6H@A:E>DH - Asklepios
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chend lange, weitgehend normalkalibrige<br />
Aortenabschnitte vorhanden sein, um die<br />
Stentprothesen ohne Leckagen sicher verankern<br />
zu können. Unter dieser Voraussetzung<br />
lassen sich kombinierte Aneurysmen<br />
der thorakalen und abdominalen Aorta in<br />
sogenannten Hybrideingriffen weniger<br />
invasiv behandeln: Zunächst wird das<br />
abdominale Aortenaneurysma offen auf<br />
konventionelle Weise operiert, dann das<br />
thorakale Aortenaneurysma – ohne Eröffnen<br />
des Brustraums und Abklemmen der<br />
Brustaorta – mit einer Stentprothese ausgeschaltet.<br />
Etwas komplexer werden die Hybridverfahren,<br />
wenn der Aortenbogen mit<br />
den Abgängen der hirnversorgenden Arterien<br />
oder das subdiaphragmale Aortensegment<br />
mit den Abgängen der Viszeral- und<br />
Nierenarterien in den degenerativ aneurysmatischen<br />
Prozess einbezogen sind. Muss<br />
nur der distale Aortenbogen rekonstruiert<br />
werden, können die linke Aorta carotis<br />
communis und die linke Aorta subclavia<br />
über einen extrathorakalen, den Hals kreuzenden<br />
Bypass an die rechte Aorta carotis<br />
communis angeschlossen werden. Bei Totalersatz<br />
des Aortenbogens legen wir nach<br />
Sternotomie einen Y-Prothesen-Bypass von<br />
der Aorta ascendens mit einem Arm zum<br />
Truncus brachicephalicus und mit dem anderen<br />
zur linken Aorta carotis und linken<br />
Aorta subclavia. Dazu sind weder das Abklemmen<br />
der Aorta noch ein hypothermer<br />
Kreislaufstillstand oder eine extrakorporale<br />
Zirkulation notwendig. Die kurzen Ab-<br />
Computertomographie nach Stending der thorako-<br />
abdominalen Aorta<br />
klemmzeiten für die Anastomosennähte<br />
werden bei sukzessiver Rekonstruktion<br />
von den Endorganen in der Regel schadlos<br />
toleriert. Anschließend lassen sich der<br />
gesamte erkrankte Aortenbogen und gegebenenfalls<br />
die Aorta descendens mit einer<br />
oder mehreren endovaskulären Stentprothesen<br />
ohne Unterbrechung des Blutflusses<br />
rekonstruieren. Die proximale Stentfixierung<br />
erfolgt in der Aorta ascendens unmittelbar<br />
distal der Bypassanastomose.<br />
Beim thorako-abdominalen Aortenaneurysma<br />
mit Einbezug des aortalen Viszeralsegmentes<br />
ist ein ähnliches Vorgehen<br />
möglich. Präoperativ wird mit der CT-Angiografie<br />
das Anschlussgefäß für eine<br />
mehrarmige Bypassprothese (Tripod oder<br />
Tetrapod) festgelegt. Dies kann die infrarenale<br />
Aorta oder eine Beckenarterie sein,<br />
sofern sie eine weitgehend normale Morphologie<br />
aufweist. Sind die infrarenale<br />
Aorta und Beckenarterien von der aneurysmatischen<br />
Degeneration mit betroffen,<br />
können sie unter bestimmten Bedingungen<br />
durch eine Bifurkationsprothese ersetzt<br />
werden, an die der mehrarmige Bypass<br />
zu den Viszeral- und Nierenarterien angeschlossen<br />
wird. Nach Fertigstellen aller<br />
Bypassverbindungen werden die Aortenabgänge<br />
der Viszeral- und Nierenarterien<br />
ligiert. Anschließend erfolgt die Exklusion<br />
des thorakoabdominalen Aortenaneurysmas<br />
durch die endovaskuläre Implantation<br />
von Stentprothesen ohne Unterbrechung<br />
des aortalen Blutflusses.<br />
Insgesamt haben wir bisher 18 Patienten<br />
mit komplexen thorakalen, thorakoabdominalen<br />
Aortenaneurysma oder einer<br />
Aortendissektion Typ B nach Stanford operiert.<br />
Bei acht Patienten war eine Transposition<br />
der supraaortalen Arterienäste<br />
und/oder eine retrograde multiviszerale<br />
Revaskularisation mit Bypassprothesen<br />
notwendig. Bei den ersten drei Patienten<br />
beobachteten wir eine Leckage im Bereich<br />
der proximalen Fixation. Hier musste<br />
ein Overstenting durchgeführt werden.<br />
Aus dieser Erfahrung setzten wir später<br />
zur Verlängerung der Fixationszone die<br />
supraaortalen Arterien nach Bedarf vom<br />
Aortenbogen ab (»Debranching«) und rekonstruierten<br />
sie in der beschriebenen<br />
Weise. Kein Patient verstarb postoperativ.<br />
Kein Patient erlitt eine Paraplegie infolge<br />
einer Rückenmarksischämie. Im Langzeitverlauf<br />
starb ein Patient 60 Monate postoperativ,<br />
vermutlich an einer Aortenruptur,<br />
ein weiterer nach sechs Monaten an einem<br />
Lungenkarzinom. In der Literatur wurden<br />
Medizin & Wissenschaft<br />
links: Angiographie eines 72-jährigen Mannes mit<br />
einem Aneurysma dissecans<br />
rechts: Angiographie nach Debranching der A. subcla-<br />
via und der A. carotis communis vom Aortenbogen<br />
und Rekonstruktion des supraaortalen Arterien mit<br />
einem den Hals kreuzenden carotido-subclavialen By-<br />
pass mit End-zu-Seit-Anschluss der linken A.carotis.<br />
communis<br />
bisher 64 Patienten beschrieben, deren<br />
thorako-abdominales Aortenaneurysma<br />
in Hybrid-Technik mit multiviszeraler Rekonstruktion<br />
operiert wurde.<br />
Die innovative Hybrid-Technik – die<br />
Kombination von offener und endovaskulärer<br />
Gefäßchirurgie – reduziert das Operationsrisiko<br />
für Patienten mit komplexen<br />
Erkrankungen der thorakalen und thorako-abdominalen<br />
Aorta. Das Debranching<br />
des Aortenbogens mit Rekonstruktion der<br />
supraaortalen Arterien und die multiviszerale<br />
retrograde Revaskularisation der<br />
Abdominalorgane vermeiden den traumatisierenden<br />
thorako-abdominalen Zugang<br />
über beide Körperhöhlen, die Anwendung<br />
einer extrakorporalen Zirkulation, das Abklemmen<br />
der Aorta, die Hypothermie und<br />
den Kreislaufstillstand. In nahezu allen<br />
bisher erschienenen Publikationen werden<br />
die Morbiditäts- und Mortalitätsraten<br />
deutlich niedriger als beim klassischen<br />
offenen Operationsverfahren angegeben.<br />
Dennoch: Auch die Hybrid-Operationen<br />
sind komplexe und komplikationsträchtige<br />
gefäßchirurgische Eingriffe, deren<br />
Langzeitergebnisse noch ausstehen. Sie<br />
sollten daher zunächst vorzugsweise bei<br />
Patienten angewendet werden, die bei geeigneter<br />
Morphologie wegen ihrer Komorbiditäten<br />
für die klassische offene Operation<br />
nicht fit genug sind.<br />
Prof. Dr. Helmut Kortmann<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Helmut Kortmann<br />
Chefarzt der Abteilung für<br />
Gefäß-, Thorax- und Endovaskuläre Chirurgie<br />
<strong>Asklepios</strong> Klinik Altona<br />
Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg<br />
Tel. (0 40) 18 18-81 16 11<br />
E-Mail: helmut.kortmann@ak-altona.<br />
lbk-hh.de<br />
ASKLEPIOS intern 33/2007<br />
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