Touristische Geschichten
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eines gewissen Wohlstands erfreuen konnten. Im Jahre 365 v.Chr. jedoch mussten die Bewohner<br />
von Halkida ihre Stadt vorübergehend ganz aufgeben, weil sie durch ein schweres Erdbeben<br />
völlig zerstört worden war.<br />
Schon im Altertum befanden sich wie heute die wesentlichen Teile der Stadt auf der Seite der<br />
Insel Euböa, aber schon früh gab es immer wieder Versuche, die Meerenge vor Halkida zu überbrücken.<br />
Die erste schmale Brücke über den Euripos-Kanal wurde 411 v.Chr. aus Holz erbaut<br />
und wenige Jahre später auf eine Breite von 1,60 m erweitert.<br />
Auf dem „Veli-Baba-Hügel“, unweit des heutigen Stadtzentrum auf der Inselseite, gab es auch<br />
schon in klassischer Zeit (5.- 4. Jhdt. v. Chr.) ein befestigtes Kastell. Ebenfalls auf der Inselseite,<br />
bei Vathrovouni (südöstlich des heutigen Stadtzentrums), befand sich die städtische Akropolis,<br />
von der aus die südlich gelegene Agios-Stephanos-Bucht beherrscht werden konnte. Einige Reste<br />
der zum „Kastron“ gehörenden Stadtmauer mit ihren ehemals 18 Türmen sind aus hellenistischer<br />
Zeit (3. Jahrhundert v. Chr.) erhalten geblieben und erstrecken sich von “Trochos” bis zu<br />
der im Süden der Stadt gelegenen Arethousa-Quelle (vgl. Karte bei Kalemi S. 92), überwiegend<br />
also im Gebiet des Kasernenareals, das sich heute dort befindet.<br />
Erst ab dem späten 12. Jahrhundert gewann Halkida durch die handelspolitischen Interessen, die<br />
Venedig mit seiner Niederlassung in dieser ideal gelegenen Hafenstadt verfolgte, wieder politische<br />
und ökonomische Bedeutung, jetzt unter dem Namen „Negroponte“, was die falsche lateinischitalienische<br />
Adaption eines Wortes ist, das ursprünglich Euripos oder Egripos lautete und eigentlich<br />
nur die euböische Meerenge bezeichnete, später dann aber auch auf die Stadt übertragen<br />
wurde, die dort an seinem Ufer lag. Die Bedeutung, die die Stadt im Mittelalter erlangte, erweist<br />
sich auch daran, dass sie von den Venezianern und später von den Türken zu einer starken<br />
Festung ausgebaut wurde.<br />
Bevor die Türken unter Mohammed II. die Stadt im Jahre 1470 erobern konnten, erwies sie als<br />
Festung noch einmal ihre militärischen Qualitäten, denn unter Führung des letzten venezianischen<br />
Verwalters, dem Balio Paolo Erizzo, vermochte sie es, mit relativ geringen Kräften fast drei<br />
Wochen lang den massiven türkischen Attacken (300 Schiffe, 300.000 Soldaten) zu trotzen. Verrat<br />
trug dazu bei, dass die Stadt schließlich doch erstürmt wurde, aber sie blieb auch unter osmanischer<br />
Herrschaft als “Egriboz“ ein wichtiger Handelsplatz und eine starke Bastion. 1688 versuchten<br />
die Venezianer (Francesco Morosini und der schwedische Herzog Wilhelm Königsmark mit<br />
ihren Truppen) noch einmal, die Stadt für sich zurückzugewinnen, aber sie mussten ohne Erfolg<br />
wieder abziehen. Auch der Versuch der griechischen Revolutionsarmee unter Odysseas Androutsos,<br />
die Stadt 1823 von den Türken zu befreien, scheiterte, und erst 1833, nachdem die europäischen<br />
Großmächte die Gründung eines eigenen griechischen Staates befördert hatten, übergaben<br />
die Türken ganz Euböa und Halkida an Griechenland.<br />
2. Sehenswürdigkeiten in Halkida<br />
Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts muss Halkida als städtebauliches Ensemble eine außergewöhnlich<br />
attraktive Stadt gewesen sein, die mit Mauern, Toren, Zinnen, Kirchen, Moscheen,<br />
Minaretten und vielen anderen stattlichen Gebäuden ihre venezianische und ihre türkische Vergangenheit<br />
lebendig bezeugte und ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt hatte. H.N.Ulrichs<br />
(vgl. Literaturverzeichnis) konnte 1837 das malerische Halkida, die ehemalige „Città di Negroponte“,<br />
noch so beschreiben:<br />
„Chalcis gewährt von der Seeseite einen äußerst überraschenden Anblick und zeigt einen durchaus<br />
orientalischen Charakter. Über die lange Reihe der Zinnen ragen die Kuppeln und lange<br />
säulenartige Minarets der Moscheen, die Dächer einiger hohen türkischen Häuser, ein vier-eckiger,<br />
Mittelalterlicher Kirchthurm hervor und zwischen diesen die Gipfel alter Cypressen und Palmen.“<br />
(S. 215)<br />
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