Vertriebserfolg 2013 - Das eMagazin
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2017, für uns ja nicht, dass wir in<br />
dieser Zeit nichts zu tun hätten.<br />
Wie werden Sie diese Zeit<br />
nutzen?<br />
Zunächst einmal müssen wir natürlich<br />
in dem Punkt zu einer Lösung<br />
kommen, dem die Aufschiebung<br />
insbesondere geschuldet<br />
ist: nämlich bei der Frage, wie<br />
langfristige Verträge und Garantien<br />
adäquat abgebildet werden<br />
können. Dazu findet seit Ende<br />
Januar europaweit eine Auswirkungsstudie<br />
statt. Die europäische<br />
Versicherungsaufsicht EIOPA<br />
wird die Ergebnisse Mitte Juni<br />
an die EU-Kommission geben.<br />
Vor allem aber beschäftigen wir<br />
uns damit, welche Elemente des<br />
Solvency-II-Regimes schon vorab<br />
eingeführt werden könnten.<br />
Welche könnten das sein?<br />
<strong>Das</strong> ist von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat<br />
unterschiedlich – je<br />
nachdem, wie das jeweilige nationale<br />
Recht ausgestaltet ist.<br />
Entscheidend ist immer, ob es<br />
gesetzlich, faktisch und technisch<br />
möglich ist, einen bestimmten<br />
Teilbereich vorzuziehen. In<br />
Deutschland sind wir vor allem<br />
beim Thema Risikomanagement<br />
schon jetzt gut aufgestellt, das<br />
zur zweiten Säule von Solvency II<br />
gehört. Ich könnte mir auch vorstellen,<br />
dass einige eher deskriptive<br />
Elemente von Säule III, also<br />
den Veröffentlichungsvorschriften,<br />
schon vorab eingeführt werden<br />
könnten. Überall dort, wo es<br />
einen gangbaren Weg gibt, Elemente<br />
vorzuziehen, werden wir<br />
es tun. Wir werden da ganz pragmatisch<br />
vorgehen.<br />
Welchen Vorteil hat es denn,<br />
einzelne Teile vorzuziehen?<br />
Im Grunde geht es einfach darum,<br />
Solvency II schrittweise umzusetzen<br />
anstatt zu einem festgelegten<br />
Datum als „Big Bang“.<br />
<strong>Das</strong> hat den großen Vorteil, dass<br />
Unternehmen und Aufsicht nach<br />
und nach Erfahrungen bei der Anwendung<br />
sammeln können – und<br />
dass wir mit der Umsetzung vorankommen.<br />
Warum also sollten<br />
wir mit der Weiterentwicklung<br />
etwa bei Fragen der Governance<br />
oder des Risikomanagements zögern,<br />
wenn dem weder rechtlich<br />
noch faktisch Hindernisse im Weg<br />
stehen? Einige Unternehmen haben<br />
uns bereits signalisiert, dass<br />
sie darüber hinaus weitere Teile<br />
von Solvency II freiwillig vorab erproben<br />
wollen, über die von uns<br />
als verbindlich geforderten Standards<br />
hinaus. <strong>Das</strong> unterstützen<br />
wir ausdrücklich.<br />
Was wird sich für die Aufsicht<br />
unter Solvency II verändern?<br />
Wir müssen uns darauf einstellen,<br />
dass die Aufsicht unter Solvency II<br />
deutlich internationaler wird. Wir<br />
werden uns in den Kollegien mit<br />
den Aufsehern der anderen Länder<br />
fortlaufend abstimmen. Wir<br />
müssen darauf achten, dass wir<br />
unseren Einfluss dort geltend machen<br />
können. Auch wird ein viel<br />
größerer Teil der Maßstäbe und<br />
materiellen Inhalte, an denen unsere<br />
Aufsicht auszurichten ist, von<br />
EIOPA koordiniert werden. <strong>Das</strong> ist<br />
aus meiner Sicht auch richtig. Der<br />
Blick durch die rein nationale Brille<br />
reicht nicht mehr aus.<br />
Quelle: © Boki - Fotolia.com<br />
MARKT | <strong>Vertriebserfolg</strong> <strong>2013</strong><br />
Wir werden auch unseren Dialog<br />
mit den Unternehmen weiter<br />
intensivieren müssen, um dem<br />
stärker prinzipienbasierten Ansatz<br />
von Solvency II und dem Proportionalitätsprinzip<br />
Rechnung<br />
tragen zu können. Dabei sollten<br />
wir als Aufseher immer unseren<br />
gesunden Menschenverstand zu<br />
Rate ziehen. Die Finanzkrise der<br />
vergangenen fünf Jahre hat deutlich<br />
gezeigt: Es kann nicht darum<br />
gehen, das Augenmerk lediglich<br />
auf die Ergebnisse der teilweise<br />
komplexen – und vermeintlich<br />
unfehlbaren – Modellrechnungen<br />
zu richten. Unter Solvency II<br />
ist vielmehr das Zusammenspiel<br />
zwischen quantitativen Größen<br />
und dem sehr wichtigen Risikomanagement<br />
zu berücksichtigen.<br />
Erst dadurch ergibt sich ein<br />
Gesamtbild, das uns in die Lage<br />
versetzt, die Unternehmen richtig<br />
zu beurteilen, und – fast noch<br />
wichtiger – es den Unternehmen<br />
selbst ermöglicht, sich zukunftsorientiert<br />
ihrer Risikosituation<br />
strukturiert und deutlich bewusst<br />
zu werden.<br />
Mindestens ebenso stark wie Solvency<br />
II beschäftigt das anhaltende<br />
Niedrigzinsumfeld die Versicherungsbranche.<br />
Ja, das ist für die Industrie eine<br />
große Herausforderung, allen voran<br />
für die Lebensversicherer. Je<br />
länger die Zinsen so niedrig bleiben,<br />
desto schwieriger wird es<br />
für sie, mit ihrem Kapital ausreichend<br />
Erträge zu erwirtschaften.<br />
Als Aufsicht müssen wir dieses<br />
Problem sehr genau im Auge<br />
behalten. Um uns ein möglichst<br />
klares Bild zu verschaffen, fragen<br />
wir schon seit 2009 fortlaufend<br />
die ökonomisch relevanten Daten<br />
bei allen Lebensversicherern ab<br />
und analysieren diese. Außerdem<br />
führen wir Stresstests und Prognoserechnungen<br />
durch. Sie haben<br />
bestätigt, dass die deutschen<br />
Lebensversicherer ihre Leistungsversprechen<br />
kurz- bis mittelfristig<br />
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