M. SARS
M. SARS
M. SARS
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festgehalten wurden, wie darauf der ganze Strahl mit der anhangenden Schnecke gegen den Mund<br />
gebracht wurde, indem die andern Strahlen ebenfalls sich nach innen beugten, so dass die Schnecke<br />
schwerlich entkommen konnte. Nach dem Verlaufe einer kürzeren oder längeren Zeit streckte die<br />
Lucernaria ihre Strahlen wieder aus, und ich sah dann, dass die Schnecke schon in die Körperhöhle<br />
eingebracht war, in welcher ihre weichen Theile, wahrscheinlich vermittelst der oben erwähnten an<br />
den Eingängen der Seitenhöhlen sitzenden und in der Centralhöhle niederhangenden zahlreichen ten<br />
takelartigen Fäden, ausgesogen und verdauet werden, wonach die leere Schale durch den Mund aus<br />
geworfen wird. — Einige male habe ich auch halb aufgelöste kleine Amphipoden in der Körperhöhle<br />
angetroffen, sowie O. Fabricius in seiner Lucernaria auricula, die unsere L. qvadricornis ist, den<br />
Oniscus abyssinus und die Sqvilla Iobata fand *).<br />
In der Absicht die Bcproductionskraft der Lucernarien zu untersuchen stellte ich im Winter<br />
1839 folgende Versuche an:<br />
Ich schnitt an einem Individuum einen Strahl weg, und ein anderes zerschnitt ich der ganzen<br />
Länge nach in zwei gleiche Theile. Ersteres Individuum sowohl als die beiden Hälften des letzteren<br />
lebten fort; die Hälften krochen mit Hülfe ihrer Tentakeln umher, und die eine von ihnen, welche<br />
die Grundfläche des Stieles (obgleich dieser übrigens aufgeschnitten war) behalten hafte, heftete sich<br />
mit dieser wieder fest. So lebten sie alle drei, obgleich etwas schlank und hager geworden, vier<br />
Wochen fort, ohne die mangelnden Theile zu reproduciren. Die Ursache des Letzteren war doch<br />
ohne Zweifel ihre Einschliessung in engen Gefässen, wo sie weder immer frisches Seewasscr noch<br />
Nahrung genug haben konnten.<br />
Wieder an einem anderen Individuum schnitt ich das Ende eines Strahles und den Stiel ab,<br />
und setzte diese beiden Theile in ein Glas für sich. Ich musstc über das zähe Leben dieser Thiere<br />
und zwar über wie wenig nothwendig die Verbindung ihrer Organe sei, erstaunen. Die eben genannten<br />
zwei Stücke der Lucernaria lebten nämlich, anscheinend ganz wohl, sogar nach dem Verlaufe von<br />
mehr als.vier Wochen immer fort. Das Strahlenstück bewegte seine Tentakeln, verkürzte sie wenn<br />
sie irritirt wurden, und kroch mit ihrer Hülfe sehr langsam an den Wänden des Glases umher. Das<br />
Slielstück setzte sich mit der Grundfläche fest und streckte das obere oder abgeschnittene Ende<br />
hervor, beugte es nach den Seiten und an den Boden wie tastend, zog es aber bei irgend einer Irri<br />
tation sogleich zurück und verkürzte sich stark. Wurde dieses Stück losgerissen, setzte es sich bald<br />
wieder mit der Grundfläche fest. Auch sah ich es zuweilen einige von den auf den 4 Muskeln im<br />
Stiele sitzenden tentakelartigen Fäden hervorstrecken und sich mit ihnen an fremde Körper fest heften.<br />
Diese Beobachtung stimmt mit meiner oben erwähnten Annahme, dass diese mit eigentümlicher<br />
wurmförinigcr Bewegung versehenen tentakelartigcn Fäden es sind, welche die in die Körperhöhle<br />
eingebrachten Schnecken umschlingen und aussaugen, bei welcher Verrichtung wohl auch vielleicht<br />
ein von den Wänden der Körperhöhle abgesonderter Schleim auflösend mitwirken könne. — Dass<br />
inzwischen die Lucernarien eine nicht geringe Bcproductionskraft haben, schloss ich aus der Be<br />
trachtung eines Individuums, das offenbar vier seiner Strahlen verloren hatte, an deren Stelle vier<br />
neue, doch nur ein Drittel so lang als die vier übrigen unbeschädigten, hervorgewachsen waren.<br />
Diese neuen Strahlen hatten übrigens die normale Gestalt, waren auch paarweise vereinigt, jeder mit<br />
etwa 40 Tentakeln, während die vier anderen Strahlen deren mehr als 100 hatten. — Nicht selten<br />
findet man verstümmelte Individuen, die eine oder mehrere ihrer Strahlen oder ein Stück des Stieles,<br />
wahrscheinlich von grösseren Thieren, Fischen oder Krebsen &c. &c. abgebissen, verloren haben und<br />
dennoch sehr lebhaft sind.<br />
Die Lucernarien sind ohne Zweifel mehrjährige Thiere; denn ich habe im Winter, zu welcher<br />
') Fauna grönlandica p. 343. Durch Vergleichung von Exemplaren aus Grönland habe ich mich von der Identität der<br />
Luc. auricula, Fahr., und der Luc. qvadricornis, Müll., überzeugt.