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AA Tivoli Echo #07-1112 - Alemannia Aachen

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Sascha Theisen ist Alemanne – 24<br />

Stunden am Tag. Das macht sein<br />

Leben nicht unbedingt einfacher,<br />

aber er will es auch nicht anders.<br />

Wie <strong>Alemannia</strong> seinen Alltag beherrscht,<br />

erzählt er regelmäßig im<br />

<strong>Tivoli</strong> <strong>Echo</strong>. Nebenher organisiert<br />

Theisen die mittlerweile zum Kult<br />

aufgestiegene Fußball-Lesung<br />

TORWORT. Sein Buch „Nach<br />

Vorne!“ erzählt von steilen Stehplatzrängen,<br />

betrunkenen Vor-<br />

stoppern und seinem ewigen Idol<br />

Mario Krohm. Die 9,90 Euro, die<br />

es kostet, sind gut angelegtes<br />

Geld – sagt nicht nur Theisen.<br />

www.torwort.de<br />

Immer wieder TSV...<br />

kolumne<br />

über das tägliche Leben mit <strong>Alemannia</strong><br />

China Online<br />

Als ich noch in <strong>Aachen</strong> wohnte, war meine Heimat die Jülicher Straße, Hausnummer 136,<br />

nicht weit weg vom Kapuzinerhäuschen - einer Kneipe, in der der Wirt so viel plauderte wie<br />

der Prinz von Homburg. Unsere Bude war 38 Quadratmeter groß. Nach der Einweihungsparty<br />

stank der Teppich penetrant nach Bier und im Bad fehlten zwei Bodenfliesen.<br />

Der Kühlschrank, an dem ein Bild von Mario Krohm klebte, war meist gähnend leer. Nur<br />

eines durfte nicht wirklich fehlen: Zimbo-Kochschinken! Und das lag weniger daran, dass<br />

der Schinken besonders schmeckte, sondern viel mehr daran, dass Mike Zimmermann die<br />

rechte Seite des <strong>Tivoli</strong> beackerte. Und dieser Mike Zimmermann wurde von allen, die diese<br />

rechte Seite liebten, „Zimbo“ gerufen. Nach einer ewig langen Durststrecke war der kleine<br />

rothaarige Mann im Spiel gegen Eintracht Trier eingewechselt worden und spielte danach groß<br />

auf. Spätestens da hatte sich Zimbo, dessen Einsatz wir vorher schon wochenlang gefordert<br />

hatten, in unsere Herzen gespielt. Völlig klar, dass er fortan unseren Alltag bestimmte. Kurzerhand<br />

ernannten wir die Ecke Jülicher Straße schräg gegenüber vom Kapuzinerhäuschen zur<br />

Zimbo-Ecke und trafen uns nun vor jedem Heimspiel mit allen Mann hier, um zum <strong>Tivoli</strong> zu<br />

gehen. Die Verabredungen waren schnell auf den Punkt gebracht: „Halb acht Zimbo-Ecke!“,<br />

„Alles klar!“. Vielmehr Verehrung geht eigentlich nicht. Geht doch!<br />

Denn natürlich brauchte es nicht lange bis Mike Zimmermann auch zum Zentrum unserer<br />

„Wie-komme-ich-schnell-und-ohne-Aufwand-zu-viel-Geld“-Plänen wurde. Wir hatten schon<br />

einige Pläne ersonnen und dann wieder verworfen. An der Spitze eine zweifelhafte Börsen-<br />

Transaktion an der sich zwölf Mann mit eigentlich zurechnungsfähigem IQ jeweils mit mühsam<br />

zusammen gekratzten 1.000 DM beteiligten und dessen Kern eine Investition von 12.000 DM<br />

in die chinesische Firma „China Online“ war. Geschäftsidee: Wenn die Chinesen erst mal alle<br />

ins Internet gehen, steigt die China Online-Aktie ganz schnell von 3 Pfennig auf mindestens<br />

10 Mark. Und was das wiederum bei einer Investition von 12.000 Mark insgesamt bedeutet<br />

hätte, ist auch klar: 400.000 Aktien zum Einkaufspreis von jeweils drei Pfennig hätten bei einer<br />

Preissteigerung auf 10 DM mal eben schmale vier Millionen DM bedeutet. Wir sahen gekachelte<br />

Hallenbäder, ukrainische Frauen und kubanische Zigarren.<br />

Wie auch immer - mit Mike Zimmermann hatten wir anderes vor und gingen daher zu einem<br />

Scherenschnitt-Meister auf der Dürener Annakirmes und ließen uns einen Zimbo-Starschnitt<br />

von dessen Konterfei schnipseln. Bei dessen markanter Kurzhaar-Frisur und den mageren<br />

Gesichtszügen sah das Teil auch phantastisch aus und hatte einen hohen Wiedererkennungswert<br />

- so dass wir nur noch die 3.000 Aufkleber hätten produzieren müssen, die wir für 5 Mark<br />

das Stück vor dem <strong>Tivoli</strong> verkloppen wollten. Einkalkulierter Reingewinn: 15.000 DM minus<br />

300 DM Produktionskosten für Druck und Scherenschnitt-Meister – nicht ganz die „China-<br />

Online-Millionen-Liga“, aber immerhin: schönes Geld. Leider scheiterte alles an der Anfangsinvestition<br />

und der Zimbo-Starschnitt blieb ein Unikat.<br />

Wie auch immer - Mike Zimmermann musste leider gehen. Für seine Position kam Willi Landgraf<br />

und kein Trainer hatte je weder den Mut noch die Idee beide gemeinsam aufzustellen.<br />

Was bis heute geblieben ist, ist der Zimbo-Schinken in meinem Kühlschrank. Und wenn ich<br />

heute zum <strong>Tivoli</strong> fahre, komme an der Jülicher Straße vorbei, dann denke ich an alte Zeiten:<br />

an heftige Partys in viel zu kleinen Wohnungen, an Eintracht Trier und an die Zimbo-Ecke –<br />

gleich gegenüber vom Kapuzinerhäuschen.<br />

Kolumne 27

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