M. SARS
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Mantels, der sich an der Oberfläche der fremden Körper, auf welchen dieses Thier angewachsen sitzt,<br />
ausbreitet und Gemmen, welche der Mutter ganz ähnlich werden, hervortreibt. Die Fortpflanzung<br />
geschieht gewöhnlich durch der Mutter sehr unähnliche und weniger vollkommen organisirte eierfüh<br />
rende Gemmen *) oder neue Individuen mit weniger deutlich ausgeprägter Individualität, welche die<br />
zweite Generation sind. Aus den Eiern dieser Gemmen entwickelt sich wahrscheinlich (denn Niemand<br />
hat es bisher durch Beobachtung nachgewiesen), analogisch mit den bekannten Beobachtungen Lov^n's<br />
über ähnliche Eier der Campanularia, eine Brut, die zu der Form und Organisation der ersten Gene<br />
ration oder den sogenannten Ammen zurückkehrt. Bei einigen Arten dieser Familie dagegen, wie<br />
Podocoryna, werden an derselben Species, welche jene eierführenden Gemmen producirt, und zu<br />
derselben Jahreszeit, wahrscheinlich aber unter anderen Verhältnissen, andere vollkommener organi<br />
sirte eierlose, und ebenfalls der Mutter sehr unähnliche Gemmen, welche sich vom Mutterkörper ablösen<br />
und ihr Leben als freie Wesen und deutlich abgesonderte Individuen fortsetzen, entwickelt.<br />
Die Tubularinen und Sertularincn pflanzen sich durch unvollkommene, der Mutter ähnliche,<br />
sowie durch eierführende, der Mutter unähnliche, Gemmen derselben Art, wie sie bei den Coryneen<br />
vorkommen, fort. Der Mutter unähnliche, eierlose Gemmen kennen wir bisher nur bei Coryna fritit-<br />
laria, Steenstr., Podocoryna carnea, Corymorpha nutans, Syncoryna Sarsii und Perigonimus museoides.<br />
Der von mir **) angeführten Thatsache, dass die erste Generation oder die Ammen der Medusen<br />
sich durch Gemmen und Stoloncn fortpflanzen, gibt Steenstrup***) eine andere Erklärung, wie: „dass<br />
bisweilen mehrere Embryonen im Ei gewesen" oder „dass mehrere dieser Knospen aus derselben Brut<br />
entstanden sein möchten, welche sich an ein kurz zuvor angeheftetes Individuum geheftet habe" u. s.<br />
w. Diese Erklärung war auch während meiner damaligen Beobachtungen die erste, welche sich mir<br />
darbot, ich glaube aber mich von der Unrichtigkeit derselben völlig überzeugt zu haben. Und wie<br />
will man denn die Stolonenbildung, die doch deutlich genug und schon von Sicbold an den achtar<br />
migen Medusenammen beobachtet worden ist, erklären? Davon schweigt Steenstrup. Offenbar ist hier<br />
die vollkommenste Analogie mit den Tubularinen und Sertularincn. Sowie nämlich die erste Gene<br />
ration (die Ammen) der letzteren Thicre sich durch unvollkommene der Mutter ähnliche geschlechtslose<br />
Gemmen, wodurch der Stamm vergrössert wird, vermehrt, ebenso verhält es sich mit den Medusen,<br />
deren durch diesen Act hervorgebrachte neue Individuen auch ihrer Mutter ähnlich sind und<br />
geschlechtslos sein müssen. Wie ferner jener Stamm Stolonen treibt, aus welchen bald neue geschlechts<br />
lose Individuen hervorwachsen, so auch bei den Medusenamraen. Und sowie endlich am Polypcn-<br />
stockc (den Ammen) einiger Corynden und Tubularinen zu gewissen Jahreszeiten und unter gewissen<br />
Verhältnissen cicrlose, ihrer Mutter sehr unähnliche, Gemmen hervorwachsen, welche, wie es scheint<br />
in Verbindung mit ihrer Eierlosigkeit, weit vollkommener entwickelt sind, und sich von dem gemein<br />
schaftlichen Mutterstammc ablösen um ein sclbstständigcs Lehen zu führen, indem sie ganz die Orga<br />
nisation und Lebensweise der Acalephen zeigen, ebenso entwickeln sich auch aus dem Körper der<br />
Medusenammen neue Individuen, welche, auf einer höheren Organisationsstufc als der der Mutter und<br />
ihr unähnlich, sich vom Mutterstammc ablöse.» und freie Medusen werden.<br />
Steenstrup hat, glücklicher als ich, bei den Meduscnammcn ein Gefässsysfem (von welchem<br />
ich nur die 4 radiairen Canäle, die mir wie Wülste erschienen, bemerkt hatte) und im Boden der<br />
Glocke einen röhrenförmigen Riagen oder Mund gefunden. Hieraus schlicsst er, dass sie keine<br />
polypartige, sondern eine aealephartige Organisation haben, und nur festsitzende Medusen<br />
*) So nenne ich immer der Kürze wegen diese und ähnliche Körper anstatt der richtigeren aber längeren Benennung:<br />
Individuen der zweiten Generation.<br />
**) Erichsons Archiv I. c. p. 26 Tab. 1 Fig. 34—42.<br />
***) Ueber den Generationswechsel p. 18.