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Neuer Jüdischer Friedhof an Jüdische Kultusgemeinde übergeben<br />

„Haus des Lebens“<br />

Ende April wurde der neue Jüdische Friedhof von der Stadt Kaiserslautern an<br />

die Jüdische Kultgemeinde der Rheinpfalz übergeben. Peter Kiefer (Beigeordneter<br />

der Stadt Kaiserslautern) begrüßte unter anderem Rabbi Tuvia Hod,<br />

Kantor Moshe Tsrouya, Geschäftsführer Manfred Erlich und den Vorsitzender<br />

Michael Tsenteris der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, Dekanin<br />

Angelika Keller und Pfarrer Norbert Kaiser zum Festakt.<br />

Der alte Jüdische Friedhof<br />

Der alte Jüdische Friedhof auf<br />

dem Hauptfriedhof in Kaiserslautern<br />

besteht seit 150<br />

Jahren. Der erste jüdische<br />

Bürger wurde 1858 auf dem<br />

jüdischen Friedhof im Osten<br />

der Stadt beigesetzt. Die Christen<br />

wurden seinerzeit noch<br />

auf dem städtischen Friedhof<br />

an der Friedenstraße bestattet,<br />

der 1834 eingerichtet worden<br />

war. Somit gilt der Jüdische<br />

Friedhof als Keimzelle des<br />

Hauptfriedhofes, denn dieser<br />

hat sich erst 1874 aus diesem<br />

entwickelt. „Das fi ndet man<br />

nicht allzu oft“, verdeutlichte<br />

der Beigeordnete die Tatsache,<br />

dass in Kaiserslautern der Jüdische<br />

Friedhof integriert ist. Die<br />

meisten jüdischen Friedhöfe<br />

liegen einzeln. „Dies ist ein<br />

Zeichen der Verbundenheit, der<br />

Integration und des gewachsenen<br />

Vertrauens, dass wir<br />

diesen Festakt alle gemeinsam,<br />

Bürgerinnen und Bürger der<br />

Stadt, Mitglieder der jüdischen<br />

Kultusgemeinde und der christlichen<br />

Kirchen begehen.“ Auch<br />

der neue Teil des Jüdischen<br />

Friedhofes ist zwar ein räumlich<br />

abgegrenzter, aber integraler<br />

Bestandteil des Hauptfriedhofes.<br />

Der neue Jüdische Friedhof<br />

Seitens der Stadtverwaltung<br />

wurde die neue Fläche angelegt,<br />

weil das ursprüngliche<br />

Areal von 3.300 Quadratmetern<br />

keine Beisetzungsmöglichkeiten<br />

mehr bot. Das Referat<br />

Grünfl ächen der Stadt Kaiserslautern<br />

hat in Eigenregie aus<br />

dem rund 5.000 Quadratmeter<br />

großen Gelände eine Teilfl äche<br />

von 1.000 Quadratmetern für<br />

Bestattungen hergerichtet und<br />

einen gärtnerischen Rahmen<br />

mit Spieren, Sommerfl ieder<br />

und anderen Sträuchern und<br />

Bäumen geschaffen. „Hier<br />

können rund 200 Beisetzungen<br />

in einem würdigen Rahmen<br />

durchgeführt werden“, so Peter<br />

Kiefer. „Der alte sowie der<br />

neue Jüdische Friedhof sind für<br />

uns wichtige Zeugnisse jüdischen<br />

Lebens in Kaiserslautern.<br />

Aufgrund des dauernden Ruherechts,<br />

das Gräber eines jüdischen<br />

Friedhofs haben, lässt<br />

sich an ihnen auch ein Stück<br />

der eigenen historischen Vergangenheit<br />

ablesen. So repräsentiert<br />

er auch die grausame<br />

Zeit der Nazi-Verfolgung und<br />

die mühsamen Anfänge nach<br />

dem millionenfachen Mord und<br />

dem schrecklichen Unrecht, das<br />

geschehen ist!“ Auch dieser<br />

Stadtgespräch<br />

Friedhof wird irgendwann Geschichten<br />

zu erzählen wissen.<br />

Es werden aber auch die einer<br />

anderen, jüngeren Generation<br />

sein. Peter Kiefer wünschte,<br />

dass dieser Friedhof ein Symbol<br />

für eine gute Zukunft sei, in die<br />

wir hineingehen.<br />

Religiöse Zeremonie der<br />

Einweihung<br />

Rabbiner Tuvia Hod leitete die<br />

religiöse Zeremonie der Einweihung<br />

und begrüßte alle Gäste<br />

mit dem Wort „Schalom“ und<br />

erklärte anhand des Talmud,<br />

wie wichtig für die Juden das<br />

Begräbnis ist und warum sie<br />

deshalb vor jedem Essen im<br />

Gebet daran denken. „Jeder<br />

Jude wünscht sich, auch als<br />

Jude zu sterben und als solcher<br />

beerdigt zu werden.“ Sein<br />

Dank galt der Stadt Kaiserslautern<br />

für den neuen Friedhof.<br />

Zur offi ziellen Einweihung des<br />

neuen Jüdischen Friedhofes<br />

ging er anschließend mit zehn<br />

jüdischen Männern und der<br />

Festgemeinde sieben Mal das<br />

neue Areal ab und las Psalme<br />

aus dem Talmud vor.<br />

Das „Haus des Lebens“ und<br />

das jüdische Begräbnisritual<br />

„Der Tod steht in Verbindung<br />

mit dem Leben – das Leben<br />

steht in Verbindung mit dem<br />

Tod“, sagte Manfred Erlich<br />

zur Einweihung. In der hebräischen<br />

Sprache nennt man<br />

den Jüdischen Friedhof auch<br />

„Beth Hachajim“ (= Haus des<br />

Lebens) und schon vor Eintritt<br />

des Todes muss ein Jude darauf<br />

vorbereitet sein, diesem Augenblick<br />

mit Verständnis und<br />

Fassung zu begegnen. Mit dem<br />

oder für den Sterbenden wird<br />

ein Bekenntnisgebet und das<br />

„Schema Israel“ gesprochen.<br />

Der Tote wird so bald wie möglich<br />

beerdigt. Nach ritueller<br />

Waschung wird der Sterbende<br />

mit besonderen Sterbekleidern<br />

(Tachrichim) umhüllt. Handelt<br />

es sich bei dem Verstorbenen<br />

um einen Mann, wird ihm noch<br />

der „Tallit“, der Gebetsschal,<br />

Lesung der Psalme aus dem Talmud<br />

v.l. Pfarrer Norbert Kaiser, Dekanin Angelika Keller, Beigeordneter<br />

Peter Kiefer, Rabbi Tuvia Hod und Manfred Erlich bei der offi ziellen<br />

Einweihung des neuen Jüdischen Friedhofs in Kaiserslautern<br />

umgelegt. Diese Handlungen<br />

werden fast immer in einem<br />

Raum auf dem Friedhof ausgeführt.<br />

In Israel werden auch<br />

heute generell keine Särge<br />

benützt, sondern die Leiche<br />

wird in direktem Kontakt mit<br />

der Erde begraben, wie es ursprünglich<br />

Brauch war. An anderen<br />

Orten soll ein einfacher<br />

Holzsarg verwendet werden.<br />

Beerdigungen sollen einheitlich<br />

und einfach durchgeführt werden,<br />

vor Allem, um die Gleichheit<br />

im Tod zu unterstreichen.<br />

Die Tradition, keine Blumen<br />

bei Beerdigungen zu erlauben,<br />

stamt von dem rabbinischen<br />

Diktum, das alles, was den Toten<br />

gehört, nicht dem Genuss<br />

der Lebenden dienen soll. An<br />

den Blumen würden sich die<br />

Lebenden erfreuen. Feuerbestattungen<br />

sind dem traditionellen<br />

Judentum fremd. Alle<br />

Bräuche haben ds Ziel, dem Toten<br />

die gebührende ehre zu erweisen,<br />

den Trauernden Trost<br />

zu spenden und der Unterwerfung<br />

unter das göttliche Urteil<br />

Ausdruck zu verleihen. Die jüdische<br />

Anschauung, die auf der<br />

Unsterblichkeit der Seele und<br />

einem Leben in der kommenden<br />

Welt beruht, betrachtet das<br />

Anzeigen<br />

Sterben lediglich als Übergang<br />

von einem Leben in einer materiellen<br />

Welt zu einem in der<br />

Welt, in der alles gut ist.<br />

„Im Laufe vieler Jahrhunderte<br />

der jüdischen Entwicklung<br />

haben sich selbstverständlich<br />

auch die Bräuche, die mit dem<br />

Tod, Beerdigung und Friedhöfen<br />

verbunden sind, geändert<br />

und immer wieder den zeitlichen<br />

und lokalen Gegebenheiten<br />

angepasst, ohne dabei die<br />

wichtigen Grundsätze völlig<br />

aufzugeben“, sagt Manfred<br />

Ehrlich. „Daher kann man für<br />

keine Zeitepoche von einem<br />

absolut einheitlich festgelegten<br />

Ritus und Brauchtum sprechen.<br />

Unzählige jüdische Friedhöfe<br />

mit ihren Hunderttausenden<br />

von Grabsteinen bezeugen<br />

durch das Ehren der Toten die<br />

Anerkennung und die Würdigung<br />

ihres Lebens, des Lebens<br />

überhaupt. So erfährt der Ausdruck<br />

„Haus des Lebens“ seine<br />

wahrste Bedeutung, denn hier<br />

stehen die „Monumente des<br />

Lebens“ für Menschen und ihre<br />

Gemeinschaft. Sie erzählen und<br />

in Schrift und Bild über Leben<br />

und Erleben.“<br />

Text und Fotos: Petra Rödler<br />

1. Preis im Landeswettbewerb<br />

Beim diesjährigen Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ gewann<br />

der junge Klarinettist Christian Parr aus Erfenbach den ersten<br />

Platz. Der Zwölfjährige qualifi zierte sich damit für den Bundeswettbewerb<br />

Anfang Juni in Essen und wird dort die Stadt Kaiserslautern<br />

vertreten. Seinen musikalischen Erfolg verdankt er unter<br />

anderem seinem Lehrer Wilfried Bernath und seiner Klavierbegleiterin<br />

Aline Heieck. Christian Parr spielt seit vier Jahren Klarinette<br />

und ist Mitglied im Kolpingblasorchester Erfenbach.<br />

MAI 09 Seite 5 termine & lifestyle<br />

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