küche richtet<br />

sich dabei nach den Leitlinien<br />

der Deutschen Diabetes<br />

Gesellschaft (DDG).<br />

Danach ist eine Zufuhr von<br />

50 Gramm Zucker pro Tag in<br />

Ordnung. Das <strong>Marienkrankenhaus</strong><br />

<strong>Soest</strong> ist gerade<br />

dabei, ebenfalls sämtliche<br />

Diabetiker-Artikel aus dem<br />

Speiseplan zu verbannen.<br />

„Das Stück Diät-Kuchen<br />

ersetzt die Küche künftig<br />

durch Obst, Brot oder auf<br />

Wunsch auch durch ein<br />

kleineres Stück normalen<br />

Kuchen“, so Diabetes-Beraterin<br />

Huneke. Ihre Kollegin<br />

Sabine Ortmann betont:<br />

„Wir stimmen den Ernährungsplan<br />

sehr individuell<br />

auf den Patienten ab und<br />

gehen auf die eigenen Gewohnheiten<br />

ein.“ In ihren<br />

Beratungsgesprächen wollen<br />

die Diabetes-Beraterinnen<br />

Klarheit vermitteln. „Es<br />

darf für Diabetiker auch<br />

Diabetes erkennen<br />

Beim Typ-1-Diabetes treten die Hinweise auf die Erkrankung meist deutlich zutage: Die<br />

Betroffen verlieren in kürzester Zeit viel Gewicht, haben einen vermehrten Harndrang<br />

und ein ständiges Durstgefühl. Wesentlich verbreiteter ist jedoch der Diabetes Typ 2 - vor<br />

allem ältere Menschen leiden daran. Aber: Oftmals bemerken die Betroffenen die Erkrankung<br />

über Jahre nicht - der Körper gibt weniger eindeutige Signale als bei Typ 1.<br />

Die Anzeichen für Diabetes mellitus Typ 2 sind eher unspezifi sch: Müdigkeit, Schwäche,<br />

Sehstörungen und Infektneigung – zum Beispiel häufi ge Blasenentzündungen – können<br />

erste Hinweise auf Diabetes Mellitus Typ 2 sein. Allerdings werden sie als solche oft nicht<br />

wahrgenommen. Gesundheitschecks beim Hausarzt können helfen, Diabetes rechtzeitig<br />

zu erkennen und zu behandeln.<br />

mal einen herkömmlichen<br />

Keks oder ein bisschen<br />

Schokolade geben. Aber<br />

in Maßen. Wir versuchen<br />

auch, den Patienten das<br />

ständige schlechte Gewissen<br />

zu nehmen“, so Sabine<br />

Ortmann.<br />

Die Diabetiker-Artikel beinhalten<br />

als Ersatz für Zucker<br />

entweder Fruchtzucker<br />

oder Zuckeralkohol. Beides<br />

brachte für Betroffene oft<br />

unwillkommene Nebenwirkungen<br />

mit sich. „Die<br />

Verträglichkeit von Zuckeralkohol<br />

war regelmäßig<br />

eine Katastrophe“, erinnert<br />

sich Mike Dirkling noch an<br />

so manch verzweifelten<br />

Patienten. Er oder sie litt so<br />

sehr unter Blähungen und<br />

anderen Verdauungsproblemen,<br />

dass sie sich kaum<br />

trauten, unter Menschen zu<br />

gehen. Auch ein Übermaß<br />

an Fruchtzucker kann der<br />

Gesundheit (zum Beispiel<br />

der Leber) schaden und zudem<br />

den Appetit anregen.<br />

Ein Problem, mit dem viele<br />

Diabetes-Patienten ohnehin<br />

zu kämpfen haben.<br />

„Schließlich leiden 90 Prozent<br />

der Betroffenen unter<br />

Diabetes Typ 2. Dabei ist<br />

Übergewicht oft sowieso<br />

der ständige Begleiter“,<br />

sagt der Diabetesberater<br />

des Katharinen-Hospitals.<br />

In den Gesprächen raten er<br />

und seine Kolleginnen dringend,<br />

falsche Ernährungsgewohnheiten<br />

zu durchbrechen<br />

und Sport zu treiben.<br />

Mit einem Ziel: letztlich<br />

Gewicht zu verlieren. Gönnt<br />

sich ein Patient in dieser<br />

Phase dann mal eine Tafel<br />

Diabetiker-Schokolade,<br />

werden seine Insulinwerte<br />

zwar nicht steigen, nimmt<br />

er allerdings deutlich mehr<br />

Fett zu sich, als wenn er eine<br />

herkömmliche Schokolade<br />

gewählt hätte.<br />

Die beiden Diabetes-Beraterinnen<br />

sahen immer<br />

auch die Gefahr der trügerischen<br />

Sicherheit. Viele<br />

Betroffene glaubten lange,<br />

sie könnten von „ihren“ Lebensmitteln<br />

so viel verzehren<br />

wie sie möchten, ohne<br />

gesundheitliche Schäden<br />

zu riskieren. Ein Trugschluss,<br />

dem übrigens auch<br />

viele gesunde Menschen<br />

unterliegen, die meinen,<br />

Kontakt<br />

mit dem Genuss von Diabetiker-Artikeln<br />

ein paar<br />

Pfunde verlieren zu können.<br />

Völlig kontraproduktiv.<br />

Die Diabetes-Teams an den<br />

beiden Krankenhäusern<br />

jedenfalls werden ihre Patienten<br />

auch zukünftig<br />

nach der Maxime beraten:<br />

„Die Zuckerdiät ist tot –<br />

es lebe die gesunde<br />

Ernährung“.<br />

Diabetesteam<br />

Tel. 02303 / 100-3972<br />

www.katharinen-hospital.de<br />

Diabetesteam<br />

Tel. 02921 / 391-1108<br />

www.mkh-soest.de<br />

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