DER PERFEKTE SCHUSS.
Krumpen: Wenn du als Torwart in der letzten Minute einen Elfmeter verursachst, ist das natürlich erstmal ein beschissenes Gefühl. Er ist nicht besonders clever zum Ball gegangen, Feisti hat es gut gemacht, und dann haut er ihn um. Du weißt in dem Moment: Wenn der Elfer reingeht, endet das Spiel wegen dir nur unentschieden. Wenn du den Ball natürlich hältst, feiert dich das ganze Stadion und ruft deinen Namen, die Fans fordern dich auf den Zaun – deshalb wird man Profi-Torwart. Du kannst eben Spiele ins Positive wie ins Negative entscheiden. Luthe hat seinen Fehler wieder gutgemacht und wurde dafür von den Fans gefeiert. Ihr hattet in den letzten beiden Auswärtsspielen jeweils ein Negativerlebnis in allerletzter Sekunde zu verkraften. Wie geht die Mannschaft damit um? Krumpen: Im ersten Moment, unmittelbar nach dem Spiel in der Kabine, bist du natürlich niedergeschlagen. Wir haben sofort versucht, Aimen wieder aufzubauen. Genauso wie wir in Dresden Ray Yabo wieder aufgebaut haben. Nach dem Erlebnis in Dresden haben wir gegen Ingolstadt ein gutes Spiel abgeliefert, und so muss es jetzt gegen Duisburg auch laufen. Im Training hart arbeiten und alles dafür tun, damit wir am Sonntag den ungemein wichtigen Dreier einfahren. Jo, kannst du dich an eine Phase in deiner aktiven Karriere erinnern, in der ähnlich wie jetzt so gar nichts klappen wollte? Montanes: Solche Phasen hat es immer gegeben. Wir haben auch mal Heimspiele mit 0:4 verloren. Aber Tim hat es richtig gesagt: Dann muss die ganze Mannschaft in der nächsten Woche gemeinsam mit dem Trainer wieder gut arbeiten, um am Wochenende das Spiel zu gewinnen. Wir haben doch früher auch nicht immer gut gespielt. Ich drücke den Jungs die Daumen, dass sie das wichtige Spiel gegen Duisburg gewinnen. Wie hat sich der Fußball im Laufe der Zeit verändert? Montanes: Die Spielweise hat sich sehr verändert. Heute spielt sich alles auf 30 Metern ab. Zwischen der Viererkette und dem Torwart ist eine Menge Raum, das gab es bei uns früher ganz selten. Heute sind die Jungs spielerisch besser als wir. Aber diese Vergleiche zwischen damals und heute ziehe ich eigentlich nicht gerne. Wir mussten damals Zweikämpfe gewinnen, und das müssen die Jungs heute auch noch. Wenn du keine Zweikämpfe gewinnst, brauchst du gar nicht anzutreten. Egal, ob du mit Viererkette spielst oder wie wir damals mit Libero. Ich bin überzeugt davon: Wenn du als Mannschaft die wichtigen Zweikämpfe gewinnst, dann gewinnst du auch das Spiel. Und dann kommt auch das spielerische Element dazu und es läuft wieder. Das Spiel ist viel schneller geworden, die Räume sind enger – aber alles andere ist geblieben. Es geht um drei Punkte – bei uns damals waren es noch zwei – und die sind entscheidend. Du musst jedes Wochenende für die Fans alles geben. Ich habe nie für mich selbst gespielt, sondern immer für die Leute auf der Tribüne. Die Fans werden weiter kommen, die hoffen genau wie ich auch, dass die Jungs da unten rauskommen. Und sie werden auch da rauskommen, wenn sie so weiter spielen. Gegen Duisburg wird es zusätzlich eine besondere Partie, weil zum Jubiläum extra viele Fans im Stadion sein werden. Nimmt man sich da als Spieler noch mehr vor? Krumpen: Bei uns ist im Moment eigentlich jedes Spiel ein besonderes Spiel, weil wir unten drin stehen und jede Woche punkten müssen. Das Jubiläum an sich ist für uns nicht so wichtig – wichtig sind die über 25.000 Fans, die hinter uns stehen, damit wir gegen Duisburg gewinnen und wieder einen Schritt nach oben machen. Im Moment haben wir nur wichtige Spiele. Jo, du bist ja nicht nur regelmäßiger Beobachter, sondern schnürst auch noch selbst die Schuhe. Was bedeutet es dir, jeden Samstag mit der Traditionself auf dem Platz zu stehen? Montanes: Ich bin froh, dass ich das überhaupt noch schaffe! Ich bin schließlich auch nicht mehr der Jüngste. Es macht unheimlich viel Spaß, da jeden Samstag dabei zu sein. Wir spielen im kompletten Großraum <strong>Aachen</strong> bis nach Mönchengladbach. Und das ist auch ein Stück <strong>Alemannia</strong>. Es sind einige ehemalige Mitspieler von mir dabei, und wenn man dann irgendwo auf dem Land ist, dann schauen die Leute schon. Es macht Spaß, mit dem <strong>Alemannia</strong>-Wappen auf der Brust aufzulaufen. Und: Ich habe noch kein einziges Spiel verloren. Wir spielen gegen jüngere Mannschaften, und die wollen uns natürlich schlagen. So lange ich noch fit bin, werde ich weiter dabei sein. Was denkt ein junger Spieler über einen alten Hasen, der fast 500 Zweitligaspiele absolviert hat? Krumpen: Da kann man nur Respekt zollen. Fast 500 Spiele – das ist schon stark. Jeder von uns würde sich wünschen, so viele Spiele zu machen. „Bei uns ist im Moment jedes Spiel ein besonderes Spiel, weil wir unten drin stehen und eigentlich jede Woche punkten müssen.“ Tim Krumpen Wenn mir jemand anbieten würde: Tim, du machst 500 Spiele in der Zweiten Liga – das würde ich unterschreiben. Das ist eine Sache, auf die ich hinarbeite. Er hat es geschafft, also kann man vor Jo nur Respekt haben. Montanes: Ich wünsche Tim, dass er 500 Spiele macht. Und denkt immer daran: Wir stehen hinter euch! Interview 15