Vertriebserfolg 2013 - Das eMagazin
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wird ihre enormen und sachkundigen<br />
Ressourcen künftig also<br />
auch dazu verwenden können,<br />
nicht nur die Daten der Banken,<br />
sondern auch die der Versicherer<br />
volkswirtschaftlich zu analysieren.<br />
<strong>Das</strong> begrüße ich sehr.<br />
Lassen Sie uns noch über ein weiteres<br />
Aufsichtsthema sprechen,<br />
das derzeit in aller Munde ist: den<br />
Verbraucherschutz. <strong>Das</strong> Versicherungsaufsichtsgesetz,<br />
kurz VAG,<br />
enthält dazu ja einen klaren Auftrag.<br />
Wie füllt die Versicherungsaufsicht<br />
diesen aus?<br />
Laut VAG ist die Wahrung der Belange<br />
der Versicherten eines der<br />
Hauptziele unserer Aufsicht. Dieses<br />
Mandat für einen kollektiven<br />
Verbraucherschutz nehmen wir<br />
sehr ernst. Wir haben das Thema<br />
schon immer aktiv vorangetrieben.<br />
Vielleicht sollten wir aber etwas<br />
offensiver über das sprechen,<br />
was wir zum Schutz des Versichertenkollektivs<br />
tun.<br />
So können wir dem verfehlten<br />
Eindruck Vorschub leisten, dass<br />
wir uns im Verbraucherschutz weniger<br />
engagieren als in anderen<br />
Bereichen. <strong>Das</strong> ist zweifellos nicht<br />
der Fall. Ganz im Gegenteil – wir<br />
tun sogar sehr viel.<br />
können Sie Beispiele nennen?<br />
Der beste Verbraucherschutz ist<br />
natürlich unsere Solvenzaufsicht –<br />
wir stellen sicher, dass die Unternehmen<br />
zahlungsfähig bleiben.<br />
Wir sorgen aber auch dafür, dass<br />
die Versicherer ihren Geschäftsbetrieb<br />
ordnungsgemäß führen und<br />
die Gesetze und aufsichtlichen<br />
Vorgaben beachten. <strong>2013</strong> wollen<br />
wir vier Verbraucherschutzthemen<br />
schwerpunktmäßig anpacken:<br />
Beschwerdemanagement,<br />
Produktinformationsblätter, Praxis<br />
der Schadenregulierung und Anreize<br />
im Vertrieb.<br />
Was heißt das konkret? Beginnen<br />
wir mit dem Beschwerdemanagement.<br />
Wir wollen, dass alle Versicherer<br />
ihre Beschwerdemanagement-Prozesse<br />
klar definieren<br />
und schriftlich festlegen. <strong>Das</strong><br />
sollte für einen ordnungsgemäßen<br />
Geschäftsbetrieb ohnehin<br />
selbstverständlich sein. Zumal ein<br />
intelligentes Beschwerdemanagement-System<br />
nicht nur den Verbrauchern,<br />
sondern auch den Unternehmen<br />
selbst zugute kommt.<br />
Für die Schadensabwicklung und<br />
die Produktentwicklung kann es<br />
außerordentlich gewinnbringend<br />
sein, wenn Erkenntnisse aus Beschwerden<br />
dort einfließen.<br />
EIOPA hat dazu kürzlich Leitlinien<br />
erlassen, nach denen die Mitgliedstaaten<br />
dafür sorgen sollen,<br />
dass die Versicherer bei der Beschwerdebearbeitung<br />
bestimmte<br />
Mindeststandards einhalten. Wir<br />
unterstützen das nachhaltig und<br />
werden dazu ein Rundschreiben<br />
und eine Sammelverfügung veröffentlichen.<br />
Es wird dazu in Kürze<br />
auch eine Konsultation geben.<br />
Inwiefern wird sich die Versicherungsaufsicht<br />
mit den<br />
Produktinformationsblättern<br />
und der Schadenregulierung<br />
befassen?<br />
Die Versicherer müssen ihren<br />
Kunden seit 2008 ein Produktinformationsblatt<br />
mit den wichtigsten<br />
Vertragsinformationen<br />
aushändigen, um ihnen eine gut<br />
durchdachte Entscheidung zu ermöglichen.<br />
Die Produktinformationsblätter<br />
enthalten beispielswei-<br />
MARKT | <strong>Vertriebserfolg</strong> <strong>2013</strong><br />
se Angaben zur Höhe der Prämie<br />
oder weisen auf Leistungsausschlüsse<br />
hin. Es ist wichtig, dass<br />
alle Informationen knapp, übersichtlich<br />
und verständlich dargestellt<br />
werden – sonst ist das Ziel<br />
verfehlt. Wenn wir Hinweise erhalten,<br />
dass Produktinformationsblätter<br />
mit Detailinformationen<br />
überfrachtet oder schlicht unverständlich<br />
sind, werden wir diesen<br />
nachgehen. Es liegt letztlich auch<br />
im Interesse der Industrie, ihre<br />
Produktinformationsblätter zu<br />
verbessern. Sie ist auf das Vertrauen<br />
der Verbraucher angewiesen.<br />
Wir werden außerdem verstärkt<br />
prüfen, ob es einzelne Versicherer<br />
gibt, die ihre Schadenregulierung<br />
missbräuchlich steuern. Sollten<br />
wir Unternehmen dabei auf die<br />
Spur kommen, dass sie gezielt<br />
danach trachten, Schadenregulierung<br />
zu verhindern, werden wir<br />
natürlich auf geeignete Weise gegensteuern.<br />
Und wo hakt es im Vertrieb?<br />
Es kommt vor, dass Versicherungsunternehmen<br />
im Vertrieb<br />
falsche Anreize setzen. <strong>Das</strong> kann<br />
dazu führen, dass Vermittler im<br />
Einzelfall ungeeignete Produkte<br />
empfehlen oder gar im größeren<br />
Stil Umdeckungen veranlassen,<br />
die nicht im Interesse der Kunden,<br />
sondern allein am Provisionsinteresse<br />
der Vermittler orientiert sind.<br />
Wir werden den Vertrieb in den<br />
kommenden Monaten daraufhin<br />
noch schärfer unter die Lupe<br />
nehmen als bisher. Solche Fehlsteuerungen<br />
zu verhindern, ist im<br />
Übrigen auch Ziel der Reform der<br />
Versicherungsvermittler-Richtlinie,<br />
über die derzeit auf europäischer<br />
Ebene diskutiert wird.<br />
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